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Mayer Amschel Rothschild geboren 23 Februar 1744 in Frankfurt am Main gestorben 19 September 1812 ebenda war ein deutscher Kaufmann und Bankier Er ist der Grunder des Hauses Rothschild Mayer Amschel Rothschild Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Familie und Kindheit 1 2 Tatigkeit als Munz und Antiquitatenhandler 1 3 Die ersten Bankgeschafte 1 4 Kurfurstlicher Oberhofagent 1 5 Die Niederlassung in Grossbritannien 1 5 1 Anfangliche Geschaftstatigkeit des Hauses Rothschild in Grossbritannien 1 5 2 Die Finanztransaktionen fur Kurfurst Wilhelm I 1 6 Finanzdienstleistungen fur andere europaische Fursten 1 7 Judische Emanzipation 1 8 Vermachtnis 2 Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelbelegeLeben und Werk Bearbeiten nbsp Verlauf der Frankfurter Judengasse Das Hinterhaus zur Pfanne befand sich am nordlichen Ende der Judengasse das Haus zum Grunen Schild dagegen in der Mitte Familie und Kindheit Bearbeiten Rothschilds Vorfahren entstammten einem Zweig der judischen Familie Hahn die seit 1530 in der Frankfurter Judengasse ansassig war Isaak Elchanan 1585 erbaute um 1567 das Haus zum Roten Schild in der Judengasse 69 Sein Enkel und dessen Nachfahren nahmen diesen Namen als Familiennamen an und behielten ihn auch als sie 1634 in das Hinterhaus zur Pfanne Judengasse 188 zogen 1 Mayer Amschels Vater Amschel Moses Rothschild betrieb in der Judengasse ein Geschaft fur den Handel mit Kleinwaren und Geldwechsel Das Hinterhaus hatte eine Fassadenbreite von nur etwa 3 40 Meter Verteilt auf drei Stockwerke und eine Dachkammer hatte es eine Nutzflache von etwa 120 Quadratmetern Im Erdgeschoss befanden sich die Geschaftsraume in denen auch die Handelswaren aufbewahrt wurden 2 Das Haus wurde zeitweise von 30 Personen bewohnt Sein Sohn Mayer Amschel ging zunachst auf eine judische Elementarschule in der Judengasse Ab 1755 besuchte er die Jeschiwa des David Strauss in Furth Warum Amschel Moses Rothschild seinen Sohn nach Furth schickte lasst sich heute nicht mehr nachvollziehen Sollte Amschel Moses Rothschild beabsichtigt haben seinen Sohn zum Rabbiner auszubilden ware der Besuch der Jeschiwa in Frankfurt einfacher und billiger gewesen Moglicherweise bot die Jeschiwa in Furth aber anders als die in Frankfurt auch Unterricht in sakularen Fachern wie Rechnen 3 Nach dem Tod seines Vaters 1755 und seiner Mutter Schonche Lechnich 1756 musste er aber den Schulbesuch dort wieder abbrechen Stattdessen wurde er fur einige Jahre nach Hannover geschickt wo er in der Firma von Wolf Jakob Oppenheim arbeitete Wolf Jakob Oppenheim gehorte der weitverzweigten Familie Oppenheim an von denen ein Familienmitglied zu dieser Zeit in Bonn einer der Hoffaktoren von Kurfurst Clemens August I von Bayern war 4 Hoffaktoren waren selbstandige Kaufleute die die Adelshofe mit verschiedenen Luxusgutern belieferten und auch Finanzgeschafte tatigten Zu den Betatigungsfeldern von Hoffaktoren die haufig Juden waren gehorte auch die Beschaffung antiquarischer Munzen und anderer Sammelstucke fur die furstlichen Kuriositatenkabinette Mayer Amschel erwarb vermutlich in der Firma von Wolf Jakob Oppenheim die notwendigen Kenntnisse in Numismatik Geschichte und Kunstgeschichte um selbst in diesem Geschaftsbereich tatig zu werden Tatigkeit als Munz und Antiquitatenhandler Bearbeiten Mayer Amschel kehrte um 1764 im Alter von zwanzig Jahren wieder nach Frankfurt in die Judengasse zuruck Die in diesem Ghetto lebenden Juden waren strengen Regeln unterworfen Es war ihnen untersagt das Ghetto nach Einbruch der Dunkelheit sonntags sowie an christlichen Feiertagen zu verlassen Bis zur Franzosischen Revolution 1789 durften Juden die Stadt Frankfurt nur zu geschaftlichen Zwecken betreten und auch dann nie mehr als zwei nebeneinander Sie durften keine Schenken oder Kaffeehauser besuchen keine der Frankfurter Parks betreten oder auf den Promenaden spazieren gehen Ihnen war es auch untersagt christliche Bedienstete einzustellen 5 Die Sprache im Ghetto war nicht Jiddisch sondern Judendeutsch eine Mischung aus Hebraisch und Frankfurter Dialekt das viele der Ghettobewohner in hebraischen Buchstaben von rechts nach links schrieben 6 nbsp Das Haus zum Grunen Schild in der Judengasse ab 1786 oder 1787 Stammhaus der RothschildsMayer Amschel arbeitete als Munz und Wechselhandler wobei er teils selbstandig teils gemeinsam mit seinen Brudern Geschafte tatigte Wahrend seiner Zeit bei Wolf Jakob Oppenheim hatte er die Bekanntschaft mit dem Munzsammler General von Estorff gemacht Dank dieser Bekanntschaft konnte Mayer Amschel in den folgenden Jahren wiederholt einige Munzen an das Munzkabinett des Erbprinzen Wilhelm von Hessen in Hanau verkaufen Die einzige Rechnung die ein solches Geschaft mit dem Erbprinzen belegt stammt aus dem Jahre 1765 und belauft sich auf die nicht sehr hohe Summe von 38 Gulden und 30 Kreutzer 7 Es muss aber weitere Lieferungen gegeben haben denn im Jahr 1769 reichte Mayer Amschel beim Erbprinzen eine Bittschrift ein ihm den Titel eines Hoffaktors zu gewahren Dieser Bitte wurde entsprochen und er konnte am 21 September 1769 die Plakette mit dem Wappen von Hessen Hanau und der Inschrift M A Rothschild Hoflieferant Seiner Erlauchten Hoheit Erbprinz Wilhelm von Hessen Graf von Hanau vor seinem Geschaft anbringen Dieser Titel war mit keinen besonderen Rechten verbunden war aber hilfreich im Geschaft mit anderen adeligen Kunden Am 29 August 1770 heiratete Mayer Amschel Gutle Schnapper Die 17 jahrige Gutle war Tochter von Wolf Salomon Schnapper einem ebenfalls in der Frankfurter Judengasse lebenden Hoffaktor des Herzogtums Sachsen Meiningen Sie brachte eine Mitgift von 2 400 Gulden in die arrangierte Ehe ein 8 Das Ehepaar lebte im Haus Hinterpfann das sie sich mit den Familien zweier Bruder von Mayer Amschel teilen mussten Der Anteil der ihnen am Haus gehorte betrug drei Achtel 9 Das Paar bekam 20 Kinder von denen funf Tochter und funf Sohne uberlebten die zwischen 1771 und 1792 geboren wurden Uber die fruhe Zeit der Ehe zwischen Mayer Amschel und Gutle Schnapper weiss man nur sehr wenig Vermutlich sind die ubrigen Kinder sehr fruh verstorben Auf Grund der schlechten hygienischen Bedingungen in der dicht besiedelten Frankfurter Judengasse lag die Kindersterblichkeit in diesem Ghetto um 58 Prozent uber der im ubrigen Frankfurt 10 Die Geschaftstatigkeit von Mayer Amschel beschrankte sich bis zur Geburt seines jungsten Kindes auf den Handel mit Munzen Antiquitaten und anderen Raritaten an denen seine Kunden Interesse haben konnten Der Frankfurter Handlungs Adress Calender von 1778 weist ihn als einzigen judischen Handler aus der sich auf dieses Geschaftsfeld spezialisierte 11 Es sind einige der Kataloge erhalten geblieben die Mayer Amschel im Kreis seiner Kunden zirkulieren liess Diese in Leder gebundene Kataloge sind etwa zehn bis sechzehn Seiten stark und listen alte griechische romische und auch deutsche Munzen auf sowie geschnitzte Figuren kostbare Steine und verschiedene Antiquitaten auf Der Wert der je Katalog angebotenen Waren lag bei 2 500 und 5 000 Gulden 12 Die aufgefuhrten Munzen waren genau datiert beschrieben und entsprechend einem numismatischen Handbuch nummeriert Zeigte einer der Kunden Interesse wurde ihm der Gegenstand zur Ansicht zugeschickt und dann der Preis ausgehandelt der in der Regel unterhalb des Orientierungspreises im Katalog lag Aus einer im Bayerischen Staatsarchiv befindlichen Rechnung geht beispielsweise hervor dass sich Herzog Karl Theodor von Bayern im Jahre 1789 eine Reihe von Munzen zusenden liess und daraus achtzehn aussuchte Der Katalogpreis der Munzen hatte 265 Gulden betragen Der Herzog zahlte insgesamt jedoch nur 153 Gulden und 32 Kreutzer 13 Das Jahreseinkommen von Mayer Amschel das sich anhand des Zehentbuches abschatzen lasst lag in den 1770er Jahren bei etwa 2 400 Gulden Das entspricht dem was ein Schultheiss zu dieser Zeit jahrlich verdiente 12 Die Familie war wohlhabend genug um ab 1783 in zwei Transaktionen das Haus zum Grunen Schild in der Judengasse 148 zu erwerben und dieses entweder 1786 oder 1787 zu beziehen 14 Mit etwa 4 70 Metern Frontbreite war es eines der grossten Hauser in der Judengasse verglichen mit Hausern ausserhalb der Judengasse in vergleichbarer Preislage deren Erwerb Mayer Amschel als Jude jedoch nicht moglich war war es beengt und armselig 15 Das dreistockige Haus verfugte aber uber eine eigene Wasserpumpe was in der Frankfurter Judengasse eine Raritat darstellte zwei Keller und ein zweistockiges Hinterhaus in dem sich auch die einzige Toilette befand 16 Das 1615 erbaute Haus gilt als das Stammhaus der Familie Rothschild Es bestand noch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde dann aber wie die ubrigen noch stehenden Hauser der Judengasse bei den Luftangriffen auf Frankfurt 1944 zerstort Die ersten Bankgeschafte Bearbeiten Zwischen 1790 und 1800 erfolgte ein Wandel in der Geschaftstatigkeit von Mayer Amschel der zur Folge hatte dass die Rothschilds um 1800 eine der elf reichsten Familien in der Frankfurter Judengasse waren Der Schwerpunkt der Geschaftstatigkeit verlagerte sich zunehmend vom Munz und Antiquitatenhandel hin zu Bankgeschaften Dies zeigt sich auch an der fruhesten noch vorhandenen Bilanz des Hauses Rothschilds die aus dem Jahre 1797 stammt Diese weist ein Firmenvermogen von 108 504 Gulden aus Bei den aufgefuhrten Aktiva handelt es sich um Staatsanleihen sowie personliche Darlehen und Kredite an eine Reihe sehr verschiedener Unternehmen Auf der Passivseite finden sich Einlagen von einem ebenso breiten Spektrum von Institutionen und Privatpersonen darunter auch einflussreichen nichtjudischen Unternehmen und Familien Zu den Glaubigern von Mayer Amschel zahlte unter anderem der Frankfurter Zweig der Familie Brentano die Bankiers Bethmann sowie der Frankfurter Privatbankier und Kunstsammler Johann Friedrich Stadel Die Bilanz belegt dass Mayer Amschels Geschaftspartner ihren Sitz nicht nur in der Nahe der Stadt Frankfurt hatten sondern dass seine Geschaftsverbindungen von Amsterdam Hamburg und Bremen bis nach Leipzig Berlin Wien London und Paris reichten 17 nbsp Landgraf Wilhelm IX von Hessen Kassel war einer der wohlhabendsten europaischen FurstenDer zunehmende Wohlstand des Hauses Rothschild unter der Leitung von Mayer Amschel Rothschild wird haufig mit seiner Geschaftstatigkeit fur Landgraf Wilhelm IX von Hessen Kassel in Verbindung gebracht Die Analysen des Historikers Niall Ferguson zeigen jedoch dass es Mayer Amschel nur sehr langsam gelang mit dem landgraflichen Hof in geschaftliche Verbindung zu treten und dass diese Geschaftsverbindung bis 1800 keinen sehr grossen Einfluss auf die Vermogensentwicklung des Hauses Rothschild hatte 18 Wilhelm IX war einer der reichsten Fursten im Heiligen romischen Reich Deutscher Nation Die Grundlage dieses Vermogens hatte Landgraf Friedrich II von Hessen Kassel der Vater Wilhelms IX mit dem Verkauf hessischer Soldaten fur den Kampf der britischen Krone gegen die nach Unabhangigkeit strebenden Nordamerikaner gelegt Auch Wilhelm IX verkaufte hessische Soldaten an den Hochstbietenden Die Bezahlung erfolgte in Form von zinslosen Wechseln die erst spater zur Zahlung fallig wurden Wilhelm IX liess diese Wechsel regelmassig vor Falligkeit verkaufen da der Abschlag den er an den Wechselaufkaufer zahlen musste geringer war als die Zinsen die er erhielt wenn er das Geld anlegte Mayer Amschel versuchte sich bereits in den 1780er Jahren an diesem Wechseldiskontgeschaft zu beteiligen erhielt aber bis in die 1790er nur sehr kleine Tranchen zugeteilt 19 20 Um in diesem Geschaft Fuss zu fassen hielt sich Mayer Amschel haufig in Kassel auf und konnte dort seine Kontakte mit Carl Friedrich Buderus erneuern den er bereits aus der Zeit kannte als Wilhelm IX noch in Hanau lebte 21 Carl Friedrich Buderus war mittlerweile Kriegszahlmeister am landgraflichen Hof und bereits 1794 gab es offenbar eine Kooperation zwischen Carl Friedrich Buderus und dem Hause Rothschild Buderus setzte sich dafur ein dass Mayer Amschel bei den Wechseldiskontkrediten mitbieten durfte war allerdings nicht immer erfolgreich Die erste grosse Transaktion die Mayer Amschel fur den landgraflichen Hof abwickelte erfolgte im Jahre 1798 als Mayer Amschel auf einen Rat von Carl Buderus hin Frankfurter Stadtschuldverschreibungen zu gunstigeren Konditionen an Wilhelm IX verkaufte als dies die beiden nichtjudischen Bankhauser Ruppell amp Harnier gegrundet 1798 sowie Preye amp Jordan dem Hofe anboten 19 Kurfurstlicher Oberhofagent Bearbeiten Der Umfang der Finanzgeschafte mit dem Landgrafen wuchs an nachdem Rothschild sich an dem Verkauf einer Geldanleihe an den Landgrafen im Jahr 1800 beteiligte 1803 wurde Mayer Amschel zum Oberhofagenten des inzwischen zum Kurfursten aufgestiegenen Wilhelm ernannt Ahnlich wie der Titel Hoffaktor war die Bezeichnung Oberhofagent nur ein Ehrentitel der mit keinen Rechten verbunden war Die Verleihung des Titels druckt jedoch die zunehmende geschaftliche Verbindung zwischen Mayer Amschel und dem kurfurstlichen Hof aus 1804 konnte Rothschild erstmals alleine eine Staatsanleihe auflegen und verkaufen Es handelte sich dabei um eine Anleihe des danischen Staats die Rothschild zur Ganze an Wilhelm vermitteln konnte 1806 wurde Kassel von franzosischen Truppen besetzt und Kurfurst Wilhelm I musste sich ins Exil begeben Carl Friedrich Buderus gelang es ein Vermogen von 27 Millionen Gulden und damit einen betrachtlichen Teil des kurfurstlichen Vermogens vor dem franzosischen Zugriff zu retten Bei der Verwaltung des Vermogens griff Buderus uberwiegend auf die Dienste von Mayer Amschel zuruck Mayer Amschel zog beispielsweise fur den Kurfursten die Zinsen bei verschiedenen Kreditnehmern ein und legte sie fur den Kurfursten wieder an Er kaufte auch einen grossen Teil der kurfurstlichen Munzsammlung auf die die Franzosen auf dem freien Markt verkauft hatten tatigte fur den Kurfursten verschiedene Gelduberweisungen und lieh dem in Berlin lebenden Sohn und Erben von Kurfurst Wilhelm I 160 000 Gulden Er kummerte sich auch um die Finanzen der kurfurstlichen Matresse Grafin Karoline von Schlotheim 22 Die Tatigkeiten fur den Kurfursten war nicht ohne Risiko fur das Haus Rothschild da die franzosischen Behorden zahlreiche Anstrengungen unternahmen das Vermogen des Kurfursten zu beschlagnahmen Mayer Amschels Buros in Frankfurt wurden 1808 von der franzosischen Polizei durchsucht und Carl Friedrich Buderus wurde im September 1808 fur kurze Zeit verhaftet 23 Der franzosische Spezialkommissar Savagner verhorte nicht nur Mayer Amschel sondern auch dessen in Frankfurt anwesenden Sohne sowie seine Ehefrau und Schwiegertochter Die Korrespondenz zwischen den Rothschilds und den Beamten des Kurfursten wurde nun in einem verhaltnismassig einfachen Code geschrieben in dem Kurfurst Wilhelm I als Herr von Goldstein Johannes Adler oder der Principale genannt wurde Die Briefe der kurfurstlichen Beamten gingen allerdings nicht mehr an Mayer Amschel sondern an Juda Sichel dessen Sohn Bernhard im Jahre 1802 Mayer Amschels Tochter Isabell Rothschild geheiratet hatte Vermutlich wurden auch die Geschaftsbucher in dieser Zeit in zwei Versionen gefertigt Eine in die die franzosischen Behorden Einblick nehmen konnten ohne dass sie die Transaktionen fur den Kurfursten nachvollziehen konnten und eine zweite Version die die Geschafte des Hauses Rothschild richtig und vollstandig abbildete Erst 1810 als das Grossherzogtum Frankfurt unter direkter Herrschaft des Furstprimas Karl Theodor von Dalberg gegrundet wurde horten die Nachstellungen auf 24 Die Niederlassung in Grossbritannien Bearbeiten Anfangliche Geschaftstatigkeit des Hauses Rothschild in Grossbritannien Bearbeiten Parallel zum Ausbau des Bankgeschaftes hatte Mayer Amschel auch das Importgeschaft des Hauses Rothschild ausgebaut Verbindungen zu Firmen in Grossbritannien belegt bereits die Bilanz aus dem Jahre 1797 25 Vermutlich ab 1798 arbeitete Mayer Amschels dritter Sohn Nathan Mayer Rothschild in Grossbritannien und ab 1800 dehnten sich die Geschaftsbeziehungen mit Grossbritannien weiter aus Von dem Briefverkehr zwischen Vater und Sohn ist nicht viel erhalten geblieben Die erhalten gebliebenen Briefe belegen dass Nathan Mayer anfanglich nicht selbstandig agierte sondern nach den Anweisungen seines Vaters handelte Nathan sollte vor allem britische Textilien in Grossbritannien aufkaufen und auf den europaischen Kontinent exportieren und liess sich aus diesem Grund in Manchester nieder Zu dem von ihm nach Kontinentaleuropa exportierten Gutern gehorten jedoch auch andere Waren wie Kaffee oder der Farbestoff Indigo nbsp Eine Spinning Mule die dazu beitrug dass britische Textilien deutlich gunstiger waren als die in Kontinentaleuropa gefertigtenNathan Mayer machte sich vor allem zu Nutze dass die Weber ihre Ware an Handler verkauften die in der Regel erst nach zwei drei oder sechs Monaten fur die verkaufte Ware bezahlten Weber die dringend Geld benotigten waren bereit einem Handler der seine Rechnung sofort beglich einen deutlichen Preisabschlag zu gewahren Dieser Abschlag war deutlich hoher als der Zinsbetrag den Nathan Mayer in London fur die aufgenommenen Gelder zu zahlen hatte Der Transport der Textilien zu seinen kontinentaleuropaischen Kunden benotigte in der Regel zwei Monate Zu zahlen hatten die Kunden drei Monate nach Erhalt der Ware Das Haus Rothschild hatte daher in der Regel fur die gekaufte Ware eine Zwischenfinanzierung von funf Monaten sicherzustellen 26 Das Geschaft mit britischen Textilien war saison und konjunkturabhangig und der Umsatz der britischen Niederlassung des Hauses Rothschild schwankte stark Der Krieg zwischen Grossbritannien und Frankreich erschwerte ausserdem zunehmend den Export britischer Waren Am 21 November 1806 verhangte Napoleon die sogenannte Kontinentalsperre Diese Wirtschaftsblockade der britischen Inseln blieb bis 1814 in Kraft und sollte Grossbritannien mit den Mitteln des Wirtschaftskrieges in die Knie zwingen Das Exportgeschaft wurde daraufhin illegal weitergefuhrt und die Waren mittels falscher Papiere und unter anderer Flagge laufenden Schiffe vorgenommen Da der Transport illegal war war es auch nicht mehr moglich die Schiffsladungen zu versichern Das Risiko fur das Haus Rothschild bei einem solchen Transport substantiellen Verlust zu erleiden war damit deutlich gestiegen Im September 1809 wurde eine grosse Schiffsladung in Riga beschlagnahmt und wurde erst nach Zahlung betrachtlicher Bestechungsgelder freigegeben Gleiches passierte mit einer Schiffsladung die in Konigsberg ankam 27 In Frankfurt beschlagten im Oktober 1810 die Behorden bei Mayer Amschel Schmuggelware in Hohe von 60 000 Gulden Die beschlagnahmten Waren wurden verbrannt und Mayer Amschel musste zusatzlich eine Geldstrafe von 20 000 Franc etwa 40 000 Gulden bezahlen 28 Die Finanztransaktionen fur Kurfurst Wilhelm I Bearbeiten Die Anwesenheit von Nathan Mayer Rothschild in Grossbritannien ermoglichte Mayer Amschel jedoch die Finanztransaktionen mit Kurfurst Wilhelm I erheblich auszubauen Der grosste Teil des kurfurstlichen Vermogens bestand aus britischen Staatsanleihen Daneben schuldeten der Prince of Wales und seine Bruder dem Kurfursten etwa 200 000 Pfund und als Verbundeter der Briten standen dem Kurfursten allein fur die Jahre von 1807 bis 1810 110 150 Pfund zu Die jahrlichen Zinsen dieser Papiere sowie eventuelle Schuldentilgungen seitens des britischen Konigshauses wurden in London ausgezahlt und konnten infolge von Krieg und Kontinentalsperre nur schwer an den Kurfursten ubermittelt werden Nathan Mayer war personlich bereits 1807 an den britischen Bevollmachtigten des Kurfursten herangetreten um seine Finanzdienstleistungen fur die Anlage dieser Gelder anzubieten Auf ausdruckliche Anweisung des Kurfursten wurde dieses Angebot jedoch abgelehnt Erst zwei Jahre spater im Jahre 1809 erhielt sein Vater Mayer Amschel dank seiner Verbindung zu Carl Friedrich Buderus den Auftrag fur den Kurfursten mundelsichere britische Staatspapiere sogenannte Konsols zu erwerben Bis 1813 fuhrte das Haus Rothschild neun Mal fur den Kurfursten solche Transaktionen durch Der Wert der Kaufe belief sich auf insgesamt 664 850 Pfund 29 Ausgefuhrt wurden diese Kaufe uber Nathan Mayer der ab 1808 in London lebte Mayer Amschel berechnete dem Kurfursten 1 8 Prozent Provision fur die ausgefuhrten Geschafte Der Preis der Wertpapiere sowie der Wechselkurs zwischen Gulden und Pfund waren jeweils fest vereinbart Da auf Grund der britischen Misserfolge im Krieg gegen Frankreich die Preise der Staatspapiere unter den mit dem Kurfursten vereinbarten Preis fielen verdiente das Haus Rothschild an den ersten drei Transaktionen durchschnittlich zwei Prozent obwohl Mayer Amschel grundsatzlich risikoavers handelte und die Auftrage schnell ausfuhren liess Die Vereinbarung mit dem Kurfursten sah ausserdem vor dass die Wertpapiere zunachst auf das Haus Rothschild oder eines seiner Bevollmachtigten gebucht wurde Erst wenn der Kurfurst den Gegenwert der Papiere auf ein Konto der Rothschilds uberwiesen hatte wurden die Papiere offiziell auf ihn umgebucht 23 Diese Vereinbarung erwies sich fur das Haus Rothschild nutzlich als Kurfurst Wilhelm I im Sommer 1811 wegen des steten Preisverfalls der Staatspapiere die Kaufe stoppte Die Rothschilds hatten zu diesem Zeitpunkt fur mehr als 100 000 Pfund britische Staatspapiere erworben die der Kurfurst erst im Mai 1812 beglich Bis zu diesem Zeitpunkt waren diese Papiere auf Nathan Mayer Rothschild gebucht Die Grosse der fur den Kurfursten durchgefuhrten Transaktionen sowie die scheinbaren Kapitalmittel uber die Nathan Mayer Rothschild dank dieser Verbuchungstechnik verfugte sorgten dafur dass das Haus Rothschild von Beginn seiner Finanzaktivitaten in London an zu den grossen Finanzinstitutionen zahlte Finanzdienstleistungen fur andere europaische Fursten Bearbeiten nbsp Erzbischof Karl Theodor von DalbergSo wurde Rothschild auch Hoffaktor des Johanniterordens und der Familie Thurn und Taxis Zugleich gelang es Rothschild auch zu Karl Theodor von Dalberg eine enge Beziehung aufzubauen Dalberg war seit 1806 Furstprimas des von Napoleon Bonaparte eingesetzten Rheinbundes und Herr uber die vormals Freie Reichsstadt Frankfurt Er stieg 1810 zum Grossherzog von Frankfurt auf Rothschild half ihm seinen aufwendigen Lebenswandel zu finanzieren unter anderem 1810 fur die Reise nach Paris zur Hochzeit Napoleons mit Marie Louise Dafur erhielt Rothschilds jungster Sohn Jakob die Genehmigung sich in Paris niederzulassen Das Haus Rothschild war somit in den Hauptstadten beider kriegsfuhrender Nationen prasent Die zunehmende Grosse Komplexitat und Internationalitat seiner Geschafte veranlassten Mayer Amschel Rothschild 1810 sein Unternehmen auf eine breitere Basis zu stellen In einem neuen Gesellschaftervertrag nahm er seine Sohne als vollwertige Geschaftspartner in das Unternehmen auf Der Vater stand zwar weiterhin an der Spitze des Unternehmens die Last der alltaglichen Arbeit lag aber nun auf den Schultern der Sohne Als nach aussen sichtbares Zeichen der Neuerungen hiess die Firma fortan Mayer Amschel Rothschild und Sohne Judische Emanzipation Bearbeiten Mayer Amschel konnte sich nun starker um ein anderes Anliegen kummern die Emanzipation der Frankfurter Juden Im Juli 1796 hatten franzosische Revolutionstruppen unter General Jean Baptiste Kleber Frankfurt beschossen Dabei war etwa ein Drittel der Hauser in der Judengasse zerstort worden Der Rat der Stadt hob daraufhin de facto die Stattigkeit auf eine Verordnung die den Juden unter anderem den Grundbesitz ausserhalb der Judengasse untersagte und sie zwang dort ihre Wohnung zu nehmen Rothschild verlegte seine Geschaftsraume 1795 in die Schnurgasse und sein Warenlager in den Trierischen Hof ausserhalb des Ghettos 1809 erwarb er einen Bauplatz im nordlichen abgebrannten Teil der Judengasse Auf diesem Grundstuck Fahrgasse 146 an der Ecke Fahrgasse und Judengasse liess sein Sohn 1813 das klassizistische Geschaftsgebaude des Bankhauses M A Rothschild amp Sohne errichten Wiederholte schriftliche Interventionen bei dem Grossherzog von Frankfurt Karl Theodor von Dalberg fuhrten schliesslich am 7 Februar 1811 zur Verkundung eines Emanzipationsediktes der Hochsten Verordnung die burgerliche Rechtsgleichheit der Judengemeinde zu Frankfurt betreffend Damit wurden die Frankfurter Juden den ubrigen Burgern rechtlich gleichgestellt Bevor aber das Edikt Rechtskraft erlangen konnte musste die judische Gemeinde eine Ablosesumme von 440 000 Gulden an die Stadt Frankfurt zahlen an deren Finanzierung sich Rothschild beteiligte Vermachtnis Bearbeiten nbsp Grabstein fur Mayer Amschel Rothschild auf dem Alten Judischen Friedhof Frankfurt am Main BattonnstrasseKurz nach seiner Aufnahme in das Wahlkollegium des Grossherzogtums verstarb Mayer Amschel Rothschild am 16 September 1812 Beerdigt wurde er auf dem Alten Judischen Friedhof Frankfurt am Main in der heutigen Battonnstrasse Sein Grabstein entging den Zerstorungen durch die Nationalsozialisten Er wurde 1968 wiederentdeckt und im Ehrenhain aufgestellt Die Grabinschrift kann uber eine Online Datenbank abgerufen werden 30 In Anerkennung seiner Leistungen erhob ihn der osterreichische Kaiser 1817 postum in den Adelsstand Von Mayer Amschel Rothschild sind keine zeitgenossischen Bilddarstellungen uberliefert aber zahlreiche Anekdoten und literarische Zeugnisse In seinem Testament verfugte Mayer Amschel Rothschild das Familienunternehmen als Ganzes zu erhalten Fur dessen Fuhrung legte er ein strenges Reglement fest Alle Schlusselpositionen sind mit Familienmitgliedern zu besetzen An Geschaften durfen nur mannliche Familienmitglieder teilnehmen Der alteste Sohn des altesten Sohnes soll Familienoberhaupt sein soweit die Mehrheit der Familie nicht anders entscheidet Es soll keine juristische Bestandsaufnahme und keine Veroffentlichung des Vermogens geben In den folgenden Jahrzehnten stiegen die inzwischen geadelten Nachfahren Mayer Amschel Rothschilds zu den fuhrenden Bankiers Europas auf Sie finanzierten Staaten Unternehmen Eisenbahnen und den Bau des Suezkanals Erst mit dem Aufkommen von Grossindustrie und Aktienbanken in der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts verlor das Bankimperium der Rothschilds allmahlich an Bedeutung Nachkommen BearbeitenMayer Amschel Rothschild hatte mit Gutle Schnapper 1753 1849 der Tochter von Wolf Salomon Schnapper die er am 29 August 1770 heiratete folgende Kinder 31 Schonche Jeannette Rothschild 20 August 1771 1859 verheiratet mit Benedikt Moses Worms 1772 1824 Amschel Anselm Mayer 12 Juni 1773 bis 6 Dezember 1855 Salomon Mayer 9 September 1774 bis 28 Juli 1855 Grunder der Rothschild Bank in Osterreich Nathan Mayer 16 September 1777 bis 28 Juli 1836 Grunder der Rothschild Bank in England Isabella Rothschild 2 Juli 1781 1861 Babette Rothschild 29 August 1784 bis 16 Marz 1869 Calmann Carl Mayer 24 April 1788 bis 10 Marz 1855 Grunder der Niederlassung C M de Rothschild e figli in Neapel Julie Rothschild 1 Mai 1790 bis 19 Juni 1815 Henriette Jette 1791 1866 verheiratet mit Abraham Montefiore 1788 1824 Jacob James Mayer 1792 1868 Grunder der Rothschild Bank in FrankreichLiteratur BearbeitenConstantin von Wurzbach Rothschild Maier Anselm In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 27 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1874 S 132 135 Digitalisat Christian Wilhelm Berghoeffer Meyer Amschel Rothschild der Grunder des Rothschildschen Bankhauses Englert amp Schlosser Frankfurt am Main 1924 Egon Caesar Conte Corti Beatrix Lunn Rise of the House of Rothschild 1928 Nachdruck Kessinger Publishing 2003 ISBN 0 7661 4435 6 Google books Frederic Morton Die Rothschilds Ein Portrait der Dynastie Aus dem Amerikanischen von Hans Lamm und Paul Stein Aktualisiert von Michael Freund Deuticke Wien 1992 ISBN 3 216 07896 5 Georg Heuberger Hrsg Die Rothschilds Eine europaische Familie Thorbecke Sigmaringen 1995 ISBN 3 7995 1201 2 Georg Heuberger Hrsg Die Rothschilds Beitrage zur Geschichte einer europaischen Familie Thorbecke Sigmaringen 1995 ISBN 3 7995 1202 0 Amos Elon Der erste Rothschild Biographie eines Frankfurter Juden Reinbek 1999 ISBN 3 499 60889 8 Niall Ferguson Die Geschichte der Rothschilds Propheten des Geldes 2 Bande DVA Munchen Stuttgart 2002 ISBN 3 421 05354 5 Pohl Manfred Rothschild Meyer Amschel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 131 133 Digitalisat Bernhard Schmidt Artikel Rothschild In Frankreich Lexikon 2 Auflage Hrsg B S Jurgen Doll Walther Fekl Siegfried Loewe Fritz Taubert Schmidt Berlin 2005 ISBN 3 503 06184 3 Herbert H Kaplan Nathan Mayer Rothschild and the Creation of a Dynasty Stanford University Press 2006 ISBN 0 8047 5165 X Google books Fritz Backhaus Mayer Amschel Rothschild Ein biographisches Portrait Herder Verlag Freiburg 2012 ISBN 978 3 451 06232 2 Weblinks BearbeitenRothschild Mayer Amschel Hessische Biografie Stand 23 Februar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Rothschild Mayer Amschel im Frankfurter Personenlexikon Heiner Wember 19 09 1812 Todestag von Mayer Amschel Rothschild WDR ZeitZeichen vom 19 September 2017 Podcast Einzelbelege Bearbeiten Elon S 44f Elon S 47 Elon S 57 Ferguson 2002 S 62 Ellon S 21 und 24 Elon S 40f Ferguson S 62 Edith Dorken Beruhmte Frankfurter Frauen Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 87476 557 2 S 46 Edith Dorken Beruhmte Frankfurter Frauen Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 87476 557 2 S 46 und 47 Edith Dorken Beruhmte Frankfurter Frauen Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 87476 557 2 S 47 Elon S 76 a b Ferguson 2002 S 63 Elon S 76f In der Literatur sind abweichende Jahreszahlen sowohl fur den Kauf als auch fur den Bezug des Hauses angegeben Nach Amos Elon erwarb Mayer Amschel das Haus 1784 und zog dort 1786 ein S 86 und 87 nach Niall Ferguson zahlte Mayer Amschel zwei Kaufbetrage davon den ersten 1783 und bezog das Haus erst 1787 Ferguson 2002 S 64 Elon S 37 Ferguson 2002 S 64 Edith Dorken Beruhmte Frankfurter Frauen Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 87476 557 2 S 47 Ferguson 2002 S 65 Ferguson 2002 S 82 105 a b Ferguson 2002 S 84 Elon S 99 Lothar Buderus von Carlshausen Das Leben eines kurhessischen Beamten in schwerer Zeit In Hessenland Monatsschrift fur Landes und Volkskunde Kunst und Literatur Hessens 42 Jg 1931 Ferguson 2002 S 89 a b Ferguson 2002 S 91 Ferguson 2002 S 92f Ferguson S 69 Ferguson 2002 S 73f Ferguson 2002 S 78 Ferguson 2002 S 80 Ferguson 2002 S 90 Meir Rothschild ben Anschel Rothschild Grabinschrift in der epigraphischen Datenbank epidat des Steinheim Instituts deutsch und hebraisch Elon S 66 Normdaten Person GND 11879132X lobid OGND AKS LCCN n92116852 VIAF 22937597 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rothschild Mayer AmschelKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und BankierGEBURTSDATUM 23 Februar 1744GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 19 September 1812STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mayer Amschel Rothschild amp oldid 231980445