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Kirchenstaat 1870 1929 fFlagge Wappen Navigation Amtssprache Latein ItalienischHauptstadt VatikanStaatsform absolute WahlmonarchieStaatsoberhaupt und Regierungschef Papst zuletzt Pius XI Die Romische Frage bezeichnet den Konflikt um den Status des Gebiets um die Stadt Rom bzw des Territoriums des Vatikans des Machtzentrums der katholischen Kirche Bis 1870 war der Kirchenstaat ein unabhangiges Gebiet und noch kein Teil des Konigreichs Italien das 1861 gegrundet worden war Italien wollte sich das Gebiet einverleiben was durch die Anwesenheit franzosischer Truppen noch verhindert wurde Seit 1870 war das Gebiet de jure ein Teil Italiens doch es blieb ungeklart welchen Status der Vatikan haben sollte In der Praxis handelte es sich um ein De facto Regime Am 11 Februar 1929 wurde dieser Konflikt mit den Lateranvertragen beigelegt Die faschistische Regierung Italiens unter Mussolini garantierte dem Vatikan als Vatikanstadt die politische Unabhangigkeit und volle staatliche Souveranitat wahrend die katholische Kirche Rom als Hauptstadt Italiens anerkannte Inhaltsverzeichnis 1 Romische Frage vor 1870 2 Status des Vatikans nach 1870 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksRomische Frage vor 1870 Bearbeiten nbsp Zeitgenossische italienische Karikatur zur Romischen Frage Napoleon III versucht italienische Wilderer von ihrem Treiben abzuhalten wahrend ein weinerlicher am Boden liegender Papst Pius IX sorgenvoll in den Himmel blickt wo seine Tiara das Herrschaftssymbol seines Papsttums und seine Kirchenmanner dargestellt als hassliche fledermausartige Gestalten unter dem Beschuss der Wilderer stehen Die im 19 Jahrhundert anwachsende liberale italienische Einigungsbewegung des Risorgimento Wiedererstehung die in den verschiedenen Furstentumern und Monarchien der Apenninen Halbinsel aufgetreten war und sich die Schaffung eines italienischen Nationalstaats zum Ziel gesetzt hatte stellte bereits seit den 1830er Jahren die Forderung nach einer weltlichen Herrschaft uber Rom Rom wurde von den italienischen Nationalisten als die gleichsam naturliche Hauptstadt Italiens angesehen Die Errichtung einer revolutionaren Romischen Republik scheiterte jedoch 1849 am militarischen Eingreifen Frankreichs und Spaniens Beide Machte garantierten die Souveranitat des Kirchenstaates Ein Teil des Kirchenstaates die Romagna die Marken und Umbrien war nach verschiedenen revolutionaren Erhebungen und kriegerischen Konflikten dennoch 1860 an das Konigreich Sardinien gefallen das seit den europaischen Revolutionen von 1848 49 unter Konig Karl Albert und dessen Nachfolger Viktor Emanuel II zum Vorreiterstaat der italienischen Einheitsbewegung geworden war Nach diesen Erfolgen der piemontesischen Truppen und republikanischen Freischarlereinheiten z B unter Giuseppe Garibaldi wurde 1861 der neue italienische Nationalstaat das Konigreich Italien als konstitutionelle Monarchie unter Viktor Emanuel II und seinem ersten Ministerprasidenten Camillo Benso von Cavour ausgerufen 1862 wurde ein Versuch Garibaldis Rom von Suden her fur das neu gegrundete Konigreich zu erobern am Aspromonte von italienischen Truppen gestoppt 1 Bezuglich der Romischen Frage verstandigte sich Italien 1864 mit Frankreich zunachst auf die Septemberkonvention die gegen die italienische Zusage den Kirchenstaat nicht anzutasten und Angriffe auf ihn zu verhindern vorsah dass Frankreich seine Truppen aus dem Kirchenstaat abzog Im Einklang mit der Septemberkonvention verlegte Italien seine Hauptstadt 1865 von Turin nach Florenz Unter Bruch der Septemberkonvention liess Italien jedoch zu dass Garibaldi und seine Freischarler durch einen Feldzug im Oktober 1867 erneut versuchten Rom einzunehmen Sie wurden jedoch am 3 November 1867 in der Schlacht von Mentana von papstlichen Truppen die sich durch internationale Freiwilligenverbande verstarkt hatten besiegt Wegen der Verletzung der Septemberkonvention begann Frankreich wieder damit zum Schutz des Papstes Truppen im Kirchenstaat zu stationieren Kaiser Napoleon III von Frankreich stand unter innenpolitischem Druck sein Schutz fur den Papst brachte ihm die Begeisterung vieler konservativer Katholiken in ganz Europa ein Osterreich hingegen traditionell ebenfalls papstfreundlich hatte sich damals mit einer Annexion Roms durch Italien abgefunden Die ungeloste romische Frage war ein wichtiger Grund dafur dass Italien sich damals keiner osterreichisch franzosischen Allianz anschliessen wollte 2 nbsp Papst Pius IX Der Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und den deutschen Staaten am 19 Juli 1870 kam Italien in der Frage des Kirchenstaates gelegen Nachdem Frankreich infolge dieses Krieges seine Schutztruppen aus Rom abgezogen hatte eroberten italienische Truppen ab 11 September 1870 den Kirchenstaat ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen Am 20 September 1870 wurde Rom eingenommen unter rein symbolischem Widerstand und anschliessender Kapitulation der papstlichen Armee Status des Vatikans nach 1870 Bearbeiten nbsp Durchbruch der Porta Pia am 20 September 1870 Zeitgenossische Fotografie Eine Volksabstimmung ergab eine breite Zustimmung fur die Vereinigung des Kirchenstaats mit Italien Die Vereinigung wurde am 6 Oktober 1870 durch konigliches Dekret proklamiert Damit war die Einigung Italiens und mit ihr das Ziel des Risorgimento vollendet 1871 wurde die italienische Hauptstadt von Florenz nach Rom verlegt 3 Auch die meisten auslandischen Staaten verlegten ihre Gesandtschaften nach Rom womit sie stillschweigend das Ende der weltlichen Herrschaft des Papsttums anerkannten Der Papst hatte seinen Sitz weiterhin im Vatikan In den sogenannten Garantiegesetzen vom Mai 1871 wurde seine Stellung in der italienischen Hauptstadt wenn auch zunachst nur einseitig von der italienischen Regierung ausgehend geregelt Demnach verblieben der Vatikan der Lateran und die papstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo unter der Hoheit des Papstes Pius IX und seine unmittelbaren Nachfolger Leo XIII und Pius X erkannten jedoch sowohl die gesetzlichen Regelungen fur den Vatikan als auch das neue Italien nicht an und lehnten jede offizielle diplomatische Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern ab so dass der Streit um den Status der katholischen Kirche und die zunachst nicht formell geregelte eigenstaatliche Unabhangigkeit des Vatikans auch nach der Vollendung der italienischen Einheit ein noch lange schwelender Konflikt im neuen Italien blieb die sogenannte Romische Frage Pius IX betrachtete sich selbst als Gefangener im Vatikan Die Urheber und Teilnehmer an der Einnahme des Kirchenstaates belegte er mit dem Bann In der papstlichen Bulle Non expedit vom 10 September 1874 verbot er italienischen Katholiken unter Androhung des Entzugs kirchlicher Privilegien sowohl die aktive als auch passive Teilnahme an demokratischen Wahlen in Italien Seine Forderung nach der Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papsttums blieb jedoch erfolglos trotz der weiterhin bestehenden und seit der Verkundung der papstlichen Unfehlbarkeit nach dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18 Juli 1870 sogar verstarkten kirchlichen Vormachtstellung die ihm weltweit auch politischen Einfluss sicherte Breite katholische Schichten blieben durch die Einnahme Roms entfremdet Wahrend des Ersten Weltkriegs wurden Uberlegungen angestellt dem Heiligen Stuhl eine souverane territoriale Basis zu verschaffen um seine Verhandlungsbasis gegenuber dem Konigreich Italien zu starken dabei war zunachst nicht daran gedacht dass der Papst Rom verliess 4 Diese Uberlegungen richteten sich auf verschiedene Territorien wie etwa Friaul mit der Hauptstadt Udine Elba eine adriatische Insel 5 oder Liechtenstein 4 blieben jedoch ohne Ergebnis Erst mit den 1929 geschlossenen Lateranvertragen zwischen Papst Pius XI bzw dessen Bevollmachtigtem Pietro Gasparri und dem inzwischen von der faschistischen Regierung Italiens unter Benito Mussolini regierten Konigreich Italien in denen der Heilige Stuhl Rom als Hauptstadt und Sitz der italienischen Regierung anerkannte wurde die politische und staatliche Souveranitat des Vatikans durch Italien garantiert und damit formell bestatigt Einzelnachweise Bearbeiten Pascal Oswald Vom Volturno nach Mentana Giuseppe Garibaldi und die Romische Frage In risorgimento info abgerufen am 6 Marz 2020 Heinrich Lutz Aussenpolitische Tendenzen der Habsburger Monarchie von 1866 bis 1870 Wiedereintritt in Deutschland und Konsolidierung als europaische Macht im Bundnis mit Frankreich In Eberhard Kolb Hrsg Europa vor dem Krieg von 1870 Machtekonstellation Konfliktfelder Kriegsausbruch R Oldenbourg Munchen 1987 S 1 16 hier S 10 Gustav Seibt Rom oder Tod Der Kampf um die italienische Hauptstadt Siedler Berlin 2001 S 183 a b Der Papst als Furst von Liechtenstein in NZZ vom 7 Marz 2016 NZZ vom 1 Februar 1922 https static nzz ch files 8 7 3 Liechtenstein NZZ 1 1 18707873 2 1 18707873 1922 R c3 b6mische Frage 1 18707873 pdfLiteratur BearbeitenStefan Gatzhammer Vorschlage zur Losung der Quaestio Romana in Bezug auf die papstliche Souveranitat von 1848 bis 1928 Abrufbar unter http opus kobv de ubp volltexte 2009 2922 Publikationsserver der Universitat Potsdam Luigi Monzo croci e fasci Der italienische Kirchenbau in der Zeit des Faschismus 1919 1945 2 Bde Karlsruhe 2017 Dissertation Karlsruher Institut fur Technologie 2017 S 63 91 Gustav Seibt Rom oder Tod Der Kampf um die italienische Hauptstadt Siedler Verlag Berlin 2001 online Rezensionen zum Buch in der taz Nr 6587 vom 30 Oktober 2001 und in der Welt vom 11 Mai 2002 Francesco Traniello Katholizismus und politische Kultur in Italien Aschendorff Verlag Munster 2016 Weblinks BearbeitenDer Vatikan Staat der Priester mit einem Abschnitt zur Romischen Frage planet wissen de Artikel in Die Tagespost Katholische Zeitung fur Politik Gesellschaft und Kultur zum 75 Jahrestag der Konstituierung des Vatikanstadt der Verabschiedung der Lateranvertrage Text der Lateranvertrage englisch Normdaten Sachbegriff GND 4426745 9 lobid OGND AKS LCCN sh85114943 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Frage amp oldid 233321414