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Die Judische Gemeinde Frankfurt am Main ist seit 1949 eine Korperschaft des Offentlichen Rechts und ein Mitgliedsverband des Zentralrates der Juden in Deutschland 1 Die Frankfurter Judische Gemeinde ist eine der grossten judischen Einheitsgemeinden in Deutschland mit institutionalisierter Verwaltungsorganisation die nicht einer bestimmten judischen Stromung zuzuordnen ist Die Vielfalt der Auspragungen judischen Lebens soll berucksichtigt werden auch liberale und reformistische Gruppen sollen in das Gemeindeleben integriert werden konnen Ihr Gemeindezentrum befindet sich im Frankfurter Westend zu ihr gehoren die Westend Synagoge und die Synagoge Baumweg sowie weitere kleinere Synagogen und Gebetsraume 2 Ausserdem betreibt die Gemeinde unter anderem die I E Lichtigfeld Schule im Philanthropin ein Seniorenheim und zwei Kindergarten Der aus 17 gewahlten Mitgliedern bestehende Gemeinderat wahlt den funfkopfigen Gemeindevorstand Die Mitglieder von Gemeinderat und vorstand bestimmen Arbeit und Ausrichtung der Gemeinde und reprasentieren sie nach aussen Vorstandsvorsitzender ist Salomon Korn Rabbiner der Kehillah ist seit 2013 Julien Chaim Soussan 2016 kam mit Avichai Apel ein zweiter Rabbiner dazu Die Gemeinde hatte zum Jahresende 2019 6316 Mitglieder 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Geschichte bis 1945 1 2 Der provisorische Neubeginn 1 3 Der Wiederaufbau des Gemeindelebens 1 3 1 Das Gemeindezentrum 1 3 2 Haushalt 2 Siehe auch 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Geschichte bis 1945 Bearbeiten Die ersten Nachweise uber eine judische Siedlung in Frankfurt am Main gehen in das Jahr 1150 zuruck Bereits 1241 und 1349 gab es die ersten Verfolgungen die sogenannten Judenschlachten Seit 1360 mit einer kurzen Unterbrechung wahrend des Fettmilch Aufstandes 1614 1616 blieb die Israelitische Gemeinde Frankfurt am Main bis zu ihrer Auflosung durch die Nazis fast sechshundert Jahre lang bestehen Erst 1864 erhielten die judischen Einwohner Frankfurts ihre volle politische und wirtschaftliche Gleichberechtigung Im Jahr 1933 lebten etwa 28 000 Juden in der Stadt Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 markierte wie uberall in Deutschland einen tiefen Einschnitt in dieser Entwicklung Von den vier grossen Synagogen blieb nur die Westend Synagoge in der Freiherr vom Stein Strasse von der Pogromnacht im November 1938 verschont Mehr als 10 000 Juden wurden aus Frankfurt am Main in die Konzentrations und Vernichtungslager deportiert andere konnten sich durch Auswanderung retten Leopold Neuhaus war der letzte Rabbiner Frankfurts vor dem Zweiten Weltkrieg er amtierte bis 1938 Als die Bewohner des judischen Altenheims Gagernstrasse im Frankfurter Ostend im Februar 1942 deportiert wurden sah er es als seine Aufgabe sie zu begleiten 4 Der provisorische Neubeginn Bearbeiten Nach der Befreiung Frankfurts vom Nationalsozialismus durch die Alliierten gab es noch etwa hundert in Frankfurt verbliebene Juden 300 kehrten aus den Konzentrationslagern zuruck Im Mai 1945 wurde auf Anordnung der Frankfurter Stadtverwaltung eine kleine Gruppe von Ruckkehrern aus dem KZ Theresienstadt in Bussen in ihre Heimatstadt zuruckgeholt Zu ihnen gehorten die Wiederbegrunder der Judischen Gemeinde in Frankfurt nach dem Krieg der Rabbiner Leopold Neuhaus und der Kaufmann Max Meyer Sofort nach seiner Ruckkehr 1945 eroffnete Neuhaus mit Max Meyer in der Friedrichstrasse 29 eine provisorische Betreuungsstelle fur die uberlebenden Juden Der erste Gottesdienst fand acht Tage nach der Ruckkehr aus Theresienstadt in der heutigen Synagoge im Hause Baumweg 5 7 statt in dem sich vor der Beschlagnahme durch die Nazis ein judischer Kindergarten befunden hatte Ab November 1945 fanden dort regelmassige Gottesdienste statt In der Gagernstrasse 36 wurde im selben Monat das Neue Altersheim eingerichtet seit Chanukka Anfang Dezember 1945 gab es dort ebenfalls einen Gottesdienst Auch der Religionsunterricht fur Kinder begann im November 1945 wieder Einen Monat zuvor hatte Rabbiner Neuhaus begonnen ein Mitteilungsblatt der Judischen Gemeinden und Betreuungsstellen herauszugeben Im westlichsten Frankfurter Stadtteil Zeilsheim gab es ein DP Lager Dort warteten in den Jahren 1945 bis 1949 durchschnittlich 3500 Juden vorwiegend aus Polen auf ihre Einreisegenehmigung Sie wollten vor allem nach Palastina bzw Israel in die USA und andere Staaten in Ubersee Wie sie warteten auch viele in der Judischen Gemeinde Frankfurt in ihrer Anfangszeit auf die Moglichkeit auszuwandern In ganz Deutschland warteten rund 200 000 judische Fluchtlinge in DP Lagern zwischen 1945 und 1950 darauf weiterwandern zu konnen Die Juden in Zeilsheim waren im Committee of Liberated Jews in Frankfurt organisiert Nach der formellen Anerkennung der Judischen Gemeinde als Korperschaft des offentlichen Rechts wurde dieses Komitee am 27 April 1949 mit der Judischen Gemeinde fusioniert Damit waren die beiden Frankfurter Gemeindeorganisationen zusammengeschlossen Rabbiner Leopold Neuhaus wanderte schon 1946 in die USA aus sein Nachfolger Wilhelm Weinberg verliess 1951 seine Frankfurter Gemeinde In seiner Abschiedspredigt erwahnte er auch die Umstande fur seinen Weggang Zugleich aber ist es Pflicht auszusprechen dass selbst jene unter uns die an eine Denkwende des deutschen Volkes geglaubt haben oder glauben wollen allmahlich diesen Glauben verlieren Denn auch die politisch Blinden merken es allmahlich dass durch die deutschen Lande wieder jene Gestalten geistern die fur die reibungslose Durchsetzung der braunen Ordnung und des nazistischen Welteroberungszuges gearbeitet haben diesmal noch das Marsgesicht durch die Miene der gekrankten Unschuld tarnend morgen jedoch schon ihr wahres Gesicht unverhullt zeigend 5 Der Wiederaufbau des Gemeindelebens Bearbeiten 1947 wurde begonnen die Raume im Baumweg zu einer Synagoge umzubauen im Herbst 1948 konnte sie eingeweiht werden Im September 1950 wurde auch die Westendsynagoge wieder ihrer Bestimmung ubergeben Der zweijahrige Wiederaufbau war vom Land Hessen finanziert worden weil das fruhere Gemeindevermogen noch nicht ruckerstattet worden war In diesen Ubergangsjahren gab es mehrere Rabbiner in Frankfurt Nachdem Rabbiner Neuhaus 1946 ausgewandert war gab es bis zum Dienstantritt des Rabbiners Wilhelm Weinberg im Juni 1949 eine Zeit ohne geordnete rabbinische Betreuung Im orthodoxen Betsaal Roderbergweg 29 der fruheren judischen Volkshochschule fungierte aber von 1947 bis 1951 Uri Bluth als Rabbiner der in Krakau seine Semicha erhalten hatte zwei Jahre in Sibirien und vier Jahre in Buchara verbracht hatte Rabbiner Leon Thorn war von 1946 bis 1948 Rabbiner in Frankfurt und in dieser Zeit Redakteur der Zeitschrift Jeschurun Ihm ist die Einrichtung einer judischen Volkskuche einer judischen Nachmittagsschule der Samson Raphael Hirsch Schule und die Grundung einer Wohltatigkeitskasse zu verdanken Das Gemeindezentrum Bearbeiten Mit dem Bau des Gemeindezentrums in der Savignystrasse 66 fand der provisorische Charakter der judischen Nachkriegsgemeinde in Frankfurt ein Ende Die altere Generation sass nun endgultig nicht mehr auf gepackten Koffern Wer ein Haus baut will bleiben und wer bleiben will erhofft sich Sicherheit sagte Salomon Korn in seiner Ansprache zur Eroffnung am 14 September 1986 6 Mit diesem Gemeindezentrum als Verwaltungsgebaude ohne Synagoge wurde ein sakulares Konzept verwirklicht die Synagoge bildet nicht mehr das Zentrum des Gemeindelebens Trotzdem wurden Symbole des Judentums als Gestaltungselemente gewahlt Eine schmale steinerne Nachbildung der Mosaischen Gesetzestafeln neben dem Haupteingang sind von langen und tiefen Rissen durchzogen sie sollen die Bruchigkeit im Verhaltnis zwischen Juden und Nichtjuden andeuten Unter ihnen wurde eine Liste mit den Namen der etwa 11 000 von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager deportierten Frankfurter Juden in den Grundstein gelegt Den Gesetzestafeln stehen uber dem Haupteingang drei stilisierte siebenarmige Leuchter gegenuber Zeichen des Lichtes als Symbol einer weiterhin ungewissen Hoffnung auf die Zukunft 7 Haushalt Bearbeiten Im Frankfurter Vertrag von 1990 verpflichtete sich die Stadt Frankfurt zur Unterstutzung der Judischen Gemeinde deren Haushalt seit langem defizitar ist Die Starkung judischen Lebens ist politisches Ziel der Stadt Frankfurt Die Erhohung dieser Finanzhilfe 2007 auf nunmehr 2 4 Millionen Euro berucksichtigt ihr Wachstum und die erhohten Ausgaben Von 1989 bis 2007 stieg die Zahl der Mitglieder von zirka 4500 auf 7100 wobei besonders die Zuwanderung von Juden aus den fruheren kommunistischen Staaten zum Wachstum beitrug Dadurch entstand ein erhohter Aufwand fur die Integration der Zuwanderer Mit der Grundung des Mittelstufengymnasiums Philanthropin dessen Schulerzahl stark anwachst entstand weiterer finanzieller Aufwand Ausserdem ist der Aufwand fur Sicherheitsmassnahmen stark angewachsen weil die Gefahr von Anschlagen durch Rechtsextremisten und Islamisten hoher eingeschatzt wird Auf Grundlage des Staatsvertrages der von dem Landesverband der Judischen Gemeinden in Hessen und dem Bundesland Hessen am 11 November 1986 unterzeichnet worden war und aufgrund einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landesverband der Judischen Gemeinden in Hessen und der Judischen Gemeinde Frankfurt erhalt diese 70 Prozent der staatsvertraglichen Landesleistung 8 Das Land Hessen erhohte ab 2008 seine Zuwendungen an den Landesverband der Judischen Gemeinden in Hessen auf 3 7 Millionen Euro wovon die Frankfurter Gemeinde als grosste Gemeinde des Landes wiederum 70 Prozent erhalt weil sie Zentralfunktionen fur die ubrigen Gemeinden ausubt Weiterhin leistet das Land Hessen aufgrund eines besonderen Abkommens vom 10 November 2000 zwischen dem Land Hessen der Stadt Frankfurt und der Judischen Gemeinde Frankfurt einen Entschuldungsbeitrag fur die Judische Gemeinde Frankfurt in Hohe von 1 277 100 Euro Trotzdem liegt Hessen danach mit den Leistungen bei den Schlusslichtern angesichts einer Landerumfrage Siehe auch BearbeitenReligionen in Frankfurt am Main Frankfurter Judengasse Hauptsynagoge Frankfurt BorneplatzsynagogeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judentum in Frankfurt am Main Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judische Gemeinde Frankfurt am Main Videointerview mit Salomon Korn Vorsitzender der Judischen Gemeinde uber eine Ausstellung zum 50 jahrigen Bestehen der Gemeinde Geschichte der Judischen Gemeinde Frankfurt am Main Bebilderter Uberblick Geschichte der Juden in Frankfurt a M 1150 1824 von Isidor Kracauer 2 Bande kostenloser DownloadEinzelnachweise Bearbeiten Zentralrat der Juden Landesverbande Judische Gemeinde Frankfurt Synagogen Mitgliederstatistik 2019 der judischen Gemeinden PDF Datei Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e V S 24 abgerufen am 31 Marz 2021 Neuhaus Leopold im Frankfurter Personenlexikon Otto R Romberg Susanne Urban Fahr Hrsg Juden in Deutschland nach 1945 Burger oder Mit Burger Edition Tribune Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 00 005169 4 S 138 Salomon Korn Geteilte Erinnerung Beitrage zur deutsch judischen Gegenwart Philo Verlags Gesellschaft Berlin 1999 ISBN 3 8257 0141 7 S 73 Salomon Korn Geteilte Erinnerung Beitrage zur deutsch judischen Gegenwart Philo Verlags Gesellschaft Berlin 1999 ISBN 3 8257 0141 7 S 63 f Gesetzentwurf der Landesregierung starweb hessen de 5 November 2007 PDF Datei 148 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Frankfurt am Main amp oldid 238411723