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Als Litterae lateinisch fur Brief Plural zu lateinisch littera Buchstabe bezeichnet man einfachere Urkundenformen Im Mittelalter wurde der Begriff auch fur reine Mitteilungsschreiben Briefe verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Papsturkunden 1 1 Formalia 1 2 Ausserliche Unterscheidung 1 3 Inhaltliche Unterscheidung 2 Litterae der Kaiser und Konige 2 1 Urkunden 2 2 Briefe 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweisePapsturkunden Bearbeiten nbsp Legatenvollmacht Innozenz IV fur Kardinalbischof Odo von Tusculum 19 Juli 1248 Littera cum filo canapisLitterae auch litterae apostolicae stellen im Mittelalter eine Sammelbezeichnung fur alle papstlichen Urkunden dar Sie zahlen neben den Privilegien zu den wichtigsten und haufigsten Papsturkunden dieser Epoche und setzen die einfache Briefform fort Die moderne wissenschaftliche Terminologie umfasst jedoch lediglich den Typus der litterae cum filo canapis sowie den der litterae cum serico Formalia Bearbeiten Die Litterae sind in ihrer ausseren Form schlicht Der gesamte Text wurde in einem einzigen Schriftblock geschrieben Einziges Beglaubigungsmittel war ein Bleisiegel Die Briefe wurden auf Pergament geschrieben im Gegensatz zu den Privilegien sind die Pergamentstucke aber in der Regel von kleinerem Format Die Beschriftung erfolgte im Querformat Das Protokoll umfasst die Intitulatio in Form N episcopus servus servorum dei Es folgt die Adresse im Dativ diese fuhrt bis zu drei Einzelpersonen auf eine Gruppe von Personen oder alle Christglaubigen und die Grussformel die entweder den Wortlaut salutem et apostolicam benedictionem oder wenn der Adressat exkommuniziert bzw nicht christlich ist eine Mahnung zur Bekehrung enthalten Nach dem Kontext folgt das Eschatokoll Dieses besteht nur aus einer kleinen Datierung die aus einem einleitenden Dat besteht gefolgt von Ort Tagesdatum nach dem romischen Kalender und dem Pontifikatsjahr In Rom wird zumeist die benachbarte Kirche angegeben bei Lateran fehlt allerdings die Angabe Rome Seit Eugen IV 1431 wird auch das Inkarnationsjahr in Buchstaben und einem Wort angegeben wobei der Jahresanfang der 25 Marz ist Das Tagesdatum wird seit 1431 ebenfalls ausgeschrieben und nicht mehr in Zahlzeichen angegeben Als Siegel wird eine Bleibulle die wegen des Fehlens einer Corroboratio im Formular der Litterae nicht angekundigt worden ist mit Hilfe von Seidenfaden oder einer Hanfschnur angehangt Ausserliche Unterscheidung Bearbeiten Hierbei ergeben sich die unterschiedlichen Typen von Litterae die einem unterschiedlichen rechtlichen Inhalt sowie einer unterschiedlichen graphischen Ausgestaltung der Urkunde entsprechen Wird ein Buschel rotgelbe Seidenfaden angehangt handelte es sich um litterae cum serico Wird ein Hanffaden angehangt spricht man von litterae cum filo canapis Die litterae cum serico sind graphisch aufwendiger gestaltet als die litterae cum filo canapis In folgender Tabelle sind die einzelnen Unterschiede dargestellt Merkmal litterae cum serico litterae cum filo canapisInitiale gespalten oder mit Blumenmuster verziert geschwarztfolgende Buchstaben des Papstnamens durch Elongata oder geschwarzte gotische Majuskel hervorgehoben nbsp Coelestin III normale Minuskelschrifts von servus und servorum doppelt so hoch gezogen wie ein normales s in der 1 Zeile keine Besonderheiterster Buchstabe der Adresse geschwarzte gotische Majuskel Buchstabe vergrossert jedoch dunnstrichigAnfangsbuchstabe des Kontextes geschwarzte gotische Majuskel geschwarzte gotische MajuskelAbkurzung von st und ct verzierter Verbindungsstrich und zerdehnte Ligatur einfach grader Verbindungsstrich und enge LigaturInhaltliche Unterscheidung Bearbeiten nbsp Innozenz IV bestatigt Bischof und Kapitel von Riga die vom papstlichen Legaten Wilhelm von Modena festgelegten Grenzen Lyon 14 Juli 1246 littera cum sericoZunachst nutzten Papste Litterae zu administrativen und jurisdiktionellen Zwecken z B zur Erteilung eines Befehls Daher kann man Papstbriefe als papstliche Erlasse 1 bzw meist als Mandate bezeichnen Im 12 Jahrhundert wird der Gebrauch aber auf die Verleihung dauernder Rechte ausgedehnt Die litterae cum serico bilden in der Regel die sogenannten litterae de gratia Sie verleihen dem Adressaten einen Rechtstitel entweder wird ihm ein altes Recht bestatigt oder verliehen ihm wird ein Benefizium ubertragen oder der Papst trifft eine Entscheidung zu seinen Gunsten Sie heissen auch tituli weil sie Rechtstitel verleihen oder indulgentiae weil sie einen papstlichen Gnadenerweis enthalten Erkennbar sind diese Briefe durch diese oder ahnliche Wendungen in der Dispositio auctoritate presentium indulgemus oder auctoritate presentium inhibemus auctoritate apostolica confirmamus concedimus auctoritate presentium facultatem Es folgt die Sanctio mit der Comminatio in einer fast gleichbleibenden Formulierung Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre concessionis infringere vel ei ausu temerario contraire Si quis autem hoc attemptare presumpserit indignationem omnipotentis dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noverit incursurum Die litterae cum filo canapis sind meist die sogenannten litterae iustitiae Sie werden zu administrativen Zwecken verwandt Sie erteilen dem Empfanger einen Befehl ein Verbot oder ein Urteil Sie heissen technisch auch mandata Die Disposito enthalt meist folgende Wendung per apostolica scripta mandamus oder per apostolica scripta precipiendo mandamus Sanctio und Comminatio fehlen Litterae der Kaiser und Konige BearbeitenDie Litterae der Kaiser und Konige sind Schriftstucke die sich nach Inhalt und Bestimmung in Urkunden und Briefe unterteilen lassen Urkunden Bearbeiten Seit dem 4 Jahrhundert nutzte man fur die Urkunden des romischen Kaisers die Form des Briefes wobei seit dem 12 Jahrhundert das Aufkommen kleinformatiger Urkunden zu beobachten ist Diese sind formloser gestaltet als die feierlichen Diplome Auf die Invocatio wird verzichtet die Elongata beschrankt sich in der ersten Zeile auf den Kaiser bzw Konigsnamen und das Eschatokoll fehlt bis auf eine kleine Datierung Diese Urkunden setzen sich immer mehr durch und es kommt zur Entwicklung zweier Urkundentypen den litterae patentes und den litterae clausae Die litterae patentes sind seit dem 13 Jahrhundert der vorherrschende Urkundentyp die man ebenfalls in zwei Formen unterteilen kann Die sogenannte Charta mit Hangesiegel aus grunem Wachs und die mit einem gelben Wachssiegel besiegelten litterae patentes die hauptsachlich in administrativen Bereichen vorkommen Die litterae clausae sind private und amtliche Schreiben die verschlossen versandt wurden Sie sind gefaltet und umgeschnurt oder mit Hilfe einer durch Locher und Einschnitte im Pergament durchzogenen Schnur bzw eines Pergamentstreifen verschlossen und besiegelt Diese litterae clausae kommen jedoch auch in der papstlichen Kanzlei vor Briefe Bearbeiten Briefe wurden sowohl fur politische als auch fur Schreiben privater Art verwendet Sie lassen sich mitunter schwer von Mandaten unterscheiden da sie am Schluss einen Befehl oder eine Bitte enthalten Briefe sind in ihrer Aufmachung bei weitem nicht so feierlich wie die Diplome Zunachst unterscheiden sich die Briefe noch nicht stark von den Privatbriefen Sie sind kleinformatig und in einfacher Buchschrift verfasst und das Formular ist stark reduziert Siehe auch BearbeitenDekretale Epistel Mandat Diplomatik RegestLiteratur BearbeitenA Birnstiel D Schweizer Nicht nur Seide oder Hanf Die Entwicklung der ausseren Merkmale der Gattung Litterae im 12 Jh In Irmgard Fees Andreas Hedwig Francesco Roberg Hrsg Papsturkunden des fruhen und hohen Mittelalters Ausserliche Merkmale Konservierung Restaurierung Eudora Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 938533 27 7 Thomas Frenz Papstliche Litterae In Lexikon des Mittelalters Band 5 Sp 2022 23 Thomas Frenz Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit Steiner Stuttgart 2000 ISBN 3 515 07788 X A Gawlik Litterae der Kaiser und Konige In Lexikon des Mittelalters Band 5 Sp 2023 24 L Schmitz Kallenberg Papsturkunden In A Meister Hrsg Urkundenlehre 1 und 2 1913 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Hilgenreiner Papstbriefe In Michael Buchberger Hrsg Kirchliches Handlexikon Ein Nachschlagebuch uber das Gesamtgebiet der Theologie und ihrer Hilfswissenschaften 2 Bande Herausgegeben in Verbindung mit Karl Hilgenreiner Johann Baptisti Nisius Joseph Schlecht und Andreas Seider Allgemeine Verlags Gesellschaft Munchen 1907 1912 Band 2 Sp 1320 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Litterae amp oldid 231911981