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Die Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle erinnert an die Deportation von Juden aus Frankfurt am Main wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Von 1941 bis 1945 benutzte die Geheime Staatspolizei den Keller der Grossmarkthalle als Sammelplatz fur die Deportation von Juden aus der Stadt und dem Rhein Main Gebiet Etwa 10 050 Menschen wurden allein bei zehn Massendeportationen von Oktober 1941 bis September 1942 vom Bahnhof Grossmarkthalle mit Guterzugen in Ghettos Konzentrations und Vernichtungslager deportiert und in der Folge ermordet Nach heutigem Wissen uberlebten nur 179 Deportierte den Zweiten Weltkrieg bis zur Befreiung vom Nationalsozialismus Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Im Hintergrund das Gebaude der fruheren Grossmarkthalle mit dem Neubau der Europaischen Zentralbank Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Gestaltung 3 Geschichte 4 Lage 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePlanung BearbeitenAb 2009 plante die Stadt Frankfurt am Main in enger Abstimmung mit der Europaischen Zentralbank EZB und der Judischen Gemeinde Frankfurt eine Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Diese Statte sollte an die organisierte Ermordung der Juden durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik gemahnen und uber dieses einzigartige Verbrechen informieren Der raumliche Bezug zum historischen Ort des Geschehens sollte laut Ausschreibung gewahrt bleiben und der offentliche Raum einbezogen sein An dem offenen internationalen Wettbewerb beteiligten sich 139 Architekten Landschaftsarchitekten Stadtplaner Kunstler und Studierende Aus der ersten Wettbewerbsphase wahlte im Juli 2009 ein Preisgericht unter Vorsitz des Frankfurter Architekten Nikolaus Hirsch 20 Entwurfe fur die vertiefende Auseinandersetzung aus Ende Mai 2010 tagte das Preisgericht erneut Nach weiteren Uberarbeitungen der Entwurfe in der engeren Auswahl gewannen schliesslich Tobias Katz und Marcus Kaiser 2011 den Wettbewerb Bis zur Eroffnung der Erinnerungsstatte dauerte es weitere vier Jahre Am 22 November 2015 ubergab die Stadt Frankfurt am Main das Mahnmal der Offentlichkeit Eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Deportationen wird vom Judischen Museum der Stadt Frankfurt derzeit erarbeitet und ab 2019 in einer neuen Dauerausstellung der Offentlichkeit zuganglich gemacht Gestaltung Bearbeiten nbsp Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Gleisfeld des fruheren Bahnhofs der Grossmarkthalle Der Entwurf fur die Erinnerungsstatte stammt vom Architekturburo KatzKaiser aus Koln und Darmstadt Das Konzept setzt auf die Unaufdringlichkeit seiner Elemente ausgewahlte Zitate von ermordeten Frankfurter Burgern von Uberlebenden des Holocaust und von Beobachtern der Massendeportationen Es basiert darauf die erhaltenen Fragmente aus der Zeit der Deportationen Keller Rampenraum Stellwerk Fussgangersteg Gleise im vorgefundenen Zustand zu konservieren und uber neue Bauteile wie einem Weg aus Beton miteinander zu verknupfen Ein Rampenbauwerk stellt die Verbindung zum Kellerraum der Grossmarkthalle her der heute auf dem exterritorialen Gelande der Europaischen Zentralbank liegt Dort wurden die judischen Frauen Manner und Kinder zusammengepfercht festgehalten misshandelt und letzter Habseligkeiten beraubt um dann in Zugen der Deutschen Reichsbahn gewaltsam verschleppt zu werden 1 Die Uberlieferungen uber diese Ereignisse sind als Zitate dauerhaft eingeschrieben im Boden und an Wanden im Keller der ehemaligen Grossmarkthalle sowie in den Aussenbereichen der Europaischen Zentralbank Fur Besucher der EZB und des ostlich angrenzenden offentlich zuganglichen Areals markieren die Zitate als Einschreibungen auf Wegen und Mauern nicht nur topografisch den Ort des Massenverbrechens sondern folgen in ihrer Anordnung dem zeitlichen Ablauf einer Deportation von der Aufforderung sich an der Sammelstelle einzufinden bis zur Abfahrt der Zuge in die Sammellager im Osten Dazwischen lagen oft nur zwei bis drei Tage unermesslichen Leides fur die betroffenen Menschen Die wortlichen Belege thematisieren aber auch mittelbare Ereignisse und Emotionen etwa die Suizide im zeitlichen Umfeld der Deportationen Reaktionen der Stadtbevolkerung oder die Reflexion des Verbrechens in Frankfurt 2 Nicht einbezogen wurde Zitate von Tatern An dem authentischen Ort des Verbrechens sollten vielmehr Not und Ausweglosigkeit derjenigen Ausdruck finden die Opfer der nationalsozialistischen Rassenideologie wurden Tateraussagen in ihrer rohen Burokratiesprache und zumeist bar jeglicher Empathie hatten so die Uberlegung der Verantwortlichen das Leid von mehr als 10 000 Menschen heute neuerlich verhohnt Zur Darstellung des Ablaufs der Deportationen aus Frankfurt wurden schliesslich auch zeitgenossische und neuere Zitate ausgewahlt Damit sollte auch die reflexive Betrachtung von Uberlebenden auf das Geschehen an und in der Grossmarkthalle einbezogen sein Zum Teil sind diese Zitate in englischer Sprache uberliefert sie verweisen auf das Exil oder die spatere Auswanderung der Uberlebenden aus Nachkriegsdeutschland Geschichte Bearbeiten nbsp Infotafel an der Unterfuhrung der Bahngleise nbsp Erinnerung einer Zeugin der Deportationen nbsp Gedenktafel zu den Deportationen seit 1997 an der GrossmarkthalleAb 1941 mietete die Geheime Staatspolizei den ostlichen Kellerbereich der Grossmarkthalle als Sammelplatz zur Durchfuhrung der Massendeportationen an Die Wahl fiel auf diesen Ort wegen seiner innenstadtnahen und verkehrstechnisch gunstigen Lage an der Hafenbahn Der Keller bot Schutz vor neugierigen Blicken auf das Geschehen und notdurftig Platz fur hunderte zu deportierende Menschen Von dort wurden sie auf den neben der Halle gelegenen Bahnhof Grossmarkthalle getrieben wo die Zuge der Deutschen Reichsbahn fur die Transporte bereitstanden Daneben ging der tagliche Marktbetrieb ungeruhrt weiter obgleich den dort Beschaftigten die brutalen Vorgange nicht verborgen blieben Tabelle der 1941 bis 1945 von Frankfurt ausgehenden Deportationen 3 Ziel Datum Zahl deportierter Personen UberlebendeLodz 19 10 1941 1 180 3Minsk 11 11 1941 1 062 10Kowno Kaunas 22 11 1941 992 0Majdanek Izbica 8 5 1942 938 0Majdanek Izbica 24 5 1942 957 0Majdanek Sobibor 11 6 1942 ca 1 135 0Theresienstadt 18 8 1942 1 022 17Theresienstadt 1 9 1942 1 109 32Theresienstadt 15 9 1942 1 367 105Raasiku Estland 24 9 1942 234 10Auschwitz 11 3 1943 11 1Theresienstadt 16 3 1943 41 10Theresienstadt 12 4 1943 11 6Auschwitz 19 4 1943 17 11Theresienstadt 28 4 1943 1 1Theresienstadt 16 6 1943 19 5Buchenwald 28 10 1943 6 3Ravensbruck 29 10 1943 7 7Theresienstadt 10 11 1943 3 2Auschwitz 1943 ca 100 0Theresienstadt 8 11 1944 56 38Theresienstadt 15 3 1944 7 6Theresienstadt 16 5 1944 1 1Theresienstadt 4 7 1944 7 4Theresienstadt 25 10 1944 9 9Auschwitz 1944 ca 100 0Theresienstadt 14 2 1945 302 291Theresienstadt 15 3 1945 5 5Die Geschichten der meisten aus Frankfurt deportierten Menschen kann uber die Datenbank der Gedenkstatte Neuer Borneplatz recherchiert werden Sie steht der Offentlichkeit im Museum Judengasse zur Verfugung Insgesamt sind die Daten von 12 820 ermordeten Juden aus Frankfurt bekannt 4 von denen 10 231 mit der Bahn deportiert wurden 5 Lage BearbeitenDie Erinnerungsstatte hat einen offentlich zuganglichen Bereich entlang des heutigen Bahndamms am Philipp Holzmann Weg zwischen Sonnemannstrasse und Mainufer Der Teil der Erinnerungsstatte auf dem Gelande der Europaischen Zentralbank ist ausschliesslich im Rahmen von Fuhrungen zuganglich Diese werden vom Judischen Museum der Stadt Frankfurt am Main organisiert das fur die gesamte padagogische Betreuung der Erinnerungsstatte verantwortlich ist 6 Literatur BearbeitenGross Raphael Semmelroth Felix Hrsg Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Die Deportation der Juden 1941 1945 Munchen London New York 2016 Raphael Gross and Felix Semmelroth eds The Memorial at the Frankfurt Grossmarkthalle The Deportation of the Jews 1941 1945 Munich London New York 2016 Judisches Museum Frankfurt am Main Hrsg Und keiner hat fur uns Kaddisch gesagt Deportationen aus Frankfurt am Main 1941 bis 1945 Frankfurt am Main Basel 2005 Judische Gemeinde Frankfurt am Main Hrsg Deportationsbuch der von Frankfurt am Main aus gewaltsam verschickten Juden in den Jahren 1941 bis 1944 Bearb von Adolf Diamant Frankfurt am Main 1984 Kingreen Monica Hrsg Nach der Kristallnacht Judisches Leben und antijudische Politik in Frankfurt am Main 1938 1945 Frankfurt am Main New York 1999 Backhaus Fritz Die Deportation der Frankfurter Juden Die Erinnerungsstatte an der Grossmarkthalle in Newsletter Informationen zum Neubau der Europaischen Zentralbank in Frankfurt am Main Ausgabe 9 Marz 2015 S 5f Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden Hrsg Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933 1945 Frankfurt am Main 1963 Rieber Angelika Spuren judischer Geschichte in Frankfurt am Main 1933 1945 Frankfurt am Main 1985 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Frankfurt am Main 1933 1945 Videointerview zur Ausstellung Und keiner hat fur uns Kaddisch gesagt Deportationen aus Frankfurt am Main 1941 bis 1945 Gedenkorte fur die Opfer der NS Zeit in Frankfurt am Main Die Erinnerungsstatte auf der Website des Judischen Museum Frankfurt stolpersteine frankfurt deEinzelnachweise Bearbeiten Dezernat Planen Bauen Wohnen und Grundbesitz Stadtplanungsamt Hg Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Dokumentation zum Wettbewerb Im Dialog 7 Frankfurt am Main 2010 Kaiser Markus Katz Tobias Kunstlerisches Konzept der Erinnerungsstatte Die Erinnerungsstatte an der Grossmarkthalle in Newsletter Informationen zum Neubau der Europaischen Zentralbank in Frankfurt am Main Ausgabe 9 Marz 2015 S 6 Monica Kingreen Hrsg Nach der Kristallnacht Judisches Leben und antijudische Politik in Frankfurt am Main 1938 1945 Frankfurt am Main New York 1999 uberarbeitet Stand 2017 Datenbank Gedenkstatte Neuer Borneplatz Adolf Diamant Deportationsbuch der von Frankfurt am Main aus gewaltsam verschickten Juden in den Jahren 1941 1944 Frankfurt am Main 1984 Judisches Museum Frankfurt Fuhrungen uber die Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Memento des Originals vom 23 Oktober 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www juedischesmuseum de50 109634 8 704822 Koordinaten 50 6 35 N 8 42 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle amp oldid 233081793