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Matthew Boulton 3 September 1728 1 in Birmingham 18 August 1809 in Birmingham war ein englischer Ingenieur Medailleur 2 und Unternehmer der fruhen Industriellen Revolution Gemeinsam mit James Watt entwickelte und vertrieb er Dampfmaschinen Unter dem Einfluss von Joseph Priestley Thomas Day und anderen Freunden die den Gedanken Jean Jacques Rousseaus nahestanden fuhrte Boulton in seinen Fabriken eine Sozialversicherung fur seine Mitarbeiter ein Matthew Boulton im Hintergrund seine Soho Manufactory Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Jugend und beginnendes Geschaftsleben 1 2 The Soho Manufactory Von Werkstatten zur Fabrik 1 3 Boulton amp Watt what all the world desires to have power 1 4 Geld durch Geld die Soho Mint 1 5 The Lunar Society Ein Thinktank 2 Tod und Nachruhm 3 Anmerkungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben und Werk BearbeitenJugend und beginnendes Geschaftsleben Bearbeiten Boulton wurde als zweiter Sohn des Unternehmers Matthew Boulton sen im Hause seiner Eltern in der damaligen Whitehouse Lane heute Steelhouse Lane geboren Sein Vater betrieb auf Snow Hill als toymaker eine Manufaktur fur hochwertige metallische Verzierungen wie Knopfe und Schwertscheiden Boulton wurde an der offentlichen Schule Birminghams unterrichtet griff aber auch auf die grosse Bibliothek seines Vaters zuruck Die damals modischen Experimente mit Elektrizitat und Batterien die sein Vater wie viele gebildete Personen seiner Zeit unternahm fachten seinen Wissensdurst weiter an Ohne studiert zu haben kannte er sich in kurzer Zeit in fast allen wissenschaftlichen Bereichen seiner Zeit aus legte aber seinen Schwerpunkt auf die Anwendung der Wissenschaften in der Metallurgie In seinen Notizbuchern finden sich viele Ideen und Verfahren die er entwickelt oder wesentlich verbessert hatte mit dem Ziel die Produktionsmethoden seines Vaters zu optimieren Mit 17 Jahren verliess Boulton die Schule und trat in die Firma des Vaters ein An seinem 21 Geburtstag ernannte der ihn zum gleichberechtigten Partner Im Februar 1749 ein halbes Jahr zuvor hatte Boulton seine entfernte Cousine Mary Robinson die Tochter des beguterten Landeigners Luke Robinson sen in Lichfield geheiratet Mary brachte in die Ehe eine grosse in den Quellen nicht bezifferte Erbschaft ein die sie von ihrer Patentante erhalten hatte Als ihr Vater im Jahr 1750 starb erbte sie weitere 3 000 nach heutigem Wert etwa 300 000 3 Zusatzlich standen Mary nach dem Tod der Mutter weitere 14 000 etwa 1 5 Millionen aus dem Familienvermogen zu 4 Damit war der finanzielle Grundstein fur die Erfullung des unternehmerischen Ehrgeizes Boultons gelegt Nach dem damaligen Eherecht fiel das Vermogen der Frau bei der Heirat ihrem Ehegatten zu Im August 1759 starb auch Mary uberraschend moglicherweise an Kindbettfieber 5 und wurde im Familiengrab in Whittington beigesetzt Im selben Jahr wie Mary starb auch Boultons Vater Dadurch wurde er zum alleinigen Besitzer des gemeinsamen Unternehmens dessen Geschicke er bereits seit 1757 massgeblich bestimmt hatte Die Werkstatten des Vaters auf Snow Hill wurden zu klein doch das ererbte Vermogen genugte nicht um den Bestand der Firma dauerhaft zu sichern Weniger als ein Vierteljahr nach Marys Tod begann Boulton um deren Schwester Anne zu werben Er bemuhte sich erfolgreich um die Zustimmung seiner Schwiegermutter Dagegen lehnte sein Schwager Luke ihn als Mitgiftjager ab Im Mai 1760 erkrankte Annes Mutter schwer und verstarb kurz darauf womit an Anne ein Erbe von etwa 28 000 fiel Boulton machte sich altes englisches Recht zu eigen entfuhrte seine Braut nach London und heiratete sie am 25 Juni 1760 Dann versteckte sich das Paar vier Wochen lang vor allen Menschen Danach war die Einspruchszeit verstrichen und die Ehe nach kirchlichem und weltlichem Recht untrennbar Das Ehepaar bezog Boultons Haus in Birmingham The Soho Manufactory Von Werkstatten zur Fabrik Bearbeiten Hauptartikel Soho Manufactory nbsp Soho Manufactory in einer zeitgenossischen Ansicht das TorhausDie zusatzlichen finanziellen Mittel ermoglichten Boulton seine Plane fur eine neue grossere Manufaktur zu verwirklichen Um die Arbeitseffizienz zu steigern wollte Boulton ein zentrales Gebaude fur alle Arbeiten errichten Diese Idee hatte bereits sein Konkurrent John Taylor 1759 ebenfalls in Birmingham mit einigem Erfolg verwirklicht Boulton kopierte und erweiterte das Konzept um die Moglichkeit des zentralen Maschineneinsatzes der eine Massenproduktion wie sie Boulton vorschwebte unterstutzte und zum Teil erst ermoglichte Drei Kilometer nordwestlich von Birmingham fand sich bei dem Dorf Handsworth ein passendes Grundstuck das Boulton pachtete Er liess die vorhandenen Gebaude abreissen und neue Fabrikationsgebaude ein Walzwerk sowie eine Arbeitersiedlung errichten Ein bereits existierendes Herrenhaus das Soho House wurde als Zentrale fur die Uberwachung der Bauarbeiten umgebaut und spater durch einen Neubau ersetzt Da die Arbeiten zeitaufwendig und teuer waren zugleich aber die Arbeiten an der alten Produktionsstatte im Stadtteil Snow Hill weiter liefen nahm Boulton 1762 einen Partner in die Firma auf der die Bauuberwachung vor Ort ubernahm Mit diesem Partner John Fothergill fuhrte er die Manufaktur bis 1781 Bis 1764 waren die meisten Gebaude errichtet worden und die Produktion lief an Seine Erfahrungen mit der Zentralisierung von Maschinen fuhrten Boulton zu der Planung eines weiteren Baus der nicht nur Maschinenraume Ateliers und Wohnungen fur die Familien der leitenden Angestellten beinhaltete sondern durch eine zweistockige Durchfahrt und einen Uhrenturm als Reprasentationsbau ausgestaltet wurde Als 1764 das benotigte Geld zur Verfugung stand liess Boulton seine Planung umsetzen Dieses Gebaude wurde das Symbol der Soho Manufactory die 1765 offiziell eroffnet wurde und rasch hochrangige Besucher aus aller Welt anlockte die den Gedanken eines zentralen Fabrikgebaudes mit maschineller Ausstattung rasch in viele Lander trugen Soho Manufactory wurde zum Vorbild fur weitere Manufakturen die auf ihrem Gelande alle notwendigen Arbeitsplatze und Maschinen konzentrierten so arbeitete Boulton an der Planung der Fabrikstadt seines Freundes Josiah Wedgwood Etruria mit Der finanzielle Erfolg der Fabrik war aber nicht bestandig obwohl Arbeiten aus Soho in ganz Europa und den uberseeischen Kolonien Englands sehr beliebt waren Vielmehr experimentierte Boulton in seiner Fabrik standig mit neuen sehr teuren Maschinen die die Firma Boulton amp Fothergill stark belasteten und oft an den Rand des Ruins brachten Wahrend Boulton seine Gelder aus anderen Unternehmungen zum Beispiel der Vermietung von Dampfmaschinen ausgleichen konnte war es seinem Kompagnon Fothergill nicht moglich den fur die Partnerschaft aufgenommenen Kredit zuruckzuzahlen Dies wurde erst 1782 nach Fothergills Tod von Boulton ubernommen Als letzten Schritt zur Konzentration der Arbeitsprozesse konnte Boulton 1773 die Londoner Eichstelle dazu bewegen einen Ableger in Handsworth einzurichten wo der Edelmetallgehalt seiner Produkte gepruft und beurkundet werden konnte Bei allem offentlichen Zuspruch wurde wohlwollend ignoriert dass Boulton die Grenzen des von ihm gepachteten Gelandes eigenmachtig und ohne finanziellen Ausgleich auf einen Teil der Gemeinweide des Dorfes Handsworth ausgeweitet hatte Dies war kein Versehen oder ein Unfall wie ein 25 Jahre spater von Boulton selbst geschriebener Brief zeigt in dem er die Inbesitznahme als wohltatigen Akt darstellt weil er damit tausend Arbeitern eine saubere gesunde Heimstatte geboten hatte wo zuvor nur einige zerlumpte Dorfler durch Diebstahl und ebendiese Gemeinweide irgendwie ihr Leben gefristet hatten Er wurde diese Vorgehensweise weiterempfehlen 6 Derartige wilde Privatisierungen von Gemeindeflachen zu Lasten der armen Bevolkerungsteile waren in Boultons Tagen weit verbreitet hatten sogar eine eigene Bezeichnung enclosures Allerdings wurden diese Flachen sonst zur intensiven landwirtschaftlichen Bearbeitung genutzt Boultons Vorgehen war insofern ungewohnlich 7 Boulton amp Watt what all the world desires to have power Bearbeiten Hauptartikel Boulton amp Watt Nachdem die Manufaktur nunmehr in Betrieb und innerhalb kurzester Zeit durch die Qualitat und die Bezahlbarkeit der Produkte die sie hervorbrachte in ganz Grossbritannien zu grosser Bekanntheit gelangte war begann Boulton sich uber die Effizienzsteigerung seiner Maschinen Gedanken zu machen Die mit Wasserkraft betriebenen Gerate waren langsam und von der Witterung abhangig Zudem konnten sie ausschliesslich an Orten aufgestellt werden an denen ein Wasserlauf aufgestaut werden konnte Dies begrenzte den Einsatz von Maschinen erheblich Schon 1762 hatte Boultons Freund Erasmus Darwin der Hausarzt der Familie seiner Frauen mit Boulton uber ein mit einer Dampfmaschine betriebenes Lokomobil korrespondiert allerdings unter dem Siegel der Verschwiegenheit Die Experimente fuhrten zwar zu keinem brauchbaren Ergebnis doch fand Boulton in diesem Projekt die Losung fur sein Problem Dampfmaschinen Sie konnten an beliebigen Orten aufgebaut werden und waren wetterunabhangig Die brauchbaren Konstruktionen arbeiteten mit Dampfuberdruck um einen Kolben zu bewegen der dann die gewunschte Arbeit ausfuhrte Aufgrund der damaligen Verarbeitungstechnik konnten aber die Gerate dem Druck nicht immer standhalten und explodierten Boulton schloss daher diese Maschinen als unzuverlassig aus Eine andere Konstruktionsart fur Dampfmaschinen hatte der Ingenieur Thomas Newcomen um 1710 entwickelt die Unterdruck Dampfmaschine Hier wurde der Dampf in die Kammer mit dem Kolben geleitet und kondensierte dort Dadurch entstand ein Unterdruck der den Kolben bewegte Diese Maschinen waren aber sehr ineffizient weil sie einem ungelosten konstruktiven Problem unterlagen Um das Vakuum durch die Kondensation des Dampfes zu erzeugen musste der Dampfraum kuhl sein doch um die Energie des Dampfes zu nutzen musste der Kolben heiss bleiben Unterdruck Dampfmaschinen wurden aber trotz ihrer Ineffizienz eingesetzt weil sie im Bergbau das in die Schachte eindringende Grundwasser abpumpen konnten Aufgrund ihrer Konstruktion konnten sie sicher ohne zu platzen kontinuierlich arbeiten und garantierten so dass die Gruben nicht uberflutet wurden Durch ihren sehr hohen Brennstoffbedarf waren sie aber im Unterhalt sehr teuer nbsp Watts Dampfmaschine im ModellEine Losung fur dieses Problem hatte der Schotte James Watt gefunden Er erweiterte den Unterdruckbereich durch eine separate Kammer in welcher der Dampf kondensieren konnte ohne dass die Hauptkammer mit dem Kolben gekuhlt zu werden brauchte Im April 1765 baute er ein funktionsfahiges Modell seiner Idee einer Dampfmaschine mit separatem Kondensor das nun noch in eine funktionsfahige grosse Maschine ubertragen werden musste Durch die Vermittlung eines Freundes fand er finanzielle Unterstutzung durch den Kohleminenbesitzer und Eisenproduzenten Dr John Roebuck der die Effizienz seiner Newcomen Maschinen steigern wollte Er bot Watt die Finanzierung seiner Forschung an Im Gegenzug wollte er dafur zwei Drittel der Rechte an der Dampfmaschine erhalten Watt willigte ein Doch was im Modell funktioniert hatte liess sich nicht in die Praxis ubertragen 1766 musste Watt seine Versuche eine funktionsfahige Maschine zu erstellen vorlaufig aufgeben Doch seine Arbeit mit billigeren Modellen erbrachte neue Ideen die Watts Dampfmaschine immer kraftiger und effizienter werden liessen So leitete er wechselseitig Dampf in das Kolbenrohr und ersparte damit nicht nur den mechanischen Mechanismus der den Kolben in die Ausgangsstellung zuruckbrachte sondern erreichte zugleich mehr und gleichmassigere Leistung bei erneut geringerem Energieverbrauch Am 9 August 1768 reichte Watt ein Patent auf seine Konstruktion ein das im folgenden Jahr erteilt wurde Roebuck der die Konstruktionen Watts bezahlt hatte und Boulton der aufstrebende Unternehmer aus Birmingham waren Geschaftspartner So dauerte es nicht lange und Boulton erfuhr von Watts Versuchen und Ideen Boulton zeigte Interesse an dem Kauf der Wattschen Ideen doch Roebuck bot ihm nur einen Lizenzvertrag an den Boulton ablehnte Stattdessen nahm er Kontakt zu Watt auf um sich direkt beim Erfinder uber die Moglichkeiten seiner Konstruktion zu erkundigen Ab 1768 standen die beiden in Kontakt miteinander der sehr rasch von einer geschaftlichen auf eine freundschaftliche Basis wechselte Boulton bewunderte gegenuber seinen Freunden offen das Genie und die Erfindungsgabe seines neuen Freundes Watt wahrend Watt die Menschenfreundlichkeit und den gleichzeitigen Geschaftssinn Boultons lobte Bei beiden hielt die Hochachtung bis ans Lebensende Watt wird nach Boultons Tod versichern dass sie in 35 Jahren engster Zusammenarbeit nicht die kleinste Differenz gehabt hatten 8 Als Roebuck in wirtschaftliche Turbulenzen geriet lieh er sich von Boulton 1 200 die er bis zu seinem Konkurs 1772 schuldig blieb Boulton hielt sich schadlos indem er die Zwei Drittel Eigentumerschaft an Watts Patent ubernahm Im selben Jahr starb Watts erste Frau der Erfinder siedelte daraufhin nach Birmingham um Gemeinsam planten die beiden Freunde eine neue Fabrik diesmal nicht fur Knopfe sondern fur Dampfmaschinen Sie entschlossen sich die Einzelteile ihrer Dampfmaschinen von Subunternehmern herstellen und anliefern zu lassen und grundeten 1775 ihre gemeinsame Firma Boulton amp Watt Beide Partner waren gleichberechtigt will heissen Boulton gab seine Zwei Drittel Mehrheit am Patent auf und beanspruchte nur noch einen 50 Anteil Er nutzte seine Beziehungen zu Mitgliedern des britischen Parlaments und erreichte eine Verlangerung des Patents von 6 auf 30 Jahre Boulton und Watt behinderten nachfolgend erfolgreich die Weiterentwicklung der Dampfmaschine durch konkurrierende Ingenieure So verklagten sie den Erfinder der Hornblower Dampfmaschine welche einen hoheren Wirkungsgrad moglich machte wegen Patentverletzung und konnten so eine Weiterentwicklung stoppen 9 10 nbsp Das Gelande der ehemaligen Dampfmaschinenfabrik Soho Foundry im Jahr 2007 Watts Dampfmaschine war etwa viermal starker als ihr Vorlaufer und wurde von Grubenbesitzern eingesetzt um ihre Stollen frei von Grundwasser zu halten Da Watt durch die Menge an Arbeit uberlastet war suchten die Freunde nach einem weiteren ideenreichen Konstrukteur Sie fanden ihn 1777 in der Person von William Murdoch ebenfalls Schotte wie Watt Murdoch bereicherte die Firma mit einer Vielzahl von Verbesserungen an bestehenden Konstruktionen und mit vollig neuen Erfindungen Schliesslich brachte Boulton amp Watt eine Variante der Wattschen Dampfmaschine heraus mit der die zuvor ausschliesslich lineare Bewegung des Antriebs in eine Rotation uberfuhrt wurde Dadurch war der nahezu beliebige Einsatz der Maschine fur jede denkbare Aufgabe moglich die bereits angelaufene Industrialisierung Grossbritanniens bekam so ihren entscheidenden Anstoss Bis 1790 standen in den Bergwerken und Fabriken der Insel mehr als 500 Dampfmaschinen aus dem Hause Boulton amp Watt sowie hunderte weitere aus anderen Fabriken Der Erfolg der Firma fuhrte schliesslich zur Grundung einer eigenen Fabrik in Smethwick der Soho Foundry die 1848 in James Watt amp Co umbenannt und 1895 in einen grosseren Konzern eingegliedert wurde Das Gelande wird heute zum Teil als Schrottplatz genutzt Geld durch Geld die Soho Mint Bearbeiten Sobald die Dampfmaschinenfabrik aus den Anfangsschwierigkeiten heraus war sah Boulton sich nach neuen Projekten um Dabei geriet ihm ein bereits 20 Jahre zuvor erfolglos verfolgter Gedanke erneut in den Sinn Die britische Wirtschaft verlangte nach kleinwertigen Munzen besonders Kupfermunzen Plane fur eine eigene Munzprageanstalt begannen in Boulton zu reifen Durch grosse Uberproduktion waren seine Kupfergruben unrentabel und standen kurz vor der Schliessung in seiner Soho Manufactory war die Kunst der Metallverarbeitung zu Hause und fur die schwere Pragearbeit standen ein wasserkraftbetriebenes Walzwerk fur die Blechproduktion dampfkraftbetriebene Stanzen fur die Herstellung der Munzrohlinge und Dampfmaschinen zum Pragen der Munzen zur Verfugung Diese Bereiche mussten nur zusammengefuhrt und um wenige neue Vorrichtungen erganzt werden nbsp Cu Probe Halfpenny George III von Jean Pierre Droz gepragt 1790 in der Soho Mint mit erhabener Randschrift RENDER TO CESAR THE THINGS WHICH ARE CESARSBei einer Geschaftsreise nach Frankreich besuchte Boulton die Pariser Munzanstalt und lernte dabei den Graveur und Konstrukteur Jean Pierre Droz kennen Droz hatte einige Verbesserungen vorgeschlagen die aber von der koniglichen Munze abgelehnt worden waren So wollte er die Munzen wahrend der Pragung in einen starken Rahmen einbinden der mit gravierten Mustern und Schriftzugen ausgestattet werden konnte So ware sichergestellt worden dass alle Munzen gleiche Durchmesser und gleiche Hohe hatten was die Verfalschung der Munzen durch Abfeilen von Edelmetall an den Randern nahezu unmoglich machte Boulton ubernahm nicht nur die Idee sondern auch den Mann Ab 1787 arbeitete Droz in Handsworth und begann dort falschungssichere Munzen zu gestalten 11 Erster Kunde fur die neuen Maschinen war die East India Company fur ihren Handel auf Sumatra Sie bestellte 1786 noch vor der Fertigstellung des neuen Maschinenhauses 100 Tonnen Kupfermunzen die Boulton rasch und in der gewunschten Qualitat lieferte Weitere Auftrage folgten umgehend so bestellten die amerikanischen Kolonien Kupfergeld bei Boulton und auch Frankreich Russland und Sierra Leone liessen bei ihm Munzgeld pragen Auch reiche Privatleute verlangten nach eigenen Munzen So liess der erfolgreiche Kanonenproduzent John Wilkinson 1787 eigene Munzen in der Soho Mint herstellen die zum Symbol der Anderungen der Machtverhaltnisse durch die Industrielle Revolution wurden Zum ersten Mal in der Geschichte des englischen Munzwesens prangte das Portrat eines ungekronten Hauptes eines Unternehmers auf einer Munze Umrahmt wurde Wilkinsons Portrat von seinem Namen und seinem Beruf John Wilkinson Iron Master In einem 1788 neu errichteten Werkgebaude fur seine Soho Mint liess Boulton statt der bis dahin ublichen langsamen und schweren manuellen Pragepressen die von zwei starken Mannern bedient werden mussten Dampfmaschinen mit Stempelkolben aufstellen die spater im Dauereinsatz nur von je einem zwolfjahrigen Jungen uberwacht werden mussten einzige Aufgabe der Jungen war die Maschinen ein oder auszuschalten Boulton liess diese Jungen in weisser Dienstkleidung arbeiten die einmal wochentlich gewaschen wurde um so zu verdeutlichen dass die Jungen keine korperliche Arbeit zu leisten hatten Zusatzlich wurde die Arbeitsdauer der Jungen auf 10 Stunden pro Tag festgelegt wesentlich weniger als die sonst ublichen Arbeitszeiten der Epoche So demonstrierte Boulton nicht nur die Effizienz seiner neuen Dampfmaschinen und ihre kinderleichte Bedienung sondern konnte zugleich die Rousseauschen Gedanken der Entlastung der Kinder von Arbeit verwirklichen Durch zusatzliche automatische Zufuhrung von Rohlingen und dem maschinellen Ausstoss der fertigen Munzen erzeugten die Pragemaschinen in dieser ersten Serienproduktion zwischen 50 und 120 Munzen pro Minute abhangig von der Grosse der zu pragenden Munzen 12 Erst 1797 erfolgte der erste Prageauftrag des britischen Parlaments uber Kupfermunzen 13 Es handelte sich dabei um einen Auftrag uber 45 Millionen Pennys und Twopence Munzen 14 die unter dem Namen Cartwheel Pennys bekannt wurden Damit war der geschaftliche Erfolg auch dieser Unternehmung dauerhaft sichergestellt Nicht nur Munzgeld wurde in der Soho Mint gepragt Rasch wurden auch Kunstler auf die Moglichkeiten aufmerksam die die neuen Pragemaschinen boten Es dauerte nicht lange und eine Flut von Medaillen und Gedenkmunzen zu allen moglichen Ereignissen und Personen ergoss sich auf den Markt wo sie reissenden Absatz fanden Und wieder war Boulton der Ausloser dieser Mode So konnte er weitere Vorrate des sonst schwer verkauflichen Kupfers aus seinen Minen in Gold umwandeln und zugleich die Skulpteure und Bildhauer die die Munzen gestalteten sinnvoll beschaftigen wenn es keine anderen Munzauftrage gab The Lunar Society Ein Thinktank Bearbeiten Hauptartikel Lunar Society Boulton war in einem Umfeld aufgewachsen das ihm den Wunsch nach Bildung nicht nur nahebrachte sondern seine bereits vorhandene Neugier forderte nicht aber sattigen konnte Boulton hatte grosstenteils im Selbststudium spater auch mit eigenen Experimenten Wissen aus allen Bereichen der damaligen Wissenschaften gesammelt das er dann in Form von Verbesserungen seiner Produkte einsetzte Dadurch konnte er die Qualitat seiner Waren so weit steigern dass er sich mit seiner Firma nicht nur in England und seinen Kolonien einen Namen machte sondern auch auf dem europaischen Kontinent Dies forderte neben der Neugier und dem ausgepragten Geschaftssinn einen weiteren wesentlichen Charakterzug Boultons seine Ruhmsucht Sein Freund James Watt wurde spater diesen Wesenszug sogar uber den Geschaftssinn Boultons stellen 8 Diese drei wichtigen Wesenszuge Boultons fanden in einer zufalligen Begegnung einen Unterstutzer der nicht nur in der Lage war sie zu erkennen sondern auch sie zu formen Erasmus Darwin hochgebildeter Mediziner und Forscher aus Lichfield Darwin war der Arzt der Familie Robinson aus der Boultons Frauen stammten Der genaue Zeitpunkt ihres ersten Treffens ist nicht uberliefert doch bereits 1762 ist ihr Briefwechsel so sehr von freundschaftlicher Nahe und gemeinsamem Forschungsdrang gepragt dass Darwin dem Geschaftsmann Boulton unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seinen Experimenten zur Konstruktion eines dampfgetriebenen Fahrzeuges erzahlt In jenen Tagen entwickelten sich die Grundzuge der heutigen Wissenschaft aus den Traditionen der vergangenen Jahrhunderte mit ihren stark religios gepragten und begrenzten Vorstellungen In vielen Gegenden Europas trafen sich beguterte und gebildete Personen soll heissen manchmal auch Frauen und sogar Kinder zu regelmassigen Gesellschaften in denen uber neue Beobachtungen Ideen und Folgerungen aus den Bereichen der Natur und Geisteswissenschaften gesprochen wurde Gelegentlich kam es sogar zu Vorfuhrungen so waren zum Beispiel offentliche Experimente auf dem Gebiet der frisch entdeckten Elektrizitat mit all ihren spektakularen Funken und Effekten eine ausgepragte Modeerscheinung in jenen Zirkeln Auch Boulton und Darwin wollten den Grundstein fur solch einen Zirkel legen der aber weniger der amusanten Zerstreuung als dem gemeinsamen effektiven Forschen und der Suche nach neuen Wahrheiten dienen sollte Nachdem Boulton seine Soho Manufactory in Betrieb genommen hatte schien den beiden der richtige Zeitpunkt gekommen einen solchen Zirkel ins Leben zu rufen Da sie sich immer zu Vollmond am nachstliegenden Montag treffen wollten um in den Strassen ohne Beleuchtung gut heimzufinden nannten sie ihre Gruppe The Lunar Society sich selbst augenzwinkernd Lunatics Wahnsinnige Der Gedanke fiel auf fruchtbaren Boden Innerhalb kurzester Zeit etablierte sich ein Kreis von Philosophen und Wissenschaftlern Unternehmern und Kunstlern der Umgebung die aufeinander einwirkten ihre Moglichkeiten kombinierten und so Natur und Geisteswissenschaften aber auch die englische Wirtschaft und ihre Industrialisierung nachhaltig beeinflussten So konstruierte der Instrumentenbauer wir wurden ihn heute als Feinmechaniker bezeichnen John Whitehurst ein Thermometer das auch die Temperaturen von geschmolzenem Eisen sehr genau ermitteln konnte Boulton finanzierte die Entwicklung und profitierte umgekehrt durch verbesserte Produktionsmethoden sowohl in seinen kunstgewerblichen Produkten als auch in der Herstellung der Dampfmaschinen Doch auch die Geisteswissenschaften pragten die Gesprache der Lunatics besonders die humanistischen Vorstellungen des franzosischen Philosophen Jean Jacques Rousseau waren in der Gruppe hoch angesehen Auch sie formten Boultons Vorstellungen davon was er als Herr seiner Arbeiter und deren Familien so sah er sich als merkantilen Fursten fur deren Wohlergehen bewirken konnte Ihnen entsprang zum Beispiel Boultons Idee eine Sozialversicherung fur seine Arbeiter einzufuhren Im Jahr der Erklarung der Menschenrechte 1792 fuhrte er die Soho Insurance Society in seinen Werken ein Sie funktionierte wie die modernen Sozialsysteme nach dem Solidaritatsprinzip Jeder Arbeiter zahlte ein Sechzigstel seines Lohnes in eine gemeinsame Kasse ein aus der er bis zu 80 seines Lohnes als Fortzahlung bekam wenn er krank oder verletzt war Im Todesfall war die Familie seines Arbeitnehmers mit dem gleichen Betrag abgesichert Boulton burgte freiwillig mit seinem Privatvermogen um mogliche Unterdeckungen zu verhindern Ebenfalls aus dem Rousseauschen Gedankengut entsprang Boultons Weigerung billige Kinderarbeiter einzustellen Kinder gehorten seiner Meinung nach in eine Schule Damit war Boulton weit vor der Einfuhrung der allgemeinen Schulpflicht in England ein Vorreiter der Kinderrechte geworden Allerdings wurde damals der Begriff Kind etwas anders gesehen so beschaftigte Boulton in seiner Munze zwolfjahrige Jungen wenn auch ausschliesslich um die Pragemaschinen an und abzustellen also ohne korperliche Anstrengungen Zum Vergleich In England wurden zum selben Zeitpunkt Vierjahrige fur schwere korperliche Arbeiten in Bergwerken eingesetzt dies galt als vollig normal Boulton der trotz seiner starken beruflichen Belastungen selbst mit eigenen Experimenten und Uberlegungen nutzlich zu sein versuchte wurde am 24 November 1785 in die Royal Society gewahlt 15 Auf seiner Wahlbestatigung finden sich auch drei Unterschriften von Freunden aus der Lunar Society Joseph Priestley John Whitehurst und Josiah Wedgwood Eine besondere wissenschaftliche Leistung wurde dabei nicht hervorgehoben 16 Bereits seit 1784 war er Fellow der Royal Society of Edinburgh 17 Tod und Nachruhm Bearbeiten nbsp Die Golden Boys Statue von Boulton Murdoch und Watt in BirminghamBoulton starb achtzigjahrig am 18 August 1809 in seinem Haus in Birmingham Er wurde wie spater auch seine Partner und Freunde Watt und Murdoch auf dem Friedhof der St Mary s Church in Handsworth heute Birmingham beigesetzt Die Firma Boulton amp Watt war bereits im Jahr 1800 ein Jahr nach Ablauf des Schutzmonopols der Watt schen Dampfmaschine in die Hande der beiden Sohne der Grunder ubergegangen Matthew Robinson Boulton und James Watt jr stellten die Besucherfuhrungen ein und bauten langsam die sozialen Errungenschaften der Grunder wieder ab Die Firma wurde 1910 liquidiert Nach dem Tode James Watts jr im Jahr 1842 wurde Soho Manufactory geschlossen und ab 1848 grosstenteils abgerissen das Wohnhaus der Boultons sowie einige Nebengebaude blieben erhalten Das Anwesen Soho House ist heute ein Museum Auf dem Gelande der ehemaligen Manufaktur wurden Reihenhauser errichtet die auch das Herrenhaus weitgehend umschliessen Ein umfangreiches Archiv von Boultons Briefen und Notizen befinden sich in der Birmingham Central Library Es wurde 1910 angelegt als die Firma Boulton amp Watt liquidiert und die Geschaftsunterlagen der Stadt ubereignet wurden Ebenso sind dort private Briefe Boultons archiviert Inzwischen werden Briefe und Notizbucher aus diesem Archiv systematisch in elektronisch lesbare Form ubertragen und im Internet verfugbar gemacht In Birmingham erinnern auch die Mondsteine an den Mitbegrunder der Lunar Society ebenso existieren eine Statue von ihm Watt und Murdoch von 1956 18 das nach ihm benannte Matthew Boulton College und die Boulton Road ebenfalls alle in Birmingham Auch in Smethwick existiert eine Boulton Road Boulton gilt bis heute als einer der wichtigsten Pioniere der fruhen Industriellen Revolution der aber im Schatten des Ruhmes seines Partners James Watt steht Ab 2009 waren 50 Pfund Scheine der Bank of England im Umlauf auf denen Boulton und Watt gemeinsam abgebildet waren Die Noten wurden an 2021 Zug um Zug bis 2022 durch Kunststoffgeldscheine mit anderen Motiven ersetzt 19 20 Anmerkungen Bearbeiten Nach dem erst 1752 in Grossbritannien eingefuhrten Gregorianischen Kalender wurde Boulton am 14 September 1728 geboren L Forrer Biographical Dictionary of Medallists Boulton Matthew Band I Spink amp Son Ltd London 1904 S 235 ff englisch Jenny Uglow The Lunar Men 2 Auflage Faber And Faber Ltd London 2003 ISBN 0 571 21610 2 S 25 Jenny Uglow The Lunar Men 2 Auflage Faber And Faber Ltd London 2003 ISBN 0 571 21610 2 S 62 Notizen Boultons lassen darauf schliessen dass er kurz vor Marys Tod Heilmittel gegen Kindbettfieber suchte Jenny Uglow The Lunar Men 2 Auflage Faber And Faber Ltd London 2003 ISBN 0 571 21610 2 S 60 Brief an Lord Hawkesbury 17 April 1790 Matthew Boulton Papers 237 Michael Maurer Geschichte Englands Philipp Reclam jun GmbH amp Co KG Stuttgart 2000 ISBN 3 15 010475 0 a b Joachim Fritz Vannahme Patent fur die Macht Warum der Erfinder James Watt den Unternehmer Matthew Boulton brauchte um beruhmt zu werden in DIE ZEIT Nr 25 vom 12 Juni 2003 S 24 Jonathan Hornblower In Encyclopaedia Britannica 2009 B Marsden Watt s Perfect Engine Steam and the Age of Invention Columbia University Press 2004 Matthew Boulton and Medal Making West Midlands History University of Birmingham abgerufen am 5 September 2017 englisch L Forrer Biographical Dictionary of Medallists Watt amp Co James Watt amp Co Band VI Spink amp Son Ltd London 1916 S 391 ff Brief von Boulton an seinen Agenten Thomas Wilson uber den erfolgten Prageauftrag und die notwendige Organisation Kurzbiografie auf der offiziellen Homepage der Stadt Birmingham Eintrag zu Boulton Matthew 1728 1809 im Archiv der Royal Society London Eintrag zu Boulton Matthew 1728 1809 im Archiv der Royal Society London Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 Nicht mehr online verfugbar Royal Society of Edinburgh archiviert vom Original am 25 Oktober 2017 abgerufen am 10 Oktober 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rse org uk Kurzbeschreibung und Foto der Statue von Boulton Watt und Murdoch Memento vom 9 Juni 2008 im Internet Archive www bankofengland co uk Boulton and Watt the New Faces on 50 Banknotes Only 1 week left to use your paper 20 and 50 banknotes 23 September 2022 Literatur BearbeitenJenny Uglow The Lunar Men 2 Auflage Faber And Faber London 2003 ISBN 0 571 21610 2 Robert E Schofield The Lunar Society of Birmingham a social history of provincial science and industry in eighteenth century England Clarendon Press Oxford 1963 Robert E Schofield Science Technology and Economic Growth in the Eighteenth Century Hrsg A E Musson Methuen amp Co London 1972 ISBN 0 416 08000 6 Kapitel 5 The Industrial Orientation of Science in the Lunar Society of Birmingham Golo Mann Hrsg Propylaen Weltgeschichte Band 8 Das neunzehnte Jahrhundert Propylaen Verlag Berlin Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 549 05017 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Matthew Boulton Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie bei RevolutionaryPlayers org englisch Cornwall County Council Transscribierte Geschaftsbriefe von und an Boulton aus der Zeit zwischen 1780 und 1793 200jahrige Geschichte der Soho MintNormdaten Person GND 117623091 lobid OGND AKS LCCN n81026727 VIAF 32778696 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boulton MatthewKURZBESCHREIBUNG englischer Ingenieur und UnternehmerGEBURTSDATUM 3 September 1728GEBURTSORT Birmingham WarwickshireSTERBEDATUM 18 August 1809STERBEORT Birmingham Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthew Boulton amp oldid 237378604