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Die Gedenkstatte Neuer Borneplatz in Frankfurt am Main auch Gedenkstatte Borneplatz genannt erinnert an die im Holocaust vernichtete judische Gemeinde Frankfurts Die Gedenkstatte besteht im Wesentlichen aus der Aussenmauer des Judischen Friedhofs Battonnstrasse und dem sudlich an den Friedhof angrenzenden Neuen Borneplatz Sie wurde am 16 Juni 1996 der Offentlichkeit ubergeben 1 2 Gedenkstatte Neuer Borneplatz LageskizzeDer Neue Borneplatz inmitten von Gebauden Oktober 2010 Blick nach Nordosten Der Steinkubus ist weitgehend vom Laub der Platanen verdeckt Links oben Baume des Judischen Friedhofs Ein Fries auf der Aussenmauer des alten Friedhofs mit 11 908 Gedenkblocken wurdigt die Opfer der Schoa aus Frankfurt Mitten auf dem Neuen Borneplatz steht ein von Platanen umgebener grosser Stein Kubus der aus Fundamentresten des fruheren judischen Ghettos zusammengesetzt ist Markierungen am Boden und eine Gedenktafel weisen auf die Borneplatzsynagoge hin die hier stand bis sie bei den Novemberpogromen 1938 durch Brandstiftung zerstort wurde Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 2 1 Erinnerung an ermordete Frankfurter Juden 2 2 Steinkubus und Platanenhain 2 3 Erinnerung an die Borneplatz Synagoge 2 4 Strassenschilder 2 5 Zugang zum Museum Judengasse 3 Entstehung 3 1 Bebauung des Borneplatzes 3 2 Planung der Gedenkstatte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Gedenkstatte liegt in der ostlichen Innenstadt Frankfurts zwischen der Battonnstrasse im Norden und der Rechneigrabenstrasse im Suden vgl die Lageskizze oben Der Judische Friedhof liegt an der Battonnstrasse der Neue Borneplatz an der Rechneigrabenstrasse Die Anlage ist von beiden Strassen aus zuganglich Der Neue Borneplatz wird im Westen von der Ruckseite eines Verwaltungsgebaudes an der Kurt Schumacher Strasse begrenzt ursprunglich ein Kundenzentrum der Frankfurter Stadtwerke heute Planungsdezernat der Stadt Frankfurt am Main 3 Die sudliche Halfte des Verwaltungsgebaudes steht auf dem vormaligen Borneplatz Im nordlichen Teil des Gebaudes befindet sich das Museum Judengasse Siehe auch Borneplatz LageBeschreibung BearbeitenDie Gedenkstatte besteht aus mehreren Elementen Erinnerung an ermordete Frankfurter Juden Bearbeiten nbsp Namensblocke als Fries an der Aussenmauer des FriedhofsAn der Aussenmauer des Alten Judischen Friedhofs erinnert ein Fries aus Tausenden von metallenen Namensblocken an Juden aus Frankfurt die wahrend der NS Zeit ermordet wurden oder verfolgungsbedingt zu Tode kamen Bis zur Einweihung der Gedenkstatte konnten 11 134 Personen bestimmt werden deren Namen und biografische Eckdaten Geburtsdatum Sterbedatum wenn bekannt Sterbeort auf den Metallblocken nachzulesen sind Die Blocke ragen quaderformig aus der Mauer heraus Besucher der Gedenkstatte konnen auf ihnen nach judischem Trauerritus kleine Steine ablegen Erweitert um Kurzbiografien und Fotos sind die Namen und Daten auch in der offentlich zuganglichen Datenbank Gedenkstatte Neuer Borneplatz zu finden die das Judische Museum Frankfurt initiierte und die im Museum Judengasse genutzt werden kann Die Recherchen fur die Datenbank ermoglichten zudem nachtragliche Korrekturen an der Gedenkstatte So konnte der Namenfries an der sudlichen Friedhofswand im Jahr 2010 um 823 Namensblocke erweitert werden 4 Der Alte Judische Friedhof erhielt eine neue Pforte Sie besteht aus zwei modern gestalteten Metalltoren auf denen in hebraischen Lettern Beth Ha Chaim Haus des Lebens geschrieben steht nbsp Namensblocke an der Aussenmauer mit darauf abgelegten Steinen nbsp Westliche Friedhofspforte mit der Inschrift Beth Ha Chaim Haus des Lebens Steinkubus und Platanenhain Bearbeiten nbsp KubusIm Zentrum des Platzes an der Rechneigrabenstrasse steht ein Steinkubus der aus Fundamentresten des fruheren Ghettos zusammengesetzt ist Er ist umgeben von einem Platanenhain Der Boden des Platzes ist mit grauen Schottersteinen bedeckt nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der sudliche Bereich der Gedenkstatte ein Steinkubus umgeben von Platanen auf dem Neuen Borneplatz Blick nach Nordosten Aufnahme im April 2010 kurz nach dem Schnitt der Platanen daher gut erkennbar Links oben Baume im Judischen Friedhof Battonnstrasse darunter die Friedhofsmauer Rechts die Rechneigrabenstrasse nbsp Gedenktafel fur die Borneplatzsynagoge nbsp Funf Strassenschilder stellen die Veranderung der Ortsbezeichnungen im naheren Umfeld chronologisch darErinnerung an die Borneplatz Synagoge Bearbeiten Der Grundriss der 1882 errichteten und 1938 wahrend des November Pogroms verwusteten Borneplatz Synagoge genauer gesagt der nicht uberbaute Teil der Grundrissflache wird durch einen dunkleren festen Bodenbelag aus Gussasphalt mit eingewalztem Basaltschotter markiert und durch eine 15 Millimeter breite Einfassung mit Stahlschienen verdeutlicht 5 6 Bei der Begehung der Grundrissflache ist diese auch dadurch wahrnehmbar dass sich Tritte auf festem Belag anders anhoren und anfuhlen als auf losem Schotter 5 Der Betrachter erkennt dass das Ende der 1980er Jahre errichtete Verwaltungsgebaude etwa die Halfte der Flache bedeckt auf der die Synagoge stand 2 An der Ruckwand des Stadtwerke Gebaudes wurde eine Gedenktafel fur die zerstorte Synagoge installiert die bereits am 20 Marz 1946 von der US Militarregierung in einem Gedenkakt feierlich enthullt worden war seinerzeit allerdings nicht am richtigen Ort montiert 2 Die Inschrift lautet Hier stand die Borneplatz Synagoge welche von Nazi Verbrechern am 9 November 1938 zerstort wurde Here stood the Borneplatz Synagogue which was destroyed by Nazi criminals on the 9th day of November 1938 Strassenschilder Bearbeiten An der Rechneigrabenstrasse stehen funf Strassenschilder die auf die wechselnden Benennungen des Ortes seit Ende des 19 Jahrhunderts verweisen Ab dem 16 Jahrhundert bestand hier ein Platz namens Judenmarkt 1885 wurde er zu Ehren von Ludwig Borne in Borneplatz umbenannt Wegen des judischen Namensgebers wurde er 1935 von den Nationalsozialisten nach dem nahegelegenen Dominikanerkloster in Dominikanerplatz umbenannt Auf Anregung des Frankfurter Historikers Paul Arnsberg erhielt der Platz 1978 wieder den Namen Borneplatz In den 1990er Jahren nach der Bebauung des Borneplatzes trat der Neue Borneplatz an die Stelle des Borneplatzes Die symbolischen Strassenschilder suggerieren seit 1987 sei Borneplatz nur noch eine historische Bezeichnung und Neuer Borneplatz sei der aktuelle Name fur diesen Platz Dies trifft nicht zu Der Borneplatz verschwand durch Bebauung mit einem grossen Verwaltungsgebaude Der Strassenname Borneplatz ist aber nach wie vor gultig Er gilt heute fur den Strassenabschnitt an der Sudseite des Verwaltungsgebaudes und fur den Fussgangerweg an der Gebauderuckseite 7 Der Neue Borneplatz ist nicht dasselbe Areal vielmehr grenzt er ostlich an den vormaligen Borneplatz Im Gegensatz zu Borneplatz steht der Name Neuer Borneplatz auch nicht im Strassenverzeichnis der Stadt Frankfurt 8 Zugang zum Museum Judengasse Bearbeiten Direkt am Neuen Borneplatz befindet sich das Museum Judengasse das mit der Gedenkstatte und dem alten judischen Friedhof ein Ensemble der Erinnerungskultur bildet und vom Neuen Borneplatz aus zuganglich ist Das Museum erinnert an die wechselvolle Geschichte der fruheren Frankfurter Judengasse und an die Zerstorung judischen Lebens in der Stadt Entstehung BearbeitenBebauung des Borneplatzes Bearbeiten Hauptartikel Borneplatzkonflikt 1985 schrieb die Stadt Frankfurt am Main einen Wettbewerb zur Bebauung des Borneplatzes aus Hier sollte ein Kundenzentrum der Stadtwerke entstehen deren Dienststellen bislang uber die Stadt verteilt waren Die Planung wurde dem Schweizer Architekten Ernst Gisel ubertragen Gleichzeitig beschlossen Stadtverordnetenversammlung und Magistrat mit dem Neubau auch den Borneplatz zu einem Neuen Borneplatz umzugestalten Die Judische Gemeinde regte an im Zuge dessen eine Gedenkstatte zu errichten die an die Deportationen der Frankfurter Juden der Jahre 1941 bis 1945 erinnern sollte Wahrend der Ausschachtungsarbeiten fur das Kundenzentrum stiessen die Planer auf Hausfundamente und zwei Mikwen der Frankfurter Judengasse des fruheren judischen Ghettos 9 Da die Stadtregierung unter Oberburgermeister Wolfram Bruck CDU am Neubau der Stadtwerke festhielt wurden samtliche Mauerreste abgetragen Dies fuhrte im Sommer 1987 zu heftigem offentlichem Protest Es gab Demonstrationen gegen die Beseitigung der archaologischen Funde die Baustelle wurde zeitweise von Demonstrierenden besetzt 10 11 Der Borneplatzkonflikt endete schliesslich mit einem Kompromiss Die Fundamente von funf Hausern der fruheren Judengasse zwei Ritualbader und weitere archaologische Uberreste wurden am originalen Platz jedoch tiefer gelegt wieder hergestellt Sie bilden bis heute den Mittelpunkt des 1992 eroffneten Museums Judengasse Der Borneplatzkonflikt bewirkte ein Umdenken in der stadtischen Gedenkpolitik Planung der Gedenkstatte Bearbeiten Zeitlich parallel zu den Bauarbeiten wurde der Wettbewerb fur die Gedenkstatte Neuer Borneplatz ausgelobt die offizielle Bezeichnung lautete damals Gedenkstatte am Neuen Borneplatz fur die von Nationalsozialisten vernichtete dritte judische Gemeinde in Frankfurt am Main 2 12 249 Bewerber reichten ihre Arbeiten ein Da die Jury zunachst keinen 1 Preis vergeben wollte wurden die Ergebnisse nochmals offentlich prasentiert und diskutiert Am Ende wurde der Vorschlag der Architekturstudenten Andrea Wandel Wolfgang Lorch und Nikolaus Hirsch ausgewahlt Sie arbeiteten spater bei vielen weiteren Projekten zusammen siehe Geschichte des Architekturburos Wandel Lorch Gotze Wach 13 Siehe auch BearbeitenErinnerungsstatte an der Frankfurter GrossmarkthalleLiteratur BearbeitenHans Otto Schembs Der Borneplatz in Frankfurt am Main Ein Spiegelbild judischer Geschichte Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 7829 0344 7 Stadt Frankfurt am Main Amt fur Wissenschaft und Kunst Hrsg Gedenkstatte am Neuen Borneplatz fur die von Nationalsozialisten vernichtete dritte judische Gemeinde in Frankfurt Red Klaus Kemp Sigmaringen 1996 Stadt Frankfurt am Main Hrsg Gedenkstatte Neuer Borneplatz Frankfurt am Main Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 7995 2323 5 Heike Drummer Jutta Zwilling Und keiner hat fur uns Kaddisch gesagt Deportationen aus Frankfurt am Main 1941 bis 1945 Katalogteil Judisches Museum Frankfurt am Main Hg Frankfurt am Main 2005 S 89 568 Kingreen Monica Hrsg Nach der Kristallnacht Judisches Leben und antijudische Politik in Frankfurt am Main 1938 1945 Frankfurt am Main New York 1999 Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden Hrsg Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933 1945 Frankfurt am Main 1963 Janine Burnicki Steine der Erinnerung Der Konflikt um den Frankfurter Borneplatz und die Gedenkstatte am Neuen Borneplatz fur die von Nationalsozialisten vernichtete dritte judische Gemeinde in Frankfurt am Main Magisterarbeit Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gedenkstatte Neuer Borneplatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gedenkstatte Borneplatz Judisches Museum Frankfurt Videointerview mit Architekt Nikolaus Hirsch zur Gestaltung der Gedenkstatte Judisches Museum Frankfurt Neuer Borneplatz Gedenkstatte fur Holocaustopfer und die zerstorte Borneplatz Synagoge gedenkorte frankfurt main de Die Wunde von Frankfurt in Die Zeit 25 September 1987Einzelnachweise Bearbeiten Gedenkstatte Neuer Borneplatz auf kunst im oeffentlichen raum frankfurt de a b c d Die Einrichtung der Gedenkstatte Neuer Borneplatz frankfurt1933 1945 de Vgl Satellitenfoto bei Google Maps und Satellitenfoto auf lilit de der Judische Friedhof darunter der Neue Borneplatz links davon das Verwaltungsgebaude Datenbank Gedenkstatte Neuer Borneplatz frankfurt1933 1945 de a b Wolfgang David Thomas Flugen Der Thoraschrein der Synagoge am Borneplatz Archaologisches Museum Frankfurt Publikationen 1 Frankfurt am Main 2020 ISBN 978 3 88270 510 2 S 5 Die Markierung des Grundrisses der Synagoge mit einem glatteren festen Bodenbelag und metallener Einfassung ist in diesem Foto erkennbar Ferner sieht man dass die Synagoge direkt neben der Friedhofsmauer stand Rechts hinten der Steinkubus auf dem Neuen Borneplatz Vgl Satellitenfoto zur Adresse Borneplatz bei Google Maps Strassenverzeichnis 2022 der Stadt Frankfurt am Main als PDF hier abrufbar Foto Grundmauern des sudostlichen Endes der ehemaligen Frankfurter Judengasse im August 1987 roter Pfeil weist auf Steinernes Haus mit Mikwe lilit de Borneplatz Konflikt frankfurt1933 1945 de siehe dort auch die Bilder Redende Steine in Der Spiegel 7 September 1987 auf spiegel de Stadt Frankfurt am Main Amt fur Wissenschaft und Kunst Hrsg Gedenkstatte am Neuen Borneplatz fur die von Nationalsozialisten vernichtete dritte judische Gemeinde in Frankfurt Red Klaus Kemp Sigmaringen 1996 Christine Taxer 2023 Wandel Lorch Hirsch die Architekten der Gedenkstatte Neuer Borneplatz 50 111552 8 689982 Koordinaten 50 6 41 6 N 8 41 23 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gedenkstatte Neuer Borneplatz amp oldid 235004052