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Eine Mazewa auch Matzevah Matzewa hebraisch מ צ ב ה Mazzevah deutsch Denkmal Grabstein Mehrzahl Mazewot מ צ בו ת ist ein judischer Grabstein Er wird ein Jahr nach der Bestattung in einer besonderen Zeremonie Gilui Mazewa gesetzt bzw enthullt und symbolisiert die Verpflichtung Verstorbene nicht zu vergessen Sie stehen allgemein mit einem alten vor mosaischen Steinkult Litholatrie beschrieben im Tanach in Beziehung siehe dazu auch Mazzebe Mazewot auf dem judischen Friedhof in Essingen mit segnenden Handen der Kohanim Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inschriften 3 Ikonographie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kleiner Stein auf Grabstein nbsp Judische Grabsteine im Friedhof Heiliger Sand in Worms nbsp Grabsteine des 20 Jahrhunderts im Judischen Friedhof Waibstadt nbsp Mazewa mit Krone auf dem alten Judischen Friedhof in Eisenstadt nbsp Segnende Hande auf einem Grabstein in Schwarzrheindorf 1 Die Sitte ein Grab durch ein Kennzeichen zu markieren wird auf Gen 35 19 20 EU zuruckgefuhrt Rachel starb und wurde auf dem Wege nach Ephrata das heisst Bethlehem begraben Jakob errichtete einen Gedenkstein auf ihrem Grabe Es ist der Denkstein auf dem Rachelgrabe bis auf den heutigen Tag Beim Besuch eines Grabes besonders zur Jahrzeit ist es ublich dass Angehorige einen kleinen Stein auf den Grabstein legen und damit andeuten dass der oder die Verstorbene nicht vergessen ist Fur diesen Brauch werden verschiedene Ursprunge vermutet Verbreitet ist die Ansicht dass in historischer Zeit die in der Wuste angelegten Graber mit Steinen vor Wind und Futter suchenden Tieren gesichert wurden Eine Erklarung bezieht sich auf das spater ubliche Bestatten in Grabhohlen diese sind mit grossen Steinen verschlossen worden welche mit solchen kleinen Steinchen verkeilt wurden 2 Inschriften BearbeitenDie Inschrift auf der Mazewa ist normalerweise hebraisch wobei haufig zum Beispiel auf der Ruckseite oder auf dem Sockel eine weitere Inschrift in der jeweiligen Landessprache angebracht ist Die Inschrift folgt antiken griechischen und romischen Vorbildern und ist typischerweise dreiteilig gegliedert Den Kopf bildet meist eine der Abkurzungen פ נ oder פ ט fur פה נטמן bzw פה טמן Hier wurde geborgen bzw Hier ist geborgen die erste kann auch verstanden werden als פה נקבר Hier wurde begraben was man aber in ausgeschriebenen Einleitungen deutlich seltener findet Der Mittelteil nennt den Namen des Verstorbenen den seines Vaters bei verheirateten Frauen den Namen des Ehemanns eventuelle Titel oder sonstige Bezeichnungen den letzten Wohnort das Sterbedatum und manchmal auch das abweichende Begrabnisdatum Oft sind diese Angaben in formelhafte Floskeln zur vorbildlichen Lebensfuhrung o a eingebunden es kommen jedoch auch Grabsteine mit langeren individuellen biografischen Angaben vor Ein Segenswunsch meist nach dem Wunsch der Abigajil 1 Sam 25 29 EU Seine Ihre Seele sei eingebunden in das Bundel des Lebens תהיה נפשו נפשה צרורה בצרור החיים abgekurzt ת נ צ ב ה schliesst die Inschrift ab Dieser Segenswunsch erscheint oft auch als einziger hebraischer Teil in einer sonst in der Landessprache gehaltenen Grabinschrift Die Vornamen auf den Grabsteinen werden im hebraischen Text traditionell als judische Ruf oder Kosenamen wiedergegeben an Stelle eines Familiennamens oder zusatzlich vor diesem wird der Vatersname genannt In den landessprachlichen Inschriften auf der Ruckseite oder auf dem Sockel werden bei jungeren Grabsteinen auch die amtlichen Namen angegeben Die Datumsangaben werden nach dem Judischen Kalender vorgenommen zumeist nach der kleinen Zahlung d h unter Auslassung der Tausenderstelle Die Gestaltung judischer Grabsteine war trotz aller Traditionen zu allen Zeiten freilich auch in gewissem Mass dem Zeitgeschmack unterworfen Wahrend fruhe Grabsteine zumeist nur Schriftzeichen aufweisen kamen im Laufe der Zeit vor allem in den Giebelfeldern Symbole und Ornamente hinzu Wahrend sich die Symbole vielerorts gleichen gibt es bei den Ornamenten regionale Auspragungen z B die gehauft auftretenden Lowengestalten auf dem Judischen Verbandsfriedhof in Heinsheim oder die Blumenmotive auf dem Judischen Verbandsfriedhof in Wiesloch Auch die Verwendung der hebraischen Schrift unterlag im Lauf der Zeit einem Wandel Im 20 Jahrhundert wurde es immer mehr gebrauchlich die Grabsteine in der jeweiligen Landessprache zu beschriften und lediglich noch die standardisierten Formeln wie die Einleitungsfloskel und formelhafte Segenswunsche hebraisch abzubilden Damit einhergehend entfielen zumeist auch die judischen Kosenamen so dass oft nur noch die amtlichen Namen erscheinen Analoges gilt fur Datumsangaben nach judischem Kalender Ikonographie Bearbeiten nbsp Levitenkanne auf einem Grabstein im Judischen Friedhof Heinsheim nbsp Mazewa mit Schofar auf dem Judischen Friedhof Essingen nbsp Judischer Grabstein von 2003 in Bad BuchauOft finden sich Symbole die auf die Stellung und die Aufgaben des Verstorbenen innerhalb der judischen Gemeinde auf seine Lebensfuhrung oder auf Personennamen hinweisen sollen Auf historischen Grabsteinen bis ins 19 Jahrhundert uberwiegen religiose Symbole in vielen Regionen kamen dann auch weltliche Symbole hinzu Die Unterscheidung von Symbolen und Ornamenten ist nicht immer zweifelsfrei moglich da sich die ursprungliche Symbolsprache der Steine auch auf die Ausgestaltung gebrauchlicher Ornamente ausgewirkt hat Auf der Mazewa eines Kohen Priesters sind als Symbol fur den Priestersegen Num 6 22 27 EU ausgebreitete Hande mit gespreizten Fingern abgebildet Grabsteine von Leviten zeigen einen Krug oder einen Becher als Symbol fur die Aufgabe der Leviten vor dem Priestersegen Wasser uber die Hande des Kohen zu giessen Schofarhorner stehen symbolisch fur Lehrer und Vorbeter Beschneidungswerkzeuge Messer und Klemme fur einen bestatteten Mohel Beschneider Die Krone steht fur die Krone des guten Namens wie sie in den Spruchen der Vater erwahnt und in der ublichen Inschriftenfloskel verstorben in gutem Namen aufgegriffen wird Ein Chanukka Leuchter findet sich zumeist auf Frauengrabsteinen und verweist auf das Anzunden der Sabbatkerzen als eines der drei Frauengebote Auch die Darstellung von Sabbatbroten hat eine entsprechende Bedeutung Der Chanukka Leuchter ist nicht mit der siebenarmigen Menora zu verwechseln Der Davidstern erscheint erstmals auf judischen Grabsteinen in Prag wo er seit dem 14 Jahrhundert Bestandteil der den Juden erlaubten Flagge war Auf Grabsteinen andernorts ist er meist erst ab dem 20 Jahrhundert anzutreffen Ein Buch kann fur Gelehrte und Rabbiner stehen ist aber auch als Schmuckornament auf Grabsteinen Nichtgelehrter anzutreffen und druckt dann die Hoffnung auf in das Buch des Lebens einzugehen und nicht im Buch des Vergessens zu enden Ein Auge im dreieckigen Strahlenkranz Auge der Vorsehung symbolisiert das gebildete Burgertum vor allem zur Zeit der Aufklarung Aus dem Himmel gereichte Palmzweige beziehen sich auf Psalm 92 13 Der Gerechte wird grunen wie ein Palmenbaum und verheissen himmlischen Lohn fur ein gerechtes Leben Lilien und Tulpen beziehen sich dagegen auf das Hohelied 2 1 2 und Hosea 14 6 und stehen fur Schonheit Fruchtbarkeit und Reichtum Blumendarstellungen sofern es sich nicht um Ornamente handelt sind uberwiegend auf Frauengrabmalen zu finden Ineinandergreifende Hande und Taubenpaare stehen fur die uber den Tod hinaus wahrende Liebe von Ehegatten Herzen stehen fur geliebte Kinder aber auch fur gute und fromme Menschen Bienen oft als Schmetterlinge fehlinterpretiert und Bienenkorbe stehen fur einen fleissigen und sparsamen Menschen Abgebrochene Saulen wie sie auch im Christentum zu finden sind stehen fur ein zu fruh vollendetes Leben Weitere gebrauchliche Symbole die das zur Neige gehende Leben symbolisieren sind Mohnkapseln Sanduhren und nach unten gerichtete Fackeln Siehe auch Liste von Abkurzungen auf judischen GrabsteinenLiteratur BearbeitenGeorg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Ein enzyklopadisches Handbuch des judischen Wissens in 4 Banden Judischer Verlag Berlin 1927 1930 Band 2 Sp 814 ff 1253 ff Band 3 Sp 1434 Karlheinz Muller Simon Schwarzfuchs Rami Reiner Die Grabsteine vom judischen Friedhof in Wurzburg aus der Zeit vor dem Schwarzen Tod 1147 1346 3 Bande Wikomm Verlag Stegaurach 2012 ISBN 978 3 86652 958 8 Falk Wiesemann Sepulcra judaica Bibliographie zu judischen Friedhofen und zu Sterben Begrabnis und Trauer bei den Juden von der Zeit des Hellenismus bis zur Gegenwart Klartext Essen 2004 ISBN 3 89861 422 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mazewa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Matzewa Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Israel Schwierz Zeugnisse judischer Vergangenheit in Thuringen Eine Dokumentation PDF 24 9 MB Abgerufen am 16 September 2012 darin Verzeichnis hebraischer Fachausdrucke Symbole an judischen Grabsteinen in Franken Axel Schroder abgerufen am 12 Januar 2012 Fund der judischen Grabsteine Museum Shalom Europa abgerufen am 25 Dezember 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Friedhof Schwarzrheindorf Memento vom 8 Mai 2016 im Internet Archive Friedhof Schwarzrheindorf Bonn Beuel Yehuda Shenef Warum legt man kleine Steine auf judische Grabsteine In Derselbe Humor Wucher Weltverschworung Die gelaufigsten Vorurteile gegenuber Juden und was es mit diesen auf sich hat Hrsg Judisch Historischer Verein Augsburg Books on Demand Norderstedt 2017 ISBN 978 3 7431 8120 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mazewa amp oldid 237628327