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Der Lombardenbund italienisch Lega Lombarda lateinisch Societas Lonbardiae bzw Lombardiae 1 war ein hochmittelalterlicher Stadtebund in Oberitalien Er wurde 1167 als Abwehrreaktion gegenuber der erstarkten Italienpolitik der romisch deutschen Kaiser aus dem Hause der Staufer gegrundet und 1250 mit dem Tode Kaiser Friedrichs II obsolet und deswegen aufgelost Stadtstaaten des ersten 1167 1208 und zweiten Lombardenbundes 1226 1250 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Blute im Kampf gegen Barbarossa 2 Kampf gegen Friedrich II 3 Moderner Wiederbelebungsversuch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntstehung und Blute im Kampf gegen Barbarossa BearbeitenVorangegangen war 1164 die Grundung des Veroneser Bundes durch Verona Padua Vicenza und Venedig als Reaktion darauf dass Kaiser Friedrich I Barbarossa in den zum Reich gehorenden Stadten nicht mehr den Podesta anerkannte den die einflussreichsten Familien stellten sondern eigene Bevollmachtigte einsetzte Er wurde der Tradition nach am 7 April 1167 in der Abtei von Pontida gegrundet Mit dem Beitritt weiterer Stadte konstituierte sich der Lombardenbund am 1 Dezember 1167 Er stellte nach mehreren kleineren und zeitlich begrenzten Stadtebundnissen den ersten langer bestehenden und zugleich den ausgedehntesten Zusammenschluss italienischer Kommunen dar Die vereinigte militarische Starke der Stadte stellte Friedrichs I Herrschaftsanspruch in Frage siehe auch Honor Imperii wenngleich der Bund keineswegs das Ziel verfolgte sich vom Reich abzuspalten Friedrich I bekampfte den Stadtebund dennoch energisch Insbesondere Mailand welches bereits 1162 auf Befehl Friedrichs teilweise zerstort worden war wurde mehrfach belagert Verbundete fand der Bund in den Papsten der Zeit insbesondere in Alexander III dem zu Ehren die Bundesfestung Alessandria benannt wurde nach der Verstandigung mit dem Kaiser in Caesarea umbenannt Mindestens ebenso ungunstig wie die militarische Macht des Bundes war fur Barbarossa die Tatsache dass er die vereinigten Stadte nicht mehr einzeln gegeneinander ausspielen konnte Daruber hinaus hatte der Lombardenbund auch eine verfassungsrechtliche Dimension die sich allerdings nie voll entfaltete Schon kurz nach seiner Grundung berief der Bund das parlamentum als Versammlung ein die regelmassig zusammentreten und Streitigkeiten zwischen den Mitgliedern schlichten sollte Als ausfuhrende Organe wurden rectores ernannt bei denen es sich sowohl um Heerfuhrer als auch um Richter handelte Das darin angelegte System der gleichberechtigten Partnerschaft wurde jedoch nie dauerhaft verwirklicht Wichtigster Grund dafur ist das 1175 bei den Friedensverhandlungen von Montebello geschaffene System abgestuften Abhangigkeit der Stadte vom Kaiser das dieser nutzte um die Kommunen erneut gegeneinander auszuspielen Nach der Schlacht von Legnano 1176 kam es endgultig im Frieden von Konstanz 1183 zu einer Kompromisslosung die den Lombardenbund zu einer Dauereinrichtung machte und die Stadte auf 30 Jahre zur Mitgliedschaft verpflichtete Insbesondere wurde dadurch Mailand begunstigt das eine Vormachtstellung innerhalb des Bundes einnahm und dadurch vor allem mit Cremona in Konflikt geriet Indem er Mailand privilegierte nutzte Barbarossa die Stadt um die ubrigen Mitglieder des Bundes unter Kontrolle zu halten Der Lombardenbund war also von einem Widerstandspakt gegen den Kaiser zu dessen Herrschaftsinstrument geworden Daruber hinaus wurde den Stadten im Frieden von Konstanz unter anderem die Ubernahme der koniglichen Regalien gegen eine einmalige Zahlung ermoglicht und die meisten von ihnen durften ihre Konsuln selbst wahlen Der Kaiser blieb jedoch weiterhin der oberste Gerichtsherr Kampf gegen Friedrich II BearbeitenNach dem Tod von Barbarossas Sohn Heinrich VI 1197 gewann der Lombardenbund erneut an Bedeutung Wahrend der unklaren Thronfolge im Reich vertrat er die Interessen der lombardischen Stadte sowohl gegen den Papst als auch gegen verschiedene Gegenkonige Interessengruppen sowie nach dessen Herrschaftsantritt gegen Friedrich II Seine fruhere Bedeutung erreichte der Lombardenbund jedoch auch in dieser Epoche nicht mehr obwohl er als ernstzunehmender politischer und militarischer Gegner Friedrichs II auftrat 1226 und 1231 verhinderte der Bund durch das Sperren von Strassen und Passen Zusammenkunfte von Friedrich mit Reichsfursten auf italienischem Boden Da Friedrich 1226 einen Kreuzzug vorbereitete wurde der Lombardenbund wegen der Behinderung dieses Vorhabens mit dem Bann belegt 1236 erklarte Friedrich II schliesslich den Reichskrieg gegen die Stadte und forderte sie auf ihren Bund aufzulosen seine Rechte anzuerkennen und Truppen fur das Heilige Land zu stellen Auf die Weigerung der Kommunen folgte ein Krieg der sich ohne klare Entscheidungen uber das Jahr 1237 zog Am 27 November kam es bei Cortenuova zur offenen Feldschlacht in der Friedrich mit Hilfe des kaisertreuen Cremona den Lombardenbund vernichtend schlug Zur von Friedrich geforderten bedingungslosen Unterwerfung war Mailand zusammen mit den vier verbleibenden Mitgliedern des Bundes nicht bereit Eine Belagerung der Stadte blieb fur den Kaiser erfolglos 1248 wurde das kaiserliche Heer bei Parma geschlagen Am Ende wurde der faktisch unentschiedene Kampf durch den Tod des Kaisers 1250 beendet Die staufische Herrschaft uber Reichsitalien brach in der Folgezeit zusammen der Lombardenbund wurde damit obsolet und loste sich auf Moderner Wiederbelebungsversuch BearbeitenIn der jungsten Vergangenheit hat die rechtsgerichtete Partei Lega Nord in Anknupfung an diesen mittelalterlichen Bund eine Politik gegenuber der Zentralregierung in Rom propagiert die je nach Standpunkt auf eine Bevorzugung oder eine Beendigung der Benachteiligung des industriellen Nordens hinauslauft Literatur BearbeitenChristoph Dartmann Der Lombardenbund regionale Koordination und mediterrane Bezuge im hochmittelalterlichen Oberitalien In Roland Deigendesch Christian Jorg Hrsg Stadtebunde und stadtische Aussenpolitik Trager Instrumentarien und Konflikte wahrend des hohen und spaten Mittelalters 55 Arbeitstagung in Reutlingen 18 20 November 2016 Stadt in der Geschichte Band 44 Thorbecke Ostfildern 2019 ISBN 978 3 7995 6444 1 S 47 65 Gianluca Raccagni The Lombard League 1164 1225 Oxford University Press Oxford u a 2010 ISBN 978 0 19 726471 3 Odilo Engels Die Staufer Kohlhammer Urban Taschenbucher Band 154 9 verbesserte und erganzte Auflage mit Literaturnachtrag von Gerhard Lubich Kohlhammer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 021363 0 Helmut Maurer Hrsg Kommunale Bundnisse Oberitaliens und Oberdeutschlands im Vergleich Vortrage und Forschungen Band 33 Thorbecke Sigmaringen 1987 ISBN 3 7995 6633 3 Digitalisat Stefan Weinfurter Hrsg Stauferreich im Wandel Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas Mittelalter Forschungen Band 9 Thorbecke Stuttgart 2002 ISBN 978 3 7995 4260 9 Einzelnachweise Bearbeiten Jorg W Busch Wir und die Anderen LonbardiundLangobardibei lombardischen Geschichtsschreibern des 11 bis 13 Jahrhunderts In Frank Hentschel Marie Winkelmuller Nationes Gentesund die Musik im Mittelalter De Gruyter Berlin Boston 2014 S 265 286 hier S 281 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lombardenbund amp oldid 226575809