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Die Rechneigrabenstrasse ist eine Strasse in der Innenstadt von Frankfurt am Main Sie liegt im Sudosten des Stadtkerns im Fischerfeldviertel Die Rechneigrabenstrasse war ehemals Standort wichtiger judischer Institutionen An ihrem westlichen Ende liegt heute der Neue Borneplatz Die nach ihm benannte Gedenkstatte Neuer Borneplatz erinnert an die ermordeten Frankfurter Juden RechneigrabenstrasseWappenStrasse in Frankfurt am MainBasisdatenOrt Frankfurt am MainOrtsteil InnenstadtAngelegt um 1800Anschluss strassen Borneplatz Strassenabschnitt Querstrassen Mainstrasse Schutzenstrasse Lange StrasseBauwerke Israelitisches Hospital Schulhaus Philanthropin Synagoge Schutzenstrasse Technische DatenStrassenlange 200 Meter Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Verlauf 2 Geschichte 2 1 Frankfurter Stadtbefestigung 2 2 Die Neue Anlage 2 3 Die Blutezeit des Fischerfeldviertels 2 4 Kriegszerstorung und Wiederaufbau 2 5 Neuer Borneplatz 3 Die Rechneigrabenstrasse heute 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Verlauf BearbeitenDie Rechneigrabenstrasse ist die nordliche der drei Strassen im Fischerfeldviertel die in Ost West Richtung verlaufen Sie hat von Norden her keine Querstrassen da dort seit dem Hochmittelalter ein judischer Friedhof liegt Judischer Friedhof Battonnstrasse Von Suden her aus dem Fischerfeldviertel munden die Schutzenstrasse und die Mainstrasse ein Der Borneplatz ist seit den 1990er Jahren bebaut jedoch ist Borneplatz noch heute der Name des Strassenabschnitts im Suden sowie des Fussgangerwegs im Osten des ehemaligen Borneplatzes 1 Als Fortsetzung des Strassenabschnitts Borneplatz verlauft die Rechneigrabenstrasse nach Osten bis zur rechtwinkligen Einmundung in die Lange Strasse die ihrerseits dem Verlauf der ehemaligen Frankfurter Stadtbefestigung folgt Jenseits der Langen Strasse liegt die Obermainanlage ein Teil der Wallanlagen mit dem Rechneigrabenweiher Obwohl die Strasse entwicklungsgeschichtlich von Westen nach Osten bebaut wurde verlauft die Nummerierung der Grundstucke andersherum namlich wie in Frankfurt seit 200 Jahren ublich in Fliessrichtung des Mains Geschichte BearbeitenFrankfurter Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Das noch unbebaute Fischerfeld 1628 In der Bildmitte der Rechneigraben mit dem Salmensteinschen Haus und dem Judeneck dahinter der Judische Friedhof Das als Fischerfeld bekannte Gelande war trotz seiner unmittelbaren Nahe zur Altstadt lange unbebaut geblieben da es feucht und sumpfig war Die 1333 vom Kaiser genehmigte Stadterweiterung sparte das Gebiet aus die Stadtmauer besass hier eine unubliche weil militarisch kontraproduktive Innenecke Erst die im 17 Jahrhundert angelegte Stadtbefestigung die ansonsten dem Mauerverlauf des 14 Jahrhunderts folgte verkurzte die Verteidigungslinie indem sie vom Allerheiligentor direkt zum Main verlief und das innere Fischerfeld mit einschloss das jedoch weitere 150 Jahre unbebaut blieb Die mittelalterliche Stadtmauer knickte etwas sudlich des Allerheiligentors nach Westen ab Diese Ecke erhielt im 16 Jahrhundert eine der ersten Bastionen der Stadtbefestigung das Judeneck Von hier verlief die Mauer in weiter Entfernung parallel zum Main entlang des judischen Friedhofs nach Westen Am sudlichen Ende der Judengasse in der Nahe des Fronhofturms traf sie auf die altere Staufenmauer die sich von hier nach Suden zog und an der Fischerpforte schliesslich die Mainmauer erreichte Der Stadtmauer war ein schutzender Wassergraben vorgelagert Der Grabenabschnitt vom Main bis zum Fronhofturm hiess Wollgraben derjenige bis zum Judeneck Rechneigraben oder Judeneckgraben Ungefahr in der Mitte des heutigen Strassenzugs auf dessen nordlicher Seite thronte das um 1350 auf die Mauer gebaute Salmensteinsche Haus hoch uber dem Rechneigraben Im Zuge der Aufgabe der Stadtmauer und der Anlage des Fischerfeldviertels wurde der Graben zugeschuttet und die Mauer einschliesslich des stadtbildpragenden Hauses niedergerissen Auf der Flache des ehemaligen Stadtgrabens wurde nun nach Trockenlegung und Aufschuttung des Gelandes die Rechneigrabenstrasse angelegt Die Neue Anlage Bearbeiten nbsp Der Recheney Graben auf dem Ulrichplan 1811 Die Strasse entstand wie das ganze Fischerfeldviertel die damals so genannte Neue Anlage ab 1793 Es handelte sich um die erste Stadterweiterung seit der erwahnten Grundung der Neustadt 1333 Im 1811 von C F Ulrich veroffentlichen Geometrischen Grundriss von Frankfurt am Mayn sind die ersten Grundstucke auf der sudlichen Strassenseite bis uber die Mainstrasse hinaus bereits als bebaut dargestellt Schon wenige Jahre spater war das Viertel bis zur Obermainanlage hin bebaut Lediglich an der Rechneigrabenstrasse verblieben einige freie Grundstucke vor allem auf ihrer nordlichen zum Friedhof hin gelegenen Seite dem Gelande des ehemaligen Holzhofs der Juden Diese wurden nun gegen Mitte des 19 Jahrhunderts mit reprasentativen Neubauten judischer Institutionen bebaut Die Blutezeit des Fischerfeldviertels Bearbeiten Mithilfe einer Spende des Bankhauses Rothschild von 100 000 Gulden konnte 1829 31 am westlichen Ende der Strasse auf dem auf der nordlichen Strassenseite gelegenen Eckgrundstuck Rechneigrabenstrasse 18 20 Ecke Judenmarkt das Hospital der vereinigten Israelitischen Manner und Frauenkrankenkasse errichtet werden Architekt des stattlichen dreigeschossigen Bauwerks im Rundbogenstil war Rudolf Burnitz der in Frankfurt vor allem durch den Burnitzbau eines Teils des Saalhofs und des Historischen Museums bekannt ist Das Hospital besass eine Mannerabteilung mit zwolf Zimmern eine Frauenabteilung mit neun Zimmern sowie eine eigene kleine Synagoge die ebenfalls durch eine Stiftung der Familie Rothschild unterhalten wurde Die bisher im Kompostellhof westlich des Judenmarkts ansassige judische Realschule Philanthropin und die dazugehorige Volksschule erhielten 1845 einen reprasentativen Neubau auf dem Grundstuck Rechneigrabenstrasse 14 16 Architekt des Schulgebaudes das in der ganzen Stadt Beachtung fand war Ignaz Opfermann aus Mainz der bereits den 1839 eroffneten Taunusbahnhof entworfen hatte Frankfurts ersten Bahnhof uberhaupt Das Schulgebaude wurde 1860 um eine Turnhalle erweitert eine der ersten in Frankfurt Diese wurde bereits 1882 durch einen Neubau abgelost der ausser einer Sporthalle auch eine Vorschule und Lehrerwohnungen umfasste Das Philanthropin nutzte das Schulhaus in der Rechneigrabenstrasse bis 1908 als es in einen noch grosseren Neubau in der Hebelstrasse im Nordend umzog den es bis heute nutzt In die leerstehenden Raume zog die Annaschule eine nichtjudische Volksschule Nach der Spaltung der judischen Gemeinde im Jahr 1851 durch die die Hauptsynagoge in der Judengasse in die Hoheit der stark vom Philanthropin beeinflussten liberalen Gemeinde kam errichtete der Minderheitsflugel der orthodoxen Israelitischen Religionsgemeinschaft an der Ecke Schutzenstrasse 14 Rechneigrabenstrasse 5 eine eigene Synagoge nach Planen von J W Renk und eine Volksschule Die Synagoge Schutzenstrasse bot zunachst 500 Sitzplatze und wurde 1873 74 durch Bauinspektor Rugemer auf das Doppelte erweitert Sie blieb bis zur Eroffnung der Synagoge Friedberger Anlage im Jahr 1907 das Zentrum des orthodoxen Judentums in Frankfurt 1921 wurde die Synagoge an einen Buchhandler verkauft der sie zur Ausstellung von Kunstgegenstanden nutzte 2 Der Judenmarkt am westlichen Ende der Strasse wurde 1885 in Borneplatz umbenannt er wurde noch bis 1928 als Marktplatz genutzt Im Nordosten der Platzes stand von 1882 bis 1938 die Borneplatzsynagoge Von Anfang des 20 Jahrhunderts bis 1986 verkehrte die Strassenbahn auf einer Abzweigung die uber den Borneplatz und durch die Rechneigrabenstrasse verlief Kriegszerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten Die schweren Luftangriffe auf Frankfurt am Main vor allem im Marz 1944 zerstorten die ostliche Altstadt und das Fischerfeldviertel im Zweiten Weltkrieg fast vollstandig Das Hospital der Israelitischen Krankenkassen in der Rechneigrabenstrasse 18 20 war am Kriegsende eine Ruine ohne Dach und wurde abgerissen 3 Die dort entstehende Brachflache wurde jahrzehntelang als Parkplatz genutzt Spater entstand hier der Neue Borneplatz 1956 wurde die Kurt Schumacher Strasse eroffnet eine neue Hauptverkehrsstrasse in Nord Sud Richtung Fur die Rechneigrabenstrasse ergab sich dadurch eine neue Verkehrsanbindung im Westen Der Wiederaufbau zog sich bis Ende der 1980er Jahre hin Der gesamte Strassenblock zwischen Rechneigrabenstrasse Mainstrasse Fischerfeldstrasse und Schutzenstrasse wurde mit der umfangreichen Zentrale des Arbeitsamts Frankfurt bebaut Es handelte sich eigentlich sogar um zwei Blocks die bisher dort verlaufende Rechneistrasse wurde uberbaut und verschwand aus dem Stadtplan Neuer Borneplatz Bearbeiten 1984 wurde entschieden auf dem Borneplatz und der nordlich angrenzenden Flache bis zur Battonnstrasse ein Kundenzentrum der Stadtwerke zu errichten 1987 stiess man beim Ausheben der Baugrube auf Keller und Fundamente der fruheren Judengasse Diese wurden nach Anderung der Plane in einem Museum Judengasse im Untergeschoss des Kundenzentrums der Offentlichkeit zuganglich gemacht Auf der Ostseite des Gebaudes am ehemaligen Standort des Israelitischen Hospitals entstand in der Folge der Neue Borneplatz Er bildet den sudlichen Teil der Gedenkstatte Neuer Borneplatz Die Gedenkstatte wurde am 16 Juni 1996 eingeweiht 4 Die Rechneigrabenstrasse heute Bearbeiten nbsp Der Standort der ehemaligen Synagoge Schutzenstrasse heuteAuf der Nordseite der Strasse liegt an ihrem westlichen Ende der Neue Borneplatz Ein Fussgangerweg fuhrt von hier entlang der Friedhofsmauer weiter zur Battonnstrasse im Norden Damit ist die gesamte Gedenkstatte Neuer Borneplatz zu der auch die Aussenmauer des Judischen Friedhofs Battonnstrasse gehort von der Rechneigrabenstrasse aus begehbar Der Neue Borneplatz ist westlich von einem grossen Verwaltungsgebaude begrenzt das sich ebenfalls bis zur Battonnstrasse erstreckt Die Krankenhaustradition wurde ab 1996 durch das Evangelische Hospital fur Palliativmedizin fortgesetzt Dieses stand in der Rechneigrabenstrasse 12 Das Hospital wurde 2009 geschlossen seine Tatigkeit ans Markus Krankenhaus verlagert Das Gebaude wird seitdem als Hospiz genutzt 5 6 Die gesamte sudliche Strassenfront zwischen Main und Schutzenstrasse nimmt das Gebaude der Agentur fur Arbeit ein der Haupteingang befindet sich jedoch auf der anderen Seite an der Fischerfeldstrasse Im Abschnitt zwischen Schutzenstrasse und Lange Strasse wo fruher die orthodoxe Schule und die Synagoge standen stehen heute Wohnhauser der 1950er Jahre Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rechneigrabenstrasse Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Satellitenfoto zur Adresse Borneplatz bei Google Maps Frankfurt am Main Die Synagogen der Israelitischen Religionsgesellschaft im 19 20 Jahrhundert alemannia judaica de siehe Abschnitt Verkauf der alten Synagoge in der Schutzenstrasse 1921 Wolfgang David Thomas Flugen Der Thoraschrein der Synagoge am Borneplatz Archaologisches Museum Frankfurt Publikationen 1 Frankfurt am Main 2020 ISBN 978 3 88270 510 2 S 4 und 8 f Die Einrichtung der Gedenkstatte Neuer Borneplatz frankfurt1933 1945 de Das Hospital wird zum Hospiz evangelischesfrankfurtarchiv de 1 Marz 2008 Evangelisches Hospiz Frankfurt am Main gGmbH Anschrift hospiz ffm de50 11125 8 6908333333333 Koordinaten 50 6 41 N 8 41 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rechneigrabenstrasse amp oldid 236071073