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Die Amsterdamer Wechselbank ndl Amsterdamsche Wisselbank war die erste stadtische Wechselbank in Westeuropa Das alte Rathaus von Amsterdam in dem 1609 die Wisselbank gegrundet wurde Olgemalde von Pieter Janszoon Saenredam aus dem Jahr 1657 Es war ihre Aufgabe den Zahlungsverkehr zu fordern der aufgrund der unterschiedlichen damals im Umlauf befindlichen Wahrungen erschwert wurde Die Amsterdamer Wechselbank nahm Geld der diversen Wahrungen an und schrieb die Einlage einem Konto in Bankgulden oder der fremdlandischen Wahrung gut Damit konnten zwischen den Konten verschiedener Personen bei der Bank bargeldlose Zahlungen vorgenommen werden Zuvor waren zwar 1587 in Venedig Banco di Rialto und 1593 in Mailand erste Wechselbanken gegrundet worden doch war die Wechselbank von Amsterdam die am 31 Januar 1609 ihre Tore offnete die erste offentliche Bank die einen bargeldlosen Ausgleich von Forderungen zwischen Konten vornahm Sie ist somit weltweit die erste Bank die als Zentralbank bezeichnet werden kann 1 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Grundung und Betrieb 3 Niedergang und Schliessung 4 Literatur 5 AnmerkungenHintergrund BearbeitenDurch den extensiven Handel im Goldenen Zeitalter kamen die Amsterdamer mit vielen fremden Munzsorten in Beruhrung Mit Zustimmung des Landesherrn konnte jedes Land jede Gemeinde jede Stadt ihre eigenen Munzen schlagen Daher waren innerhalb der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande wie in den Landern ihrer Handelspartner eine Vielzahl unterschiedlicher Munzen im Umlauf deren Wert nicht sofort erkenntlich war Auch waren ofter minderwertige Munzen im Umlauf bei denen der auf ihnen angegebene Betrag stark vom tatsachlichen Wert des Edelmetalls abwich aus dem sie hergestellt worden waren Deswegen gab es immer wieder Unstimmigkeiten und hielten die Handler und Geldwechsler in umfangreichen Buchern die Wechselkurse der einzelnen Munzen fest Geldwechsler und Wechselstuben waren in dieser Zeit unverzichtbar Dort konnten gegen eine Gebuhr der absolute und relative Wert verschiedener Munzen in Erfahrung gebracht und Munzen umgetauscht werden Aber die Geldwechsler waren nicht immer vertrauenswurdig Grundung und Betrieb Bearbeiten1609 grundete die Amsterdamer Stadtverwaltung ihre erste Wechselbank die im Erdgeschoss des Rathauses des oben abgebildeten oude Stadhuis untergebracht wurde Zu ihren Aufgaben gehorte es Depositen anzunehmen und bargeldlose Uberweisungen zwischen den Kaufleuten von Konto zu Konto zu ermoglichen Weiterhin sollten Edelmetall und nicht gangbare Munzen aufgekauft und dafur neue wertbestandige Munzen gepragt werden Die Bank nahm zahlreiche Munzsorten sowie Gold und Silber an und wechselte indem sie den Wert taxierte und Gutschriften in Bankgulden Bankgeld mit festem Silbergehalt erteilte auf deren Grundlage der Kunde uber seine Einlage verfugen konnte Da die Kunden der Bank vertrauen konnten wurde so der internationale Handel erheblich erleichtert und das europaische Munzchaos des fruhen 17 Jahrhunderts stabilisiert Auf diese Art und Weise wurde auch die Grundlage fur den bargeldlosen Zahlungsverkehr gelegt Die Amsterdamer Wechselbank hatte eine weit grossere als lediglich lokale Bedeutung In ihrer Blutezeit genoss sie weltweite Reputation Als Girobank nahm die Bank auftragsgemasse bargeldlose Uberweisungen von einem auf das Konto eines anderen Kunden vor Sie brachte dabei also kein Bank oder Wertpapier in Umlauf sondern erteilte Guthaben in Form von Giral oder Bankgeld Guthaben bei der Bank uber die der Kunde jederzeit verfugen kann Die Stadt Amsterdam fungierte dabei als Garant fur den einbezahlten Betrag dessen Wert in Silber hinterlegt war Weiterhin waren die angebotenen Dienste zuverlassig und preisgunstig teilweise sogar kostenlos 2 So gewann die Wechselbank sehr schnell das Vertrauen der Burgerschaft Die Wechselbank verfugte uber einen grossen Stab von Beamten Bis 1686 wurde sie von drei spater vier Kommissaren geleitet die oft Mitglieder der Vroedschap Rat der Weisen waren Zwei von ihnen mussten wahrend der Offnungszeiten der Wechselbank stets anwesend sein Sie fuhrten die Aufsicht uber vier Hauptbuchhalter die mit vier Gegenbuchhaltern 3 drei Kassieren diversen Angestellten Dienern Boten und dem Essayeur den Dienst verrichteten Letzterer hatte eine besonders wichtige Stellung inne Er untersuchte in der Asservatenkammer den Materialgehalt von Munzen Meistens war er auch fur den Kauf von Edelmetallen zustandig und bestellte bei dem Munzmeister bestimmte Munzen Jeder der Buchhalter hatte seine ganz spezifische Aufgabe der erste nahm die schriftlichen Zahlungsauftrage in Empfang der zweite fuhrte das Journal der dritte das Bilanzbuch und der vierte das Hauptbuch 4 Damit waren die Grundlagen fur die Niederlande geschaffen sich zu einem kapitalexportierenden Land entwickeln zu konnen der Bankgulden entfaltete sich schnell zur europaischen Schlusselwahrung des 17 Jahrhunderts 1615 wurde in Middelburg eine Zweigstelle eingerichtet 1635 eine weitere in Rotterdam Von grosser Bedeutung war die Bestimmung dass alle Wechsel von mehr als 600 Gulden die in Amsterdam gezogen und verhandelt oder anderweitig gezogen und in Amsterdam fallig gestellt waren uber die Amsterdamer Wechselbank abgewickelt werden mussten Diese Bestimmung fuhrte dazu dass die Wechselbank bald zum Hauptkassier des Amsterdamer Handels wurde Das Erteilen von Krediten gehorte allerdings nicht zu ihrem Geschaftszweck und das Diskontieren von Wechseln die damals gebrauchlichste Form des Kaufmannskredits war ihr untersagt Niedergang und Schliessung BearbeitenAmsterdam als Finanzplatz war Schauplatz des ersten Effektenhandels aber auch des ersten internationalen Borsenkraches 1637 Ein weiterer Skandal erschutterte die Amsterdamer Wechselbank 1794 als bekannt wurde dass die Bank Millionen von Gulden illegaler Blankokredite an die Niederlandische Ostindien Kompanie ausgegeben hatte Dieser Skandal war der Anfang vom Ende der Bank die 1820 endgultig ihre Turen schliessen musste Es war ein weiteres Zeichen dafur dass die Niederlande nicht mehr das Finanzzentrum der Welt waren Am 5 April 1814 wurde von Konig Willem I die Niederlandische Bank De Nederlandsche Bank DNB errichtet die das Monopol zur Ausgabe niederlandischer Banknoten erhielt Literatur BearbeitenWechselkurstabellen und einleitende Hinweise zu den Usancen des Zahlungsverkehrs und den Wahrungsverhaltnissen bieten die zwei Bande der Reihe Wahrungen der Welt Jurgen Schneider u a Hrsg Wahrungen der Welt Band 3 Europaische Wechselkurse im 17 Jahrhundert Steiner Stuttgart 1994 ISBN 3 515 06062 6 Beitrage zur Wirtschafts und Sozialgeschichte 46 Jurgen Schneider u a Hrsg Wahrungen der Welt Band 4 Geld und Wahrungen in Europa im 18 Jahrhundert Steiner Stuttgart 1992 ISBN 3 515 06072 3 Beitrage zur Wirtschafts und Sozialgeschichte 49 Darstellungen J G van Dillen The Bank of Amsterdam In J G van Dillen History of the principal public banks accompanied by extensive bibliographies of the history of banking and credit in 11 European countries Nijhoff The Hague 1934 S 79 123 Contributions to the history of banking 1 ZDB ID 633294 8 Monika Siemers Struktur des Bankwesens in den Niederlanden Knapp Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 7819 2768 7 Struktur auslandischer Bankensysteme 16 Hans Pohl Hrsg Europaische Bankengeschichte Knapp Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 7819 0518 7 Eckart Schremmer Hrsg Geld und Wahrung vom 16 Jahrhundert bis zur Gegenwart Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 06220 3 Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Beihefte 106 Stephen Quinn William Roberds An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam Debasement Bills of Exchange and the Emergence of the First Central Bank Federal Reserve Bank of Atlanta Atlanta GA 2006 Federal Reserve Bank of Atlanta Working paper 13 2006 online PDF 240 kB uber die Website der Federal Reserve Bank of Atlanta Lucien Gillard La Banque d Amsterdam et le florin europeen au temps de la Republique neerlandaise 1610 1820 Paris Ecole des hautes etudes en sciences sociales 2004Anmerkungen Bearbeiten Stephen Quinn William Roberds An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam Debasement Bills of Exchange and the Emergence of the First Central Bank Working paper 2006 online abrufbar Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive als PDF Dokument Der Gewinn der Bank kam dann auch hauptsachlich aus dem Handel mit Edelmetallen was allerdings offiziell durch den Staat verboten war nach dem Deutschen Rechtsworterbuch ein Gegenrechner der dem Steuereinnehmer beigegeben war Die 1340 in der Lombardei entwickelte Doppelte Buchfuhrung hatte auch in den Niederlanden die Kommerzielle Buchfuhrung abgelost Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amsterdamer Wechselbank amp oldid 204509558