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Musik der griechischen Antike ist in nur wenigen Beispielen erhalten 1588 gab Gioseffo Zarlino die Mesomedeshymnen heraus ein Anhang an ein Traktat des Dionysios 1883 wurde die Seikilos Stele entdeckt eine Inschrift mit Musikzeichen auf einer Grabstele und eines der wichtigsten Zeugnisse niedergeschriebener antiker Musik uberhaupt 1893 1894 wurden zwei Paiane aus Delphi am Schatzhaus der Athener in Stein gemeisselt der Offentlichkeit zuganglich gemacht Danach fanden sich nur noch auf Papyri einige Fragmente Die Musik der alten Griechen ist heutzutage hauptsachlich nur aus den Schriften der Theoretiker des Altertums bekannt welche in ziemlich grosser Anzahl erhalten sind Bei den Griechen kam der Musik eine zentrale Stellung im gesellschaftlichen Leben zu Folgt man zum Beispiel Platon so kommt der Musik sogar ein wesentlicher Einfluss auf die Wesensbildung eines Menschen zu Der zweite der beiden Hymnen an Apollo am Athenerschatzhaus in DelphiBei den grossen kultischen Festspielen der Griechen den Olympischen Pythischen Nemeischen und Isthmischen spielten die musischen Wettkampfe poetische und musikalische eine hervorragende Rolle Speziell die Pythischen Spiele waren ursprunglich nur musikalische zu Ehren des Apollon zu Delphi Der Sieger wurde mit einem Lorbeerkranz geschmuckt zu welchem die Zweige im feierlichen Aufzug aus dem Taltempel geholt wurden Die altere Geschichte der griechischen Musik ist so mit Sagen und Marchen durchsetzt dass der historische Kern nur schwer kenntlich ist Die Erfindung der musikalischen Instrumente wie der Musik uberhaupt wird den Gottern zugeschrieben Apollon Hermes Athene Pan Amphion und Orpheus konnten Steine beleben und Tiere bezwingen Weitere mythische Gestalten sind Linos der wegen seines Gesanges und Marsyas der wegen seines Flotenspiels von Apollon aus Eifersucht getotet wurde vgl Geschichte der Musik Inhaltsverzeichnis 1 Die praktische Musikausubung im antiken Griechenland 2 Uberblick 3 Die Musik von Byzanz 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksDie praktische Musikausubung im antiken Griechenland BearbeitenDie Musizierpraxis kann im Grunde nur ikonographisch also aus Abbildungen beispielsweise auf Gefassen erschlossen werden Teils finden sich aber auch literarische Hinweise wie in Homers Odyssee Der kulturelle Einfluss Kleinasiens und Agyptens war bedeutend Zur praktischen Musikausubung der Griechen zahlte blosser Gesang oder Gesang mit Begleitung von Saiteninstrumenten Kitharodie oder Blasinstrumenten Aulodie sowie rein instrumentales Saiten Kitharistik oder Flotenspiel Auletik Die wichtigsten und fur die Kunstmusik beinahe allein in Frage kommenden Instrumente waren Leiern wie Lyra und Kithara sowie der Aulos Die Lyra hatte einen gewolbten die Kithara einen flachen Resonanzkasten Die Saitenzahl beider war lange Zeit 7 spater stieg sie erheblich Die Magadis war moglicherweise ein Saiteninstrument Harfe oder Psalterium mit 20 Saiten auf dem in Oktaven gespielt wurde Samtliche Saiteninstrumente der Griechen wurden sowohl gezupft als auch mit dem Plektrum gespielt Dieses war bereits im 2 Jahrtausend v Chr bekannt wie die Darstellung auf dem Sarkophag von Hagia Triada ca 1400 v Chr belegt Rhythmusinstrumente spielten nur eine untergeordnete Rolle und wurden vor allem im dionysischen Kult und beim Symposion verwendet Gespielt wurden sie vor allem von Frauen und im mythischen Bereich von Satyrn bzw Silenen Die wichtigsten Rhythmusinstrumente sind das Tympanon eine zweifellige runde Rahmentrommel und die paarweise gespielten Krotala Handklappern die in ihrer Form und Spielweise modernen Kastagnetten ahneln Der immer paarweise gespielte Aulos war eine Blasinstrument mit einfachem oder doppeltem Rohrblatt das in verschiedenen Grossen gebaut wurde die Panflote Syrinx war ein untergeordnetes Instrument und gehorte wie die Querflote Plagiaulos zum Bereich der Hirten Die Lieder welche die Komponisten erfanden erhielten bestimmte Namen ahnlich wie bei den Meistersangern der allgemeine Name war Nomos Gesetz Satz Beruhmt war zum Beispiel der pythische Nomos des Flotenspielers Sakadas 585 v Chr welcher es zuerst durchsetzte dass bei den Pythischen Spielen neben der Kithara auch der Aulos zugelassen wurde Um die Kitharodik machte sich besonders der noch 50 Jahre altere Terpandros verdient welcher gern als der Begrunder eigentlicher musikalischer Kunstformen bei den Griechen angesehen wird Weiter sind als hervorragende Musiker zu nennen Klonas der vor Sakadas und nach Terpandros lebte ein Erfinder wichtiger Formen der Aulodie Archilochos um 650 v Chr der statt der vorher allein ublichen daktylischen Hexameter volkstumlichere lyrische Rhythmen einburgerte Jamben der Lyriker Alkaios die Dichterin SapphoUberblick BearbeitenPythagoras gilt gewissermassen als Ur Musiktheoretiker Dabei war er Mathematiker Mystiker und Philosoph Vermutlich von der agyptischen Mathematik angeregt fand er wie unzutreffend in der Legende Pythagoras in der Schmiede beschrieben ganzzahlige Proportionsverhaltnisse die er als bestmogliche Klang Intervalle interpretierte Zumindest das Konsonanz Empfinden des Abendlandes grundet bis heute auf diesen Schwingungsverhaltnissen Die Proportionen dieser Hauptintervalle 1 2 3 4 Oktave Quinte Quarte galten gleichermassen als Weltformel der Pythagoreer bezogen sich also auf samtliche Bereiche des Lebens und des Wissens Aus Kleinasien der Landschaft Phrygien kam dagegen ein fur die praktische Tonkunst wichtiges Element die wild leidenschaftliche Musik des dort heimischen Dionysoskults nebst dem sie begleitenden scharf und weithin tonenden Blasinstruments dem Aulos Die Verschmelzung dieser phrygischen dionysischen Tonkunst mit der auf strenges Mass gerichteten durch Apollon personifizierten heimisch dorischen vollzog sich in der attischen Tragodie nachdem diese sich zur selbstandigen Kunstgattung entwickelt hatte Nach den Forschungen zum Beispiel Rudolf Westphals Griechische Rhythmik und Harmonik ist es nicht zweifelhaft dass die Musik an der machtigen Wirkung der antiken Tragodie einen Hauptanteil hatte Nicht nur die Chore sondern auch die Einzelreden wurden gesungen Zur grossten Entfaltung ihrer Mittel gelangte die griechische Musik in der Tragodie welche in ahnlichem Sinn wie das moderne musikalische Drama eine Vereinigung von Dichtkunst Musik und Schauspielkunst Mimik Hypokritik war die Chore wurden gesungen und auch viele Monologe waren komponiert Leider ist noch keine Tragodienmusik aufgefunden worden so dass wir keine konkrete Vorstellung von einer solchen haben In dem Mass jedoch wie die Musik als Sonderkunst zu immer hoherer Ausbildung gelangte musste sich die erhebende Wirkung vermindern welche sie im fruheren engen Verein mit der Dichtkunst ausgeubt hatte Das musikalische Virtuosentum beginnt jetzt in den Vordergrund zu treten die Tonkunst strebt sich mehr und mehr von der Dichtkunst zu emanzipieren Wie aber die Musik so hatte auch die Sprache um ebendiese Zeit 5 Jahrhundert v Chr durch das Aufbluhen der sophistischen Philosophie eine Bereicherung erfahren die sie veranlasste auch ihrerseits eigene Wege zu gehen und es vollzieht sich die Scheidung der Musik von der Poesie Die Frage wie diese Musik naher beschaffen war muss nahezu unbeantwortet bleiben Die sparlichen aus jener Zeit herubergeretteten im 16 Jahrhundert entdeckten Fragmente altgriechischer Musik vermogen obwohl weitgehend entziffert zum Beispiel Friedrich Bellermann uber Klang und Musizierpraxis weniger zu verraten Die vokale Musik stand wohl in enger Verbindung mit der Lyrik generierte etwa aus dem Versmass ihre Rhythmik Freiheit und Selbstandigkeit in der Bewegung ist aber gerade bei der instrumentalen Musik kaum wegzudenken Dafur spricht auch die tonraumliche Beweglichkeit wie sie die drei Tongeschlechter ermoglichten Mehrstimmigkeit gab es sehr wahrscheinlich nicht Im lyrischen Teil des Dramas in den Choren entfaltete sich der Klang im Zusammenwirken von Manner und Knabenstimmen in Oktaven gelegentlich wohl auch mittels melodiefremder Intervalle in der Begleitung durch Instrumente Lyra Kithara Aulos Dieser Lyrik der sogenannten chorischen welche auch als selbststandiger Kunstzweig gepflegt wurde und durch Kunstler wie Ibykos und Pindar 522 442 zu hoher Blute gelangte stellte sich schon fruh die melische Lyrik gegenuber eine Lyrik im eigentlichen Sinn des Wortes weil die Lyra welche als Attribut Apollons der Kunstgattung uberhaupt den Namen gegeben hier ein wesentliches Hilfsmittel des Vortrags war Der Hauptunterschied dieser beiden Zweige der lyrischen Kunst bestand aber darin dass die Erstere die Empfindungen einer Gesamtheit in grossen Zugen zum Ausdruck brachte wahrend die Letztere die Zustande der Einzelseele zu schildern unternahm wobei dem musikalischen Teil dem Melos eine freiere Bewegung und selbststandiges Hervortreten gestattet und geboten war In diesem Vorherrschen des musikalischen Elements bestand der eigentliche Reiz der melischen Lyrik nachdem dieselbe im 7 und 6 Jahrhundert v Chr an der Westkuste Kleinasiens durch die dort wohnhaften ionischen und aolischen Griechen zu jener Vollkommenheit ausgebildet war die wir an den Dithyramben des Arion von Lesbos den Liebesliedern der Sappho den Trinkliedern eines Anakreon bewundern ein Reiz machtig genug um die altere bescheidenere Art des Volksgesanges die Kunst der Rhapsoden welche sich begnugt hatten die Ereignisse der Heroenzeit in rezitativischer Weise und ohne Begleitung eines Instruments vorzutragen bald zu verdrangen Plutarch datiert in seiner dialogisch abgefassten Musikgeschichte die Periode der neueren Musik von Thaletas 670 dem Begrunder der spartanischen Chortanze Gymnopaedien und Sakadas an um diese Zeit soll die neuere Enharmonik eingefuhrt worden sein Von nun an wird der Niedergang der griechischen Kunst unaufhaltsam am wenigsten vermochte die Tragodie ihre Bedeutung als Gesamtkunstwerk zu wahren nachdem die Vereinigung des Dichters und Komponisten in einer Person wie solche noch bei Aischylos und Sophokles bestanden hatte durch eine kunstgeschichtliche Notwendigkeit ausgehoben und dadurch das einheitliche Wirken ihrer beiden wichtigsten Faktoren unmoglich gemacht war Schon Euripides musste die musikalische Komposition seiner Dramen einem anderen fachmannisch Gebildeten uberlassen und in seiner Dichtung waltet verstandesmassige Berechnung anstatt des dithyrambischen Schwunges der fruheren Dramatiker vor Der Verlust der Selbststandigkeit Griechenlands infolge der Schlacht bei Chaironeia 338 v Chr vollendet das Zerstorungswerk und beschliesst eine Kunstepoche die ungeachtet ihrer kurzen Dauer von nur anderthalb Jahrhunderten an Bedeutsamkeit ihrer Errungenschaften von keiner spateren erreicht worden ist Die nachstfolgenden Jahrhunderte wurden als musikalisch unfruchtbar zu bezeichnen sein ware nicht an Stelle des verstorbenen Kunstgeistes die Wissenschaft tatig gewesen um den praktischen Gewinn der vorangegangenen schopferischen Periode theoretisch zu befestigen Wahrend ein Platon ein Aristoteles das Wesen der Musik ihre ethische und asthetische Bedeutung zum Gegenstand ihrer Forschungen machen findet die Theorie ihren Hauptvertreter in Aristoxenus von Tarent um 350 v Chr einem Schuler des Aristoteles welcher auf Grund der bereits zwei Jahrhunderte fruher durch Pythagoras angestellten Forschungen die Musiklehre nach mathematischer physikalischer und akustischer Seite zu einem den Zeitverhaltnissen entsprechenden Abschluss brachte Als ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der altgriechischen von der modernen Musik darf ihre melodische Mannigfaltigkeit gelten wie sie zu den Tongeschlechtern und Schattierungen zu Tage tritt Unter den Ersteren deren es drei gab das diatonische chromatische und enharmonische verstand man die Modifikationen der Intervalle innerhalb eines Tetrachords beim enharmonischen Geschlecht bis auf das Intervall des Vierteltons wahrend die Schattierung Chroma noch feinere Intonationsunterschiede bezeichnet Ob dieselben in der praktischen Musik zur Verwendung kamen oder nur als Ergebnisse rechnender Spekulation gelten konnen ist eine noch strittige Frage fur die Richtigkeit der ersten Annahme spricht jedoch die Tatsache dass der Kirchenvater Clemens von Alexandria starb um 220 seiner Gemeinde den Gebrauch der chromatischen Tonfolgen als der Wurde des Gottesdienstes nachteilig untersagte Die Musik von Byzanz Bearbeiten Hauptartikel Byzantinische Musik Vor allem die Kirchenmusik des ostromischen byzantinischen Reiches stellt ein entscheidendes Bindeglied zwischen der Musik der Antike und der Mittelalterlichen Musikgeschichte dar Sie hat entscheidend die Kirchenmusik in den osteuropaischen Landern gepragt und lebt heute in veranderter Form weiter in der griechischen Kirchenmusik Siehe auch BearbeitenMusik Griechenlands Musiktheorie im antiken GriechenlandLiteratur BearbeitenHelmut Brand Griechische Musikanten im Kult Von der Fruhzeit bis zum Beginn der Spatklassik Wurzburger Studien zur Sprache amp Kultur 3 Roll Dettelbach 2000 ISBN 3 89754 153 X Zugleich Wurzburg Universitat Dissertation 1998 Oliver Busch Logos syntheseos Die euklidische Sectio Canonis Aristoxenos und die Rolle der Mathematik in der antiken Musiktheorie Veroffentlichungen des Staatlichen Instituts fur Musikforschung 10 Staatliches Institut fur Musikforschung Preussischer Kulturbesitz Berlin 1998 ISBN 3 922378 17 X Thrasybulos Georgiades Musik und Rhythmus bei den Griechen Zum Ursprung der abendlandischen Musik Rowohlts deutsche Enzyklopadie 61 ZDB ID 985674 2 Rowohlt Hamburg 1958 Katherina Glau Rezitation griechischer Chorlyrik Die Parodoi aus Aischylos Agamemnon und Euripides Bakchen als Tonbeispiel auf CD mit Text und Begleitheft Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften Reihe 2 101 Winter Heidelberg 1998 ISBN 3 8253 0753 0 Stefan Hagel Ancient Greek Music A New Technical History Cambridge University Press Cambridge 2009 ISBN 978 0 521 51764 5 Marie Helene Marganne Gabriel Nocchi Macedo Hrsg Musique et danse dans le monde greco romain l apport des papyrus Cahiers du CEDOPAL 10 Presses Universitaires de Liege Liege 2022 Rezension von Frederick G Naerebout Bryn Mawr Classical Review 2023 09 39 Annemarie Jeanette Neubecker Altgriechische Musik Eine Einfuhrung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 ISBN 3 534 04497 5 Albrecht Riethmuller Frieder Zaminer Hrsg Die Musik des Altertums Neues Handbuch der Musikwissenschaft Bd 1 Laaber Verlag Laaber 1989 ISBN 3 89007 031 0 Karl Schnurl 2000 Jahre europaische Musikschriften Eine Einfuhrung in die Notationskunde Holzhausen Wien 2000 ISBN 3 85493 028 3 Agnes Schwarzmaier Nina Zimmermann Elseify Hrsg Klangbilder Musik im antiken Griechenland Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin 2021 ISBN 978 3 88609 854 5 Conrad Steinmann Nachklange Instrumente der griechischen Klassik und ihre Musik Materialien und Zeugnisse von Homer bis heute Schwabe Basel 2021 ISBN 978 3 7965 4265 7 Martin L West Ancient Greek Music Clarendon Press Oxford u a 1992 ISBN 0 19 814897 6 Ausschnitte online Weblinks BearbeitenGriechische Musik In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 7 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 729 732 Das private Portal Musik Archaologie Rediscovering Ancient Greek Music 2017 Kurzdokumentation auf YouTube Seikilos Lied gt Viren Warnung Samtliche altgriechischen Fragmente in Klangbeispielen veroffentlicht von der Kommission fur antike Literatur auf dem Portal der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Skepseis gia thn proforikh laikh moysikh mas paradosh auf neugriechisch Beschreibung der Aufnahme De la Pierre au son musiques de l Antiquite grecque eingespielt durch das Ensemble Kerylos K617 069 unter der Leitung von Annie Belis auf Franzosisch Auswahlbibliographie auf dem Portal Musikarchaologie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musik der griechischen Antike amp oldid 238987979