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Geldwechsler ist ein mit dem Aufkommen von Munzen von alters her bekannter kaufmannischer Beruf Wie der Name sagt tauscht der Anbieter gegen Entgelt fremde Zahlungsmittel in orts oder landesubliches Geld um In den Industriestaaten erledigen inzwischen Wechselstuben und Geldwechselautomaten solche Geschafte mit Kunden Die Entwicklung der Geldwechsler ist eng mit der Munz und Geldgeschichte verbunden Eine Blutezeit ist im Mittelalter bekannt Im Geldwechslerwesen das seinen Tatigkeitsbereich unter anderem auf Kreditgeschafte ausweitete liegen die Ursprunge der modernen Kreditinstitute Der Geldwechsler und seine Frau Bild von Marinus van Reymerswaele vor 1533 Inhaltsverzeichnis 1 Geschaftsabwicklung 1 1 Kenntnisse und Fertigkeiten 1 2 Ausstattung 1 3 Unserioses Geschaftsgebaren 2 Geschichte 2 1 Antike 2 1 1 Griechenland 2 1 2 Romisches Reich 2 1 3 Jerusalem 2 2 Mittelalter 2 2 1 Oberitalien und Frankreich 2 2 2 Heiliges Romisches Reich 2 2 3 Kirchliche Einflusse und Geldstrome 2 2 4 Greshamsches Gesetz 2 3 Neuzeit 2 4 Gegenwart 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschaftsabwicklung BearbeitenDas Ausuben der Geschafte erforderte fruher wie heute das Bereithalten sowohl von verschiedenen gangigen Munzsorten fur die Kunden als auch gegebenenfalls von Barren in Gold oder Silber Das Hauptgeschaft des Geldwechslers bestand und besteht im Umrechnen von Kursen verbunden mit dem anschliessenden Abzahlen von Geld zur Hereinnahme in seinen oder der Aushandigung aus seinem Bestand Kenntnisse und Fertigkeiten Bearbeiten Der Geldwechsler in historischer Zeit benotigte eine ausgezeichnete Kenntnis uber den Feingehalt von Gold und Silbermunzen und die Echtheit der Stucke Dazu war eine mehrjahrige Erfahrung erforderlich um sofort beim Wechselgeschaft uber dessen Vornahme entscheiden zu konnen Im Idealfall genugte in fruherer Zeit sein Augenschein gegebenenfalls musste er jedoch eine Waage zu Hilfe nehmen Kopfrechnen war gefragt wenn er die eine Wahrung in die Stucke einer anderen umzurechnen hatte da viele Wahrungen noch nicht uber ein Dezimalsystem verfugten Ein Geldwechsler musste ferner mit einer einfachen Buchfuhrung vertraut sein Eine Kernaufgabe war bei Messeveranstaltungen das Entgegennehmen von Einlagen anreisender Kaufleute fur die Dauer des Aufenthalts Die Einlage wurde in den Buchern des Geldwechslers vermerkt und verringerte sich durch Einkaufe von Waren die dem Verkaufer als Einlage erwuchsen Am Schluss erhielt der Einleger nur den Saldo aus den fur ihn gemachten Eintragungen in Wahrung wieder zuruck 1 Das Fuhren von Geschaftsbuchern weitete sich aus als Geldwechsler sowohl zur Kreditgewahrung ubergingen als auch Wechselbriefe an Geschaftsfreunde in anderen Regionen anfertigten Ausstattung Bearbeiten Ursprunglich reichte fur einen einfachen Geschaftsbetrieb ein Tisch aus auf dem der Kaufmann seine Munzsorten platzierte Die Geschafte wurden im Freien abgewickelt Spater entstanden dann mit dem Aufkommen von Gilden feste Platze an denen mehrere Geldwechsler anzutreffen waren und schliesslich als eigener Geschaftsraum die Wechselstube Ihre Einrichtung war zunachst sparlich wie aus einem Bericht uber Jakob Meyer zum Hasens Wechselstube im Jahr 1503 hervorgeht ein Wechseltisch Schreibzeug und ein weiterer Tisch Der Raum wurde schliesslich zum Inbegriff fur die Geldwechselbranche schlechthin In den Baulichkeiten des Kaufmanns boten feuer und einbruchssichere Gewolbe einen Schutz vor Gefahren Geldwechslern die zu Zahlungen nicht mehr im Stande waren wurde in Italien der Tisch zerschlagen banca rotta woran das eingedeutschte Wort Bankrott erinnert Unserioses Geschaftsgebaren Bearbeiten Uber Methoden schwarzer Schafe unter den Geldwechslern wird im Libellus Sancti Jacobi einer Schrift aus dem 12 Jahrhundert berichtet Als unredliche Tatigkeiten werden beispielsweise geschildert der Gebrauch zweierlei Waagen fur den An und Verkauf teurer Verkauf eigener Munzen billiger Ankauf des Geldes von Kunden Bestreiten der Echtheit ihm angebotener Gold oder Silbermunzen Beschneiden grosserer Geldstucke schwerere Munzen dem Kunden als wertvoller zu verkaufen 2 Geschichte BearbeitenAntike Bearbeiten Griechenland Bearbeiten Der Geldwechsel lag im Hellenismus wie das Bankwesen insgesamt in den Handen des Staates Im alten Griechenland dienten Banken neben dem Geldwechsel zur vorubergehenden sicheren Aufbewahrung von Bargeld sowie zur bequemen und kostenlosen Ubermittlung von Munzen an fremde Platze Die Namen und der Geschaftsbetrieb der athenischen Bankinstitute sind durch verschiedene gerichtliche Reden des Isokrates und des Demosthenes uberliefert 3 Reisende oder Kaufleute die in der Fremde erworbene Waren oder Dienstleistungen bezahlen wollten waren vor die Situation gestellt ihr mitgefuhrtes eigenes Geld gegen ein vor Ort anerkanntes Zahlungsmittel einzutauschen Diesen Bedarf stillten Geldwechsler Sie schatzten jede angebotene Munze nach Art Abnutzung Beschadigung und Echtheit ein und gaben im Gegenzug lokales Geld dafur Viele griechische Stadte produzierten eigenes Geld und verwendeten unterschiedliche Bilder fur die Munzen beispielsweise prangte als Merkmal athenischer Herkunft die Eule auf deren Munzen Alle Munzen des Altertums sind Pragungen von Hand und gleichen einander nicht luckenlos In Athen mit seinen Handelsbeziehungen nach allen Teilen Griechenlands Kleinasiens und des Orients waren Geldwechsler mit Munzen verschiedener Lander und Stadte befasst 4 Geld gewechselt wurde schon im Hafen von Piraus 5 Abgeleitet von der Form ihrer Geldtische wurden die Wechsler Trapezitae genannt Schon im 4 Jahrhundert v Chr fand nach wissenschaftlicher Meinung ein Ubergang vom Geldwechsler der sich auf Munzprufung und Geldumtausch konzentrierte zum Bankier der naturgemass noch nicht mit einem heutigen vergleichbar ist statt Letzterer nahm nun auch Einlagen entgegen Im 2 Jahrhundert v Chr gab es bereits Kreditgewahrung gegen Zinsen und Geldvorschusse der Bankiers an Kunden bei Auktionen 6 Romisches Reich Bearbeiten Als Nummularius wurden Munzprufer bezeichnet doch wurde der Begriff auch fur Geldwechsler verwendet Im ersten Jahrhundert waren sie Strassenhandler mit einem Bauchladen auf dem Munzen klapperten um Kunden anzulocken Sie wechselten altere Munzen zum Materialwert gegen neues Geld 7 Im 2 Jahrhundert nach Chr gingen die Handler zur Kredithingabe und zur Entgegennahme von Einlagen uber Geldwechsler und Geldverleiher hatten auf dem Forum Romanum in Rom Geschaftslokale 8 Der Geldwechsler prufte ob das Geldstuck tatsachlich aus Gold oder Silber war das Bildnis eines Herrschers trug der eine Munzstatte unterhalten durfte achtete auf Munzzeichen und kontrollierte Grosse und Gewicht Das Geschaftsgebaren der Geldwechsler wurde vom praefectus urbi uberwacht Auf dem Forum wurde als Berufsbezeichnung der Wechsler auch argentarii verwendet 9 10 Das Geschaft der Wechsler scheint gewinnbringend gewesen zu sein stifteten sie doch gemeinsam mit Ochsenhandlern im Jahr 204 dem Kaiser Septimius Severus und seiner Familie zu Ehren einen Bogen den heute an der Kirche San Giorgio in Velabro zu sehenden Arco degli Argentari Im Jahr 260 weigerten sich in Agypten Geldwechsler im Oxyrhynchos Gau in Feingehalt und Gewicht reduzierte romische Munzen anzunehmen und schlossen ihre Wechslertische Durch Strafandrohung wurden sie daraufhin gezwungen ihre Dienstleistung wieder anzubieten und kunftig alle Munzen mit Ausnahme von Fehlpragungen oder Falschungen in andere Geldsorten zu wechseln 11 Sarkophag Inschriften aus Korykos in Kilikien beweisen dass es dort Geldwechsler gab In der Spatantike ubten sie fur das Wirtschaftsleben in einer Stadt eine wichtige Funktion aus 12 Jerusalem Bearbeiten nbsp Jesus Christus treibt die Wechsler aus dem Tempel Bild von Rembrandt van Rijn 1626 Von allen vier christlichen Evangelisten werden Geldwechsler in einer biblischen Erzahlung erwahnt Jesus von Nazaret warf nach ihrer Uberlieferung im Neuen Testament bei der Tempelreinigung in Jerusalem die Wechseltische um und vertrieb die Geldwechsler zusammen mit den Handlern von Opfertieren mit einer Geissel aus dem Sakralbau Geldwechsler waren im Tempelbezirk anzutreffen weil die Pilger aus den verschiedenen Landern oder Landesteilen mit ihrer heimischen Wahrung dort ankamen Ihr Geld musste nun in den Schekel des Heiligtums gewechselt werden der einzig zugelassenen Wahrung im Jerusalemer Tempel mit der Opfertiere erworben werden konnten der Erwerb der Opfertiere vor Ort war notig da diese laut Tora makellos sein mussen Ausserdem konnten die Juden bei den Geldwechslern die Tempelsteuer entrichten die ebenfalls nur mit dieser Tempelwahrung einer in Tyros gepragten silbernen Tetradrachme abgegolten werden konnte Andere Wahrungen etwa romische Kupfermunzen galten als unrein und wurden nicht akzeptiert Die Geldwechsler waren Personal des Tempels 13 Mittelalter Bearbeiten Den Bedarf zum Umtausch von Geldstucken gab es ungebrochen in allen Jahrhunderten So waren im Bereich der Wolgabulgaren im Jahr 922 Geldwechsler tatig wie aus einem Reisebericht hervorgeht 14 In Palermo sind Geldwechsler im 10 Jahrhundert anzutreffen Aus der Geschichte Bremens ist bekannt dass Erzbischof Adaldag im Jahr 966 eine Wechselstube errichtete Oberitalien und Frankreich Bearbeiten Der Geldwechsel kam im Mittelalter im Abendland zuerst in Italien zu neuer Blute wo die enorme Anzahl einzelner Munzherrschaften die unvollkommene Auspragung der Munzen haufige Anderungen im Munzfuss und Munzfalschungen ihm grossen Vorschub leisteten In den oberitalienischen Metropolen Genua Mailand oder Venedig und andernorts setzten sich Geldwechsler an Wechseltische und boten den Munzumtausch an Italiener in grosser Anzahl Lombarden waren es die im 12 Jahrhundert neben Juden den Geschaftszweig in die meisten ubrigen europaischen Staaten einfuhrten und dort pflegten 15 Ab dem 12 Jahrhundert begannen Geldwechsler auch Kredite anzubieten die sich zunachst vor allem an Uberseehandler richteten 16 In Perugia erinnert das Collegio del Cambio an den fruheren Aufenthaltsort der Geldwechsler Mit der Zeit wurden im Sprachgebrauch statt Geld Tischen Geld Banke ublich 17 Die Stadt Cahors war in dieser Zeit Hauptsitz der sudfranzosischen Geldwechsler Zum einen lag dies an ihrer Lage als Handelsstadt am Jakobsweg wo Pilger Geld umtauschten um sich versorgen zu konnen Zum anderen hatte sich der Bischof wegen des Albigenserkreuzzugs verschulden mussen und seine Glaubiger aus dem Piemont und der Lombardei hatten sich vor Ort angesiedelt 18 Die Kaufleute knupften dann weitere Verbindungen zu anderen Handelsplatzen In Paris nahmen die Geldwechsler im Jahr 1411 auf eine Anordnung von Konig Ludwig VII hin ihren Sitz auf einer Brucke die sich als Pont au Change einen Namen machte Geldwechsler treten im Mittelalter unter verschiedenen Bezeichnungen in Erscheinung Die einen nennen sie campsores von deren Banken der Name Bankier abgeleitet wird wahrend andere ihn auf banco Haufe einen alteren italienischen Ausdruck fur eine Zwangsanleihe zuruckfuhren Andere verwendeten den Begriff banchieri fur diese professionellen Handler In Westeuropa burgerte sich die ursprunglich von der landsmannschaftlichen Herkunft abgeleitete Benennung Lombarden fur Geldwechsler ein selbst wenn sie keinerlei Bezug mehr zur Lombardei hatten Diese Herkunftscharakterisierung farbte zum Begriff Lamparter ab Auf die Stadt Cahors aus der die Geldwechsler in deutsche Orte aufgebrochen waren gehen die Bezeichnungen Cahorsiner Kavariner Kawersiner oder Kawerschen zuruck Sie machten ihre Geschafte vorwiegend an Handelsplatzen die meist auch regelmassige Messen abhielten Auf einem grosseren Tisch breiteten die Geldwechsler verschiedene Munzsorten aus und wenn sie sich mit ihrem Kunden einig waren wechselte die gewunschte Wahrung ihren Besitzer Statt vieler Munzen brachten Kaufleute manchmal auch einen Gold oder Silberbarren zum Eintausch in Landeswahrung zum Geldwechsler mit Dies bewirkte einen Einstieg in den Edelmetallhandel denn eine Pragestatte konnte nach dem Einschmelzen daraus wieder Munzen produzieren So wurden gelegentlich auch Gold und Silberschmiede nebenberuflich Geldwechsler die eingeschmolzenes Geld der Pragestatte andienten oder gegebenenfalls sogar Schmuckstucke anfertigen konnten nbsp Der Geldwechsler Bild von Rembrandt van Rijn 1627 Die Geldwechsler verfugten oftmals uber gut abgesicherte Raumlichkeiten um ihr Vermogen vor Einbruch und Raub zu schutzen Andere Stadtbewohner vertrauten daher ihr Geld nach und nach einem vertrauenswurdigen Mitburger aus der Zunft der Geldwechsler zur Aufbewahrung an und erhielten von ihm eine Quittung uber den Betrag Ausgestellte Quittungen von Geldwechslern hatten fur Rauber die auf mittelalterlichen Wegen lauerten und Reisende um ihr Bargeld erleichterten keinen Wert Daher kamen im 13 Jahrhundert solche Wechselbrief genannten Anweisungen an befreundete oder verwandte Geldwechsler im In oder Ausland auf eine bestimmte Geldsumme dem namentlich erwahnten Empfanger auszuhandigen Die Geldwechsler selbst glichen dann bei Gelegenheit ihre gegenseitigen Forderungen und Verbindlichkeiten mit Bargeld aus Im Mittelalter konnten Frauen beruflich als Geldwechslerinnen Geschafte tatigen wie aus regionalen Dokumenten hervorgeht 19 Im Spatmittelalter hatten spezialisierte Markte und Messen im Wirtschaftsleben eine hohe Bedeutung ausgehend von Jahrmarkten in der Champagne Das Entgelt fur die Warengeschafte der Kaufleute wurde durch unbare Verrechnung in den Buchern von ortlichen Geldwechslern bei dem Bargeld oder der Wert in einem Wechselbrief vom Kaufmann zum Ankaufskurs der fremden Wahrung deponiert worden war reguliert Der Wechselbrief beinhaltete anfangs die Absichtserklarung seines Verfassers den erhaltenen Geldbetrag andernorts in einer dort ublichen Wahrung auszuzahlen Doch dieser Wechsel wandelte sich mit der Zeit zur Zahlungsanweisung an einen korrespondierenden Geldwechsler den angegebenen Betrag auf Rechnung des Ausstellers an den Vorleger des Papiers auszuhandigen In der Bevolkerung wurde Geldwechslern haufig Wucher nachgesagt und ihr Vermogen liess Neid reifen Es kam daher zeitweise auch zu Verfolgungen In Frankreich sind auf kirchliches Bemuhen hin in den Jahren 1269 1274 und 1285 Vertreibungen vorgekommen 20 Im Jahr 1306 liess Konig Philipp der Schone die Juden aus seinem Lande weisen in den Jahren 1309 bis 1311 traf es lombardische Geldwechsler Ihre Vermogenswerte wurden zu Gunsten der Krone verwertet doch waren die Finanznote im Staatsetat mit der Massnahme nur verringert 21 Heiliges Romisches Reich Bearbeiten nbsp Der Geldwechsler und seine Frau Bild von Marinus van Reymerswaele 1539 War das Munzregal ursprunglich noch dem Kaiser vorbehalten kam es im Laufe der Zeit auch aus finanziellen Noten des Regenten immer mehr zur Abtretung des Munzrechts an die Landesherren oder an die Freien und Reichsstadte des Heiligen Romischen Reiches In der Mitte des 13 Jahrhunderts existierten uber 500 Pragestatten die ihre eigenen Munzen mit unterschiedlichem Gewicht und Wert als regional gultige Zahlungsmittel ausgaben Geldwechsler wurden so eine Notwendigkeit und verdienten ebenso am unterschiedlichen Wechselkurs der Munzen wie die Munzherren Da beispielsweise die Stadt Metz mit zwei Prozent am Umsatz eines Geldwechslers in ihren Mauern partizipierte liegt eine hohere Verdienstspanne in dem Metier auf der Hand Es gibt Schilderungen dass Geldwechsler zu den reichen Leuten in einer Stadt zahlten so etwa im Prag des Jahres 1090 22 Viele gelangten in diesem Gewerbe zu einem grossen Vermogen 23 teils durch die Gestaltung des Wechselkurses bei An und Verkauf von Munzen teils durch hohe Zinsen beim Geldverleih Der Zurcher Richtebrief von 1304 gibt etwa den Zinssatz fur einen Wochenkredit mit maximal 43 Prozent an In Zurich waren lombardische Geldwechsler und Geldverleiher von 1357 bis 1429 im Kawertschenturm ansassig In der Stadt Basel wurde mit Jakob Meyer zum Hasen im Jahr 1516 ein Geldwechsler Burgermeister Es gab Wechsler die als Munzmeister in ihrer Pragestatte im Auftrag des Landesherrn regional gultige Wahrung herstellten Geldwechsler konnten gegebenenfalls auch Mitglied einer sogenannten Hausgenossenschaft sein die Munzen herstellte 24 Traten ursprunglich nur Fremde und Juden als Geldwechsler und oder Geldverleiher in Erscheinung anderte sich dies im Spatmittelalter Zunachst heimlich spater zunehmend offiziell wurden auch Christen in diesem Gewerbe nach Lockerung des Zinsverbots von der katholischen Kirche geduldet darunter Burger und hohe Geistliche 25 Beispiele dafur sind die Fugger im suddeutschen Raum und die Ritterschaft in der Mark Brandenburg 25 Diese waren bestrebt ihrer judischen Konkurrenz das eintragliche Geschaft abzunehmen Aber nicht nur finanzielle sondern auch politische und religiose Ursachen schwachten die Position der Juden als Schutzbefohlene der Landesherren 26 Sie wurden aus fast allen Reichsstadten und vielen landesherrlichen Territorien und Stadten des Heiligen Romischen Reiches vertrieben 27 In Mecklenburg und Brandenburg gingen der Vertreibung Judenpogrome voraus 28 Auch im Herzogtum Osterreich kamen 1421 gewaltsame Judenvertreibungen vor Wiener Gesera 1496 stimmte Maximilian I gegen eine Geldsumme der Stande ihrer Vertreibung aus der Steiermark zu In Karnten Krain und Salzburg erging es judischen Bewohnern ebenso bis im Jahr 1518 der Kaiser einen Sinneswandel vollzog 29 Siehe auch Geldjuden Kirchliche Einflusse und Geldstrome Bearbeiten nbsp Der Giulio von Papst Alexander VII weist mit den Munzen auf dem Wechslertisch auf das Problem mit der Geldgier hin Das Aufkommen von Geldwechslern wurde im Mittelalter nicht nur durch den Bedarf im Warenhandel sondern auf Umwegen auch von Papsten gefordert Ihre beiden Massnahmen Zinswucher zu verdammen und Aufrufe zu Kreuzzugen ins Heilige Land wirkten sich hier aus hinzu kam ein steigender Geldbedarf des Heiligen Stuhls Die romisch katholische Kirche hatte ihren Glaubigen unter Berufung auf die Bibel untersagt Zinsen auf Kapital zu verlangen Damit sollten Wuchergeschafte verhindert werden Dieses Zinsverbot fuhrte nun dazu dass man bestimmte Geldgeschafte nur mit Fremden oder den Juden machen konnte die von den Strafandrohungen der Kirche nicht beruhrt waren Die zunachst harte Haltung der Kirche wurde nach und nach gelockert Fur die eigenen Zahlungsstrome kirchlicher Gelder zum Papst nach Rom beziehungsweise Avignon musste sie sich schliesslich ebenfalls des existierenden Netzes der Geldwechsler bedienen Die von der Kurie beauftragten separaten Kollektoren und die Verbindungen des Templerordens waren zur Bewaltigung des gestiegenen papstlichen Kapitalverkehrs nur mehr eingeschrankt brauchbar 30 In Rom waren an den Papst herangetragene Anliegen wie Bestatigungen uber Besitzungen Ehrungen oder Rechte und auch Schiedsspruche in Streitangelegenheiten mit Kosten verbunden die Anfragende in ihrer Landeswahrung beglichen Die papstliche Kanzlei durfte bereits zur Mitte des 12 Jahrhunderts mutmasslich uber eine Wechselstube fur die Umrechnung der Entgeltanspruche verfugt haben 31 Ein weiteres Element das die Notwendigkeit von Geldwechslern vor Augen fuhrte waren die Kreuzzuge Die Heere die sich aus dem Land versorgen mussten erbeuteten Lebensmittel nicht allein mit Gewalt sondern kauften auch Waren in den durchquerten Landern mit eigenem oder bei Besiegten geplundertem Geld So ist beispielsweise bekannt dass sich Kreuzfahrer nach der Schlacht bei Iconium auf einem Markt am 23 Mai 1190 mit benotigten Gegenstanden versorgten Mitgebrachte Kriegsbeute in klingender Munze konnten Heimkehrer vom Kreuzzug beim Geldwechsler in vertraute heimische Wahrung umtauschen Die Pilger nach Santiago de Compostela verschafften nicht nur der dortigen Zunft von Geldwechslern eine sprudelnde Einnahmequelle 32 sondern auch ihren Kollegen in Orten auf den dorthin und zuruck fuhrenden Jakobswegen Greshamsches Gesetz Bearbeiten Ihre Fachkenntnis befahigte die Geldwechsler naturgemass auch im Edelmetallgehalt wertvollere Munzen zu horten und die minderwertigen beim Wechselgeschaft in Umlauf zu geben Sie verkauften Geldstucke mit hoherem Edelmetallgehalt in ein anderes Land wenn der zu erwartende Gewinn die Kosten fur Transport Einschmelzen Verkauf und Risiko deckte oder uberstieg Der Mechanismus dass qualitativ schlechteres Geld das gute Geld aus dem Umlauf verdrangt ist als Greshamsches Gesetz bekannt geworden Neuzeit Bearbeiten Geldwechsler und Wechselstuben waren unverandert Orte bei denen gegen eine Gebuhr Auskunfte uber den absoluten und relativen Wert verschiedener Munzen erhaltlich waren oder wo Munzen umgetauscht werden konnten Manche Geldwechsler nahmen es mit ihrer Vertrauenswurdigkeit indessen nicht so genau Sie taten sich schwer weil es eine Vielzahl unterschiedlicher Munzen gab deren realer Wert erst nach naherer Untersuchung erkennbar war Gerade in der Kipper und Wipperzeit kamen immer ofter minderwertige Munzen im Umlauf bei denen der auf ihnen angegebene Betrag stark vom tatsachlichen Wert des Edelmetalls abwich aus dem sie hergestellt worden waren Die Errichtung der Amsterdamer Wechselbank im Jahr 1609 markierte einen Einschnitt in das Geschaft der Geldwechsler da sie fur Einzahlungen von Munzsorten aus aller Herren Landern einen Bankgulden als feste Grosse anbot und die Moglichkeit bargeldloser Zahlung eroffnete In der Neuzeit konnten sich andererseits Geldwechsler zu Bankiers entwickeln Man sieht dies an Beispielen wie dem Haus Rothschild Der Stammvater einer grossen Bankiersdynastie war Mayer Amschel Rothschild der in der Frankfurter Judengasse Umsatze mit einem kleinen Textilhandel erzielte und sich gleichzeitig als Geldwechsler betatigte Mit 22 Jahren grundete er 1766 das Bankhaus Rothschild dem Bankhaus Warburg Seit 1863 fuhrte das Familienunternehmen nicht mehr die Bezeichnung Geldwechsler sondern Bankiers 33 Bis in das 19 Jahrhundert hinein sorgten Geldwechsler fur das Florieren des Zahlungsverkehrs In der Handelsstadt Koln war in den 1820er Jahren vorwiegend franzosisches Geld in Umlauf 1822 verfugte die Stadt daher uber 14 Geldwechsler und lediglich zwei Bankiers die Herren Herstatt und Schaaffhausen 34 Sondersituationen konnen eigene Losungen beim Geldumtausch erzwingen So betatigte sich Pierre Seel im Zweiten Weltkrieg in zwischen Belgrad und Saloniki verkehrenden Zugen als Geldwechsler im Dienst der deutschen Reichsbank In Landern mit nicht frei konvertierbaren Wahrungen Binnenwahrung wie dies im ehemaligen Ostblock oftmals der Fall war fuhrten private illegale Geldwechselgeschafte als Schwarzmarktgeschafte durch Nutzen war fur die Geldwechsler der Zugang zu Devisen fur den Kunden der billigere Kauf der Landeswahrung Gegenwart Bearbeiten nbsp Geldwechsler im ostafrikanischen Somaliland am 2 Marz 2005 Die Metallbehalter sind voll mit Geld Es sieht nach einem grossen Geldvermogen aus doch entspricht zu jener Zeit 1 10 000 Somaliland Schillingen Grosste Banknote sind 500 Schilling so dass nicht mehr als 100 dort liegen Trotz absoluter Armut sind Strassenkriminalitat und Gewalt selten In den westlichen Industriestaaten und in touristischen Zentren haben in der Gegenwart Wechselstuben die Geschafte einzelner Geldwechsler verdrangt Vereinzelt gab und gibt es aber Gebiete in denen auch heute noch dieser Berufsstand anzutreffen ist Ein Beispiel liefert die nebenstehende Abbildung In Indien bieten in einigen Stadten Geldwechsler ihre Tauschgeschafte auf den Strassen an 35 Literatur BearbeitenHelmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z Gietl u a Regenstauf u a 2005 ISBN 3 924861 84 6 Elisabeth Nau Epochen der Geldgeschichte Kohlhammer Stuttgart u a 1972 ISBN 3 17 210101 0 Wolfram Weimer Geschichte des Geldes Eine Chronik mit Bildern Lizenzausgabe Suhrkamp Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 518 38807 X Suhrkamp Taschenbuch 2307 Peter Spufford Handbook of Medieval Exchange Boydell amp Brewer u a London 1986 ISBN 0 86193 105 X Royal Historical Society Guides and Handbooks 13 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geldwechsler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Geldwechsel und das Geldgeschaft Jahrmarktmuseum in Medina del Campo Geld und Tauschhandel im Mittelalter Money Museum Geld im Mittelalter Als der Pfennig noch aus Silber war Money Museum Lombardische Kaufleute am Niederrhein Heimat KleveEinzelnachweise Bearbeiten Josef Kulischer Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit ISBN 3 486 41976 5 S 330 abgerufen am 20 Mai 2009 Klaus Herbers Hans Wilhelm Klein Libellus Sancti Jacobi Auszuge aus dem Jakobsbuch des 12 Jahrhunderts ISBN 3 8233 4008 5 S 60 Banken In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 2 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 322 Geld und Munzen vom Klumpen bis zum Papiergeld Staatliche Munzsammlung Munchen abgerufen am 20 Mai 2009 Heinz Dieter Haustein Weltchronik des Messens S 46 ISBN 3 11 017173 2 abgerufen am 20 Mai 2009 Hans Joachim Drexhage Heinrich Konen Kai Ruffing Die Wirtschaft des Romischen Reiches 1 3 Jahrhundert ISBN 3 05 003430 0 S 150 abgerufen am 20 Mai 2009 Christoff Neumeister Das antike Rom Ein literarischer Stadtfuhrer ISBN 3 406 42683 2 S 44 Frank Kolb Rom Die Geschichte der Stadt in der Antike ISBN 3 406 46988 4 S 150 abgerufen am 4 Juni 2009 Frank Kolb Rom Die Geschichte der Stadt in der Antike ISBN 3 406 46988 4 S 506 abgerufen am 4 Juni 2009 Hans Joachim Drexhage Heinrich Konen Kai Ruffing Die Wirtschaft des Romischen Reiches 1 3 Jahrhundert ISBN 3 05 003430 0 S 151 abgerufen am 8 Juni 2009 Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit ISBN 3 406 36316 4 S 700 abgerufen am 15 Mai 2009 Alexander Demandt Die Spatantike ISBN 3 406 55993 X S 405 abgerufen am 4 Juni 2009 Rainer Bucher Rainer Krockauer Die Geldwechsler im Tempel In Prophetie in einer etablierten Kirche ISBN 3 8258 7179 7 S 86 ff abgerufen am 20 Mai 2009 Heiko Steuer Geldgeschafte und Hoheitsrechte im Vergleich zwischen Ostseelandern und islamischer Welt In Zeitschrift fur Archaologie 12 1978 S 255 260 Banken In Brockhaus Konversations Lexikon 1894 1896 2 Band S 372 Bruno Buchwald Die Technik des Bankbetriebes Ein Hand und Lehrbuch des praktischen Bank und Borsenwesens Springer 2013 S 3 Karl Dietrich Hullmann Stadtewesen des Mittelalters Bonn 1826 S 440 abgerufen am 8 Juni 2009 Georges Bernard Depping Die Juden im Mittelalter Stuttgart 1834 S 174 abgerufen am 4 Juni 2009 Ingeborg Titz Matuszak Starcke Weibes Personen ISBN 3 487 09813 X S 156 abgerufen am 4 Juni 2009 Oliver Brand Das internationale Zinsrecht Englands ISBN 3 16 147875 4 S 13 abgerufen am 5 Juni 2009 Joachim Ehlers Heribert Muller Bernd Schneidmuller Die franzosischen Konige des Mittelalters von Odo bis Karl VIII 888 1498 ISBN 3 406 54739 7 S 209 abgerufen am 5 Juni 2009 Beda Dudik Mahrens allgemeine Geschichte S 242 abgerufen am 4 Juni 2009 Ludwig Fort Deutsches Wechselbuch Leipzig 1855 S 3 abgerufen am 4 Juni 2009 Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z ISBN 3 89441 550 9 S 184 abgerufen am 4 Juni 2009 a b Fritz Backhaus Die Hostienschandungsprozesse von Sternberg 1988 S 20 Fritz Backhaus Die Hostienschandungsprozesse von Sternberg 1988 S 24 Markus J Wenninger Man bedarf keiner Juden mehr Ursachen und Hintergrunde ihrer Vertreibung aus den deutschen Reichsstadten im 15 Jahrhundert Graz 1981 ISBN 3 205 07152 2 Beiheft zum Archiv fur Kulturgeschichte 14 S 251 Fritz Backhaus Die Hostienschandungsprozesse von Sternberg 1492 und Berlin 1510 und die Ausweisung der Juden aus Mecklenburg und der Mark Brandenburg In Jahrbuch fur Brandenburgische Landesgeschichte Band 39 1988 S 7 26 Hermann Wiesflecker Osterreich im Zeitalter Maximilians I ISBN 3 486 56452 8 S 261 abgerufen am 5 Juni 2009 Ulf Dirlmeier Gerhard Fouquet Bernd Fuhrmann Europa im Spatmittelalter 1215 1378 ISBN 3 486 49721 9 S 50 abgerufen am 20 Mai 2009 Stefan Hirschmann Die Ursprunge moderner Geldwirtschaft In Zeitschrift Die Bank Nummer 9 2001 Gonzalo Torrente Ballester Javier Gomez Montero Hrsg Victor Andres Ferretti Santiago de Compostela Ein Pilgerlesebuch ISBN 3 937719 54 7 S 27 abgerufen am 5 Juni 2009 Bernd Roeck Der junge Aby Warburg ISBN 3 406 41700 0 S 16 abgerufen am 4 Juni 2009 Wilhelm Treue Wirtschafts und Technikgeschichte Preussens ISBN 3 11 009598 X S 389 abgerufen am 15 Mai 2009 Dieter Baumgarten Vorwort Bedeutung der Numismatik Allgemeine Entwicklung des Geldes Vortrag und Ausstellung vor der Deutsch Indischen Gesellschaft e V in Berlin April 2000 abgerufen am 4 Juni 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geldwechsler amp oldid 228800737