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Pastor Pastoir ist der Familienname einer traditionsreichen und bedeutenden Aachener und Burtscheider Tuch und Nadelfabrikantenfamilie die daruber hinaus in der freien Reichsstadt Aachen mehrfach auch die Schoffen und Burgermeister stellte Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge 2 Aachener Linie Schoffenfamilie 3 Burtscheider Linie Fabrikantenfamilie 4 Bedeutende Familienmitglieder 5 Literatur und Quellen 6 WeblinksUrsprunge BearbeitenDie genealogischen Wurzeln der Familie liegen im Aachener Ortsteil Haaren wo der alteste anzunehmende Stammvater Johann I Pastoir 1390 1449 damals noch mit dem Zusatz von Haaren erwahnt seine Heimat hatte Er war zweimal verheiratet wobei uber seinen Sohn Hermann I Pastor vor 1440 aus erster Ehe mit einer gewissen Frau Roisblock sich die spatere Burtscheider Linie entwickelte die sich der Tuch und Nadelindustrie zuwandte wohingegen die Nachkommen seines Sohnes Johann II Pastor 1440 1510 aus der zweiten Ehe mit Griete Swane Schwan 1484 als Aachener Schoffenfamilie bekannt wurde aber ca 1648 im Mannesstamm erloschen ist nbsp Wappen von Haaren mit Kleeblatt der Familie PastorDas dreiblattrige Kleeblatt im unteren Teil des Wappens von Haaren stellt das Wappen der Aachener Familie von Pastor in der ursprunglichen Form dar wobei der Adler im oberen Teil des Schildes die Zugehorigkeit Haarens zur freien Reichsstadt Aachen bekundet Die Familie von Pastor ist die alteste bekannte wappenfuhrende Familie in Haaren Aachener Linie Schoffenfamilie BearbeitenBereits benannter Sohn Johann II Pastor 1440 1510 Kaufmann und Weinhandler in Aachen sowie Besitzer des damals bekannten Aachener Gasthauses Zum Birnbaum am Markt Er wurde 1470 in den Stadtrat und in den Jahren 1498 99 und 1502 1503 zum Burgermeister der Reichsstadt Aachen gewahlt fast zeitgleich wie sein Vetter Hermann Pastor 1515 der im Jahr 1500 aus den Reihen der Zunfte zum Burger Burgermeister gewahlt wurde Daruber hinaus wurde er 1501 in den Schoffenstuhl aufgenommen und bekleidete ab 1506 das Ehrenamt eines weltlichen Sendschoffen Der nachste Amtstrager der Familie war sein Enkel Jacob I Pastor 1531 1585 Der gelernte Kaufmann war Mitglied in mehreren Zunften ab 1561 Ratsmitglied und von 1564 bis 1585 Aachener Schoffe sowie ab 1572 Sendschoffe Dessen Sohn Jacob II Pastor 1618 Mitglied des Collegium Germanicum in Rom wurde ebenfalls zunachst in den Stadtrat gewahlt und von 1604 bis 1618 zum Schoffen ernannt Sein Bruder Georg Pastor 1648 Jurist und Rittmeister in kaiserlichen Diensten war schliesslich der letzte von 1617 bis 1648 tatige Schoffe aus der Familie Pastor mit dem dieser Zweig auch im Mannesstamm erloschen ist Burtscheider Linie Fabrikantenfamilie BearbeitenDer eigentliche wirtschaftliche Aufstieg der Familie begann jedoch ab dem Sohn Hermann I Pastor aus der ersten Ehe Dessen Sohn Hermann II 1515 war Mitglied der reichsstadtischen Verwaltung Ratsmitglied und ebenfalls 1500 01 Burgermeister von Aachen Als Burgermeister setzte er sich dafur ein dass die Schmiedemeister die Berechtigung erhielten mit Eisen und Stahl zu handeln was bisher nur den Kramern vorbehalten war Sein Sohn Hermann III 1485 wechselte zu Beginn der Aachener Religionsunruhen aus wirtschaftlichen Grunden in die damals unabhangige Stadt Burtscheid und begrundete damit die anwachsende Burtscheider Linie Dessen Sohn Heinrich IV 1530 1615 schloss sich nun ebenso wie viele andere Familienmitglieder aus der Aachener Schoffenlinie dem evangelischen Glauben an und stieg erstmals in das florierende Nadelgewerbe ein Drei Generationen spater grundete Peter Pastor 1669 1754 als erster eine familieneigene Tuchfabrik und Tuchhandlung unter dem Firmennamen Peter Pastor Tuchhandlung und Fabrik Im Jahre 1745 ubernahm Gotthard II Pastor 1704 1777 die Tuchfabrik seines Vaters Peter Pastor die jetzt unter dem Namen Gotthard Pastor Peters Sohn firmierte und grundete daruber hinaus noch eine Nadelfabrik Nach Gotthards Tod wurde die Tuchfabrik seinem Sohn Karl Philipp 1745 1810 uberschrieben die dann noch zwei Generationen weiter bis 1908 im Familienbesitz blieb nbsp Eheleute Philipp Heinrich I Pastor und Amalie Henriette PlatteDagegen wurde die Nadelfabrik dem Sohn Philipp Heinrich Pastor 1752 1821 dem Alteren ubertragen der fur seine Produktion erstmals Dampfmaschinen einsetzte Ein Portrat Gemalde von ihm gemalt von Johann Baptist Joseph Bastine befindet sich noch heute im Couven Museum Aachen Dessen Neffe und Firmenerbe Philipp Heinrich Pastor der Jungere 1787 1844 welcher auch zugleich Teilhaber bei Gotthard Pastor Peters Sohn war erfand den Exhauster einen Saug und Entluftungsapparat der die Bearbeitungsstaube die beim Schleifen der Nadeln entstanden absaugte wodurch die Arbeit effektiver und ertraglicher wurde Daruber hinaus war er Grundungsmitglied der Aachener Munchener Feuerversicherungsgesellschaft Direktionsmitglied der Rheinischen Eisenbahngesellschaft sowie von 1841 bis 1843 Prasident der Industrie und Handelskammer Aachen Ausserdem setzte er sich bei David Hansemann vehement dafur ein dass die Bahnlinie Koln Luttich der Rheinischen Eisenbahngesellschaft uber Aachen fuhrte Er war verheiratet mit Amalie Henriette Platte aus Grosseledder in Wermelskirchen Sie hatte mit den Krupp von Bohlen und Halbach in Essen gemeinsame Voreltern Seine Nadelfabrik ubernahm nach seinem Tod zunachst sein Sohn Kommerzienrat Rudolf Arthur Pastor 1828 1892 Dessen Sohn Philipp Heinrich Arthur Pastor 1856 1931 uberfuhrte diese im Jahr 1917 in die Rheinische Nadelfabrik AG Dafur stieg dessen Bruder Wilhelm Emil Pastor 1865 1925 wieder in die Tuchindustrie ein und wurde zum Vorsitzenden des Tuchfabrikantenvereins Aachen gewahlt Zwischenzeitlich waren weitere Familienmitglieder an der Grundung einzelner Nadel und Tuchfabriken beteiligt wie beispielsweise der Grossneffe von Peter Pastor Daniel Isaak Pastor 1749 1826 Grossvater des Historikers und osterreichischen Diplomaten Ludwig von Pastor 1854 1928 mit seiner Tuchfabrik Daniel Pastor Karls Sohn Mit Johann Wilhelm Pastor 1818 wurde erstmals auch ein Familienmitglied nach Russland berufen leitete als Direktor in Bialystok und spater in Choroszcz bedeutende Tuchfabriken und machte sich schliesslich mit der eigenen Tuchfabrik J W Pastor amp Sohne selbstandig welche spater von seinen Sohnen als Kommissions und Agenturgeschaft weiterbetrieben wurde Aber auch Gemeinschaftskooperationen mit befreundeten oder verschwagerten Familien wie beispielsweise der Familie von Johann Arnold von Clermont in Vaals Scheibler in Monschau und Otto Peltzer in Aachen kamen zustande Auch die materielle und technische Unterstutzung vor allem durch modernere Arbeitsmaschinen Grob und Feinspinnmaschinen mechanische Webstuhle aus der Fabrikation des in Verviers und Luttich ansassigen englischen Unternehmers William Cockerill Senior fuhrten zu dem rasanten Aufstieg der Tuchfabrikation in Aachen und damit auch der Werke der Familie Pastor welche von Kaiser Napoleon personlich begutachtet wurden Mit Konrad Gustav Pastor 1796 1890 einem Enkel von Gotthard II Pastor errichtete ein erstes Familienmitglied ausserhalb Aachens und Burtscheids in unmittelbarer Nahe zur Maschinenfabrik von William Cockerill in Verviers eine neue Kammgarnfabrik Wenige Jahre spater berief ihn Williams Sohn John Cockerill in sein Stahlwerk nach Seraing und ernannte ihn zum Direktor der S A Cockerill Sambre Dadurch gepragt entschieden sich zwei seiner Sohne Gustave Leon Pastor 1832 1922 und George Oktave Pastor 1835 1915 fur eine Laufbahn zum Hutteningenieur wobei beide spater ihre Tatigkeit nach Duisburg verlegten und es dort zum Technischen Direktor der Rheinischen Stahlwerke brachten Daruber hinaus kam es durch die Heirat von Charles James Cockerill 1787 1837 mit Karoline Elisabeth Pastor 1791 1836 und John Cockerill 1790 1840 mit Johanna Friederike Pastor 1795 1850 beides jeweils Sohne von William Cockerill mit Tochtern von Philipp Heinrich Pastor dem Alteren zu verwandtschaftlichen Verbindungen der englisch belgischen Industriellenfamilie mit den Burtscheider Tuch und Nadelfabrikanten Im 20 Jahrhundert war schliesslich auch die Familie Pastor trotz eines kurzzeitigen Booms nach dem Zweiten Weltkrieg von dem allgemeinen Niedergang der Tuch und Nadelindustrie betroffen und war wohl auch durch die Billigproduktion aus den expandierenden asiatischen Landern dazu gezwungen ein Werk nach dem anderen zu verkaufen oder zu schliessen Bedeutende Familienmitglieder BearbeitenCarl Arthur Pastor 1885 1960 Gerichtsassessor und Bankdirektor Ehrensenator und Ehrenburger der RWTH Aachen Namensgeber der Carl Arthur Pastor Stiftung Enkel von Rudolf Arthur Pastor Gustave Leon Pastor 1832 1922 Hutteningenieur 1878 bis 1890 Technischer Direktor der Rheinischen Stahlwerke erwarb 1879 die Lizenz fur das Thomas Verfahren Sohn von Konrad Gustav Pastor George Oktave Pastor 1835 1915 Hutteningenieur 1865 bis 1871 Generaldirektor bei S A Cockerill 1871 bis 1878 Technischer Direktor der Rheinischen Stahlwerke Belgischer Honorarkonsul in Dusseldorf Sohn von Konrad Gustav Pastor Gottfried Pastor 1809 1899 Wollfabrikant und Grunder der Tuchfabrik Pastor Geheimer Kommerzienrat Handelsrichter und Ratsherr Aufsichtsrats und Verwaltungsratsmitglied bedeutender Gesellschaften Johann Pastor 1440 1510 Gastwirt Schoffe und Burgermeister der Reichsstadt Aachen Karl Theodor von Pastor 1857 1919 Landrat des Kreis Malmedy und des Landkreises Aachen Konrad Gustav Pastor 1796 1890 Der belgische Pastor Kammgarnfabrikant 1829 bis 1865 Generaldirektor bei S A Cockerill Seraing 1842 bis 1869 Prasident des Verwaltungsrates der Cockerillwerke Ehrenburger von Belgien Namensgeber der Rue Pastor in Seraing Enkel von Gotthard II Pastor und Vetter von Philipp Heinrich Pastor dem Jungeren Ludwig Friedrich August Pastor Edler und Freiherr von Camperfelden 1854 1928 Historiker und Osterreichischer Diplomat Enkel von Daniel Isaak Pastor konvertierte mit zehn Jahren zum katholischen Glauben Namensgeber der von Pastor Strasse in Burtscheid Philipp Heinrich Pastor 1787 1844 Erfinder des Exhausters Grundungsmitglied der Aachener Munchener Feuerversicherungsgesellschaft Direktor der Rheinischen Eisenbahngesellschaft 1841 bis 1843 Prasident der Industrie und Handelskammer Aachen Namensgeber des Pastor Platzes in Aachen Enkel von Gotthard II Pastor und Vetter von Konrad Gustav Pastor Rudolf Arthur Pastor 1828 1892 Kgl preuss Kommerzienrat Friedensrichter Mitglied des Provinzialrates der Rheinprovinz Verwaltungs und Aufsichtsratsmitglied bedeutender Gesellschaften Sohn von Philipp Heinrich Willy Emil Pastor 1867 1933 Kunst und Kulturkritiker volkischer Schriftsteller Grossneffe von Philipp Heinrich Pastor dem Jungeren verheiratet mit der Landschafts und Genremalerin Emma Pastor Normann Literatur und Quellen BearbeitenHans Joachim Ramm Pastor Familie In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 93 f Digitalisat Hermann Ariovist von Furth Beitrage und Material zur Geschichte Aachener Patrizier Familien Band 2 Cremer Aachen 1882 H F Macco Geschichte und Genealogie der Familie Pastor Beitrage zur Genealogie rheinischer Adels und Patrizierfamilien Band 4 s n s l 1905 freepages history rootsweb ancestry com Auszuge Luise Freiin von Coels von der Brugghen Die Schoffen des Koniglichen Stuhls von Aachen von der fruhesten Zeit bis zur endgultigen Aufhebung der reichsstadtischen Verfassung 1798 In Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein Band 50 1928 ISSN 0065 0137 S 1 596 rootsweb Luise Freiin von Coels von der Brugghen Die Aachener Burgermeister von 1251 bis 1798 In Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein Band 55 1933 34 S 41 77 aachener geschichtsverein de PDF 1 7 MB Clemens Bruckner Zur Wirtschaftsgeschichte des Regierungsbezirks Aachen Schriften zur rheinisch westfalischen Wirtschaftsgeschichte Band 16 ZDB ID 517213 5 Rheinisch Westfalisches Wirtschaftsarchiv Koln 1967 Hans Karl Rouette Aachener Textil Geschichte n im 19 und 20 Jahrhundert Entwicklungen in Tuchindustrie und Textilmaschinenbau der Aachener Region Meyer und Meyer Aachen 1992 ISBN 3 89124 137 2 Nicolaus J Breidenbach Grosse Ledder Von der Scala uber die Jusche zum Seminar und Freizeit Hotel der Bayer Gastronomie Gisela Breidenbach Wermelskirchen 2009 ISBN 3 980 2801 6 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pastor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Walter Buschmann Tuchfabrik Pastor In Rheinische Industriekultur Historische Wertpapiere Los Nummer 393Normdaten Person GND 118739468 lobid OGND AKS VIAF 40173627 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pastor Unternehmerfamilie amp oldid 231944680