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Ein Kniehebel besteht aus mindestens zwei miteinander gelenkig verbundenen Hebelelementen Wie bei jedem Hebel wird entsprechend dem Hebelgesetz ein grosser Hubweg bei geringer Zug oder Druckkraft in einen kleinen Hub mit grosser Kraft umgesetzt oder umgekehrt Kraftmultiplikator Bolzenschneider mit symmetrischem Aufbau Beiderseits der Mittellinie wirken jeweils zwei Hebel nach als Kniehebel zusammen Die Besonderheit des Kniehebelprinzips liegt darin dass sich das Ubersetzungsverhaltnis zwischen aufgewendeter Kraft zu resultierender Kraft wahrend der Bewegung kontinuierlich verschiebt Ebenso verschiebt sich das Verhaltnis zwischen primarem Hub zu sekundarem Hub jedoch umgekehrt proportional zur Kraft Im gebeugten Zustand bewirkt der Kniehebel eine hohe Wegubersetzung bei einer geringen Kraftubersetzung Je weiter sich der Kniehebel dem durchgestreckten Zustand annahert desto starker nimmt die Hubgeschwindigkeit bei gleichbleibender Betatigungsgeschwindigkeit ab die Presskraft dagegen zu Bei durchgestrecktem Kniehebel geht die Kraft theoretisch gegen unendlich Diese Eigenschaft des Kniehebels wird genutzt um etwa in einer Kniehebelpresse den Pressstempel zunachst zugig an das Pressgut heranzufuhren das Pressgut sodann bei mittlerer Geschwindigkeit und mittlerem Druck zu komprimieren und den Pressvorgang schliesslich mit geringer Geschwindigkeit und sehr hohem Druck abzuschliessen Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung im Maschinenbau 2 Erfindungen 3 Aufbau und Anwendungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBedeutung im Maschinenbau BearbeitenDas Kniehebelprinzip wird angewendet wenn zunachst eine schnelle Bewegung und spater eine hohe Kraftubersetzung erwunscht ist Dies ist etwa dann der Fall wenn aus einem porosen Material zunachst die enthaltene Luft herausgepresst werden soll bevor eine hohere Presskraft erforderlich wird um das nun kompakte Material weiter zu verformen Oder dann wenn bei einem Spannvorgang zunachst ein gewisser Abstand im Leerlauf durchfahren werden soll bevor das zu fixierende Werkstuck erreicht wird Folgende Effekte werden in einem Kniehebel vereint Eine mechanisch integrierte Verzogerungsrampe bei gleichbleibender Betatigungsgeschwindigkeit Eine sehr hohe Kraftubersetzung auf den letzten Millimetern des Pressstempelwegs Beim Uberstrecken des Kniehebels uber den Totpunkt kann ein Verriegelungseffekt erreicht werden wenn ein mechanischer Anschlag vorhanden ist Auch wenn die Betatigungskraft abfallt bleibt die Spannkraft erhalten und das verspannte Werkstuck kann sich nicht selbsttatig losen Fur die Begrenzung der Presskraft sowie als Toleranzausgleich konnen elastische Elemente Federn eingesetzt werden Erfindungen Bearbeiten Hauptartikel Kniehebelpresse nbsp Armbrustspanner mit Kniehebel im 16 Jahrhundert nbsp Spannen durch drucken auf den KniehebelDie Erfindung des Kniehebels wird mit der Erfindung der Kniehebelpresse zum Zwecke der Munzpragung in Verbindung gebracht Als deutscher Erfinder wird Diedrich Uhlhorn 1817 in Grevenbroich aufgefuhrt Bemuhungen englischer und franzosischer Mechaniker die hydraulische Presse durch andere ebenfalls gerauschlos stumm ohne Stoss wirkende Pressen zu ersetzen sind ohne eigentlichen Erfolg geblieben wohin namentlich Hallett s Presse mit exzentrischen Scheiben und die Kniehebelpressen von Sudds Barker Atkin s und andere zu rechnen sind Der Vorteil solcher Pressen dass bei ihnen mit dem zunehmenden Widerstande der zu pressenden Korper auch die Presskraft wachst wird vollstandig durch die grosseren Reibungen und damit zusammenhangenden Abnutzungen gegenuber den hydraulischen Pressen aufgewogen so dass sie als der Geschichte anheim gefallen betrachtet werden konnen Polytechnisches Journal 1 2 Im Jahr 1811 hat in St Petersburg der Russe I Nevedomsky die Erfindung einer Kniehebelpresse vorgestellt 3 Gehen wir in der Geschichte weiter zuruck so findet sich im 16 Jahrhundert ein an der Armbrust angebauter Kniehebel als Spannhilfe fur die Bogensehne des starken Metallbogens Bereits im 15 Jahrhundert wurde von findigen Waffenschmieden der Goat s Foot Lever Ziegenfusshebel zum schnellen Spannen der Armbrust hergestellt Dieser erste bekannte aufsetzbare Kniehebel bestand aus einer zweizinkigen Gabel mit einem Verlangerungsstiel Im unteren Drittel war die Zugkralle fur die Bogensehne gelagert 4 Mit dem Verlangerungsstiel wurde der Ziegenfusshebel welcher am Armbrustschaft durch die Gabelzinken an einem Dorn gleitgelagert war zum Schutzen gezogen und die Zugkralle zog dadurch die Bogensehne bis zu der Verriegelungsnuss Je weiter die Sehne gespannt wurde desto kleiner wurde der untere Gabel Hebel Trotz zunehmender Bogenzugkraft wurde durch den Kniehebeleffekt die Kraft am Zughebel fur den Schutzen geringer Eine weitere Ausfuhrung war auf Druck ausgelegt 5 Aufbau und Anwendungen BearbeitenDer Aufbau ist mit dem eines menschlichen Kniegelenkes vergleichbar Er besteht aus drei Drehpunkten sowie mindestens zwei Schenkeln Beim menschlichen Kniegelenk handelt es sich hierbei um das Huftgelenk das Kniegelenk und das Sprunggelenk welche uber Unter und Oberschenkel verbunden sind Zur Druckverstarkung wird er beispielsweise an Kniehebelpressen im Buchdruck und an Obstpressen verwendet Zur Hubbewegung findet er als Scherenwagenheber ein Anwendungsgebiet Ein Kniehebel ist an den unterschiedlichsten Werkzeugen zu finden beispielsweise an Handblechscheren Feststellzangen Lochzangen uvm Zum Verspannen wird haufig ein Kniehebel eingesetzt der zum Arretieren uberstreckt wird Beschlage an Springformen Kisten Motorhaubenverkleidungen LKW Bordwanden 6 Schliessen an Ski und Inlinerschuhen sowie an Armbanduhrbandern Bugelverschlusse an Getrankeflaschen Betatigung durch Druck nbsp Kniehebelpresse nbsp Wagenheber mit zweifachem Kniehebel nbsp Hebelblechschere nbsp Rohrschneider nbsp Handblechschere nbsp Einarmiger Wagenheber nbsp Feststellzange bzw Gripzange nbsp Sechsarmiger Polypgreifer nbsp Kniegelenkverschluss einer Schusswaffe nbsp Skischuh mit Kniehebelspannern in Blau und Grun nbsp Kistenverschluss nbsp Bugelverschluss an einer Bierflasche nbsp Springformverschluss nbsp Faltschliesse an Armbanduhren nbsp Kniehebelbremse an einem Rollstuhl geoffnet nbsp Kniehebelbremse an einem Rollstuhl betatigtBetatigung durch Zug nbsp Rundmaterialgreifer Hebezange nbsp Fliehkraftregler mit zweiseitigem Kniehebel wurden 1788 eingefuhrtArbeitsmaschinen nbsp Portalwippkran nbsp Terex Fuchs Bagger mit Seilzugantrieb nbsp Hydraulischer Antrieb nbsp Mehrere Kniehebel zur Bewegung nbsp Kurbelwelle und Pleuel bilden ein KniegelenkLiteratur BearbeitenMeyers Grosses Konversations Lexikon 1905 bei Zeno org Brockhaus Kleines Konversations Lexikon 1911 Karlheinz Roth Konstruieren mit Konstruktionskatalogen Band 2 ISBN 978 3 540 67026 1 Sammlung von Konstruktionskatalogen Kapitel 11 S 97 ff Weblinks BearbeitenKniehebel Krafte und Totpunkt Lehrerfreund deEinzelnachweise Bearbeiten Ruhlmann Moritz Beitrag zur Geschichte der Oelmuhlen In Polytechnisches Journal 178 1865 S 258 277 Erfinder die Englander Sudds Barker und Atkins G Lutz O Heller Felix Kassler Technologie der Fette und Ole Handbuch der Gewinnung und Verarbeitung der Fette Ole und Wachsarten des Pflanzen und Tierreichs Band 1 Seite 247 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Pressen in der Technik In Brockhaus Konversations Lexikon 1894 1896 13 Band S 376 Erfinder der Russe I Nevedomsky 1811 in St Petersburg zur Munzpragung Fig 43 Bild des Spannvorganges The Crossbow Chapter XVII The Mechanism of the Goat s Foot Lever und Fig 44 Detail Bild The Mechanism of the Goat s Foot Lever Half Full Size Aus Ralph Payne Gal Sir Ralph Payne Gallwey Crossbow Naval and Military Press 2009 ISBN 1 84342 833 4 Fig 106 Bild Schieben der Bogensehne Ein holzerner Ziegenfusshebel spannt durch drucken auf die Bogensehne The Crossbow Seite 167 Federbelastete Aufbaubeschlage an Bordwanden Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch 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