www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig Friedrich August von Pastor seit 1916 Freiherr Pastor von Camperfelden 1 31 Januar 1854 in Aachen 29 September 1928 in Innsbruck war ein osterreichischer katholischer Historiker und Diplomat Er wird als Geschichtsschreiber der Papste bezeichnet 1908 wurde Pastor durch Franz Joseph I in den Adelsstand erhoben 1916 als Pastor von Camperfelden in den Freiherrenstand 1 Ludwig von Pastor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mitgliedschaften und Ehrungen 3 Werke 4 Tendenz 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLeben BearbeitenLudwig Pastor abstammend aus der evangelisch gepragten bekannten Aachener Tuchfabrikantenfamilie Pastor war der Sohn des Chemikalienhandlers Ludwig Daniel Pastor 1800 1864 und der katholischen Anna Sibylle Onnau 1824 1899 Nach dem fruhen Tod des Vaters nahm Ludwig die Konfession der Mutter an und studierte nach seiner Schulzeit in Frankfurt am Main wo einer seiner pragenden Lehrer Johannes Janssen war und wo er durch Kontakte zu den antipreussischen grossdeutsch osterreichisch orientierten Kreisen um Schlosser und Brentano gepragt wurde ab 1875 in Lowen 1875 76 in Bonn wo er dem K St V Arminia beitrat und 1877 78 in Wien und Graz 1886 wurde er Professor in Innsbruck wo er der K St V Rhenania beitrat Seine Promotion und Habilitation erfolgte bei Franz Krones in Wien mit der Arbeit Die kirchlichen Reunionsbestrebungen wahrend der Regierung Karl s V Ab 1901 war er Direktor des Osterreichischen Historischen Instituts in Rom Unter Papst Pius X 1903 1914 beteiligte er sich eifrig am Kampf des Papstes gegen den Modernismus wobei er sich auch als Denunziant betatigte 2 Pastor war verheiratet mit Konstanze Kaufmann 1857 1953 Tochter des Bonner Oberburgermeisters Leopold Kaufmann Mit ihr hatte er zwei Sohne und drei Tochter Mitgliedschaften und Ehrungen BearbeitenPastor war Mitglied der Kaiser Franz Joseph Akademie zu Prag korrespondierendes Mitglied der Societa colombaria in Florenz der papstlichen Akademie in Rom der Accademia dei Lincei in Rom der Akademie in Krakau und der Academie Royale d Archeologie de Belgique in Antwerpen Ehrenmitglied der Accademia di San Luca in Rom Ehrendoktor der Katholischen Universitat Lowen Mitglied der historischen Sektion der Gorres Gesellschaft korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1919 Komtur des papstlichen Silvesterordens und Ritter des papstlichen Piusordens Kommandeur des osterreichischen Franz Joseph Ordens und des italienischen Mauritius und Lazarus Ordens Seit 1906 war er Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung AV Austria Innsbruck Im Jahr 1954 wurde in Wien Floridsdorf 21 Bezirk die Pastorstrasse und in Aachen Burtscheid die von Pastor Strasse nach ihm benannt Eine Buste mit Gedenktafel befindet sich in Rom in der zum Papstlichen Institut Santa Maria dell Anima gehorenden Kirche Santa Maria dell Anima Werke BearbeitenSein bekanntestes Werk ist die 16 bandige Geschichte der Papste seit dem Ausgang des Mittelalters die den Zeitraum von 1417 bis 1799 behandelt Schon wahrend ihrer Publikation im Zeitraum 1886 bis 1933 wurde sie ins Franzosische Englische Italienische und Spanische ubersetzt ihre Verbreitung wurde von kirchlicher Seite unterstutzt Pastor wollte der Darstellung Leopold von Rankes der 1834 36 sein Werk Die romischen Papste in den letzten vier Jahrhunderten veroffentlicht hatte eine Darstellung aus katholischer Sicht entgegenstellen Er konnte bisher unzugangliches vatikanisches Quellenmaterial verwerten da er einen umfassenden Zugriff auf die Bestande des vatikanischen Geheimarchivs hatte welches offiziell erst 1883 durch Erlass von Leo XIII vollstandig geoffnet wurde Pastors Papstgeschichte zeichnet sich durch ihre Detailfulle aus und wird daher noch heute zitiert Weiterhin schrieb Pastor uber die Geschichte Roms wahrend der Renaissance und uber die Reformation Er fuhrte den Begriff Katholische Restauration fur die innerkirchliche Reformbewegung ein anstelle der Bezeichnung Katholische Reformation die der Protestant Wilhelm Maurenbrecher verwendete Auch heute noch von Bedeutung ist seine 1899 in zwei Banden veroffentlichte Biographie August Reichenspergers da Pastor ausfuhrlich Dokumente aus dessen privatem Nachlass zitiert die mittlerweile nicht mehr erhalten sind Tendenz BearbeitenDie sehr starke und unverhohlene konfessionelle Pragung von Pastors Geschichtsbild die sich auch in schroffen Wertungen ausserte erregte schon bei seinen Zeitgenossen katholischen ebenso wie auch evangelischen Gelehrten Anstoss Er schrieb von einem streng katholischen Standpunkt aus und war bemuht das Handeln der Papste in positivem Licht zu zeigen Auch wo er einzelne papstliche Massnahmen missbilligte betonte er die prinzipielle Gehorsamspflicht der Glaubigen gegenuber dem Papst unabhangig von den konkreten Gegebenheiten im Einzelfall So verurteilte er streng das Verhalten des Dominikaners Girolamo Savonarola dessen hartnackigen Widerstand gegen Papst Alexander VI er grundsatzlich fur schuldhaften Ungehorsam hielt Damit stiess Pastor auch bei katholischen Gelehrten auf Widerspruch Er deutete die Weltgeschichte als grossartige n Kampf zwischen Licht und Finsternis wobei die von der Vorsehung gelenkte Aktivitat der Papste als Statthalter Christi auf Erden eine zentrale Rolle auf der Seite der Lichtkrafte spielt 3 In dieser Auseinandersetzung sah er auch seinen eigenen Platz so notierte er in seinem Tagebuch Es war als hatte mir eine hohere Macht gesagt Nimm die Feder in die Hand und schreibe eine katholische Geschichte der Papste dieser Zeit 4 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie kirchlichen Reunionsbestrebungen wahrend der Regierung Karls V Dissertation Universitat Graz 1878 handschriftlich Geschichte der Papste seit dem Ausgang des Mittelalters 16 Bande in 22 Teilbanden Herder Freiburg i Br 1886 1933 Die letzte vollstandige Ausgabe erschien von 1955 bis 1961 Sie enthalt alle Bande in den jeweils letzten von Pastor veranderten bzw erweiterten Auflagen Die Familie derer v Gagern Kempten Munchen 1912 Leben des Freiherrn Max von Gagern 1810 1889 Ein Beitrag zur politischen und kirchlichen Geschichte des 19 Jh Grossenteils nach ungedruckten Quellen Verlag der Kosel schen Buchhandlung Kempten 1912 Literatur BearbeitenGerhard Oberkofler Ludwig von Pastor 1854 1928 und die Innsbrucker Geschichtswissenschaft In Tiroler Heimat 33 1969 S 53 68 Thomas Brechenmacher Ludwig von Pastor In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 1588 1594 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Alfred A Strnad Pastor Ludwig von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 94 96 Digitalisat Wilhelm Baum Pastor von Camperfelden Ludwig Frh In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 7 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0187 2 S 338 Raoul Manselli Ludwig von Pastor der Historiker der Papste In Romische historische Mitteilungen 21 1979 S 111 126 Alfred A Strnad Pastor Ludwig In Theologische Realenzyklopadie Bd 26 1996 S 46 50 Michael F Feldkamp in Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV 3 Teil Revocatio historiae Band 4 SH Verlag Schernfeld 1994 ISBN 3 89498 014 1 S 85 ff Wilhelm Wuhr Ludwig Frhr von Pastor 1854 1928 Tagebucher Briefe Erinnerungen F H Kerle Verlag Heidelberg 1951 Andreas Gottsmann Ludwig von Pastor und Enrico Sibilia Diplomatie im Dienste des katholischen Osterreich In Maddalena Guiotto Wolfgang Wohnout Hrsg Italien und Osterreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali Bohlau Wien 2018 S 281 306 Andreas Sohn Jacques Verger Hrsg Ludwig von Pastor 1854 1928 Universitatsprofessor Historiker der Papste Direktor des Osterreichischen Instituts in Rom und Diplomat Schnell und Steiner Regensburg 2020 ISBN 978 3 7954 3476 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ludwig von Pastor Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ludwig von Pastor im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten a b Wilhelm Baum Pastor von Camperfelden Ludwig Frh In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 7 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0187 2 S 338 Strnad S 48 Manselli S 124 Manselli S 119 Normdaten Person GND 116052953 lobid OGND AKS LCCN no94008633 VIAF 56737213 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pastor Ludwig vonALTERNATIVNAMEN Pastor von Camperfelden LudwigKURZBESCHREIBUNG deutsch osterreichischer katholischer HistorikerGEBURTSDATUM 31 Januar 1854GEBURTSORT AachenSTERBEDATUM 29 September 1928STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig von Pastor amp oldid 239263413