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Der Kongregationalismus ist eine Form der christlichen Gemeindeverfassung in der die Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden oberste Prioritat hat Nach diesem System sind die Tauferbewegung 1 die Pfingstbewegung 2 die Baptistengemeinden und die eigentlichen kongregationalistischen Kirchen organisiert Kongregationalistische Gemeindeverfassungen mussen vom Presbyterianismus unterschieden werden in dem die Gemeinde von Altesten unter der Aufsicht einer meist nationalen Vorstandsversammlung Synode gefuhrt wird und vom Episkopalismus wo dies durch ein hierarchisches Bischofssystem geschieht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Theologische Grundlagen 3 Kongregationalistische Kirchen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Kongregationalismus entstand ursprunglich innerhalb der Kirche von England durch Einflusse der reformierten Tradition Johannes Calvins und Ulrich Zwinglis Innerhalb der puritanischen Bewegung im England des 16 und 17 Jahrhunderts wurden Gemeinde und Kirchenverfassung zu zentralen Streitpunkten und so wurden die verschiedenen Gruppierungen des puritanischen Spektrums nach ihrem Organisationsprinzip benannt Am rechten Ende des puritanischen Spektrum standen die Prelaticals die das anglikanische Episkopat zwar anerkannten aber eine Entkatholisierung der Liturgie und strengere Kirchenzucht forderten wahrend die Presbyterianer die bischofliche Hierarchie durch ein System kirchlicher Instanzen ersetzten die in ihrer Gesamtheit dennoch eine Nationalkirche darstellen sollten Die Beschlusse der hochsten Instanz sollten fur alle Gemeinden verbindlich sein Die Kongregationalisten sahen sich trotz ihrer Forderung nach der Autonomie der Gemeinden durchaus noch als Teil der Church of England und wollten diese nach ihrem Muster von innen heraus reformieren Am linken Rand des puritanischen Spektrums standen die Separatisten Separatists die glaubten das Prinzip der Gemeindeautonomie nicht mit einer wie auch immer gearteten Staatskirche vereinbaren zu konnen und sich vollends von der Church of England lossagten Separatisten und andere Kongregationalisten sahen sich der argsten Verfolgung ausgesetzt da sie mit ihrer Forderung nach Gemeindeautonomie zur Bedrohung fur die Staatskirche und somit mittelbar auch fur den Herrschaftsanspruch des englischen Konigs wurden Viele von ihnen gingen ins niederlandische Exil oder wanderten nach Nordamerika aus wahrend kleinere Gruppen in Grossbritannien verblieben Theologische Grundlagen BearbeitenDie Puritaner lehnten den Episkopat ab da sie dieses Konzept der Heilsvermittlung nicht in der Bibel uberliefert fanden und so gemass der Lutherschen Doktrin der sola scriptura verwarfen Stattdessen ubertrugen sie die foderaltheologischen Uberlegungen auf die Frage der Gemeindeverfassung und machten die Vorstellung vom Gottesbund zur Grundlage ihres Organisationsprinzips auf diese Weise glaubten sie der Verfassung der Urkirche entsprechen zu konnen Eine kongregationalistische Gemeinde entstand so durch den willentlichen Grundungsakt der Glaubigen verstanden als Bundesschluss der Glaubigen untereinander und mit Christus Sie verpflichten sich dabei in einer wechselseitig bindenden Ubereinkunft in aktiver Teilnahme die Geschicke der Gemeinde in gottgefalliger Weise zu regeln Unmittelbares Oberhaupt jeder Gemeinde ist daher Christus Die Kirchenmitgliedschaft war bei den Kongregationalisten daher auch nicht umfassend sondern auf eine Gemeinde beschrankt so stellte letztlich jede Gemeinde ihre eigene Kirche dar selbst auf Synoden meinten etwa die Puritaner Neuenglands zunachst noch verzichten zu konnen Seit dem spaten 19 Jahrhundert kam es aber zu grosseren Zusammenschlussen kongregationalistischer Gemeinden die sich gemeinsame Bekenntnisse gaben wie das Kansas City Statement of Faith Kongregationalistische Kirchen BearbeitenEinige Zusammenschlusse kongregationalistischer Gemeinden haben sich im 20 Jahrhundert mit anderen evangelischen Kirchen vereinigt in denen die einzelnen Gemeinden aber weiterhin sehr grosse Autonomie besitzen Seit 1925 sind in Kanada Kongregationalisten Presbyterianer und Methodisten in der United Church of Canada vereinigt In den Vereinigten Staaten bildeten die Congregational Christian Churches 1957 gemeinsam mit der Evangelical and Reformed Church die United Church of Christ 1972 schlossen sich in Grossbritannien die englischen Kongregationalisten mit der Presbyterian Church of England zur United Reformed Church zusammen seit 1981 gehoren dazu auch die Re formed Churches of Christ und seit 2000 die Congregational Union of Scotland Die australischen Kongregationalisten fusionierten 1977 mit den Methodisten und den Presbyterianern zur Uniting Church of Australia Weiterhin eine selbststandige Kirche ist Union of Welsh Independents Undeb Annibynwyr Cymru in Wales mit etwa 35 000 Mitgliedern Die Disciples of Christ eine baptistische Kirche mit presbyterianischen Wurzeln ist betont kongregationalistisch 3 gleiches gilt fur die aus den Disciples of Christ hervorgegangenen Christadelphians 4 In den USA besteht die National Association of Congregational Christian Churches NACCC zu der rund 400 Kirchengemeinden und 66 000 Mitgliedern gehoren Die NACCC hat ihren Sitz in Oak Creek Wisconsin einem Vorort von Milwaukee Im Jahr 2000 zahlte die Association of Religious Data Archives 5 in den USA ausserdem 250 Gemeinden mit 50 000 Mitgliedern die zur als evangelikal eingestuften Conservative Congregational Christian Conference gehorten und 104 unabhangige kongregationalistische Gemeinden mit 18 000 Mitgliedern ohne Zugehorigkeit zu einem nationalen Zusammenschluss die sie zu den Mainline Churches rechnet Die 1948 gegrundete Conservative Congregational Christian Conference CCCC mit Sitz in Lake Elmo Washington County Minnesota gehort zur 1986 in Sussex England gegrundeten World Evangelical Congregational Fellowship Zur WECF gehoren weltweit rund 1400 Kirchgemeinden Mitglied im WECF ist auch die 1967 gegrundete Evangelical Fellowship of Congregational Churches zu der 125 Kirchgemeinden in Grossbritannien gehoren 6 Der International Congregational Council schloss sich 1970 dem Reformierten Weltbund an 7 Literatur BearbeitenMartin Schmidt Kongregationalismus In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 3 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 1959 Sp 1768ff Online auf reformiert online net Hans Jorg Urban Kongregationalismus In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 6 Herder Freiburg im Breisgau 1997 Sp 248 249 Weblinks BearbeitenWhat is a Congregational Church Congregationalism In GotQuestions org 13 September 2008 abgerufen am 13 Oktober 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Oswald Eggenberger Die Kirchen Sondergemeinschaften und religiosen Vereinigungen Ein Handbuch Theologischer Verlag Zurich Zurich 5 Auflage 1990 ISBN 3 290 11542 9 S 55 Reinhard Hempelmann Pfingstbewegung In EZW Berlin de Januar 2015 abgerufen am 13 Oktober 2020 Oswald Eggenberger Die Kirchen Sondergemeinschaften und religiosen Vereinigungen Ein Handbuch Theologischer Verlag Zurich Zurich 5 Auflage 1990 ISBN 3 290 11542 9 S 63 Oswald Eggenberger Die Kirchen Sondergemeinschaften und religiosen Vereinigungen Ein Handbuch Theologischer Verlag Zurich Zurich 5 Auflage 1990 ISBN 3 290 11542 9 S 64 United States Denominational Groups 2000 Association of Religious Data Archives archiviert vom Original am 21 Marz 2008 abgerufen am 13 Oktober 2020 englisch World Evangelical Congregational Fellowship In wecf cong org Archiviert vom Original am 16 April 2013 abgerufen am 13 Oktober 2020 englisch Oswald Eggenberger Die Kirchen Sondergemeinschaften und religiosen Vereinigungen Ein Handbuch Theologischer Verlag Zurich Zurich 5 Auflage 1990 ISBN 3 290 11542 9 S 41 Normdaten Sachbegriff GND 4129793 3 lobid OGND AKS LCCN sh85031111 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kongregationalismus amp oldid 223395014