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Karl Peter Wilhelm Maurenbrecher 21 Dezember 1838 in Bonn 6 November 1892 in Leipzig war ein deutscher Historiker Er gehorte im 19 Jahrhundert zu den bedeutendsten Forschern auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte Wilhelm Maurenbrecher 1886 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Wirken 4 Hauptwerke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMaurenbrecher entstammt dem alten Dusseldorfer Postmeistergeschlecht der Maurenbrecher Er war der Sohn des Rechtsgelehrten Romeo Maurenbrecher und seiner Frau Alwine geb Rittershausen Ein Cousin vaterlicherseits war der linksliberale Politiker und Publizist Eugen Richter Maurenbrecher studierte in Bonn hauptsachlich bei Albrecht Ritschl und Heinrich von Sybel in Munchen bei Heinrich von Sybel und Bernhard Windscheid und in Berlin wo sein bedeutendster Lehrer Leopold von Ranke war Er studierte auch bei Siegfried Hirsch Maurenbrecher promovierte 1861 in Bonn bei von Sybel bei dem er 1862 auch habilitierte Er war Geschichtsprofessor in Dorpat von 1867 bis 1869 in Konigsberg von 1869 bis 1876 sowie in Bonn 1877 1884 und Leipzig 1884 1892 In Konigsberg war er ab 1873 mit dem Weggang von Karl Wilhelm Nitzsch 1 nach Berlin alleiniger Direktor des historischen Seminars In Bonn hatte er ab 1877 diese Funktion inne Ab 1884 war er Direktor des historischen Seminars in Leipzig Sein Schwerpunkt lag auf der Geschichte der Reformation und der Glaubenskampfe Dennoch arbeitete er auch auf dem Gebiet der Geschichte des Mittelalters und der Geschichte des 19 Jahrhunderts ab der Zeit der Befreiungskriege 1885 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Koniglich Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften gewahlt Maurenbrecher war uneingeschrankter Anhanger von Otto von Bismarck An der Fuhrungsrolle Preussens gab es fur ihn keine Zweifel Seine Vortrage im Leipziger Kaufmannischen Verein die 1892 als Sammelband herauskamen sind hierfur beredtes Zeugnis Im Jahr 1879 befand sich unter seinen Bonner Studenten auch der Kronprinz und spatere Deutsche Kaiser Wilhelm II Auf dessen Geschichtsbild ubte er pragenden Einfluss aus Seit 1889 stand Maurenbrecher in Berufungsverhandlungen mit der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat Doch kam diese trotz des Wohlwollens von Karl Friedrich von Gerber und Friedrich Althoff durch den vehementen Widerstand von Heinrich von Treitschke nicht zustande Maurenbrecher bekam den preussischen Roten Adlerorden IV und III Klasse verliehen Er war Mitglied der Koniglich Sachsischen Gesellschaft fur Wissenschaften zu Leipzig und der Societas Jablonoviana Familie BearbeitenMaurenbrecher war verheiratet mit seiner Cousine Mary Maurenbrecher und hatte vier Sohne den Altphilologen Berthold Maurenbrecher den Schauspieler Wilhelm Maurenbrecher den Intendanten Otto Maurenbrecher und den Theologen Max Maurenbrecher Der Liedermacher Manfred Maurenbrecher ist sein Urenkel Wirken BearbeitenMaurenbrecher wollte ursprunglich das Zeitalter Philipps II von Spanien das der eigentlichen Gegenreformation erforschen Zunehmend kam er durch seine Studien im spanischen Simancas und anderen Archiven wie Madrid und Wien zu der Erkenntnis dass die Gegenreformation in den katholischen Reformbestrebungen Vorlaufer hat Er erkannte dass trotz der gegensatzlichen Zielrichtung von erasmianischer humanistischer Reformation lutherischer Reformation katholischer Reformation wie schliesslich der Gegenreformation deren gemeinsame Wurzel in der Reformbedurftigkeit der spatmittelalterlichen Kirchenverfassung lag Diese Sichtweise dargelegt in seiner 1880 erschienenen Geschichte der katholischen Reformation erregte in einer Zeit in der auch in der Geschichtsschreibung die konfessionelle Abgrenzung als Norm galt Widerspruch katholischerseits von Alfons Bellesheim und Franz Dittrich protestantischerseits von August Ebrard und Hermann Baumgarten Hermann Baumgarten Ludwig von Pastor und spater Hubert Jedin kritisierten seinen Begriff katholische Reformation da das Wort Reformation durch die lutherische Bewegung terminologisch besetzt sei Sie pladierten dafur von katholischer Restauration Pastor zu sprechen oder katholischer Reform Jedin wie zuvor schon Baumgarten Der Begriff Gegenreformation setzte sich mit Moriz Ritter durch Die Gegenreformation allerdings die im Zuge des Konzils von Trient einsetzte meint aber das schrittweise auch gewaltsame Zuruckdrangen des Protestantismus in den protestantischen und zum Teil katholischen Territorien durch den Katholizismus Dass aber die Reformbewegungen hier ihren Ursprung haben bleibt unbestritten Maurenbrecher sah bei der Ausbreitung der der lutherischen Bewegung entgegengerichteten Bewegung die Rolle der spanischen Tradition und damit das Kaisertum Karl V und Ferdinand I wie des spanischen Konigtums unter Philipp II als vorrangig bedeutend an Pastor hingegen anerkennt zwar den Ursprung dieser Bewegung in Spanien sieht aber bei der Ausbreitung eher die italienischen Krafte und damit das Papsttum und die romisch katholische Kirche als die wichtigeren Trager der Gegenreformation an Uber die Zeit der eigentlichen Gegenreformation insbesondere Philipps II von Spanien verfasste Maurenbrecher einige Aufsatze Seine wesentliche Quellengrundlage blieben auch hierbei seine Abschriften aus dem Archiv von Simancas 2 Sein Schuler Walter Goetz gab eine Edition im 5 Band in den Beitragen zur Reichsgeschichte Band 1 3 August von Druffel Band 4 Karl Brandi Band 5 Walter Goetz heraus wo diese Abschriften verwendet werden Die Abschriften sind zu einem grossen Teil erhalten geblieben und befinden sich in der Handschriftenabteilung der Universitatsbibliothek Leipzig 3 Zu diesem Nachlass gibt es auch einen Kommentar 4 Maurenbrecher traf in Simancas mit Gustav Adolf Bergenroth zusammen 5 6 Durch seine Ausbildung in Berlin bei Leopold von Ranke und Heinrich von Sybel in Munchen und Bonn gepragt war er stets bemuht seinen historischen Gegenstand moglichst objektiv das heisst hier im Verstandnis der so genannte preussischen Schule auf der Grundlage von Quellenkritik und Quelleninterpretation zu bearbeiten Seine Geschichtsschreibung war vorrangig politische Geschichte die nach seiner Auffassung auch die Vorrangige sein sollte Auf dieser Grundlage kam er zu einem durchaus anders gearteten Verstandnis dafur wie der Reformation und damit Luther zu begegnen ist wie auch des Protestantismus und damit Kurfurst Moritz von Sachsen Bislang sah man Luther und die Reformation in der Regel von einem dogmatisch theologischen Standpunkt aus von dem man das Luthertum oder besser gesagt den Protestantismus generell bejaht oder verneint wie im Katholizismus Ebenso verhalt es sich mit Moritz von Sachsen der allerdings auch aus solchen Erwagungen von Teilen der protestantischen wie auch der katholischen Geschichtsschreibung abgelehnt wird Maurenbrecher geht es im Unterschied zu vielen Historikern sowohl aus dem protestantischen als auch katholischen Spektrum nicht um das Bedienen politischer kirchlicher oder theologischer Interessengruppen sondern um historisch begrundete Tatsachen In seiner Geschichtsauffassung stand er Leopold von Ranke naher als Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke Sowohl was Martin Luther und die Reformation als auch Kurfurst Moritz von Sachsen betrifft lieferte er Ansatze die den Beginn der Auflosung eines dogmatisch theologischen Geschichtsbildes zugunsten einer historischen Sichtweise auf der Grundlage der uberlieferten Quellen bedeuten Seiner Zeit die durch konfessionelle Auseinandersetzungen gepragt war ging er damit weit voraus Daran anderte nichts dass er hierbei von Zeitgenossen bis auf Ausnahmen wie zum Beispiel Georg Voigt fur Moritz von Sachsen wenig berucksichtigt und spater geradezu vergessen wurde Zudem befasste er sich mit Themen zur Geschichte des 19 Jahrhunderts Das ausserte sich nicht nur in der Geschichte der Grundung des Deutschen Reiches beziehungsweise in dem Band zur preussischen Kirchenpolitik und dem damit verbundenen Kolner Kirchenstreit sondern auch in seinen quellenkritischen Kommentaren zu den Memoiren von Theodor von Schon die u a in der Allgemeinen Deutschen Biographie als auch in Die Grenzboten erschienen Hauptwerke BearbeitenKarl V und die deutschen Protestanten 1245 1555 Julius Buddeus Dusseldorf 1865 530 S Scan in der Google Buchsuche England im Reformationszeitalter Dusseldorf 1866 138 S Scan in der Google Buchsuche 7 Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformationszeit Leipzig 1874 Geschichte der katholischen Reformation Band I Nordlingen 1880 Die preussische Kirchenpolitik und der Kolner Kirchenstreit Stuttgart 1881 Geschichte der deutschen Konigswahlen Leipzig 1889 Geschichte der Grundung des Deutschen Reiches 1859 1870 Leipzig 1892 Literatur BearbeitenGustav Wolf Wilhelm Maurenbrecher Ein Lebens und Schaffensbild Berlin 1893 Wilhelm Busch Maurenbrecher Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 52 Duncker amp Humblot Leipzig 1906 S 244 248 Walther Hubatsch Wilhelm Maurenbrecher In Bonner Gelehrte Beitrage zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn Band 5 Geschichtswissenschaften 150 Jahre Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn 1818 1968 Band 2 5 Bouvier Bonn 1968 S 155 161 Werner Flaschendrager Der Historiker Wilhelm Maurenbrecher Einige Anmerkungen und Dokumente zu seinem 150 Geburtstag In Leipziger Beitrage zur Universitatsgeschichte Hrsg von Horst Hennig Heft 2 Leipzig 1988 ZDB ID 645529 3 S 49 56 Gangolf Hubinger Maurenbrecher Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 433 f Digitalisat John C G Rohl Wilhelm II Die Jugend des Kaisers 1859 1888 Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 37668 1 S 312 319 Mario Todte Wilhelm Maurenbrecher und die Lutherische Reformation Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2001 ISBN 3 935693 08 7 Mario Todte Wilhelm Maurenbrecher als Reformationshistoriker Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2002 ISBN 3 936522 01 4 Mario Todte Wilhelm Maurenbrecher Neue Forschungsergebnisse und Einsichten GRIN Verlag Munchen Ravensbruck 2006 ISBN 978 3 640 26276 2 urn nbn de 101 1 2010090122228Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Wilhelm Maurenbrecher Quellen und Volltexte Literatur von und uber Wilhelm Maurenbrecher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Wilhelm Maurenbrecher an der Universitat Leipzig Wintersemester 1884 bis Wintersemester 1892 Wilhelm Maurenbrecher im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Reinhardt Eigenwill Wilhelm Maurenbrecher 1838 1892 In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Einzelnachweise Bearbeiten Georg von Below Marie Schulz Hrsg Briefe von K W Nitzsch an Wilhelm Maurenbrecher 1861 1880 In Archiv fur Kulturgeschichte 8 1910 S 305 366 Alfredo Alvar Ezquerra Intercambios culturales intangibles Maurenbrecher en Simancas 1862 1863 la Dieta de Augusta y el epistolario de Cantonay 1566 In Lutero su obra y su epoca Coleccion del Instituto Escurialense de Investigaciones Historicas y Artisticas Band 55 Hrsg von F Javier Campos San Lorenzo de El Escorial Madrid R C U Escorial Mª Cristina Servicio de Publicaciones Madrid 2017 ISBN 978 84 617 9687 8 S 179 209 spanisch javiercampos com PDF 3 9 MB PDF S 168 198 Universitatsbibliothek Leipzig Ms 01086 01094 Abschriften aus Simancas von K P W Maurenbrecher In Katalog der Handschriften der Universitatsbibliothek Leipzig Neue Folge Band I Teil 3 Ms 0601 01220 beschrieben von Detlef Doring O Harrassowitz Leipzig 2003 ISBN 3 447 04754 2 S 155 Es betrifft die Signaturen MS 01086 01094 Zu diesem Nachlass siehe Mario Todte Wilhelm Maurenbrecher Neue Forschungsergebnisse und Einsichten GRIN Verlag Munchen Ravensbruck 2006 ISBN 978 3 640 26276 2 S 9 21 Ursula Naumann El Caballero Gustavo Bergenroth Wie ein preussischer Forscher in Spanien Geschichte schrieb Insel Verlag Berlin 2020 ISBN 978 3 458 17848 4 S 223 Mario Todte Wilhelm Maurenbrecher als Reformationshistoriker Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2002 ISBN 3 936522 01 4 S 61 f Alternativ bei Textausfallen Scan in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 116854731 lobid OGND AKS LCCN n2002103004 VIAF 72156003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Maurenbrecher WilhelmALTERNATIVNAMEN Maurenbrecher Karl Peter Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 21 Dezember 1838GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 6 November 1892STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Maurenbrecher amp oldid 213904847