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Die Munzpragung heute meist in einer Munzprageanstalt gemass dem Munzrecht auf Anweisung einer Zentralbank ist ein mechanischer Vorgang um Munzen oder Medaillen durch Druck eine offiziell festgelegte verbindliche und wertstiftende Form zu geben Hierbei wird ein Munzrohling mit Pragestempeln in die gewunschte Form gebracht Bis zum Ende des 15 Jahrhunderts war die Munzpragung reine Handarbeit Hammerpragung Heute produzieren Pragemaschinen 20 000 Munzen pro Minute Bedeutende Schritte auf dem Weg zur modernen Produktion sind das Klippwerk die Walzenpragung das Taschenwerk das Balancier die Kniehebelpresse sowie die Ringpragung Die Entwicklung der Pragetechniken ist neben zunehmend hoherer Pragegeschwindigkeiten auch von einem Bemuhen um eine zunehmende Standardisierung des Munzbildes und der Grosse der Exemplare einer Munzsorte gekennzeichnet Stater Lydien fruhes 6 Jh vor ChristusPortrat Kaiser Konstantins links Vorderseite eines Silber Medaillons gepragt 313 in Ticium Pavia Am Helmbusch ein ChristogrammSchusselpfennig von St Gallen beschnitten Silber Durchmesser 13 mm 0 26 g Die auf Munzen aufgepragten Motive und Schriften bezeichnet man als Geprage im weiteren Sinne auch ein Ausdruck fur Munze Medaille oder Marke 1 Inhaltsverzeichnis 1 Hauptverfahren der Munzpragung 1 1 Hammerpragung 1 2 Klippwerk 1 3 Walzenpragung und Taschenwerk 1 4 Stosswerk Balancier Spindelpresse 1 5 Kniehebelpresse 1 6 Randbearbeitung Randelung Ringpragung 2 Stempel und Stempelherstellung 2 1 Stempel als Einzelstucke 2 2 Stempelherstellung mittels Mutterstempelmatrizen 2 3 Stempelstellung 3 Prageleistungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHauptverfahren der Munzpragung Bearbeiten Hemilitron aus Syrakus mit Gusskanalresten ca 405 400 v Chr Handspindelpresse Balancier Pragemaschinen Tafel aus Brockhaus Artikel Munzwesen Brockhaus Conversations Lexikon 11 Band 13 Auflage Leipzig 1885 Seite 942 f Die ersten nachgewiesenen Funde sind ionische Munzpragungen 7 Jh v Chr und wurden aus Elektron gefertigt Ein Stuck Metall wurde mit einem Meissel gestanzt Ab ca 650 v Chr wurden die Munzen kunstvoller und bekamen einfache Motive wie Lowenkopf und dergleichen Stater Ab diesem Zeitpunkt wurden dann Stempel zum Pragen eingesetzt 2 Zuvor mussten Schrotlinge gefertigt werden Es wird angenommen dass die Schrotlinge fur Kurantmunzen einzeln gegossen wurden bevor sie gepragt wurden In der erst um 400 v Chr einsetzenden Pragungen von Bronzemunzen wurden vermutlich mehrere Schrotlinge gemeinsam gegossen und anschliessend vom Gussstrang abgebrochen oder abgekniffen 3 Die fruhen Bronzemunzen der Romischen Republik wurden nur gegossen und auf eine Pragung anschliessend verzichtet Hammerpragung Bearbeiten Die Munzpragung erfolgte von der Antike bis zur fruhen Neuzeit Mitte des 16 Jahrhunderts mit kaum veranderter Pragetechnik von Hand Insbesondere wurde die Hammerpragung mit Ober Unterstempel und Hammer angewandt siehe Abb Eine Person legt hier im einfachsten Fall einen Munzrohling zwischen fixierten Unterstempel und mit der Hand gehaltenem Oberstempel Eine verbesserte Hammerpragung lasst sich insbesondere fur grossere Munzen erreichen wenn der Oberstempel wahrend des Hammerschlags von einer zweiten Person mit einer Flachzange gehalten und ausgerichtet wird Eine besondere Form der Hammerpragung wurde bei den sehr dunnen mittelalterlichen Brakteaten eingesetzt die zu mehreren ohne Unterstempel in eine Leder oder Bleiunterlage geschlagen wurden Brakteaten sind daher nur einseitig gepragt Die Schusselpfennige siehe Bild oben entstanden durch das Pragen mit nur einem Oberstempel auf einem grosseren Schrotling Beim Pragen des Pfennigs wurde so die Randpartie schussel oder tellerformig nach oben gedruckt Die gewolbte Form der Pfennige erwies sich im Zahlungsverkehr als sehr praktisch weil man die kleinen Munzen besser als die flachen Plattchen greifen konnte 4 Klippwerk Bearbeiten Im Jahre 1486 wurde in Tirol erstmals ein Guldengroschen gepragt die erste europaische Grosssilbermunze aus der sich spater der Taler entwickelte So grosse Munzen liessen sich nur noch muhsam und oft auch nur unprazise von Hand schlagen Als wesentliche technische Neuerungen wurde zur Talerpragung das Klippwerk eingefuhrt Das Klippwerk ist eine mechanische Vorrichtung die gegenuber der Nutzung einer Flachzange eine nochmals prazisere und sicherere Fuhrung des Oberstempels erlaubt Die fur die Munzpragung erforderliche Energie wird aber weiterhin durch manuelle Hammerschlage aufgebracht Walzenpragung und Taschenwerk Bearbeiten In der Munze zu Hall wurde 1550 erstmals mit der Walzenpragung begonnen Metallplatten in der Dicke der spateren Munzen Zaine werden hier zwischen zwei eisernen Walzen hindurchgezwangt In die Walzen sind je mehrere Negativformen der Vor und der Ruckseite der zu pragenden Munzen eingraviert Wahrend bei der Hammerpragung die Rohlinge vor der Pragung aus dem Zain hergestellt werden werden die Munzen bei der Walzenpragung erst nach der Pragung aus dem Zain herausgeschnitten Die Walzen konnten leicht durch Tiere oder Wasserkraft angetrieben werden Eine Weiterentwicklung des Pragens mit Walzen ist das Taschenwerk Die Walzen enthalten hier nur je einen separat austauschbaren Ober bzw Unterstempel Taschenwerke konnten von einer Person bedient werden Insbesondere die Austauschbarkeit der Stempel war ein Vorteil gegenuber der Walzenpragung Munz Walzenpragewerk PragewerkStosswerk Balancier Spindelpresse Bearbeiten Weite Verbreitung fand das ebenfalls im 16 Jahrhundert erfundene Stosswerk Balancier Das Stosswerk ist technisch eine Spindelpresse Die schnelle Drehbewegung einer Spindel wird durch ein Gewinde in eine senkrecht nach unten gerichtete langsamere Bewegung umgewandelt Es ergibt sich ein sehr hoher Pressdruck zwischen Unterstempel und dem Oberstempel am unteren Ende der Spindel Die Wirkung wird durch Schwungmassen am oberen Ende der Spindel erhoht Bei Nutzung entsprechender Stempel und ausreichend grosser Schwungmassen konnen auch mehrere Munzen gleichzeitig gepragt werden Kniehebelpresse Bearbeiten Diedrich Uhlhorn erfand 1817 die Kniehebelpresse die bereits wenige Jahre spater zur Munzpragung eingesetzt wurde Die Kniehebelpresse nutzt den namengebenden Kniehebel Effekt um 1 Ober und Unterstempel schnell und mit wenig Kraftaufwand auf die Munze aufsetzen zu konnen aber 2 wahrend der Munzpragung selbst maximale Kraft einsetzen zu konnen Bei diesem System wird der Oberstempel zudem gegen den Munzrohling Schrotling unter sich steigerndem Druck gepresst Kniehebelpressen lassen sich leicht mechanisch antreiben Dampfmaschine und die Einlegung der Munzrohlinge automatisieren Die moderne Munzpragung findet auch heute noch weitgehend nach dem Prinzip der Kniehebelpresse statt Randbearbeitung Randelung Ringpragung Bearbeiten Der Munzrand wurde in der Antike und dem Mittelalter grundsatzlich nicht gestaltet In der Fruhen Neuzeit wurden hochwertigere Munzen haufig neben der Pragung durch eine Randelung bearbeitet Fur die Herstellung einer Randschrift oder Riffelung von Munzen gibt es seit dem 17 Jahrhundert spezielle Randelmaschinen Die Randelung der Munzrohlinge erfolgte gewohnlich vor der Pragung Mit Einfuhrung der Ringpragung erfolgte die Pragung und die Randgestaltung in einem Arbeitsgang Die Ringpragung beschreibt eine von Jean Pierre Droz 1810 erfundene Pragetechnik bei der der Munzrohling nicht nur zwischen Ober und Unterstempel gepresst wird Gleichzeitig liegt der Rohling in einem Ring in den er wahrend der Pragung hineingepresst wird Der Ring fuhrt dazu dass die Munzen einen genau definierten Rand und Durchmesser erhalten Wenn der Ring zudem selbst eine Gravur tragt wirkt er als dritter Stempel fur die Randpragung Die Pragung im Ring kann mit anderen Prageverfahren kombiniert werden Die Ringpragung loste insbesondere fur grossere edelmetallhaltige Munzen vor allem Kurantmunzen die Randelung des Munzrandes ab Ab der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden dann auch Kleinmunzen grundsatzlich im Ring gepragt Stempel und Stempelherstellung BearbeitenStempel als Einzelstucke Bearbeiten Der Munzgraveur gravierte bis in die Neuzeit hinein ein einzelnes Munzbildnegativ in einen noch ungeharteten Unterstempel aus Eisen ein Der Unterstempel pragt die traditionell als Vorderseite oder Avers bezeichnete Seite altgriechisch charakter der Munze Das Bild des Festhaltemeissels oder Oberstempels bildet die Ruckseite oder Revers altgriechisch typos der Munze Nach der Gravur werden Ober und Unterstempel gehartet Nach dem Harten sind die Stempel sehr viel harter als die meist zur Pragung eingesetzten Munzmetalle wie Gold Silber und Kupfer bzw deren Legierungen Dennoch unterlagen die Stempel einer hohen Abnutzung und mussten in regelmassigen Abstanden ersetzt werden Da jeder Stempel ein in Handarbeit gefertigtes Einzelstuck war variieren die Pragungen auch ansonsten identischer Munzsorten Stempelherstellung mittels Mutterstempelmatrizen Bearbeiten An Munzen werden seit dem 19 Jahrhundert erhohte Anforderungen an die Gleichartigkeit ihrer Munzbilder gestellt Daher begann man Mutterstempelmatrizen herzustellen Diese Matrizen tragen das positive Munzbild wie es spater auf der Munze erscheinen soll Diese Positivmutterstempel werden gehartet und fur die Pragung von untereinander nahezu identischen Tochterstempeln aus ungehartetem Material genutzt Diese Tochterstempel tragen ein Negativbild und werden nach dem Harten fur die eigentliche Munzpragung eingesetzt Zur Hartung kommt heute oft eine galvanische Hartverchromung hinzu Moderne Pragestempel lassen viele tausende Einzelpragungen ohne nennenswerte Stempelabnutzung zu Besonders die Stempel fur Umlaufmunzen haben heute zudem meist ein relativ flaches Gravurrelief Stempelstellung Bearbeiten Bei der Pragung von Munzen mit Hilfe zweier Stempel wird gleichzeitig festgelegt wie die Vorder und Ruckseite einer Munze zueinander stehen Bei der Wendepragung stehen beide Seiten korrekt wenn die Munze um die horizontale Achse gedreht wird Da u a auch die Munzen des franzosischen Franc so gepragt wurden wird auch von der franzosischen Pragung gesprochen Im Gegensatz dazu gibt es die Kehrpragung Hierbei muss die Munze um die vertikale Achse gedreht werden um das Munzbild beider Seiten korrekt darzustellen Beispielsweise sind die Munzen der Deutschen Mark sowie die Euromunzen in Kehrpragung ausgefuhrt 5 6 7 8 9 Prageleistungen Bearbeiten Munzpragung bei der Staatlichen Munze in Berlin 1930Die Hammerpragung ist zumal bei grossen Munzen die nicht mit einem einzigen Schlag gepragt werden konnen ein aufwandiges und langsames Verfahren Erste Fortschritte wurden mit mechanisierten Walzenpragungen erreicht sowie grossen Stosswerken die mehrere Munzen auf einmal pragen konnten Aber auch der eigentlichen Munzpragung vorgelagerte Herstellungsschritte wie die Herstellung der Zaine Munzbleche liess sich stark beschleunigen indem mechanisierte Hammer und Walzen genutzt wurden Den nachsten grossen Fortschritt erbrachte die Verwendung von Dampfmaschinen Im spaten 18 Jahrhundert bauten Matthew Boulton und James Watt Pragemaschinen die 60 Munzen in der Minute herstellen konnten Ringpragung und dampfgetriebene Pragemaschinen wurden erstmals in Boultons englischer Soho Mint eingesetzt Sonderpragungen speziell fur Sammlermunzen werden mit poliertem Schrotling und poliertem Stempel angefertigt Moderne Pragemaschinen erreichten Ende des 20 Jahrhunderts 400 500 Munzen pro Minute Die neuen Euromunzen wurden ab 2002 mit 20 000 Munzen pro Minute gepragt Siehe auch BearbeitenAbschlag Numismatik Fehlpragung Numismatik Munzmeisterzeichen Munz und Medaillensignatur Munzstatte Schrotlingsriss Stempelriss Wardein ZwittermunzeLiteratur BearbeitenDieter Fassbender Lexikon fur Munzsammler Uber 1800 Begriffe von Aachener Mark bis Zwittermunze Rororo rororo Handbuch 6292 Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 1983 ISBN 3 499 16292 X Klaus Jopp Neue Taler braucht das Land In Die Zeit 42 Oktober 1998 S 61 Renate Kingma Munzen und Geld Was ist was 78 Tessloff Nurnberg 1985 ISBN 3 7886 0418 2 Christopher Maynard Wunderwelt Geld Tessloff Hamburg 1978 ISBN 3 7886 0158 2 Weblinks Bearbeiten Commons Production of coins Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Munzpragung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Film uber die Herstellung einer Munze in der Staatlichen Munze Berlin Pragewerkzeuge uberwiegend der Munze Berlin im Interaktiven Katalog des Munzkabinetts www smb museum ikmkEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahnt Bernd Knorr Alte Masse Munzen und Gewichte Ein Lexikon Lizenzausgabe Bibliographisches Institut Mannheim u a 1987 ISBN 3 411 02148 9 S 384 Munzkabinett Ingolstadt Peter Franz Mittag Griechische Numismatik Eine Einfuhrung Heidelberg 2016 S 24 Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 429 f imm Munzlexikon Abgerufen am 2 November 2012 Numis Lexikon K Abgerufen am 2 November 2012 Numis Lexikon W Abgerufen am 2 November 2012 Numis Online ch Wendepragung Abgerufen am 2 November 2012 Numis Online ch Kehrpragung Abgerufen am 2 November 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4123803 5 lobid OGND AKS LCCN sh85027788 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Munzpragung amp oldid 230026355