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Der Osterreichisch Franzosische Geheimvertrag vom 12 Juni 1866 bezog sich auf den Fall dass es im Deutschen Bund zu einem Krieg zwischen Osterreich und Preussen kommen wurde Frankreich unter Napoleon III sicherte Osterreich die Neutralitat zu wahrend Osterreich Zusagen machte die sich auf die Neuordnung des Deutschen Bundes bezogen Dabei stellte Osterreich in Aussicht dass aus dem preussischen Rheinland ein indirekt unter franzosischer Vorherrschaft stehender neuer Mitgliedsstaat gebildet werde Der Deutsche Bund der nach dem Krieg 1866 aufgelost wurde mit Osterreich orange und Preussen blau Ein wichtiger Verhandlungspunkt war die Zukunft von Venetien mit der Hauptstadt Venedig Das italienischsprachige Gebiet wurde von Osterreich regiert Das Konigreich Italien trachtete danach das Gebiet zu erwerben und damit der italienischen Einheit naher zu kommen Osterreich musste einsehen dass es angesichts der internationalen Lage kaum moglich sein wurde Venetien zu behalten Im Geheimvertrag vereinbarte es daher die Ubertragung Venetiens an Frankreich Im kurz darauf ausbrechenden Deutschen Krieg erlitt das siegessichere Osterreich eine Niederlage Die Bestimmungen der Abmachung wurden daher bedeutungslos Mit diesem Geheimvertrag hatte Osterreich die Bundesverfassungsgesetze des Deutschen Bundes verletzt ebenso wie Preussen durch seinen Allianzvertrag mit Italien Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt 3 Folgen 4 Bewertung 5 Siehe auch 6 BelegeVorgeschichte BearbeitenIm Laufe des Jahres spitzten sich zwei Krisen im Deutschen Bund zu die Frage einer Bundesreform und die Schleswig Holstein Frage Nach dem Deutsch Danischen Krieg 1864 hatten Osterreich und Preussen gemeinsam die Herrschaft uber Schleswig und Holstein erhalten Im Streit um die Zukunft dieser beiden Elbherzogtumer kam es dazu dass preussische Truppen in das osterreichisch kontrollierte Holstein einmarschierten Osterreich beantragte daher am 14 Juni im Bundestag die Mobilmachung des Bundesheeres nbsp Nach der Grundung des Konigreichs Italien waren zwei grossere Gebiete aussen vor geblieben das von Osterreich beherrschte Venetien grun und das von franzosischen Truppen geschutzte papstliche Rom der Kirchenstaat lila Ein Krieg hatte im Vorfeld abgewendet werden konnen wenn Preussen seinen italienischen Bundnispartner verloren hatte Dazu hatte Osterreich Venetien freiwillig an Italien abtreten mussen wozu es bereits von Grossbritannien ermuntert worden war Der osterreichische Aussenminister Alexander von Mensdorff Pouilly erklarte im Mai 1866 gegenuber der franzosischen Regierung Kommt es zum Krieg ubertragt Osterreich Venetien an Frankreich Frankreich konne es an Italien weitergeben Allerdings musse Italien eine finanzielle Entschadigung an Osterreich zahlen fur die Festungswerke in Venetien Mit diesem Geld wurde Osterreich die neue Grenze befestigen Italien musse den fruheren Kirchenstaat wiederherstellen und die habsburgischen Fursten von Modena und der Toskana entweder in ihre alten Reiche einsetzen oder fur sie neue Reiche in Venetien schaffen Ansonsten solle eventuell der Konig von Neapel zuruckkehren Ferner verlangte Osterreich fur sich die preussische Provinz Schlesien Dafur konne Preussen Land im ubrigen Norddeutschland annektieren Im Gegenzug mussten dann aber auch Bayern und Sachsen ihr Gebiet erweitern durfen Osterreichs Botschafter Metternich sah einen moglichen Anreiz fur Frankreich darin dass Frankreich Belgien annektiert und der belgische Konig dafur ein neues Konigreich im deutschen Rheinland erhalt 1 Die Reaktion Frankreichs auf diese osterreichischen Vorschlage war kuhl Seinerseits war Preussen sehr skeptisch als es auf indirektem Wege einen Vorschlag Napoleons III erhielt Frankreich wurde Preussen unterstutzen wenn es dafur die Rheinlande erhielt Nur so glaubte Napoleon konne er die franzosische Offentlichkeit fur seinen Plan gewinnen Ein Verlust des Rheinlands war aber aus preussischer Sicht ganz unmoglich allein schon des nationalen Gefuhls in Deutschland wegen 2 So kam Frankreich auf seinen Kongressvorschlag zuruck den es gemeinsam mit Grossbritannien und Russland unterbreiten wollte Frankreich wollte auf einem europaischen Kongress die Venetien Frage die Schleswig Holstein Frage und die Deutsche Frage behandeln lassen ohne Gewinn fur sich um den Frieden zu erhalten Demnach sollten Preussen und Italien Osterreich Geld fur Venetien geben mit diesem Geld wurde Osterreich Gebiete des Osmanischen Reiches erwerben Schleswig Holstein solle einfach preussisch werden Eine Reform des Deutschen Bundes stellte Napoleon sich so vor dass Preussen den Norden und Osterreich den Suden dominieren wurde 3 Osterreich lehnte aber einen Kongress ab auf dem uber Gebietsanderungen diskutiert werden wurde Auf Venetien konne Osterreich nicht verzichten ohne seinen Status als Grossmacht zu verlieren Es gabe ausser Schlesien kein Gebiet das wertvoll genug zum Austausch ware und eine Geldzahlung ware unehrenhaft Bei den osterreichisch franzosischen Verhandlungen im Juni 1866 erreichte Osterreich folgendes Ergebnis Im Kriegsfall wurde Frankreich neutral bleiben Osterreich wurde Venetien nur abtreten wenn es den Krieg gewinnt Napoleon ging gern darauf ein denn wenn Osterreich verlieren sollte wurde es Venetien sowieso an Italien abtreten mussen Am 12 Juni wurde schliesslich der Vertrag unterzeichnet und durch mundliche Absprachen erweitert 4 Inhalt BearbeitenDer Geheimvertrag und die mundlichen Absprachen sicherten Osterreich zu dass Frankreich neutral bleiben wurde wenn es zum Krieg im Deutschen Bund kame Frankreich wurde sich auch darum bemuhen Italien zur Neutralitat zu bewegen Dafur musste Osterreich zahlreiche Gegenleistungen und Anspruche Frankreichs akzeptieren 5 Sollte Osterreich gegen Preussen siegen muss es Venetien an Frankreich ubertragen Venetien ware dann zur Verhandlungsmasse zwischen Italien und Frankreich geworden Sollte Osterreich in Italien siegen wurde es den Status von Venetien nicht andern solange das Bundnis mit Frankreich besteht Sollte es im Deutschen Bund dazu kommen dass die Machtverhaltnisse sich andern sei abgesprochen Frankreich wurde osterreichische Gebietsgewinne erlauben solange der Deutsche Bund dadurch nicht unter die alleinige Vorherrschaft Osterreichs kommt Osterreich wurde sich mit Frankreich absprechen bevor es zu Gebietsveranderungen kommt die das europaische Gleichgewicht der Machte gestort hatten Frankreich sollte weiterhin fur den verbleibenden Kirchenstaat einstehen Die Habsburger die fruher in italienischen Furstentumern regiert hatten sollten Entschadigungen ausserhalb Italiens erhalten Die Vertragspartner dachten dabei an Gebiete des preussischen Rheinlands Mundlich wurde zusatzlich vereinbart Das preussische Rheinland sollte ein unabhangiger Staat werden Unter Unabhangigkeit war zu verstehen dass der Rheinstaat durchaus Mitglied im Deutschen Bund bleiben konnte Gleichzeitig ging man aber davon aus dass so ein Staat de facto von Frankreich abhangig sein wurde Folgen BearbeitenNoch im Juni brach der Deutsche Krieg aus Osterreich und seine Verbundeten standen nicht nur gegen Preussen im Feld auch musste Osterreich sich italienischer Angriffe erwehren Als sich abzeichnete dass der Krieg fur Osterreich schlecht lief wies Wien seinen Botschafter Metternich in Paris an einen Waffenstillstand mit Italien zu erreichen den Frankreich vermitteln sollte Wien ware dabei zur Ubergabe Venetiens bereit Napoleon antwortete dass er nur vermitteln wurde wenn es auch um den Krieg gegen Preussen ging Er hatte Preussen nicht fur so stark gehalten und furchtete nun dass Preussen alle Moglichkeiten eroffnet waren 6 Ein Teil der franzosischen Regierung wollte Preussen verbieten Gebiete zu erobern und bereits Truppen an die franzosisch preussische Grenze entsenden Napoleon aber furchtete die Reaktion der offentlichen Meinung Auch hatte er von Preussen und Italien erfahren dass sie eine Vermittlung zumindest nicht sofort ablehnten Er schlug Preussen vor sich Sachsen einzuverleiben Der sachsische Konig konnte dann ein neues Reich im Rheinland erhalten Osterreich solle kein deutsches Gebiet verlieren 7 Das rasche Ende des Krieges im Deutschen Bund im Juli August verhinderte dass Napoleon weiter Einfluss auf die Ereignisse nehmen konnte Ware Napoleon nicht von Anfang an davon ausgegangen dass Osterreich siegen wurde hatte er gegenuber Preussen nachdrucklicher auf Gegenleistungen fur die franzosische Neutralitat bestanden Das hatte er versaumt so dass er spater mit leeren Handen da stand 8 Darauf bezieht sich das bekannte franzosische Schlagwort Rache fur Sadowa Der Deutsche Krieg war durch den preussischen Sieg in der Schlacht bei Koniggratz gewonnen worden in Frankreich nach dem nahe gelegenen Sadowa benannt In Frankreich empfand man benachteiligt worden zu sein Es entstand ein kalter Krieg zwischen Frankreich und Preussen in dem Napoleon III dauerhaft nach Gebietserwerbungen strebte Bewertung BearbeitenE Ann Pottinger sieht den Vertrag in der Kontinuitat napoleonischer Aussenpolitik Napoleon befurwortete das Nationalitatenprinzip wie er es auch den Italienern und Preussen gegenuber dargestellt hatte Ausserdem wollte er das Nationalitatenprinzip an das Prinzip der Machtbalance anpassen Er hoffte auf eigene Gebietsgewinne bestand allerdings nicht darauf Dabei musste er auch stets die offentliche Meinung in Frankreich berucksichtigen Nachdem Preussen auf Napoleons Vorschlag nicht eingegangen und die Kongress Idee gescheitert war blieb ihm nur noch der Vertrag mit Osterreich Dadurch wollte Napoleon sich einen Platz am Tisch der Friedensverhandlungen sichern wobei es undeutlich blieb welche Entscheidungen er dort letztlich treffen wurde 9 Osterreich verletzte mit dem Geheimvertrag seine Pflichten gegenuber dem Deutschen Bund urteilt Ernst Rudolf Huber Aussenpolitische Bundnisse dieser Art waren laut den Bundesverfassungsgesetzen verboten weil sie nicht nur einen anderen Mitgliedsstaat Preussen sondern auch die Sicherheit des gesamten Bundes gefahrdeten Osterreich erlaubte einem bundesfremden Staat Frankreich die Einmischung in deutsche Verhaltnisse gar Gebietsveranderungen Vorzuwerfen sei Osterreich vor allem die geplante Bildung eines unabhangigen Rheinstaats 10 Allerdings ist zu berucksichtigen dass Preussen schon am 8 April einen geheimen Allianzvertrag mit Italien abgeschlossen hatte Dieser sah vor dass Italien im Kriegsfall Osterreich den Krieg erklaren wurde und dafur mit Venetien zu belohnen sei Seit dem osterreichisch franzosischen Vertrag vom 12 Juni 1866 hatten die beiden deutschen Machte sich gegenseitig in dieser Hinsicht nichts mehr vorzuwerfen Sie hatten beide in dem entbrennenden Streit durch Abkommen mit fremden Staaten ihre Bundespflichten verletzt und die Bundesverfassung dem eigenen machtstaatlichen Interesse geopfert Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte 11 Siehe auch BearbeitenSchutz und Trutzbundnisse 1866 Konigreich Lombardo Venetien Dreibundplan 1868 1870Belege Bearbeiten E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 112 114 E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 120 141 E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 128 f 141 E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 142 145 147 Nach Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 529 530 E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 142 152 155 E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 142 160 169 Allan Mitchell Bismarck and the French Nation Pegasus New York 1971 S 35 f E Ann Pottinger Napoleon III and the German Crisis 1865 1866 Cambridge Massachusetts Harvard University Press 1966 S 142 149 f Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 530 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band III Bismarck und das Reich 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 531 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichisch Franzosischer Geheimvertrag amp oldid 211515354