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Hubert Jedin 17 Juni 1900 in Gross Briesen bei Friedewalde Provinz Schlesien 16 Juli 1980 in Bonn war ein deutscher katholischer Kirchenhistoriker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Auszeichnungen und Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenHubert Jedin der Sohn eines Lehrers genoss eine humanistische Bildung Er legte das Abitur in Neisse ab Anschliessend studierte er ab 1918 Theologie und Geschichte in Munchen Freiburg im Breisgau und Breslau wo er 1924 zum Priester geweiht wurde Seine wichtigsten akademischen Lehrer waren Heinrich Finke und Bernhard Geyer 1925 wurde er in Breslau bei dem bekannten Kirchenhistoriker Franz Xaver Seppelt promoviert 1930 habilitierte er sich mit einer Biographie des Kardinals Girolamo Seripando Diese Arbeit entstand wahrend eines Studienaufenthalts in Rom von 1926 bis 1930 Jedin war Kaplan am Campo Santo Teutonico dann Stipendiat der Gorres Gesellschaft Bis 1933 lehrte er als Privatdozent an der Katholisch theologischen Fakultat der Universitat Breslau dann wurde ihm von den Nationalsozialisten die venia legendi entzogen da seine Mutter judischer Abstammung war Im Oktober 1933 ging er erneut nach Rom 1936 berief ihn Kardinal Bertram zum Bistumsarchivar die volle Einsetzung in dieses Amt wurde jedoch von der Regierung verhindert Nach seiner vorubergehenden Verhaftung nach der Reichspogromnacht 1938 plante Jedin nach Rom zuruckzukehren was ihm jedoch erst ein Jahr spater moglich wurde Dort widmete er sich gefordert von Kardinal Giovanni Mercati der Arbeit an der Geschichte und an der Edition der Akten des Konzils von Trient Wahrend seiner romischen Jahre stand er in enger Verbindung mit den ebenfalls aus Deutschland stammenden Kirchenhistorikern Karl August Fink 1 Hermann Hoberg und Friedrich Kempf Als die Wehrmacht 1943 44 Rom besetzte konnte Jedin den Vatikan nicht verlassen 1946 wurde er Honorarprofessor fur Kirchengeschichte an der Katholischen Theologischen Fakultat der Universitat Bonn In Stille Post Eine andere Familiengeschichte von Christina von Braun 2 wird auf eine Beziehung 1948 49 zwischen Hildegard von Braun geb Margis und Hubert Jedin hingewiesen die im Vatikan wie in Deutschland bekannt wurde Frau von Braun wohnte in der Zeit als Frau des Diplomaten Sigismund von Braun an der Deutschen Botschaft im Vatikan Der Umstand ist deswegen erwahnenswert weil Jedin ein starker Befurworter des Zolibats wurde 1949 nahm er den Ruf auf ein Extraordinariat in Bonn an und kehrte nach Deutschland zuruck 1951 wurde er zum ordentlichen Professor fur mittlere und neuere Kirchengeschichte ernannt 1965 emeritiert Am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 nahm Jedin als sogenannter Peritus das heisst als beratender Theologe teil nachdem er vor dessen Eroffnung einer vorbereitenden Kommission angehort hatte 1973 wurde auf Initiative des Istituto Trentino di Cultura von Hubert Jedin und Paolo Prodi das Italienisch deutsche historische Institut Isig gegrundet 3 nbsp Grab Hubert Jedins auf dem Poppelsdorfer FriedhofDas Tagebuch von Hubert Jedin befindet sich im Besitz von Konrad Repgen der 1984 einen von Jedin hauptsachlich zwischen 1960 und 1975 verfassten Lebensbericht herausgab Hubert Jedin starb am 16 Juli 1980 in Bonn und wurde auf dem Friedhof in Bonn Poppelsdorf beigesetzt Auf Veranlassung des Kirchenhistorikers Erwin Gatz wurde auf dem Friedhof Campo Santo Teutonico in Rom eine Gedenktafel angebracht 4 Wirken BearbeitenSeine bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen sind eine vierbandige in 5 Teilbanden Geschichte des Konzils von Trient und die Herausgabe und Mitautorenschaft des mehrbandigen Handbuches der Kirchengeschichte das bis heute Standardwerk fur diese Disziplin geblieben ist Jedin gilt als einer der herausragendsten Kirchenhistoriker des 20 Jahrhunderts sowohl wegen der Breite seines wissenschaftlichen Forschungsgebietes wie auch wegen seiner Gabe als Wissenschaftsorganisator Dem breiten Publikum wurde Jedin durch seine Kleine Konziliengeschichte bekannt mit der er ein Standardwerk zum Einstieg in die Geschichte der Konzilien der Katholischen Kirche geschaffen hat Hubert Jedin hat sich bei seinen Forschungen unter anderem auch mit der Periodisierung und Begriffsbildung befasst Wilhelm Maurenbrecher ersetzte den Epochenbegriff Gegenreformation mit katholische Reformation womit eben die Phase der innerkirchlichen katholischen Erneuerungsbewegung nach der Reformation gemeint war Hubert Jedin Katholische Reformation oder Gegenreformation Ein Versuch zur Klarung der Begriffe nebst einer Jubilaumsbetrachtung uber das Trienter Konzil Luzern 1946 ersetzt nun den Begriff katholische Reformation aufgrund einer Rezension von Hermann Baumgarten zu Maurenbrechers Hauptwerk von 1880 und eigenen Studien mit katholische Reform Der Begriff von Jedin setzte sich nicht vorbehaltlos durch vielmehr wird weiterhin von Reformation katholische Reform Gegenreformation gesprochen Der Periodisierungsbegriff Jedins wurde zunehmend durch den Begriff Zeitalter der Konfessionalisierung von Wolfgang Reinhard und Ernst Walter Zeeden 1916 2011 verdrangt Wobei dieser Begriff inzwischen die Epoche vom 16 bis 18 Jahrhundert umfasst und damit fur die Phase zwischen Reformation und Abschluss des Westfalischen Friedens kein wirklicher Ersatzbegriff fur Gegenreformation geschaffen wurde Der Begriff der Konfessionalisierung schliesst das Modernisierungsparadigma mit ein Jedin hat mehr als 700 Titel publiziert darunter uber vierzig Bucher und mehr als 250 Aufsatze Weiterhin hat er zahlreiche Artikel in bedeutsamen theologischen und historischen Enzyklopadien verfasst So enthalt die zwischen 1957 und 1965 entstandene zweite Auflage des Lexikons fur Theologie und Kirche 76 von Jedin verfasste Artikel Zu Jedins akademischen Schulern gehorten August Franzen Erwin Iserloh und Remigius Baumer Auszeichnungen und Ehrungen BearbeitenJedin wurde mehrfach mit Ehrendoktoraten Universitat Wien Lowen Koln und weiteren Ehrungen ausgezeichnet Unter anderem erhielt Jedin 1978 den Ehrenring der Gorres Gesellschaft Seit 1967 war er korrespondierendes Mitglied der British Academy 5 1968 wurde er zum auswartigen Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom gewahlt Er war Mitglied der Historischen Kommission fur Schlesien 6 und des Papstlichen Komitees fur Geschichtswissenschaft Fur sein Wirken wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Grosses Verdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet Schriften Auswahl BearbeitenLebensbericht Mit einem Dokumentenanhang hrsg Konrad Repgen Veroffentlichungen der Kommission fur Zeitgeschichte Bd 35 Matthias Grunewald Verlag Mainz 1984 ISBN 3 7867 1086 4 Geschichte des Konzils von Trient 5 Bande Herder Freiburg i Br 1949 1978 Hrsg Handbuch der Kirchengeschichte 7 Bande Herder Freiburg i Br 1962 1979 Kleine Konziliengeschichte Die zwanzig Okumenischen Konzilien im Rahmen der Kirchengeschichte Herder Freiburg i Br 1 Aufl 1959 Acht Auflagen als Herder TB 51 seit 1978 Neuausgabe unter dem Titel Kleine Konziliengeschichte Mit einem Bericht uber das Zweite Vatikanische Konzil Herder Freiburg i Br 6 Auflage 1990 ISBN 3 451 18040 5 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Konrad Repgen Hubert Jedin 1900 1980 In Historisches Jahrbuch 101 1981 S 325 340 Konrad Repgen Hubert Jedin 1900 1980 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 7 Aschendorff Verlag GmbH amp Co KG Munster 1994 ISBN 978 3 402 06112 1 S 175 192 Digitalisat Wilhelm Schneemelcher Hubert Jedin 1900 1980 In Historische Zeitschrift 233 1981 S 252 255 Roland Bohm Hubert Jedin In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 1 5 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Werner Marschall Hubert Jedin 1900 1980 In Johannes Groger Joachim Kohler Werner Marschall Hrsg Schlesische Kirche in Lebensbildern Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 S 200 206 Heribert Smolinsky Hrsg Die Erforschung der Kirchengeschichte Leben Werk und Bedeutung von Hubert Jedin 1900 1980 Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung Bd 61 Aschendorff Munster 2001 ISBN 3 402 02982 0 Gunther Wassilowsky Exil eines Geschichtsschreibers Hubert Jedins romische Jahre In Michael Matheus Stefan Heid Hrsg Orte der Zuflucht und personeller Netzwerke Der Campo Santo Teutonico und der Vatikan 1933 1955 Romische Quartalschrift Supplementband 63 Verlag Herder Freiburg i Br 2015 S 52 75 John O Malley SJ Hubert Jedin 1900 1980 In Jorg Ernesti Gregor Wurst Hrsg Kirchengeschichte im Portrat Katholische Kirchenhistoriker des 20 Jahrhunderts Herder Freiburg 2016 ISBN 978 3 451 34288 2 S 193 201 Joseph Overath Vom Goldgrund der Kirchengeschichte Ein Hubert Jedin Lesebuch Patrimonium Verlag Aachen 2017 ISBN 978 3 86417 085 0 Maik Schmerbauch Hubert Jedin Leiter der Arierabteilung und Archivar im Erzbistum Breslau 1936 bis 1939 In Romische Quartalschrift fur Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte Bd 113 2018 S 213 232 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hubert Jedin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hubert Jedin in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hubert Jedin Eintrag bei der Kommission fur Zeitgeschichte Norbert Trippen Hubert Jedin In Internetportal Rheinische Geschichte abgerufen am 29 April 2022 Anmerkungen Bearbeiten Remigius Baumer Karl August Fink In Freiburger Diozesan Archiv 104 1984 S 327 330 hier S 328 Christina von Braun Stille Post Eine andere Familiengeschichte Berlin uberarb und erg Neuauflage 2020 Italienisch Deutsches Historisches Institut Isig abgerufen am 20 Januar 2012 Albrecht Weiland Der Campo Santo Teutonico in Rom und seine Grabdenkmaler Band I Herder Freiburg im Breisgau 1988 ISBN 3 451 20882 2 S 414 416 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 14 Juni 2020 Funfzig Jahre Historische Kommission fur Schlesien In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau 17 1972 Mitgliederverzeichnis S 414 Normdaten Person GND 118557254 lobid OGND AKS LCCN n79148909 NDL 00444608 VIAF 19790706 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jedin HubertKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer KirchenhistorikerGEBURTSDATUM 17 Juni 1900GEBURTSORT Gross Briesen bei Friedewalde Provinz SchlesienSTERBEDATUM 16 Juli 1980STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hubert Jedin amp oldid 239326983