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Die Edition lateinisch editio Ausgabe Herausgabe nach griechisch ekdosis 1 oder Ausgabe einer Publikation bezeichnet die Vorbereitung zur Veroffentlichung oder diese Veroffentlichung selbst Das Edieren von Texten Musik und anderen Werken geschieht in der Regel durch Verlage und Herausgeber Wenn sich die Aufmachung und der Inhalt einer Publikation nicht oder nur geringfugig von vorigen Ausgaben unterscheiden spricht man eher von der Auflage einer Publikation Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben des Herausgebers 2 Editionstypologie 2 1 Abgrenzung von Editionstypen 2 1 1 Gegenstand 2 1 2 Editorischer Anspruch 2 1 3 Nutzung 2 1 4 Theoretischer Hintergrund 2 2 Unterschiedliche Typen von Editionen 3 Sonstiges 3 1 Ideologie und Edition 3 2 Begriff in anderen Zusammenhangen 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAufgaben des Herausgebers BearbeitenZiel der Edition ist es dem Leser einen vertrauenswurdigen Text zur Verfugung zu stellen Zu diesem Zweck muss der Herausgeber eine Reihe von editorischen Entscheidungen treffen die darin bestehen das Verhaltnis des von ihm edierten Textes zu seiner jeweiligen Vorlage zu bestimmen Bei der Herausgabe der Werke lebender Autoren oder Kunstler ubernehmen typischerweise Lektoren und andere Mitarbeiter eines Verlages die Aufgaben eines Herausgebers Vorlage in diesem Sinne ist z B das Manuskript oder das Typoskript des Autors bzw eine bereits in gedruckter Form vorliegende altere Textfassung Der Herausgeber kann z B die Orthografie seiner Vorlage aktualisieren den Sprachgebrauch modernisieren oder er kann umgekehrt sich fur eine texttreue Wiedergabe seiner Vorlage vielleicht sogar fur eine Faksimile Edition entscheiden Vor allem bei alteren Texten die in mehreren Fassungen oder Varianten vorliegen ist die Erstellung des Textes erheblich aufwandiger und kann umfangreiche Forschungen notwendig machen je nach Art der edierten Werke konnen unterschiedliche Typen von Editionen geeignet sein siehe unten Professionelle Herausgeber begrunden ihre Entscheidungen in der sogenannten editorischen Notiz auch editorischer Bericht genannt bei wissenschaftlichen Editionen ist diese Pflicht Editionstypologie BearbeitenAbgrenzung von Editionstypen Bearbeiten Je nach Zusammenspiel von Gegenstand editorischem Anspruch intendierter Nutzung sowie fachwissenschaftlichem Hintergrund einer Edition konnen unterschiedlichste Editionstypen voneinander abgegrenzt werden 2 Die Reflexion dieser Bedingungen ist Gegenstand der Editionswissenschaft Gegenstand Bearbeiten Alle kulturellen Ausserungen konnen als Editionsgegenstand kritisch untersucht sowie mit Wissen angereichert werden Gegenstande einer Edition sind z B Werke der Literatur Musik und bildnerischen Kunste Dokumente wie Briefe und Tagebucher audiovisuelle Medien Gegenstande Archivalien und born digital Daten 3 Die editorische Methode muss dabei auf den jeweiligen Gegenstand zugeschnitten sein Die stemmatologische Methode wurde beispielsweise fur literarische Werke der Antike entwickelt und ist besonders geeignet typische Probleme der Uberlieferung dieser Texte zu beheben fur andere Quellen sind oft andere Methoden der Edition besser geeignet Editorischer Anspruch Bearbeiten Der konkrete Editionstyp wird davon beeinflusst welchen Anspruchen die Edition genugen soll Diese ergeben sich insbesondere aus den verfugbaren Ressourcen der fachlichen Verortung des Editionsvorhabens sowie der wahrgenommenen Bedeutung des Textes 4 Historisch kritische Ausgabe beispielsweise erfullen sehr hohe Anspruche 5 binden jedoch jahre oder jahzehntelang Ressourcen was dem Ziel einen unbekannten Text moglichst schnell bereitzustellen entgegensteht Daher finden sich Abstufungen von Editionen mit sehr hohem wissenschaftlichem Anspruch scientific edition historisch kritische Ausgabe uber kritische Editionen scholarly edition hin zu nicht kritischen Ausgaben Zudem stehen der historisch kritischen Arbeitsweise im angloamerikanischen Raum beispielsweise copy text und documentary editing gegenuber 6 Nutzung Bearbeiten Je nach intendierter Zielgruppe mussen Editionen unterschiedliche Bedarfe erfullen Bei einer kritischen Nutzung ist ein textkritischer Apparat unerlasslich steht hingegen die reine Lekture des Werkes im Fokus konnten diese Paratexte die Rezeption storen Gleichermassen konnen Eingriffe in den Text wie z B die Normalisierung der Orthografie sprachwissenschaftliche Untersuchungen erschweren oder verfalschen wahrend sie die inhaltliche Erfassung des Textes fur andere erleichtern Theoretischer Hintergrund Bearbeiten Die Edition wird zudem vom Grundverstandnis zentraler Begriffe und der Grundhaltung zum Editionsgegenstand selbst beeinflusst So wird insbesondere zwischen der idealistischen und materialistischen Herangehensweise unterschieden Erstere versucht den vom Autor intendierten Text zu re konstruieren wahrend zweitere sich ausschliesslich auf die materielle Uberlieferung d h die realen Dokumente und die darin festgehaltenen Texte stutzt 7 Gleichermassen fuhrt die konkrete Auslegung des Autor Werk und Textbegriffs zu unterschiedlichen Editionen und Editionstypen Unterschiedliche Typen von Editionen Bearbeiten nbsp Eine aus dem 12 Jahrhundert stammende Urkunde und ihre Edition durch Horst Enzensberger Es existieren unterschiedliche Editionstypologien Im deutschen Sprachraum zentral ist das Schema der historisch kritischen Ausgabe sowie den aus ihr abgeleiteten Derivaten 8 Die Begrifflichkeit bezieht sich in aller Regel auf zunachst handschriftlich verfasste und uberlieferte dann gedruckte Texte auch wenn zunehmend digitale Editionen neben oder anstatt gedruckter entstehen Die historisch kritische Ausgabe prasentiert im Obertext einen mit Hilfe der Textkritik unter Berucksichtigung moglichst der gesamten Uberlieferung konstituierten Text einer Quelle Das Vorgehen die Uberlieferungslage sowie die Entstehungs und Wirkungsgeschichte werden in einer Einleitung erlautert die gegebenenfalls auch Autorschaft Datierung und Echtheit klart Der Text selbst wird durch den textkritischen Apparat und Sachstellenkommentare sowie gegebenenfalls weitere Apparate erganzt Damit eignen sich kritische Ausgaben als Grundlage fur eine vertiefte wissenschaftliche Auseinandersetzung sie richten sich an ein wissenschaftliches Fachpublikum Eine historisch kritische Edition die nach dem stemmatologischen oder genealogischen Prinzip erstellt wurden zieht alle Handschriften nach bestimmten Regeln fur die Erstellung des Obertextes heran Nur Handschriften die nach den Regeln der Textkritik eliminiert werden konnen bleiben unberucksichtigt Hauptartikel Textkritik Stemmatologische Methode Eine Edition nach dem Leithandschrift Prinzip folgen hinsichtlich des Wortlauts und ggf auch weiterer Aspekte Orthographie Layout einer bestimmten Handschrift andere Textzeugen konnen berucksichtigt werden ihre Lesarten werden aber nur im Apparat erwahnt Hauptartikel Textkritik Leithandschrift Prinzip Ein Sonderfall einer solchen Edition ist die diplomatische Edition Sie basiert ebenfalls nur auf einem Textzeugen und gibt dessen Wortlaut ohne jede Normalisierung so genau wie moglich wieder oft unter Verwendung von sonst ungebrauchlichen Schriftzeichen Hauptartikel Diplomatische Edition Eine Edition auf Basis mehrerer Textzeugen heisst eklektische Edition wenn der Obertext fur unterschiedliche Stellen unterschiedlichen Textzeugen folgt Hauptartikel Eklektische Edition Als synoptische Edition wird die parallele Prasentation des Wortlautes mehrerer meist zwei oder drei Textzeugens einer Quelle bezeichnet bei gedruckten Editionen geschieht dies meist durch mehrspaltigen Satz Die Studienausgabe ubernimmt diesen Obertext einer kritischen Ausgabe unter Beibehaltung des historischen Sprachstandes Der Text wird teils sogar ausfuhrlicher als in kritischen Ausgaben durch Sachkommentare erlautert enthalt jedoch in der Regel keine umfassenden Variantenapparate mehr Anders als die historisch kritische Edition dokumentiert sie also nicht alle bestehenden Textfassungen Die Leseausgabe ist noch starker fur die Textlekture intendiert Sie prasentiert die Quelle im Wortlaut modernisiert diesen aber oft zur Verbesserung der Lesefreundlichkeit z B durch Normalisierung Leseausgaben enthalten keine Apparate basieren aber oft auf historisch kritischen Ausgaben Die knappe Erfassung wesentlicher Inhalte einer Quelle z B des rechtserheblichen Inhalts einer Urkunde wird als Regest bezeichnet nur geringe Teil der Quelle falls uberhaupt werden im Wortlaut zitiert Sie konnen auf kritischen Ausgaben oder den Originalen selbst basieren und erheben keinen kritischen Anspruch Die moglichst genaue bildliche Wiedergabe einer Quelle oft mit Hilfe der Photographie wird als Faksimile bezeichnet Auch Faksimileausgaben erheben keinen kritischen Anspruch Als Erstausgabe oder bei historischen Werken editio princeps wird diejenige Ausgabe bezeichnet die einen Text erstmals im Druck anstatt in handschriftlicher Form prasentiert Sonstiges BearbeitenIdeologie und Edition Bearbeiten David C Greetham stellte Anfang der 1990er Jahre die Frage ob es sich beim Aufbau einer traditionellen Werkausgabe in der Unterscheidung in autorisierte und weniger wichtige Teile von Textkonglomeraten nicht eventuell um Anzeichen patriarchaler elitarer und sogar rassistischer Einstellungen handelt 9 David Adams fasste 2010 zusammen dass Greetham in weiteren Arbeiten zutage forderte wie sehr theoretische Handlungen hinter der Arbeit an Texten angefullt sind mit ideologischen Annahmen die eine Edition formen und dem Leser ein bestimmtes Set an Ideen vermitteln 10 Begriff in anderen Zusammenhangen Bearbeiten Die Bezeichnung Edition wird manchmal auch fur ungewohnlich ausgestattete Ausgaben oder spezielle Auflagen von Werken gewahlt insbesondere bei der Vervielfaltigung anspruchsvoller Musik und Kunstwerke Auch im Zusammenhang mit Anglizismen wie first edition oder special edition besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem Begriff der Edition im Sinne der Herausgeber Tatigkeit des Edierens Denn der englische Begriff kann sich auch auf die aussere Form eines Buchs oder Produkts beziehen 11 ist also hier im Sinn von Erstauflage bzw Sonderausgabe zu verstehen Die Bezeichnung Edition fuhren auch manche Verlage im Namen Das Edieren von Werken unterscheidet sich von dem Editieren welches im Englischen to edit die gleiche Bedeutung wie Redigieren hat und mit Berufen wie Verlagslektor Redakteur Filmeditor in Verbindung steht Im Zuge der digitalen Textbearbeitung z B Wikipedia und der EDV z B Daten in ein Terminal eingeben andern loschen hat sich Editieren auch im Deutschen etabliert Bei der Herausgabe von Software spricht man nicht von einzelnen Ausgaben sondern von Versionen Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Edition Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenLiteratur BearbeitenFur Literatur siehe den Abschnitt Literatur im Artikel Textkritik Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Franz Dornseiff Die griechischen Worter im Deutschen Walter de Gruyter amp Co Berlin 1950 S 95 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 235 Christiane Fritze Manifest fur digitale Editionen In DHd Blog 11 Marz 2022 abgerufen am 9 September 2022 Absatz 2 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 237 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 236 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 236 237 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 242 243 Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels Teil 1 Das typografische Erbe Schriften des Instituts fur Dokumentologie und Editorik Band 7 Books on Demand Norderstedt 2013 ISBN 978 3 8482 3970 2 S 239 David C Greetham Introduction Out of the Margins and into the Text In David C Greetham Hrsg The margins of the text University of Michigan Press Ann Arbor 1997 ISBN 0 472 10667 8 S 1 5 hier S 1 Daniel Abrams Introduction in Kabbalistic manuscripts and textual theory Methodologies of textual scholarship and editorial practice in the study of Jewish mysticism With a foreword by David Greetham Magnes Press Jerusalem 2010 ISBN 978 1 933379 18 0 S 1 15 S 4 edition auf de wiktionary orgNormdaten Sachbegriff GND 4132033 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edition amp oldid 229317689