www.wikidata.de-de.nina.az
Die Altersschrift Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf erste Auflage 1795 zit als A 104 S zweite erweiterte Auflage 1796 zit als B 112 S gehort zu den bekanntesten Werken des deutschen Philosophen Immanuel Kant Moderne Bedeutungen des Begriffs Frieden gehen entscheidend auf die hier vorgestellte Theorie zuruck Titelseite des WerksIn Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie vgl Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Kategorischer Imperativ auf die Politik an um die Frage zu beantworten ob und wie dauerhafter Frieden zwischen den Staaten moglich ware Dazu mussen von der Vernunft geleitete Maximen eingehalten werden die aus den zugrundeliegenden Begriffen entwickelt werden Fur Kant ist Frieden kein naturlicher Zustand zwischen Menschen er muss deshalb gestiftet und abgesichert werden Die Gewahrung des Friedens erklart Kant zur Sache der Politik die andere Interessen dabei der kosmopolitischen Idee eines allgemeingultigen Rechtssystems unterzuordnen habe denn so heisst es im Anhang Das Recht der Menschen muss heilig gehalten werden der herrschenden Gewalt mag es auch noch so grosse Aufopferung kosten Immanuel Kant AA 000008 VIII 380 1 Bekannt geworden sind die Ideen des Volkerrechts das die Verbindlichkeit der zwischenstaatlichen Abkommen fordert und die Ausrichtung des Friedens als volkerrechtlichen Vertrag In den Internationalen Beziehungen wird Zum ewigen Frieden den liberalen Theorien zugeordnet Die Charta der Vereinten Nationen wurde wesentlich von dieser Schrift beeinflusst 2 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau des Werkes 2 Inhalt 2 1 Die sechs Praliminarartikel 2 1 1 1 Es soll kein Friedensschluss fur einen solchen gelten der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem kunftigen Kriege gemacht worden 2 1 2 2 Es soll kein fur sich bestehender Staat klein oder gross das gilt hier gleichviel von einem anderen Staate durch Erbung Tausch Kauf oder Schenkung erworben werden konnen 2 1 3 3 Stehende Heere miles perpetuus sollen mit der Zeit ganz aufhoren 2 1 4 4 Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf aussere Staatshandel gemacht werden 2 1 5 5 Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttatig einmischen 2 1 6 6 Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben welche das wechselseitige Zutrauen im kunftigen Frieden unmoglich machen mussen als da sind Anstellung der Meuchelmorder percussores Giftmischer venefici Brechung der Kapitulation Anstiftung des Verrats perduellio in dem bekriegten Staat etc 2 2 Die drei Definitivartikel 2 2 1 1 Die burgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein 2 2 2 2 Das Volkerrecht soll auf einem Foderalismus freier Staaten gegrundet sein 2 2 3 3 Das Weltburgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalitat eingeschrankt sein 2 3 Zusatze 2 3 1 Erster Zusatz Von der Garantie des ewigen Friedens 2 3 2 Zweiter Zusatz Geheimer Artikel zum ewigen Frieden 2 4 Anhange 2 4 1 Uber die Misshelligkeit zwischen der Moral und der Politik in Absicht auf den ewigen Frieden 2 4 2 Von der Einhelligkeit der Politik mit der Moral nach dem transzendentalen Begriffe des offentlichen Rechts 3 Rezeption 4 Ausgaben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau des Werkes BearbeitenDer Aufbau des Werkes benutzt als Gestaltungsmittel die Form eines Vertrages Damit wird suggeriert Politiker konnten den Text als Entwurf fur eine entsprechende Vereinbarung zwischen Staaten verwenden Der Text ist in zwei Hauptabschnitte zwei Zusatze sowie einen Anhang gegliedert so als sei er das Ergebnis einer Verhandlung Die Praambel enthalt sogar den Hinweis auf eine salvatorische Klausel dass also im Streitfall uber eine Detailregelung die ubrigen Regelungen ihre Gultigkeit nicht verlieren und der strittige Punkt im Geiste des gesamten Vertrages neu zu regeln sei Diese konnte auch ironisch verstanden werden wie Karl Jaspers meint 3 Hierfur spricht auch Kants humorvoller Hinweis dass der Titel der Schrift aus der Anregung auf dem Schilde jenes hollandischen Gastwirths worauf ein Kirchhof gemalt war Praambel entstanden sei Tatsachlich wendet sich Kant mit seiner salvatorischen Klausel auch gegen eine mogliche Zensur der Schrift als staatsgefahrdend Der erste Abschnitt beinhaltet sechs Praliminarartikel diese sind als Verbotsgesetze formuliert da sie notwendige Bedingungen fur einen ewigen Frieden darstellen Im zweiten Abschnitt werden drei Definitivartikel zum ewigen Frieden unter Staaten formuliert durch die ein geordnetes Rechtssystem fur die vertragschliessenden Staaten gefordert wird Hier bereitet Kant sehr knapp die erst spater 1797 veroffentlichte Rechtslehre in der Metaphysik der Sitten vor Ewiger Frieden kann demnach nur in einer republikanischen Rechtsordnung herrschen Angeschlossen sind zwei Zusatze in denen Kant formuliert welche Bedingungen fur den ewigen Frieden zu beachten sind Auch wenn es manchmal kriegerische Ruckfalle gebe sagt Kant so sei dennoch der ewige Frieden das teleologische Ziel der Geschichte Zur Durchsetzung des ewigen Friedens konne es strategisch manchmal sinnvoll sein dass Regierungshandeln nicht offentlich stattfinde Den Abschluss der Schrift bilden die beiden Abschnitte des Anhangs in dem Kant fordert dass Politik die Moral beachte und ein republikanisch entstandenes Recht unter keinen Umstanden gebrochen werden durfe Politik und Rechtspraxis benotigen so Kant die Uberwachung durch die Offentlichkeit Inhalt BearbeitenDie sechs Praliminarartikel Bearbeiten Die Praliminarartikel stellen Bedingungen dar die erfullt sein sollten damit Frieden zwischen Staaten dauerhaft und nachhaltig moglich ist Sie sind als Verbotsartikel formuliert die das Handeln der Staaten im Interesse des Friedens einschranken Kant erlautert dass die Praliminarartikel 1 5 und 6 strikte und absolute Voraussetzungen eines dauerhaften Friedens sind wahrend Artikel 2 3 und 4 regulativ seien deren Umsetzung und Einhaltung also erst mit dem Friedensschluss erfolgen muss und eine Verzogerung etwa durch Abrustung Entlassung abhangiger Staaten in Autonomie mit blosser Personalunion bei eigener Gesetzgebung und Rechtsprechung Ruckzahlung von Anleihen oder sogar durch einen Bestandschutz eingeschrankt sind Immanuel Kant AA 000008 VIII 347 4 1 Es soll kein Friedensschluss fur einen solchen gelten der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem kunftigen Kriege gemacht worden Bearbeiten Im ersten der sechs Praliminarartikel geht es Kant um den Unterschied zwischen echtem und unechtem Frieden Ein Friedensschluss der nicht die Kriegsgrunde beseitigt sei ein blosser Waffenstillstand Frieden sollte ohne Vorbehalte geschlossen werden Das verlangt dass moglicherweise noch bestehende aber unbekannte oder zuruckgehaltene Anspruche der Konfliktparteien mit dem Friedensschluss als erledigt gelten sollen 2 Es soll kein fur sich bestehender Staat klein oder gross das gilt hier gleichviel von einem anderen Staate durch Erbung Tausch Kauf oder Schenkung erworben werden konnen Bearbeiten Der zweite Praliminarartikel unterscheidet zwischen dem Territorium eines Staates der eine Habe darstellt und dem Staat selbst als einer autonomen Gesellschaft deren Autonomie und deren Regierungsbefugnis uber die Mitglieder der Gesellschaft sich durch einen gedachten Gesellschaftsvertrag begrundet durch den er sich zu einer moralischen Person vereinigt hat Der Verkauf eines solchen Staates habe nach Kant die Aufhebung der Existenz des Staates als moralische Person also eine Entwurdigung der im Staat lebenden Menschen zur Folge was der Idee des zugrundeliegenden Gesellschaftsvertrages widersprache Damit ist auch der Truppenverkauf durch den Burger in die Gewalt eines anderen Staates gegeben werden nicht vereinbar Der Staat und seine Burger sind unverausserlich 3 Stehende Heere miles perpetuus sollen mit der Zeit ganz aufhoren Bearbeiten Im dritten Praliminarartikel pladiert Kant fur die Abschaffung stehender Heere Nach Kant fuhren diese zur wechselseitigen Bedrohung und somit zum Wettrusten zwischen den Staaten bis die Kosten des Heeresunterhalts die Kosten eines Angriffskrieges ubersteigen Eine Berufsarmee stellt nach Kant eine Entwurdigung der Berufssoldaten dar sofern diese als Werkzeug zum Toten betrachtet wurden Nur eine bloss zur Verteidigung ausgelegte Staatsburgerarmee sei mit friedlichen Zielen vereinbar 4 Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf aussere Staatshandel gemacht werden Bearbeiten Im vierten Praliminarartikel spricht sich Kant gegen Kriegskredite aus Die Verfugbarkeit der Mittel erhohe die Bereitschaft einen Krieg zu beginnen insbesondere dadurch dass sich durch ein Kreditsystem mit wechselseitiger Verschuldung die Menge beliebig erhohen lasst und so auf den Kriegserfolg und damit die Niederlage eines anderen Staates ein Spekulationsgeschaft angestellt wurde Dritte Staaten mussten eine solche Anleihe zwischen Staaten von vornherein als Angriffsbundnis verstehen Kriegskredite zwischen Staaten seien also weder zu geben noch zu nehmen 5 Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttatig einmischen Bearbeiten Der funfte Praliminarartikel formuliert ein Prinzip der Nichteinmischung wonach nicht in die Verfassung oder Regierung eines Staates eingegriffen werden darf Die Souveranitat eines Staates musse in jedem Fall respektiert werden Fur eine Intervention kann es nach Kant keine Rechtsgrundlage geben solange dieser nicht die Rechte eines anderen verletzt Blosse innere Unruhe oder wahrgenommenes Unrecht innerhalb des Staates hingegen stellt nach Kant keine Verletzung der Rechte eines anderen Staates dar Der Friedensbruch durch die Intervention wiegt schwerer als der Skandal der Gesetzlosigkeit im Inneren eines Staates Nur im Falle eines so weit fortgeschrittenen Burgerkrieges in dem sich ein Staat klar gespalten hat und die Teile jeweils intern eine staatliche Ordnung garantieren ist es Dritten erlaubt Partei zu ergreifen 6 Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben welche das wechselseitige Zutrauen im kunftigen Frieden unmoglich machen mussen als da sind Anstellung der Meuchelmorder percussores Giftmischer venefici Brechung der Kapitulation Anstiftung des Verrats perduellio in dem bekriegten Staat etc Bearbeiten Der letzte Praliminarartikel formuliert schliesslich eine Kriegsordnung Er verbietet den Staaten im Kriege Mittel in Anspruch zu nehmen die das Vertrauen auf einen moglichen Friedensschluss nachhaltig zerstoren Die Anwendung der aufgezahlten unehrenhaften Mittel zerstoren die wechselseitige moralische Achtung so dass ein Krieg von Kampfhandlungen zur Durchsetzung von Interessen in einen Vernichtungskrieg umschlagen kann Ein Krieg dient nach Kant zur Entscheidung von Anspruchen die beide Parteien behaupten Dabei befinden sich beide Parteien auf der gleichen Ebene Bei einem Verstoss gegen die Kriegsordnung kann nun keine ubergeordnete Instanz im Sinne eines Bestrafungskrieges eingreifen so dass die Kriegsparteien die sich einen solchen Verstoss vorwerfen in einen Vernichtungskrieg geraten der nicht anders als durch die Vernichtung einer Partei entschieden werden kann Die drei Definitivartikel Bearbeiten Ziel der Definitivartikel ist es die Friedensordnung zu bestimmen Es handelt sich also nicht um Voraussetzungen des Friedens sondern um notwendige Bestimmungen der Form die er annehmen muss Da fur Kant Frieden nicht bloss die Abwesenheit aktiver Feindseligkeiten ist bedarf der Frieden einer Ordnung die die moralischen Personen z B Menschen und Staaten in klare Verhaltnisse bringt in denen jeweilige Rechte geschutzt und wechselseitige Verletzungen und Anspruche auf Basis dieser Rechtsordnungen entschieden werden konnen Ausserhalb einer solchen burgerlichen Ordnung herrscht auch zwischen Personen die sich gegenseitig keinen Schaden de facto zufugen kein Friede da ihre Sicherheit nicht wechselseitig garantiert ist Nur durch den Eintritt in eine gemeinsame Ordnung in der sich beide einer Obrigkeit unterstellen garantieren sie sich wechselseitig ihre Sicherheit Der Naturzustand zwischen den Menschen ist also nach Kant rechtlich betrachtet ein Kriegszustand Den Definitivartikeln liegt laut Kant das Postulat zugrunde dass alle Menschen zum Zwecke des Friedens Teil einer burgerlichen Ordnung sein mussen Nach Art der in Rechtsverhaltnissen stehenden moralischen Personen lassen sich dabei drei Rechtssysteme unterscheiden das Staatsburgerrecht zwischen Burgern eines Staates und diesem Staat das Volkerrecht zwischen Staaten und das Weltburgerrecht in etwa Menschenrechte als Rechte zwischen Menschen und Staaten denen sie nicht angehoren Diese drei Rechtsordnungen sind es die die Definitivartikel jeweils beschreiben 1 Die burgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein Bearbeiten Die Forderung nach einer republikanischen Verfassung leitet Kant aus drei Prinzipien ab die die Glieder der Gesellschaft als Menschen Untertanen und Staatsburger bestimmen Freiheit Unterordnung unter das Gesetz und Gleichheit vor dem Gesetz Das erste Prinzip fordert die Freiheit der Glieder einer Gesellschaft das zweite die Abhangigkeit aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung das dritte die nach dem Gesetz der Gleichheit aller Glieder der Gesellschaft als Staatsburger gestiftete Verfassung Die Freiheit ist dabei definiert als das Vermogen im eigenen Handeln nur dem eigenen Willen zu folgen wo diese nicht ausdrucklich durch das Gesetz untersagt wird das allgemein und ohne Ausnahme gelten soll Nach Kant darf kein Teil der Gesellschaft also auch nicht die Obrigkeit uber dem Gesetz stehen Niemand darf davon ausgenommen sein alle auch die Mitglieder einer Regierung oder einer gesetzgebenden Korperschaft sind davon betroffen 5 Aus diesen Prinzipien leitet sich die republikanische Form der Verfassung her Nach Kant ist ein Staat mit republikanischer Verfassung ein friedlicher Staat da alle Staatsburger die Folgen ihrer Entscheidungen als Regierende und Gesetzgeber gemeinschaftlich tragen Kant sieht sich genotigt die republikanische Form der Verfassung zu spezifizieren Die Autonomie sieht er nicht durch eine allgemeine Demokratie verwirklicht sondern durch das Bestehen einer Verfassung die reprasentative Beteiligung der Burger an Regierung und Gesetzgebung zumindest aber an der Entscheidung uber Krieg und Frieden garantiert Daraus ergibt sich auch die Forderung nach Gewaltenteilung in seiner hier kurz angerissenen Lehre der Herrschafts und Regierungsformen Nach Kant kann unabhangig von der Form der Beherrschung Demokratie Aristokratie Oligarchie oder Autokratie Monarchie Herrschergewalt nach der moglichen Art der Machtausubung im Staat zwischen Republikanismus und Despotie unterschieden werden In der Despotie sind Gesetzgebung und Regierung in einer Hand so dass Missbrauch von Macht nicht verhindert wird die Regierung folgt dem Interesse der Herrschenden Selbst in einer nicht republikanischen Demokratie ist das nicht ausgeschlossen in einer konstitutionellen Monarchie aber gegeben Nur die republikanische Form folgt den drei Prinzipien und ist nach Kant tauglich fur den ewigen Frieden da hier eine Kontrolle der Macht durch Trennung von Exekutive und Legislative erfolgt Der Republikanism ist das Staatsprincip der Absonderung der ausfuhrenden Gewalt der Regierung von der gesetzgebenden Immanuel Kant AA 000008 VIII 352 6 Vielleicht auch um der Zensur und Benachteiligungen durch die preussischen Behorden zu entgehen nennt Kant Ubergangsformen die eine Annaherung an das Ziel der Republik darstellen und zahlt dazu ausdrucklich die Regierung Friedrich II insofern dessen Maxime er sei bloss der oberste Diener des Staats als Reprasentation aller Burger und Unterordnung unter das Gesetz verstanden werden konne Man kann daher sagen je kleiner das Personale der Staatsgewalt die Zahl der Herrscher je grosser dagegen die Reprasentation derselben desto mehr stimmt die Staatsverfassung zur Moglichkeit des Republikanism und sie kann hoffen durch allmahliche Reformen sich dazu endlich zu erheben Immanuel Kant AA 000008 VIII 353 7 Kants Entwurf eines republikanisch verfassten Staates ahnelt dem heutigen reprasentativ demokratischen Rechtsstaat Gemeint ist die liberale Demokratie so wie wir sie heute verstehen also eine rechtlich verfasste parlamentarische Staatsordnung 8 2 Das Volkerrecht soll auf einem Foderalismus freier Staaten gegrundet sein Bearbeiten Da Staaten analog zu den Menschen im zwischenstaatlichen Naturzustand im Krieg miteinander stehen muss auch hier Frieden bedeuten in einen Rechtszustand uberzugehen Dieser kann nach Kant nur durch einen Volkerbund verwirklicht werden Die Alternative eines Volkerstaat halt er fur widerspruchlich Da Staaten nichts anderes als die Rechtsordnung und Regierungsinstanz der Burger sind und diese Ordnung republikanisch sein muss um dem Frieden zutraglich zu sein wurde ein Volkerstaat in diese wesentliche Funktion der Einzelstaaten eingreifen Das widersprache nicht nur dem 5 Praliminarartikel dadurch wurde nicht nur die aussere sondern auch die innere Freiheit der Staaten eingeschrankt und ihr republikanischer Charakter kompromittiert 9 Insofern die Burger der Einzelstaaten unter der Rechtsordnung des Volkerstaats stunden ware damit der Einzelstaat auch aufgehoben und alle Volker zu einem verschmolzen In einem Volkerbund bleiben die Einzelstaaten bestehen und ihre Souveranitat im Inneren wird nicht und im Ausseren kaum eingeschrankt Eine Einschrankung ihrer Souveranitat widerspricht zwar dem Streben der Regierungen der Einzelstaaten ihre Macht durch Eroberung auszuweiten dennoch sieht Kant die Moglichkeit eines Volkerbunds Gerade in der Anerkenntnis eines Kriegsrechts zu der die Staaten ja durch keine aussere Instanz genotigt werden konnen 10 zeige sich selbst wo sie nur als Lippenbekenntnis erfolge die erforderliche grossere obzwar zur Zeit schlummernde moralische Anlage im Menschen Da Staaten Rechtsstreitigkeiten durch Kriege austragen konnen ohne damit die Rechtsfrage klaren zu konnen kann ein Friedensvertrag nur ein Friede auf Zeit sein Kant entwirft dagegen die Idee eines Friedensbundes in dem die sich verbundenden Staaten wechselseitig zu Erhalt und Sicherung ihrer jeweiligen Freiheit verpflichten aber eben ohne sich damit allgemeinen Gesetzen zu unterwerfen Der Volkerbund ist fur Kant eine Minimallosung die im Gegensatz zum Volkerstaat uber keine gemeinsame Rechtsordnung und uber keine Zwangsmoglichkeiten zur Sicherung des Friedens verfugt Der freie Foderalismus kann jedoch als Surrogat des burgerlichen Gesellschaftsbundes zumindest deren erstes Prinzip umsetzen Zu seiner Verwirklichung benotigt dieser Volkerbund daher republikanische Staaten als Ausgangspunkt Denn wenn das Gluck es so fugt dass ein machtiges und aufgeklartes Volk sich zu einer Republik die ihrer Natur nach zum ewigen Frieden geneigt sein muss bilden kann so gibt diese einen Mittelpunkt der foderativen Vereinigung fur andere Staaten ab um sich an sie anzuschliessen und so den Freiheitszustand der Staaten gemass der Idee des Volkerrechts zu sichern und sich durch mehrere Verbindungen dieser Art nach und nach immer weiter auszubreiten Immanuel Kant AA 000008 VIII 356 11 Tatsachlich scheint Kant aber stattdessen vielmehr eine Weltrepublik die alle Menschen in eine einheitliche Rechtsordnung aufnehmen wurde als logischen Fluchtpunkt des Friedens anzusehen Da eine solche allerdings erfordern wurde dass die Staaten in ihr aufgehen widersprache das sowohl deren Eigeninteresse als auch der Idee eines Volkerrechts Es liegt also weder im Interesse bestehender Staaten zu einem Gemeinwesen das den Anspruch erhebt Weltstaat zu sein in eine verbindliche Beziehung zu treten noch ist es ihnen rechtlich moglich 3 Das Weltburgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalitat eingeschrankt sein Bearbeiten Der dritte Definitivartikel handelt von dem Recht der Hospitalitat Wirthbarkeit Besuchsrecht Gastrecht Hierbei so sagt Kant hat ein jeder Mensch uberall Besuchsrecht fur ein anderes Land d h er soll uberall einreisen konnen ohne dass seiner Freiheit zusatzlichen Beschrankungen unterliegen soll aber er kann auch abgewiesen werden wenn ihn dies nicht in existentielle Gefahr bringt Insbesondere darf es nicht rechtmassig sein einen Fremden zu berauben oder zu versklaven Die Hospitalitat soll dabei die Aufnahme von Beziehungen grundsatzlich ermoglichen Kant sieht dies darin begrundet dass ursprunglich kein Mensch ein Vorrecht auf bestimmte Orte der Erde habe diese aber dennoch endlich und verteilt seien Daher ist das Recht des Fremden auch eingeschrankt ebenso wie er unversehrt das Recht auf Ankunft und zur Aufnahme von Beziehungen erhalten soll muss dieser das Eigentum und die Kontrolle der Gastgeber uber ihren Ort anerkennen Kant kritisiert hier den Kolonialismus der ausser Soldaten fur den Krieg seiner Meinung nach den Kolonialmachten keinen Gewinn bringt Er differenziert zwischen dem Verbot des Zugangs und der Ansiedelung daruber hinaus fordert er die Gelegenheit zu freiem Austausch und Begegnung zwischen Besuchern und Burgern des Gastgeberlandes Die Vorstellung eines solchen Weltburgerrechtes halt Kant durch die starkere Verflechtung der Volker fur moglicherweise durchsetzbar da durch den freien Austausch die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an allen gefuhlt wird Nur indem sein solches Weltburgerrecht und damit die Moglichkeit der freien Gemeinschaft der Burger verschiedener Staaten das Recht der Einzelstaaten und das Volkerrecht erganzt kann ein offentliches Menschenrecht uberhaupt entstehen so dass also doch eine globale Rechtsordnung oder zumindest ein gemeinsamer Rahmen moglich wird und nur durch diese Weise darf die Menschheit annehmen auf dem Weg zu einem ewigen Frieden zu sein Zusatze Bearbeiten Erster Zusatz Von der Garantie des ewigen Friedens Bearbeiten Nach Kant ist der Friede unter den Menschen ein in der Natur angelegter Endzweck In Form einer Vorsehung der Natur sei der ewige Friede garantiert auch wenn die innere Veranlagung des Menschen einen Hang zum Bosen beinhaltet Allerdings stehen hinter dieser Teleologie keine besonderen Krafte alle Ereignisse erfolgen nach Naturgesetzen Die Zweckorientierung muss man sich gewissermassen hinzudenken um die Geschichte zu verstehen Das was diese Gewahr Garantie leistet ist nichts Geringeres als die grosse Kunstlerin Natur natura daedala rerum aus deren mechanischem Laufe sichtbarlich Zweckmassigkeit hervorleuchtet durch die Zwietracht der Menschen Eintracht selbst wider ihren Willen emporkommen zu lassen Immanuel Kant AA 000008 VIII 360 12 Wichtigste Indizien sind fur ihn die Tatsachen dass die Menschheit in allen Bereichen der Erde leben kann und sich auch uberallhin verbreitet hat sowie die Konfliktnatur des Menschen Da Krieg und Vertreibung zur Ausbreitung der Menschheit uber die ganze Erde fuhren wo uberall unterschiedliche Ressourcen vorgefunden werden die zu Austausch und Handel fuhren und die fortdauernde wechselseitige Bedrohung die Menschen dazu bringt sich unter Gesetze zu begeben laufe die Menschheitsgeschichte auf den ewigen Frieden hinaus Kant umreisst die fruhe Menschheitsgeschichte kurz Zuerst lebten die Menschen als kriegerische Jager Gerade die Jagd fuhrte zu Konflikten uber die Nutzung von Territorien und daher zur Ausbreitung Die Entdeckung von Ackerbau Salz und Metallgewinnung fuhrte zu Handel und befriedete die Menschen bereits teilweise Kant sieht sich aber genotigt darzulegen wie die Natur die Menschheit zur Umsetzung der Definitivartikel die als Vernunft und Freiheitsgesetze moralisch geboten sind anhalten kann Dabei geht es vor allem um den Ubergang von Ordnungen die durch die Naturanlagen motiviert und also von Eigennutz Gewalt und Zwang gepragt sind mit Gruppen die Kriege fuhren und die Fremden keine Rechte zubilligen zu Staaten mit republikanischer Ordnung die sich in einer freien Foderation zusammenfinden und ein Weltburgerrecht anerkennen Die Bildung eines Gemeinwesens uberhaupt sieht Kant durch Konflikte zwischen Gruppen hinreichend motiviert Die Gefahr von aussen schafft die Notwendigkeit einer inneren Ordnung Allerdings stellt sich die Frage wie diese auf naturlichem Wege eine republikanische sein konnte oder ob eine solche nicht vielmehr bereits eine moralische Gesinnung die den drei Prinzipien des ersten Definitivartikels folgt voraussetzt Das Problem der Staatserrichtung ist so hart wie es auch klingt selbst fur ein Volk von Teufeln wenn sie nur Verstand haben auflosbar und lautet so Eine Menge von vernunftigen Wesen die insgesammt allgemeine Gesetze fur ihre Erhaltung verlangen deren jedes aber ingeheim sich davon auszunehmen geneigt ist so zu ordnen und ihre Verfassung einzurichten dass obgleich sie in ihren Privatgesinnungen einander entgegen streben diese einander doch so aufhalten dass in ihrem offentlichen Verhalten der Erfolg eben derselbe ist als ob sie keine solche bose Gesinnungen hatten Immanuel Kant AA 000008 VIII 366 13 Das naturliche Bedurfnis sich vor den Interessen der anderen zu schutzen fuhrt nach Kant also bereits dazu dass jeder von den anderen die Einhaltung allgemeiner Regeln wunscht ohne dass die feste Absicht gegeben ware sich selbst diesen Regeln zu unterwerfen Da nur bei innergesellschaftlichem Frieden die Einhaltung solcher Regeln uberwacht und Ubertretungen geahndet werden konnen bildet sich im Spiel der dynamischen Krafte ein stabiler Zustand heraus der ausserlich demjenigen gleicht der im ersten Definitivartikel normativ gefordert wurde Die Idee des Rechts entwickelt sich als Instrument der Absicherung Der Inhalt des zweiten Artikels der freie Foderalismus verschiedener Staaten fuhrt Kant auf einen Ausgleich des Strebens eines Einzelstaates oder seiner Regierung sich so weit wie moglich auszudehnen was zu einem despotischen Universalstaat fuhren wurde der auf Dauer keinen innergesellschaftlichen Frieden erhalten konnte und der ethnischen Verschiedenheit die zwar die Gefahr zu wechselseitigem Hass in sich berge aber auf lange Sicht durch Stolz auf die Eigenheit und Wetteifer innerhalb der einzelnen Gruppen zivilisatorischen Fortschritt mit sich bringen wurde Die Entwicklung der eigenen gesellschaftlichen Leistungsfahigkeit und freiheitsorientierten Ordnung ist es die die Staaten wechselseitig zu Toleranz und Akzeptanz in der foderativen Ordnung befahigt Dem Weltburgerrecht der wechselseitigen Offnung der Staaten sieht Kant schliesslich deren kommerzielles Interesse entsprechend Der allgemeine freie Handel bringt dem Staat die Geldmittel die dieser zum Zweck der Machtsteigerung erstreben muss Dieser Umweg uber das Interesse der Staaten ist notwendig denn ein allgemeines Weltburgerrecht wurde die Menschen und die Staaten nicht von wechselseitiger Gewalt abbringen Nur dadurch dass der Staat Geld als allgemeinstes und sogar mit der republikanischen Verfasstheit vertragliches Machtmittel sieht und Handel insgesamt wohlstandsforderlich ist haben Staaten eine aussermoralische Motivation den Handel und das dazu erforderliche Weltburgerrecht zu schutzen und Kriege zu vermeiden bzw vermittelnd zu beenden Zweiter Zusatz Geheimer Artikel zum ewigen Frieden Bearbeiten Der zweite Zusatz behandelt den Zusammenhang von Regierungsfuhrung und offentlicher Meinung und hat die Form eines Geheimartikels Er stellt eine wesentliche Erganzung der zweiten Ausgabe B dar Kant legt dar dass der Einsatz von Geheimartikeln zwar objektiv der Idee eines offentlichen Rechts widerspricht subjektiv aber die Wurde der abschliessenden Parteien schutzt die etwas vereinbart haben was ihnen geboten schien was sie jedoch offentlich in Kritik bringen konnte Dieses Verhaltnis nutzt Kant als Analogie So kann es beispielsweise dem Ansehen eines Staates gegenuber seinen Untertanen und den anderen Staaten schaden wenn seine Interessen und Handlungen offentlich debattiert oder in Frage gestellt werden Der Staat sollte nach Kants Meinung die Debatte dennoch als beratende Stimme zur Kenntnis nehmen aber ein offenes Geheimnis daraus machen ob und welchen Argumenten er folgt So kann der Staat sich von der offentlichen Meinung belehren lassen ohne an Autoritat einzubussen Kant verweist hier besonders auf die Rolle der Philosophen die fur die Juristen als Beamte Gesetzgeber und im Gerichtswesen Rechtsfragen diskutieren konnen wo jene an das geltende Recht gebunden sind Anhange Bearbeiten Uber die Misshelligkeit zwischen der Moral und der Politik in Absicht auf den ewigen Frieden Bearbeiten Kant untersucht im ersten Anhang die Frage ob Politik moralisch sein kann oder muss Ein Widerspruch kann hier nach Kant nur auftreten wenn die Politik als Klugheitslehre aufgefasst wird die keine absoluten Gebote kennt Wo aber Moral als Theorie der Rechte und Pflichten eines jeden verstanden wird sind Politik und Staatslehre als Anwendung und Umsetzung der Moral zu verstehen Also muss sie a priori in Einhelligkeit dazu stehen ohne dass die Moral unmogliche Forderungen an die Politik erhebt Denn fur Kant ist das Sollen durch das Konnen eingeschrankt Dennoch geht Kant davon aus dass die Gebote der Moral sofern man sich in ihnen nicht tauscht sich niemals aus Grunden der Klugheit den Umstanden beugen mussen Als Beispiel nennt er das absolute Verbot der Luge Zum ewigen Frieden als normativem Ziel der Politik ist es erforderlich dass sich alle gemeinsam der Rechtsordnung unterstellen Das uberfordert den Einzelnen wenn er sich an Gesetze halt die die anderen missachten begibt er sich in Gefahr Die Vereinigung zu einem Staat unter einer Rechtsordnung scheint daher darauf angewiesen zu sein dass sich einer mit Gewalt zum Herrscher aufschwingt Warum aber sollte der Herrscher sich selbst ebenfalls den Gesetzen unterwerfen Hobbes hatte im Leviathan deshalb den Herrscher ausserhalb des Gesetzes gestellt Fur eine Republikanische Ordnung im Sinne Kants muss er die Gesetze sogar reprasentativ also in Vertretung und im Interesse des Volkes festlegen Die Problematik wiederholt sich auf der zwischenstaatlichen Ebene Die Inhaber der Ubermacht oder Gewalt sollten auf ihre eigene Willkur zugunsten des Gesetzes und der gemeinschaftlich bestimmten Rechtsordnung verzichten Zur Losung dieses Problems verweist Kant auf den Begriff des Rechts selbst Dieser impliziert dass das Handeln mehr ist als eine von empirischen Eigeninteressen in Anbetracht des Hangs der Menschen zum Bosen und Moglichkeiten bestimmte Mechanik Es muss sich also ein moralischer Politiker denken lassen der moralische Gebote an das Politische Handeln herantragt wohingegen ein politischer Moralist der also die Moral der Politik unterordnet dem eigentlichen Moralbegriff widerspricht Fur diesen moralischen Politiker ergeben sich bestimmte Maximen So ist es fur ihn geboten Gesetze die dem Naturrecht nicht entsprechen allmahlich zu reformieren und nicht radikal umzusturzten denn Letzteres fuhrt zur zivilen Unruhe bis zum Burgerkrieg Das Gleiche gilt fur die Verfassung wo Kant einen Wandel der Verfassungspraxis zur republikanischen Form deutlich vor einen Wechsel de jure stellt da das Volk durch Beteiligung erst den Rechtsbegriff als erfullt erlebt und so selbst die notwendige Achtung und Befahigung erwirbt die Gesetzgebung allein zu gestalten Ebenso ist wahrend einer Revolution im Sinne des Friedens und Republikanismus die Bestrafung der Aufruhrer geboten nach einer erfolgreichen Revolution jedoch die Vorstellung einer Ruckkehr zur alten Ordnung unmoralisch Auch soll ein Staat von aussen nicht gezwungen werden seine despotische Form abzulegen wenn dies seine Sicherheit und seinen Fortbestand gefahrdet Praktizierende Juristen hielten immer die gegenwartige Verfassung fur die beste schreibt Kant Wenn sie aber uber Gesetzgebung entschieden dann bliebe zu vieles aus der alten Verfassung bestehen Praktizierende Juristen des Despotismus wurden eine neue Verfassung nach folgenden Grundsatzen erarbeiten 1 Eigenmachtige Besitznehmungen des Herrschenden 2 Leugnung von Verantwortung fur Schlechtes 3 Teile und herrsche vgl Divide et impera Die Bosheit der Menschen komme nicht aus ihnen selbst sondern resultiere aus einer noch nicht vollstandig entwickelten Kultur In einem Staat schwache sich Bosheit jedoch ab da sich die Menschen gegenseitig auf rechtmassiges Handeln verpflichteten Der Begriff des Rechts sei fur den Menschen sowohl privat als auch offentlich bedeutsam Kant wirft die rhetorische Frage auf was hoher stehen solle der Zweck als moralische Gesinnung oder die Freiheit Handle so dass du wollen kannst deine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden der Zweck mag sein welcher er wolle Letzteres musse vorangehen schliesst Kant da es eine unbedingte Notwendigkeit fur das Rechtsprinzip sei Wie genau man aber zum ewigen Frieden gelange sei ungewiss Je weniger Menschen den ewigen Frieden als Zweck verfolgten desto naher seien sie ihm Das liege am gemeinsamen Willen eine rechtlich verfasste Gesellschaft zu schaffen Gesetze wurden nicht dazu erlassen Wohlstand oder Gluckseligkeit zu schaffen sondern um das Recht auf Freiheit und Gleichheit eines jeden zu wahren Politik konne sich ohne Moral also gar nicht entwickeln Von der Einhelligkeit der Politik mit der Moral nach dem transzendentalen Begriffe des offentlichen Rechts Bearbeiten Aus dem Grundsatz dass jeder Rechtsanspruch offentlich bekannt sein musse um nicht Unrecht zu sein zieht Kant folgenden Schluss der einen Blick nicht auf seine Moral sondern auf seinen Rechtsbegriff zulasst Im Staatsrecht sei der Widerstand gegen die Staatsgewalt selbst bei einer Tyrannis Unrecht weil ein Aufstandsrecht nicht Bestandteil einer Verfassung sein kann Im Begriff des Volkerrechts sei der Begriff der Publizitat Offentlichkeit bereits enthalten Volkerrecht durfe nicht auf Zwangsgesetzen beruhen wie das Staatsrecht sondern auf einer freien Verbindung von Staaten in der Absicht untereinander den Frieden zu erhalten Es gebe allerdings Falle in denen die offentliche Ausserung von Absichten dem damit angestrebten Ziel zuwiderlaufe a wenn ein Herrscher eine Abmachung mit einem anderen Staat zum Schutze seines Volkes nicht einzuhalten gedenke b bei einem geplanten Praventivschlag gegen ein zu machtig werdendes Nachbarland c bei der geplanten Unterwerfung eines separatistischen Landes teils Volkerrecht und Moral stimmten aber uberein wenn der Rechtsbund der Staaten beabsichtige Kriege zu verhindern Trotzdem wurden oftmals Vertrage mit machtigeren und grosseren Staaten gunstiger ausgelegt Mit der Moral als Individual Ethik ist die Politik leicht einverstanden aber ihre Bedeutung als Rechtslehre streite sie allzu oft ab Vielmehr sollten Recht und Moral in allen Gesetzen gleichermassen gultig sein wo die Publizitat dem Zweck des Gesetzes nicht zuwiderlaufe Rezeption BearbeitenBereits Johann Gottlieb Fichte mass der Schrift Kants in einer Rezension eine grosse Bedeutung in wissenschaftlicher Rucksicht bei 14 Ein offentlich rechtlich gesicherter Friede war fur ihn nicht nur ein frommer Wunsch sondern eine notwendige Aufgabe der Vernunft 15 Julius Ebbinghaus schrieb 1929 Wer sich durch Kants Metaphysik der Sitten in den Bedingungszusammenhang einfuhren lasst auf dem die Moglichkeit einer sittlichen Beurteilung des Krieges beruht der bemerkt bald dass er zu all den Gleisen quer zu liegen kommt in denen sich die offentliche Meinung der Gegenwart bewegt und man muss die moderne Hollenpredigt gegen den Krieg weit hinter sich lassen wenn man zu den Sternen emporgelangen will an denen sich das Licht der pax kantiana entzundete 16 Karl Otto Apel bescheinigt der Friedensschrift auch am Ende des 20 Jahrhunderts eine weltgeschichtliche Aktualitat 17 Den Grund dafur sieht Ernst Otto Czempiel in der aktuellen politischen Geschichte Die Demokratisierungsprozesse in Osteuropa und der GUS folgten genau dem Kantischen Script Die Demokratie breitet sich von selbst aus weil sie das Herrschaftssystem ist das die gesellschaftlichen Anforderungen nach wirtschaftlicher Wohlfahrt und herrschaftlicher Partizipation naturlich auch nach Frieden optimal wenn auch nicht maximal erfullt 18 Trotz der anerkannten Vision Kants wertet Ludger Kuhnhardt seinen Entwurf als unrealistisch und padagogisches Ideal Insbesondere fehle die Beschreibung des Weges zu dem schonen Ziel 19 Allerdings stellt er auch fest Kant durfte erfreut daruber gewesen sein wenn er gewusst hatte dass die Themen die er in seinen drei Definitivartikeln in den Mittelpunkt der Suche nach einer dauerhaften Friedensordnung gestellt hat auch zwei Jahrhunderte nach seiner Publikation Schlusselfragen der Politik in den Staaten und zwischen den Staaten geblieben sind 20 Uber die Vision und den normativen Anspruch hinaus gibt es Kant Interpreten die in der Friedensschrift die Grundlegung zu einer Theorie der Politik sehen So stellt Volker Gerhardt fest Merkwurdig ist nur dass diese Ausweitung des Problembestandes uber Ethik und Recht hinaus auf das weite Feld der realen Politik von den Kant Interpreten bislang kaum beachtet worden ist Deshalb ist ihnen auch entgangen dass hier unter den Voraussetzungen der Vernunftkritik eine Theorie der Politik entworfen wird 21 Ahnlich ist das Werk nach Otfried Hoffe nicht nur Friedenstraktat sondern eine systematische Philosophie der Politik verstanden als Theorie von Recht und Staat 22 Dagegen negiert Georg Geismann den moralischen Anspruch und halt die Schrift stattdessen mit Fichte und Ebbinghaus fur im wesentlichen Rechtslehre genauer apriorische Rechtslehre d h Kant verzichtet fur ihn ganzlich auf den moralischen Zeigefinger und grundet seine Schrift allein auf die Vernunft 23 Ausgaben BearbeitenZum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf Friedrich Nicolovius Konigsberg 1795 Google Books Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf Neue vermehrte Auflage Frankfurt und Leipzig 1796 Google Books Uber den Gemeinspruch Das mag in der Theorie richtig sein taugt aber nicht fur die Praxis Zum ewigen Frieden ein philosophischer Entwurf Mit Einleitung Anmerkungen Bibliographie Verzeichnis der Vorarbeiten Personen und Sachregister hrsg von Heiner Klemme Meiner Hamburg 1992 ISBN 978 3 7873 1030 2 Zum ewigen Frieden und andere Schriften Fischer Frankfurt 2008 ISBN 978 3 596 90021 3 Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf hrsg von Rudolf Malter Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 001501 8 Zum ewigen Frieden Mit den Passagen zum Volkerrecht und Weltburgerrecht aus Kants Rechtslehre Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen Suhrkamp Frankfurt 2011 ISBN 978 3 518 27014 1 Leseprobe PDF 168 kB Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf Vollstandige Neuausgabe mit einer Biographie des Autors hrsg von Karl Maria Guth Hofenberg Berlin 2016 ISBN 978 3 8430 2116 6 Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf Mit einem Geleitwort von Bernd Ludwig Berliner Verlagsbuchhandel Berlin 2021 ISBN 978 3 9699 3002 1Literatur BearbeitenMatthias Hoesch Zum ewigen Frieden In Kant Lexikon hg von M Willaschek u a De Gruyter Berlin Boston 2015 2727 2731 Otfried Hoffe Hrsg Immanuel Kant zum ewigen Frieden 3 bearbeitete Auflage Akademie Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 05 005103 1 Volker Marcus Hackel Kants Friedensschrift und das Volkerrecht Duncker und Humblot Berlin 2000 ISBN 3 428 10206 1 Klaus Dicke Klaus Michael Kodalle Hrsg Republik und Weltburgerrecht Kantische Anregungen zur Theorie politischer Ordnung nach dem Ende des Ost West Konflikts Bohlau Weimar Koln Wien 1998 ISBN 3 412 13996 3 Bernd Rolf Volkerbund oder Weltrepublik Kants Schrift Zum ewigen Frieden In Philosophieunterricht in NRW 30 1997 15 29 Wolfgang Beutin et al Hommage a Kant Kants Schrift Zum ewigen Frieden von Bockel Verlag Hamburg 1996 ISBN 3 928770 61 6 Matthias Lutz Bachmann James Bohman Hrsg Frieden durch Recht Suhrkamp Frankfurt 1996 ISBN 978 3 518 28869 6 Volker Gerhardt Immanuel Kants Entwurf Zum ewigen Frieden eine Theorie der Politik WBG Darmstadt 1995 ISBN 3 534 03214 4 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Zum ewigen Frieden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag Ewiger Friede im Kant Lexikon von Rudolf Eisler Eintrag Zum ewigen Frieden im Kant Lexikon von M Willaschek u a Georg Geismann Warum Kants Friedenslehre fur die Praxis taugt PDF 55 kB Georg Geismann Nachlese zum Jahr des ewigen Friedens Ein Versuch Kant vor seinen Freunden zu schutzen PDF 62 kB Logos NF 3 1996 317 345 Volker Gerhardt Eine kritische Theorie der Politik Uber Kants Entwurf Zum ewigen Frieden PDF 85 kB Sabine Jaberg Kants Friedensschrift und die Idee kollektiver Sicherheit PDF 216 kB Eine Rechtfertigungsgrundlage fur den Kosovo Krieg der NATO Heft 129 der Hamburger Beitrage des Institut fur Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universitat Hamburg Februar 2002 Peter Hoeres Kants Friedensidee in der deutschen Kriegsphilosophie des Ersten Weltkrieges PDF 109 kB Kant Studien 93 2002 S 84 112 Heiner Klemme Immanuel Kant und der ewige Friede Konstantin Pollok Die Vereinten Nationen im Lichte Immanuel Kants Schrift Zum ewigen Frieden Philosophische Schnipsel Zum ewigen Frieden dauerts noch incl Originaltext Kant PDF Einzelnachweise Bearbeiten Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 380 Konstantin Pollok Die Vereinten Nationen im Lichte Immanuel Kants Schrift Zum ewigen Frieden Sic et Non 1996 Lothar Brock Wozu brauchen wir heute die Vereinten Nationen Bilanz und Perspektiven der Weltorganisation Bundeszentrale fur politische Bildung abgerufen am 22 ai 2019 Karl Jaspers Kants Zum Ewigen Frieden In Karl Jaspers Philosophie und Welt Piper Munchen 1958 97 135 131 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 347 Volker Gerhardt Immanuel Kants Entwurf Zum ewigen Frieden eine Theorie der Politik WBG Darmstadt 1995 S 85 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 352 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 353 Volker Gerhardt Immanuel Kants Entwurf Zum ewigen Frieden eine Theorie der Politik WBG Darmstadt 1995 S 89 Immanuel Kant Zum ewigen Frieden Mit den Passagen zum Volkerrecht und Weltburgerrecht aus Kants Rechtslehre Kommentar von Oliver Eberl und Peter Niesen Suhrkamp Frankfurt M 2011 S 237 Wolfgang Kersting Recht Gerechtigkeit und demokratische Tugend Suhrkamp Frankfurt M 1997 S 266 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 356 Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 360 Zum Ewigen Frieden Erster Zusatz Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000008 VIII 366 Johann Gottlieb Fichte Rezension zu Kants Schrift Zum ewigen Frieden Philosophisches Journal 4 1796 in Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herg von R Lauth und H Jacob Abt I Werke Band 3 Stuttgart 1966 219 Johann Gottlieb Fichte Grundlage des Naturrechts 1796 1797 in Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herg von R Lauth und H Jacob Abt I Werke Band 3 Stuttgart 1966 323 Julius Ebbinghaus Kants Lehre vom ewigen Frieden und die Kriegsschuldfrage 1929 abgedruckt in Gesammelte Aufsatze Vortrage und Reden WBG Darmstadt 24 25 Karl Otto Apel Kants Philosophischer Entwurf Zum ewigen Frieden als geschichtsphilosophische Quasi Prognose aus moralischer Pflicht Versuch einer kritisch methodologischen Rekonstruktion der Kantschen Konstruktion aus der Sicht einer transzendental pragmatischen Verantwortungsethik in Reinhard Merkel Roland Wittmann Hrsg Zum ewigen Frieden Grundlagen Aktualitat und Aussichten einer Idee von Immanuel Kant Frankfurt 1996 91 124 92 Ernst Otto Czempiel Europas Wegweiser zum Frieden Uber Immanuel Kant und die Aktualitat seiner strategischen Konzepte In Frankfurter Rundschau Ostern 1995 ZB3 Ludger Kuhnhardt Von der ewigen Suche nach Frieden Immanuel Kants Vision und Europas Wirklichkeit Bouvier Bonn 1996 175 Ludger Kuhnhardt Von der ewigen Suche nach Frieden Immanuel Kants Vision und Europas Wirklichkeit Bouvier Bonn 1996 181 Volker Gerhardt Immanuel Kants Entwurf Zum ewigen Frieden Eine Theorie der Politik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1995 6 7 Otfried Hoffe Einleitung Der Friede ein vernachlassigtes Ideal In Otfried Hoffe Hrsg Immanuel Kant Zum ewigen Frieden Akademie Berlin 1995 5 29 22 Georg Geismann Warum Kants Friedenslehre fur die Praxis taugt und warum die Friedenslehren von Fichte Hegel und Marx schon in der Theorie nicht richtig sind In Klaus Michael Kodalle Hrsg Der Vernunft Frieden Kants Entwurf im Widerstreit Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1996 37 51 37 Werke Immanuel Kants Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels Von den Bewohnern der Gestirne Kritik der reinen Vernunft Prolegomena zu einer jeden kunftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten konnen Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltburgerlicher Absicht Beantwortung der Frage Was ist Aufklarung Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Metaphysische Anfangsgrunde der Naturwissenschaft Kritik der praktischen Vernunft Kritik der Urteilskraft Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft Zum ewigen Frieden Die Metaphysik der Sitten Anthropologie in pragmatischer Hinsicht Normdaten Werk GND 4195529 8 lobid OGND AKS VIAF 179896920 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zum ewigen Frieden amp oldid 236315621