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Die Romische Republik italienisch Repubblica Romana von 1849 war eine knapp funf Monate bestehende demokratische Republik im bis dahin und danach wieder bis 1870 bestehenden Kirchenstaat Sie entstand nach der Flucht von Papst Pius IX als Ergebnis der revolutionaren Erhebungen seit 1848 in Rom Am 9 Februar 1849 wurde sie von Anhangern Giuseppe Mazzinis eines bedeutenden radikaldemokratischen Revolutionars der italienischen Einigungsbewegung Risorgimento offiziell proklamiert Nach der ab April erfolgenden militarischen Intervention durch franzosische und spanische Truppen wurde sie bis zum 3 Juli 1849 niedergeschlagen und die politische Herrschaft der Romisch katholischen Kirche wiederhergestellt Romische RepublikRepubblica Romana1849Wahlspruch Dio e PopoloAmtssprache ItalienischHauptstadt RomStaats und Regierungsform RepublikStaatsoberhaupt zugleich Regierungschef Carlo ArmelliniGiuseppe MazziniAurelio SaffiWahrung Romischer ScudoErrichtung 9 Februar 1849Endpunkt 3 Juli 1849Vorlage Infobox Staat Wartung NAME DEUTSCH Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Von der Revolution bis zur Niederschlagung der Republik 3 Nachfolgende Entwicklung im gesamtitalienischen Kontext 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Italien nach dem Wiener Kongress 1815 KirchenstaatKonigreich Sardinien mit Piemont und SavoyenKonigreich Lombardo VenetienKonigreich beider SizilienGrossherzogtum ToskanaHerzogtum ParmaHerzogtum ModenaHerzogtum LuccaDie italienische Einigungsbewegung hatte bereits seit den 1830er Jahren die Forderung nach der weltlichen Herrschaft uber Rom vertreten Rom wurde von den demokratischen Nationalrevolutionaren democratici ebenso wie von den burgerlichen liberalkonservativen Vertretern einer gesamtitalienischen konstitutionellen Monarchie moderati als die naturliche Hauptstadt Italiens angesehen 1848 war es in nahezu allen italienischen Staaten und Furstentumern zu revolutionaren Erhebungen gekommen die mit den burgerlich liberalen Revolutionen in fast ganz Mitteleuropa einhergingen Die Unruhen und Aufstande in den Regionen der Apenninen Halbinsel so auch in Rom standen wesentlich im Zeichen der italienischen Einigungsbestrebungen des Risorgimento Wiedererstehung die seit dem Wiener Kongress von 1815 bis zum Revolutionsjahr 1848 49 demokratisch dominiert waren Zum einen richteten sie sich gegen die reaktionare Politik der Restauration vor allem in den von den osterreichischen Habsburgern beherrschten Furstentumern Mittel und Oberitaliens und im von den spanischen Bourbonen regierten Konigreich beider Sizilien Zum anderen setzten sie sich fur die Errichtung eines unabhangigen Nationalstaates Italien ein Im Kirchenstaat dessen Territorium sich zu der Zeit zwischen Rom und Bologna von Latium im Sudwesten an der Tyrrhenischen Mittelmeerkuste uber Umbrien die Marken bis zur Romagna im Nordosten an der adriatischen Kuste uber einen wesentlichen Teil Mittelitaliens erstreckte hatte Papst Pius IX zu Beginn seines Pontifikats im Jahr 1846 die Zeichen der Zeit erkannt und damit begonnen liberale Reformen einzufuhren Er bildete einen Staatsrat grundete eine Burgerwehr erliess eine Amnestie fur politische Gefangene 1 und schlug eine Zollunion der italienischen Staaten vor Diese Reformen gingen den Nationalrevolutionaren aber nicht weit genug Sie forderten eine Parlamentarisierung und grundlegende Demokratisierung des Kirchenstaats Von der Revolution bis zur Niederschlagung der Republik Bearbeiten nbsp Papst Pius IX Ab Mitte 1848 nahmen die revolutionaren Unruhen die schon im Januar in anderen italienischen Staaten und Regionen wie etwa in Sizilien und in einigen norditalienischen Stadten wie Mailand Brescia und Padua ihren Anfang genommen hatten auch in Rom zu Nachdem es am 15 November des Jahres zum politisch motivierten Mord am Ministerprasidenten des Kirchenstaates Pellegrino Rossi gekommen war fluchtete der Papst in der Nacht vom 23 auf den 24 November aus der Stadt Er setzte sich nach Gaeta an der Kuste Neapel Siziliens ab und ernannte den ersten Staatssekretar Kardinal Giacomo Antonelli zu seinem Statthalter in Rom Dieser versuchte vergeblich die Politik von Pius IX gegen die sich rapide anbahnenden radikalen Veranderungen durchzusetzen Gegen seine Bestrebungen wurde die Grundung der Republik in Rom organisiert Eine vorlaufige Regierungsjunta schrieb fur den 21 Januar 1849 allgemeine Wahlen fur eine verfassunggebende Versammlung aus fur die alle mannlichen Burger des Kirchenstaats ab dem Alter von 21 Jahren wahlberechtigt waren Kardinal Antonelli forderte angesichts seiner erfolglosen Bemuhungen die Autoritat der Kirche zu erhalten am 4 Januar 1849 die europaischen Machte zur Intervention im Kirchenstaat auf um die Revolution niederzuschlagen bevor er dem Papst ins Exil nach Gaeta folgte nbsp Volksfest bei der Proklamation der romischen Republik von 1849 in Rom nbsp Das Triumvirat der Romischen Republik bestehend aus Carlo Armellini Giuseppe Mazzini und Aurelio Saffi von links nach rechts Nach der Wahl zur konstituierenden Versammlung bei der die Radikaldemokraten die Mehrheit erreichten trat am 5 Februar 1849 die verfassunggebende Versammlung zusammen als deren Ergebnis am 9 Februar die romischen Revolutionare unter dem aus Genua stammenden Giuseppe Mazzini die Republik im Kirchenstaat ausriefen Diese Republik gab sich bis Marz 1849 die bis dahin fortschrittlichste Verfassung aller italienischen Staaten wenngleich sie aufgrund der wenig spater erfolgenden Niederschlagung der Revolution nie formell in Kraft trat Beispielsweise sah die Verfassung neben der Einfuhrung der uneingeschrankten Religionsfreiheit die Abschaffung der Todesstrafe fur Kapitalverbrechen vor Mazzini gehorte wie Carlo Armellini und Aurelio Saffi zum Triumvirat Dreimannerherrschaft das die Republik in den folgenden Monaten fuhrte Die wichtigsten Beschlusse der republikanischen Regierung waren eine grundlegende Reform des Bildungswesens und eine Landrechtsreform die den landwirtschaftlichen Grundbesitz im Kirchenstaat zugunsten der von den Grossgrundbesitzern abhangigen Kleinbauern umverteilen sollte Noch im Februar 1849 wurde zur Propagierung der republikanischen Idee die jakobinische Symbolik der franzosischen Revolution von 1789 aufgenommen und durch Aktionen wie die Errichtung von Freiheitsbaumen und die Organisation von Festen fur die Armen auch und vor allem in den landlichen Regionen in der Bevolkerung verbreitet Dabei wurden beispielsweise durch die Verwendung weiblicher Allegorien wie etwa einer Gottin Italia als Personifizierung des angestrebten italienischen Nationalstaats zum einen demokratische und nationale bzw patriotische Tugenden in den Vordergrund gestellt und zum anderen das Ende der weltlichen Macht des Papsttums zu untermauern versucht Dies wurde auch durch das romische Parlament als Ende jeglicher theokratischen Hypothesen offiziell verkundet Im Marz 1849 erklarte die Romische Republik ihren Zusammenschluss mit der toskanischen Republik Zuvor hatten demokratische Revolutionare im angrenzenden Furstentum den dortigen habsburgischen Grossherzog Leopold II gesturzt und eine allerdings nur kurzlebige Republik Toskana ausgerufen Dieser Umsturz mundete in ein neuerliches militarisches Eingreifen osterreichischer Truppen gegen die norditalienischen Unabhangigkeitsbestrebungen Dies fuhrte innerhalb eines Jahres zum zweiten Krieg Osterreichs gegen die konstitutionelle Monarchie Sardinien Piemont die sich schon zu Beginn der Erhebungen in Norditalien auf die Seite der Revolutionare in der Lombardei gestellt hatte siehe Erster Italienischer Unabhangigkeitskrieg Mit der Parteinahme des sardisch piemontesischen Konigshauses fur eine nationalstaatliche italienische Einigung begann der Prozess der das Land im Nordwesten der Apenninen Halbinsel trotz seiner militarischen Niederlagen von 1848 49 zur bestimmenden staatlichen Macht des Risorgimento werden liess Bereits am 23 Marz 1849 unterlagen die koniglich piemontesische Armee und die republikanischen Freischarlereinheiten in der Schlacht bei Novara was fur die bis dahin demokratisch dominierte Einigungsbewegung eine entscheidende und nachhaltige Niederlage bedeutete Die osterreichischen Truppen erlangten auch bald in der Region um Bologna also im Norden des Kirchenstaats der Romagna die Kontrolle uber die republikanischen Rebellen und leiteten dort die Konterrevolution ein In Rom folgte im April 1849 die Intervention von Truppen der franzosischen Republik und der spanischen Monarchie gegen die junge Repubblica Romana mit dem Ziel die Herrschaft des Papstes wiederherzustellen Revolutionare Einheiten unter der Fuhrung Giuseppe Garibaldis und Antonio Arcionis konnten die Interventionsarmee zunachst zuruckschlagen woraufhin Rom etwa einen Monat lang belagert wurde Am 30 Juni 1849 kapitulierten die Vertreter der Republik schliesslich vor der franzosisch spanischen Ubermacht Grunde dafur waren unter anderem die durch die Belagerung bedingte schlechte Versorgungslage sowie die fehlende Unterstutzung von aussen denn potenziell unterstutzende Truppen aus den norditalienischen Staaten waren nach ihrer Niederlage gegen Osterreich im Unabhangigkeitskrieg militarisch zerschlagen Mazzini und Saffi flohen kurz darauf uber die Schweiz nach England ins vorlaufige Exil Garibaldi nach New York USA Am 3 Juli 1849 wurde die romische Revolution endgultig von den Interventionstruppen niedergeschlagen Dies fuhrte teilweise in Frankreich selbst etwa in Lyon zu Protesten der Bevolkerung Mit der Februarrevolution von 1848 war dort ebenfalls eine neue die zweite franzosische Republik konstituiert worden Nach der Zerschlagung der Romischen Republik ubernahm ein Exekutivkomitee aus Kardinalen die Macht im Kirchenstaat Erst 1850 kehrte der Papst zuruck Teilweise machte er seine ursprunglich liberalen Reformen wieder ruckgangig und etablierte polizeistaatliche Verhaltnisse in Rom Franzosische Truppen blieben bis 1870 als Schutzmacht im Kirchenstaat stationiert Zum Dank fur den Anteil Spaniens an der Intervention stiftete der Papst einen speziellen Feiertag zu Ehren des Heiligen Blutes Jesu Santisima Sangre welcher z B im spanischen Denia noch immer alljahrlich Anfang Juli begangen wird Nachfolgende Entwicklung im gesamtitalienischen Kontext BearbeitenAusser der Romischen Republik wurden auch alle weiteren revolutionaren Erhebungen der Jahre 1848 49 in den italienischen Furstentumern vor allem von osterreichischen Truppen niedergeschlagen zuletzt am 23 August 1849 die Repubblica di San Marco in Venedig unter deren Anfuhrer Daniele Manin Damit hatte die demokratische Bewegung eine nachhaltige Niederlage erlitten Ab 1849 entwickelte sich das Konigreich Sardinien Piemont unter Konig Viktor Emanuel II und seinem Ministerprasidenten Camillo Benso von Cavour nun unter eher liberalkonservativen Vorzeichen zur fuhrenden Macht des Risorgimento Insbesondere aufgrund von Cavours diplomatischem Geschick und militarischer Strategie konnte ein italienischer Nationalstaat im Bundnis mit Napoleon III der sich in Frankreich 1852 zum franzosischen Kaiser hatte ausrufen lassen nach dem Sardinischen Krieg gegen Osterreich bis 1861 durchgesetzt werden nbsp Giuseppe Garibaldi 1866Im Gefolge dieses Krieges gerieten durch neuerliche Aufstande gegen die osterreichische Schutzmacht im Norden des Kirchenstaates etwa in der Romagna und durch militarische Eroberungen der piemontesischen Armee die Marken und Umbrien unter den Einfluss Sardinien Piemonts Derweil waren Freischarlereinheiten unter Fuhrung Garibaldis der 1854 aus den USA nach Italien zuruckgekehrt war von Suden her wo sie das Konigreich beider Sizilien von der Herrschaft der spanischen Bourbonen unter dessen letztem Konig Franz II befreit hatten vgl Garibaldis Zug der Tausend auf dem Vormarsch Richtung Kirchenstaat Dessen endgultige Eroberung durch Garibaldis Truppen wurde durch Sardinien Piemont verhindert um ein neuerliches militarisches Eingreifen Frankreichs zugunsten des Papstes zu umgehen Nach diesen Feldzugen sprachen sich die Bevolkerungen der eingenommenen Gebiete in Plebisziten mehrheitlich fur den Anschluss an Sardinien Piemont aus Garibaldi trat darauf von seinem republikanischen Machtanspruch im Suden zuruck Am 17 Marz 1861 kam es zur Proklamation des nunmehr geeinten italienischen Staates als konstitutionelle Monarchie die den noch verbliebenen Restkirchenstaat Latium mit Rom umschloss Garibaldi unternahm mit einigen Freischaren in den Folgejahren noch zwei Versuche diesen Restkirchenstaat einzunehmen Nach einem gescheiterten Anlauf im Jahr 1862 wiederholte er im Oktober 1867 seinen Angriff gegen Rom Seine Einheiten wurden jedoch am 3 November 1867 von franzosischen und papstlichen Truppen besiegt Als Napoleon III seine Schutztruppen infolge des Beginns des preussisch franzosischen Krieges 1870 aus Rom abzog kam dies dem jungen italienischen Staat gelegen Italienische Militareinheiten eroberten am 20 September 1870 Rom und integrierten nach einer neuerlichen Volksbefragung den Restkirchenstaat im italienischen Konigreich Rom wurde wenig spater zur neuen italienischen Hauptstadt proklamiert Der Konflikt um den staatsrechtlichen Status des Vatikans bzw des Machtzentrums der Katholischen Kirche in Rom blieb lange ungeklart Erst 1929 wurde diese sogenannte Romische Frage mit den Lateranvertragen beigelegt Rom wurde dabei vom Heiligen Stuhl als Hauptstadt Italiens anerkannt von der italienischen Regierung wurde dem Vatikan als Vatikanstadt die politische Unabhangigkeit und volle staatliche Souveranitat garantiert Literatur BearbeitenChristopher Hibbert Rom Biographie einer Stadt Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1992 451 Seiten ISBN 3 423 30303 4 Thomas Kroll Das jakobinische Italien Demokraten und Republikaner in der Revolution von 1848 49 In Irmtraud Gotz von Olenhusen Hrsg 1848 49 in Europa und der Mythos der Franzosischen Revolution Gottingen 1998 S 39 62 Simonetta Soldani Annaherung an Europa im Namen der Nation Die italienische Revolution 1846 1849 In Dieter Dowe Heinz Gerhardt Haupt Dieter Langewiesche u a Hrsg Europa 1848 Revolution und Reform Bonn 1998 S 125 166 Giorgio Candeloro Storia dell Italia moderna Bd III La Rivoluzione nazionale 1846 1849 2 Auflage Mailand 1991 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romische Republik 1849 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roman Republic In Encyclopedia of 1848 Revolutions englisch grafische Uberblicksprasentation zur italienischen Revolution 1848 1849 Entwicklung im gesamtitalienischen Kontext 1820er Jahre bis zur Ruckkehr des Papstes nach Rom 1850 zum Bewegen in der Grafik Richtungspfeile unten verwendenEinzelnachweise Bearbeiten Eamon Duffy Saints and Sinners a History of the Popes Yale University Press 1997 S 222 235 hier S 222 nbsp Dieser Artikel wurde am 17 Dezember 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 812975 7 lobid OGND AKS LCCN no2012034246 VIAF 312605324 Abgerufen von https de 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