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Der Judische Friedhof Battonnstrasse auch Judischer Friedhof Borneplatz in Frankfurt am Main wurde 1180 erstmals urkundlich erwahnt und bis zum Jahr 1828 genutzt Er gilt als der zweitalteste erhaltene judische Friedhof nordlich der Alpen der alteste ist der Heiligen Sand in Worms 1 Der alteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1272 Bis zum 16 Jahrhundert hatte der Friedhof uberregionale Bedeutung da er auch judischen Gemeinden aus dem Raum zwischen Aschaffenburg in Unterfranken und Wetzlar in Mittelhessen als Begrabnisstatte diente Trotz wiederholter Schandungen Entweihungen und Zerstorungen ist er bis heute teilweise original erhalten Ansicht der Nordseite an der Battonnstrasse scheinbare Krummung wegen Panorama Aufnahme mit fruherem ZugangAnsicht des nordwestlichen Bereichs an der Battonnstrasse Panoramabild links Blick nach Osten rechts Blick nach Suden rechts der Ende der 1980er Jahre errichtete Neubau auf der WestseiteAnsicht des sudwestlichen Bereichs mit Eingangspforte Panoramabild links Blick nach Norden rechts Blick nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Zugang 3 Geschichte 3 1 Hochmittelalter 3 2 Spatmittelalter 3 3 Fruhe Neuzeit 3 4 Schliessung des Friedhofs 3 5 Borneplatzsynagoge 3 6 Inventarisierung der Grabsteine 3 7 Nationalsozialismus und Nachkriegszeit 3 8 Erneute Inventarisierung der Grabsteine 3 9 Gedenkstatte Neuer Borneplatz 4 Zeittafel 5 Grabmale 5 1 Zahl der Grabsteine und Rekonstruktionen 5 2 Anordnung 5 3 Art der Grabsteine 5 4 Altester Grabstein 5 5 Ehrenfeld 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Gedenkstatte Neuer Borneplatz Lageskizze 2 Der mittelalterliche Begrabnisplatz liegt heute im Karree zwischen Battonnstrasse im Norden Rechneigrabenstrasse im Suden Kurt Schumacher Strasse im Westen und Lange Strasse im Osten Das Museum Judengasse in der Battonnstrasse 47 ist direkt benachbart sudlich schliesst der Neue Borneplatz an Westlich des Friedhofs wurde Ende der 1980er Jahre ein grosses Verwaltungsgebaude errichtet in dem auch das Museum Judengasse untergebracht wurde zum Hintergrund siehe Borneplatzkonflikt Der Fussweg zwischen dem Friedhof und dem Gebaude hat heute die Bezeichnung Borneplatz 3 Fruher war dies ein Abschnitt der Gasse Hinter der Judenmauer Die Frankfurter Judengasse das von 1462 bis 1796 bestehende judische Ghetto wurde in der Nahe des Friedhofs angelegt An ihrem sudlichen Ende mundete die Judengasse in den Judenmarkt Von diesem Platz gelangte man mit wenigen Schritten zur sudwestlichen Pforte der Friedhofsmauer 4 da der ummauerte Bereich mit einem westlichen Auslaufer fast bis zum Judenmarkt reichte Vor allem in diesem sudwestlichen Bereich hat sich der Verlauf der Friedhofsmauer aufgrund von Baumassnahmen geandert ansonsten ist er uber die Jahrhunderte weitgehend unverandert geblieben Zugang Bearbeiten nbsp Friedhofspforte mit der Inschrift Beth HaChaim Haus des Lebens Seit der Anlage des Neuen Borneplatzes Mitte der 1990er Jahre befindet sich der Zugang wieder im sudwestlichen Bereich des Friedhofs An dieser Pforte befinden sich zwei Torflugel aus Metall uber die sich der Schriftzug Beth HaChaim Haus des Lebens zieht Historisch gab es immer einen Zugang im sudwestlichen Bereich bis 1881 82 die Borneplatzsynagoge gebaut wurde Damals wurde der Zugang nach Norden in die Schnurgasse heute Battonnstrasse verlegt Die nordliche Pforte an der Battonnstrasse ist mit einem einfachen Metalltor mit senkrechten Staben verschlossen so dass Passanten an dieser Stelle einen Blick in den Friedhof werfen konnen 5 Der Friedhof ist dauerhaft geschlossen er kann jedoch besichtigt werden ausser montags und samstags Der Schlussel wird im benachbarten Museum Judengasse gegen Hinterlegung des Personalausweises ausgegeben Jeden zweiten Sonntag werden Fuhrungen angeboten Mannliche Besucher des Friedhofs werden gebeten eine Kopfbedeckung aufzusetzen Das Museum leiht judische Kopfbedeckungen Kippot aus 1 Geschichte BearbeitenDer Judische Friedhof Battonnstrasse wird als eines der altesten Zeugnisse judischen Lebens in der Stadt Frankfurt am Main angesehen Er lag zunachst ausserhalb der Stadt ostlich der zeitgleich entstehenden Staufenmauer der romanischen Stadtbefestigung Ab etwa Mitte des 14 Jahrhunderts wurde der Friedhof von einer neuen Stadtbefestigung umschlossen Er lag damit in der Neustadt nbsp 1552 Der Friedhof ist ringsum von einer Mauer umgeben 6 mit einer Pforte an der sudwestlichen Ecke und einer Pforte an der Ostseite Links unten der Dom nbsp 1572 links die bogenformige Judengasse die in den Judenmarkt Platz in der Bildmitte mundet Von dort Zugang zur sudwestlichen Friedhofspforte Rechts das Fischerfeld die ungefahr rechteckige grune Flache und der Main nbsp Merian 1628 Der Friedhof mit Grabsteinen und Baumen liegt nahe der sudostlichen Ecke der Stadtbefestigung mit Wassergraben und der Bastion Judeneck Der markante sudwestliche Vorsprung der Friedhofsmauer reicht fast bis zu den Hausern der Judengasse nbsp 1811 An der sudwestlichen Ecke des Friedhofs ein Hospital der Juden Sudlich Backofen und der Holzhof der Juden Weiter sudlich auf dem ab 1793 trockengelegten Fischerfeld entstehen neue Strassen nbsp Um 1840 Sudlich ein weiteres Juden Hospital das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen in der Rechneigrabenstrasse nbsp 1845 Der seit 1828 geschlossene Friedhof wird als Alter Begrabnisplatz der Juden bezeichnet nbsp 1852 Sudlich des Friedhofs das neue israelitische Schulgebaude nbsp 1862 Dichte Bebauung auf dem ehemaligen Fischerfeld im Suden nbsp 1872 Blick nach Westen rechts der Friedhof Am linken Bildrand das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen Hochmittelalter Bearbeiten Die erste Ansiedlung von Juden in Frankfurt am Main wird in die Zeit um 1150 datiert Bis zur Anlage des judischen Friedhofs wurden sie am Garkuchenplatz beerdigt der ostlich direkt an die damalige Salvatorkirche des gleichnamigen Stifts anschloss Ihre sterblichen Uberreste wurden beim Wiederaufbau Frankfurts nach 1945 in grosser Zahl dort gefunden und gleich neben der Kreuzigungsgruppe auf dem ostlich angrenzenden Friedhof des heutigen Kaiserdoms wieder begraben Der Friedhof wurde im Jahr 1180 erstmals urkundlich erwahnt Er entstand aufgrund der im damaligen Stadtkern herrschenden drangvollen Enge Er wurde am nordlichen Ufer der Braubach angelegt einem verlandeten Nebenarm des Mains dessen Verlauf an dieser Stelle spater in etwa einem Teilstuck des bewasserten Stadtgrabens entsprach Die Juden die sudlich der Salvatorkirche wohnten konnten durch die nordostlich gelegene Bornheimer Pforte der Staufenmauer zu den Grabstellen auf dem Judischen Friedhof gelangen 1241 wurden viele Frankfurter Juden wahrend eines als Frankfurter Judenschlacht bezeichneten Pogroms ermordet und fanden auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe 7 Spatmittelalter Bearbeiten Ab dem Jahr 1333 wurde der judische Begrabnisplatz von der auf Erlaubnis des Kaisers Ludwig dem Bayern neu gezogenen Stadtmauer um die sogenannte Neustadt eingeschlossen er befand sich seitdem innerhalb des Stadtgebietes und in relativer Nahe des Stadtzentrums der heutigen Altstadt In der Folgezeit wurde der Weg vom alten Stadtkern zum judischen Friedhof durch mehrere Durchbruche an der Westseite der alten Staufenmauer verkurzt Weitere gegen Juden gerichtete Pogrome entwickelten sich wahrend der ab 1348 grassierenden Pest die in der Ermordung samtlicher Frankfurter Juden wahrend der sogenannten 2 Frankfurter Judenschlacht vom 24 Juli 1349 gipfelten Ihr gesamtes Eigentum verfiel der Stadt auch ihr Friedhof Die sterblichen Uberreste dieser Juden wurden nicht auf dem Friedhof bestattet da es keine judische Gemeinde mehr gab die sich darum gekummert hatte Ab etwa 1360 siedelten sich zogerlich erneut Juden in Frankfurt an deren grosste Liegenschaft der wieder der Gemeinde ubereignete Friedhof war der zu dieser Zeit an den Kustodiengarten des Bartholomausstiftes grenzte Mehrmals wurde die Mauer des judischen Friedhofs aufgrund seiner strategischen Lage am sudostlichen Stadtrand in die Verteidigungsmassnahmen der Stadt einbezogen Als Frankfurt bei der Konigswahl von 1349 Partei fur den Kandidaten Gunther von Schwarzburg ergriff und deshalb einem Angriff von Gegenkonig Karl IV entgegensah wurden um Altstadt und Judenfriedhof elf Erker mit Schiessscharten fur Wachtposten angebracht Auch wahrend des Stadtekrieges 1387 1389 wurde der judische Friedhof fur Verteidigungsmassnahmen vorbereitet Ab dem Jahr 1462 erhielten die Frankfurter Juden die stadtische Auflage den von ihnen vornehmlich besiedelten Bereich um die Stiftskirche St Bartholomaus zu verlassen und sich in der Judengasse dem Verlauf des fruheren Wollgrabens vor der Staufenmauer folgend anzusiedeln Die Judengasse verlief ausserhalb der Staufenmauer und etwa parallel zu deren nordostlichem Teil in der Neustadt in ungefahrer Bogenlinie zwischen Bornheimer Pforte und Monchsturm lief also auf den judischen Friedhof zu vergl Stadtansicht v Georg Braun u Frans Hogenberg 1572 Diese Nahe zum Friedhof hatten die Stadtherren nicht zufallig bestimmt Fruhe Neuzeit Bearbeiten Der Zugang zur judischen Begrabnisstatte lag am sudwestlichen Ende des Friedhofsgelandes in einer Gasse die von hier nach Norden bis zur Allerheiligengasse verlief siehe Vogelschauplan von Matthaus Merian 1628 Im Norden Osten und Suden war der Friedhof unzuganglich er war dort von Gebauden bzw Garten umschlossen Zumindest vorubergehend scheint es jedoch eine Pforte an der ostlichen Friedhofsmauer gegeben zu haben moglicherweise im Kontext von Verteidigungsmassnahmen Direkt neben dieser Pforte war ein kleines Gebaude evtl ein Erker mit Schiessscharten fur einen Wachtposten Dies jedenfalls impliziert der Belagerungsplan der Stadt Frankfurt am Main nach Conrad Faber von Creuznach aus dem Jahr 1552 Seit dem 16 Jahrhundert waren in einem sudwestlichen Bereich des Friedhofsgelandes namens Volckerscher Bleichgarten diverse judische Hospitaler angesiedelt zuerst ein Blatternhaus ab etwa 1600 auch ein Hospital fur einheimische Juden ab etwa 1713 auch ein Hospital fur auswartige Juden Fremdenhospital Diese Einrichtungen wurden am Friedhof teils baulich zusammengelegt andererseits entstanden dort neue Gebaude so im Jahr 1718 eine Zeile von sechs aneinandergebauten Hauschen fur das Fremdenhospital 1796 wurde direkt vor dem Eingang zum Friedhofsgelande ein grosserer Neubau fur das Fremdenhospital errichtet spater Israelitisches Hospital im Stadtplan von 1811 Hospital der Juden genannt 8 9 Der Zugang zum Friedhof war nun uber das Grundstuck des Hospitals moglich Im Zuge der Trockenlegung des Fischerfeldes der als Neue Anlage bezeichnete Bereich sudlich des judischen Friedhofs bis zum Main ab 1793 und der Schleifung der Stadtbefestigungen entstand unmittelbar vor dem sudwestlichen Ende des Friedhofs ein grosserer Platz der dem seit dem 16 Jahrhundert abgehaltenen Judenmarkt auf dem die judische Bevolkerung der Stadt und des Umlandes ihre Waren feilbot deutlich mehr Raum gab Schliessung des Friedhofs Bearbeiten Am 16 September 1828 fand auf dem restlos uberfullten Friedhof die letzte Beisetzung statt Danach wurde der gleichzeitig mit dem Hauptfriedhof neu angelegte Friedhof an der Rat Beil Strasse genutzt ab 1929 der Neue Judische Friedhof an der Eckenheimer Landstrasse Der jeweils altere Friedhof blieb erhalten Fur judische Begrabnisstatten gilt eine unantastbare Totenruhe Auflosungen von Grabern und Exhumierungen sind ausgeschlossen 1829 wurde sudlich des Friedhofs ein neues grosses Krankenhausgebaude eroffnet das Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen in der Rechneigrabenstrasse 18 20 10 im Stadtplan von 1840 Juden Hospital genannt Um 1840 entstand vor der sudlichen Friedhofsmauer auf dem Gelande des ehemaligen Holzhofs der Juden Rechneigrabenstrasse 14 16 das Schulhaus der Israelitischen Gemeinde das seinerzeit als schonstes Gebaude Frankfurts galt Ab 1845 wurde dieses Gebaude von der Israelitischen Volksschule und dem Philanthropin genutzt die aus dem Kompostellhof herzogen Borneplatzsynagoge Bearbeiten Das Israelitische Hospital das am sudwestlichen Ende des Friedhofsgelandes stand wurde zugunsten der Horovitzsynagoge ab 1885 Borneplatzsynagoge genannt abgerissen die 1881 82 errichtet wurde Die Synagoge stiess an der Ruckseite fast an die dort neu gezogene Friedhofsmauer Zusammen mit einem langeren Nebengebaude im Osten lag sie wie ein Querriegel vor dem bisherigen Zugang zum Friedhof 11 Dadurch wurde eine neue Pforte notig In der nordlichen Mauer an der Schnurgasse heute Battonnstrasse wurde eine neue Friedhofspforte geschaffen Inventarisierung der Grabsteine Bearbeiten Um 1900 wurden anlasslich einer Katalogisierung der Grabstein Inschriften durch Rabbi Markus Horovitz auf dem 11 850 m grossen Friedhofsgelande rund 6500 Grabstellen erfasst 12 Wie sich ab 1991 92 anlasslich einer neuen Bestandsaufnahme herausstellte waren dies nicht alle Nationalsozialismus und Nachkriegszeit Bearbeiten Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung forderte der Gauleiter Hessen Nassau Jakob Sprenger von der Stadt die Entfernung der Grabsteine des Alten Judischen Friedhofs und empfahl die Umwidmung in einen Volkspark oder Kinderspielplatz Diesem Ansinnen standen zunachst noch juristische Bedenken im Wege zeitweise geriet die Angelegenheit in Vergessenheit oder wurde nachrangig behandelt Nach den Novemberpogromen 1938 drangte die Stadt Frankfurt die Judische Gemeinde im Judenvertrag vom 3 April 1939 unter anderem zu einer Verausserung des Friedhofsgelandes 1942 bemuhte sich das stadtische Bauamt um Freiflachen um fur etwaige Zerstorungen der Altstadt durch Bombenangriffe uber einen zentral gelegenen Trummerschuttabladeplatz zu verfugen Dabei fasste das Bauamt eine Einebnung des Alten Judischen Friedhofs ins Auge Der Frankfurter Oberburgermeister Friedrich Krebs erliess daher im November 1942 eine Anweisung zur Zerstorung des Friedhofs und der Grabstellen In der Folge wurden ungefahr zwei Drittel der historischen Grabsteine uberwiegend maschinell zerschlagen und in Trummern hinterlassen Diese sollten ggf als Bruchsteine fur die Wiedererrichtung kriegszerstorter Mauern dienen Auf dem Friedhofsgelande uberall verstreut liegende Glassplitter als Relikte der bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main zerstorten Fenster von Hausern der Altstadt zeugen noch heute von der kurzen Phase als Trummerschuttabladeplatz Dazu wurden rund funfzig Baume auf dem Friedhofsgelande gefallt und gerodet Flachen eingeebnet und das ursprungliche Ensemble auf Dauer zerstort Immerhin wurde jedoch das Historische Museum angewiesen bedeutende Grabsteine auszuwahlen um diese zu erhalten Auf diese Weise gelangten etwa 175 Grabsteine wahrend des Krieges auf den neueren judischen Friedhof an der Rat Beil Strasse Diese 175 Grabsteine wurden in den 1950er Jahren anlasslich einer initialen Instandsetzungsphase wieder auf dem Alten Judischen Friedhof aufgestellt Erneute Inventarisierung der Grabsteine Bearbeiten Aufgrund eines Beschlusses des Magistrats der Stadt Frankfurt liess die Kommission fur die Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden ab 1991 samtliche noch erhaltenen Grabsteine erfassen Das Projekt an dem das Judische Museum Frankfurt betreuend mitwirkte wurde zunachst von der Arbeitsgemeinschaft Judische Friedhofe mit Sitz in Berlin durchgefuhrt dann bis zum Abschluss im Jahr 1998 vom Salomon Ludwig Steinheim Institut in Duisburg unter der Leitung von Michael Brocke fortgefuhrt 13 Von einst mehr als 6000 waren nur noch 2300 ganze Grabsteine erhalten ausserdem rund 3500 Bruchstucke Dennoch konnten auch Grabsteine entdeckt werden die im Katalog von Markus Horovitz von 1901 noch nicht verzeichnet waren Heute konnen 3875 Inschriften der Grabmale im hebraischen Original und in deutscher Transkription online uber die Datenbank Epidat des Salomon Ludwig Steinheim Instituts abgerufen werden siehe Weblinks 13 Gedenkstatte Neuer Borneplatz Bearbeiten Die Aussenmauer des Friedhofs ist heute der wichtigste Bestandteil der 1996 eingeweihten Gedenkstatte Neuer Borneplatz Metallblocke mit Namen und Lebensdaten judischer Menschen aus Frankfurt die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden oder verfolgungsbedingt ihr Leben verloren wurden in die Aussenseite der Mauer eingearbeitet Die Gedenkblocke sind als Fries angeordnet Sie ragen aus der Mauer heraus so dass Passanten nach judischem Brauch Steine auf ihnen ablegen konnen Bei der Eroffnung waren es 11 134 Namensblocke im Jahr 2010 kamen aufgrund neuer Forschungsergebnisse 823 weitere dazu 14 Aktuell 2023 sind es 11 908 Namensblocke 1 Einer der Gedenkblocke ist Anne Frank gewidmet er ist umgeben von denen fur ihre Familienangehorigen Ein weiterer Gedenkblock erinnert an den Frankfurter Jungen Hans Helmut Michel dessen Biografie in die Handlung des franzosischen Spielfilms Au revoir les enfants von Louis Malle einfloss 15 Ein Gedenkblock wurde ohne Namen und Daten ausgefuhrt er steht fur alle namenlosen vergessenen bzw nicht dokumentierten Schicksale 16 nbsp Namensblocke als Fries an der Aussenmauer des Friedhofs nbsp Namensblocke an der Aussenmauer mit darauf abgelegten Steinen nbsp Namensblock fur Anne Frank Bildmitte Zeittafel BearbeitenDatum Ereignis Urheber1180 Erste urkundliche Erwahnung Lage am nordlichen Ufer des verlandeten Mainarmes Braubach westlich der zur gleichen Zeit entstehenden Staufenmauer nbsp 1241 Beisetzung der Opfer des Pogroms Frankfurter Judenschlacht nbsp Juli 1272 Altester noch lesbarer Grabstein nbsp 1349 Anbau verteidigungsfahiger Erker an der Friedhofsmauer nbsp um 1388 Die Friedhofsmauer dient als Verteidigungslinie im Stadtekrieg 1387 1389 nbsp bis 16 Jahrhundert Nutzung auch durch judische Gemeinden aus dem Raum Aschaffenburg und Wetzlar nbsp 1796 Neubau des Fremdenhospitals im Sudwesten des Friedhofsgelandes auch Israelitisches Hospital genannt nbsp 16 September 1828 Letzte Beisetzung nbsp 1840 Bau des Israelitischen Schulhauses vor der sudlichen Friedhofsmauer auf dem ehemaligen Holzhof der Juden nbsp ab 1845 Umzug des Philanthropin in das neue Schulgebaude vor der sudlichen Friedhofsmauer nbsp 1880 81 Abriss des Israelitischen Hospitals Fremdenhospital nbsp 1881 82 Bau der orthodoxen Horovitzsynagoge mit Nebengebaude Verlegung des Friedhofseingangs in die Schnurgasse nbsp Um 1900 Katalogisierung der Grabsteine und Inschriften durch Rabbi Markus Horovitz Ergebnis der Zahlung rund 6500 Grabstellen nbsp April 1933 Forderung von Gauleiter Jakob Sprenger nach Umwidmung des Friedhofs in einen Volkspark oder Spielplatz nbsp 3 April 1939 Erzwungener Judenvertrag durch den u a das Friedhofsgelande an die Stadt fallt nbsp 1942 Das Bauamt der Stadt fokussiert auf das Friedhofsgelande als Schuttabladeplatz fur Bombentrummer der Altstadt nbsp November 1942 Oberburgermeister Friedrich Krebs erlasst Anweisung zur Zerstorung der Grabstellen rund funfzig Friedhofsbaume werden abgeholzt 175 bedeutende Grabsteine werden vom Historischen Museum ausgewahlt und auf dem judischen Friedhof Rat Beil Strasse eingelagert nbsp Oktober 1943 Nach dem schweren Luftangriff am 4 Oktober werden Trummer der Altstadt auf dem Friedhofsareal abgeschuttet nbsp 1950er Jahre Die 175 wahrend des Krieges eingelagerten Grabsteine werden wieder zuruckgebracht und mangels Kenntnis der Originalstandorte an der inneren Friedhofsmauer positioniert nbsp 1991 1998 Katalogisierung der vollstandigen und der zerbrochenen Grabsteine und der Inschriften durch das Salomon Ludwig Steinheim Institut anschliessend virtuelle Rekonstruktion zerstorter Grabsteine anhand der Fragmente nbsp bis 1996 Anbringung von 11 134 Gedenkblocken in der Aussenmauer zur Erinnerung an Frankfurter Opfer der Judenverfolgung neue Friedhofspforte am Neuen Borneplatz nbsp 16 Juni 1996 Eroffnung der Gedenkstatte Neuer Borneplatz nbsp 2010 Erganzung von 823 Gedenkblocken in der Aussenmauer des Friedhofs heutige Anzahl 11 908 nbsp aktuell Die Online Datenbank Epidat enthalt 3875 Eintrage zu den Grabsteinen des Friedhofs siehe Weblinks u a die Inschriften mit Transkription nbsp Grabmale BearbeitenBesonders im Blick auf die Grabsteine ist der Friedhof heute nicht mehr im Originalzustand Tausende Grabstein Trummer zeugen von den Zerstorungen in der NS Zeit Nur das ostliche Graberfeld bietet noch den Eindruck eines mittelalterlichen judischen Friedhofs nbsp Das historisch weitgehend unversehrte Graberfeld im sudostlichen Teil des Friedhofs in der maximalen Vergrosserung sind viele Details erkennbar Rechts Stapel eines kleinen Teils der von den Nationalsozialisten zerschlagenen Grabsteine Zahl der Grabsteine und Rekonstruktionen Bearbeiten nbsp Ostlicher Bereich mit ganzen Grabsteinen Blick nach Westen nbsp Bereich mit Fragmenten von Grabsteinen Blick nach Norden im Hintergrund ganze Grabsteine vor der FriedhofsmauerErhalten geblieben sind knapp 2300 ganze Grabsteine und rund 3500 Fragmente 13 Einige Inschriften sind so verwittert dass nur noch wenige hebraische Schriftzeichen lesbar sind Aus den Fragmenten mit noch lesbaren Inschriften konnten bis 2006 rund 500 Grabsteine mit Hilfe von Computertechnik virtuell rekonstruiert werden 17 Bei der virtuellen Rekonstruktion konnten fehlende Textstucke oft erschlossen werden weil in den Inschriften wiederkehrende Formulierungen verwendet worden sind Die physische Rekonstruktion von Grabsteinen ist bei fehlenden Bruchstucken schwieriger Im Jahr 2006 war geplant 23 Grabsteine aus ihren Bruchstucken wieder zusammenzufugen 17 Anordnung Bearbeiten Die Reihung der Grabsteine ist im original erhaltenen Bereich sehr eng und unregelmassig wegen sehr dichter Belegung auf dem nicht erweiterungsfahigen Areal typisch fur uber Jahrhunderte belegte judische Friedhofe Die Beisetzung erfolgte in Familiengruppen wobei Frauen soweit sie aus Frankfurt am Main stammten nicht bei ihren Ehemannern sondern neben ihren Vatern begraben wurden Die Graber wurden nach Jerusalem hin ausgerichtet dem Ort der erhofften Wiederauferstehung am Ende der Tage 18 Bei jenen 175 Grabsteinen die wahrend des Zweiten Weltkriegs auf den Judischen Friedhof an der Rat Beil Strasse ausgelagert und in den Nachkriegsjahren zuruckgebracht wurden ist der ursprungliche Standort nicht mehr bekannt Sie stehen heute an der Innenseite der Aussenmauer Art der Grabsteine Bearbeiten Judische Grabsteine Mazevot in Frankfurt am Main weisen diverse Besonderheiten auf die sie regional und international unterscheiden Die Mehrheit der meist zwischen etwa 100 und 150 cm hohen erhaltenen Grabsteine sind aus dem in Frankfurt am Main ublichen roten Main Sandstein gefertigt Die altesten erhaltenen Grabsteine aus dem Hochmittelalter sind jedoch kleiner Sie schliessen meist mit einem unterschiedlich gestalteten Rundbogen die Steine vom 15 bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts zeigen einen waagerechten Abschluss Nach dieser Zeit werden eingezogene Rundbogen ublich bis Anfang des 18 Jahrhunderts auf den Schultern links und rechts mit Rosetten spater mit Voluten verziert Eher selten sind die ublichen judischen Symbole wie Segnende Priesterhande und Levitenkanne zu sehen Amtssymbole fehlen ganz Eine Besonderheit der Grabsteine dieses Friedhofs ist die haufige Darstellung von Hauszeichen seit Mitte des 17 Jahrhunderts Sie bezeichnen das Haus in der Frankfurter Judengasse in dem die Verstorbenen gelebt haben z B Reuse Schild Schuh Pfanne Hase und viele mehr Derartige Hauszeichen sind sonst nur noch auf dem judischen Friedhof in Hanau zu finden Die hebraischen Inschriften die zumeist die gesamte Front eines Grabsteines fullen charakterisieren den Beigesetzten knapp oft aber auch ausfuhrlich und aufwandig mit Zitaten aus der Traditionsliteratur Reim Akrosticha Chronogrammen und Wortspielen Seit der Mitte des 16 Jahrhunderts weisen die meisten Grabsteine Kopfzeilen auf die Namen und Titel des Verstorbenen angeben Deutsche Inschriften finden sich dagegen auf diesem Friedhof kaum erst auf den jungeren judischen Friedhofen Frankfurts werden sie haufiger Altester Grabstein Bearbeiten nbsp Der alteste erhaltene Grabstein 1272 Der alteste noch lesbare Grabstein ist der fur Channa bat Alexander er zeigt das Sterbedatum 12 Juli 1272 Der Grabstein mit den Massen 73 63 27 cm wurde an der inneren Friedhofsmauer aufgestellt er befindet sich somit nicht mehr an seinem ursprunglichen Platz Die hebraische Inschrift lautet zeilenweise ubersetzt 19 Aufgestellt wurde ich eine Stele zu Haupten der Angesehenen Frau Channa Tochter des Herrn Alexandern die verschieden ist 14 des Mondes Aw im Jahre 5 Tausend 32 der Zahlung Es sei ihre Seele im Garten Eden A men Sela Ehrenfeld Bearbeiten nbsp Grabstein fur Meir Rothschild ben Anschel Rothschild 1744 1812 Einige Grabsteine bedeutender Personlichkeiten wurden auf dem Ehrenfeld im sudwestlich gelegenen Teil des Friedhofs aufgestellt zum Beispiel der Grabstein fur Meir Rothschild ben Anschel Rothschild den Begrunder des Bankhauses Rothschild sowie die Grabsteine fur Nathan ben Simeon ha Kohen Adler den Frankfurter Oberrabbiner Jakob Jehoschua Falk Pinchas Ben Zwi Hirsch Ha Levi und Meir ben Rabbi Yaakov Schiff nbsp Grabsteine im Ehrenfeld nbsp Grabstein fur Nathan ben Simeon ha Kohen Adler 1741 1800 Literatur Bearbeiten Chronologisch Isidor Kracauer Geschichte der Juden in Frankfurt a M 1150 1824 2 Bande J Kauffmann Frankfurt am Main 1925 1927 Eugen Mayer Die Frankfurter Juden Blicke in die Vergangenheit Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1966 Valentin Senger Autor Klaus Meier Ude Fotograf Die judischen Friedhofe in Frankfurt Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 7829 0298 X S 10 20 3 uberarbeitete Auflage unter dem Titel Die judischen Friedhofe in Frankfurt am Main Fachhochschulverlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 936065 15 2 Michael Brocke Der alte judische Friedhof zu Frankfurt am Main Unbekannte Denkmaler und Inschriften Hrsg im Auftrag des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main Dezernat fur Kultur und Freizeit von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996 ISBN 3 7995 2322 7 Andreas Lehnardt Ruhe im Garten Eden Zu den Funden mittelalterlicher judischer Grabsteine in Oberursel Bommersheim In Medaon Magazin fur judisches Leben in Forschung und Bildung Heft 3 2008 S 1 8 Nathanja Huttenmeister Baruch ben Kalonymos Gefunden in Bommersheim In Kalonymos Beitrage zur deutsch judischen Geschichte Salomon Ludwig Steinheim Institut Hrsg Heft 4 2008 S 22 24 PDF 2 6 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Battonnstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alter Judischer Friedhof an der Battonnstrasse Webseite des Judischen Museums Frankfurt Edition der Grabinschriften des Judischen Friedhofs Battonnstrasse auf Epidat der epigraphischen Datenbank des Salomon Ludwig Steinheim Instituts derzeit wegen Hackerangriff nicht erreichbar 20 siehe deshalb die archivierte Seite bei web archive org Judischer Friedhof Battonnstrasse Borneplatz auf Alemannia JudaicaEinzelnachweise Bearbeiten a b c Alter Judischer Friedhof an der Battonnstrasse Webseite des Judischen Museums Frankfurt Vgl Satellitenfoto der Gedenkstatte auf lilit de Die Bezeichnung Borneplatz gilt auch fur einen Strassenabschnitt im Suden vgl Satellitenfoto zur Adresse Borneplatz bei Google Maps Zu den kurzen Wegen vgl Modell des Judenmarkts mit Umgebung etwa Mitte 19 Jahrhundert auf lilit de In der Mitte der Judenmarkt von oben mundet die Judengasse ein Rechts der Friedhof Die nordliche Pforte ist auf dem Panorama Bild ganz oben zu sehen Die Spitze des sudwestlichen Vorsprungs der ummauerten Flache liegt genau zwischen den Spitzen der beiden Turme in der Bildmitte der linke Turm ist der Monchsturm der rechte der Fronhofturm Fritz Backhaus Hrsg Und gross war bei der Tochter Jehudas Jammer und Klage Die Ermordung der Frankfurter Juden im Jahre 1241 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Schriftenreihe des Judischen Museums Frankfurt am Main Band 1 ISBN 3 7995 2315 4 Volckerscher Bleichgarten Frankfurt am Main Spitaler der Frankfurter judischen Gemeinde Ghettozeit juedische pflegegeschichte de Zum Fremdenspital Neubau von 1796 siehe auch die historische Zeichnung bei metahubfrankfurt de Rechneigrabenstrasse 18 20 Frankfurt am Main Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen juedische pflegegeschichte de Vgl Fotografie der Borneplatzsynagoge mit Nebengebaude Blick vom Borneplatz aus nach Nordosten ca 1890 Markus Horovitz Die Inschriften des alten Friedhofs der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt a M J Kauffmann Frankfurt am Main 1901 a b c Dokumentation der Grabmale des Friedhofs Battonnstrasse in der Datenbank Epidat archivierte Webseite Gedenkstatte Neuer Borneplatz frankfurt1933 1945 de Hinweis per E Mail vom 26 Januar 2012 von Dr Martin Liepach Liebigschule Padagogisches Zentrum Fritz Bauer Institut und Judisches Museum Frankfurt am Main Foto Gedenkblock fur die Vergessenen auf flickr de a b 961 kleine Namenstafeln faz net 5 September 2006 Forschungsergebnisse des Salomon Ludwig Steinheim Instituts Nathanja Huttenmeister Angaben zum Grabstein von 1272 in der Datenbank Epidat des Salomon Ludwig Steinheim Instituts archivierte Webseite Hinweis des Salomon Ludwig Steinheim Instituts zur Storung des Zugangs zur Online Datenbank Epidat wegen Hackerangriff Judische Friedhofe in Frankfurt am Main Liste der Judischen Friedhofe in Frankfurt am Main Battonnstrasse Bergen alt Bergen neu Bockenheim Fechenheim Offenbach Frankfurt am Main neu Griesheim erster Griesheim zweiter Griesheim dritter Heddernheim alt I Heddernheim alt II Niederursel alt Niederursel neu Rat Beil Strasse Rodelheim alt Rodelheim neu 50 112446 8 689799 Koordinaten 50 6 44 8 N 8 41 23 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Battonnstrasse amp oldid 234966855