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Dieser Artikel beschreibt die Insel Torcello zum gleichnamigen Titularbistum siehe unter Titularbistum Torcello Torcello ist eine Insel in der laguna morta dem nordlichen Teil der Lagune von Venedig in dem die Gezeiten nicht mehr bemerkbar sind TorcelloBlick auf Torcello Campanile Santa Maria Assunta Blick auf Torcello Campanile Santa Maria AssuntaGewasser Lagune von VenedigGeographische Lage 45 29 48 N 12 24 59 O 45 496666666667 12 416388888889 2 Koordinaten 45 29 48 N 12 24 59 OTorcello Lagune von Venedig Lange 1 2 kmBreite 1 kmFlache 44 169 9 haHochste Erhebung 2 mEinwohner 14 2009 32 Einw km Hauptort TorcelloKirche Santa Fosca Kirche Santa Fosca Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Santa Fosca 4 Santa Maria Assunta 5 Literatur 6 Film 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 AnmerkungenGeographie BearbeitenTorcello liegt 150 Meter nordlich der Inseln Burano und Mazzorbo von diesen getrennt durch den Canale di Burano Die Insel ist 44 17 Hektar gross genauer 441 699 m 1 und nur zwei Meter hoch Zur Volkszahlung 2001 wurden 25 standige Bewohner auf der Insel nachgewiesen 2 Geschichte BearbeitenNach fruherer Auffassung wurde Torcello im 7 Jahrhundert besiedelt aber in der Nahe von Torcello wurde der Fussboden einer romischen Villa zwei Meter unter dem Wasserspiegel entdeckt 3 Deshalb geht man davon aus dass Torcello schon im 1 Jahrhundert besiedelt worden ist Torcello war von 638 bis 689 Sitz des Bischofs von Altinum und gewann schnell an Bedeutung als Zentrum von Politik und Handel Zwar besteht heute nur noch eine Kirche namlich die Kathedrale aber im Fruhmittelalter entstanden daruber hinaus das Benediktinerkloster San Giovanni Evangelista sowie die Kirche Sant Andrea Apostolo di Torcello Beide werden nur im Chronicon Altinate erwahnt Bei Grabungen die zwischen November 2012 und Marz 2013 auf einem Areal nahe der Kirche Santa Maria Assunta durchgefuhrt wurden liess sich ein Dorf aus Holzhausern des 10 und 11 Jahrhunderts nachweisen Dabei blickten die Hauser auf Kanale Sie waren voneinander durch Innenhofe mit Zisternen getrennt Zahlreiche Ofen deuten auf die Produktion von Glas hin auch wurden Knochen und Horner der Ziegen verarbeitet um daraus Beschlage Knopfe Nadeln oder Kamme herzustellen Zudem wurden Schweine Schafe und Rinder gehalten Der Anteil der Rinder stieg im 15 und 16 Jahrhundert stark an was jedoch nicht auf den Fleischbedarf zuruckging sondern auf die Nachfrage nach Arbeitskraft insbesondere zum Pflugen Wahrend in der Spatantike eher Schweine vertilgt wurden waren es im Fruhmittelalter uberwiegend Schafe und Ziegen Amphoren mit Resten von Olivenol und Wein aus Suditalien und dem ostlichen Mittelmeer erweisen die fur diese fruhe Zeit ansonsten kaum belegbaren Fernhandelskontakte Schon ab dem 4 5 Jahrhundert liess sich der Anbau von Obst Wein und Gurken nachweisen 4 Im 10 Jahrhundert hatte Torcello vermutlich 10 000 bis 20 000 Einwohner und war grosser und reicher als Venedig Im 12 Jahrhundert weist das Manuskript ms 768 im Museo Provinciale di Torcello neben den genannten sakralen Bauwerken das Hospiz San Pietro di Casacalba zwei weitere Benediktinerkloster Sant Angelo di Zampenigo es bestand um 900 und Sant Antonio Abbate es wurde um 1000 gebaut dann zwei Zisterzienserkloster San Tommaso dei Borgognoni der Bau geht auf vorchristliche Zeit zuruck und das benediktinisch zisterziensische Kloster Santa Margherita schliesslich das Baptisterium San Giovanni Battista und die beiden Kapellen Santa Fosca und San Marco auf 5 Allerdings waren bis auf Santa Fosca das noch heute besteht sowie San Giovanni Evangelista Sant Angelo di Zampenigo und San Marco die Standorte nicht mehr bekannt In einem Privatgebaude fanden sich bereits im 19 Jahrhundert Reste der Sakristei und der Apsis von San Tommaso dei Borgognoni Andererseits wurde bei Grabungen eine Kirche entdeckt die in keiner der bekannten Quellen auftaucht Die ubrigen Kirchen tauchen in den Visitationsberichten des Bistums auf aber auch in Bestanden des Staatsarchivs so dass in den 1970er und 80er Jahren auch ihre Standorte ermittelt werden konnten San Giovanni Evangelista wurde bei zwei Branden etwa um 640 und im Jahr 1343 vollig zerstort Nach dem 12 Jahrhundert endete diese Blutezeit und der Ort sank zur Bedeutungslosigkeit herab Die Lagune um Torcello versumpfte Malariaepidemien drohten Die Einwohner verliessen die Insel nach Venedig oder Murano und nahmen alles mit was sich als Baustoff verwerten liess so dass die Stadt fast komplett abgetragen wurde Um 1860 hatte Torcello noch rund 360 Einwohner 6 Zur Volkszahlung 2001 wurden noch 25 standige Bewohner auf der Insel nachgewiesen 2009 lebten nur noch 14 Einwohner auf Torcello Von den einstmals prachtigen Bauten auf Torcello blieb nur wenig erhalten Von den ursprunglich zwolf Pfarren und sechzehn Klostern des Bistums zu dem auch andere Inseln im Norden der Lagune zahlten ist die Kathedrale Santa Maria Assunta die auf das Jahr 639 zuruckgeht mit ihren reichen byzantinischen Mosaiken und die Kirche Santa Fosca aus dem 11 Jahrhundert erhalten Daruber hinaus gibt es zwei Palazzi des 14 Jahrhunderts die ein kleines Museum beherbergen Der sogenannte Thron des Attila ein aus einem Stuck Stein gehauener Sitz hat nichts mit dem Hunnenkonig zu tun Wahrscheinlich war dies der Thronsessel des Podesta oder des Bischofs Heute ist Torcello bei betuchten Feinschmeckern vor allem wegen der Locanda Cipriani ein bekanntes Ziel Santa Fosca BearbeitenDie Kirche Santa Fosca verdankt ihre Entstehung einem Martyrergrab Die Reliquien der Martyrerin Santa Fosca wurden nach der Uberlieferung vor 1011 von der Oase Sabrata in Libyen nach Torcello gebracht Die Kirche ist ein im 11 Jahrhundert errichteter Zentralbau mit einem in ein Achteck eingeschriebenen griechischen Kreuz und enthalt damit ein typisches Gestaltungsmerkmal der byzantinischen Bauweise des 11 Jahrhunderts Ein Arkadengang mit gestelzten Bogen Saulen und behauenen Kapitellen umgibt die Kirche an funf der acht Aussenwande An den anderen Aussenseiten der Kirche befindet sich die funfeckige Apsis die von halbrunden Nebenapsiden flankiert wird Santa Fosca ist durch einen Saulengang aus dem 16 Jahrhundert mit Santa Maria Assunta verbunden Ursprunglich war geplant die Kirche mit einer gemauerten Kuppel zu uberwolben aber nach dem Einsturz von Gewolben ahnlicher Bauten entschied man sich fur eine Holzkuppel mit Dachziegeln 1811 beschloss die franzosische Regierung die Zerstorung von Santa Fosca aber der Beschluss wurde nicht ausgefuhrt Santa Maria Assunta Bearbeiten Hauptartikel Santa Maria Assunta Torcello Ihre kunsthistorische Bedeutung verdankt die Insel der im Jahr 1008 von Bischof Orso Orseolo geweihten Basilika Santa Maria Assunta Maria Himmelfahrt 7 die wohl spatestens Mitte des 11 Jahrhunderts abgeschlossen worden sein durften 8 Sie ist Ausdruck einer Epoche unter der Herrschaft der Orseolo die sich verstarkt dem byzantinischen Baustil zuneigte Archaologische Grabungen konnten jedoch erweisen dass die durchgreifende Rekonstruktion des Bauwerks unter dem Dogen Pietro II Orseolo anlasslich der Erhebung seines Sohnes Orso zum Bischof von Altinum wie die Quellen das Bistum bis ins 11 Jahrhundert nennen das Gebaude keineswegs neu erstehen liess Das Bauwerk reicht im Gegenteil bis in das 8 und 9 Jahrhundert zuruck Die Fundamente des Baptisteriums und der Kirche sieht man von den drei Apsiden ab gehen sogar auf Arbeiten unter Bischof Deusdedit I ca 692 724 zuruck die auch Johannes Diaconus in seiner Istoria Veneticorum erwahnt Die besagten Apsiden und eine Mauer gehen auf Deusdedit II ca 864 867 zuruck Nur die Kolonaden und weite Teile der Innenausstattung gehen auf die besagte Rekonstruktion unter Pietro II Orseolo zuruck 9 nbsp Basilika Santa Maria Assunta nbsp Mosaik der Kathedrale im Louvre in Paris erhalten Die Kirche besitzt eine Altarschranke eine sog Ikonostasis aus dem 15 Jahrhundert Durch eine solche Ikonostasis wurde in der griechisch orthodoxen Kirche des Mittelalters der Bereich des Allerheiligsten um den Altar herum vom Gemeinderaum abgetrennt Ursprunglich gab es in den byzantinisch beeinflussten Kirchen an dieser Stelle eine halbhohe Brustung nach Art der altchristlichen Chorschranken Seit dem 14 Jh entwickelte sich daraus besonders in der russischen Kirche eine vollstandige Trennwand die mit Bildern bedeckt wurde und in die eine oder mehrere Turen eingelassen waren also den Altarbereich vollig den Blicken der Glaubigen entzog Hier liegt eine spatere Version vor der man nur noch entfernt den fruheren Wandcharakter ansehen kann Vor der Ikonostasis sieht man noch links die Kanzel aus dem 12 Jahrhundert auf Saulen stehen von der aus den Gemeindemitgliedern ausserhalb des Sanktuariums die christliche Botschaft verkundet wurde Aus der fruheren Bilderwand wurde dann spater der sog Templon ein Bilderfries der die offene Konstruktion der Ikonostasis nach oben abschloss Dargestellt sind Maria und die 12 Apostel von links nach rechts Andreas und sein Bruder Petrus mit dem Schlussel und dem Buch daneben die zentrale Figur Maria mit dem Kind einer sog Madonna Hodegetria auf Mosaikgoldgrund geschmuckt Hier sieht man noch dass in der Apsis im fruhen Mittelalter nicht der Altar stand sondern der Bischofsthron der uber mehrere Stufen erreicht wurde also deutlich erhoht stand In der christlichen Kirchenmalerei unterscheiden sich die Bilder der Apsis erheblich vom Rest der Kirchenausstattung Die Apsisdarstellungen haben als Umgebung des Altares haufig visionare Themen und erlauben einen ausschnitthaften Blick in die himmlischen Spharen nbsp Madonna HodegetriaDie Mosaiken der Kirche sind ihr wertvollster Bestandteil Ihre Datierung ist allerdings umstritten und ihr Erhaltungszustand unterschiedlich Die zentrale Madonna stammt wahrscheinlich aus dem 12 oder beginnenden 13 Jahrhundert Der sehr gut erhaltene Apostelfries unter der Madonna wird auf das 12 13 Jahrhundert datiert Seine Qualitat steht auf dem gleichen Niveau wie die Mosaiken von San Marco Hier haben sich die Mosaizisten besonders um eine individuelle und detailgenaue Darstellung der Gesichter bemuht und um eine Betonung der Gewandfalten Nicht zu ubersehen ist aber die Tendenz der byzantinisch orientierten Kunst zu abstrakt geometrischen Mustern hier vor allem bei der Gestaltung des Gewandes im unteren Teil des Korpers Die beiden Seitenschiffe der Kirche haben jeweils eine eigene Apsis mit eigenem Apsismosaik Die rechte Seitenkapelle besitzt in der Wolbung vor der Apsis das alteste Mosaik der Kirche Es stammt noch von dem Vorgangerbau der jetzigen Basilika und zwar aus dem 7 Jahrhundert vier Engel tragen ein bekranztes Medaillon mit dem Lamm Gottes Die Mosaiken der eigentlichen Apsis stammen aus dem 12 Jahrhundert in der Mitte Christus im Gestus des segnenden Erlosers auf dem Thron zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel Darunter die vier Kirchengelehrten Gregor Hieronymus Augustinus und Ambrosius Hier haben wir ubrigens auch eine Gegenuberstellung der beiden Zahlen Drei und Vier oben die geistliche Dreier Konstellation unten die weltliche Vierergruppe nbsp Jungstes GerichtZwei der altesten noch in der Kirche befindlichen Kunstwerke sind ein Weihwasserbecken und die sog Pfauentafel beide aus dem 11 Jahrhundert Die Pfauentafel ist ein Marmorrelief mit zwei Pfauen die aus einer Schale picken Diese Vogel Symbolik bezieht sich auf die Erneuerung des Lebens und die Wiederauferstehung Christi Der Pfau steht in der mittelalterlichen Symbolsprache fur die Auferstehung da er nach Plinius im Herbst alle Federn verliert und im Fruhling neue bekommt und sein Fleisch nach der Lehre des Augustinus unverweslich ist Auf der gegenuberliegenden Seite wo sich der Eingang zur Kirche befindet bedeckt ein weiteres riesiges Mosaik mit dem Thema des Jungsten Gerichtes in funf ubereinander liegenden Zonen die gesamte Wand das aber in seinen unteren zwei Zonen im 19 Jahrhundert schlecht restauriert worden ist Es wurde in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts hier angebracht Das Thema des Jungsten Gerichtes wurde in den mittelalterlichen Kirchen ublicherweise an der Westseite der Seite an der die Sonne untergeht angebracht Der Glaubige wurde dadurch beim Verlassen der Kirche an das in der Apokalypse des Johannes vorhergesagte Gericht am Ende der geschichtlichen Welt gemahnt Literatur BearbeitenElisabeth Crouzet Pavan La Mort lente de Torcello Fayard Paris 1995 Wladimiro Dorigo Venedig vor Venedig von Grado bis San Marco In Romanelli Giandomenico Hrsg Venedig Kunst und Architektur Koln 2005 2007 ISBN 978 3 8331 3621 4 2009 ISBN 978 3 8331 5575 8 S 20 25 Ennio Concina Kirchen in Venedig Kunst und Geschichte Photographien von Piero Codato und Vittorio Pavan Ubersetzt aus dem Italienischen von Peter Schiller Munchen 1996 Originalausgabe Udine 1995 S 112 123 Lech Leciejewicz Torcello Nuove ricerche archeologiche L erma di Bretschneider Rom 2000 Ralf Lutzelschwab Die vergessenen Insel und ihr Kloster S Tommaso dei Borgognoni auf Torcello In Cistercienser Chronik 129 2022 S 298 302 Maurizia Vecchi Chiese e monasteri medioevali scomparsi della laguna superiore di Venezia Ricerche storico archeologiche Rom o J S 25 29 46 57 Dokumente Digitalisat Torcello Basilika Santa Maria Assunta mit dem Glockenturm und Kirche Santa Fosca Associazione sant Appollonia o J ISBN 88 8428 016 8 Film BearbeitenIn der Lagune von Venedig Burano und Torcello Dokumentarfilm Deutschland 2006 43 30 Min Buch und Regie Birgit Kienzle Produktion SWR Erstsendung 6 September 2006 bei SWR Inhaltsangabe Siehe auch BearbeitenListe der Bischofe von Torcello Kairos Relief Torcello Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Torcello Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Torcello im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Lorenzo Calvelli La laguna in epoca romana Le iscrizioni latine di Torcello Vortrag in der Biblioteca Marciana 2022Anmerkungen Bearbeiten Venice Islands Memento vom 24 Marz 2009 im Internet Archive Censimento Generale della Popolazione e delle Abitazioni Istat 2001 Kolner Stadt Anzeiger vom 4 April 1991 S 48 Venezia scavi in Laguna la vita a Torcello nel X secolo in Corriere della sera 22 Januar 2014 Nach Maurizia Vecchi Chiese e monasteri medioevali scomparsi della laguna superiore di Venezia Ricerche storico archeologiche Rom 1983 S 25 Meyer s Neues Conversations Lexikon fur alle Stande Bd 14 Hildburghausen New York 1860 S 1097 Gianpaolo Trevisan Il rinnovamento architettonico degli edifici religiosi a Torcello Aquileia e Venezia nella prima meta del secolo XI in Glauco Maria Cantarella Arturo Calzona Hrsg La reliquia del sangue di Cristo Bonae artes 2 Verona 2012 S 479 504 hier S 487 online PDF Gianpaolo Trevisan Il rinnovamento architettonico degli edifici religiosi a Torcello Aquileia e Venezia nella prima meta del secolo XI in Glauco Maria Cantarella Arturo Calzona Hrsg La reliquia del Sangue di Cristo Mantova l Italia e 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