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Eine Spindelpresse ist ein einfaches Getriebe das eine Drehbewegung in eine senkrecht wirkende Verschiebung Translation in Achsrichtung der Gewindespindel umwandelt Durch die Ubersetzung uber den langen Hebelarm der Drehbewegung auf die schiefe Ebene des Gewindes entsteht ein Ubersetzungsverhaltnis Die dadurch erzielbaren hohen Druckkrafte wurden technisch bereits im Mittelalter vielfaltig genutzt insbesondere beim Buchdruck Spindelpresse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funktionsweise 2 1 Handspindelpressen 2 2 Reibradspindelpressen 3 Kupplungsspindelpressen 4 Spindelpressen mit Direktantrieb 5 Spindelpressen mit Servoantrieb 6 Weblinks 7 Literatur 8 Siehe auch 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Historische Weinpresse 19 Jh in Radebeul Oberlossnitz an der Sachsischen WeinstrasseSiehe auch Druckerpresse und Kelter Die Erfindung der Gewindespindel wird dem griechischen Universalgelehrten Archimedes 287 212 v Chr zugeschrieben siehe archimedische Schraube Spindelpressen beruhen auf demselben Prinzip sind aber historisch erst aus dem spaten Mittelalter bekannt Die ersten Spindelpressen wurden Stoss oder Balancierwerk frz balancier genannt und vermutlich erstmals in Italien gebaut Die erste bezeugte Verwendung einer einfachen Spindelpresse soll auf Donato Bramante sehr eingeschrankt und Benvenuto Cellini zuruckgehen Spindelpressen wurden zuerst hauptsachlich fur die Herstellung von Medaillen benutzt Um 1550 soll erstmals ein Spindelpragewerk des Augsburger Goldschmieds Max Schwab zur Pragung von Munzen verwendet worden sein Daraufhin bemuhte sich Elois Mestrelle die Spindelpragung auch in Paris und London einzufuhren scheiterte aber am Widerstand der Munzer Erst uber hundert Jahre spater wurde das Spindelpragewerk in allen grosseren Munzstatten allgemein eingefuhrt Das ausgereifte Spindelpragewerk erlaubte eine Erhohung der Ausstossmenge und eine Prazisierung der Pragung wodurch bis zu 30 Munzen in der Minute gepragt werden konnten Das Royal Mint Museum in London zeigt eine der ersten Pragestempel die passend fur die neuen Spindelwerke hergestellt wurden Das sind die Stempel der Cromwelltaler mit dem typischen Stempelriss von 1658 aus der kurzen Zeit der englischen Republik die erstmals maschinell gepragt worden 1 Funktionsweise BearbeitenHandspindelpressen Bearbeiten nbsp Handspindelpresse zum Pragen von Munzen und Medaillen nbsp Vereinsmedaille Kulturbund Schwedt Oder e V Fachgruppe Numismatik zum 40 jahrigen Bestehen 2004Der Oberstempel wird mittels einer Spindelschraube auf Schrotling und Unterstempel gesenkt Zur Erzeugung des Pragedrucks wird die Kraft auf die Spindel durch eine doppelarmige Schwingachse ubertragen an deren Enden schwere Schwunggewichte befestigt sind Die Schwungarme wurden durch mehrere Arbeiter je nach Verformungsenergie 2 bis 12 Mann mittels Zugriemen angeworfen oder angestossen Durch den Schwung und die Hebelkraft der schweren Gewichte war der Pragedruck so stark dass eine Senkung des Oberstempels zur Erzielung einer sehr guten Pragewirkung ausreichte bei der Hand oder Hammerpragung mussten oftmals mehrere Hammerschlage auf den Schrotling ausgefuhrt werden um eine zufriedenstellende Wirkung zu erzielen Aufgrund der Heftigkeit des Stosses mussten die Spindelpragewerke fest in den Fundamenten im Erdgeschoss oder Keller der Munzgebaude verankert sein Vor dem Spindelwerk war meist eine Vertiefung oder Grube in das Fundament eingelassen in der ein Munzer sass der den Schrotling in die Unterstempel einlegte und nach dem Spindelstoss die gepragten Munzen wieder entnahm Das Spindelpragewerk fand noch bis ins 19 Jh Anwendung und wurde erst durch das 1817 von Uhlhorn erfundene Kniehebelpragewerk allmahlich verdrangt Unsere Darstellung zeigt eine Spindelpresse mit der Medaillen mit einem Durchmesser bis zu 30 Millimeter ausgepragt werden konnen Eine grosse Spindelpresse aus der Mitte des 18 Jahrhunderts besass die Munzstatte Gotha siehe Bild dort mit der Munzen und Medaillen aller Grossen gepragt wurden Sie wurde 1981 unter den Arkaden des Schlosses Friedenstein in Gotha aufgestellt Reibradspindelpressen Bearbeiten nbsp Reibradspindelpresse Nennpresskraft 13 000 kN Spindeldurchmesser 360 mm nbsp Schematische Darstellung der Funktion einer ReibradspindelpresseBei Reibradspindelpressen sind am Maschinenkopf zwei Antriebsscheiben angeordnet die axial verschoben werden konnen Der Antrieb der Scheiben erfolgt uber Flachriemen durch Elektromotoren Am oberen Ende der Spindel befindet sich das Schwungrad welches am Umfang mit einer Lederbandage bestuckt ist Das Auslosen des Hubs erfolgt uber Hebel oder bei moderneren Maschinen durch Fuss oder Handtaster Dabei werden die Antriebsscheiben axial verschoben und eine der beiden Scheiben an das Schwungrad gepresst Die durch Reibung auf Schwungrad und Spindel ubertragene Drehbewegung fuhrt wie bei der Handspindelpresse zur Abwartsbewegung Zum Hochfahren werden die Antriebsscheiben in die entgegengesetzte Richtung verschoben die zweite Scheibe an das Schwungrad gepresst und somit die Drehrichtung des Schwungrads und der Spindel umgekehrt Bei grosseren Maschinen konnen die beiden Antriebsscheiben unabhangig voneinander angetrieben und verschoben werden Dies dient dazu durch Ausnutzung des Prellschlags und einer langsamer laufenden Antriebsscheibe fur den Aufwartshub den Verschleiss der Lederbandage zu minimieren Kupplungsspindelpressen BearbeitenDer Antrieb einer Kupplungsspindelpresse besteht aus einem in der Achse der Spindel liegenden sich permanent drehenden Schwungrads Zum Abwartshub wird das Schwungrad uber eine kraftschlussige Kupplung mit der Spindel verbunden und kurz vor dem unteren Totpunkt getrennt Da die Drehrichtung des Schwungrads nicht umgekehrt wird ist fur den Aufwartshub ein eigener Antrieb erforderlich Spindelpressen mit Direktantrieb BearbeitenDer Antrieb dieser Maschine basiert darauf dass der Rotor Bestandteil des Schwungrads und der Stator Bestandteil des Maschinenkorpers ist Fur den Aufwartshub wird wie bei der Reibspindelpresse eine Umkehr der Drehrichtung von Spindel und Schwungrad notig Bisher wurden direkt angetriebene Spindelpressen mit dem Prinzip des Asynchronmotors ausgefuhrt Diese Bauart zeichnet sich durch Robustheit und weitgehende Wartungsfreiheit aus Durch einen Frequenzumrichter konnen hohe Anlaufstrome reduziert und eine sehr genaue Steuerbarkeit erreicht werden Ausserdem lasst sich im Ruckhub generatorisch bremsen und die Bremse wird somit nur als Haltebremse beansprucht Neuere Entwicklungen gehen dahin einen Synchronmotor mit permanentmagnetisch erregtem Rotor zu verwenden Auch hierbei ist der Stator Bestandteil des Maschinenstanders und der Rotor Bestandteil der Schwungscheibe Der wesentliche Unterschied besteht darin dass der Rotor sehr einfach aufgebaut ist Statt eines Kurzschlusslaufers besteht der Rotor aus einem Stahlring an dessen Aussendurchmesser Permanentmagnete befestigt sind Die Vorteile dieses Maschinentyps sind eine exakte Dosierung der Umformenergie und der Wegfall von Verschleissteilen wie der Lederbandage bei Reibradspindelpressen oder die Kupplungsklotze bei Kupplungsspindelpressen Spindelpressen mit Servoantrieb BearbeitenDurch moderne Torqueantriebe ist der vollstandige Verzicht auf ein Schwungrad oder ein Getriebe moglich Ein Torqueantrieb wirkt uber eine Kupplung direkt auf die Spindel und fuhrt durch wechselseitigen Rechts oder Linkslauf fur die Auf und Abbewegung des Stossels Da die Synchronisation einzelner Antriebe sehr genau erfolgt konnen so durch den Einsatz mehrerer Spindeln entsprechend grosse Krafte erzeugt werden Vorteil dieses Pressenkonzeptes ist die Verfugbarkeit der kompletten Nominalpresskraft uber den gesamten Hub Durch den Einsatz mehrerer Spindeln kann daruber hinaus der Stossel standig parallel gehalten werden und verkippt daher nicht Da die Spindel sehr grosse Krafte ubertragen und die Genauigkeitsanforderungen hoch sind kommen Planetenrollgewindetriebe zum Einsatz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spindelpresse Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenAndreas Hirsch Werkzeugmaschinen Grundlagen Friedrich Vieweg amp Sohn Wiesbaden 2000 ISBN 3 528 04950 2 Eckart Doege Bernd Arno Behrens Handbuch Umformtechnik Grundlagen Technologien Maschinen Springer Verlag Berlin Heidelberg 2007 ISBN 978 3 540 23441 8 Siehe auch BearbeitenPresse Exzenterpressen Kniehebelpressen Entenpresse ein Kuchengerat SpindelkeilpresseEinzelnachweise Bearbeiten Royal Mint Museum Munzstempel der Cromwelltaler mit dem typischen Stempelriss Stempelausfuhrung fur die neuen Spindelpressen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spindelpresse amp oldid 237691481