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Die italienischen Unabhangigkeitskriege italienisch Guerre d indipendenza italiane waren drei aufeinanderfolgende Kriege die im 19 Jahrhundert zwischen den italienischen Staaten unter Vorherrschaft Sardiniens gegen das Kaisertum Osterreich ausgetragen wurden Der zweite Unabhangigkeitskrieg fuhrte 1860 zusammen mit Garibaldis Zug der Tausend zur Grundung des italienischen Nationalstaates Die drei Kriege waren Teil des Risorgimento und fuhrten schliesslich 1870 mit der Besetzung Roms zur vollstandigen Einigung Italiens Ausgenommen davon waren jene Gebiete die sich noch bis 1918 im Verband von Osterreich Ungarn befanden etwa Teile von Tirol Friaul Triest und Istrien Darstellung von Garibaldis Abreise aus Genua bei Quarto Inhaltsverzeichnis 1 Erster Unabhangigkeitskrieg 1848 1849 1 1 Marzrevolution 1848 1 2 Eingreifen von Sardinien Piemont 1 3 Die Wende 1 4 Weitere Entwicklung 1849 1 5 Zustande in Venedig der Toskana und auf Sizilien 1 6 Der Aufstand in Rom 2 Zweiter Unabhangigkeitskrieg 1859 2 1 Ende des Konigreiches Neapel 2 2 Proklamation des Konigreiches 3 Dritter Unabhangigkeitskrieg 1866 4 Ende der Unabhangigkeitskriege 1870 5 Literatur 6 EinzelnachweiseErster Unabhangigkeitskrieg 1848 1849 BearbeitenMarzrevolution 1848 Bearbeiten nbsp Die politische Lage Italiens vor den Unabhangigkeitskriegen nbsp Ausrufung der Republik Venedig am 23 MarzIn vielen Landern Europas gab es 1848 Volksaufstande gegen die Restauration des Absolutismus Doch in Italien und anderen vom Kaisertum Osterreich beherrschten Landern ging es auch um nationale Selbstbestimmung Aus seinem Exil in London organisierte Giuseppe Mazzini der geistige Vater des italienischen Einheitsstaates die italienischen Arbeiter und agitierte gegen die osterreichische Fremdherrschaft in Italien Wahrend der Marzrevolution versuchten etliche Stadte darunter Mailand und Venedig aber auch Gebiete wie das Cadore die osterreichische Herrschaft abzuschutteln In Mailand nahm der Volksaufstand funf Tage vom 18 bis 22 Marz 1848 daher italienisch Cinque Giornate di Milano genannt unter Carlo Cattaneo so gravierende Ausmasse an dass sich der osterreichische Oberkommandierende Graf Radetzky entschloss die Stadt zu raumen Cattaneo war am 19 Marz in Mailand zum Mitglied eines vierkopfigen Kriegsrates gewahlt worden Es kamen aber schnell die Differenzen zwischen den radikaldemokratischen und den gemassigteren Revolutionaren zu Tage zu deren letzteren auch der in einem Loyalitatskonflikt gefangene Podesta Graf Gabrio Casati gehorte der fur ein militarisches Eingreifen des Hauses Savoyen eingetreten war Das osterreichische I Korps Wratislaw raumte die Lombardei vollstandig und ging auf das Festungsviereck Mantua Peschiera del Garda Verona Legnago zuruck um dort Verstarkungen abzuwarten Dank dieses strategisch sehr wichtigen Festungsvierecks konnten sich die Osterreicher vorerst am Mincio behaupten weiterhin ganz Norditalien kontrollieren und zugleich die durch das Etschtal laufenden Verbindungen nach Norden sichern Am 22 Marz 1848 wurde auch in Venedig die osterreichische Herrschaft abgeschuttelt und am folgenden Tag eine unabhangige Republik Venedig ausgerufen Der osterreichische Militargouverneur Graf Zichy kapitulierte und zog mit seinen Truppen ab Daniele Manin wurde zum Ministerprasidenten und Minister des Aussern ernannt Der neapolitanische General Guglielmo Pepe ubernahm die militarische Fuhrung seine Truppen blieben aber im Krieg zwischen Osterreich und Sardinien Piemont neutral Bereits am 15 Februar 1848 hatte Grossherzog Leopold II vor dem Druck der nationalen Krafte in der Toskana eine liberale Verfassung erlassen mussen Seine Massnahmen genugten den radikalen Kraften der Bevolkerung aber nicht weil sie die osterreichische Herrschaft vollstandig beseitigen wollten Eingreifen von Sardinien Piemont Bearbeiten Das unabhangige Konigreich Sardinien wurde daraufhin von vielen Seiten in Italien aufgefordert sich an die Spitze der Einigungsbewegung zu stellen und den Moment zu nutzen um die osterreichische Herrschaft in Norditalien abzuschutteln Am 23 Marz 1848 erklarte Konig Karl Albert von Sardinien dem Kaiserstaat Osterreich den Krieg Der sardischen Armee schlossen sich 7 000 Manner aus der Toskana an 17 000 Soldaten wurden vom Kirchenstaat zur Verfugung gestellt weitere 16 000 Soldaten vom Konigreich beider Sizilien Diese zusatzlichen Krafte erreichten den Kriegsschauplatz aber erst mit einiger Verspatung weswegen zunachst die sardische Hauptarmee unter Karl Albert mit etwa 75 000 Mann allein gegen die osterreichische Armee vorging nbsp Das osterreichische Festungsviereck am Mincio und an der Etsch der Hauptkriegsschauplatz von 1848Die Truppen Sardiniens griffen erstmals am 8 April bei Goito die vom Fluss Mincio begrenzte westliche Flanke des osterreichischen Festungsvierecks an In der Zwischenzeit hatte das osterreichische II Korps unter FML d Aspre uber Padua kommend die Festungslinie Verona Mantua erreicht und Radetzkys Hauptarmee auf 50 000 Mann verstarkt Weitere Verstarkungen waren unter dem Kommandierenden General in Graz FZM Nugent aus Innerosterreich im Anmarsch Der Anmarsch durch das Isonzotal war aber durch die in Vicenza einmarschierende papstliche Armee unter General Durando verlegt Unmittelbar nach der Einnahme des Flussubergangs bei Goito am 8 April gewann die sardische Armee zwei weitere Gefechte bei den weiter nordlich ebenfalls am Mincio gelegenen Orten Valeggio und Monzambano Am 13 April begann am nordlichen Abschnitt die Belagerung der Festung Peschiera del Garda Das sardische 2 Corps unter General de Sonnaz drang in das Festungsviereck ein und erzielte am 30 April in der Schlacht bei Pastrengo einen ersten grosseren Erfolg Am 19 April unternahmen die Piemontesen einen ersten Angriff auf die Forts von Mantua welcher jedoch fruchtlos blieb am 21 schlossen die Toscaner unter Generalleutnant d Arco Ferrari die Festung ein Durch wiederholte Ausfalle des Festungsfuhrers FML Gorzkowski wurde aber eine enge Zernierung verhindert und die Verbindung mit Verona und Legnago aufrechterhalten Am 6 Mai stiess Karl Albert mit 45 000 Mann gegen die westliche osterreichische Rideaustellung vor Verona vor Sein starker Angriff gegen Crocebianca und San Massimo wurde jedoch von Radetzky in der Schlacht von Santa Lucia abgeschlagen Anfang Mai waren Nugents Verstarkungen den papstlichen Truppen vor Conegliano ausgewichen und marschierten uber die Etsch zum Gardasee vor Am 14 Mai ubernahm der aus Wien kommende FML Heinrich von Hess die Funktion des Chefs des Generalstabes im Hauptquartier Radetzkys in Verona In der Schlacht bei Curtatone und Montanara stiessen die Osterreicher am 29 Mai auf den erbitterten Widerstand von 5 000 Freiwilligen und Studenten der Universitaten von Pisa und Siena Dies gab Karl Albert die Zeit um sich auf den sudlichen Umfassungsangriff Radetzkys gegen das bei Goito liegende sardische Armeekorps vorzubereiten Am 30 Mai konnten die Piemonteser unter Generalleutnant Eusebio Bava die Verbande Radetzkys in der Schlacht von Goito zuruckschlagen Infolge des Sieges kapitulierte auch die osterreichische Besatzung von Peschiera Konig Karl Albert I von Sardinien wurde spontan zum Konig von Italien erklart Radetzky zog sich mit noch etwa 40 000 Mann hinter den Schutz der Festung Verona zuruck Die Wende Bearbeiten Kurz danach wendete sich das Kriegsgluck vollstandig In Frankreich und Osterreich gewannen die Konservativen die Oberhand gegen die revolutionaren Krafte zuruck Radetzky war vorrangig darum bemuht die drohende Gefahr in seinem Hinterland zu beseitigen und die Verbindungswege durch Venetien zum Isonzo zu offnen Am 9 Juni marschierte das Gros des kaiserlichen Heeres unter FML d Aspre nach Vicenza brachte in der Schlacht am Monte Berico 10 Juni die papstlichen Truppen unter Durando zur Kapitulation und war bis 11 Juni nach Verona zuruckgekehrt Karl Albert hatte den kurzen waghalsigen Abzug der Osterreicher nicht bemerkt zudem war jetzt der Weg fur weitere Reserven frei Der Papst in Rom sah seine durch die Revolution ebenfalls bedrohte Position durch die Ruckendeckung Frankreichs wieder verbessert und ordnete den Ruckzug seiner Truppen an Auch der durch interne Revolten selbst bedrohte Konig Ferdinand II beider Sizilien beorderte seine Truppen aus Norditalien zuruck Der unentschlossene Karl Albert liess darauf anderthalb Monate fast tatenlos vergehen Mitte Juli versuchte Karl Albert mit einigen Verbanden noch einen Angriff auf die Festung Mantua wobei ihm bei Governolo ein Erfolg gelang der seine Armee jedoch noch weiter auseinanderzog und strategisch in eine ungunstige Position brachte Am 23 Juli gab der sardische Nordflugel seine Stellungen vor Rivoli gegenuber dem neu etablierten osterreichischen III Korps unter FML Graf von Thurn Valsassina auf und ging auf Peschiera zuruck Die Ausdehnung der feindlichen Front nutzte Radetzky der die Piemontesen am 23 und 24 Juli bei Sona und Sommacampagna konzentriert angriff und schliesslich am 25 Juli 1848 in der Schlacht bei Custozza den entscheidenden Sieg errang Am 26 und 27 Juli begann der ebenfalls uber den Mincio zuruckgegangene sardische Nordflugel unter General de Sonnaz zwischen Cavriana und Volta mit erfolglosen Gegenangriffen Karl Albert musste uber den Oglio zuruckgehen am 29 Juli erreichte sein Heer Cremona am 2 August Lodi In seinem eigenen Territorium in Genua kam es derweil zu Aufstanden gegen seine Herrschaft Am 6 August konnte das osterreichische II Korps kampflos in das geraumte Mailand einziehen General Hess schloss mit dem sardischen General Salasco am 8 August 1848 einen Waffenstillstand ab wonach sich die Truppen Piemonts hinter den Tessin zuruckziehen mussten und durch den Osterreich seine Herrschaft in Norditalien wiederherstellen konnte 1 Weitere Entwicklung 1849 Bearbeiten nbsp Feldmarschall Radetzky am 23 Marz 1849 bei Novara nbsp Treffen Viktor Emanuel II mit Radetzky beim Waffenstillstand von VignaleDoch sowohl in Ungarn als auch in Osterreich selbst kam es erneut zu Aufstanden derentwegen im Dezember 1848 Kaiser Ferdinand I zugunsten seines Neffen Franz Joseph I abdanken musste schon im Fruhjahr war der allmachtige Minister Metternich nach England geflohen Daraufhin machte Karl Albert von Savoyen im Marz 1849 einen erneuten Versuch Osterreich aus Norditalien zu drangen Nachdem er den eigenen Generalen nicht mehr vertraute fiel seine Wahl auch aus politischen Grunden auf den polnischen General Chrzanowski der mit dem Oberbefehl uber 97 500 Sarden betraut wurde Obwohl ihm der fahige Stabschef Alessandro La Marmora zur Seite gestellt wurde war Chrzanowski der kein Italienisch sprach ein schwerer Fehlgriff Karl Alberts alter Widersacher Feldmarschall Radetzky konnte ihm uber 73 400 Mann entgegenstellen und ging selbst zur Offensive uber Am 20 Marz hatten die Osterreicher den Ticino uberschritten und ruckten dem Feind nach Vigevano entgegen Nachdem die Piemontesen bei Sforzesca einen kleineren Erfolg erzielt hatten gewann Radetzky am 21 Marz die Schlacht bei Mortara Am 23 Marz 1849 standen 45 000 Mann Radetzkys etwa 54 000 Sarden in der entscheidenden Schlacht bei Novara gegenuber und konnten den Feldzug fur sich entscheiden Der gedemutigte Karl Albert dankte zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II ab der am 24 Marz dem Waffenstillstand von Vignale zustimmen und am 26 Marz personlich unterzeichnen musste 2 Es war deutlich geworden dass das kleine Konigreich Sardinien die Donaumonarchie nicht ohne umfangreiche Vorbereitungen und vor allem nicht ohne einen grossen Verbundeten militarisch zum Ruckzug zwingen konnte Dies hielt andere aber nicht davon ab weiterhin fur die Unabhangigkeit Italiens zu kampfen Am 23 Marz 1849 dem Tag der Niederlage der Sardischen Armee in der Schlacht bei Novara begann in der lombardischen Stadt Brescia ein zehntagiger Volksaufstand Den Osterreichern gelang es erst am 1 April nach dem Eintreffen eines kompletten Armeekorps unter dem Befehl von Julius von Haynau den Widerstand zu brechen Der osterreichische Befehlshaber General Johann Graf von Nugent fiel bei den Kampfen Zustande in Venedig der Toskana und auf Sizilien Bearbeiten In Venedig versuchte man am 27 Oktober 1848 von der Porto Marghera aus Mestre zu erobern 2300 Mann schlugen dabei eine osterreichische Einheit unter Generalmajor Mitis und brachten den Ort in ihre Gewalt Die Osterreicher konnten erst am 4 Mai 1849 den konzentrierten Angriff zur Ruckgewinnung Venedigs beginnen Vom 4 bis 26 Mai wurde Fort Marghera belagert und schliesslich erobert Am 17 Mai wurde General Haynau an den Kriegsschauplatz nach Ungarn abberufen und Graf von Thurn ubernahm die Zernierung der Lagunenstadt Am 29 Juli begann das Bombardement auf die Stadt von osterreichischer Seite kamen auch Heissluftballone mit Brandbomben zum Einsatz der erste Luftangriff der Weltgeschichte Die Venezianer ergaben sich erst am 24 August 1849 nachdem die osterreichische Belagerung zu Land und See zu Hungersnoten und Epidemien gefuhrt hatte Grossherzog Leopold II von Toscana musste im Februar 1849 sein Land verlassen In Florenz wurde eine provisorische republikanische Regierung etabliert die sich kurzzeitig mit der zur selben Zeit im Kirchenstaat etwa funf Monate lang bestehenden revolutionaren Romischen Republik verbundete Auf Sizilien fuhrte Ruggiero Settimo seit der Marzrevolution 1848 in Palermo den Volksaufstand gegen die Bourbonen in Neapel an und leitete 16 Monate lang eine unabhangige Revolutionsregierung Auch Konig Ferdinand II befahl Ende August 1848 die Ruckeroberung des abgefallenen Sizilien General Filangieri setzte am 1 September mit etwa 14 000 Mann bei Reggio uber und konnte Messina nach viertagiger Beschiessung bis 8 September zur Ubergabe zwingen In Palermo wahlten die sizilianischen Separatisten Ruggiero Settimo zum Staatsoberhaupt und beauftragten den polnischen General Ludwik Mieroslawski mit der Verteidigung der Unabhangigkeit Nach der Wiederaufnahme des Krieges im Fruhjahr 1849 tauschte die neapolitanische Marine eine Landung an der Kuste von Cefalu vor operierte aber mit den Hauptkraften in Richtung Suden Filangieris Truppen siegten bei Taormina nahmen am 7 April Catania ein kurz darauf auch Syrakus und Noto Die demoralisierten Sizilianer gingen auf Palermo zuruck wohin ihnen Filangieris Truppen folgten und auch diese Stadt bis zum 15 Mai 1849 zur Ubergabe zwangen 3 Der Aufstand in Rom Bearbeiten nbsp Pius IX Auch in Rom kam es zum Aufstand Nach der Ermordung des papstlichen Innen Polizei und Finanzministers Pellegrino Rossi durch revolutionare Rebellen am 15 November 1848 sah sich Papst Pius IX am 23 24 November zur Flucht aus Rom veranlasst und setzte sich nach Gaeta ab Am 9 Februar 1849 rief Giuseppe Mazzini die Romische Republik aus die eine der fortschrittlichsten Verfassungen ihrer Zeit erhielt Von seinem neapolitanischen Exil aus blieb der Papst bemuht seine weltliche Herrschaft wiederherzustellen Die papstliche Diplomatie hatte schliesslich Erfolg als sich Louis Napoleon der Prasident der 1848 wiedererstandenen franzosischen Republik zu einer militarischen Intervention entschloss Unter dem Befehl von General Oudinot landeten franzosische Truppen im papstlichen Kriegshafen von Civitavecchia und marschierten auf Rom das von Freiwilligen unter Giuseppe Garibaldi verteidigt wurde Die Franzosen griffen von Westen aus an und trafen auf dem Gianicolo einem Hohenzug sudlich des Petersdoms auf Garibaldi Von dort aus entwickelte sich in der Stadt ein erbitterter Hauserkampf der den ganzen Monat Juni des Jahres 1849 andauern sollte Besonders um die Porta San Pancrazio und die Villa Doria Pamphili wurde heftig gekampft Viele beruhmte Personlichkeiten der italienischen Freiheitsbewegung fielen hier Angesichts der hoffnungslosen Lage kapitulierte die Romische Republik schliesslich am 2 Juli 1849 Garibaldi konnte noch vorher mit etlichen Freiwilligen aus Rom ausbrechen loste dann seine kleine Armee aber in der Republik San Marino auf Wahrend des Versuchs das noch kampfende Venedig zu erreichen starb seine Frau Er selbst entging seinen osterreichischen Verfolgern nur knapp und floh schliesslich nach Amerika Gefechte und Schlachten des ersten italienischen Unabhangigkeitskrieges Funf Tage Aufstand Pastrengo Santa Lucia Curtatone Goito Vicenza Governolo Custozza Volta Mestre Mortara Novara Brescia VenedigZweiter Unabhangigkeitskrieg 1859 Bearbeiten Hauptartikel Sardinischer Krieg nbsp Giuseppe GaribaldiNach den Erfahrungen der Revolutionen und Kampfe der Jahre 1848 und 1849 leitete man im Konigreich Sardinien eine Phase der Reformen und der politischen und militarischen Vorbereitungen fur einen erneuten Einigungsversuch ein Diese Politik wurde massgeblich vom neuen Ministerprasidenten Camillo Benso von Cavour gestaltet Durch die Beteiligung am Krimkrieg gelang es ihm die italienische Frage auf die politische Agenda der Regierungen Frankreichs und des Vereinigten Konigreiches von Grossbritannien und Irland zu bringen die er als Verbundete im Kampf gegen die damalige europaische Grossmacht Osterreich als unverzichtbar erachtete 1858 schloss er mit Napoleon III in Plombieres les Bains einen Geheimvertrag der fur den Fall eines osterreichischen Angriffs die Unterstutzung Frankreichs vorsah Im Gegenzug sollte das Konigreich Sardinien sein Stammland Savoyen und die Grafschaft Nizza an Frankreich abtreten In Absprache mit der franzosischen Regierung gelang es Cavour im Fruhjahr 1859 Osterreich zum Angriff auf das Piemont zu provozieren Dies legitimierte die franzosische Teilnahme am Sardischen Krieg Im Marz 1859 marschierte der 1854 erneut nach Italien zuruckgekehrte italienische Freiheitsfuhrer Giuseppe Garibaldi mit 3000 Alpenjagern an der sudlichen Grenze der Lombardei auf Am 26 Mai konnte er eine osterreichische Brigade bei Varese zuruckwerfen Seine unerfahrenen Freiwilligen wurden aber am 15 Juni bei Treponti durch eine osterreichische Brigade unter FML Urban uberraschend angegriffen und zerstreut Die franzosische Armee war etwa 170 000 Mann stark und wurde von Kaiser Napoleon III selbst nach Italien gefuhrt Die verbundete Armee Sardiniens umfasste 65 000 Soldaten und stand unter Fuhrung des Generalstabschef Alfonso La Marmora Am 29 Mai eroffneten die Armeen Sardiniens und Frankreichs ihre Angriffe Nach den Schlachten von Montebello 21 Mai San Fermo 26 27 Mai Palestro und Vinzaglio 30 Mai war der Weg der Verbundeten nach Mailand frei Die Schlachten von Magenta 4 Juni Melegnano 8 Juni und der entscheidende Sieg bei San Martino und Solferino am 24 Juni beendete die osterreichische Herrschaft in der Lombardei Frankreich zog sich in der Folge aus politischen Grunden zuruck weswegen Osterreich weiterhin Venetien das Trentino und Julisch Venetien behielt was sieben Jahre spater den Dritten Italienischen Unabhangigkeitskrieg auslosen sollte Nach dem Vorfrieden von Villafranca beendete der Frieden von Zurich am 10 November 1859 den Sardinischen Krieg Trotz des Drangens nationaler Krafte zog Grossherzog Leopold II von Toskana wegen seiner verwandtschaftlichen Verbindung zum Haus Habsburg Lothringen nicht gegen Osterreich in den Krieg Daraufhin brach auch in Florenz eine Revolution aus in deren Folge die grossherzogliche Familie nach Bologna fliehen musste und sich von da aus ins Exil nach Wien begab Am 21 Juli 1859 dankte er zu Gunsten seines Sohnes Grossherzog Ferdinand IV von Toskana ab konnte jedoch nicht verhindern dass die Toskana im Zuge der Einigung Italiens nach dem eindeutigen Ergebnis einer Volksabstimmung 1860 an das Konigreich Sardinien angeschlossen wurde Damit endete die Herrschaft des Hauses Habsburg Lothringen Toskana Ende des Konigreiches Neapel Bearbeiten Garibaldi bereitete jetzt auch das Ende der bourbonischen Herrschaft in Suditalien vor Am 5 Mai 1860 segelte der Zug der Tausend von Genua aus nach Suden um das Konigreich Sizilien und Neapel zu erobern Am 11 Mai landete Garibaldi bei Marsala am Westzipfel Siziliens In der Schlacht von Calatafimi schlugen seine Rothemden am 15 Mai 1860 die Truppen des dreifach uberlegenen neapolitanischen Generals Francesco Landi Ein ausbrechender Volksaufstand in Palermo begunstigte seinen schnellen Vormarsch auf Messina Nach der Schlacht von Milazzo 17 bis 24 Juli befand sich ganz Sizilien unter seiner Kontrolle Der neapolitanische General Carlo Filangieri versuchte noch 40 000 Soldaten in einem Bruckenkopf bei Messina gegen die Eindringlinge zusammenziehen doch der schwache Konig Franz II konnte sich angesichts der Unzuverlassigkeit seiner Truppen nicht zu energischen Operationen durchringen Der kampflose Einzug Garibaldis in Neapel erfolgte am 7 September Am 1 Oktober 1860 besiegten seine Truppen in der Schlacht am Fluss Volturno das zahlenmassig weit uberlegene Heer des Konigreich beider Sizilien damit war das Ende des Konigreichs Neapel besiegelt nbsp Der Handschlag auf der Brucke am Teano am 26 Oktober 1860Die Erfolge Garibaldis gefahrdeten die Fuhrungsrolle Sardinien Piemonts bei der Einigung Italiens In den liberalkonservativen Kreisen um Graf Camillo Cavour befurchtete man eine neapolitanische Republik und ahnlich wie bei der Niederschlagung der Romischen Republik von 1849 neue auslandische Interventionen falls Garibaldi bis nach Rom vordringen sollte Savoyen vereinbarte mit Napoleon III dessen Billigung der Eroberung Umbriens und der zum Kirchenstaat gehorenden Marken um Garibaldi zuvorzukommen Am 26 Oktober 1860 fand am Teano bei Neapel das legendare Treffen zwischen Viktor Emanuel II und Garibaldi statt bei dem Letzterer den piemontesischen Monarchen als Konig von Italien begrusste und anerkannte Am 18 September 1860 schlugen die piemontesischen Truppen des Generals Enrico Cialdini die papstlichen Truppen der Generale De Pimodan und Louis Juchault de Lamoriciere bei Castelfidardo Ancona und besetzten den Kirchenstaat Rom und seine Umgebung blieben aus politischen Grunden weiterhin unangetastet Beim Weitermarsch der Sarden nach Suditalien stellten sie klar dass sich Garibaldi mit seinen Freischaren der Regierung in Turin unterordnete Der aus Neapel geflohene Konig Franz II fand Zuflucht auf der Festung Gaeta die General Schumacher verteidigte Schliesslich wurde auch Gaeta von den Sarden beschossen und bombardiert Hunger und Seuchen in der seit dem 5 November 1860 belagerten Festung erschwerten die Verteidigung Franz II unterzeichnete gegenuber General Enrico Cialdini am 13 Februar 1861 die Kapitulation und ging ins Exil die auf Sizilien noch gehaltene Zitadelle von Messina wurde am gleichen Tag ubergeben Proklamation des Konigreiches Bearbeiten Der von Cavour politisch sehr geschickt eingeleitete Krieg gegen Osterreich und die zugleich auf wirksame Weise aufgefangene Bewegung Garibaldis ermoglichte die Einigung Italiens unter der Herrschaft des Hauses Savoyen Am 18 Februar 1861 eroffnete Cavour in Turin das erste vereinigte Parlament das Viktor Emanuel am 17 Marz des Jahres zum ersten Konig von Italien proklamierte Vorlaufiger Regierungssitz wurde die bisherige sardinisch piemontesische Hauptstadt Turin Rom wurde von den Nationalisten aber als naturliche Hauptstadt Italiens angesehen und blieb daher weiterhin das Ziel Garibaldis Am 29 August 1862 wurden seine Freischaren in der Schlacht am Aspromonte durch konigliche Truppen unter Pallavicini zuruckgeschlagen Garibaldi wurde dabei schwer verwundet und musste sich auf sein Domizil auf der Insel Caprera zuruckziehen 4 Gefechte und Schlachten des zweiten italienischen Unabhangigkeitskrieges Montebello Varese Fermo Palestro Turbigo Boffalora Melegnano Magenta Treponti Solferino San Martino Calatafimi Milazzo Volturno Castelfidardo Gaeta AspromonteDritter Unabhangigkeitskrieg 1866 Bearbeiten Hauptartikel Dritter Italienischer Unabhangigkeitskrieg nbsp General Alfonso La MarmoraDer preussische Ministerprasident Bismarck versuchte Osterreich aus dem Deutschen Bund zu drangen Er konnte das mit Frankreich freundschaftlich verbundene Italien fur seine Plane gewinnen Ein auf Druck Frankreichs unterbreitetes Angebot Osterreichs Venetien freiwillig abzutreten kam zu spat Im Dritten Italienischen Unabhangigkeitskrieg von 1866 endete ein neuer italienischer Versuch Venetien zu erobern zwar mit einer militarischen Niederlage gegen Osterreich aber schlussendlich doch mit dem angestrebten territorialen Erfolg Bereits am 8 April 1866 hatte Bismarck mit dem italienischen Vertreter General Govone ein auf drei Monate befristetes geheimes Angriffsbundnis gegen Osterreich abgeschlossen Osterreich wiederum handelte sich am 12 Juni in einem Geheimvertrag mit Napoleon III die franzosische Neutralitat aus Dafur wurde Frankreich im Falle eines osterreichischen Sieges Venetien erhalten nbsp Garibaldi wahrend der Schlacht von Bezzecca 21 Juli 1866Italien mobilisierte seine Truppen und erklarte Osterreich am 20 Juni 1866 den Krieg Am 24 Juni besiegte Erzherzog Albrecht von Osterreich mit 74 000 Mann die etwa 84 000 Mann starke italienische Mincio Armee unter dem piemontesischen Oberbefehlshaber General Alfonso La Marmora in der Zweiten Schlacht bei Custozza Osterreich verlor dabei 4 650 Mann davon 1 200 Tote die Italiener hatten Verluste von uber 8 000 Soldaten aber nur 600 Tote Die Italiener kampften in diesem Feldzug nicht konzentriert und verzichteten nach dem ersten Misserfolg auf einen moglichen Gegenangriff Die nicht im Kampf gestandene 2 Armee unter General Cialdini hatte auf die Nachricht von der Niederlage La Marmoras den Po Ubergang an der Panaro Mundung vollzogen und marschierte der geschlagenen Hauptarmee am rechten Flussufer hilfreich entgegen ein zweiter Waffengang ware moglich gewesen Aus ahnlichen Grunden verlor die italienische Marine unter Admiral Carlo Persano am 20 Juli auch die anschliessende Seeschlacht von Lissa gegen die Osterreicher unter Tegetthoff Die osterreichische Flotte gewann diesen Seekampf weil die entscheidenden Befehle ohne Verzogerung gegeben wurden der Schlachtplan hervorragend ausgearbeitet war und die Mannschaften gut ausgebildet waren Den einzigen italienischen Erfolg im Krieg von 1866 erfochten die Freischaren unter Garibaldi am 21 Juli in der nordwestlich des Gardasees gelegenen Bezzecca gegen die Osterreicher unter General Kuhn Nachdem das mit Italien verbundete Preussen am 3 Juli 1866 in der Schlacht von Koniggratz gesiegt hatte musste Osterreich Venetien trotz seiner militarischen Erfolge im Suden an Frankreich das eine wenn auch nicht unbedingt neutrale sondern eher mit Italien sympathisierende Vermittlerrolle einnahm abtreten Die Herauslosung des lombardo venetianischen Konigreichs aus der osterreichischen Monarchie wurde im Vorfrieden von Nikolsburg vom 26 Juli 1866 vereinbart und mit dem Prager Frieden vom 23 August 1866 verbindlich Frankreich reichte diese Territorien an das Konigreich Italien weiter Italienische Truppen konnten kampflos in Venetien einmarschieren Im Wiener Frieden zwischen Italien und Osterreich vom 3 Oktober 1866 wurde Venetien als italienischer Besitz bestatigt Ende der Unabhangigkeitskriege 1870 Bearbeiten nbsp Im September 1870 eroberten Bersaglieri Rom und vollendeten damit die Einigung ItaliensGaribaldis Einheiten wurden am 3 November 1867 bei einem neuerlichen Versuch Rom zu besetzen durch Truppen des Papstes unter General Hermann Kanzler und franzosische Hilfstruppen unter General Balthazar de Polhes bei Mentana zuruckgeschlagen Die Italienischen Unabhangigkeitskriege endeten im September 1870 mit der Eroberung Roms 20 September Breccia di Porta Pia durch Truppen unter General Raffaele Cadorna Wegen des Deutsch Franzosischen Kriegs konnte Frankreich den Papst nicht wie vereinbart schutzen Der Kirchenstaat hatte aufgehort zu existieren der Papst besass jetzt kein eigenes Staatsgebiet mehr Er betrachtete sich unter nomineller Wahrung seiner Rechte als Gefangener im Vatikan Italien respektierte die Vatikanstadt zwar als quasi exterritorial der Rechtsstatus blieb aber formell ungeklart Der Konflikt zwischen Kirche und dem Staat Italien Romische Frage blieb daher bestehen und wurde erst 1929 durch die Lateranvertrage endgultig gelost Aus der Sicht des spateren italienischen Irredentismus endeten die Italienischen Unabhangigkeitskriege erst mit dem Ersten Weltkrieg da bis 1918 die Gebiete um Triest und Trient mit einer uberwiegend italienischsprachigen Bevolkerung noch nicht zu Italien gehorten Gefechte und Schlachten des dritten italienischen Unabhangigkeitskrieges Custozza Lissa Bezzecca Mentana Ersturmung der Porta PiaLiteratur BearbeitenDenis Mack Smith Modern Italy A political history New Haven London 1997 Konrad Sturmhoefel Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit Band IX und X Otto Spamer Verlag Leipzig 1897 Einzelnachweise Bearbeiten Konrad Sturmhoefel Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit Otto Spamer Verlag 1897 S 723 740 Konrad Sturmhoefel Illustrierte Geschichte der neuesten Zeit Otto Spamer Verlag 1897 S 740 744 Hermann Reuchlin Geschichte Italiens Band 2 Verlag S Hirzel Leipzig 1860 S 320 330 Pascal Oswald Vom Volturno nach Mentana Giuseppe Garibaldi und die Romische Frage In risorgimento info 5 Marz 2020 abgerufen am 14 November 2022 S 1 10 hier S 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Italienische Unabhangigkeitskriege amp oldid 237250874