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Beschneidung im eigentlichen Sinn ist eine Gewichtsminderung dunner meist mittelalterlicher Munzen aus Edelmetall zu betrugerischen Zwecken die durch Abschneiden am Munzrand mit einer Schere erfolgte Beschnittener Giulio des Papstes Julius II Beschnittener Prager Groschen Er wurde bei Einfuhrung der Breiten Groschen in der Mark Meissen als Pagament verwendet Im weiteren Sinn zahlt auch das Befeilen des Munzrandes und das Ausbohren von Munzen zur illegalen Edelmetallgewinnung 1 2 Durch die genannten drei Methoden wurden Munzen bis in die Neuzeit verfalscht Schutz gegen die Wertminderung war die Rand oder Gurtschrift auf dem Rand einer Munze oder Medaille Durch die Erfindung der Randelung mit dem Randelwerk oder die Pragung im Ring mit umlaufend angebrachter vertiefter oder erhabener Inschrift wurde die Wertminderung sicher und schnell erkennbar Inhaltsverzeichnis 1 Erlauterung 1 1 Beschneidung 1 2 Befeilen Ausbohren 2 Trivia 3 Literatur 4 EinzelnachweiseErlauterung BearbeitenBeschneidung Bearbeiten Wie in der Brakteatenzeit in Handel und Wandel mit Blechmunzen den Brakteaten umgegangen werden soll wurde im Freiberger Stadtrecht festgelegt Sinngemass trifft das auch auf andere Territorien zu 3 nbsp Beschnittener Brakteat Ulrichs von WettinDie Munzbeamten brauchten das Einzelgewicht der Pfennige Brakteaten nicht zu prufen Sie mussten nur nachwiegen ob mehr oder weniger als 244 bis 246 Munzen auf die Gewichtsmark gehen Die Gewichtsmark war zum Beispiel in der Mark Meissen die Prager Mark Silber zu 253 g Diese Prufung des Gesamtgewichts einer bestimmten Anzahl von Munzen anstelle der Gewichtskontrolle des Einzelstucks in der mittelalterlichen Munztechnik wurde als Al marco ital nach der Mark bezeichnet Die Gewichtsunterschiede der Einzelstucke bei der Wagung al marco waren jedoch gross und entsprachen nur im Durchschnitt dem gesetzlichen Munzfuss Bei dem ungleichmassigen Gewicht der einzelnen Pfennige war es naheliegend ubergewichtige einfach mit der Schere durch Abschneiden am Rand auf das Durchschnittsgewicht zu bringen 4 Ein mittelalterlicher Ausdruck fur das Aussuchen von Munzen die wegen ihres grosseren Gewichts aus der Masse der Stucke herausgewogen wurden ist Saigern Die Waage dafur nannte man Saigerwaage Feinwaage 5 Nur die zugelassenen Wechsler und die Munzmeister durften diese Waagen verwenden 6 Allen anderen war der Besitz einer Saigerwaage verboten Den Besitz einer Schere konnte man nicht verbieten der Besitz einer Saigerwaage zum Absondern der schwereren Pfennige dagegen galt als Kapitalverbrechen Bei wem man eine Saigerwaage findet und beschnittene Pfennige wird er uberfuhrt mit dem Richter und einen geschworenen Zeugen man slet im abe die hant zur rechte wenn nicht der Munzmeister Gnade walten lasst Wen man beim Beschneiden der Pfennige mit der Schere an hanthafter tat begrifet iz get im an die hant 7 Das Beschneiden von Munzen und auch das Saigern mit dem die schweren von den leichteren Pfenningen getrennt werden konnte galt als Kapitalverbrechen Das Strafmass dafur war nach dem hier zitierten Freiberger Recht das Abschlagen der rechten Hand Noch grausamer bestraft als die Ubeltater die der Beschneidung uberfuhrt waren wurden die Munzfalscher Fur den als Falscher Verurteilten war der Tod im Feuer oder im siedenden Kessel bis weit in die Neuzeit die rechtmassige Strafe Siehe dazu auch Hustaler Medailleure 8 nbsp Beschnittener Horngroschen von 1466 mit Mmz Kreuz aus der Munzstatte FreibergAuch in der spatmittelalterlichen Groschenzeit war das Beschneiden des Munzrandes keineswegs selten und konnte trotz hoher Strafen nicht verhindert werden Im Munzfund von Bitterfeld fand man 401 2 Prager Groschen die alle bis auf einen beschnitten waren In Cositz fand man Groschen bei denen von 169 Stuck 117 beschnitten waren 9 Das Beschneiden und Befeilen des Munzrandes war auch in der Neuzeit keine Seltenheit Als Schutz gegen die Wertminderung dienten die Erfindungen von Randschriften und Randelungen 10 Die ersten Randschriften und Verzierungen am ausseren stirnseitigen Munzrand sind nicht vertieft eingepragt worden sondern wurden erhaben aufgebracht Sie waren bereits vor dem Pragen auf den Munzrohlingen vorhanden nbsp Der Cromwelltaler ist laut Kundmann die erste Munze mit einer RandschriftNach Johann Christian Kundmann ist der Cromwelltaler von 1658 des Lordprotektors Oliver Cromwell die erste Munze mit einer Randschrift die Randschrifft aber hat auf diesem Thaler auch was besonderes und schreibt man insgemein dem Cromwel diese Erfindung zu welche sowol zur Zierde als Conservirung der Muntze gereichet 11 Unter der Konservierung lateinisch conservare erhalten bewahren ist hier der Schutz vor Beschneidung zu verstehen Die Umschrift auf dem Rand des Cromwelltalers lautet HAS NISI PERITVRVS MIHI ADIMAT NEM O ubersetzt Verderben dem der mich beschneidet 12 Die Warnung vor der Beschneidung der Munze ging somit im Zahlungsverkehr von Hand zu Hand Befeilen Ausbohren Bearbeiten Das Befeilen des Munzrandes zu betrugerischen Zwecken wurde ebenfalls als Beschneidung bezeichnet Am Beispiel des vorher genannten Cromwelltalers mit der ersten Randschrift zum Schutz gegen Beschneidung ist unter Beschneiden das Befeilen des Munzrandes zu verstehen bei der relativ grossen Dicke eines Talers bzw eines Crowns kommt das Abschneiden des Munzrandes mit der Schere in der Regel kaum in Betracht Auch die durch Ausbohren verfalschten Munzen werden in den Munzlexika unter Beschneidung genannt Solche Munzen waren oft nicht erkennbar da die mit unedlem Metall gefullten Bohrungen wieder mit dem richtigen Munzmetall abgedeckt bzw verschlossen wurden 13 Trivia BearbeitenDer Ausdruck Geldschneiderei ist wahrscheinlich auf die grosstenteils mittelalterliche Beschneidung von Munzen aus Edelmetall zuruckzufuhren Das grosse Ubel war trotz grausamer Bestrafung nicht auszurotten was die Ursache dafur sein kann dass sich der Ausdruck im ubertragenen Sinn in Form von Geldschneiderei fur Wucher bis heute erhalten hat 14 15 Literatur BearbeitenHelmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z Regenstauf 2005 S 49 Beschneidung Gerhard Krug Die meissnisch sachsischen Groschen 1338 1500 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 Walther Haupt Sachsische Munzkunde Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik Berlin 1976 S 40 BeschneidungEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 49 Beschneidung Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 40 Beschneidung Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 23 Freiberger Stadtrecht regionaler Pfennig Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 24 27 Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 438 Seigern Saigern Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 21 al marco Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 27 Die Rechtslage Walther Haupt Sachsische Munzkunde 1974 S 28 Tod im siedenden Kessel Gerhard Krug Die meissnisch sachsischen Groschen 1338 1500 1974 S 24 Blatter fur Munzfreunde 1907 und 1908 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 40 D Johann Christian Kundmann Nummi Singulares oder 1734 S 33 35 Carl Christoph Schmieder Handworterbuch der gesammten Munzkunde 1811 S 104 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik 1976 S 40 Das Befeilen und Ausbohren Duden Geldschneiderei Rechtschreibung Bedeutung Definition Herkunft Abgerufen am 15 Januar 2022 Beutelschneiderei und Geldschneiderei Kurz erklart korrekturen de Abgerufen am 15 Januar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beschneidung Numismatik amp oldid 231734415