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Totengericht oder Jenseitsgericht bezeichnet die religiose Vorstellung nach welcher der Mensch vor ein gottliches bzw jenseitiges Gremium gestellt wird das seine Lebensfuhrung beurteilt Dies kann direkt nach dem Tod oder bereits zu Lebzeiten eschatologisch oder in einigen Religionen auf beiderlei Weise geschehen 1 Die Beurteilung erfolgt meist aufgrund ethischer Massstabe Gesellschaftliche Kriterien oder Totenrituale konnen allerdings auch eine Rolle spielen 2 Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff alle Auswahlverfahren die eine Person nach ihrem Tod zu durchlaufen hat Oft fallt das Totengericht uber die Einzelnen mit dem Letzten Gericht am Ende der Welt zusammen Altagyptisches Totengericht Wiegen des Herzens Szene aus dem Totenbuch des Schreibers Ani Untere Reihe links Ani und seine Frau Tutu betreten die Gotterversammlung der Unterweltsrichter Mitte Anubis wiegt Anis Herz gegen die Feder der Maat beobachtet von den Gottinnen Renenutet und Meschkenet dem Gott Schai und Anis Ba Seele Rechts Ammit die Anis Seele verschlingen wird wenn er die Prufung nicht besteht der Gott Thot bereitet den Bericht daruber vor Obere Reihe Als Richter fungierenden Gotter Inhaltsverzeichnis 1 Wesentliche Grundbegriffe und Konzepte 2 Totengerichte in verschiedenen Religionen und Kulturen 2 1 Vorbemerkungen 2 2 Historische Religionen 2 2 1 Altes Agypten 2 2 2 Altorientalische Hochkulturen 2 2 2 1 Mesopotamien 2 2 2 2 Altiranische Religion und Zoroastrismus 2 2 3 Alte vorderasiatische Religionen 2 2 3 1 Syrien und Palastina 2 2 3 2 Hethiter Urartu 2 2 4 Religionen der antiken Klassik 2 2 4 1 Griechen 2 2 4 2 Etrusker 2 2 4 3 Romer 2 2 5 Alteuropaische Religionen 2 2 5 1 Kelten 2 2 5 2 Skythen 2 2 5 3 Germanen 2 2 5 4 Slawen 2 2 5 5 Baltische und finno ugrische Religion 2 2 5 6 Thraker und Illyrer 2 2 6 Religionen Mittelamerikas und der Anden 2 2 6 1 Mittelamerika 2 2 6 2 Religionen der Anden 2 3 Lebende Religionen 2 3 1 Judentum Christentum Islam 2 3 1 1 Judentum 2 3 1 2 Christentum 2 3 1 3 Islam 2 3 2 Sud und ostasiatische Religionen 2 3 2 1 Hinduismus 2 3 2 2 Jainismus und Sikhismus 2 3 2 3 Buddhismus 2 3 2 4 Daoismus und andere chinesische Religionen 2 3 2 5 Japan und Korea Shintoismus Zen Buddhismus und Schamanismus 2 3 3 Ethnische Religionen 2 3 3 1 Asien 2 3 3 2 Afrika 2 3 3 3 Ozeanien und Australien 2 3 3 4 Amerika 2 3 4 Neue Religionen 2 4 Entwicklungen in der Moderne 2 4 1 Hermeneutik 2 4 2 Vorbemerkungen 2 4 3 Sakularisierung Ideologisierung Instrumentalisierung 2 4 4 Marxismus Sozialismus und Kommunismus 2 4 5 Faschismus 2 4 6 Kapitalismus und Imperialismus 3 Zusammenfassung der wesentlichen Strukturen von Totengerichtsvorstellungen 4 Typisierung von Totengerichtsvorstellungen und die Entstehung des religiosen Bewusstseins 5 Literatur 6 AnmerkungenWesentliche Grundbegriffe und Konzepte BearbeitenDie Formen des Totengerichtes und die damit verbundenen Jenseitsvorstellungen spiegeln ein bestimmtes Weltverstandnis wider 3 Folgende Konzepte und Einflussgrossen sind wesentlich Primare Einflussgrossen haufig miteinander kombiniert Ahnenkult bei dem die Vorstellung eines Kontinuums von Diesseits und Jenseits vorherrscht 4 Totenkult und Begrabniskult Von Totenkult spricht man wenn der Tod selbst im Mittelpunkt der Riten steht und nicht mehr die Beziehung zu den Vorfahren 5 Es besteht ein Dualismus zwischen Diesseits und Jenseits 6 Jungstes Gericht mit Endzeitvorstellungen Eschatologie In der Regel stellt man sich die Welt linear vor selten zyklisch an dessen Ende das Totengericht steht Religiose und kosmologische Konzepte Tod und Unsterblichkeit Verhaltnis von Diesseits und Jenseits von Unterwelt Totenreich und Himmel Vorstellungen von Gott Gottern Geistern und Damonen Vorstellungen von Karma Gnade Schuld Erlosung Pradestination usw Einen Einfluss haben auch die eher philosophischen Konzepte wie etwa das Weltbild Ethik und Moral Gewissen und freier Wille weiter die Anschauungen von Verantwortung Schuld Ethik und Gerechtigkeit Als eher gesellschaftliche Konzepte spielen der soziale Status die Sozialstruktur Recht und Gesetz v a das Vergeltungsprinzip und schliesslich die Rituale und Opfer sowie die Bestattungsformen und Grabbeigaben eine Rolle Totengerichte in verschiedenen Religionen und Kulturen BearbeitenVorbemerkungen Bearbeiten Totengerichte und damit die Vorstellungen endzeitlicher Ereignisse Eschatologie sind oft ein grundlegendes und komplexes Element zahlreicher Religionen Eine bloss historische Beschreibung entlang der Zeitachse ergibt nur lose zusammenhangende Teilansichten Daher lohnt sich eine soziologische phanomenologische und anthropologische Betrachtung 7 Will man das Totengericht einer Religion verstehen muss man ihren Jenseitsglauben und ihre Ethik verstehen Grundlegend fur das Verstandnis des Konzeptes Totengericht ist die Idee der Gerechtigkeit die zunachst auf gottlichen Ursprung zuruckgefuhrt wird 8 Vorstellungen einer jenseitigen Wiederherstellung der Gerechtigkeit durch ein Totengericht sind zuerst im mediterranen und indoeuropaischen Raum nachweisbar Die Menschen werden anhand religioser ethischer und gesellschaftlicher Kriterien gerichtet Begangenes oder erlittenes Unrecht wird ausgeglichen haufig in Ubereinstimmung mit diesseitigen Rechtsnormen Dies kommt in geschichteten Gesellschaften mit hierarchischen Machtanspruchen vor und geht oft Hand in Hand mit der etablierten Religion Die Rechtfertigungen fur die jeweilige gesellschaftliche Ordnung waren zunachst metaphysischer spater pseudorationaler Natur und fur die Herrschenden nutzlich 9 Damit entstand das Problem der Theodizee Gerechtigkeit Gottes das Theologen und Philosophen bis heute beschaftigt und von keinem Jenseitsgericht gelost wird namlich das Problem warum das Bose trotz gottlicher Allmacht in die Welt gekommen ist und dort trotz aller Opfer und Gebete so viel Unheil anrichtet 10 Meist bleibt hierbei unberucksichtigt dass das Gute und Bose weitgehend relativ zur Religion Gesellschaft und Kultur als Ausdruck von Macht und Interessen bestimmbar ist In einigen Religionen tritt diese gottliche Allwissenheit und Allmacht in ihrer extremsten Form als Pradestinationslehre auf Trotzdem konnte auch hier mit Holle Himmel Apokalypse usw ein Totengericht etabliert werden obwohl dies nur Sinn ergibt wenn die Menschen mit einem freien Willen und Gewissen ausgestattet sind sie sich also fur Gut oder Bose entscheiden konnen In ostlichen Religionen unterliegen allerdings selbst die Gotter dem Gesetz des Karma Sie sind nur Teil einer allumfassenden anzustrebenden kosmischen Harmonie dies besonders im Daoismus Das Spannungsfeld zwischen freiem Willen oder Gewissen samt Erlosungssehnsucht auf der einen und den gottlichen Anspruchen auf der anderen Seite bestimmt wesentlich die Ausgestaltung der Totengerichte 11 Nach dem Rechtstheoretiker Hans Kelsen sucht der Mensch in der Religion und Metaphysik nach absoluter Rechtfertigung Dies bedeute aber dass die Gerechtigkeit von dieser Welt in ein Jenseits verlegt werden musse wodurch eine ubermenschlichen Autoritat bzw eine Gottheit fur die absolute Gerechtigkeit zustandig werde 12 Historische Religionen Bearbeiten Die Vorstellung eines Totengerichts ist zuerst eindeutig in der agyptischen Mythologie nachweisbar S A Tokarew notierte dass trostliche Hoffnungen auf eine Belohnung im Jenseits in den fruhen Klassengesellschaften ebenso fehlen wie noch in der Urgesellschaft in den fruhen Religionen Tokarew verstand sie als notwendiges Mittel zur Entscharfung sich verscharfender Klassengegensatze 13 Das Ziel der Erlosung wird vor allem auf drei Wegen erreicht 14 In den altesten Glaubensformen vor allem durch magische Rituale z B in der altagyptischen Religion und in den alten Mysterienkulten Spater durch eigene Anstrengungen gewohnlich durch die Erlangung esoterischen Wissens Askese oder Heldentod so zum Beispiel in der Orphik im Hinduismus Buddhismus und Islam sowie im Zoroastrismus aber teilweise auch in der Religion der Germanen Walhall und den griechischen Konzepten vom Elysion Schliesslich durch gottliche Hilfe etwa im Christentum insbesondere in der Rechtfertigungslehre im Judentum vor allem im spateren nachexilischen und im Islam die daher auch Erlosungsreligionen heissen fur den Buddhismus der mitunter auch dazu gerechnet wird gilt das Motiv der gottlichen Erlosung durch Gnade gerade nicht Diese Formen treten selten rein auf Aus den drei Hauptformen haben sich im Laufe der Zeit zumeist Mischformen herausgebildet z B ein Totengericht im Hinduismus Buddhismus und den chinesischen Ahnen Religionen Pradestination und magische Rituale im Islam Seelenwanderung in der Orphik und im judischen Chassidismus usw 15 In jungeren Religionen treffen wir oft auf Brauchtumer aus alteren religiosen Traditionen Limitierender Faktor der Beurteilung alterer Religionen ist die meist nur archaologisch vorliegende Uberlieferung und ihre wissenschaftliche Deutung Der Vermerk kein Totengericht bedeutet im Folgenden vor allem bei den fruhen historischen Religionen daher nicht dass es effektiv keines gegeben habe sondern nur dass nichts davon uberliefert ist z B bei den Phoniziern Fur die vorklassischen Hochkulturen sind jedoch vor allem in Agypten und Mesopotamien auch ausfuhrlichere Schriftdokumente erhalten in anderen Kulturkreisen etwa des fruhen vedischen Hinduismus gibt es einschlagige religiose oder heilige Texte Altes Agypten Bearbeiten nbsp Faksimile einer Vignette aus dem Totenbuch des Ani Die Ba Seele des toten Ani erhebt sich uber seine Mumie Die Wiedervereinigung der Ba Seele mit dem Korper wurde fur das Weiterleben nach dem Tode als notwendig betrachtet Dazwischen lag das Totengericht Der Ba halt hier einen Schutz und Ewigkeit symbolisierenden Schen Ring umklammert Hauptartikel Altagyptisches Totengericht Im alten Agypten ist das Totengericht samt Jenseitsvorstellungen 16 erstmals ausfuhrlich nachweisbar Die Idee eines Totengerichtes bildete sich bereits im Alten Reich heraus und ist im Zusammenhang des koniglichen Himmelsaufstiegs in den Pyramidentexten bezeugt Die Idee des Totengerichts war zunachst nur auf den Konig Pharao selbst und seine engsten Vertrauten beschrankt Seine Anrufung stellte eine Gefahr dar da ein Antrag auf Uberprufung der Taten bei Verfehlungen des Konigs ein negatives Urteil folgen liess was nicht nur den Himmelsaufstieg verhinderte sondern zu einem ewigen Aufenthalt im verborgenen Bereich des Todes fuhrte Erst im Verlauf des Mittleren Reiches vereinigte sich durch das neue theologische Konzept der dritten Ebene Duat auch im privaten Bereich nach erfolgreicher Prufung durch das Totengericht die vor allem in Vogelgestalt erscheinende Ba Seele als Trager der unverganglichen Krafte im Jenseits wieder mit dem Korper des Toten der daher als Mumie unbedingt zu erhalten war Das im Neuen Reich modifizierte Totengericht auch Halle der Vollstandigen Wahrheit vor das jeder nichtkonigliche Verstorbene treten musste erhielt erstmals kanonische Vorschriften und genaue Rahmenbedingungen Nun wusste jeder Altagypter im Voraus welche Anklagepunkte ihn erwarteten und das Leben vor dem Tod konnte an die Gesetze des Totengerichts angepasst werden Das Totengericht bestand aus einem von Osiris geleiteten Tribunal aus 42 auch damonisch aufgefassten Totenrichtern Gaugotter die daruber entschieden welche Ba Seelen in das Jenseits ubertreten durften Waren das Herz des Verstorbenen und die als Feder symbolisierte Gottin Maat im Gleichgewicht hatte der Tote die Prufung bestanden und wurde von Horus vor den Thron des Osiris gefuhrt um dort sein Urteil entgegenzunehmen war das Urteil negativ wurde das Herz nach der Amarna Zeit der Gottin Ammit zur Vernichtung anheimgegeben drohte dem Verstorbenen der Aufenthalt in der Finsternis Nicht die Unschuld bestimmte das Urteil sondern die Fahigkeit sich von seinen Sunden loszulosen Jenseitsvorstellungen Bestand man das Totengericht konnte man durch die Unterwelt Ta djeser in den lichten Ort Sechet iaru weiterreisen Hier erwartete einen die Fortsetzung des diesseitigen Lebens wobei einem die Uschebti die Arbeit abnahmen Im Totenreich in dem man je nach Grabausstattung 17 mehr oder weniger sicher und angenehm lebte gab es neben der Duat beziehungsweise Nenet Gegenhimmel die Vernichtungsstatte Dort erlitten die Gefressenen ihre Strafen und unterweltlichen Schlangen in ihren Gruben fugten ihnen den endgultigen Tod zu Diesem Vorgang entspricht im Christentum die praktizierte Vorstellung der Holle die moglicherweise von hier in das Christentum eingedrungen ist Denn zumindest im vorexilischen Judentum gibt es einen derartigen Strafort nicht nur eine allerdings ode Unterwelt Scheol Erst in der hellenistischen Epoche wurde sie durch einen Strafort Gehenna erganzt ahnlich in Mesopotamien Das Grab war als Haus der Ewigkeit ihr Wohnort mit einer Scheintur nach Westen als Zugang zur Unterwelt Das Herausgehen am Tage das heisst mit dem Sonnengott Re auf der Sonnenbarke uber den Himmel zu fahren und mit ihm die gefahrliche von Apophis bedrohte Nachtfahrt zu bestehen war der Lohn der in der Unterwelt verweilenden Ba Seelen beziehungsweise Ahnengeister Das den Pharaonen nach ihrem Tod vorbehaltene Schicksal war der Aufstieg zu den gottlichen zirkumpolaren Sternen Das Totengericht hatte bei den Agyptern wie uberhaupt die gesamte Fursorge fur das Jenseits grosse Bedeutung da der Tote auf Speisung Opfer angewiesen war Die Unterwelt durch die jede Nacht auch die Sonnenbarke fuhr wurde als unsicher begriffen ein Ort an dem zahlreiche Gefahren drohten oft in Gestalt von Tierdamonen Religionssoziologie Dass das westliche Totenreich zum einen als Schreckensort zum anderen paradoxerweise durchaus positiv verstanden wurde liegt an der Vermischung chthonischer Vorstellungen eines Fruchtbarkeitskultes um Osiris mit solchen eines vom Weltengott Re bestimmten Sonnenkultes Dabei treffen alte bauerliche und alte nomadische Konzepte aufeinander wie sie in der Mythologie durch den Kampf zwischen Osiris und Seth thematisiert sind und offenbar prahistorische Bevolkerungskonflikte reflektieren Diese Konflikte hingen mit der Aridisierung der Sahara im Verlaufe der Geschichte Nordafrikas und zu Beginn des altagyptischen Reiches zwischen 3500 und 2800 v Chr zusammen Moglicherweise waren sie der Ausloser fur die Reichsbildung da offenbar der Bevolkerungsdruck zu einer zunehmenden Versklavung der ins Niltal drangenden Nomaden fuhrte 18 Insgesamt sind die agyptischen Totengerichts und Jenseitsvorstellungen somit eine heterogene Mischung aus verschiedenen religiosen Traditionen in deren Entwicklung eine verwischende Theologie 19 etwa mit Antagonismen zwischen Re und Osiris auffallt und Unvereinbares zusammengefugt wurde Insgesamt uberwogen im Jenseitsglauben der Agypter magische Vorstellungen gegenuber religios sittlichen Ideen und die Konzeption wurde nach S A Tokarew offenbar von den Priestern im Interesse der herrschenden Klasse als Reaktion auf die wachsenden Klassengegensatze entwickelt Der marxistische Ethnologe und Religionswissenschaftler schrieb weiter Die Sklavenhalter und Priester waren darauf bedacht die aberglaubische Masse des geknechteten Volkes durch Androhung von Strafen im Jenseits einzuschuchtern und mit der Hoffnung auf Belohnung im Jenseits zu trosten Fur die Epoche des Mittleren Reiches besonders fur die Zeit der schweren sozialen Erschutterungen im 18 Jahrhundert v Chr ist dies sehr bezeichnend Sicherlich hat spater die agyptische Lehre vom Totengericht die Entwicklung ahnlicher Vorstellungen im Christentum in gewissem Masse beeinflusst 20 Ein Ahnenkult ausserhalb des Toten und Begrabniskultes bestand mit Ausnahme fur die verstorbenen Pharaonen im alten Agypten kaum 21 Altorientalische Hochkulturen Bearbeiten Die altorientalischen Vorstellungen von Gerechtigkeit erstrecken sich bis ins Jenseits wie der agyptische Osiriskult mit seiner Vorstellung von einem Totengericht zeigt 22 Darin wird eine individuelle Schuld nach dem Tode abgerechnet Diese Schuld beruht auf der Nichteinhaltung von diesseitigen Regeln die die jeweiligen Machthaber im Dienste ihres Machterhaltes erlassen haben und die den Druck zu ihrer Einhaltung mit der Drohung einer Strafe nach dem Tod verstarken Das Prinzip gilt fur die anderen Erlosungsreligionen und die mittelmeerischen Mysterienkulte ebenso Der Herrscher besitzt eine gottahnliche Stellung und wird gefordert durch eine Priesterkaste die die geltende Weltinterpretation fur den Einzelnen nicht zur Disposition stellte 23 Der urtumliche spater auch in fruhen afrikanischen Konigreichen geubte Brauch jedes Jahr einen neuen Konig zu wahlen und den alten rituell zu opfern um keine Herrschaftskonstanz entstehen zu lassen wurde bald durch unterschiedliche Massnahmen umgangen 24 Bei den Hethitern etwa oder in Mesopotamien wurde fur diesen Anlass ein Konig fur einen Tag oder ein Ersatzkonig ernannt 25 Mesopotamien Bearbeiten nbsp Eine Keilschrifttafel des Gilgamesch Epos der Hauptquelle fur die mesopotamischen Totengerichts und Jenseitsvorstellungen hier mit dem Text der Noah und Sintflutsage Hauptartikel Babylonische Religion und Sumerische Religion Wahrend die Totengerichts und Jenseitsvorstellungen des Alten Agypten eher hoffnungsfroh konzipiert sind sogar mit der Moglichkeit die Gotter magisch zu tauschen stellen sich die einschlagigen mesopotamischen Konzepte eher als ein grimmiges und hoffnungsloses Gegenbild dar Dies habe auch auf die alten kanaanaisch judischen Vorstellungen der Scheol abgefarbt 26 Die Grundzuge der Jenseitsvorstellungen in der Religion Mesopotamiens waren extrem pessimistisch die Totenverehrung von der Furcht vor den Toten und vor dem Grausen uber ihr elendes Schicksal in der durch sieben schreckliche Tore zu betretenden Unterwelt Kurnugia gepragt ein Schicksal das Gute wie Bose gleichermassen traf soweit diese Kriterien uberhaupt vorkommen Die Furcht vor dem Tod und die Suche nach Unsterblichkeit ist hier erstmals in der Weltliteratur geschildert Gilgamesch Epos 27 Grundlage war die Vorstellung der Mensch sei den Gottern vollig untergeordnet und stehe ihnen zu Diensten Mit Hilfe von Vorschriften und Beschlussen den Me Prinzipien die dem alten Ma at Konzept der Agypter ahneln bestimmten die Gotter das Schicksal jedes einzelnen Menschen und legten es auf gottlichen Schicksalstafeln nieder Aufgabe der Menschen war es dann diese Beschlusse in absoluter Unterwerfung auszufuhren Das Leben erstreckte sich linear und war mit dem Tod zu Ende der den Menschen als Schattenexistenz in die Unterwelt entliess die von der Gottin Ereskigal spater zusammen mit Nergal beherrscht wurde 28 Entsprechend gestalteten sich schon die diesseitigen Riten mit ihrer Betonung der Reinigungszeremonien zur Entsuhnung Eigentliches Totengericht und Unterwelt Jeder der uber den Unterweltsfluss Ḫubur in das Totenreich gelangte musste sich einem Totengericht unterwerfen Das Verfahren ist im Gilgamesch Epos Sintflutsage fragmentarisch beschrieben Heroen wie Gilgamesch traten dabei als bleiche Totenrichter auf von denen es sieben gab meist verstorbene und dann wie Gilgamesch deifizierte Grosskonige 29 Es gibt im Gegensatz zu agyptischen Vorstellungen aber kaum Belohnung oder Bestrafung im Jenseits also auch keine personliche Verantwortlichkeit und kein Vergeltungsprinzip 30 Denn das Schicksal war von den Gottern vorherbestimmt Nur gefallene Krieger wurden besser behandelt desgleichen die von den Lebenden durch Totenopfer in ihrer Grabstatte Kianag gut Versorgten Auch Vater mehrerer Sohne hatten es besser wie Enkidus Bericht aus dem Totenreich ausweist 31 Generell liegt jedoch dasselbe dunkle Schicksal uber jedem Toten er frisst Dreck friert hungert durstet und ist wie ein Vogel gefiedert Wenn er Gluck hat kann er fliehen und im Diesseits entsprechend der ausgepragten Damonenfurcht der Mesopotamier als boser Damon die Lebenden erschrecken so auch in den altarabischen Religionen und von da im Islam z B die Dschinn aber auch noch im Christentum etwa in den Halloween Brauchen Totenrituale und Totenopfer hatten vor allem den Sinn dieses Schicksal der Toten zu mildern sie etwa durch Trankopfer wenigstens mit reinem Wasser zu versorgen Die von Woolley entdeckten sumerischen Konigsgraber von Ur um 2700 v Chr zeigen eine sehr alte und urtumliche Schicht von Brauchen Sie zeugen von massiven so nur noch in Kis gefundenen Menschenopfern die wahrend einer Bestattung vollzogen wurden 32 Unklar ist allerdings ob man glaubte der tote Herrscher konne Frauen Helfer und Ausstattung ins Jenseits mitnehmen Doch finden sich in anderen fruhen Kulturen ahnliche Beispiele die als Zeichen einer Vergottlichung gewertet werden welche dem Konig die Unterwelt ersparte Sie stand auch den Pharaonen zu doch hatte man in Agypten nach der 1 Dynastie das Menschenopfer aufgegeben und sich im Grab mit Uschebtis begnugt 33 Parallelen und Bezuge Vermutlich haben die Israeliten soweit es sich nicht um Uberreste der Patriarchenzeit handelt der biblische Abraham war aus dem sudmesopotamischen Ur zugewandert die mesopotamischen Vorstellungen vor allem wahrend des Exils fur ihre eigene Holle Gehenna Gehinnom ubernommen Sie entsprechen in etwa denen des Hades der ebenfalls eine Entsprechung zur Holle hat den Tartaros Auch zwischen Gilgamesch Epos Osiris Mythos und Orpheus Mythos gibt es Parallelen die darauf hindeuten dass es sich um altorientalische mediterrane Mythenstrange handelt die bis in die Antike nachwirkten 34 In Agypten existiert uberdies ein Fruchtbarkeits Mythos vom Hollengang der Gottin Inanni in einer anderen Fassung von Ischtar die beim Durchschreiten jedes Tores eine ihrer gottlichen Fahigkeiten einbusst Nach dem siebten Tor steht sie nackt und entmachtet vor der Unterweltsgottin Ereschkigal deren Todesblick sie ausgeliefert ist und dem sie nur durch einen vorausschauenden Trick entkommen kann Weitere Entwicklung Ob der Tod eher als etwas Angenehmes oder Dusteres vorgestellt wird hat massive Auswirkungen auf die Gegenwart und die Ethik der Lebenden Entsprechend hat diese Furcht spater zu einem gewissen Zweifel am Sinn des Ganzen gefuhrt Man wollte sich nicht ohne weiteres dem unerforschlichen Ratschluss der Gotter unterwerfen ohne dabei die geringste Gerechtigkeit einfordern zu konnen so dass es gelegentlich zu einem sehr diesseitigen Hedonismus oder zu einer volligen Negierung des Diesseitigen kam 35 Ein Ahnenkult als solcher war zwar vorhanden jedoch vor allem in Gestalt eines Opfer und Begrabniskultes beim Adel und bei deifizierten Herrschern Ansonsten furchtete man sich eher vor den Totengeistern 21 Die Elamiter die ostlich des Tigris im heutigen Westiran ab 3000 v Chr ein Reich errichteten hatten etwas abweichende Vorstellungen Ihr Jenseitsglaube war stark anthropomorph strukturiert man fand viele Grabbeigaben die auf eine Fursorge fur das Jenseits schliessen lassen Ein ausgepragter Fruchtbarkeitskult scheint dabei ebenfalls eine Rolle gespielt zu haben Der Totengott Insusinak sumer Herr von Susa bildete zusammen mit den Gottern Humban und Chutran eine oberste Dreiheit Die Toten wurden von dem als Psychopomp fungierenden Gotterpaar Ischnikorat und Legamel in einem Zwischenreich empfangen und vor den Totengott gefuhrt der sie richtete 36 Altiranische Religion und Zoroastrismus Bearbeiten Hauptartikel Zoroastrismus und Iranische Mythologie Obwohl es vor allem in Indien noch Reste davon gibt Parsismus wird der Zoroastrismus 37 unter den historischen Religionen besprochen Er stellt im Vergleich zur altagyptischen Religion mit ihren von magischen Vorstellungen bestimmten Jenseitshoffnungen und im Vergleich zu den Jenseitsvorstellungen der Mesopotamier mit ihrer Erbarmungs und Hoffnungslosigkeit einen dritten Grundtypus dar Denn im Zoroastrismus spielt die Selbstverantwortung des Menschen im Rahmen eines sich in ethischen Qualitaten aussernden kosmischen Dualismus die Hauptrolle 38 Wie in anderen Religionen auch vor allem wenn sie uber lange Zeitraume lebendig waren variieren die Jenseitsvorstellungen in der zeitlichen Abfolge stark Im fruhesten Teil des Avesta den Gathas wird keine physische Wiederauferstehung erwahnt obwohl die Vorstellung von einem Totengericht dort bereits vorhanden ist Erst in den jungeren Teilen des Avesta die etwa um 200 n Chr entstanden sind ist von Himmel und Holle als physischen Orten die Rede Dieses Konzept bildete sich noch starker heraus als das Judentum das Christentum und der Islam aufkamen und vom Zoroastrismus beeinflusst wurden Uber die altiranische Religion vor Zarathustra ist wegen zahlreicher machtpolitischer und religioser Uberlagerungen wenig bekannt Da dieser jedoch von den altiranischen Religionsformen ausging nimmt man an dass Ahnlichkeiten zum von ihm entworfenen Religionskonzept bestanden haben mussen Kulturelle und religiose Details oder gar eine Einheitlichkeit der Kultur und Religion im iranischen Hochland dieser Periode in der sich zudem zahlreiche verschiedene Volker drangten lassen sich aus den wenigen Funden nicht ableiten Dies andert sich erst mit Kyros II in der Achamenidenzeit Weit verbreitet war damals der Glaube an Ahura Mazda als hochstes Wesen den auch Zarathustra ebenso wie den alten Feuerkult ubernahm und zum Monotheismus einer Offenbarungsreligion weiterentwickelte Auffallig ist die Ahnlichkeit zur vedischen Religion Im moglicherweise vor etwa 3500 Jahren entstandenen Zoroastrismus 39 auch Parsismus und Mazdaismus wird der durch Ahura Mazda und Ahriman personifizierte Gut Bose Dualismus erstmals in der Geschichte der Religionen konsequent entwickelt und steht im Zentrum der Vorstellungen Ein Dualismus von Korper und Geist wird dabei allerdings strikt abgelehnt vielmehr ist das Bose durch Ahrimans die ursprungliche Harmonie zerstorenden Eingriff entstanden Gut und Bose sind demnach primar kosmische nicht ethische Konzepte die sich nur sekundar als Zeichen der gestorten Harmonie in ethischen Phanomenen aussern Entsprechend kennt der Zoroastrismus auch keinen eigentlichen und kataklysmischen Weltuntergang sondern eine Erneuerung der ursprunglichen Harmonie Dieser Dualismus bestimmt auch als zentrales Element die Vorstellungen vom Jenseits und vom Totengericht Gerechtigkeit ist hier absolut menschlich da der Zoroastrismus dem Menschen erstmals einen freien Willen zubilligt Pradestination Magie Protektion etc fehlen hingegen in Zarathustras Grundkonzept vollig sind aber bis heute als Restbestande alterer Vorstellungen erhalten geblieben Totengericht und Jenseits Die iranischen Konzepte wie sie vor allem in den Gathas beschrieben sind ahneln stark den indisch vedischen der Upanishaden Der korperliche Tod steht mit den Machten des Bosen in Verbindung Daher verunreinigte sich jeder der einen Leichnam beruhrt Tode verwesten deshalb in den Turmen des Schweigens Die Knochen wurden eingesammelt um im Grab das letzte Gericht zu erwarten eine alte Vorstellung von der Knochenseele wie man sie bei manchen nordamerikanischen Indianern findet siehe dort Auch das heilige und reine Feuer durfte damit nicht in Beruhrung kommen Die Seele wird dabei als geistiges Prinzip gedacht und bedarf des Korpers nicht Himmel und Holle sind im Jenseits Orte die jeweils als Ergebnis von Gedanken Worten und Taten zugemessen werden Es gibt somit eine Rechenschaftspflicht des Menschen gegenuber Ahura Mazda auch Ohrmuzd und damit wird auch ein Totengericht notwendig Dort werden nach dem Tod in einem ersten Richterspruch mittels einer Waage der Gerechtigkeit individuelle Strafen zugeteilt die dem Verhalten im Leben entsprechen So erlangen diesseitige Moralprinzipien wie Gerechtigkeit wieder grossere Bedeutung vor allem die Hauptpflicht des Glaubigen die Forderung der guten Schopfung wobei der die geistige und korperliche Welt verbindende Harmoniegedanke eine bedeutende Rolle spielt Wenn die guten Gedanken Taten und Worte des Menschen die bosen ubertreffen nimmt an der Brucke der Auslese Cinvat Brucke eine schone Jungfrau seine Seele in Empfang und fuhrt sie auf die andere Seite vgl Huris im Islam Dort erwartet ihn Amescha Spenta die Gute Gesinnung und fuhrt ihn in den Himmel Uberwiegen die bosen Gedanken Taten und Worte begegnet seine Seele einer Hexe als Personifizierung seines Gewissens und sturzt von der nun messerscharf schmalen Brucke in die von Angra Mainyu Ahriman beherrschte Holle Auch einen nicht naher bezeichneten dritten Ort gibt es fur die Seelen bei denen sich Gut und Bose die Waage halten Die Hollenstrafen entsprechen dabei der Schwere der Vergehen denn das Ziel ist den Menschen zu erziehen Die grossten Tugenden des Menschen bestehen in der sorgfaltigen Bestellung des Bodens der Einhaltung von Vertragen der Rechtschaffenheit und der Vollbringung guter Taten die schwersten Verstosse sind die gegen die rituelle Reinheit die den Menschen zum ewigen Tod verdammen Verbrennen einer Leiche Essen einer Leiche widernaturliche Sexualitat Sodomie In spaterer Zeit fand das Gericht jenseits der Brucke statt erst durch einen Richter spater durch ein Dreierkollegium dem Mithras vorsass Wesentlich war neben dem Lebenswandel ob der Tote die rechten oder die falschen Gotter angebetet hatte Nach einem bestimmten Zeitpunkt werden die Toten aus Himmel und Holle zuruckgeschickt um sich einem zweiten Gerichtsspruch anlasslich der Auferstehung der Welt am Ende der zoroastrischen kosmischen Zyklen von 12 000 Jahren zu unterziehen Entscheidend dabei ist ob der Mensch mit beiden Aspekten des Seins in Harmonie gelebt hat Der Mensch muss sich deshalb zwei Urteilsspruchen stellen weil es zwei Aspekte des Seins gibt menok und geti die geistige und die materielle Gestalt der Welt Die zukunftige Wiederauferstehung des Fleisches und das Jungste Gericht auf die das ewige Leben fur Leib und Seele folgen sind entsprechend die endgultige Wiederherstellung von Ohrmuzds guter Schopfung die Entfernung des Bosen aus ihr und die Vereinigung mit ihm Eine ewige Holle gilt als unmoralisch und somit werden alle Menschen nach Abbussung ihrer Hollenstrafen unsterblich werden wenn sie sich anlasslich der Wiederauferstehung der Welt dem zweiten Richterspruch unterzogen haben Allerdings werden zu diesem Anlass die Sunder zusammen mit Ahriman aus der Welt entfernt also vernichtet werden so dass nach S A Tokarew die Jenseitsvorstellungen des Zoroastrismus im Grunde durchdrungen von der moralischen Idee der Vergeltung seien 40 Religionssoziologie 41 Der Ursprung dieses strikten bis weit uber den Tod hinausreichenden Dualismus der Avesta wird inzwischen in der Feindschaft zwischen den sesshaften Bauern und den nomadisierenden Viehhirten der Indoarier gesehen der sich in der Geschichte von Kain und Abel wiederfindet und in Kampfen zwischen den iranischen Ahura und den indischen Daeva Anbetern zum Ausdruck kam 42 Die sorgfaltige Bodenbestellung als Haupttugend weist in diese Richtung ebenso die Pflicht zur Einhaltung von Vertragen usw zumal die anderen Tugendpflichten relativ verschwommen gestaltet sind Seine endgultige Form nahm der Zoroastrismus erst mit Beginn der Achamenidenzeit ab dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert nach der machtpolitischen Ablosung der Meder an und wurde vor allem unter den Sassaniden zu einem zentralistischen Priesterkult Nach S A Tokarew reflektiert die Entwicklung des Zoroastrismus die Entwicklung der iranischen Staaten mit der Zuspitzung von Klassengegensatzen 43 Ein Ahnenkult als Totenkult war vorhanden vor allem um die Totengeister zu besanftigen von denen man glaubte sie hatten Macht uber die Angelegenheiten der Lebenden 21 Der spatere aus vom Zoroastrismus beeinflusste Gnostizismus und der Manichaismus ubten Einfluss auf das fruhe Christentum aus Spater finden sich die dualistischen Grundgedanken im Christentum vor allem bei den Sekten der Paulikianer 7 Jh der Bogomilen 10 Jh der Katharer und Albigenser 12 13 Jh Alte vorderasiatische Religionen Bearbeiten Es sind dies die in Kleinasien und Palastina also im mediterranen Osten praktizierten Religionen die einige Gemeinsamkeiten zeigen Es handelt sich vor allem um dualistische Fruchtbarkeitskulte Ba al gegen Mot und teilweise stark synkretistisch gepragte Religionen die mesopotamische Elemente enthalten Vor allem Palastina war durch Stadtstaatkulte gepragt da sich hier aufgrund uberlappender Einflusszonen Agyptens Mesopotamiens des Iran und Kleinasiens nur selten und kurz grossere selbstandige Flachenstaaten bilden konnten Syrien und Palastina Bearbeiten nbsp Das Hinnomtal sudwestlich der Jerusalemer Altstadt Hier befand sich in alttestamentlicher Zeit eine Kultstatte des Gottes Moloch Ihm wurden Kinderopfer dargebracht Der Prophet Jeremia nannte es daher Wurgetal Jer 7 31 f Der Name der hebraischen Holle Ge Ben Henna zu Ge Hinnom ist von diesem Ort abgeleitet ebenso die Verbindung zum strafenden Feuer der Holle 44 Zumindest in der Fruhsteinzeit gab es anscheinend keinen eigentlichen Ahnen und Totenkult Es gab wohl eine vegetativ polare Vorstellung bei der der unteren irdischen Welt eine obere himmlische entsprach und bei der die Erde weiblich der Himmel mannlich war und beide Urmachte alles Lebendige miteinander gezeugt hatten Beim Tod wurde die Asche der Erde als ihren Anteil zuruckgegeben der Himmel erhielt mit Seele oder Geist den seinigen Die tief im Boden angelegten Totenverbrennungsstatten deuten in diese Richtung Ein irgend geartetes Jenseits mit Totengericht war somit uberflussig Spatneolithisch findet sich in Palastina Syrien dann ein Megalithkult mit Menhiren sogenannten Mazzeben die besonders den Toten gewidmet waren Man glaubte die Toten wohnten in ihnen und schickten gelegentlich Offenbarungstraume wenn man dort schlief Die Bedeutung ist nicht klar Aus der alten Kultstatte des Gottes Moloch im Hinnomtal sudlich von Jerusalem wurde im Judentum die Gehenna die Holle als Strafort 45 Die semitischen Volker waren moglicherweise aus der Arabischen Halbinsel dem Sinai oder Mesopotamien sowie der syrischen Wuste im 3 und 2 vorchristlichen Jahrtausend zugewandert 46 Die Unterweltsvorstellungen sind generell eher diffus gelegentlich von polaren Gotterkampfmythen bestimmt Mot verschlingt Baal Ein Totengericht gab es wie im fruhen und mittleren Judentum offenbar nicht Aufgrund der vegetationsmythischen Struktur der anderen Religionen ist ein solches nicht wahrscheinlich Ahnliches gilt fur andere bronzezeitliche semitische Stamme der Region die Moabiter die Ammoniter die den Moloch anbeteten die Edomiter Amoriter Nabataer und andere meist ursprunglich nomadische Volker Hethiter Urartu Bearbeiten Hauptartikel Hethitische Mythologie Die lediglich als Staatskult uberlieferte Religion der Hethiter ubernahm in erster Linie Mythen aus Anatolien aber auch Vorstellungen und Mythen vieler benachbarter Volker 47 Fur die gottlichen Konige gab es umfangreiche Totenrituale Doch auch der einfache Tote ging endgultig in die jenseitige Welt Ein Totengericht gab es jedoch offenbar nicht ebenso wenig in den Kulturen der Nachfolgestaaten Die Religion von Urartu Chaldaer ist durch den Rechtsanspruch der Gotter gegenuber den Menschen gepragt 48 Uber die Jenseitsvorstellungen ist so gut wie nichts uberliefert Uber ein Totengericht ist nichts bekannt 49 Gleiches gilt fur die Phrygier uber deren Religion kaum etwas bekannt ist Religionen der antiken Klassik Bearbeiten nbsp Persephone beaufsichtigt Sisyphos mit seinem Stein in der Unterwelt Seite A einer schwarzfigurigen attischen Amphore aus Vulci um 530 v Chr In den alten Religionen des Mittelmeerraumes hatte jeder Mensch seinen Platz im Leben zu suchen und auszufullen 50 Vorstellungen von einem Totengericht sind bei Griechen Etruskern und Romern wenn uberhaupt eher schwach ausgepragt Man konzentrierte sich auf die Einhaltung der Totenriten Der Begrabniskult war bei Etruskern und Romern stark ausgepragt dies vor allem bei der Fuhrungsschicht Zudem finden sich starke Rest eines manischen Ahnenkultes Da ein derartiger Ahnenkult jedoch gewohnlich Totengerichtsvorstellungen ausschliesst oder nur reduziert beinhaltet sind diese wohl als Ubernahmen als dem Griechentum zu verstehen 51 Griechen Bearbeiten nbsp Pelike Hades Pluton mit einem Fullhorn und seine Schwester Demeter mit Zepter und Pflug Orestes Maler 440 430 v Chr Archaol Nationalmuseum Athen Hauptartikel Griechische Mythologie Man glaubte nach Hesiod und Pindar sowie bei Homer und Platon z B in Der Staat Buch 10 zunachst an eine Art Insel der Seligen Elysion wo ausser den Gotterverwandten und Heroen der der sich in drei Reinkarnationen auf der Erde bewahrt hatte hin durfte Nur wenige wie Herakles Perseus Andromeda Cassiopeia oder die Dioskuren wurden direkt auf den Olymp oder zu den Sternen versetzt Die spateren Vorstellungen reprasentieren die alte kosmologische Dreiteilung den Tartaros einen Strafort an dem die gesturzten Titanen und andere Ubeltater oder ehemalige gottliche Machtkonkurrenten leiden die sich gegen den gottlichen Willen vergangen hatten den Hades eine etwas mildere aber ode Unterwelt das Elysion einen paradiesischen Ort Die Hades genannte Unterwelt ist Gott und Ort in einem Dort hausen die schwachlichen Totenschatten die man durch Speise und Trankopfer starken muss damit sie uberhaupt sprechen konnen Die Toten werden von Hermes bis zum Unterweltsfluss Styx gefuhrt den sie mit Hilfe des Fahrmannes Charon uberqueren der dafur mit dem sogenannten Obolus zu bezahlen ist Dort treten sie durch das vom Hollenhund Kerberos bewachte Unterweltstor Damit sie von ihm nicht gefressen werden gibt man ihnen Honigkuchen mit 52 An die Stelle der alten religiosen Vorstellungen vom Hades traten etwa bei Platon philosophische in denen der Begriff der Tugend Arete an Bedeutung gewann und dem Menschen ein selbstbestimmtes Mittel in die Hand gab solche dunklen Vorstellungen zu uberwinden Die Orphik wiederum in deren Zentrum die Lehre vom Schicksal der Toten stand versuchte durch mystische Zeremonien den Glaubigen ein seliges Leben im Jenseits zu sichern Hier existiert ein eindeutiges Totengericht In seinem Richteramt stehen dem als Unterweltsgott unerbittlich strengen Hades nach spaterer Uberlieferung die drei Totenrichter Minos Rhadamanthys und Aiakos freudlos auf der Asphodeloswiese im Asphodeliengrund zur Seite Die Seelen der Gerechten werden in die von Lethe dem Strom des Vergessens umflossenen gluckseligen Elysion Gefilde gewiesen die alte Insel der Seligen Nach einem negativen Urteil mussten die Sunder hingegen lange Reinigungszeremonien durchmachen bevor sie den Status eines Seligen erreichten und nachdem sie ebenfalls aus dem Fluss Lethe getrunken hatten nach Elysion gehen durften Zuvor wurde ihnen jedoch gewahrt ihre zukunftige Inkarnation selbst zu wahlen Die besonders schweren Sundiger blieben fur immer verdammt Weiter findet sich die Idee der Bestrafung von Frevlern die den Zorn der Gotter erregt haben Sie werden in den Abgrund des Tartaros den schrecklichen Ort der Verbannung gestossen wo sie auf mancherlei Weise fur ihre Untaten zu bussen haben Sisyphos Tantalos die Danaiden Prometheus Minos usw Ausser den wenigen Vergottlichten bleibt der Hades aber keinem erspart Verbreitet war die Uberzeugung dass das Schicksal der Toten davon abhange ob die Lebenden am Leichnam die gebotenen Zeremonien ausfuhrten Daher nahmen diese in der griechischen Religion eine zentrale Stellung ein Die Seelen Unbestatteter fanden entsprechend keine Ruhe Totenopfer zur Speisung der Seelen wurden fur sehr wichtig gehalten Etrusker Bearbeiten Hauptartikel Etruskische Religion Die Struktur der von einem ausgepragten Totenkult gepragten etruskischen Religion 53 ist archaisch und uberaus komplex Ob es ein eigentliches Totengericht gab weiss man nicht Auch einen eindeutig nach dem Muster des griechischen Unterweltsschiffers Charon gebildeten Charun gab es aber auch dies ist erst ab dem 4 vorchristlichen Jahrhundert bezeugt Damals tauchte auch die Paarung Persephone Hades Phersipnai Eita auf anscheinend unter griechischem Einfluss Eine Vergottlichung der Toten war moglich sie konnte durch Opfer erreicht werden Nach den Malereien und Plastiken in den Nekropolen zu urteilen glaubte man an eine freudvolle Nachexistenz Romer Bearbeiten nbsp Romische Begrabnisstele aus Gallien die den zu den Manen gegangenen Apinosus Iclius zeigt 1 Jahrhundert Fundort Departement Nievre Frankreich Hauptartikel Romische Mythologie Uber die romischen Jenseitsvorstellungen der Fruhzeit ist wenig bekannt insgesamt blieben sie auch spater eher vage Das Schicksal Fatum war wie bei den Etruskern weitgehend vorgezeichnet Der Ahnenkult war ausgepragt Man glaubte an ein Weiterleben der Seele in einem Paradies und an eine Art reziprokes Vertrauensverhaltnis zwischen Gottern und Menschen 54 Spater ubernahmen die Romer weitgehend die religiosen Vorstellungen der Griechen Sie vermischten sie mit etruskischen und altitalischen Konzepten zu einem politisch effektiven Staatskult Unverkennbar ist in der Kaiserzeit eine starke Erlosungssehnsucht die die Menschen in den geistigen und politischen Wirren erfasste und die unter anderem auch dem Christentum den Boden bereitete 55 Damit hielten auch vollig andere weit prazisere Jenseits und Totengerichtsvorstellungen Einzug etwa griechische agyptische persische und christlich judische In Vergils sechstem Gesang der Aeneis 29 19 v Chr ist die Ubernahme griechischer Jenseitsvorstellungen besonders deutlich bezeugt Ein eigenes romisches Totengericht abseits von griechischen Konzepten war in der stark diesseitig orientierten romischen Kultur nicht vorhanden Dessen ungeachtet war die Einhaltung von Totenritualen sehr wichtig um den Toten ein moglicherweise ubles Schicksal zu ersparen Alteuropaische Religionen Bearbeiten Die Jenseitsvorstellungen der Kelten Germanen und Slawen und besonders jene der Balten finno ugrischen Volker Skythen Thraker und Illyrer sind nur schwer rekonstruierbar denn die Quellenlage ist insgesamt durftig Dies hat vor allem zwei Grunde Diese Volker waren keine homogene Gesellschaften sondern in Stamme und lokale Herrschaften gegliederte lose Kultgemeinschaften die teils uberhaupt nie teils erst sehr spat Staaten ausbildeten und zudem uber weite Teile Europas verstreut lebten Der Einfluss des Christentums machte sich schon fruh bemerkbar Vieles was heute als germanisch gilt ist bereits christlich beeinflusst 56 Aber auch alte griechische Vorstellungen und die Struktur der Unterwelt samt Einzelmotiven etwa die Brucke zur Unterwelt der Hollenfluss Gjoll der Hollenhund Garmr oder die die Brucke bewachende Riesin Modgud scheinen recht fruh auf ihre Jenseitsvorstellungen eingewirkt zu haben Andere Forscher werten sie als Reste einer gesamtindoeuropaischen Tradition 57 Kelten Bearbeiten nbsp Die megalithischen Dolmen waren Tore zur Unterwelt hier die Feendolmen von Draguigna Dep Var in Frankreich Hauptartikel Keltische Mythologie Die Religion der Kelten 58 wurzelt vermutlich in der noch sehr egalitaren Urnenfelderkultur Wir finden keinen ausgepragten Gut Bose Dualismus und entsprechend weder Gotterkampfmythen noch ein Totengericht Moglicherweise gab es einen vegetativen Dualismus siehe oben In der keltischen Eschatologie ist nirgends die Rede von Schuld Bestrafung und Gericht in einem Leben nach dem Tod Stattdessen gab es einen ausgepragten Seelenwanderungsglauben und eine Wechselwirkung zwischen Diesseits und einem durchaus angenehm gedachten Jenseits ohne Tod Arbeit und Winter Skythen Bearbeiten Uber die religiosen Vorstellungen der Skythen ist nur wenig bekannt 59 Ein Totengericht scheint es nicht gegeben zu haben Germanen Bearbeiten Hauptartikel Germanische Mythologie nbsp Illustration aus einem 1895 erschienenen Buch von Karl Gjellerup Den aeldre Eddas Gudesange zur Voluspa Strophe 24 wo uber den Qualort Nystrand der Unterwelt berichtet wird Die Sunder waten durch Gift und Schlangen eine christlich uberformte Vorstellung die man damals noch fur rein germanisch hielt In der Religion der Germanen die sich schon wegen des grossen Verbreitungsgebietes keineswegs einheitlich und was Sterben und Jenseits anging eher dunkel darstellt war der Aufenthaltsort der Toten das lichtlose Hel Es galt ursprunglich nicht als Ort der Verdammten die dort an Qualorten wie dem Nystrand Totenstrand eine Strafe abbussen mussen bereits eine christliche Vorstellung die hier stark auf die Voluspa eingewirkt hat Entsprechend gibt es kein Totengericht 60 Manche Stamme glaubten uberhaupt nicht an ein Jenseits das Leben war mit dem Tode unwiderruflich zu Ende Jedes Ungluck war daher besser als der Tod denn man lebte wenigstens nach Havamal Ofter allerdings glaubte man das Leben ginge nach dem Tode wie bisher weiter und man konne noch zwei oder dreimal im selben Korper getotet werden bevor es endgultig vorbei war Ob dazu eine Totenreise notwendig war bleibt unklar Im Norden entwickelte sich aus der ortlichen die personliche Hel als Unterweltsgottin Der Ort Hel wurde dabei unter christlichem Einfluss zum Strafort Holle Die sittliche Beschaffenheit der Toten hier zunachst seine Verdienste als Krieger wurde nun zunehmend zum Zuweisungsgrund wobei zunachst nur die Positivauswahl der Walkuren auf dem Schlachtfeld ausschlaggebend war Die zugrundeliegende Vorstellung stammt aus der Volkerwanderungszeit 4 Jh n Chr und wurde erst im 9 Jahrhundert n Chr in der Snorra Edda schriftlich uberliefert Vielleicht flossen bereits christliche Motive ein denn so Wolfgang Golther In Wirklichkeit sind eben Hel und Walhalla eins das grosse allumfassende Seelenreich 61 Zunachst gab es fur die Toten der vorchristlichen Germanen meist nur Hel in der das Leben keineswegs elend gedacht war Vielmehr ahnelte es stark dem irdischen Den Vornehmen wurde ein festlicher Empfang bereitet Nur bei einigen nordgermanischen Stammen ist Walhall als letztes Refugium einer spezialisierten Kriegerkaste uberhaupt prasent Auch der Dane Saxo Grammaticus spricht nur von unterirdischen Totenorten solchen fur Krieger mit angenehmen grunen Gefilden und fur Neidlinge in schlangentriefenden im Norden liegenden Hohlen Slawen Bearbeiten Hauptartikel Slawische Mythologie Der altslawische Glaube den wir nur umrisshaft kennen war vom Glaube an Naturgeister Animismus und der gefuhlten Verwandtschaft mit den Tieren gepragt 62 Teilweise aufwendige Grabbeigaben deuten auf ausgepragte Jenseitsvorstellungen hin Dabei scheint es eine Art Paradies gegeben zu haben sowie einen feurigen Ort wo die Bosen litten Bei den Ostslawen war auch die Art des Todes entscheidend War er naturlich oder unnaturlich Ein Ahnenkult scheint verbreitet gewesen zu sein Es gab die Vorstellung eines friedlichen Lebens nach dem Tod und anscheinend kein Totengericht Die Seele verliess nach dem Tod den Leib blieb entweder vor Ort oder ging in ein Jenseits ein Baltische und finno ugrische Religion Bearbeiten Beide Religionen kennen kein Totengericht 63 Die baltische Mythologie kennt eine positive Schicksalserwartung Der Tote uberquert problemlos die Grenze zum Jenseits wo er keine Strafen erwartet Thraker und Illyrer Bearbeiten Nach Herodot hatten die Thraker und Illyrer eine regelrechte Todessehnsucht glaubten an die Unsterblichkeit der Seele und hatten sehr positive Jenseitsvorstellungen 64 Irgendwelche Totengerichtsvorstellungen sind unwahrscheinlich 65 Religionen Mittelamerikas und der Anden Bearbeiten nbsp Statuette des aztekischen Totengottes Mictlantecuhtli der uber das nordliche Totenreich herrschte Britisches Museum Er wird meist mit einem Totenkopf und herabhangenden Knochen dargestellt Die Religionen der prakolumbianischen Regionen 66 nicht nur der formativen 1500 v Chr 100 n Chr 67 sondern auch der klassischen 100 v Chr 900 n Chr und nachklassischen Periode 900 1519 sind stark vom animistischen Geisterglauben gepragt Es gab erhebliche zeitliche z B Olmeken Zapoteken Tolteken Mixteken Chavin Nazca Paracas Mochica Chimu usw regionale und lokale Unterschiede z B La Venta Teotihuacan Monte Alban Tikal Palenque Copan Chichen Itza Tenochtitlan Tiahuanaco in Kult und Gotterwelt Bestimmte Grundzuge und Mythen waren allen gemeinsam Auch das Uberlieferungsproblem stellt sich hier in aller Scharfe Mittelamerika Bearbeiten Die Maya Religion war beherrscht von der Unterwerfung unter den Willen der Gotter und die Gesetze des Universums Es gab einen ausgepragten Pradestinationsglauben sowie ein starkes Bewusstsein fur Sunde als Vergehen gegen Gesetze die von den Priestern aufgrund astronomischer und Orakel Techniken bestimmt wurden Dabei wurden zahlreiche Opfer dargebracht vor allem auch Menschenopfer Im Gegensatz zu den zentralmexikanischen Religionen gibt es bei den Maya kein Paradies Zyklische eschatologische Konzepte auf der Grundlage eines komplexen Kalenders waren bereits ausgepragt Bei den Maya genossen besonders konigliche Tote besondere Aufmerksamkeit denn sie wurden fur gottlich gehalten 68 Die Religion der Azteken war wohl der am hochsten entwickelte Teil ihrer Kultur und ausgesprochen komplex Das Universum wurde als instabil betrachtet und musste durch standige Opfer stabilisiert werden Das Schicksal war vollig den allmachtigen Gesetzen des Kalenders unterworfen 69 Bei den Azteken existiert kein eigentliches auf das Abwagen von Verdiensten und Vergehen gerichtetes also rechtlich oder ethisch orientiertes Totengericht allerhochstens ein von ausserlichen Ansatzen abgeleitetes Aufgabe des Menschen war es fur Gotter und Weltordnung zu kampfen und zu sterben Magie Orakel und Zeichen beherrschten das Alltagsleben die Weltsicht war stark pessimistisch Dazu existierte generell ein Ahnenkult der zugleich Fruchtbarkeitskult war Die mittelamerikanischen Gotter sind meist Vegetationsgottheiten fur Regen Mais usw Die Jenseitsvorstellung der Azteken ist nicht von der irdischen Lebensfuhrung einer Person sondern von der Todesart und der fruheren beruflich sozialen Stellung der Totenseele abhangig deren Potenz sie mit ins Totenreich nimmt Auch eine enge Beziehung zum Opferblut also wiederum eine Verbindung zur Fruchtbarkeit ist fur alle prakolumbianischen Kulturen charakteristisch ebenso ein Opferkult mit Menschenopfern Kosmologisch gab es eine Dreiteilung der Welt in Oberwelt feste und Wasserwelt und Unterwelt Diese Hauptwelten waren teils in bis zu 13 Uberwelten und 9 bis 13 Unterwelten unterteilt letztere als teils gefahrvolle Aufenthaltsorte der Seelen Das Ganze wird uberlagert von einem zyklischen kosmogonischen Viererprinzip vier Weltzeitalter vier Quadranten der vier Himmelsrichtungen usw Beherrscht wurde diese Unterwelt von den zwolf dunklen Herren mit Namen wie Eins Tod Hervorbringer des Eiters Knochenstab oder Blut ist seine Klaue also de facto von Damonen Wer starb musste nach der Vorstellung der Maya und Azteken an einen Ort der Angst Xibalba hinabsteigen und gefuhrt von einem Totenhund ganz ahnlich dem Cerberos der Griechen den gefahrlichen Weg hinab auf sich nehmen dabei einen siebenarmigen Unterweltsfluss uberqueren Von den Herren der Unterwelt wurde er sodann gepruft und gedemutigt bis diese die Seele wieder freiliessen Es scheint dass es in Ansatzen eine Art allgemeines Totengericht gegeben hat jedoch weniger als eine Art Prufinstanz sondern eher als Verteilerfunktion Denn anscheinend herrschte damonische Willkur und der unerklarliche Wille der Gotter Auch ist das anschliessende Verfahren nicht ganz klar sofern es uberhaupt eines gab Es gab im Totenreich vier Paradiese entsprechend den vier Himmelsrichtungen Die im Kampf getoteten Krieger gingen direkt in das ostliche Paradies ein das Sonnenhaus Tonatiuhichan wo sie mit den Menschen zusammentrafen die den Opfertod gestorben waren Ebenso gab es ein westliches Paradies das Maishaus Cincalco fur die im Kinderbett Gestorbenen denen ebenfalls Verehrung zuteilwurde die dann allerdings gelegentlich des Nachts an Kreuzungen auftauchten und denjenigen der ihnen dort begegnete mit Lahmung schlugen Ins sudliche als ausserst fruchtbar geschilderte Paradies gelangten die Toten deren Tod mit dem Regengott Tlaloc assoziiert wurde also Ertrunkene vom Blitz Erschlagene aber auch solche die an Lepra oder anderen Krankheiten gestorben waren Zum nordlichen Totenreich Mictlan fuhrte hingegen kein direkter Weg Um Mictlan zu erreichen mussten an neun verschiedenen Orten Mutproben bestanden werden bevor man nach vier Jahren dort eingelassen wurde Auch einen Totengott Mictlantecuhtli gab es der zusammen mit seiner Gattin Mictecacihuatl das nordliche Totenreich beherrschte War der Tote dort angelangt verschwand er ganz einfach Das Schopferpaar Ometecuhtli und Omecihuatl lebte im obersten der 13 oder 9 Jenseitsbereiche Hierher gelangten als einzige menschliche Toten die gestorbenen Kleinkinder Religionen der Anden Bearbeiten In Sudamerika sind vor allem in den Vorlauferkulturen der Inkas Mumienkulte in Nekropolen nachweisbar die auf den Glauben an ein korpergebundenes Weiterleben nach dem Tode hinweisen Da hier keine Schriftzeugnisse sondern nur archaologische Funde vorliegen konnen wir nur Vermutungen daruber anstellen ob es damals Vorstellungen eines Totengerichts gab Dies scheint eher fraglich zu sein Fur den Inka Herrscher wurde angenommen er nehme im Jenseits dieselbe gottgleiche Position ein wie im Diesseits fur den Adel der einen reichen Begrabniskult entwickelte galten entsprechende Abstufungen Fur die Inkas ist jedoch im Unterschied zu den mittelamerikanischen Kulturen ein Totengericht auch nicht in Ansatzen bekannt Lebende Religionen Bearbeiten Judentum Christentum Islam Bearbeiten nbsp Abraham ist im Judentum und Islam eine zentrale Figur Er wird etwa im Koran haufig und ausfuhrlich erwahnt Hier Abraham soll Isaak opfern eine Abbildung aus dem islamischen Kulturkreis der Timuriden Anfang 15 Jahrhundert In den monotheistischen Offenbarungsreligionen Judentum Christentum und Islam ist das Totengericht eng mit dem Weltende Apokalypse der Auferstehung von den Toten dem Endgericht und der endgultigen Erlosung verbunden Die teils hoch differenzierten Jenseitsvorstellungen sind oft widerspruchlich verschwommen oder werden wie im Christentum insbesondere in seiner Gnaden und Rechtfertigungslehre oder in der Pradestinationslehre des Islam in den gottlichen und daher unerforschlichen Willen hineinverlegt Diesem Willen werden sekundar menschliche Gerechtigkeitsvorstellungen unterschoben wie das in Dantes Gottlicher Komodie mit ihren hochscholastischen Sundensystematisierungen und Strafdifferenzierungen zu beobachten ist Vor allem fur den Machterhalt von Kirche und Staat oder des Kalifates ist dies nutzlich gewesen 70 Aus antiken meist griechischen Traditionen sind hier und da in das Christentum und Judentum Gedanken der Seelenwanderung eingedrungen Im kabbalistischen Chassidismus hat die vor allem im Buch Sohar entfaltete Vorstellung der Seelenwanderung Gilgul seit dem spaten Mittelalter Fuss gefasst 71 Der Zoroastrismus hat mit seinem strikten Dualismus von Gut und Bose und seinen Totengerichtsvorstellungen auf die monotheistischen Offenbarungsreligionen wesentlich eingewirkt etwa auf den Manichaismus und auf die von ihm abgeleiteten Gruppierungen Von besonderer Bedeutung ist die Frage inwieweit die Etablierung des in den monotheistischen Religionen institutionalisierten Totengerichts von dem zentralen Gewaltgedanken und exklusiven Wahrheitsbegriff beeinflusst ist wie ihn Jan Assmann beschrieb Damit geht namlich die ausserordentliche Bedeutung der Sunde und die exklusive Bindung an den einen Gott einher die eine ausgepragte Reue bei der Ubertretung seiner Gesetze produziert und einen Mechanismus zu deren Auflosung erfordert 72 Judentum Bearbeiten Das Judentum 73 spiegelt in seinen Entwicklungsstufen zahlreiche der in spateren Schwesterreligionen auftretenden Vorstellungen zu Tod Jenseits und Eschatologie weshalb es ausfuhrlicher betrachtet wird Seine Vorstellungen sind ausserordentlich heterogen und nur im historischen Langsschnitt darstellbar Denn in Palastina uberlagern sich verschiedene historische und religiose Entwicklungen Zudem brachten die judischen Stamme je ihre eigenen Traditionen uber das Leben nach dem Tode mit Die offiziell verbotene Nekromantie war verbreitet vgl Sauls Besuch bei der Hexe von Endor Grundsatzlich lassen sich funf Entwicklungsphasen unterscheiden 74 Nomadenperiode und Vorexilzeit Erstes Reich bis ca 539 v Chr Uber die fruheste Zeit des Nomadentums und ihre Jenseitsvorstellungen ist wenig bekannt Eine Vergeltung nach dem Tode gab es nicht Gott strafte die Menschen entweder im Diesseits oder in ihren Nachkommen 75 Verbreitet war in dieser Periode der Glaube an Sippenschutzgotter Teraphim und eventuell Ahnengeister Die Eschatologie dieser Periode ist insofern einzigartig als sie sich mit dem kollektiven Schicksal der Nation beschaftigt jedoch kaum Interesse zeigt fur das Schicksal des Einzelnen nach dem Tod vgl Pred Kohelet 9 5 76 Die primaren Jenseitsvorstellungen des Judentums sind in der archaischen Periode Israels vor dem Exil extrem pessimistisch Der Tod gehorte ursprunglich nicht zur Schopfung sondern war Folge des Sundenfalls zudem sind die Darstellungen von Genesis 1 11 zur Entstehung des Bosen sehr uneinheitlich 77 Auch eine Vorstellung von Leib und Seele und einem entsprechenden Dualismus gab es nicht vielmehr wurde das Leben einheitlich gesehen und Blut galt als Seele oder doch als deren Trager Zunachst ging man daher im fruhen Judentum davon aus dass es kein Weiterleben nach dem Tode gibt und damit auch keine Unsterblichkeit ausser indirekt durch Nachkommen Man wunschte sich entsprechend ein langes irdisches Leben um dieses Schicksal so lange wie moglich hinauszuschieben Das Totenreich Scheol in das unterschiedslos alle Toten gelangten hatte keine Verbindung mit Gott unterlag allerdings seiner Oberhoheit Es wurde als unterirdisch kalt und dunkel vorgestellt und folgt offenbar mesopotamischen Vorbildern Alle Unterschiede auch Gut und Bose horten dort auf es gab kein Denken Fuhlen und keine Weisheit Ein hier uberflussiges Totengericht gab es somit nicht Nur ganz wenige Menschen die Gott direkt zu sich nahm entrannen dem Ewigkeitsvorstellungen bezogen sich stets auf das gesamte auserwahlte Volk Israel Die Striktheit der altjudischen vorexilischen Todesvorstellung hat paradoxerweise dazu gefuhrt dass sich zahllose Riten der Lebenden um den Tod entwickelten Sie alle hatten den Sinn das Gedachtnis an den Verstorbenen bei den Lebenden so lange wie moglich zu erhalten da er nur so in gewissem Sinne weiterlebte Zudem verfuhr man mit dem toten Korper extrem sorgfaltig da er Eigentum Gottes sei und daher nicht zerstort werden durfe und spater als man eine Auferstehung fur denkbar hielt unversehrt zur Verfugung stehen musse Dies impliziert allerdings die Frage warum Gott das nicht von sich aus gewahrleistete und der Hilfe der Menschen bedurfte Wann die Vorstellung von einer Seele aufkam ist unklar zumal es dafur zwei Worte gab Nefesch und Ruach Babylonisches Exil 597 538 v Chr und Nachexilzeit Zweites Reich 538 v Chr bis 70 n Chr In der nachexilischen Periode kam es zu einer ersten Differenzierung des Totenreiches Man begann die Scheol von der Gehenna zu unterscheiden die nun als Strafort vorgestellt wurde Die Unterscheidung entsprach jener zwischen dem griechischen Hades und Tartaros die wohl uber den Hellenismus 4 Jh vor bis 2 Jh nach Chr ins Judentum eingedrungen ist Gehenna ist die griechische Form des hebraischen Gehinnom Die ebenfalls stark durch mesopotamische Vorstellungen beeinflusste spater durch den Zoroastrismus angereicherte Kosmologie der Juden verhinderte offenbar eine deutliche Auspragung von Jenseitsvorstellungen Nach S A Tokarew ersetzte die bereits vorexilisch in Erscheinung getretene Idee des Auserwahltseins des Volkes Israel die vor allem nachexilisch in der Zeit des Zweiten Tempels besonders auffallig in Erscheinung trat mehr und mehr die Idee der Vergeltung nach dem Tode Denn nach Verscharfung der Klassengegensatze entstand die Notwendigkeit dem unterdruckten Volk eine Art religiosen Trost zu spenden der in den meisten Religionen als Vergeltung nach dem Tode und Belohnung im Jenseits fur die Leiden im Diesseits entschadigt Damit wurde ein Totengericht notwendig das wegen der rein kollektiven Auserwahltseinsvorstellung individuell uberflussig war zumal die gottlichen Strafen das Volk stets im Diesseits trafen Die Reformen der Konige Hiskia und vor allem Josia zielten bereits in diese Richtung 78 Das religionsphilosophische Gedankengut des Hellenismus hat in dieser Periode kaum Spuren im Judentum hinterlassen Seine abstrakten metaphysischen Begriffe sind nicht oder kaum eingedrungen bzw erst sehr viel spater in der ersten Phase der Diaspora Jenseitsvorstellungen Vorstellungen von der Unsterblichkeit der Seele von einer Vergeltung nach dem Tode usw fehlen vollig Gott belohnt und bestraft die Menschen hier auf der Erde wenn nicht unmittelbar so doch ihre Nachkommenschaft 79 Bereits in der Endphase des staatlichen Judentums der ersten beiden vorchristlichen Jahrhunderte gewann zunachst bei Jesaja 26 19 spater bei Daniel 168 v Chr die Lehre von der Auferstehung des Leibes teilweise bei Daniel mit dem Gedanken der Belohnung oder Bestrafung immer mehr Anhanger Zunachst galt sie den im Kampf Gefallenen Sie wurde wie die Idee eines dann notwendigen Totengerichtes etwa von den Sadduzaern fur die der Tod das absolute Ende bedeutete Paulus Apg 23 8 strikt abgelehnt Allerdings erhielt Scheol mehrere Abteilungen je nach der Sundhaftigkeit der Insassen Um die Zeitenwende wichtig sind in diesem Zusammenhang die drei damals konkurrierenden theologischen Stromungen des Judentums Sadduzaer Pharisaer und Essener von denen letztlich nur die Pharisaer im Rabbinismus uberlebten Nach dem bedeutendsten judischen Historiker Flavius Josephus 37 38 bis ca 100 n Chr dessen Uberlieferungen hier jedoch unvollstandig bis verzerrt sein konnten glaubten die Sadduzaer der Mensch habe einen freien Willen die Essener glaubten an eine Pradestination des Menschen wahrend die Pharisaer einen freien Willen mit einem Vorherwissen Gottes lehrten ahnlich die Aschariten im Islam Die Pharisaer unterschieden sich von den Sadduzaern die die Jerusalemer Tempelpriester stellten des Weiteren darin dass sie an eine Auferstehung der Toten glaubten die unter der Erde gerichtet wurden Die Gerechten gehen in andere Korper uber womit keine Seelenwanderung gemeint sein durfte da es sich hier wohl nicht um materielle Korper gehandelt hat indes die Bosen auf ewig bestraft und in Gefangenschaft gehalten werden Das ewige Leben verliert nach der Mischna nur wer die Auferstehung der Toten den gottlichen Ursprung der Thora der bis heute wichtigsten religiosen Grundlage des Judentumes oder die gottliche Fugung des menschlichen Schicksals leugnet Die Leistung der Pharisaer bestand darin die Ausrichtung des Judentums auf den Tempel zu uberwinden indem sie den Alltag durch Einhaltung judischer Vorschriften heiligten Jesus stand in seiner Lehre sowohl den Essenern wie den Pharisaern nahe Insgesamt ubte der Hellenismus mit orphischem und platonischem Gedankengut ab dem 1 vorchristlichen Jahrhundert zunehmend Einfluss auf das Judentum und seine Vorstellungen uber den Tod aus 80 Talmudische Periode und Rabbinismus bis ca 700 n Chr Nach der Zerstorung des Tempels 70 n Chr und dem Beginn der Diaspora gewann die rabbinische Lehre vom Messias immer mehr Anhanger und hellenistisches Gedankengut setzte sich bedingt durch das Zusammenleben mit diesen Volkern endgultig durch Damit verbunden war der Glaube an eine leibliche Auferstehung des Korpers im Rahmen einer Eschatologie der sich seither auch in strikten Begrabnisvorschriften wie dem Verbot der Feuerbestattung der Autopsie und der den Korper teilweise zerstorenden Mumifizierung usw niederschlagt Das Judentum wandelte sich von einer reinen ethnisch und diesseitig bestimmten Offenbarungsreligion mit dem Ziel des Gelobten Landes zur Erlosungsreligion mit jenseitiger Ausrichtung auf Auferstehung und ewiges Leben Daraus ergab sich die theoretische Notwendigkeit eine quasi vorselektierende Zwischeninstanz zu erdenken welche die Menschen entsprechend verteilte in Holle Gehenna und den Wartebereich Scheol fur das Paradies Gan Eden dem allerdings eher vage gedachten Ort der Gerechten nach dem Tod und einem Jungsten Gericht das nun ebenso notwendig blieb Das Strafgericht so glaubte man werde in Gehenna zwolf Monate bei Einhaltung des Sabbats auch dort da an diesem Tage keine Feuer brennen durfen dauern und sich an der Rechtschaffenheit der Menschen orientieren auch der der Nichtjuden 81 Die alte und durch Klassengegensatze beforderte Idee sich durch gute Werke im Diesseits und das Studium der Thora die ewige Seligkeit im Jenseits zu erwerben gewann im Talmud an Bedeutung 82 Das mittelalterliche Judentum 700 bis ca 1750 n Chr Im rabbinischen Judentum der Diaspora hatte ein gravierender theologischer Wandel eingesetzt und die Auferstehung bis heute vor allem im Achtzehnbittengebet dem Schemone Esre prasent samt Jungstem Gericht und ewigem Leben im Paradies wurden nun wohl auch durch Aufnahme christlichen Gedankengutes als solche akzeptiert Dieser Vorgang war bis zum 9 Jahrhundert abgeschlossen wobei die Orthodoxie von der leiblichen Auferstehung ausgeht das moderne Judentum hingegen die Auferstehung als geistig seelischen Erlosungsprozess versteht Die 13 Glaubenssatze des Maimonides erwahnen ausdrucklich Vorstellungen von Lohn und Strafe fur Gerechte und Ungerechte 83 Demnach sei die Kommende Welt der Lohn der Gerechten wahrend die Ungerechten mit der Vernichtung ihrer Seelen bestraft wurden 83 Vor allem die mystisch orientierte Kabbala widmete sich dem Problem der Wiedergeburt und des Totengerichtes Sie entwarf eine hochkomplexe Struktur der menschlichen Seele wobei nur deren niedrigste Stufe nefesh die animalische Seele gottliche Strafen zu erdulden hatte die geistige Seele ruach jedoch ins Paradies eingelassen wurde und die unbefleckte Seele neschamah in Gott einging Dabei entwickelten sich Vorstellungen einer Seelenwanderung Gilgul und die leibliche Wiederauferstehung wurde als gegenuber dem wahren ewigen Leben nur als minderwertig angesehen 84 Das moderne Judentum ab 1750 Der Messianismus und der Auferstehungsgedanke sind heute ein zentraler Gedanke vor allem des orthodoxen Judentums Das rationalem Gedankengut anhangende reformierte Judentum der Haskala lehnte beides ab und meidet vor allem im 20 Jahrhundert alle Diskussionen um das Leben nach dem Tod Beide Konzepte waren als unverruckbare Hoffnung wahrend der fast zweitausend Jahre der Diaspora wohl auch dringend notwendig denn sie hielten wie die strikte Einhaltung der uberkommenen Grundsatze und Riten das Volk zusammen mit komplexen Vorschriftskatalogen wie etwa im Schulchan Aruch der neben anderem auch die Kaschrut Speisegesetze enthalt Allerdings hat dieses Verhalten nicht wenig zu einer Isolierung und Ghettoisierung der Juden in anderen Gesellschaften und damit zum Antijudaismus und Antisemitismus mit seinen immer wieder aufflammenden Pogromen beigetragen vor allem in Polen und Russland Doch liegt der Schwerpunkt im Judentum nach wie vor auf der diesseitigen Welt da der Mensch nur hier das Gute aufnehmen und tun kann Das Hauptinteresse des Judentums richtete sich seither auf die Wiederkunft des Messias und was dabei geschehen wurde Hoffnungen in denen sich ekstatische Katastrophenfantasien mit Erlosungsvorstellungen vom Bau des dritten Tempels und eher realistischen historisch politischen Vorstellungen Zionismus Gross Israel Siedlerbewegung kontrovers bundeln und etwa dem Staat Israel einen nicht geringen Teil seiner inneren wie ausseren Spannungen bescheren Die moderne judische Theologie hat sich auch unter dem Einfluss der rationalistischen Philosophie Baruch Spinozas der Diskussion uber eine praktische Ausgestaltung von Jenseits und Totengericht weitgehend entzogen vor allem mit dem Kunstgriff den Tod nun als Schlaf an einem rein geistigen Ort so spater der unter dem Einfluss aristotelischen Gedankengutes stehende Maimonides anzusehen mit einem Erwachen beim Jungsten Gericht von dem die Gottlosen also vor allem die Nichtjuden und fruher die Sklaven ausgeschlossen bleiben und die Christus dann durch seinen Tod samt Hollenfahrt erloste was vor allem in der Unterschicht des Romischen Reiches und bei den Sklaven zu seinem grossen Erfolg erheblich beitrug Es entstanden so zwei kontrare auch in den eschatologischen und Jenseitsvorstellungen unvereinbare theologische Stromungen die das Judentum und den Staat Israel bis heute bestimmen der letztlich zur Haskala der judischen Aufklarung fuhrende Rationalismus eines Maimonides und Moses Mendelssohns der auch den Zionismus eines Theodor Herzl mit hervorbrachte die dem entgegengesetzte in den osteuropaischen Chassidismus und die Ultraorthodoxie fuhrende Mystik der Kabbala vor allem des Buches Sohar die nicht zuletzt in die nationalreligiosen Parteien oder die Siedlerbewegung etwa der Gusch Emunim mundete 85 Einen weiteren tiefen Einfluss auf diese Konzepte hat die Schoah ausgeubt Wie sehr davon beeinflusste Straf und Gerichtsvorstellungen noch heute das orthodoxe Judentum bestimmen zeigt zum Beispiel eine spater unter offentlichem Druck formal wieder zuruckgenommenen Aussage des hochrangigen ultrakonservativen Rabbiners Ovadja Josef aus dem Jahre 2000 Die sechs Millionen Juden welche von den Handen der verfluchten Nazis ermordet wurden waren wiederbelebte Seelen von Sundern die gesundigt hatten und andere zur Sunde verleiteten sowie alle mogliche fur Juden verbotene Dinge taten Ihre armen Seelen kamen zuruck um durch all die schlimmen Folterungen und durch ihren Tod von ihren Sunden gereinigt zu werden 86 Christentum Bearbeiten nbsp Botticellis Karte der Holle zu Dantes InfernoGrundlagen Christliche Totengerichtsvorstellungen sind vielfaltig Sie fussen auf judischen griechisch hellenistischen orientalischen und mittelalterlichen Traditionen Sie spiegeln immer wieder auch politische Situationen wider 87 Die Machthaber nahmen auf den Jenseitsglauben und die Vorstellungen vom Totengericht Einfluss sehr schon bei Dante der die ihm missliebigen Papste und Fursten in die Holle verbannte und nutzten diese okonomisch Beispiele sind die Kreuzzuge 88 und der Ablasshandel Mit den Ketzerverfolgungen und Hexenverbrennungen mit dem Kirchenbann bzw der Exkommunikation wurde das Totengericht de facto ins Diesseits verlegt Die Verbrennungen wurden damit begrundet dass die Betroffenen der ewigen Verdammnis entgingen weil die Seele durch das Feuer gereinigt wurde Der Bann bedeutete den Ausschluss von der allein durch die Kirche vermittelten gottlichen Gnade Tatsache ist dass ein solches vorlaufiges Gericht trotz aller Legenden uber Damonen Todesengel Geister verirrte Seelen usw im Christentum des Neuen Testamentes als geschlossenes und in sich stimmiges Konstrukt nicht existiert und die Frage nach Art und Struktur des Jenseits vor der Apokalypse ohne genauere Antwort bleibt Der Grund ist einfach Schon Christus und erst recht seine ersten Anhanger glaubten an eine von ihm ja geweissagte Apokalypse in nachster Zukunft und noch zur Lebenszeit der Evangelisten Parusie Weiterfuhrende Konstrukte uber Tod und Unterwelt waren daher schlicht zunachst nicht notwendig eine dann im Laufe der Zeit immer schmerzlicher empfundene Lucke in die spater leicht heidnische und regional oft sehr unterschiedliche volkstumliche Vorstellungen von teils ausserst brutalen Jenseitsbrauchen wie sie etwa Dante beschrieb eindringen und sie ersatzweise fullen konnten Spater kamen noch Vorstellungen der Gnostik und anderer philosophisch theologischer Stromungen wie des Manichaismus hinzu Augustinus etwa war einige Zeit Manichaer nbsp Hieronymus Bosch Das Letzte Gericht Triptychon Allgemeine Aspekte des christlichen Jenseits und Totengerichtsglaubens wie sie vor allem vom Apostel Paulus und den Kirchenvatern formuliert wurden Die in der Praxis so gut wie unerfullbaren teilweise stoischem Denken entstammenden 89 ethischen Anspruche Gottes wie Demut Nachstenliebe Feinden vergeben linke rechte Wange hinhalten usw die quasi da sie niemand einhalten kann automatisch Sundhaftigkeit erzeugen Sie sind viel strenger ja radikaler als im Judentum dessen ubriges Erbe das Christentum allerdings ubernimmt mitsamt den Vorstellungen zu Gehenna Holle Auferstehung und Messias wie sie zur Zeit Jesu theologisch diskutiert wurden Neu ist damit die Idee der Sundhaftigkeit des Menschen und seiner Erlosung durch gottliche Gnade die zentralen Denkfiguren des Christentums uberhaupt die dann auch das ethische Fundament des Totengerichtes bilden wobei die Erlosung allerdings auch durch die bedingungslose Unterordnung unter die Kirche erst garantiert wird 90 Die dualistische Lehre der Gnosis mit der zentralen Idee des Logos ging ins Christentum ein und der Logos verschmolz mit der Gestalt des Erlosers Jesus 91 Damit war ein Gut Bose Dualismus etabliert der nur in der Gestalt Jesu aufgelost werden konnte Voraussetzung fur seine spatere Funktion als Weltenrichter den es so im Judentum nicht gab Die Lehre von der Dreieinigkeit die mittelalterliche Mariologie und Heiligenverehrung stellten dann weitere Komponenten eines endzeitlichen Weltgerichts zur Verfugung die als Fursprecher oder Verteidiger fungieren konnten Gleichzeitig wurde das Bose als Satan personifiziert eine Rolle die es so im Judentum auch nicht gab und die schon ikonographisch griechische Einflusse aufnahm Pan der wiederum wie die Satyrn auf den fruhneolithischen Ziegendamon zuruckgefuhrt werden kann 92 Ebenfalls im Mittelpunkt steht der Glaube an die Existenz eines Jenseits und an die Auferstehung sowie an die Existenz einer unsterblichen Seele deren Identitat im Zwischenreich allerdings unklar bleibt Daraus ergibt sich eine Trennung von Seele und Korper wie sie bereits in der Patristik postuliert wurde wobei es vor allem im Mittelalter theologische Kontroversen uber die Einzelheiten der Seelenlehre gab und man die Seele in immer mehr Komponenten aufteilte Jedoch stimmte man bis Descartes zumindest darin uberein die Seele sei gemass der alten griechischen Konzeption sowohl fur Willensbildung Bewusstsein und Vernunft wie auch fur die physiologischen Funktionen einschliesslich der Sinneseindrucke verantwortlich Spater hat sich daraus in der abendlandischen Philosophie und zuletzt in der Psychologie das bis heute diskutierte Leib Seele Problem entwickelt 93 Das Schicksal der Toten orientierte sich ursprunglich an der klassischen dreistockigen Kosmologie Himmel Erde Holle wie sie noch Dante und John Milton beschrieben haben und wie sie konzeptionell auch noch Goethes Faust zugrunde liegt ja bis in unser Jahrhundert der christlichen Theologie vor allem was die Holle angeht Der Tod ist Folge des Sunde die durch Adam und Eva in die Welt gekommen ist vgl Erbsunde und die nun jeder Mensch in sich tragt als eine vor allem von Augustinus vertretene unbarmherzige Idee die daher auch in Ostrom nicht wie in Westrom personalisiert sondern in kosmologische und heilstheoretische Zusammenhange von Tod und Auferstehung eingebettet bleibt 94 Die Kirche reprasentiert ein weltliches Zwischenreich bis zur Wiederkunft Jesu mit der Auferstehung der Toten die dann aber keinen irdischen Leib mehr haben sondern einen spirituellen soma pneumatikon Wiedererweckt werden alle erlost jedoch nur die die Jesus vertrauen Rechtfertigung aufgrund des Glaubens Entschieden wird daruber beim Jungsten Gericht Das lasst wie die Lehre vom auserwahlten Volk Israel die grundlegende Frage nach der Gerechtigkeit Gottes gegenuber allen seinen Geschopfen offen Gnade und Liebe Gottes sind entsprechend als Mechanismus des eschatologischen Totengerichtes bis heute in ihrer Ausdehnung auf alle nur christliche nur glaubige oder gar nur besonders auserwahlte Menschen umstritten Es ergaben sich entsprechend mehrere teils sich widersprechende und vor allem in den ersten Jahrhunderten durch Sektenbildung gekennzeichnete Entwicklungsphasen und Kernideen Nachdem die Naherwartung der Parusie sich nicht erfullt hatte wandte man sich zunehmend dem allerdings stets sehr umstrittenen Zwischenzustand zwischen Tod und Auferstehung zu Dabei machten sich wieder vorchristliche Vorstellungen breit nach denen jeder Einzelne bereits im Tode gerichtet wurde um dann bei Gott zu sein oder aber ganz von ihm abgeschnitten Diese Deutung war Folge der neutestamentlichen Prophezeiungen einer kollektiven Massenauferstehung mit einem darauf folgenden Massentribunal Mit der Vorstellung vom Zwischenreich der Toten entstand neben der Idee eines sofortigen Eingehens ins Paradies nach dem Tod das dieses Zwischenreich vermied aber auch die Vorstellung von zwei Gerichten dem personlichen nach dem Tod und dem eschatologischen am Ende der Zeiten Ein weiteres Konzept postulierte den Schlaf der Toten bis zum Letzten Gericht Das erschien aber ungerecht da hier die Strafe der Sunder wie die Belohnung der Guten verzogert wurden und Kirchenvater wie Tertullian entwarfen deshalb spater von der byzantinischen Kirche Ostroms ubernommene Hilfskonstruktionen die zumindest den Seelen der Gerechten wahrend dieser Periode eine Art Labsal zuteilwerden liessen 95 Die Konzeption des Bosen und sie ist ja Voraussetzung fur ein ethisches Totengericht blieb im Christentum vor allem in seiner Interaktion mit Kultur und Religion sehr uneinheitlich konnte in ihrer inharenten Problematik nie wirklich gelost werden und mundete recht bald entweder in die religiose Mystik des Volksglaubens oder in die philosophische Theodizee Nach den Katastrophen des 20 Jahrhunderts und insbesondere der Schoah stellte sich das Problem erneut in voller Scharfe 96 Diffuse chiliastische Vorstellungen von der Wiederkunft Christi in einem tausend Jahre wahrenden irdischen Reich Off 20 1 6 vor dem eigentlichen Weltende mit einer Vorweg Auferstehung der Glaubigen noch vor dem Letzten Gericht eine christliche Umpragung alter judischer Messias Konzepte trugen weiter zur Verwirrung bei zumal auch dann bereits gerichtet und gereinigt wurde Satan am Ende aber dann doch noch einmal vorubergehend die Oberhand gewann 97 All diese sehr inkoharenten Glaubenskonzepte die zudem das Fehlen einer Moglichkeit zur Neuorientierung nach dem Tode unterstellten fuhrten im Katholizismus letztlich zur Entwicklung einer Vorstellung vom Limbus und vor allem vom Fegefeuer bzw Purgatorium lat Reinigung in dem ebendiese Lauterung von minderen Sunden bei Dante die sieben Todsunden doch noch moglich war die allerdings durch die Furbitte der Kirche verkurzt werden konnte Ablass wie etwa bei Johann Tetzel Sobald das Geld im Kasten klingt die Seele aus dem Feuer springt 98 Das setzte nun aber wieder voraus dass der Urteilsspruch Verdammnis oder Erlosung bereits beim Tode endgultig war weshalb der Protestantismus diese Lehre strikt ablehnte und sie durch die bereits von Augustinus ausgehend von Paulus Rom 3 28 konzipierte Rechtfertigungslehre ersetzte bei der letztlich ein individuelles Totengericht unnotig wurde und sich das kollektive durch die gottliche Gnade die allerdings nur dem Glaubigen zuteilwurde auf diesen einen Punkt den des bemuhten Glaubens reduzierte Man konnte also durchaus philosophisch argumentieren dass es ein Totengericht im Christentum mit den notwendigen Ideen Ikonographien Instanzen und Verfahren zwar konzeptuell und vage gibt diese aber sind nicht wirklich christlich im engeren nicht machtpolitisch oder religionsgeschichtlich etc definierten dazu auch noch im modernen akzeptablen Sinne 99 Bemerkenswert ist insbesondere die mittelalterliche Ikonographie des Gerichtes die sich vor allem an der wegen ihres hochgradigen und extrem esoterischen Bildsymbolismus meist missverstandenen 100 und erst nach 367 n Chr kanonisierten von Martin Luther und Johannes Calvin als unpaulinisch abgelehnten Apokalypse des Johannes Kap 21 sowie am judischen Garten Eden Himmlischen Jerusalem und antiken Vorbildern orientiert dazu auch andere heidnische z B keltische slawische 101 und germanische 102 Vorstellungen aufnahm bzw auf diese ruckwirkte vgl insbesondere Germanen Dabei wurde auf die Abschreckung grosser Wert gelegt andererseits die Hoffnung auf das Himmlische Jerusalem bei den Glaubigen durch besonders prachtige Darstellungen genahrt wohl auch um so von der Hoffnungslosigkeit des irdischen Daseins die das Leben der damaligen Menschen mit seinen sozialen Missstanden meist beherrschte abzulenken indem Erlosung und vor allem Gerechtigkeit im Jenseits versprochen wurde Der Volksglaube hat diese bildlichen Vorstellungen teils bis heute bewahrt obwohl die moderne Theologie diese Konzepte etwa des Jungsten Gerichtes mit einem thronenden Richter Jesus uber der Schar der Engelschore langst als mythologisch betrachtet 103 Manche Gemeinschaften halten allerdings nach wie vor an derartigen endzeitlichen Gerichtsvorstellungen fest und haben sie teilweise noch weiter differenziert und mit elitaren Auserwahltseinskomplexen versehen Islam Bearbeiten nbsp Der Prophet Mohammed besucht mit Buraq und dem Erzengel Gabriel die Holle wo ein Damon schamlose Weiber peinigt die ihr Haar Fremden gezeigt haben Sie werden dafur uber den Flammen an ihrem Haar aufgehangt und brennen ewig Persien 15 Jh nbsp Der Prophet Mohammed oben rechts besucht mit Buraq und dem Erzengel Gabriel oben links das Paradies Darunter sieht man einige der legendaren Huris auf Kamelen reitend Persien 15 Jh Grundlagen Die Vorstellungen des Islam zu Totengericht Eschatologie und Jenseits 104 sind recht klar umrissen Allerdings bietet gerade der Koran kein einheitliches oder gar systematisches Bild Erst die sogenannten Traditionen Hadith bzw Sunna und spatere theologische Abhandlungen prazisierten die Vorstellungen Der Islam ubernahm altagyptische Vorstellungen Wiegen der Seele und passte sich dem christlichen Gedanken von Furbitten und Erlosung an Ausserdem flossen regionale Konzepte eroberter Volker mit ein 105 Grundlagen Vorislamisch war in Arabien der Tod ein Bereich in den man hinuberging in einen unverganglichen aber unbelebten vom lebendigen Diesseits vollig getrennten kosmischen Raum uber den andere Gotter herrschten Um die Ruhe des Toten zu gewahrleisten waren Bestattungsbrauche sehr wichtig Ein Mord musste etwa auch im Sinne der Stammesehre geracht werden damit der Tote ruhen konnte Mit diesen Sitten brach der Islam vollig Alles untersteht nun Allahs alleiniger Herrschaft dem absolute Treue und Unterwerfung gebuhrt Allah bestimmt die Dauer des Lebens Personliche Verdienste zahlen nichts Entscheidend ist ausschliesslich dass der Mensch sein Leben im Dienste Gottes fuhrte Entsprechend wird am Jungsten Tag auch uber ihn gerichtet 2 Sure 3 8 106 Es entwickelten sich ausgefeilte Bestattungsbrauche damit der Tote am Tage der Auferstehung bereit sei Ein Totenkult wurde in den Traditionen zwar untersagt 107 doch auch dieser bildete sich nach und nach unter dem Einfluss alter lokaler Traditionen heraus 107 Die Ethik des Islam 108 ist einfach und weit leichter erfullbar als die christliche Vorgeschrieben wird gerecht zu sein Gutes mit Gutem und Boses mit Bosem zu vergelten freigebig zu sein den Armen zu helfen etc dazu auch die formalen Gebote der Funf Saulen des Islam Die Ethik geht davon aus dass die Schopfung gut ist und der Mensch in ihr eine Bewahrungsprobe zu bestehen hat Das koranische Gesetz dient ihm dabei als Richtschnur Das Prinzip der Gerechtigkeit steht dabei im Mittelpunkt und umfasst alle Bereiche des menschlichen Lebens Es fuhrt zur Anwendung des Talion Prinzips Im Zentrum steht stets die Gemeinschaft der Glaubigen die Umma 109 Eine weitere zentrale Grundlage ist die mit dem Gut Bose Problem unmittelbar zusammenhangende Pradestinationslehre des Islam die innerislamisch schon bald kontrovers diskutiert wurde und theologisch zu mehreren Aufspaltungen fuhrte und deren Deutungsvarianten naturgemass jeweils wesentliche Auswirkungen auf die inhaltliche Vorstellung des Totengerichtes haben 110 Dschabrianer leugnen jeden freien Willen Sie sind eine radikale Abspaltung der Aschariten mit denen sie in den meisten Punkten ubereinstimmen Qadrianer gestehen dem Menschen einen vollig freien Willen zu und sind den Mutaziliten sehr ahnlich nach deren Glauben das Sittengesetz nicht durch gottliche Offenbarung festgelegt ist sondern sich notwendigerweise aus der Natur bzw Seinsordnung ergibt Eine Handlung sei an sich schon gut oder bose und selbst Gott konne eine bose Tat nicht in eine gute umwerten und umgekehrt Aschariten nehmen eine mittlere Position ein und billigen dem Menschen einen eingeschrankt freien Willen im Rahmen des ewigen gottlichen Willens zu Sie glauben das Bose sei das was Gott durch die Offenbarung verbiete das Gute hingegen das was er nicht verbiete Eine dritte Kernaussage des Islam ist die eschatologische Lehre vom Letzten Gericht und dem Leben nach dem Tode Totengerichte 111 Es gibt im Islam nach dem Tode nicht nur ein Gericht sondern wie im Christentum deren zwei die allerdings weit klarer voneinander unterschieden sind und auch was die Zeit dazwischen angeht besser definiert Im Grunde kann man wenn man diese Zwischenzeit miteinbezieht von drei Gerichten sprechen Von dem unten geschilderten Ablauf gibt es zudem im Totenbuch des Islam mehrere Varianten 112 Zwischengericht Eine besondere Bedeutung hat dabei der Todesengel Izra il diese Vorstellung gibt es auch im mittelalterlichen Christentum wohl als Ubernahme aus anderen Religionen wo es einen solchen Begleiter meist gibt der andererseits in der Bibel nirgends erwahnt wird Aufgabe des Todesengels ist es die Seele Ruh direkt nach dem Tod vom Korper zu trennen sanft bei Muslimen grob bei Nichtmuslimen und unreinen Seelen und mit Hilfe zweier weissgesichtiger Engel zum Himmel zu fuhren wo sie sofern gerecht aufgenommen in die hochsten Spharen vor Allah gefuhrt wird danach aber nochmals zu ihrem Korper auf die Erde zuruckkehrt wo dieser bis zur Auferstehung schlaft Gehort sie aber zu den Verdammten also den Nichtmuslimen und Schlechtglaubigen nur dieses Kriterium gilt wird sie nachdem die Seele grob vom Korper getrennt wurde von zwei schwarzgesichtigen grunaugigen Engeln zum Himmel getragen am untersten Himmelstor jedoch abgewiesen auf die Erde zuruckgestossen und dort von den Hollenwarterengeln zu den anderen Verdammten gebracht Befragung im Grab Sie erfolgt nach der Bestattung und ist da das Ergebnis ja bereits bekannt ist eine Art Schauprozess 113 Der Verstorbene wird dabei von zwei Engeln Munkar und Nakir blau und schwarz durch vier Fragen Wer ist dein Gott Wer ist dein Prophet Was ist deine Religion Wohin zeigt deine Gebetsrichtung auf seinen Glauben gepruft Antwortet er richtig die Antworten werden von einem Schreiber notiert nehmen sich seiner die Engel Mubashar und Bashir an trosten ihn und verheissen ihm das Paradies Ansonsten wird er bis zum Letzten Gericht in Ruhe gelassen Bei falschen Antworten wird der Tote bereits im Grab von den Engeln Nakir und Munkar gepeinigt indem sie im Grab ein Tor zur Holle offnen wahrend sich das Grab qualvoll eng um den Toten zusammenzieht Dieses Prinzip der doppelten Strafe ist zwar im Koran nicht direkt belegt entwickelte sich aber schon fruh Daran schliesst sich in einer Art Schlaf die Wartezeit al barzakh zum durch die Auferstehung eingeleiteten Jungsten Gericht an Vor seinem Beginn kommt es aber nochmals zu einer vierzigjahrigen Herrschaft des Anti Christ Diese Herrschaft wird in einer kosmischen Schlacht durch den Messias nach dem Muster von Harmagedon beendet dessen Sieg ein Goldenes Zeitalter bis zur Auferstehung einleitet Jungstes Gericht 114 Wahrend des Jungsten Gerichts wird jeder Einzelne nochmals von Gott personlich bewertet und abgeurteilt Dabei spielen sein Lebensbuch in dem alle Taten verzeichnet sind eine Waage agyptisch die gute und bose Taten sowie bereits Gesuhntes bewertet und eine schmale Brucke Sirat arab as Sirat arabisch الصراط die uber den Hollenbrand ins Paradies fuhrt 115 zoroastrisch eine wesentliche Rolle Die Verurteilten mussen bis in alle Ewigkeit in der Holle bleiben und dort endlos physisch leiden so dass dies auch als zweiter Tod bezeichnet wird Doch gibt es zwischen Paradies und Holle noch einen dritten Ort das A raf wo diejenigen bleiben bei denen gute und bose Taten im Gleichgewicht sind zoroastrisch Ihr Aufenthalt dort ist jedoch zeitlich begrenzt und sie werden sofern Muslime spater in das Paradies gelassen Jenseits und Auferstehung Die Holle die der Koran als brennendes Feuer schildert ist wie im Christentum mehrfach unterteilt sieben Teile Muslime Juden Christen etc haben z B jeweils eigene Abteilungen Der Aufenthalt ist nur fur die Unglaubigen endlos fur Glaubige hingegen nach Abbussung ihrer Sunden beendet Die durch gewaltige wohl der judischen Eschatologie entnommene Zeichen eingeleitete Auferstehung Sure 75 die es so in den altarabischen Religionen ebenfalls nicht gab wird ganz lebenspraktisch als gluckseliges fur Manner von Sex und Schlemmerei erfulltes Leben im Jenseits verstanden Der Martyrer Schahid gelangt ohne all diese Zeremonien direkt in dieses Paradies ein Grund fur die Martyrerseligkeit islamischer Terroristen denn der Martyrertod ist das Beste was ihnen passieren kann Besonders ausgepragt ist diese Vorstellung bei Schiiten 116 Die Heilsgewissheit aufgrund der Opferung des eigenen Lebens verleitet islamische Selbstmordattentater zu ihrer Tat in dem Glauben ihm werde auf diese Weise jegliches Totengericht erspart 116 und sein Weg fuhre ihn direkt ins Paradies Der Sufismus wiederum etablierte im Laufe der Jahrhunderte eine etwas sanftere Eschatologie die vor allem die individuelle Verantwortung in den Vordergrund stellte Religionssoziologie Weshalb es im Islam diese noch dazu teils widerspruchliche einerseits heisst es alle Toten mussten eine Zeitlang in die Holle andererseits sollen die Reinen dem Jungsten Gericht friedlich entgegenschlummern teils uberflussige Filterfunktion gibt ob Muslim oder nicht wird gleich zweimal gepruft ist unklar Im Gegensatz zum Christentum war er jedoch von vorneherein auch eine politische Bewegung das heisst ideologisch religiose Geschlossenheit war schon fruh und fast von Anfang an dazu auch in Gestalt militarischer Potenz enorm wichtig damit aber auch die Tatsache dass eroberte Stamme und Volker den Islam ubernahmen um besser beherrscht werden zu konnen wobei es regelmassig zu Adaptionsprozessen mit lokalen Religionen und Brauchen kam Diese Instrumentalisierung die sich vielfaltig bereits im Koran findet hat zweifellos ihre Parallelen zu den wuchernden und ebenfalls als Machtinstrument genutzten Jenseitsvorstellungen des Christentums im Islam jedoch zusatzlich mit dem Hinweis dass vor allem Nichtmuslime sich zu furchten hatten halbwegs fromme Muslime hingegen weniger oder gar nicht Ein grundlegendes Problem des Islam ist die teilweise als ausserst strikt verstandene Pradestinationslehre 117 Sie schliesst eine menschliche Verantwortung vollig aus da in ihr ein freier Wille nicht vorgesehen ist Da sich der Koran zu dem Punkt widerspruchlich aussert gab es zahlreiche Kontroversen und drei Denkschulen siehe oben Das Theodizee Problem stellt sich notwendigerweise Allerdings gibt es im Islam kein eigentliches Problem des Bosen da es nicht als autonom mit dem Seinsgrund verbunden gedacht war sondern rein individuell so dass deshalb das philosophische Problem der Theodizee entfiel Das Bose wird vielmehr als Teil von Gottes Barmherzigkeit als eine Art Prufinstanz verstanden der dem Menschen so die Moglichkeit gibt das Gute zu tun 118 Im Koran gibt es daher in Bezug auf menschliches Handeln zwei Ebenen die der gottlichen Wirkung im Rahmen seines vorherbestimmenden Willens Darunter existiert die Ebene des Menschen auf der dieser seine Handlungen im Rahmen des gottlichen Vorwissens eigenverantwortlich ausfuhrt Die islamische Theologie beschreibt daher auch keine eigentliche Erlosung durch Gott aus Schuld und Sunde denn es existiert ein Mitbedenken Gottes in allen irdischen Angelegenheiten 119 Sud und ostasiatische Religionen Bearbeiten nbsp Das Rad des Schicksals hier ein tibetisches Chakra mit der Holle als einem der sechs Wege der Wiedergeburt im Hinduismus Buddhismus und Jainismus reprasentiert es das zyklische Zeitverstandnis dieser ReligionenIn den ostlichen Religionen mit Ausnahme des Shintoismus wird der ethische Konflikt sofern man ihm Bedeutung zumisst auf dem Weg der Seelenwanderung transpersonal weitergeleitet in jeweils neue in der Selbstauflosung des Nirwana endende Existenzformen Dies hangt mit der teils betonten Geringschatzung oder zumindest der Hinnahme des Irdischen zusammen Die Art der Existenz im Jenseits folgt aus der Art der Existenz im Diesseits das kosmisch diesseitig sich manifestierende Dharma bestimmt das jenseitige Karma Man kann daher hier strukturell von einem Totengericht sprechen da eine Abrechnung mit dem irdischen Lebenswandel indirekt innerhalb metaphysischer Ablaufe stattfindet allerdings nach Kriterien die vor allem Demut und Nachstenliebe zur Grundlage haben Doch haben sich sekundar oder als Ubernahme aus alteren Traditionen auch Hollenvorstellungen ausgebildet Im Hinduismus und Buddhismus gab es den Totengott Yama in der chinesischen Religion gleich zehn Totengotter Yama tritt als Richter auf und hat Ahnlichkeiten mit Ymir aus der nordischen Sagenwelt und mit Yima aus der Gotterwelt des Iran Dies lasst seine Herkunft aus der Gotterwelt der arischen Einwanderer vermuten zumal er da wie dort und wie sein Bruder Manu auch als erster Sterblicher erscheint 120 Hinduismus Bearbeiten Grundlagen und Begriffe soweit fur Jenseits und Totengericht relevant sie sind teilweise auch fur den Buddhismus zentral Der Hinduismus 121 ist keine monolithische Religion vielmehr finden sich in ihm vielfaltige Traditionen mit einer breiten Menge verschiedener Glaubensrichtungen und Praktiken und zahlreichen geographischen kulturellen und sprachlichen Erscheinungsformen in ganz Indien und Hinterindien China und Japan sowie auch auf der sudasiatischen Inselwelt so dass der Hinduismus gelegentlich als zusammengesetzte Religion bezeichnet wird die aus vielen verschiedenen und mitunter gegensatzlichen Elementen besteht 122 Er tritt vor allem auf als 123 klassischer Sanskrit Hinduismus bzw Brahmanismus Volksreligion Sudasiens und hinduistisch beeinflusste Stammesreligionen in Indien die neben dem hinduistischen Polytheismus auch viele animistische Zuge haben gestiftete Religion mit meist asketischen oft antibrahmanischen Zugen sowie Basistexten der charismatischen Stifter z B Jainismus Sikhismus die gelegentlich als missionierende Erlosungsreligionen auftretenEntsprechend vielfaltig sind auch die Jenseitsvorstellungen Gemeinsam ist ihnen allen der Ursprung in den Veden die eine Art Offenbarungsstatus geniessen Alle Hindu Traditionen halten am Glauben an die Lehre vom Karma als einem Gesetz von Ursache und Wirkung fest das die moralischen und spirituellen Dimensionen einschliesst auch das Prinzip des freien Willens umfasst und keinesfalls fatalistisch gedeutet werden darf Der Kreislauf von Geburt Wiedergeburten und Tod Samsara wiederum ist eng verknupft mit der Karma Lehre Endziel ist Moksha die Freiheit von Unwissenheit als der eigentlichen Ursache von Leiden und Unfreiheit das Wissen um die wahre Natur des Selbst Atman ein unwandelbares Wissen das den Kreislauf der Wiedergeburten Samsara durchbricht Das Selbst ist in drei Korper gekleidet Vor allem die Art dieses vom Korper Nicht Selbst geschiedenen Selbst Analogie Haus und Bewohner etwa im Korper oder ausserhalb wird in den verschiedenen Traditionen unterschiedlich interpretiert manche Traditionen unterschieden sogar funf Korper Neben dem physischen verganglichen Korper sthula sarira tritt als zweiter der feine Korper sukshma sarira der durch seine Fahigkeit zur Handlung zur Sinneswahrnehmung sowie durch Geist und Verstand eine Zwischenposition einnimmt und durch den Tod nicht zerstort wird sondern mit dem Selbst eine enge Verbindung eingeht bis dieses die letzte Freiheit moksha erreicht Er ist das individuelle Karma quasi der Charakter und tragt alle personlichen Eigenschaften und das Muster aller Handlungen Sehnsuchte etc in sich Ein dritter Korper schliesslich ist karana sarira der ursachliche Korper oder Korper des Nichtwissens eine Art Embryonal oder Traumzustand des feinen Korpers Alle drei Korper sind dem Wandel ausgesetzt nur das Atman ist wissend und beherrschend In hinduistischer Sicht ist der Tod die Trennung des feinen Korpers vom physischen Korper Ist das Individuum nicht endgultig befreit wird der feine Korper erhellt vom Bewusstsein des Selbst und identisch mit dem eigenen Karma und den personlichen Neigungen Unterschied zum Buddhismus sich einen anderen physischen Korper suchen wobei von der individuellen Struktur des feinen Korpers dem Bewusstsein zum Zeitpunkt des Todes auch Reise und Ziel nach dem Tode abhangen so dass eine logische Kontinuitat zwischen den einzelnen Leben existiert Grundzuge der historischen Entwicklung 124 Ahnlich der historischen Entwicklung der anderen Grossreligionen sind auch hier der in diesem Falle vom Karma Glauben bestimmte Jenseitsglaube und das zusatzlich dazu und recht systemwidrig auftretende Totengericht nur vor dem Hintergrund sich abwechselnder soziohistorischer Vorgange verstandlich Vorarische Vorstellungen Uber die religiosen Vorstellungen der vorarischen Periode der Induskulturen von Harappa und Mohenjo Daro weiss man sehr wenig Es gab offenbar wie archaologische Belege andeuten eine Art totemistischen Tierkult der aber wohl noch kein entwickeltes Totengericht kannte Damit verbunden war auch eine bei dravidischen Stammen Indiens bis heute nachweisbare Reinkarnationsvorstellung Vedische Phase und fruher Brahamanismus ca 1500 500 v Chr Die vermutlich aus dem Gebiet nordlich des Kaspischen Meeres stammenden Arier brachten um 1500 v Chr ein umfangreiches spater 33 Gotter umfassendes Pantheon nach Indien mit Dessen Mitglieder standen sich in zwei Gruppen Asuras und Devas feindlich gegenuber und kampften gegen die Machte der Finsternis Damonen wie es in den Veden insbesondere der sehr alten Rigveda dargestellt wird Einer der wichtigsten Gotter scheint Indra gewesen zu sein dazu Varuna und andere bis heute das hinduistische Pantheon bevolkernde Gottheiten Zentral war der Opferkult Priester Idole und Tempel gab es in der fruhen Phase offenbar keine Daneben gab es einen Ahnenkult wie er fur in Sippen und Clans lebende Nomaden und Halbnomaden typisch ist und der bis heute weiterexistiert Er bildet jedoch nur einen kleinen Teil des gesamten religiosen Systems vor allem im Rahmen des Kastensystems und der Reinkarnation sowie bei den Begrabnisriten mit deren Hilfe die Geister der Verstorbenen beschwichtigt werden mussen indem man ihnen durch bestimmte Rituale den Weg zwischen Tod Hollengericht und Wiedergeburt erleichtert 21 Magische Rituale waren haufig Die Jenseitsvorstellungen jener fruhen Periode sind recht verworren Von Vergeltung nach dem Tod ist noch keine Rede auch eine Seelenvorstellung im engeren Sinne scheint es nicht gegeben zu haben so dass die vedische Religion als vor allem diesseitig ausgerichtet charakterisiert wird Parallel dazu hat es zwischen 1000 und 500 v Chr den reinen Materialismus des von Brihaspati gegrundeten Lokayata gegeben der nur das als real ansieht was sichtbar ist und dessen Lehren nur indirekt aus den Berichten der Veden Barhaspati Sutras erhalten sind die ihn heftig bekampften da er eine starke Konkurrenz gewesen zu sein scheint und in einigen materialistischen Aspekten des Hinduismus durchaus Spuren hinterlassen haben konnte 125 Die spatere vedische Philosophie entwickelte dann Vorstellungen von einem unwandelbaren Gesetz nach dem jeder fur seine Taten verantwortlich war nicht nur in diesem Leben sondern auch in kunftigen Wiedergeburten Grosster Wert wurde nun auf die korrekte Durchfuhrung von Opferriten gelegt und den Brahmanen Priestern die mit den Gottern verhandeln konnten wurde hochste Achtung gezollt Offenbar spielte hier die immer ungleicher werdende Gesellschaftsordnung eine wichtige Rolle bei der in ihren Einzelheiten bisher allerdings nicht geklarten Entstehung dieser Vorstellungen da diese Konzepte nun erlaubten Ungerechtigkeiten des eigenen Lebens als Folge von Handlungen in fruheren Existenzen darzustellen 126 Klassischer Hinduismus Brahmanismus 500 v Chr 1000 n Chr Das komplexe Konzept der Seele wird nun zentral Mit der Entstehung der Brahmanen als Priesterkaste deren Aufgabe das Studium der Veden war hatten sich die auf einem Himmelskult basierenden religiosen Vorstellungen der arischen Eroberer zu einer aristokratischen Religion gewandelt die nun als Herrschaftsinstrument fungieren konnte Die moglicherweise aus alten einheimischen Vorstellungen stammende Idee der Wiedergeburt entwickelte sich nach und nach unter dem Einfluss der beiden konkurrierenden Religionssysteme und vor dem Hintergrund des entstehenden Kastensystems zunachst zu einem Doppelsystem das zwischen den indoeuropaischen Gut Bose Systemen und kosmisch gepragten Harmoniesystemen mit ihren rein weltlichen manchmal utilitaristischen Auspragungen von Gerechtigkeit angesiedelt war Denn ausweislich des Rechtsbuches des Manu nahm die Seelenwanderung neben der sehr ausfuhrlichen Darstellung von Hollenqualen Damonen und Gotterkampfmythen in den Veden zunachst einen eher unbedeutenden Platz ein um dann in spateren brahmanischen Schriften immer wichtiger zu werden was allerdings de facto einer Verfalschung der ursprunglichen Veden gleichkam Dabei spielte das Kastensystem als Regulativ der Wiedergeburt eine immer zentralere Rolle denn der Sunder wurde in einer niedereren Kaste wiedergeboren S A Tokarew schrieb Der alte Wiederverkorperungsglaube nahm also die Form des Dogmas von der Vergeltung nach dem Tode an und wurde dazu benutzt der auf Ausbeutung beruhenden Kastenordnung die religiose Weihe zu geben 127 Ein weiteres Regulativ in S A Tokarews Sinne war dann der Dharma Gedanke das heisst die Erfullung der Pflicht nach Massgabe der personlichen Lebensumstande Das bedeutet letztlich dass man zu tun hat was einem nach Geburt Stand und sozialer Rolle zukam und nicht versuchen durfte die Rolle anderer zu ubernehmen Dharma bringt damit auch fur die Wiedergeburt die grosste Belohnung und stutzt so eine Ideologie die Ungleichheit als gegeben ansieht denn sie erklart soziale Hierarchien bildet neue und ist essentiell fur das Karma 128 Die spatere hinduistische Religionsphilosophie versuchte dann das ganze System mit der Idee des Karmas theoretisch zu untermauern und diese Karma Philosophie entwickelte im Laufe der Jahrhunderte ein enormes und hochdifferenziertes Eigenleben Es entstanden nach und nach fast 250 Traktate die Upanishaden Von der alten arischen Religion der Veden die dennoch formal bis heute im Hinduismus zentral sind blieb allerdings nicht mehr viel ubrig und viele Glaubensvorstellungen des Brahamanismus hangen eher mit vorarischen religiosen Vorstellungen zusammen Derartige oft eklatante Widerspruche zwischen Gewaltlosigkeit einerseits und oft blutigen Ritualen Askese und Sexualitat des Tantrismus sowie einem ausgepragten Geisterglauben andererseits werden jedoch im Hinduismus dadurch aufgelost dass sie nicht als Widerspruche wahrgenommen werden 129 Der ethische und metaphysische Mechanismus des Karma Gedankens abseits sozialer Begrundungen bestand vor allem darin dass er den uberkommenen oppositionellen Dualismus der Eroberer in den Menschen hinein verlagerte als etwas das er selbst mit sich auszutragen und zu uberwinden hatte Dabei wurde weltliche Gerechtigkeit letztlich im Diesseits relativ bedeutungslos und blieb lediglich innerhalb des Karmas prasent Hier war sie jedoch nicht in Form eines institutionellen Totengerichtes wichtig abgesehen von der Holle des Todesgottes Yama siehe unten sondern vielmehr als selbstverantwortetes Element auf der zu erstrebenden Stufenleiter der Existenzen mit dem letzten Ziel einer Durchbrechung des Zyklus der Wiedergeburten in den die Gotter selbst und ihre sich nun immer vielfaltiger darstellenden hierarchischen Beziehungen und Aufgaben mit eingebunden waren Andererseits blieb in diesem Zusammenhang die Stellung der die Schopfung dominierenden und uberwolbenden Trimurti Brahma Schopfer Vishnu Erhalter und Shiva Zerstorer ambivalent als eine Art grundsatzliche kosmische Dreieinigkeit und Reprasentanz des kosmischen Bewusstseins In dessen Rahmen war die einzelne Seele nur ein Partikel etwa wie eine einzelne Welle in einem Ozean jedoch mit moralischen Attributen die als kausale Agentien von Wiedergeburt zu Wiedergeburt genau quantifizierbar waren und sind Im Widerstand gegen dieses immer mehr erstarrende Kastensystem und diese wenig trostversprechende Philosophie endloser Wiedergeburtsketten in denen das personliche Karma von vergangenen Taten bestimmt wird entstanden dann fast gleichzeitig im 6 und 5 vorchristlichen Jahrhundert der von den Brahmanen heftig bekampfte und aus Indien ab dem 12 Jahrhundert vertriebene Buddhismus und der Jainismus Beide Religionen stellten die Macht der Gotter in Frage und unterminierten die Autoritat der Brahmanen als irdische Fursprecher und Vollzieher von Suhnehandlungen 126 Im jungeren Hinduismus ab 1000 n Chr sowie im Gefolge der fur die abstrakten Gedankengange der Brahmanen nicht empfanglichen Volksfrommigkeit und in der Auseinandersetzung mit dem Islam der vor allem viele Menschen aus niederen Kasten und Kastenlose anzog entstanden zudem zahlreiche Sekten in deren Zentrum Avatare als Erlosungsgotter standen Sie wurden schliesslich zum wesentlichen Merkmal des Hinduismus An ihrer Spitze standen gewohnlich Gurus wobei oft auch vorhinduistische Brauche fortgefuhrt wurden nbsp Die Holle der Hindus in der Mitte der Totengott Yama der auch als Totenrichter fungiert 1895 Grundzuge des hinduistischen Lebens nach dem Tode Der Tod ist eine Gabe der Gotter vor allem des Weltenschopfers Prajapati spater als Brahma bekannt die so auf Kosten der Menschen und um den Gott des Todes zufriedenzustellen ihre eigene Unsterblichkeit errangen die sie ursprunglich nicht besassen Er betrifft aber nur den Korper nicht die Seele 130 Direkt nach dem Tod wird die Seele daher des Korpers entkleidet und ist als nur daumengrosse Erscheinung linga sarira existent die sofort von zwei damonischen Dienern des Todesgottes Yama ergriffen wird der sie einer vorlaufigen Uberprufung unterzieht Danach kehrt sie zu ihrer alten Wohnung zuruck und schwebt vor der Turschwelle Bis dahin muss die Leichenverbrennung abgeschlossen sein damit sie nicht in ihren alten Korper zuruckkehren kann Weitere recht komplizierte zeremonielle Schritte folgen die auch dafur sorgen dass die Seele eine Art Ubergangskorper erhalt und zu einem Ahnengeist pitri wird Danach verlasst die Seele die Welt um ihre einjahrige gefahrliche Reise in Yamas Reich anzutreten wobei sie indem sie sich an einem Kuhschwanz festhalt auch den schrecklichen Unterweltsfluss Vaitarani uberquert der die Grenze zu Yamas Reich markiert Opfer und weitere Zeremonien ihrer Hinterbliebenen unterstutzen sie bei dieser Reise Bei Yama wird sie nun einem endgultigen Totengericht unterzogen Vor allem die Upanishaden schildern dabei bei allen Unterschieden im Detail funf grundlegende Moglichkeiten Waren das Leben bose und die Gedanken grausam und zerstorerisch dann fuhrt die Reise in Regionen der Dunkelheit oder zur Wiedergeburt in nicht menschlicher Form die so lange wahrt bis die Wirkung der ursachlichen Taten aufgebraucht ist und man als Mensch wiedergeboren wird Allerdings ist das Bose als Vorstellung und Begriff im Hinduismus nicht ausgebildet und findet sich eher als Negation des Guten Geordneten Tugendhaften Wahren Reinen etc zeigt uberdies in diesem Zusammenhang regional sozial historisch usw teilweise sehr unterschiedliche Varianten Entsprechend sind die wichtigsten Mittel zur Befreiung vom Bosen rituelle Entsuhnung und Reinigung Erlosung Askese Karmahygiene oder Gnade 131 Doch existiert auch im Hinduismus die Vorstellung von einer Holle eben jene dunklen Regionen Danach wird der mit solch schlechtem Karma Beladene nach dem Urteil von den damonischen Schergen des Todesgottes Yama brutal in einen Strafort gezerrt die Vorstellungen daruber sind allerdings im Hinduismus sehr uneinheitlich und dort gequalt Da jeder Verstorbene durch sein Karma Schuld auf sich geladen hat ausser den ganz wenigen zu Lebzeiten Erlosten die nicht sterben sondern vergehen ist dieser Weg zunachst fur alle gleich Anschliessend wird der so Verurteilte in eine der acht Millionen Hollen eingewiesen nach anderen Traditionen 8 oder 16 Nun zieht er von Holle zu Holle bis zum Ende des Weltzeitalters Danach wird er als niederes Wesen also Stein oder Tier wiedergeboren 132 Die Wiedergeburt als Mensch ohne Reise in andere Regionen Dies geschieht dann wenn positive und negative Taten sich die Waage halten oder der Mensch zwar tugendhaft ist aber nicht an die Existenz anderer Regionen glaubt Anders als die Jainas glauben die Hindus dabei dass welchen Korper auch immer die Seele bewohnen wird sie dort einziger Bewohner ist kein Untermieter oder Bewohner eines Mietshauses Das Erreichen der himmlischen Welt svargaloka bei tugendhaften Menschen die jedoch eine derartige Belohnung erwarten Das dortige angenehme Leben wahrt aber nur so lange bis die Verdienste aufgebraucht sind Neue Verdienste konnen dort nicht erworben werden Die Reise ins brahmaloka die Welt des Schopfers Brahma Dieser erleuchtete Pfad ist jenen gestattet die Gott um Gottes willen suchen Da die Voraussetzungen dafur jedoch dualistischer Natur sind gilt dieser Weg vielfach nicht als endgultig Doch besteht hier die Moglichkeit weiterer geistiger Entwicklung die in einem Verstehen der Identitat des eigenen und des gottlichen Selbst gipfelt als Weg der graduellen Befreiung karma mukti In der hochsten nur fur wenige erreichbaren Form gibt es keine Reise vielmehr ist dies das Schicksal jener die im diesseitigen Leben bereits die Identitat von Atman und Brahman erkennen Sie gelten bereits in ihrem Korper als Erloste Im Tod losen sich physischer und feiner Korper auf und es bleibt das ewige befreite Selbst nicht zu verwechseln mit dem buddhistischen Nirwana im Hinduismus spricht man allenfalls vom Brahma Nirwana also dem Aufgehen in Brahma Einen eigentlichen Totenkult als solchen gibt es in den indischen Religionen allerdings nicht jedoch zahlreiche Riten und Zeremonien im Umfeld von Sterben und Tod die vor allem dazu dienen der Seele ihren Weg zu erleichtern aber auch sie an einer Ruckkehr zu hindern Der Korper wird vielmehr durch das reinigende Feuer von der ja reinkarnierenden Seele gelost also zerstort und seine Bestandteile kehren zu ihrem Ursprung zuruck Der Tod selbst hingegen wird als eine Art Schlaf der unsterblichen und unzerstorbaren Seele betrachtet Jainismus und Sikhismus Bearbeiten Jainismus 133 Der Jainismus ist etwa gleichzeitig mit dem Buddhismus entstanden Sein wesentliches Merkmal sind Gewaltlosigkeit und Askese Die Welt gilt dem Jainisten als ungeschaffen und von ewiger Dauer Wesentlich dabei ist dass es weder einen Schopfergott noch ein institutionelles Totengericht oder gar ein Weltuntergangsszenario gibt dass sich vielmehr der Zyklus von Geburt und Wiedergeburt unendlich fortsetzt Jainas glauben allerdings wie auch Hindus und Buddhisten an die Karma Lehre Wiedergeburt Samsara und eine geistige Erlosung aus diesem Kreislauf durch Eingehen in das Nirwana Das Karma baut sich danach auch nicht wie im Buddhismus aus verschiedenen Teilen auf die auch auf verschiedene Menschen ubergehen konnen sondern es treibt die hinduistische Vorstellung ins Extrem und klebt formlich an der Seele Der Jainismus ist vielleicht die Religion die ethische Grundsatze am striktesten fordert und das Gesamtheil der Seele ausschliesslich davon abhangig macht ohne ein Totengericht gottliche Gnade Pradestination Erbsunde oder ahnliche Straf und Exkulpationsmechanismen zu bemuhen Jeder ist fur sein Heil ausschliesslich selbst verantwortlich und jeder Verstoss gegen ethische Prinzipien wirft die Seele auf ihrem Weg zur Erlosung zuruck Das komplexe ontologische und kosmologische System der Jainisten hat funf Bereiche Der unterste Bereich die Holle Adholoka ist in sieben Ringe unterteilt die nach unten hin immer dunkler und qualvoller werden und in denen die Seelen je nach ihrem durch eine strikte keinerlei Totengerichtsmechanismen erfordernde Kausalitat ins Universum eingebundene Karman gereinigt werden das als stoffliche Substanz verstanden wird die die Seele an den Korper bindet und die daher im Laufe vieler Reinkarnationen davon gereinigt werden muss 134 Sikhismus 135 Im monotheistischen als Reformbewegung im 15 Jahrhundert entstandenen Sikhismus wurden religiose Konzepte des Hinduismus mit denen des Islam verschmolzen Leitfiguren sind die zehn Gurus Sikhs akzeptieren die Lehre von der Wiedergeburt Im Gegensatz zu den Hindus lehnen sie aber den Glauben an eine sich wiederholende Reihe von Geburten als Mensch ab Von der niedersten Gestalt bis zur hochsten Form der menschlichen steigt ein Wesen in Tausenden von Leben auf denn nur ein Mensch kann sich mit Gott vereinigen Es gibt keine pradestinierte Zukunft vielmehr muss jeder aus seinem Schicksal das Beste machen Askese wird nicht empfohlen vielmehr aktive Nachstenliebe Sikhismus ist damit eine soziale Religion und ethische Prinzipien im Rahmen der Gesellschaft ersetzen die Dharma Vorstellungen des Hinduismus und das in ihm enthaltene Totengericht Sie fordern ein Sich Ergeben in die gesellschaftliche Situation und sehen dies als ethisch an im Sinne einer spateren Erlosung in Brahma Buddhismus Bearbeiten nbsp Der Totengott Yama wird in Tibet als ein Huter spiritueller Praktiken verehrt und wurde dies vermutlich schon vor dem religiosen Wandel vom Bon zum Buddhismus dort im 7 Jahrhundert die Figur ist aus bemaltem Holz und uber 1 20 m hoch menschliche Schadel und Kopfe schmucken Krone und Halskette von Yama Field Museum of Natural History Chicago Grundzuge Der Buddhismus 136 entstand als Reform des Hinduismus gegen die heiligen Schriften der Veden und die dabei zum Ausdruck kommende Volksreligiositat damit auch gegen den brahmanischen Opferkult und die Upanishaden Mystik 137 Obwohl es mit Siddharta spater als Buddha der Erleuchtete bekannt eine Stifterperson gibt ist er keine prophetische Erlosungsreligion im klassischen Sinne da die Erlosung in ihm auf anderen Wegen durch individuelle Anstrengung und nicht durch gottlichen Gnadenerweis erreicht wird 138 Er ist ebenfalls wenn auch bei weitem nicht in dem Ausmass wie der Hinduismus in dem Buddha als Avatar Wischnus gilt heterogen und durch mehrere grosse philosophische Schulen gepragt die sich vor allem mit seinen ausgepragten erkenntnistheoretischen Aspekten sowie etwa im Zen mit intensiven Meditationspraktiken befassten Er ist entsprechend weniger dogmatisch als logisch aufgebaut verurteilt das Kastenwesen und empfiehlt die Selbsterfahrung seiner Anhanger ist in diesem Sinne wie der Jainismus von dem er viele Anregungen aufnahm eine modernere Variante des Hinduismus 139 Unterschiede zum Hinduismus Die im Zusammenhang mit Tod Jenseits und Totengericht wesentlichsten Unterschiede stellen sich vor allem im Pali Kanon wie folgt dar Der Buddhismus verneint die Existenz einer individuellen Seele Das Individuum ist vielmehr aus Phanomenen zusammengesetzt die sich in funf Kategorien unterteilen lassen physische Gefuhle Sinneswahrnehmungen Reaktionen darauf und Bewusstsein Es gibt daher genau genommen auch keine Seelenwanderung im engeren Sinne da es in diesen funf Kategorien keinen Atman gibt Buddhas Lehre handelt entsprechend vom Nichtselbst Anatman Die Identifizierung mit dem Selbst wie im Hinduismus hielt er fur eine haufige Ursache des menschlichen Leidens Durch Meditation kann man sich vom Trugbild des Selbst befreien 140 Die Rolle des Bewusstseins in der Seelenwanderung ist die eines Katalysators der selbst nicht bei der Wiedergeburt in die dann neue Person eingeht Lediglich die in einem karmischen Konditionalnexus 141 verbundenen Tatabsichten sind fur den neuen Menschen bestimmend ja sie wirken sogar auf die Auswahl der dann gebarenden Mutter und die in ihr ruhenden Erbanlagen ein 142 Das Ich wird entsprechend nicht als individuelle Einheit wie im Hinduismus wiedergeboren und der Tod ist ein Zustand erhohten Bewusstseins der die Moglichkeit bietet aus dem Kreislauf der Wiedergeburten auszubrechen Das Totenbuch der Tibeter schildert diese Moglichkeiten Die Gedanken eines Menschen wahrend seines Todes sind daher von grosster Bedeutung Der Strom der Phanomene aus denen die funf geistigen Kategorien bestehen wird vom Karma dazu getrieben eine Verkorperung zu suchen die den karmischen Gegebenheiten entspricht Uber die Art und Weise herrscht aber teilweise Uneinigkeit zwischen den grossen Hauptschulen 143 Der Theravada Buddhismus von Anhangern des Mahayana meist als Hinayana Buddhismus auch Shravakayana bzw kleines Fahrzeug bezeichnet ist die fruheste Form Seine Lehre ruht auf dem Pali Kanon Das Heil des Einzelnen steht hier im Vordergrund 144 Der spater entstandene Mahayana Buddhismus grosses Fahrzeug Das Heil des Kollektivs steht im Vordergrund Er zeigt die Moglichkeit auf durch Bodhisattvas das eigene bereits erloste Krama auf andere Menschen zu ubertragen und so vorlaufig auf das eigene Eingehen in das Nirwana zu verzichten bis der Andere ebenfalls gerettet ist 145 Der Tantrayana Buddhismus auch Vajrayana oder Mantrayana bzw meist abwertend als Lamaismus bezeichnet Heute noch verbreitet in Tibet der Mongolei Lhadak teilweise Nepal Sikkim Bhutan teilweise China und Japan Er ist in Indien entstanden aber durch die Zerstorung der Kloster durch islamische Invasoren dort ausgestorben 146 Die ostasiatischen Formen Amida Buddhismus und Zen siehe unten Kleinere Schulen bzw Nebenformen sind 147 Der im 8 Jahrhundert in Bengalen entstandene Sahajayana Buddhismus der alle Konventionen missachtet und Zuge einer Verzuckungsfrommigkeit tragt Der noch weitgehend mystische im 10 Jahrhundert entstandene Kalacakra Buddhismus ein System von Astrologie das religiose Bedeutung annahm gilt als das am hochsten entwickelte und letzte Tantrasystem Die buddhistische Kosmologie ist extrem strukturiert und enthalt vor allem in der tibetisch buddhistischen Fassung des Lamaismus drei Spharen der Existenz Triloka 148 Die Sphare der Begierden Kamaloka mit folgenden Ebenen in absteigender Reihenfolge sechs niedere Himmel Devaloka mit acht bis 24 Regionen wo Indra und andere niederere hindu buddhistische Gottheiten sowie die diese bekampfenden Titanen leben menschliche Welt Tierwelt Welt der hungrigen Geister und Hollen Die Holle Naraka uber die Yama mit acht Generalen und 80 000 Gefolgsleuten herrscht gliedert sich wiederum in sieben bis acht Haupthollen und 16 bis 128 heisse und kalte Nebenhollen wo die Frevler leiden Wiedergeburt ist in all diesen Reichen moglich wobei das Menschenreich sehr schwer zu erreichen ist Selbst Gotter werden wiedergeboren Auch die Wiedergeburt in der Holle ist aber befristet Das Nirwana bleibt jedoch hochstes Ziel 149 Die feinstoffliche Sphare Rupaloka der hoheren Gottheiten Die Sphare der Korperlosen Arupaloka in der die himmlischen Wesen der Sphare des endlosen Raumes und des Bewusstseins leben Der Vajrayana Buddhismus kennt noch zwei weitere Spharen Die vier edlen Wahrheiten Die Wurzel des Lebens ist Leiden dukkha 1 das durch Verlangen tanha nach Macht Genuss und langem Leben entsteht 2 Erlosung im Nirwana 3 wird erreicht indem man dieses Leiden uberwindet und den achtfachen Weg beschreitet 4 Dukkha ist jedoch auch Verganglichkeit Unvollkommenheit durch Alter Krankheit und Tod Die Wurzel des Verlangens ist Anitja eine falsche Vorstellung vom Wesen der Wirklichkeit Es gibt keinen Gott und keine Gotter Der Buddhismus ist die einzige atheistische Grossreligion Buddha sprach sich allerdings nicht gegen Gotterverehrung aus warnte jedoch vor ihrer kritiklosen Anerkennung da sie nicht zur Losung der Leiden fuhre Allerdings haben sich spater dennoch gottartige Figuren ausgebildet und bestimmte Gotter wie der Totengott Yama sind ubernommen worden oder erhalten geblieben Dort wo Gotter dennoch vorkommen sind sie jedoch weniger Eigennamen als Bezeichnungen bestimmter funktionaler Posten welche von Personen eingenommen werden die den Rang fur einige Zeit verdient haben 150 Die Vorstellungen von der Holle mit dem Totengott Yama entsprechen denen des Hinduismus Allerdings lehrt der Lamaismus teilweise die Holle sei lediglich ein Produkt der Einbildungskraft Hinayana und Mahayana allerdings halten sie hingegen fur real und damit auch ein Totengericht Der Buddhismus kennt keine Sunde keinen Verstoss gegen gottliche Gebote Die Wiedergeburt ist keine Strafe sondern nur die naturliche Folge der Existenz Das Karma Gesetz wirkt dabei mechanisch und bedarf keiner uber die Taten richtenden Instanz Dabei sind nicht die Taten als solche ausschlaggebend sondern die Motive dafur die Absichten 151 Ethik Im Buddhismus ranken sich zahlreiche hochkomplexe Texte um das Bose 152 Das Bose im moralischen Sinne ist genauso wenig als eigene Kategorie ausgebildet wie im Hinduismus sondern ausschliesslich im soteriologischen also erlosungsbedingten Sinn als alles was der Erlangung des buddhistischen Heils im Wege steht das heisst die vollkommene Wahrheit Freiheit nicht zum Durchbruch kommen lasst Es wird als Ausgeliefertsein an die eigenen Begierden verstanden Die Menschen leben in einer selbst verursachten sich mit jeder falschen Tat verfestigenden verkehrten Weltsicht die ihnen Wunsche eingibt Angste einflosst und Vorschriften macht die gerade nicht der Wirklichkeit entsprechen Alle Aspekte des Bosen stehen untereinander in Verbindung so dass das Bose nicht nur wie im westlichen Sinne subjektzentriert verstanden wird sondern auch die objektzentrierten Aspekte wie etwa die bose Welt das bose Zeitalter usw als transindividuelle Formen enthalt in deren Rahmen der Einzelne gar nicht anders handeln kann als bose Ein moralisches Handeln kann zudem soteriologisch falsch sein Die religiose Ethik des Buddhismus fugt sich daher nicht in die klassischen ethischen Systeme des Westens etwa Immanuel Kants allenfalls gibt es Ahnlichkeiten zur Werteethik Max Schelers mit seinem autonomen rationalen Subjekt da dieses durch die Gesetzmassigkeiten des Samsara mit der Selbstverwirklichung im Nirwana aufgehoben wird die aber wiederum durch das ethische Ideal des Mahayana Bodhisatava ausgeglichen werden kann Letztlich ist aber der unausrottbare Wahn vom eigenen substantiellen autonomen Selbst das Bose schlechthin oder radikal Bose in einem allerdings metaethischen Sinn Dieses Selbst muss schon in der ersten Stufe des Achtfachen Pfades als Erstes aufgegeben werden 153 Damit konnte im Buddhismus eine eigentliche philosophische Ethik durchaus unmoglich sein und der Buddhismus vermeidet sie denn auch konsequent da sie wie gezeigt nur auf der Grundlage eines autonomen Selbst existieren kann und mit dem Begriff des Nicht Selbst kollidiert 154 Diesen Relativierungen unterliegen naturgemass auch alle Vorstellungen von einem wie immer gearteten Totengericht bzw einer Holle die somit keine metaphysischen Regionen sind sondern Ausserungen der Selbsttauschung die und damit Samsara derart bis ins Jenseits hineinreicht dort jedoch am ehesten durch die uberhohte Klarsicht wahrend des Todes uberwunden werden kann eine der wesentlichsten Funktionen solcher jenseitigen Konzepte uberhaupt im Buddhismus Das tibetische Totenbuch 155 Es wurde von einem tantrischen Meister der Nyingma Schule des Vajrayana erstellt und enthalt die ausfuhrlichsten Darstellungen vom Sterben und der Wiedergeburt mit zahlreichen ausgeklugelten Bestattungsriten die auch eine Mumifizierung beinhalten Es hat den Zweck dem Sterbenden im Augenblick des Todes wenn er sich in einem Zwischenzustand befindet die Erkenntnis des wahren Seins zu ermoglichen und so die Wiedergeburt in dieser Welt zu verhindern Gelingt dies nicht und wiegt das karmische Erbe zu schwer wird eine Wiedergeburt unvermeidlich Wird das dazu notige Gleichgewicht ebenfalls nicht erreicht muss der Tote sich dem Urteil uber seine fruheren Handlungen stellen das in einer Gerichtsverhandlung unter Vorsitz des Totenrichters Yama gefallt wird wahrend dessen Helfer den Toten mit einem Strick um den Hals vor ihn zerren und ihm in einem Spiegel seine Taten vorgehalten werden Uberwiegen die schlechten Taten wird er gefoltert Abhacken der Glieder kann jedoch auch dann noch durch die Erkenntnis dass diese Folter nur Projektion seines eigenen Geistes ist das Blatt zu seinen Gunsten wenden Schliesslich wird er durch Bilder des Geschlechtsaktes zusatzlich erregt Wenn er die Kraft findet auch diesen letzten Reiz als Illusion zu erkennen kann er ebenfalls der Wiedergeburt entrinnen wenn nicht bleibt er nach der Lotus Sutra fur die maximale Dauer eines Weltzeitalters Kalpa der Holle uberlassen 156 bzw wird in einer niederen Daseinsform wiedergeboren Das Totengericht ist im Buddhismus also kein Gericht uber ethische gesellschaftliche etc Verfehlungen in dessen Folge ein personliches Karma das es im Buddhismus ja nicht gibt gereinigt wird wie im Hinduismus sondern es ist Teil des Karmaprozesses selbst und seine Funktion besteht vor allem darin das Illusorische der Existenz zu erkennen und so die Wiedergeburt zu vermeiden helfen nicht jedoch Strafen fur Taten zu verhangen die im Sinne der buddhistischen Metaphysik ohnehin nur Teil dieser rein erkenntnisabhangigen Welt sind Ostasiatische Varianten 157 Vor allem zwei beide in China entstanden Der im 4 Jahrhundert entstandene Amida Buddhismus erwartet die Erlosung in einem Zwischenreich Der im 5 Jahrhundert entstandene spater in Japan heimisch gewordene Zen Buddhismus Er war vor allem am Diesseits interessiert weniger an Tod und Wiedergeburt wandte sich als Reformbewegung gegen erstarrte Brauche stellte die Meditation als Instrument der Erleuchtung uber die Identitat allen Seins in den Mittelpunkt und entwickelte dabei ein striktes Training wobei er einen enormen Einfluss auf die japanische Kultur ausubte siehe unten Daoismus und andere chinesische Religionen Bearbeiten nbsp Illustration zum Jade Bericht 19 Jh der den Unterweltskonig Biang cheng zeigt wie er in der sechsten Holle den Vorsitz fuhrt Ein Assistent in Gelehrtentracht prasentiert den Bericht uber den Sunder ein Damon wird die Bestrafung uberwachen Allgemein In China 158 sind neben dem uralten und in Brauchen bis heute bestehenden klassischen Schamanismus der Daoismus Konfuzianismus 159 und der oben bereits dargestellte Buddhismus nach und nach eine teils innige Verbindung eingegangen San jiao Laut einer gelaufigen Charakterisierung der chinesischen Religion bilden alle drei Bekenntnisse eine einzige Religion Dabei hielt man sich an den Konfuzianismus eigentlich keine Religion wenn es um die Anleitung fur das tagliche Leben ging wandte sich an den Daoismus fur rituelle Lauterung und Exorzismus und an buddhistische Priester bei Begrabnissen Allerdings ist die Realitat wesentlich vielschichtiger Die jenseitige Welt war vielmehr mit der diesseitigen verwoben und ihr Spiegelbild Die dortigen Gotter und Geister hatten ihre Existenz als Menschen begonnen und Gotter konnten aufgrund eines kaiserlichen Dekretes befordert oder abgelost werden Zusatzlich hatten sich noch viele schamanische Elemente einer Ahnenverehrung erhalten Die chinesische Religion ist im Grunde bis heute ein auf einem Familien und Sippenkult beruhender uralter Ahnenkult geblieben allerdings eher im Sinn einer Ahnenverehrung denn als religioser Kult da die auch vom Konfuzianismus geforderte Betonung hier auf der Kontinuitat der Abstammungslinien liegt 160 Dieser Synkretismus sprach alle Schichten an und hielt sich daher bis in die Moderne neben dem Kommunismus Mao Zedongs mit Unterbrechung durch die Kulturrevolution der uberdies in sich zwar antihierarchisch selbst auch konfuzianische Elemente enthielt oder sie doch immer wieder und vor allem seit den 1980ern nutzte 161 Mao selbst hat das in seinem Roten Buchlein so formuliert 162 Wir alle mussen von ihm Anm dem Volk den Geist der Selbstlosigkeit und Uneigennutzigkeit lernen Davon ausgehend kann man ein Mensch werden der dem Volke grossen Nutzen bringt Man kann mit grosseren oder geringeren Fahigkeiten ausgestattet sein aber wer nur eine solche Gesinnung besitzt wird ein edler Mensch mit klarem Charakter und hohen moralischen Qualitaten sein ein von niedrigen Interessen freier Mensch der dem Volke nutzlich ist Mao Zedong Rotes Buchlein Fruhe Konzepte Bereits in der Shang Dynastie ca 1766 1028 v Chr glaubte man nachweislich an ein Weiterleben nach dem Tode Das Weltbild umfasste die klassischen drei Ebenen Totenreich Welt der Lebenden und Himmel Gotter und Ahnen Beim Tod stiegen die drei oberen Seelenteile hun des Verstorbenen zum Himmel empor und gesellten sich zu den Naturgottern die sieben unteren Seelenteile po sanken in die Erde ins Totenreich Die Toten nahmen aber weiter am Leben der Familie teil und erhielten uber mindestens funf Generationen hinweg tagliche Speise und Trankopfer Dieses System ubernahm der Daoismus spater mehr oder weniger 163 Der Konfuzianismus der bis 1911 Staatskult war ist jedoch keine Religion im engeren Sinne da er keine oder kaum originare metaphysische Konzepte entwickelte Gedanken uber den Tod gar fur Zeitverschwendung halt so Konfuzius selbst in den Analekten sondern vor allem ein staatspolitisch ethisches System der Alltagspraxis und der Politik war Jenseitsvorstellungen waren ihm ursprunglich eher fremd obwohl sie sich unter dem Einfluss des Daoismus der die altchinesischen noch stark animistisch gepragten Vorstellungen des I Ging aufnahm sowie des Buddhismus spater ebenfalls mit der Zeit ausbildeten 164 Auch enthalten einige konfuzianische Bucher durchaus metaphysische Themen Jenseits Geister etc Konfuzius selbst hat religiose Brauche sehr gewissenhaft beachtet wurde spater sogar vergottlicht und in eigenen Tempeln verehrt Seine metaphysische Basis ist allerdings nur die Legalisierung und Formalisierung des uberkommenen Ahnenkultes in den Zeremonien Li ein eigenes metaphysisches System hat er nicht entwickelt und ein eigenes konfuzianisches Priestertum hat es nie gegeben 165 Nach dem Tode bleibt der Mensch uber den Ahnenkult in einer fortgesetzten Kommunikation mit der Welt der Nachfahren Hauptgegenstand des konfuzianischen Konzeptes ist jedoch bei Konfuzius wie auch bei seinen beiden wichtigsten Nachfolgern Mengzi und Xunzi beide 3 Jh v Chr die moralische Qualitat von Mensch Welt und Staat wobei Konfuzius und Mengzi postulierten der Mensch sei von Natur aus gut Xunzi hingegen meinte das Bose sei ihm angeboren Der Daoismus ist hingegen die ursprunglichste und autochthone Religion Chinas Laotse alter Meister vermutlich 6 Jh v Chr gilt als spiritueller Initiator dieser teilweise als Reaktion auf den Konfuzianismus entstandenen Religion das Taoteking als seine grundlegende Schrift Wesen und kosmologischer Kontext 166 Der Daoismus vermeidet das Problem der irdischen Gerechtigkeit und ihrer Ethik und beschaftigt sich vor allem mit dem Urgrund des Seins und den inharenten Wandlungen I Ging Yin Yang Bei gleichzeitiger Ablehnung der alten von Gottern Geistern und Damonen wimmelnden Religion kehrt er wieder starker zu metaphysischen Inhalten zuruck und nimmt sich die Natur zum Vorbild die als Wesensquelle aller ethischen Normen angesehen wird das Bose z B als entartete Natur dem der Mensch allerdings nichts entgegenzusetzen habe und der daher ganz im bedingungslosen Annehmen der eigenen Natur aufgehen musse Ideal ist hier das Nichtstun das Tao ist verborgen und kann nicht erkannt werden Ist Handeln aber notwendig soll es dem Prinzip Wu Wei folgen tun was naturlich ist Die Daoisten lehnten daher alle zivilisatorischen Entwicklungen aber auch die soziale Ethik des Konfuzianismus ab und ihr Ideal war eine Ruckkehr zu steinzeitlichen Lebensbedingungen die sie als hinreichend selbstgenugsam ansahen Eine Zwischenstellung nimmt dabei die etwa gleichzeitig entstehende Philosophie des Mohismus ein die allerdings dem Konfuzianismus naher steht als dem Daoismus jedoch das Jenseitige mehr einbezieht wahrend der Daoismus die alte chinesische Gotter und Geister Religion scharf ablehnt und eher mit fruhen noch nicht theistischen animistischen jedoch philosophisch uberwolbten Vorstellungen vergleichbar ist Der haufig zentrale Dualismus vor allem der chinesischen Religionen wird nicht ethisch als Gut Bose Paar begriffen das etwa in der dualen Yin Yang Symbolik nicht enthalten ist sondern ontologisch als System grundlegender harmonischer Wechselwirkungen Gerechtigkeit in diesem Sinne ist somit ein kosmisches Phanomen dem sich letztlich auch Gotter zu unterwerfen haben dessen weltliche Ausformung aber der kosmischen untergeordnet und in diesem Rahmen eher belanglos ist Tod Jenseits und Totengericht Im Daoismus gab es wie schon seit der Shang Zeit zwei Seelen Tji als das unlosbar mit dem Leib zusammenhangende Leben und das Ling die vom Leib trennbare Seele auch po und hun die nach dem Tod entweder ein Gui ein Teufel oder ein Schon eine Gottheit wurde je nach den diesseitigen Qualitaten vor allem Adelige kamen in den Genuss des himmlischen Daseins 167 Der Tod selbst wurde im alten China als nichts anderes gesehen als ein Teil eines nahtlosen Ganzen einer universalen Ordnung der man sich in gehoriger Reihenfolge anzunahern hatte Storungen der inharenten Harmonie die stets wie auch alles Bose dem menschlichen freien Willen entstammten fuhrten automatisch zu Vergeltung Allerdings konnte die Kraft der verschiedenen unterweltlichen und gottlichen Wesen bis zu einem gewissen Grade diese Folgen abwenden Zunachst fand diese Einstellung in einem zuvor schon stark ausgepragten Begrabnis und Ahnenkult ihren Ausdruck und Opferriten waren von uberragender Bedeutung Mit der Ankunft des Buddhismus in China im 5 und 6 Jahrhundert n Chr systematisierten sich die bereits im Daoismus vorhandenen Himmel und Hollenvorstellungen bis zum 9 10 Jahrhundert Der verewigte Laotse und andere Heilige wohnten in einem Paradies das beim Berg K un lun vermutet wurde Andere etwa zu Genien gewordene Asketen wohnten auf den im Osten gelegenen funf Inseln der Seligen Besonders die Holle wurde nun aber systematisiert Bisher war sie als eine Art Gefangnis verstanden worden das unter der Verwaltung einer undurchschaubaren Burokratie stand chin di yu fur Holle bedeutet Erdgefangnis und in dem die Toten ihre Strafen erlitten etwa wegen nicht oder schlecht eingehaltener Totenrituale usw weniger wegen ethischer Verfehlungen Nun entstand ein System mit zehn Hollen in denen man fur seine Sunden schmerzlichst zu bezahlen hatte 168 Ab dem 7 Jahrhundert wahrend der Tang Dynastie verlor der Daoismus vor allem im Volk stark an Einfluss insbesondere als die konfuzianische Ordnung in die Geisterwelt und in die Verwaltung eingefuhrt und die Konkurrenz des Buddhismus immer starker wurde In der Folge sank er mehr und mehr zu einer reinen Monchsreligion und zu einem Zauberkult herab 169 Wie sehr zudem der missverstandene Buddhismus dann die chinesischen Unterweltsvorstellungen des Daoismus beeinflusste zeigt das Beispiel des Jade Berichts aus dem 19 Jahrhundert s Abb denn hier gibt es nun ein klassisches mit dem Nimbus des mythischen Jadekaisers ausgestattetes Totengericht das auch weltliche Verfehlungen der moralisch ethischen Kategorie mit grausamen Strafen ahndet Nach der Strafe werden die Seelen auf die Erde zuruckgeschickt und in niederen Existenzformen reinkarniert 170 Bemerkenswert fur alle religiosen Richtungen Chinas ist die Tatsache dass es so etwas wie ein Totengericht als Instanz zur ethischen Bewertung diesseitiger Handlungen im Jenseits zunachst nicht gab allerdings ein Hollengericht das von einem der zehn Hollenkonige Janluo Wang verwaltet wird Es beschaftigte sich ursprunglich jedoch nicht mit Missetaten der Seelen im Diesseits sondern mit entsprechenden Verfehlungen in der Unterwelt die als volliges Gegenbild zum Diesseits konzipiert war und dem Kaiser ebenfalls unterstand Die Hollenkonige hatten bis zur Mitte der Han Periode uberdies keinen allzu hohen Rang der hochste unter ihnen trug den Titel Enkel des Himmels hatte also in etwa den Rang eines kaiserlichen Provinzgouverneurs Die Vorstellungen von den zehn Hollenkreisen bildeten sich allerdings erst im 9 und 10 Jahrhundert n Chr aus systematisiert durch den Konfuzianismus wobei die Vorstellungen des Buddhismus hier allerdings vollig missverstanden wurden und sich in der chinesischen Religion nun tatsachlich so etwas wie Hollenstrafen fur diesseitige Verfehlungen ausbildeten es gab der Vielfalt solcher Missetaten entsprechend 138 Strafplatze 171 die formal ganz verbluffend Dantes Inferno gleichen In den chinesischen Hollen werden allerdings im Gegensatz zu denen Dantes keine gottlich verordneten Strafen vollzogen sondern Massnahmen zur Wiederherstellung der Harmonie dazu wegen Nichteinhaltung von Totenritualen oder wegen gesellschaftlicher Regelverstosse im Diesseits Solche Strafen konnten dann durch Opferzeremonien von Priestern abgewendet werden In regelrechten Unterweltskarrieren konnten etwa im Diesseits unschuldig Verfolgte nach und nach gottliche Positionen oder die Funktion von Hollenrichtern einnehmen Diese spate Phase der chinesischen Unterweltsvorstellungen enthalt zahllose Fabeln und Fantasien die fur sich genommen wohl die Angst vor dem Tode mildern sollten die andererseits aber auch eine wichtige Konstante der chinesischen Kultur gewesen sind In Legenden wurden gelegentlich auch Hollenreisen Lebender beschrieben So machte man Himmel wie Holle zu einer verstandlichen Kopie des Diesseits die zudem unter der Kontrolle des Kaisers stand und durchaus Entfaltungsmoglichkeiten fur im konfuzianischen Sinn verdiente Menschen bot Damit war der Tod und das was danach moglicherweise kam aber auch nicht mehr so furchteinflossend da es den diesseitigen Verhaltnissen entsprach Das eigentliche Verfahren des Totengerichtes stellte sich nach synkretistischer Verschmelzung von Daoismus Buddhismus und Konfuzianismus wie folgt dar 172 Im Augenblick des Todes wird der Tote durch Boten zum Gott der Walle und Graben Ch eng Huang 城隍 Cheng Huang gefuhrt der eine Art erste Anhorung veranstaltet Die Tugendhaften konnen danach sofort zu einem der buddhistischen Paradiese weiterziehen etwa auf den Berg K un lun wo die daoistischen Unsterblichen weilen oder aber in den zehnten Hollengerichtshof um sofort wiedergeboren zu werden Die Sunder hingegen steigen nach 49 Tagen direkt hinab in die Holle am Grunde des Berges Meru Die Gerichtshofe der zehn Hollenkonige Shih Wang befinden sich in der Hollenhauptstadt Feng tu 酆都 Feng du und haben dort wie weltliche Gerichtshofe unterschiedliche Zustandigkeiten wobei der 10 Konig fur die Reinkarnation der Seelen verantwortlich ist Diese Systematisierung ist konfuzianisch wahrend das Hollenmodell auf buddhistischen Vorstellungen beruht das Paradies hingegen ist vorwiegend daoistisch strukturiert Die Sunder werden nun in einer oder mehreren Hollen ihrer Bestrafung unterzogen die allerdings durch das Eingreifen des gnadenvollen Ti ts ang 大願地藏菩薩 Dayuan Dizang Pusa Ksitigarbha eines buddhistischen Bodhisattva gemildert werden kann Danach trinken die so Bestraften den Trank des Vergessens und erklimmen das Rad der Wiedergeburt das sie in ihre nachste Existenz tragt Nach anderen Vorstellungen werden sie aber von der Brucke der Schmerzen in einen Fluss geworfen der sie in ihr nachstes Leben tragt Der Tod war entsprechend kein Grund zur Freude und es gab daher im Laufe der chinesischen Geschichte standig Versuche ihm zu entgehen Insbesondere der Daoismus unternahm ausgedehnte Versuche die Unsterblichkeit im Diesseits zu erlangen 173 oder in ein Paradies zu gelangen das man sich gewohnlich abgesehen vom Berg K un lun als einen Ort jenseits des Horizonts vorstellte Es entwickelten sich also unter der Pramisse der Schrecken des Todes mehrere spekulative Ausweichmoglichkeiten darunter auch eine philosophisch konfuzianische welche das rituelle Wiedereinfugen in den Kosmos durch allerlei Manipulationen der Geister propagierte Die extreme Flexibilitat der chinesischen Volksreligion erlaubte es in der Spatzeit schliesslich jedoch all diese Vorstellungen gleichzeitig und nicht als widerspruchlich anzunehmen so dass die Schrecken der zehn unerbittlichen Hollenkonige schliesslich schwanden Japan und Korea Shintoismus Zen Buddhismus und Schamanismus Bearbeiten nbsp Der Shinto Kami Inari geweihte Fuchse ein Torii ein buddhistischer Pagodenturm und buddhistische Statuen zusammen an einer Weihestatte in Jōgyō ji Kamakura zeigen wie sehr die beiden Religionen in Japan miteinander verschmolzen sindNach dem Tod wird jeder ein Kami Daher gibt es zahllose Kami die eher als Geisterwesen denn als Gotter zu sehen sind Man verstand sie ursprunglich als personifizierte Naturkrafte auch Baume und Berge konnten Kami sein 174 Gute Menschen werden nach dem Tod zu wohltatigen Kamis bose zu Verderben bringenden Die Erlangung des Status eines Kami hat also keinerlei ethische Qualitat da sie nach dem Tod quasi automatisch erfolgt 175 Ethik Der Begriff der Sunde tsumi ist im Shintoismus vollig anders strukturiert als im westlichen Denken oder im Buddhismus Er beschreibt eine weltliche Belastung von der man sich durch das Bezahlen von Bussgeldern oder andere Kompensationen wieder befreien kann die der Geschadigte oft selbst einfordert Tsumi ist damit Teil der Rechtsordnung weniger der Ethik es hat allenfalls am Rande mit kultischer Reinigung zu tun Dabei gibt es himmlische und irdische tsumi also Dinge die einem Menschen von Gottern auferlegt wurden etwa Hautkrankheiten und andere Heimsuchungen Irdische Tsumi sind hingegen Dinge die der Mensch selbst tut etwa Inzest oder Hexerei 176 Man kann also die ethischen Prinzipien des Shintoismus nach Eliade durchaus in dem Satz zusammenfassen Verehre die Gottheiten halte die Reinheitsvorschriften ein sowie Sei aufrichtig und gerade Evolutionistisch betrachtet ergab sich daher keine Notwendigkeit irgendwelche metaphysische Konzepte im Sinne eines Totengerichtes zu entwickeln Ausserdem kann man seine Vergehen nach dem Tod einfach in den Schlund der Unterwelt werfen siehe unten Entscheidend sind jedoch zwei Grundbegriffe makoto no kokoro wahrhaftiges Herz und magokoro treues Herz gewohnlich ubersetzt als Aufrichtigkeit reines Herz Rechtschaffenheit Obwohl die Ethik des Shinto die individuellen Tugenden wie Treue Ehrlichkeit Liebe und Kindergehorsam schatzt legt sie doch besonderen Wert auf magokoro die erst die dynamische Lebenshaltung erzeugt die diese Tugenden hervorbringt Reinigungszeremonien zur Erzeugung dieser Haltung sind daher im Shinto wichtig Magokoro ist auch Voraussetzung um mit den Kami zu kommunizieren und ihre Segnungen zu erlangen 177 nbsp Kōshin Rollbild mit den drei AffenDas zentrale Prinzip der Vergeltung hat sich vor allem im Kōshin Glauben erhalten einem Rest eines ursprunglich komplexeren Systems aus Daoismus Buddhismus Shintoismus und Volksglauben Danach leben drei Wurmer Sanshi in jedem menschlichen Korper Sie spuren die guten und teilweise auch die bosen Taten in diesem Menschen auf Am sogenannten Kōshin Machi alle 60 Tage verlassen sie den Korper wahrend des Schlafes und begeben sich zum Ten Tei 天帝 dem himmlischen Herrscher um ihm Bericht zu erstatten Ten Tei entscheidet dann ob er den bosen Menschen bestraft etwa durch Krankheit Verkurzung seiner Lebenszeit oder in extremen Fallen durch den Tod Anhanger des Kōshin Glaubens bemuhen sich daher ihr Leben ohne bose Taten zu leben jene allerdings die Grund zur Sorge haben versuchen wahrend der Kōshin Nachte wach zu bleiben um so die Wurmer am Verlassen des Korpers zu hindern Das bekannteste Symbol dieses Glaubens sind die drei Affen Die wichtigste Gottheit des Kōshin Volksglaubens ist Shōmen Kongō 178 eine furchterregende mehrarmige Gestalt Die drei Affen die Augen Ohren und Mund zuhalten werden oft abgebildet 179 Jenseitsvorstellungen Im Shintoismus Weg der Kami existiert kein eigenes Totengericht Uberhaupt interessiert er sich vor allem fur das Diesseits Seine hauptsachliche ethische Forderung ist die Unterwerfung unter den Kaiser Allerdings finden sich auch hier starke buddhistische Einflusse Die Unterwelt heisst Yomi no Kuni Yomo tsu Kuni und ist der Herrschaftsbereich der Totengottin Izanami als erster Verstorbenen als sie den Feuergott Kagutsuchi gebar sie bildete zusammen mit ihrem den Himmel beherrschenden Bruder und Gatten Izanagi das Urgotterpaar das zugleich Mensch und Gott war 180 Das Reich der Toten oder Land der Finsternis Yomo tsu Kuni bzw Land der Wurzeln Ne no Kuni oder auch Tiefes Land hat zwei Zugange der erste verlauft sanft und kurvenreich ansteigend der andere liegt in einer riesigen Hohle am Meerufer und sie dringt geradewegs in die Erde vor Dort hinein wirft man alle Makel mit allen Sunden die vor allem charakteristisch fur Bauernkulturen in der Beschadigung von Bewasserungsanlagen Grausamkeit gegen Tiere und der Verunreinigung heiliger Statten bestanden Die unterirdische Welt wird von mannlichen und weiblichen Geistern bewohnt shiko me die hasslichen Frauen oder hiso me die Frauen mit gerunzelter Stirn Stirbt man verlasst der Geist kami oder mi den Korper um in die andere Welt zu gehen und mit dem Geist des Kosmos wiedervereint zu werden Vor allem auf den Totenkult nahm der Buddhismus dann starken Einfluss Der japanische Buddhismus entwickelte unter dem Begriff Jigoku eigene vom restlichen Buddhismus abweichende Hollenvorstellungen Jigoku 181 ist eine Region mit heissen und kalten Orten unter der Erde Beherrscht wird es von Emma ten bzw Emma ō buddh Yama und Herrn der Toten der uber die Toten urteilt indem er ein Verzeichnis zu Rate zieht das all ihre Sunden enthalt Er sorgt dafur dass alle Wesen bei einer Wiedergeburt einer der sechs Gati Daseinsformen in denen sie je nach Qualitat wiedergeboren werden zugeteilt werden 182 Assistiert wird er von zwei korperlosen Kopfen die auf Pfeilern an jeder seiner Seiten ruhen Der weibliche Kopf Miru me sieht auch die geheimsten Verfehlungen der Sunder wahrend der mannliche Kopf Kagu hana jede Missetat entdeckt Die Verdammnis dauert allerdings nicht ewig und die Toten werden zu zeitlich begrenzten Strafen an einem oder mehreren Hollenorten verurteilt Die Urteile konnen auch hier von Bodhisattvas abgemildert werden entsprechend den Bittgebeten der Lebenden Das Jigoku zōshi eine Rolle aus dem 12 Jahrhundert zeigt in Wort und Bild 8 grosse und 16 mindere Hollen In Korea herrscht neben dem Buddhismus und Daoismus sowie dem Neokonfuzianismus vor allem ein sehr alter Ahnenkult mit der Einbindung von koreanischen Schamanen vor 183 Entsprechend gibt es dort auch keine originaren Vorstellungen von einem Totengericht ausserhalb des Buddhismus oder Daoismus Ethnische Religionen Bearbeiten Hauptartikel Ethnische Religion nbsp Verbreitung der Religionen weltweitEthnische Religionen sind vor allem wegen der Vor und Ubergangsstadien zum Totengericht im Rahmen ihrer Jenseitsvorstellungen von grossem Interesse da sie ausweisen unter welchen gesellschaftlichen und okonomischen Rahmenbedingungen diese uberhaupt erst entstehen konnen Vor allem Seelenwanderungsvorstellungen die auf dem Konzept der Mehrfachseele beruhen sind sehr alt und weltweit nachweisbar 184 Die meisten indigenen Religionen Asiens Afrikas Ozeaniens und Australiens sowie Amerikas 185 kennen kein philosophisch ausgebildetes Konzept des fur autonome moralische Bewertungen essentiellen Begriffs des Gewissens im westlichen Sinne zum Beispiel der griechischen Philosophie der Patristik Scholastik und vor allem Immanuel Kants 186 Sie beinhalten lediglich religiose oder alltagspraktische Reprasentanzen die sich jeweils aus der Umgebungs und sozialen Situation ergeben und haufig in Gestalt von Ritualen und Tabus auftreten ein ubrigens auch im Westen bis heute verbreitetes Verhaltensmuster das eine direkte Dienstbarmachung der Religion fur ausserreligiose Interessen darstellt und zu einem System von Normen fuhrt nach denen ein fur allemal gewisse Handlungen als religiose Grauel gelten fur welche irgendeine Suhne eintreten muss 187 Sie haben meiste einen mythischen Ahnenkult im Zentrum der Totengerichtsvorstellungen ausschliesst der Kult wirklicher personaler Ahnen ist eine historische spatere Entwicklung 188 da hier noch ein geistiges Kontinuum zwischen Diesseits und Jenseits herrscht wie Jensen es bereits postulierte siehe unten Im Allgemeinen ist religionsgeschichtlich evident dass ein wie auch immer gearteter vor allem jedoch ethisch moralisch orientierter Gewissensbegriff in den Religionen meist einhergeht mit dem Phanomen des Totengerichts allerdings zunachst haufig in einer strikt religiosen meist priesterlich theologisch bestimmten Auspragung als innere Instanz welche den Vollzug gottlichen Willens und damit auch des weltlichen steuert Entsprechend fehlt in diesen ethnischen Religionen gewohnlich auch ein ausgepragter Gut Bose Dualismus im heutigen Sinne Die ethnischen Religionen zeigen jedoch vor allem im Zusammenhang mit chthonischen Fruchtbarkeitsvorstellungen verschiedene Ideen des Totenglaubens die spater in den entwickelteren Religionen zu einem Totengericht und wegen des Wegfallens der ewig konstanten Ahnenwelt auch zu eschatologischen Vorstellungen hinfuhren weshalb sich eine nahere Betrachtung auch in diesem Zusammenhang lohnt Asien Bearbeiten In ganz Asien 189 haben sich neben den Hochreligionen auch Reste alter schamanischer bzw animistischer ethnischer Religionen gehalten entweder ausserhalb der grossen Religionen etwa der Bon in Tibet und Nepal 190 oder bei den Adivasi des indischen Subkontinents in der Mongolei Tengrismus aber auch synkretistisch innerhalb der vorherrschenden Hochreligionen wie in vielen Teilen Indiens und Hinterindiens sowie in Indonesien und auf den Philippinen z B Igorot Ausgepragte Totengerichtskonzepte gibt es vor allem ausserhalb der Hochreligionen nicht Das Jenseits wird wie in anderen ethnischen Religionen auch als Kontinuum des Diesseits begriffen Die Funktion der dortigen oft mythischen spater auch personalen Ahnen bezieht sich vor allem auf das diesseitige Kollektiv Individuelle Vergeltungsformen fehlen hingegen Oft gibt es uberhaupt keinen ausgepragten Totenglauben Allenfalls findet man die Vorstellung die Toten verwandelten sich in Geister etwa bei den Kubu Sudostsumatras Die nomadisierenden Semang auf der Malaiischen Halbinsel glauben die Toten wurden nach Westen entschwinden und nachts als Vogel zuruckkehren Die kulturell weiterentwickelten Andamanesen haben einen ahnlichen Geisterglauben dazu allerdings Unterweltsvorstellungen die aber auch auf christliche Einflusse zuruckgehen konnten Vergleichbares gilt fur die Wedda auf Sri Lanka Insgesamt findet man uberall mehr oder weniger Varianten derselben archaischen Glaubensvorstellungen selbst bei den Ainu Hokkaidōs In Vorderasien ist vor allem die monotheistische Religion der kurdischen Jesiden bemerkenswert in der es weder Holle noch ein personhaftes Boses gibt jedoch eine bis zu siebenmalige Wiedergeburt Reinkarnation deren Art von der Lebensfuhrung abhangt Die Eigenverantwortung des Menschen steht im Zentrum Totenkult und Rituale sind ausgepragt Starke zoroastrische babylonische und judisch christliche Einflusse sind feststellbar Engel Sundenfall Taufe Ein eigentliches Totengericht ist soweit bekannt diese Geheimreligion ist noch weitgehend unerforscht und hat keine heiligen Texte nicht institutionell ausgepragt jedoch eine indirekte moralische Bewertung im Verlaufe der Seelenwanderung 191 Eine weitere Variante stellt die alte Religion der nomadischen Sinti und Roma dar die vermutlich aus dem Norden Indiens stammt 192 Magie Ahnenkult Fruchtbarkeitskult mit der Verehrung der Erde und Totenglauben sind ausgepragt Oft bestehen starke Synkretismen mit dem Christentum Sara Maria Apostel Der Tod ist im Rahmen der Sippe nur ein Durchgangsstadium in eine andere Lebensform und gepragt vom Glauben an das Weiterleben nach dem Tode Totengerichtsvorstellungen sind vor dem Hintergrund solcher Konzepte nicht ausgepragt oder wenn doch gleichen sie den ubernommenen Religionen der Umgebung Bei den zu den altindonesischen Volkern gehorenden Batak Sumatras 193 die durchaus ahnliche Glaubensvorstellungen entwickelten wenn auch mit starken regionalen stammesgebundenen Varianten war ein bereits sehr komplexer Glaube mit Trinitatsvorstellungen entwickelt der heute allerdings aufgrund des in manchen Zugen ahnlichen Christentums kaum noch existiert Der Tod wurde als Ubergang in einen Seelengeist tondi verstanden Dieser hatte im Totenreich je nach der Position im Diesseits und den angewandten Riten beim Begrabnis die sich uber ein Jahr hinziehen konnten eine unterschiedliche Stellung bis zur hochsten Position eines sombaon Anbetungswurdiger so dass man hier schon von einer Vorform des Totengerichts sprechen kann da eine postmortale Einstufung im Jenseits erfolgt die allerdings noch vom Diesseits aus definiert wird Die machtigsten Reprasentanten sind aber auch hier wiederum die auch in Bildnissen prasenten Ahnen mit ihrem Einfluss auf das Diesseits die daher unbedingt gunstig gestimmt werden mussen Bei den Wemale auf Seram findet sich die Vorstellung der Dema Gottheit ahnlich in den anderen altindonesischen Religionen die allerdings spater allesamt durch Hinduismus Buddhismus Islam und Christentum sowie durch die Religionen chinesischer Einwanderer uberlagert wurden Die Zahl der Gotter Geister Damonen und Kulturheroen ist enorm und regional vielfaltig ebenso sind es die entsprechenden Mythen oft auch solche die Gotterstreitigkeiten zum Gegenstand haben vor allem zwischen den Gottern der Ober und der Unterwelt Zu Damonen konnen die Seelen der Toten werden die nicht auf ordentliche Weise starben Die Ahnen sind insgesamt eher individuell gedacht haben aber als Stammesahnen oder rituell erhohte Ahnen einen hohen Status allerdings nur fur Menschen die in einer genealogischen Abfolge stehen Entsprechend hatte sich bei den altindonesischen Volkern auch eine Adelsschicht gebildet Der Status wurde ins Jenseits mitgenommen das nach einer durch einen Seelenbegleiter gefuhrten beschwerlichen Reise erreicht wurde und als Seelendorf ein Abbild des Diesseits auch in sozialer Hinsicht war Wurden aber die Riten im Diesseits eingestellt verfiel auch das Seelendorf denn die Einheit zwischen Toten und Lebenden war dadurch zerbrochen Das Zerbrechen oder Sichauflosen eines solchen Kontinuums wiederum ist die Voraussetzung fur die Existenz eines Totengerichtes als Zasur zwischen Diesseits und Jenseits wie es die eindringenden Hochreligionen allesamt entweder systematisiert oder institutionalisiert boten Geistige Basis eines solchen Wandels ist nach Jensen die zunehmende Heilserwartung der Menschen die einen Wandel von dem sich in Urzeitereignissen verwirklichenden Dema Gott zur eingreifenden Gottheit mit sich brachte wie sie fur den Polytheismus und erst recht fur den Monotheismus typisch ist Ein dazwischengeschalteter diese Heilserwartungen zwar garantierender aber ethisch voraussetzungsloser Ahnenkult ware hier storend gewesen da die Gotter ihr Eingreifen nun zunehmend mit ethischen Regeln verbanden die darauf jene des ursprunglich lebenspraktischen und durch Ahnen kontrollierten Brauchtums der Naturvolker ablosten An die Stelle der magisch wirkenden Ahnengeister traten dann andere diesseitige z B Priester und jenseitige Totengericht Jenseits Holle Kontroll und Strafmechanismen 194 Max Weber notierte dazu 195 Wo der Geisterglaube zum Gotterglauben rationalisiert wird also nicht mehr die Geister magisch gezwungen sondern Gotter kultisch verehrt und gebeten sein wollen schlagt die magische Ethik des Geisterglaubens in die Vorstellung um dass denjenigen welcher die gottgewollten Normen verletzt das ethische Missfallen des Gottes trifft welcher jene Ordnung unter seinen speziellen Schutz gestellt hat Max Weber Religionssoziologie Afrika Bearbeiten nbsp Ahnenfigur der Hemba Demokratische Republik Kongo Der in Afrika vorherrschende archaische Ahnenkult verhinderte weitgehend die Entstehung von ausgepragten Totengerichtskonzepten ausserhalb der Hochreligionen Unter den Hemba wurden solche geschnitzten Holzfiguren mannlicher Ahnen verehrt und reprasentierten die Verbindung zu Landeigentum und Clanabstammung Sie stellen vor allem ideale korperliche und moralische Eigenschaften dar weniger individuelle obwohl sie bestimmte Ahnen abbilden sollen Hauptartikel Afrikanische Religionen Von Interesse sind hier vor allem die alten Religionen des subsaharischen Bereiches und des Sahel bzw der sogenannten Sudanzone weniger der meist islamische Bereich Nordafrikas oder des alten christlichen Bereiches in Athiopien ausser was die Synkretismen angeht die sich bis weit nach Norden in der Sahara etwa bei den Tuareg und anderen teils randstandigen Ethnien vor allem in der Ubergangszone und in den Regionen alter afrikanischer Konigreiche finden s Geschichte Nordafrikas Grundstrukturen afrikanischer Religionen 196 Im Allgemeinen glaubte man der Tod sei quasi durch ein Versehen entstanden und die Toten lebten unter der Erde in einer von einem oder mehreren Totengottern beherrschten Totenreich das dem Diesseits aber sehr ahnlich sei etwa im Sudwest Bantu Gebiet 197 doch fehlt diese Vorstellung z B auf Madagaskar 198 Die Toten seien aber auch im Diesseits durch magische Krafte prasent und mussten bei Laune gehalten werden und vor allem in Ostafrika glaubte man die Menschen insgesamt lebten unter der Gewalt von Gottern Ahnen und Geistern die die massgebenden ubernaturlichen Phanomene darstellten und entsprechend beeinflusst werden konnten so dass Afrika auch der Kontinent der Magie genannt worden ist 199 Besessenheitskulte wie etwa der zentralsudanesische isoki Kult oder die holey Kulte der Dogon sind verbreitet Die afrikanischen Religionen auch die grossen und komplexeren wie die der Yoruba mit ihrem 401 kopfigen Pantheon sind entsprechend beherrscht von Ahnenkult 200 der aber auch wie bei den Massai weitgehend fehlen kann Jenseits und Totenfurcht sind verbreitet hie und da mit Reinkarnation oder vergleichbaren Vorstellungen bei den Bantu in der Sambesi Angola Provinz und bei den Dogon und den Bambara am oberen Niger mit dem Konzept einer Mehrfachseele desgleichen und besonders komplex in der Obervolta Provinz 201 Ebenso finden sich gelegentliche Spuren eines Totemismus meist als Sippen bzw Klantotemismus wie besonders ausgepragt bei den Massai In der Obervolta Provinz tritt Totemismus in Form eines Nagualismus auf 202 Gelegentlich glaubt man wie in Nordostafrika die Toten kamen als Seelenvogel wieder 203 Statt von Ahnenkult den es aber zum Beispiel bei Khoikhoi und San sowie den Mbuti Pygmaen nicht gibt 204 spricht man in Afrika aber besser von der Verehrung der Lebendtoten denn die Toten sind noch mehrere Generationen gegenwartig ihnen wird auf dem Hausaltar geopfert und alles was in der Sippe geschieht wird ihnen berichtet Das Verhaltnis zu ihnen und zu jenseitigen Spharen ist harmonisch und lebensbejahend und die Hauptfrage der ethnischen afrikanischen Religionen ist nicht Welches Schicksal erwartet uns im Jenseits sondern vielmehr Welchen Einfluss haben die Toten auf uns Lebende und welche Taten die wir unseren Mitmenschen zufugen konnen diese spater als Tote an uns rachen 205 In den mitunter ausserhalb der Stadte bis in unsere Tage neolithisch gepragten Volkern kommen dazu noch Fruchtbarkeitskulte Die Sterne werden gelegentlich wie bei den Ethnien des sudlichen Limpopo Gebietes oder Nordostafrikas mit den Toten in Verbindung gebracht 206 Ein Totengericht gibt es nur sporadisch und in Vor bzw Fruhformen etwa im Zentralsudan wo der Erdgott dabei eine wesentliche Rolle spielt Der Wiedergeburtsglaube ist verbreitet Die Vorstellung von einem Totengericht ist den meisten Bevolkerungsgruppen aber fremd Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Subsistenzstrategie denn Jager und Sammler und fruhe sogenannte Altpflanzer hangen eher dem Ahnenkult an erst entwickelte Feldbauern zeigen im Allgemeinen Tendenzen mit dem Konzept der Unterwelt in Kombination mit zyklischen Fruchtbarkeitsvorstellungen nach und nach und parallel zu Gotterpantheons auch Konzepte eines Totengerichtes zu entwickeln 207 Allerdings ist die Flache der fur eine ertragreiche Landwirtschaft geeigneten Humusboden in Afrika relativ klein und der entscheidende Wirtschaftsfaktor war dort stets die menschliche Arbeitskraft 208 Die Kambara und Duka jedoch glauben dass bose Taten bestraft und gute belohnt werden Vergeltungsmassnahmen im Jenseits kennen auch andere lokale Bevolkerungsgruppen des Zentralsudan Die Djukun nennen das Totenreich Haus der Wahrheit in dem Ana die Erdgottheit als oberster Richter herrscht Ebenso glauben die Duru dass der in der Erde wohnende Gott die Toten richtet Im Ubrigen richtet sich die Position der Toten im Jenseits nach der Position im Diesseits 209 Inwieweit in solchen Fallen islamische Einflusse eine Rolle gespielt haben oder ob es sich dabei um autochthone Vorstellungen handelt wie man sie im pazifischen Raum so ahnlich findet ist strittig In Liberia und Sierra Leone wird dies jedoch vermutet denn dort werden nach dem Glauben der Vai die Geister der Verstorbenen wahrend einer 40 tagigen auch uber eine Totenfluss fuhrenden Reise von den Toten denen sie im Laufe ihres Lebens Unrecht getan haben gepeinigt und streng befragt 210 Die zentralafrikanischen Wute haben moralisch dualistische Konzepte entwickelt denn sie teilen die Totenseelen wie auch zahlreiche Naturgeister in gut und bose ein ahnlich die benachbarten Mbum Die Guten gingen zu Gott die Bosen ins Feuer 211 Bei den zentralafrikanischen Bongo lenkt loma als Macht aus dem Jenseits das Schicksal und bewertet es nach moralischen Kriterien greift sogar direkt in das Leben ein Sozialer und moralischer Rang bestimmen dann das Verhaltnis zu loma im Jenseits 212 Die im Verlauf der Geschichte Nordafrikas vor allem im Falle des Islam bedeutsame Rolle der uberwolbenden Hochreligionen ist wie in anderen Weltreligionen stets mit zu berucksichtigen So finden sich etwa in der fandano genannten Religion der Hadiya in Nordostafrika islamische Eschatologievorstellungen Fastenbrauche usw ahnlich bei den Dar Fur Die Daza und Tubu praktizieren noch einen Ahnenkult und praislamische Agrarriten etc Totenfurcht und der Glaube an Naturgeister sind noch bei den Tuareg lebendig geblieben desgleichen in Nordafrika insgesamt Reste des alten Berberglaubens 213 Oft wird der Islam aber wie etwa in der Oberniger Provinz vor allem als Jenseitsreligion betrachtet oder es wurden wie fruher bei den Songhai nur ausserliche Brauche ubernommen 214 Haufig praktizieren Afrikaner neben dem Islam oder Christentum weiterhin die alte Volksreligion die allerdings nach und nach zu schwinden beginnt da im Islam und Christentum die im traditionellen Volksglauben ausgepragte Angst vor jenseitigen Machten und ihrer Willkur bei einem sehr fernen nicht eingreifenden und daher auch nicht verehrten otiosen Hoch und Schopfergott durch das mitfuhlende Eingreifen des Schopfergottes und erst recht von Jesus Christus besanftigt wird Auf diese Weise entsteht eine Heilsgewissheit die ethische Massstabe zur Grundlage hat und durch ein nicht mehr willkurliches Totengericht garantiert wird solange man sich an diese Massstabe halt 215 Ozeanien und Australien Bearbeiten nbsp Orientierungskarte Australien und OzeanienFur die Volker Ozeaniens ist die Existenz der Toten eine Aufgabe fur das Gedachtnis der Lebenden 216 Doch gibt es stets Momente wo die Toten diese gleichsam parallele Existenz zu den Lebenden verlassen um in die Unterwelt hinabzusteigen die Orte des Vergessens 217 Ein ausgepragtes Totengericht findet sich in Ozeanien aber nicht ebenso wenig finden sich ausgepragte Weltuntergangsszenarien Grundlage vor allem in Melanesien ist ein Weltbild mit einem starken Ahnenkult ebenso in Polynesien und Mikronesien von dessen Religion aufgrund der radikalen Eroberungsgeschichte allerdings kaum noch etwas ubrig ist Am bekanntesten sind hier die megalithischen moai genannten Steinskulpturen der polynesischen Osterinsel die vermutlich mythische Ahnen darstellen und als Mittler zwischen Gottern und Menschen im Rahmen der einzelnen Sippen fungierten deren Kraft sie reprasentierten 218 Verwandtschaft und Abstammung sind auch in Melanesien Basis der Kultur und Trager des religiosen Lebens Das soziale System wird gelegentlich und vor allem in Polynesien von machtpolitisch orientierten diesseitigen Adelssystemen vor allem auf Hawaii wo es elf Adelsrange gab und Hauptlingssystemen mit Mana und Tabu vor allem in Melanesien uberlagert 219 denen wie zum Beispiel auf Hawaii Tahiti oder Tonga auch eine paradiesische Oberwelt fur den Adel und eine karge Unterwelt fur das gemeine Volk entspricht Das somit rein klassenspezifische System besitzt aber im mehr oder weniger ausgepragten Ahnenkult noch ein jenseitiges Korrektiv das allerdings in einigen Furstenherrschaften ebenfalls nur noch fur die Adelsschicht gilt Totemismus ist vor allem bei den Papuas Neuguineas verbreitet Insbesondere in Melanesien waren die Verwandtschaftsgruppen und Stammesverbande Trager des religiosen Lebens Allerdings finden sich fur Altpflanzer typische Fruh bzw Vorformen eines Totengerichtes mit Seelenvorstellungen vor allem dort wo wie insbesondere in Polynesien oft vielfaltige meist mit Naturerscheinungen assoziierte Gotterpantheons existieren und damit kosmogonisch auch eine meist als Kopie des Diesseits vorgestellte Unterwelt Die Betonung liegt hier aber meist noch auf der als beschwerlich geschilderten schamanischen Seelenreise deren Ziel die Vereinigung mit den fruher verstorbenen Stammes und Clanangehorigen ist an deren Ende aber eine Art Eintrittszeremoniell mit einer Prufung durch die Unterweltsgottheit stehen kann und damit eine Vorform des Totengerichts Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang bei vielen Volkern die Nachweise dass der Tote zu Lebzeiten gewisse Zeremonien durchlaufen hat was etwa durch das Vorhandensein von Tatowierungen nachzuweisen ist Ursprunglich scheint das Totenreich identisch mit dem Reich der Gotter gewesen zu sein hat sich dann aber offenbar mit der Vorstellung der Dema Gottheit die selbst weder gut noch bose ist unter die Erde verlagert da dort der Ursprung des Lebens und der Fruchtbarkeit imaginiert wurde die durch den Tod der Dema Gottheit erst geschaffen worden war so dass eine enge Verbindung zwischen Sterben und Fruchtbarkeit entstand die fur alle Pflanzervolker typisch ist wie sie Adolf Ellegard Jensen insbesondere am melanesischen Volk der Marind anim beobachtete 220 Bei den Maori gibt es mit Hine Ahua Rangi eine Unterweltsgottin Ihr Vater Tane tritt als Organisator der Welt auf und als Reprasentant des Guten Sein Gegenspieler Gott Tangaroa ist hingegen Verursacher des Bosen so dass man hier bereits einen kosmogonisch fundierten sekundar ethischen Dualismus vor sich hat 221 Als Todesgottin fungiert aber auch Hine nui te pō Grosse Frau der Nacht als Hine a tauira Gattin und Tochter zugleich des Tane die als sie von ihrer inzestuosen Entstehung erfuhr in die Unterwelt floh und sich dort einen neuen Namen gab Dort wirkt sie allerdings nicht als Totenrichterin vielmehr verkorpert sie die endgultige Aufhebung der mannlichen Kraft indem sie die Manner in den Tod zieht denn Rang gesellschaftliche Stellung und positive Daseinsmachte im Rahmen des tapu Systems wurden wesensmassig als mannlich betrachtet Frauen waren hingegen unrein und Quelle negativer Einflusse auf diese Krafte Ein weiterer Mythos bestatigt diese ganz andersartige und vor allem an altpflanzerlichen Fruchtbarkeitsvorstellungen orientierte Konzeption der Unterweltsgottheit In dieser Erzahlung wird der polynesische Trickster Halbgott und Kulturheros Maui bei dem Versuch getotet die Todesgottin zu vergewaltigen und so fur alle Lebewesen Unsterblichkeit zu erringen 222 Wie anderswo werden auch bei den Maori mana und tapu an den Einzelnen weitervererbt ebenso wie das heilige Stammesland Spater bildeten sich dann Maori Kirchen z B Ringatu und Ratana die die alte Religion mit der christlichen zu verschmelzen suchten einschliesslich der christlichen Jenseitsvorstellungen Die australischen Aborigines 223 wiederum haben diesen Kult der mythischen Ahnen der kein Ahnenkult im engeren Sinne ist 224 sondern die Verehrung mythischer Gestalten also Fantasiewesen die in verschiedenen Gestalten imaginiert werden zu einem hochkomplexen mythisch philosophischen System der Traumzeit weiterentwickelt in der ein Totengericht schon systembedingt ebenfalls keinen Platz findet denn alle moralischen Gesetze und Sitten in der Welt leiten sich aus der Verbindung zwischen sichtbarem und spirituellem Universum ab Lebende und Tote sind daher nicht zu trennen und die Ahnen haben ihren Sitz in Naturerscheinungen und Totems 225 Die Vorstellungen der Australier uber das Leben der Seele nach dem Tode sind allerdings relativ unklar und uneinheitlich Manche Stamme glauben dass die Seelen uber die Erde wandern andere dass sie nach Norden oder in den Himmel reisen oder dass sie sich kurz nach dem Tod in Nichts auflosen Entsprechend fehlt die Vorstellung von einem Jenseits und eine grosse Rolle spielen Seelenvorstellungen nicht 226 In manchen Mythen wird davon berichtet die Menschen seien fruher wie der Mond standig wiedergeboren worden und sie hatten schliesslich den Wunsch geaussert tot bleiben zu durfen 227 Amerika Bearbeiten In Amerika 228 haben sich sehr viele unterschiedliche ethnische Religionen entwickelt Wie andernorts sind die Jenseitsvorstellungen auch hier vor allem von der jeweiligen Subsistenzstrategie abhangig das heisst Jager und Sammler nomadisierender Viehhirte oder Bauer Bei den Letztgenannten sind sowohl in Nord wie in Sudamerika Vorstellungen und Fruchtbarkeitsmythen vorherrschend die per se ein Totengericht im Allgemeinen ausschliessen oder doch nur in Ansatzen zeigen Totemismus ist meist als Sippen oder Stammeskult verbreitet der animistische Geisterglaube ebenso Ein Ahnenkult kommt vorwiegend beim kommunalen Religionstyp vor und ist demnach bei den ackerbautreibenden Stammen wie den Pueblos vorhanden gewesen Katchina Insgesamt blieben vor allem in vielen Teilen Lateinamerikas noch alte Kulturmuster erhalten und entsprechend sind im Ausstrahlungsbereich der alten mesoamerikanischen und sudamerikanischen Hochkulturen oft auch noch Reste dieser Religionen lebendig wobei hier vor allem eine auffallige Vermischung mit dem Katholizismus zu beobachten ist zum Beispiel mit Christus als Sonnengott und Maria als Mondgottin Die Sonne erhebt sich dabei aus den heiligen Bergen und stirbt im Westen im Land der Toten 229 Der Jenseitsglaube orientierte sich am Diesseits in einigen Gebieten gab es Wiedergeburtsvorstellungen Man lebte als Toter in der Art fort wie man im Diesseits gelebt hatte 230 Soweit vorhanden sind neuere Vorstellungen von einem Totengericht vor allem in Iberoamerika oft wohl auch auf die Uberpragung durch das meist katholische Christentum zuruckzufuhren das vor allem in Lateinamerika gelegentlich lokale nicht eigentlich mehr als christlich zu bezeichnende Mischformen hervorgebracht hat denn selbst in den altamerikanischen Hochkulturen gab es solche Vorstellungen zwar doch waren sie allenfalls in Mittelamerika deutlich vorhanden siehe oben Nordamerika 231 In Nordamerika herrschte praktisch ausschliesslich der von einem starken animistischen Geisterglauben begleitete Ahnenglaube vor der aber schon wegen der nomadisierenden Lebensweise selten einen regelrechten Ahnenkult hervorbrachte Die Eskimos der Arktis etwa glaubten die Toten hatten ihren Wohnsitz im Himmel aber auch unter der Erde traf man mit den Ahnen wieder zusammen Ahnliche Vorstellungen gab es in der Subarktis 232 Bei den nordatlantischen Algonkin gab es statusabhangig Mumifizierungen und Zweitbestattungen wenn man die Toten auf Wanderungen mitnahm 233 Bei den Natchez und anderen nordlichen und Prariestammen existierte die Vorstellung der Knochenseele die erst nach der Reinigung der Knochen ins Jenseits gelangt Die Comanchen glaubten an eine Art Paradies An der pazifischen Nordwestkuste und der Nordostkuste herrschte der Glauben an einen Hochgott den Grossen Geist der bei den subarktischen Algonkin und Naskapi Manitu hiess und bereits ethische Anforderungen stellte teilweise bestanden dort Vorstellungen von einer Mehrfachseele Einige Stamme des Grossen Basins hatten die Vorstellung von einem Seelendualismus entwickelt Die Furcht vor Totengeistern war vor allem bei den kalifornischen Indianern verbreitet die auch an einen speziellen Totengott Kuksu glaubten dem umfangreiche Zeremonien gewidmet waren 234 Die Indianer des Sudwestens glaubten an ein Jenseits weit im Westen nach Sonnenuntergang oder im Himmel Eine Seele kam erst dann dorthin wenn ihr gewaltsamer Tod geracht war Haufig war vor allem in den Great Plains und im ostlichen Waldland die dualistische Zweiteilung einer sich bekampfenden Gotterwelt in Machte der Hohe und Machte der Tiefe Insgesamt deuten die Bestattungen in Nordamerika auf einen weit verbreiteten Glauben an ein Leben nach dem Tode hin Im Osten Nordamerikas streute man zudem roten Ocker meist Hamatit uber die Toten oder das ganze Grab Grabbeigaben sind haufig Auch die enormen mit reichen Beigaben bestuckten Sippengrabanlagen der Adena und Hopewell Kultur die teils einen den agyptischen Pyramiden vergleichbaren Aufwand betrieben es gab uber 100 000 von ihnen fur die Mounds von Poverty Points etwa wurden 405 000 m3 Erde bewegt der grosste erforderte etwa 3 Mio Arbeitsstunden 235 deutet in diese Richtung 236 All dies sind Symptome eines Ahnenkultes nomadischer Kulturen selbst dort wo Ackerbau betrieben wurde teilweise mit einer stadtischen Kultur wie etwa am mittleren Mississippi und unteren Ohio z B Cahokia mit 20 000 Einwohnern 237 Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die ab 1860 vor allem in den Great Plains entstandene Geistertanzbewegung die den Glauben an die Wiederauferstehung aller Indianer sowie die Vertreibung aller Weissen propagierte und messianische Zuge trug 238 Totengerichtsvorstellungen existieren jedoch auch in Vorformen in keiner der nordamerikanischen Ethnien Mittelamerika nordliches Sudamerika und Karibik 239 Dort finden sich neben dem Katholizismus vor allem in Nordmexiko Synkretismusformen mit den alten Eingeborenenreligionen bei einem dann ausgepragten Animismus aber auch Restbestande der alten hochkulturellen Religionen mit Gottern und Geistern siehe oben jedoch auch hier ohne wesentliche indigene Vorstellungen eines Totengerichts ausser den christlichen es sei denn durch Wiederaufnahme alter mesoamerikanischer Religionsvorstellungen wie sie etwa in der mexikanischen Provinz Chiapas einem alten Maya Gebiet sowie in Guatemala und auf der Halbinsel Yucatan zu beobachten sind Sudamerika 240 Hier zeigt sich aufgrund der grossen klimatischen und geographischen Unterschiede eine grossere Variationsbreite bei den Religionen die aber allesamt wo nicht synkretistisch oder vom Christentum gepragt ebenfalls das alte animistische Bild aufweisen wenn auch ein besonders vielfaltiges Doch gibt es im gesamten Sudamerika keine Gotter oder Kulturheroen die allen Indianern gemeinsam sind aber die Mythen sind trotz grosser Variationsbreite dennoch thematisch weitraumig miteinander verflochten Der Glaube an eine wie immer geartete Weiterexistenz nach dem Tod ist jedoch stark verbreitet Wie bereits in Mittelamerika sind auch hier ausserhalb des Christentums keinerlei Formen eines Totengerichtes zu beobachten obwohl Unterweltsvorstellung als Aufenthaltsort der Toten existieren wobei es wie bei den Xavante Zentralbrasiliens sogar Ordnungsprinzipien gibt denn in deren Unterwelt werden etwa die Toten streng nach Blutsverwandtschaft voneinander geschieden damit weltliche Konflikte sich nicht im Totenreich fortsetzen konnen Auch Prufungen mussen wahrend der Reise ins Jenseits durchlaufen werden das generell als Unterwelt imaginiert wird die allerdings ganz unterschiedlich also sowohl frohlich wie auch fade und elend sein kann aber im Allgemeinen ahnlich wie der Tod nicht gefurchtet und als Teil der Existenz verstanden wird Ubergangsriten etwa in Amazonien sind haufig desgleichen Zweitbestattungen und Kommunion mit den Toten Die Jenseitsvorstellungen sind insgesamt aber haufig vom Ahnenkult bestimmt auch dort wo trotz des hier besonders extremen Volkermordes durch die Conquistadoren alte andine Religionsformen der Inkas und ihrer Vorganger uberlebt hatten gelegentlich mit dem Glauben an einen otiosen Hochgott Neue Religionen Bearbeiten Tworuschka bezeichnet mit neuen Religionen 241 synkretistische Religionsgemeinschaften die in den letzten 200 Jahren entstanden sind und so stark von der dominierenden Religion abweichen dass sie nicht mehr als deren Abspaltungen Sekten angesehen werden konnen Bei den Mormonen etwa bei denen judische und christliche Elemente mit Eingebungen von Joseph Smith vermischt sind gibt es ein Totengericht das auf dem Prinzip der menschlichen Willensfreiheit beruht 242 Afrokaribische und sudamerikanische Religionen Haufig mischen sich in ihnen wie etwa im Voodoo 243 archaische Geistervorstellungen mit christlichen Inhalten Da sie meist in den Unterschichten verbreitet sind und auf soziale Ungerechtigkeiten reagieren werden sie als Bewaltigungsformen des als bedruckend empfundenen Diesseits und als schichtspezifisches Bindemittel gedeutet Uber ihre Jenseitsvorstellungen ist wenig bekannt Asien Die Totengerichtsvorstellungen bei den Baha i und in der Vereinigungskirche Moon Sekte sind weitgehend von der Grundreligion bestimmt oder nur schwach oder gar nicht ausgepragt Entwicklungen in der Moderne Bearbeiten Hermeneutik Bearbeiten Von einem Totengericht im eigentlichen und engeren Sinne kann man im Folgenden zwar nicht mehr sprechen wohl aber von ideologisch bzw religios gefarbten Vorgangen und Residuen im Zusammenhang mit eschatologischen und grundlegenden psychischen Vorgangen was die individuelle und kollektive Bewaltigung der Todesproblematik angeht Eine rein historisierende Darstellung des zentralen Konzeptes des Totengerichtes ware unvollstandig ohne die Betrachtung gedanklicher Strukturen Begrifflichkeiten und Motivationen mit denen es in der Neuzeit und bis in die Gegenwart verwoben ist oder die es beeinflusst Zahlreiche neuzeitliche Denker haben das ahnlich gesehen Oswald Spengler etwa schrieb 244 An den Tod den jeder zum Licht geborene Mensch erleiden muss knupfen sich die Ideen von Schuld und Strafe vom Dasein als einer Busse von einem neuen Leben jenseits der belichteten Welt und von einer Erlosung die aller Todesangst ein Ende macht Erst aus der Erkenntnis des Todes stammt das was wir Menschen im Unterschiede von den Tieren als Weltanschauung besitzen Oswald Spengler Der Untergang des Abendlandes Dennoch ist es heikel solche historischen Parallelen zu ziehen Bertrand Russell hat die Deutungsproblematik auf den Punkt gebracht als er im Zusammenhang mit den messianischen Zugen des Kommunismus etwas spottisch meinte Marx habe wohl das judische messianistische Geschichtsverstandnis fur den Sozialismus so ahnlich angepasst wie das Augustinus fur das Christentum getan habe Der dialektische Materialismus der nach Marx der geschichtlichen Entwicklung zugrunde liegt entsprache dabei dem biblischen Gott das Proletariat entsprache den Auserwahlten die Kommunistische Partei der Kirche die Revolution der Wiederkunft Christi und das kommunistische Reich dem Tausendjahrigen Reich Eine direkte Ubertragung in diesem Falle messianischer Ideen auf ideologische Gehalte der Moderne ist somit schon wegen der eindeutigen Unterschiede beider Systeme problematisch und eher semantischer Natur Dies ist nur insofern zulassig als sie sich auf aktuelle Ereignisse mit ahnlichen sozialen Dynamiken bezieht die eine vergleichbare mythische Basis haben die in starken Bildern elementare menschliche Erfahrungen und Hoffnungen ausdrucken 245 Entsprechend ist auch der Gedanke des Totengerichts in neuzeitlichem Kontext zu interpretieren als phanomenologisches Bezugssystem im Rahmen eines hermeneutischen Zirkels Die Holle wird auch theologischerseits heutzutage oft so gedeutet Hollen sind mythologische Bilder der existentiellen menschlichen Angst vor dem drohenden Absturz ins Nichts es sind negativ messianische Mythen 246 Sie seien wie das Totengericht Teil der sich verandernden Welt und Sozialinterpretation 247 Vorbemerkungen Bearbeiten nbsp Sakralisierte Darstellung Mao ZedongsDie Vorstellungen vom Jenseits von Himmel Holle und einem Totengericht sowie die damit verbundene Furcht und Hoffnung haben nach Ende des Mittelalters und vor allem nach der Aufklarung nicht aufgehort die Menschen zu beschaftigen Es ist daher nur zwangslaufig auch die in den folgenden Perioden aktuellen Konzepte in diesem Zusammenhang konkret und in den Indizien wertungsfrei zu sichten selbst wenn die Begrifflichkeit Totengericht nicht unbedingt ausdrucklich im mittelalterlichen oder antiken Sinne auftaucht Aber die Grundidee ist nach wie vor auch und gerade ausserhalb der Religionen vorhanden Sie beschaftigt die Menschen nutzt Gesellschaften und Staaten nicht nur im konservativen vielleicht sogar fundamentalistischen Sinne sondern auch in moderner sakularer und ideologisch transformierter Gewandung 248 Hier findet sich in erster Linie das von Theodor Adorno in Studien zum autoritaren Charakter dingfest gemachte Phanomen der Neutralisierung und Zersplitterung der Religion 249 Die Neutralisierung der Religion geht Hand in Hand mit ihrer Zersplitterung So wie die Betonung ihres praktischen Nutzens schliesslich die religiose Wahrheit von der religiosen Autoritat trennt so ist auch der spezifische Inhalt von Religion bestandig einem Prozess der Auswahl und Anpassung unterworfen Theodor Adorno Studien zum autoritaren Charakter Ein anderer Mechanismus in diesem Zusammenhang ist allerdings uralt die Sakralisierung der Macht wie sie sich vor allem ikonographisch noch an den Beispielen neuzeitlicher totalitarer Herrscher deutlich ablesen lasst 250 Und manche von ihnen wie etwa in Nordkorea Kim Il Sung wurden de facto fur unsterblich erklart andere erhielten Mausoleen als Totentempel wo sie wie Lenin Stalin Mao oder Hồ Chi Minh einbalsamiert zur Schau gestellt wurden und zumindest zeitweise Stalin z B die ehrfurchtige Bewunderung wenn nicht gar Anbetung durch das Volk erfahren Gustave Le Bon einer der Mitbegrunder der Massenpsychologie hat das Phanomen wie folgt beschrieben 251 Nicht nur dann ist man religios wenn man eine Gottheit anbetet sondern auch dann wenn man alle Krafte seines Geistes alle Unterwerfung seines Willens alles Gluten des Fanatismus dem Dienst einer Macht oder eines Wesens weiht das zum Ziele oder Fuhrer der Gedanken und Handlungen wird Heutzutage besitzen die grossen Seeleneroberer keine grossen Altare mehr wohl aber Statuen und Bilder und der Kultus den man mit ihnen treibt ist von fruheren nicht erheblich verschieden Fur die Massen muss man entweder ein Gott sein oder man ist nichts Gustave Le Bon Psychologie der Massen Denn Unterwerfung und Furcht sind nun einmal zentrale Aspekte jeder Macht wie etwa Bertrand Russell in Formen der Macht feststellt und auch die Grunde dafur nennt 252 In der Unterwerfung unter den gottlichen Willen liegt ein Sinn ausserster Sicherheit Alle Bereitschaft zur Unterwerfung ist in Furcht verwurzelt ob nun der Fuhrer dem wir uns unterwerfen menschlich oder gottlich ist S 19 Fur den Pragmatismus ist ein Glaube wahr wenn die Folgen angenehm sind Glaube an das hohere Verdienst eines Diktators hat angenehmere Folgen als Unglaube wenn man unter seiner Regierung lebt Uberall wo wirksame religiose Verfolgung herrscht ist der offizielle Glaube im pragmatischen Sinn wahr Die pragmatische Philosophie verleiht daher den Machthabern eine metaphysische Allgewalt die eine tagliche Philosophie ihnen verweigern wurde S 258 f Bertrand Russell Formen der Macht Sakularisierung Ideologisierung Instrumentalisierung Bearbeiten Im Verlauf der nachmittelalterlichen Sakularisierung im Gefolge von Reformation und Humanismus hielten neue Sichtweisen der Religionen Einzug Vor allem im 19 Jahrhundert bildeten sich Weltanschauungen heraus in denen jenseitige Elemente der Religion instrumentalisiert wurden oder im Sinne der materialistischen Vorstellungen umgedeutet wurden Verbindend ist das Phanomen des Verlustes der Transzendenz oder wie Richard Schaeffler feststellte Die Religionsgeschichte mundet in die vollige Verschleierung des Heiligen genauer seine Identifikation mit dem Profanen 253 Damit wurden auch religiose Vorstellungen wie das Totengericht meist sehr kritisch bzw absolut negativ bewertet selbst wenn kunstlerische Bewegungen wie die Romantik oder die Praraffaeliten sie in meist altertumelnder Manier rein ausserlich uberhohten oder Faschismus und Kapitalismus sie machtpolitisch instrumentalisierten Religiose Phanomene wurden sofern nicht ignoriert oder geleugnet auf drei Arten erklart entweder als rein psychische Substrate die den tiefenpsychologischen Mechanismen wie Verdrangung Projektion Abwehr oder Introjektion unterliegen als sozial bedingte Mechanismen im Rahmen der als Klassenkampf apostrophierten gesellschaftlichen Entwicklungen so vor allem im Marxismus Leninismus als evolutionar bedingte Entwicklungsstufen die der aufgeklarte Mensch nun hinter sich gelassen habe wie im Darwinismus und seinem garstigen Kind dem Sozialdarwinismus Dennoch zeigen vor allem die grossen Ideologien teils religiose Zuge ohne allerdings im engeren Sinne Religionen zu sein 254 jedoch mit einer starken Bindewirkung Erlosergestalten Heilsversprechungen und Erlosungsmotiven bis hin zu teils der Glaubenswelt entnommenen eschatologischen Vorstellungen die nun aber aufgrund der haufig materialistischen Grundkonzepte zwangslaufig ins Diesseits einer naheren oder ferneren Zukunft verlegt wurden auch dort wo religiose Hintergrunde noch vorhanden und integriert sind wie etwa in dem gottliche Gnadenwillen vorwegnehmenden Calvinismus Kapitalismus vor allem angelsachsischer Pragung wie ihn bereits die puritanischen Pilgervater nach Amerika brachten Typisch fur die ideologischen Konzepte der Moderne vor allem wenn sie konstituiert durch das eiserne Band des Terrors in totalitarer Gestalt mit einem Anspruch auf totale Welterklarung und unter dem Gesetz des Totens sowie mit der Furcht als Prinzip offentlich politischen Handelns Hannah Arendt 255 auftreten ist hier die Verlagerung des Totengerichts ins Diesseits So galt etwa im Dritten Reich der Wille des Fuhrers als absolut und quasigottlich 256 Und das hiess nach Schmitt hier auch oberster Richter in quasigottlicher Stellung ohne jede Kontrolle der wie die weitere Entwicklung zeigte dieses Recht auch so ausubte ganz ahnlich wie Vaterchen Stalin oder der Grosse Vorsitzende Mao auch sie absolut charismatische Gestalten Auch fur den sowjetischen KGB und seine Vorlaufer und Nachfolger lasst sich eine Funktion als sakularer Totenrichter bzw dessen Erfullungsgehilfen in den alten und klassischen Religionen waren das meist Damonen feststellen Beide Organisationen sandten ihre Opfer nach undurchsichtigen Prozessen oder burokratischen Prozeduren in Todeslager in die KZs die einen die dortigen Hollenwachter hiessen nicht umsonst Totenkopfverbande in die Gulags die anderen Beides waren diesseitige Hollen wie etwa Eugen Kogon in Der SS Staat oder Alexander Solschenizyn in Der erste Kreis der Holle sie nannten Marxismus Sozialismus und Kommunismus Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Chaos Theoriefindung fehlende Belege Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Im Kommunismus findet sich das eschatologische diesseitig zu verstehende Paradies der Werktatigen Dieses Konzept weist heilsgeschichtlich messianische Bezuge auf 257 258 Alle drei atheistischen Ideologien haben kaum Interesse fur religiose Fragen gezeigt ausser dass sie Religion als Unterdruckungsinstrument im Sinne von Marx und Engels ablehnten Marx nannte Religion ja Opium des Volkes Erst in ihren spateren totalitaren Auspragungen hat vor allem der Bolschewismus in der Sowjetunion und den von ihr nach und nach beherrschten oder beeinflussten Regionen z B China Nordkorea Ostblock die nicht zu leugnenden Vorteile von totengerichtsahnlichen Institutionen und Hollen bzw die Furcht davor fur die Machtsicherung erkannt Er und seine Nachahmer folgen damit aber in der Praxis nicht nur totalitaren Handlungsmustern sondern auch den klassischen religiosen Vorbildern die sie theoretisch so strikt ablehnten Sie belegten damit gleichzeitig die Nutzlichkeit solcher metaphysischen Institute wobei das alte Instrument der Todesstrafe nun wie auch im Faschismus zu einer standigen Drohung anwuchs Die normale individuelle menschliche Furcht vor dem Tod wurde so als Todesfurcht fur die Gesamtgesellschaft instrumentalisiert und erhielt dabei eine metaphysische Tendenz in dem Sinne dass jeder der dem idealen Endziel ob nun gesellschaftlich okonomisch territorial oder rassistisch im Wege stand im Interesse der Gesamtidee zu vernichten sei 259 Die sowjetischen Schauprozesse vor allem der 1930er die man wie die ahnlichen Prozesse vor dem NS Volksgerichtshof durchaus auch als diesseitige Totengerichtsverfahren interpretieren kann da ihre Urteile von der hochsten Gewalt namlich Stalin vorgegeben waren und regelmassig in die Holle der Gulags fuhrten oder in Todesurteilen endeten hatten vor allem den Zweck dies dem gesamten Volk klarzumachen 260 Faschismus Bearbeiten nbsp Adolf Hitler beim Reichsparteitag von 1936 in Nurnberg als sakralisierte Figur unter dem von Albert Speer konzipierten Lichtdom der ihm eine himmlische Aura verleihen sollteDie Faschisten in Europa 261 ubertrugen die in der christlichen Religion enthaltenen Heilserwartungen auf die eigene Ideologie Der Nationalsozialismus enthielt Komponenten eines als befreiende Heilstat verstandenen Gottesgerichtes Endlosung Endsieg Volksgerichtshof usw das negativ auf die Regimegegner die Feinde und unter rassischem Gesichtspunkt vor allem auf die Juden zielte Zahlreiche Zitate belegen die fur die Juden endzeitliche Ankundigung ihrer Vernichtung Umgekehrt wurde fur das deutsche Volk bzw die arische Rasse zunehmend der Fuhrer selbst zum Richter und Erloser Gleichzeitig entwickelten die Nationalsozialisten einen regelrechten Totenkult Bereits vor dem Krieg wurden die im Kampf fur die Partei Gefallenen als Blutzeugen verklart Insbesondere galt dies fur die Opfer des Hitlerputsches von 1923 Der Tod im Totenkult stellte eine Initiation ins Heldentum und ins ewige Leben dar bedeutete aber auch ein freiwilliges Opfer fur die Volksgemeinschaft Damit wurde dem Opfertod nachtraglich ein Sinn verliehen 262 Kapitalismus und Imperialismus Bearbeiten Max Weber hat in seiner vor allem auf den Calvinismus und Pietismus zielenden Schrift Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus 1904 05 versucht die innere Beziehung des Kapitalismus zum Protestantismus darzustellen Im Blick auf die Heilsgewissheit der Calvinisten schreibt Weber 263 Die Mahnung des Apostels Paulus zum Festmachen der eigenen Berufung wird hier als Pflicht im taglichen Kampf sich die subjektive Gewissheit der eigenen Erwahltheit und Rechtfertigung zu erringen gedeutet An Stelle der demutigen Sunder denen Luther wenn sie in reuigem Glauben sich Gott anvertrauen die Gnade verheisst werden so jene selbstgewissen Heiligen gezuchtet die wir in den stahlharten puritanischen Kaufleuten jenes heroischen Zeitalters des Kapitalismus und in einzelnen Exemplaren bis in die Gegenwart wiederfinden Und andererseits wurde um jene Selbstgewissheit zu erlangen als hervorragendes Mittel rastlose Berufsarbeit eingescharft Jenes religios geforderte vom naturlichen Leben verschiedene Sonderleben des Heiligen spielte sich das ist das Entscheidende nicht mehr ausserhalb der Welt in Monchsgemeinschaften sondern innerhalb der Welt und ihrer Ordnungen ab Diese Rationalisierung der Lebensfuhrung innerhalb der Welt im Hinblick auf das Jenseits war die Wirkung der Berufskonzeption des asketischen Protestantismus Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus Besonders der durch disziplinierte Lebensfuhrung bestimmte Calvinismus vollziehe damit eine Wendung vom jenseitigen Totengericht zum vorauseilend diesseitigen erfolgsabhangigen Bonus denn hier werde das Ergebnis des Totengerichtes als Heilsgewissheit bereits am Erfolg diesseitiger vor allem wirtschaftlicher Tatigkeit abgelesen und als rein menschliche Wertung vorweggenommen aber nicht mehr wie noch bei Luther dem gottlichen Gnadenwillen nach dem Tode anheimgestellt Daraus erklarten sich nach Weber zwanglos die Gesetzlichkeiten des westlichen Kolonialismus und Imperialismus bis hin zur Globalisierung wenn auch spatere Formen zunehmend ohne Askese praktiziert wurden Die bereits von Las Casas bestrittene Rechtfertigung des damaligen Kolonialismus und seiner Grauel wurde seit der spanischen Eroberung der Neuen Welt und ihrer exzessiven Sklaverei als Dienst an Gott und Beweis gottlicher Gnade angesehen 264 Der eigene Erfolg wurde und wird also als Folge und Bestatigung eines gottlichen Gnadenurteils gedeutet das sich im Hier und Jetzt auswirkt In der westlichen Moderne sind also die alten metaphysischen Vorstellungen vom Totengericht oft hinfallig bzw unhaltbar geworden manchmal auch innerhalb der Religionsgemeinschaften Sie wurden entweder durch atheistische Ablehnung agnostische Neutralitat religiose Gleichgultigkeit ausgeschaltet oder sie wurden transformiert und ersetzt im Sinne einer diesseitigen Vorwegnahme des Heils 265 Der gottliche Gnadenwille wurde als ausschliesslich am weltlichen Erfolg orientiert interpretiert Calvinismus Pietismus oder aber wie bereits in der Barockfrommigkeit in einer stark figurativen Verausserlichung von Glaubensinhalten Was bleibt ist eine Art psychische Leerstelle ein spirituelles Unbehagen angesichts des nach wie vor und trotz enormer wissenschaftlicher Fortschritte weiterbestehenden und prinzipiell nicht auflosbaren Unwissens uber das Leben nach dem Tode Dieses Unbehagen lasst viele in ostasiatischen Religionen Seelenwanderung in Quasireligionen wie der Esoterik oder in fundamentalistisches Gruppen nach Antworten suchen Der grundlegenden Frage ob nach dem Tod die eigene Lebensfuhrung bewertet wird kann kein Mensch ausweichen Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit und die damit einhergehende Angst gelten als fundamentaler Bestandteil der menschlichen Existenz 266 Zusammenfassung der wesentlichen Strukturen von Totengerichtsvorstellungen BearbeitenFasst man den Begriff des Totengerichts weit genug lassen sich folgende allgemeine Charakteristika feststellen Die Vorstellung von einem Totengericht enthalt wesensmassig Heils bzw Erlosungsversprechen und gewohnlich entsprechende Verdammungsurteile mit Strafzumessungen unterschiedlicher Schweregrade und Dauer in bestimmten dafur jeweils vorgesehenen metaphysischen Regionen Die fur ein Totengericht wesentlichen Kriterien und Auswahlmechanismen waren zu Beginn der Religionsgeschichte nicht so sehr ethisch bestimmt sondern vielmehr gesellschaftlich sozial sowie auch statusbedingt oder sie orientierten sich an der Todesursache und ahnlichen vergleichbaren Motiven Erst relativ spat basieren sie auf dem moralisch interpretierten Vergeltungsprinzip Ein Totengericht fand ursprunglich stets nach dem Tode im wie immer gearteten Jenseits statt wurde spater aber auch da machtpolitisch sinnvoll zumindest teilweise ins Diesseits verlagert und oder mit diesseitigen Eschatologien verbunden Ein Totengericht war meist institutionell strukturiert als formeller Gerichtshof mit Angeklagten Zeugen Anklagern und Richtern eventuell sogar Protokollanten In den ostasiatischen Religionen vor allem findet sich jedoch auch die Form des systemimmanenten Totengerichtes das keiner Institutionalisierung bedarf da es wesensmassig im Rahmen der Seelenwanderung bereits angelegt ist Meist wurden diese Formen dann aber noch durch Institutionalisierungen erganzt etwa im Buddhismus wo es jedoch als Teil des karmischen Erkenntnisprozesses und nicht als primares Entsuhnungsinstrument wie im Hinduismus fungiert wahrend es im Daoismus Konfuzianismus wiederum autonomer und regelrecht burokratischer Teil der Unterwelt ist und zunachst lediglich die Taten dort sanktioniert erst spater im Rahmen synkretistischer Vorgange zwischen Daoismus Buddhismus und Konfuzianismus auch ethische Wertigkeiten integriert Hauptmotive fur die Entstehung eines Totengerichtes waren Furcht vor dem Tod und die Hoffnung auf ein moglichst gunstiges Schicksal danach Ausgelost wurde dieser Glaube vermutlich durch die Entstehung differenzierter geschichteter Gesellschaften in denen die Machtpotentiale immer unterschiedlicher verteilt waren und Instrumente notig wurden diese auch ausserhalb des reinen Gewaltmonopols auf psychischer Ebene durch transzendente Straf bzw Belohnungselemente im Sinne von Furcht und Hoffnung stabil zu halten was ein rein schamanischer Ahnenkult mit seiner nicht strafbewehrten Seelenwelt jedoch nicht mehr leisten konnte Inwieweit dabei Klassenkampfmerkmale eine Rolle spielten wie die marxistische Geschichts und Religionsforschung postuliert ist strittig In vielen Religionen finden sich vor allem im historischen Langsschnitt haufig Ubergange und Mischformen zwischen den einzelnen Formen des Totengerichts Insgesamt fallt auf dass einige ethnische Religionen zwar eine ausgepragte Ahnenverehrung kennen jedoch kein Totengericht Wird diese Ahnenverehrung schwacher oder hort auf bilden sich neben ausgepragten Gottervorstellungen und haufig in Verbindung mit Vegetationskulten auch Konzepte einer dusteren Unterwelt heraus Die diesseitige gesellschaftliche Schichtung spiegelt sich in der Differenzierung der Toten die schliesslich zu Paradiesvorstellungen fuhrt zunachst nur fur die fuhrenden Schichten spater auf immer breiterer Basis Damit ergibt sich die Notwendigkeit eine selektierende Zwischeninstanz zu etablieren Sie tragt den immer machtiger werdenden ethischen Forderungen der Gottheiten Rechnung und lost so den alten ethisch indifferenten Ahnenkult allmahlich ab In den ostlichen Religionen mit ausgepragter Seelenwanderungslehre entwickeln sich auf der Grundlage der Vorstellung dass das Bose ins Gesetz des Karma eingebettet ist 267 innere Mechanismen die einem Totengericht entsprechen Die Totengerichtsvorstellungen sind haufig von eschatologischen Konzepten begleitet entweder von linearen wie in den monotheistischen Religionen oder zyklischen wie zum Beispiel in Mittelamerika und teilweise im Hinduismus Typisierung von Totengerichtsvorstellungen und die Entstehung des religiosen Bewusstseins BearbeitenIn der Religionswissenschaft werden Totengerichtsvorstellungen oft auch im Zusammenhang mit der Entstehung des religiosen Bewusstseins betrachtet und typisiert Dieses evolutionstheoretische hinterlegte Konzept dient dem Verstandnis der unterschiedlichen Vorstellungen Im Laufe der Geschichte entstanden demnach zusammen mit der Entstehung des religiosen Bewusstseins haufig bildhafte Vorstellungen uber das Jenseits den Tod die Holle das Paradies bzw die Seelenwanderung 268 Der belgische Religionswissenschaftler Julien Ries konzipierte in Anlehnung an Autoren wie Mircea Eliade und Jacques Cauvin sechs Stufen der Entwicklung des religiosen Bewusstseins Diese seien auch fur die Ausbildung von Bestattungsritualen und Totengerichtsvorstellungen von Bedeutung 269 Die erste Erfahrung des Heiligen durch die Natur Himmel Wetter Tag und Nacht Sonne Mond Sterne etc Diese Phase der fruhen Hierophanie sei eng mit der Entdeckung der Transzendenz und der Schaffung erster kultureller Phanomene verbunden Solche seien naturgemass durch den Zwang zur Beherrschung der Umwelt schon fruh hervorgebracht worden und hatten zwangslaufig bestimmte kognitive Konzepte der Erklarung des Unerklarlichen zur Grundlage 270 Das Nachdenken uber den Tod und das Leben danach Erste Bestattungen und Grabbeigaben im Mousterien etwa beim Neandertaler oder dem anatomisch modernen Menschen Homo sapiens z B aus der Qafzeh Hohle seien Zeichen dafur 271 Das Entstehen von Mythogrammen etwa in der frankokantabrischen Hohlenkunst Das religiose Bewusstsein einer Gemeinschaft manifestiere sich damit schon sehr konkret vor der Sesshaftwerdung 272 Die erste Darstellung der Gottheit Sie trete als mannlich weiblicher Dualismus vor allem in Venusfigurinen und Stierdarstellungen ab dem Natufien an der Schwelle zur Jungsteinzeit Neolithikum auf Vgl die Skulpturen von Gobekli Tepe und Nevali Cori 273 In Europa gehore die Vinca Kultur in diesen Zusammenhang 274 Es finde hier erstmals eine symbolische Umsetzung der Transzendenz beim Homo religiosus statt Darstellung von betenden Menschen Bestattungsriten mit eindeutig religiosen Bezugen 275 Die Sesshaftwerdung verandere Kultur und Religiositat dramatisch 276 Die Personifizierung des Gottlichen und dessen Darstellung in Statuen in den grossen Religionen der alten polytheistischen Hochkulturen Tempel und Priester Die haufig noch animalistisch beeinflussten Gotter sprachen mit den Glaubigen 277 In den grossen monotheistischen Religionen werde Gott zu einem einzigen allmachtigen Wesen das sich in das Leben der Glaubigen einmische Er spreche nicht mehr durch Orakel sondern direkt durch Offenbarungen und Propheten und werde zum fordernden Gott Hierophanie werde zur Theophanie 278 Im Rahmen dieser Stufenfolge geben vor allem folgende Phanomene Hinweise auf Vorstellungen vom Totengericht und die moglicherweise zugrunde liegenden Denkfiguren Primar die Bestattungsformen 279 Allerdings geben diesseitige Massnahmen wie Grabbeigaben besonders im spaten Palaolithikum in der fruhen und mittleren Jungsteinzeit keinerlei Auskunft daruber wie dieses Jenseits vorgestellt war 280 Ahnliches gilt fur die haufig und vielerorts nachgewiesene Nutzung von Ocker dessen Gebrauch wegen seiner antibakteriellen antiparasitaren und hygroskopischen Eigenschaften auch als praktische Massnahme gedeutet werden kann Sekundar liegt eine symbolische Bedeutung nahe so wie sich auch die Mumifizierung im Alten Agypten aus der naturlichen Trocknung in den Grabern der Wuste entwickelt hatte und erst sekundar religios aufgeladen worden war 281 Ab etwa dem 3 Jahrtausend ist jedoch nicht nur bei exzessiven Grabbeigaben und Bestattungen wie etwa Furstengrabern auch eine religiose Interpretation zulassig der zufolge die religiose Heilshoffnung in neuer Weise die Ewigkeitsdimension in Form einer expliziten Jenseitsexistenz einbezog 282 Dies gilt umso mehr wenn es einen Totenkult gab der auf das Ewigkeitsschicksal des Verstorbenen war 283 nbsp Sitzend bestattete Mumie der Moche Kultur einer Vorlauferkultur der Inkas in den AndenBeim Mumienkult wird das Diesseits wird als im Jenseits sich fortsetzend vorgestellt 284 Die Mumifizierungen dienten dazu dem Korper ein Fortleben im Jenseits zu ermoglichen 285 Das heisst aber dass man die jenseitige Welt ohne derartige massive Eingriffe nicht fur fahig hielt ein Weiterleben der Seele zu gewahrleisten Die alte Vorstellung von den Ahnen hatte sich somit strikt sakularisiert und auf Einwirkungen aus dieser Welt ausgerichtet 286 Dieser Gedanke ist seit der Jungsteinzeit gepragt von der Idee einer generellen Manipulierbarkeit der Welt die ins Jenseits reicht und haufig vom diesseitigen Status und den okonomischen Moglichkeiten des Toten bestimmt wird 287 Ahnliche Vorstellungen gab zum Beispiel bei den Maya und Azteken ebenso in der aus buddhistischen daoistischen und konfuzianischen Konzepten verschmolzenen chinesischen Religion und sie wurden schon sehr fruh zum Beispiel durch Grabbeigaben und Manipulationen an den Toten manifest Diese waren ursprunglich der Adelsschicht vorbehalten Diesseitige Ungleichheiten wurden ins Jenseits transportiert Die Prunkgraber weisen generell auf diesen Sachverhalt hin selbst dort wo keine oder kaum schriftliche Zeugnisse vorhanden sind In einer derart sakular ausgerichteten Totenwelt wirkte ein Totengericht nach dem Prinzip Hoffnung als ein die Ungerechtigkeiten der Welt ausgleichender und eine Heilsgewissheit bei entsprechender Lebensfuhrung suggerierender Filter 288 Dasselbe gilt fur die Tatsache dass in Agypten das von der Gottin der Gerechtigkeit Ma at uberwachte und vom alten Vegetationsgott Osiris geleitete Totengericht auch magisch beeinflusst oder gar beschwindelt werden konnte vgl die Pyramidentexte und Totenbucher Die Strafen wurden durch mitgebrachte Uschebti Tonfiguren ubernommen um dem Toten ein angenehmes ja luxurioses Leben im Jenseits zu ermoglichen Eine Ausnahme stellten die Pharaonen dar von denen man annahm dass sie direkt zu den Gottern reisten zu denen sie ja gehorten Allerdings hatten sie in nach anderen Texten durchaus vor dem Totengericht zu erscheinen Die Unterwelt das Jenseits enthielt mitunter ein spezielles Gefangnis fur Titanen und sonstige Unerwunschte ein willkurlicher Strafort Davon ist spater die Vorstellung der christlich judisch islamische Holle beeinflusst worden Im Islam gibt es gleich sieben davon aber auch im Christentum gibt es die Vorstellung vom Fegefeuer mit sieben Kreisen Die Holle bei Dante vgl Die Gottliche Komodie hatte sogar deren neun Diese und andere Vorstellungen sind wie die Seelenwanderung der Orphik und der Pythagoraer vor allem aber der ostlichen Religionen Hinduismus und Buddhismus derart uber den Dharma und Karma Gedanken in die Glaubenssysteme strukturell integriert dass der ethische Dualismus von Gut und Bose oder der spiritualistische von Hell und Dunkel hier in einen ontologischen Dualismus von verganglichem Sein und ewiger Ordnung und Harmonie umgewandelt wird Ein Totengericht ware unter diesen Voraussetzungen nicht mehr notig ist dort allerdings mit einem Totenrichter Yama vorhanden 289 Die genannten Phanomene sind symptomatisch fur das Verlangen nach einem schon im Diesseits bestimmbaren Erlosungsweg wie ihn etwa Max Weber in seiner Religionssoziologie darstellt 290 Weber zog unter Einbezug gesellschaftlicher Faktoren diesen Gedanken noch weiter aus Die Regel zumal bei Religionen die unter dem Einfluss herrschender Kreise stehen ist die Vorstellung dass auch im Jenseits die diesseitigen Standesunterschiede nicht gleichgultig bleiben werden weil auch sie gottgewollt waren bis zu den christlichen hochseligen Monarchen hinab Die spezifisch ethische Vorstellung aber ist Vergeltung von konkretem Recht und Unrecht aufgrund eines Totengerichts und der eschatologische Vorgang ist also normalerweise ein universeller Gerichtstag Himmel Holle und Totengericht haben fast universelle Bedeutung erlangt selbst in Religionen deren ganzem Wesen sie ursprunglich so fremd waren wie dem alten Buddhismus Max Weber Religionssoziologie S 316 f Literatur BearbeitenAllgemeine und spezielle NachschlagewerkeWilhelm Karl Arnold Hans Jurgen Eysenck Richard Meili Hrsg Lexikon der Psychologie 3 Bande 11 Auflage Herder Freiburg 1993 ISBN 3 451 23129 8 Gerhard J Bellinger Knaurs Lexikon Mythologie Weltbild Droemer Knaur Munchen Augsburg 2001 ISBN 3 8289 4154 0 Wolfgang Benz Hermann Graml Hermann Weiss Enzyklopadie des Nationalsozialismus 4 Auflage dtv Munchen 2001 ISBN 3 423 33007 4 John Bowker Das kleine Oxford Lexikon der Weltreligionen Anaconda Koln 2010 ISBN 978 3 86647 522 9 Brockhaus Enzyklopadie 19 Auflage F A Brockhaus Verlag Mannheim 1989 ISBN 3 7653 1100 6 Wolfgang Helck Eberhard Otto Kleines Lexikon der Agyptologie 4 Auflage Harrassowitz Verlag Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04027 0 Kurt Hennig Hrsg Jerusalemer Bibellexikon 3 Auflage Hanssler Neuhausen Stuttgart 1990 ISBN 3 7751 2367 9 Emil Hoffmann Lexikon der Steinzeit Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 42125 3 Thomas Patrick Hughes Lexikon des Islam Fourier Wiesbaden 1995 ISBN 3 925037 61 6 Adel Theodor Khoury Ludwig Hagemann Peter Heine Islam Lexikon Geschichte Ideen Gestalten 3 Bande Herder Freiburg 1991 ISBN 3 451 04036 0 Klaus Koch Eckart Otto Jurgen Roloff Hans Schmoldt Hrsg Das grosse Lexikon zur Bibel Tosa Wien 2004 Avraham Negev Hrsg Archaologisches Bibel Lexikon 2 Auflage Hanssler Neuhausen Stuttgart 1991 ISBN 3 7751 1685 0 The New Encyclopedia Britannica 15 Auflage Encycl Britannica Corp Chicago 1993 ISBN 0 85229 571 5 Religion und Mythologie allgemeinJan Assmann Monotheismus und die Sprache der Gewalt 2 Auflage Wiener Vorlesungen Band 116 Picus Wien 2007 ISBN 978 3 85452 516 5 Richard Cavendish Trevor O Ling Mythologie Eine illustrierte Weltgeschichte des mythisch religiosen Denkens Christian Verlag Munchen 1981 ISBN 3 88472 061 9 Harold Coward Das Leben nach dem Tod in den Weltreligionen HOHE Erftstadt 2007 ISBN 978 3 86756 010 8 Fernand Comte Mythen der Welt Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG Darmstadt 2008 ISBN 978 3 534 20863 0 Mircea Eliade Geschichte der religiosen Ideen 4 Bande Herder Freiburg i Br 1978 2002 ISBN 3 451 05274 1 Adolf Ellegard Jensen Mythos und Kult bei Naturvolkern Dtv Munchen 1992 ISBN 3 423 04567 1 OA 1951 Johannes Laube Hrsg Das Bose in den Weltreligionen Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG Darmstadt 2003 ISBN 3 534 14985 8 Julien Ries Ursprung der Religionen Pattloch Augsburg 1993 ISBN 3 629 00078 9 Richard Schaeffler Religiose Kreativitat und Sakularisierung in Europa seit der Aufklarung In Eliade Band 4 S 410 447 Fritz P Schaller Die Evolution des Gottlichen Ursprung und Wandel der 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Gondrom Verlag Bindlach 1993 ISBN 3 8112 1056 4 Tom Lowenstein Buddhismus Philosophie und Meditation Der Weg zur Erleuchtung Heilige Statten Taschen Koln 2001 ISBN 3 8228 1343 5 Siegfried Morenz Rechts und links im Totengericht In Siegfried Morenz Religion und Geschichte des alten Agypten Gesammelte Aufsatze Koln 1975 S 281 294 Wolfgang Muller Ethnologe Die Indianer Amazoniens Volker und Kulturen im Regenwald Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39756 5 Hermann Muller Karpe Handbuch der Vorgeschichte Band I Altsteinzeit 2 Auflage Beck Munchen 1977 ISBN 3 406 02008 9 Hermann Muller Karpe Grundzuge fruher Menschheitsgeschichte 5 Bande Theiss Stuttgart 1998 ISBN 3 8062 1309 7 Jocelyn Murray Hrsg Weltatlas der alten Kulturen Afrika Geschichte Kunst Lebensformen Christian Verlag Munchen 1981 ISBN 3 88472 042 2 Richard Nile Christian Clerk Weltatlas der alten Kulturen Australien Neuseeland und der Sudpazifik Geschichte Kunst Lebensformen Christian Verlag Munchen 1995 ISBN 3 88472 291 3 Hermann Parzinger Die Skythen Verlag C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 50842 1 Friedhelm Prayon Die Etrusker Geschichte Religion Kunst 4 Auflage Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 41040 5 Francis Robinson Weltatlas der alten Kulturen Der Islam Geschichte Kunst Lebensformen Christian Verlag Munchen 1982 ISBN 3 88472 079 1 Roemer und Pelizaeus Museum Hildesheim Glanz und Untergang des alten Mexiko Die Azteken und ihre Vorlaufer von Zabern Mainz 1986 ISBN 3 8053 0908 2 Hartmut Schmokel Kulturgeschichte des alten Orient Mesopotamien Hethiterreich Syrien Palastina Urartu Weltbild Augsburg 1995 ISBN 3 89350 747 7 Gershom Scholem Die judische Mystik in ihren Hauptstromungen 6 Auflage Suhrkamp Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 518 27930 0 Hans Wolfgang Schumann Buddhismus Stifter Schulen und Systeme Diederichs Olten 1998 ISBN 3 424 01461 3 Miloslav Stingl Die Inkas Ahnen der Sonnensohne Bechtermunz Eltville 1990 ISBN 3 927117 40 4 Christine Seeber Totengericht In Untersuchungen zur Darstellung des Totengerichts im Alten Agypten Deutscher Kunstverlag Munchen 1976 ISBN 3 422 00828 4 S 163 186 Waldemar Stohr Lebensraum Ozeanien In Geheimnisvolle Kultur der Osterinsel Schatze aus dem Land des Hotu Matua Weltbild Augsburg 1993 ISBN 3 89350 723 X S 39 52 Richard Waterstone Indien Gotter und Kosmos Karma und Erleuchtung Meditation und Yoga Taschen Koln 2001 ISBN 3 8228 1335 4 Richard Wilkinson Die Welt der Gotter im Alten Agypten Glaube Macht Mythologie Theiss Stuttgart 2003 ISBN 3 8062 1819 6 S 84 Herwig Wolfram Die Germanen 8 Auflage Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 44904 2 Religionssoziologie Anthropologie Klimatologie Philosophie Recht IdeologieAntonio R Damasio Der Spinoza Effekt Wie Gefuhle unser Leben bestimmen List Munchen 2003 ISBN 3 471 77352 5 Iring Fetscher Von Marx zur Sowjetideologie 10 Auflage Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1963 Roman Herzog Staaten der Fruhzeit Ursprunge und Herrschaftsformen 2 Auflage Verlag C H Beck Munchen 1998 ISBN 3 406 42922 X Otfried Hoffe 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560 Britannica Bd 26 S 516 f 521 f 528 Ries S 115 Hoffe S 13 20 Kelsen S 27 Schaller S 264 277 Herzog S 78 ff 99 vor allem aber Weber S 688 ff Kelsen S 26 Tokarew S 428 Britannica Bd 17 S 413 Britannica Bd 17 S 412 416 Helck Otto S 134 137 Breasted S 120 123 Britannica Bd 24 S 106 111 Baines Malek S 218 f Baines Malek S 220 f Lamb S 138 141 142 Schwarzbach S 224 f Britannica Bd 18 S 108 f Helck Otto S 137 Tokarew S 400 a b c d Britannica Bd 26 S 546 Helck Otto S 213 ff Schaller S 140 f Brockhaus Enzyklopadie 19 Aufl 1990 Bd 12 S 258 Schmokel S 102 307 f Schmokel S 292 295 Tokarew S 426 ff Cavendish S 88 ff 95 Gilgamesch Epos Zwolfte Tafel Ries S 90 Schmokel Gilgamesch Epos S 121 ff Tokarew S 426 f Schmokel Gilgamesch Epos S 118 ff Schmokle S 291 Britannica Bd 26 S 808 Helck Otto S 186 f Cavendish S 90 f Schmokel S 294 f Hierzenberger Glaube in den alten Hochkulturen S 44 f 1 Ries S 103 ff Tokarew S 435 448 Tworuschka S 251 256 Cavendish S 40 48 Hierzenberger S 81 118 Britannica Bd 29 S 1083 1088 Schweid S 27 Schweid S 21 Tokarew S 445 Tokarew S 440 448 Tokarew S 440 f zur ursprunglichen Bedeutung des Kain Abel Mythos s jedoch Beltz S 66 f Tokarew S 446 f Hennig S 344 354 f Hennig S 354 f Hennig S 605 f Negev S 24 34 113 Britannica Bd 24 S 119 124 Britannica Bd 24 S 122 Schmokel S 425 441 627 637 Eliade S 135 143 Britannica Bd 18 S 799 Krefeld S 62 67 Bellinger S 263 Eliade Bd 1 S 115 119 Cristofani S 136 167 Britannica Bd 18 S 793 Britannica Bd 18 S 791 Krefeld S 68 Golther S 537 Cavendish S 188 191 Demandt S 37 48 Cavendish S 170 177 Britannica Bd 18 S 764 767 Parzinger S 95 119 Wolfram S 58 64 Golther S 104 108 471 477 Britannica Bd 18 S 767 774 Golther S 475 Cavendish S 192 197 Tokarew S 258 274 Britannica Bd 18 S 782 ff Britannica Bd 18 S 774 781 Historiae V 4 Eliade Bd 2 S 151 158 Cavendish S 192 197 Tokarew S 258 274 Schneider S 490 495 Hierzenberger Glaube in den alten Hochkulturen S 140 170 Cavendish S 242 259 Eliade Bd 4 S 13 54 Glanz und Untergang des alten Mexiko S 120 154 Coe u a S 96 f 103 f 113 138 f 148 ff 159 170 181 f 198 f Britannica B 26 S 4 f Britannica Bd 26 S 15 f Glanz und Untergang des alten Mexiko S 128 131 Weber Teil 2 S 285 314 Scholem S 265 Assmann Monotheismus und die Sprache der Gewalt S 20 22 ff 36 53 u o Hennig S 89 ff 111 ff 354 f 531 f 895 f 898 Tworuschka S 11 25 Tokarew S 449 485 Britannica Bd 16 S 988 f Zur Archaologie siehe Finkelstein Silberman und Negev Coward S 21 41 Tokarew S 453 ff Britannica Bd 16 S 988 Laube S 13 29 Tokarew S 468 ff Tokarew S 473 Tokarew S 474 ff Hertzberg S 354 363 Tokarew S 479 a b Maimonides Introduction to Perek Helek hrsg u ubers v Maimonides Heritage Center S 22 23 Schweid S 53 f Tokarew S 481 Ovadja Josef 1 2 Vorlage Toter Link www politik de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Coward S 42 61 Hennig S 89 ff 111 ff 354 f 531 f 895 f 898 Tworuschka S 57 164 Tokarew S 602 651 Britannica Bd 16 S 992 f Eliade Bd 3 S 97 Tokarew S 631 f Tokarew S 690 Tokarew S 625 Schmidt S 208 220 Arnold Eysenck Meili S 1226 1234 Laube S 78 81 Britannica Bd 16 S 992 Laube S 82 ff 85 f 102 ff Hennig S 860 ff Wortlich nach Kurschmann Geflugelte Worte 2002 S 476 So balde der pfennige ins Becken geworffen un clunge so balde were die sele dofur er gelegte gen hymel Coward S 58 61 Hennig S 646 Tokarew S 639 Kung Christentum S 339 Cavendish S 162 f Britannica Bd 7 S 175 Coward S 62 77 Britannica Bd 16 S 991 f Britannica Bd 22 S 7 40 Robinson S 28 a b Hughes S 255 ff Khoury u a S 215 233 Tokarew S 660 Laube S 166 Hughes S 186 f Khoury S 717 f Hughes S 716 ff Koran Sure 3 Totenbuch des Islam S 77 91 101 ff 120 ff usw Britannica Bd 16 S 991 2b Khoury S 423 f Hughes S 670 a b Hughes S 463 f Khoury S 253 ff Laube S 131 ff 144 ff Laube S 132 ff Comte S 175 Cavendish S 18 ff Coward S 78 99 Britannica Bd 16 S 989 ff Bd 20 S 519 558 Johnson S 39 Laube S 202 Tokarew S 352 384 Tworuschka S 257 275 Schweid S 163 ff a b Johnson S 64 Tokarew S 370 Johnson S 45 50 Britannica Bd 16 S 989 Cavendish S 18 Laube S 201 Laube S 229 246 Tworuschka S 339 346 Britannica Bd 22 S 247 253 Britannica Bd 22 S 249 f Waterstone S 44 f 136 f Tworuschka S 283 ff Britannica Bd 27 S 284 287 Coward S 100 118 Tworuschka S 291 308 Britannica Bd 15 S 263 303 Bellinger S 86 f Laube S 268 Britannica Bd 17 S 403 Waterstone S 34 Tworuschka S 296 Waterstone S 35 Schumann S 87 98 Schumann S 93 f Tworuschka S 300 308 Schumann S 55 132 Schumann S 133 218 Schumann S 220 ff Tworuschka S 307 f Schumann S 223 228 Lowenstein S 132 f Bellinger S 86 f Schumann S 77 Schumann S 79 ff Laube S 273 f Laube S 273 278 280 339 ff Laube S 343 345 ff Coward S 108 118 Laube S 287 Schumann S 288 ff Tworuschka S 305 ff Coward S 119 134 Tworuschka S 349 368 Tokarew S 314 338 Britannica Bd 28 S 383 396 Tworuschka S 349 356 Tokarew S 331 Britannica Bd 16 S 653 662 Britannica Bd 26 S 546 Blunden Elvin S 188 Tokarew S 335 Tworuschka S 355 f Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung Kap XVII Dem Volke dienen S 202 f Verlag fur fremdsprachige Literatur Peking 1972 Hierzenberger Chinesen und Japaner S 29 f 72 f Hierzenberger Chinesen und Japaner S 29 ff Tokarew S 321 f 326 f Hierzenberger Chinesen und Japaner S 72 79 Tokarew S 334 Hierzenberger Chinesen und Japaner S 79 Eliade Bd 4 S 56 Jade Bericht Jade Record aus der englischen Wikipedia Hierzenberger Chinesen und Japaner S 98 Britannica Bd 5 S 814 Bd 10 S 738 Hierzenberger Chinesen und Japaner S 75 ff Comte S 234 f Britannica Bd 17 S 437 Eliade Bd 4 S 313 f 324 Britannica Bd 27 S 280 f Shōmen Kongō Kōshin Comte S 238 f Britannica Bd 6 S 550 Bellinger S 551 f Tworuschka S 423 f Tokarew S 347 ff Britannica Bd 9 S 1009 Tworuschka S 405 437 Brockhaus Bd 8 S 482 f Weber Wirtschaft und Gesellschaft S 264 319 ff Tokarew S 50 Tokarew S 120 139 Eliade Bd 4 S 89 142 Cavendish S 48 f Tworuschka S 416 ff Tworuschka S 418 f Tworuschka S 428 f Jensen S 164 260 280 Weber Wirtschaft und Gesellschaft S 267 Murray S 31 41 Baumann Bd 1 S 503 Baumann Bd 1 S 804 Cavendish S 219 f Tokarew S 183 Baumann Bd 1 S 620 ff Tokarew S 186 ff Baumann Bd 1 S 467 695 Bd 2 S 173 f 531 ff Baumann Bd 2 S 82 Baumann Bd 1 S 402 782 f Baumann Bd 2 S 57 Baumann Bd 1 S 469 Bd 2 S 82 Jensen S 139 ff Berteaux S 28 Baumann Bd 2 S 341 f Baumann Bd 2 S 452 f Baumann Bd 2 S 265 ff Baumann Bd 2 S 195 f Baumann Bd 2 S 199 558 569 591 Baumann Bd 2 S 491 Murray S 35 Tokarew S 79 119 Eliade Bd 4 S 143 183 Stohr S 47 51 Comte S 250 Esen Baur S 99 f Cavendish S 274 f Jensen S 137 141 384 389 Comte S 248 f Cavendish S 274 f Comte S 254 f Cavendish S 284 292 Tokarew S 43 78 Eliade S 184 207 Tokarew S 50 73 Nile S 37 f Tokarew S 65 74 Cavendish S 288 Cavendish S 230 241 260 265 Tokarew S 140 175 Coe S 220 ff Tokarew S 167 f Britannica Bd 13 S 359 391 Cavendish S 230 241 Lang S 74 103 f Lang S 138 Lang S 173 244 324 350 352 C W Ceram Die ersten Amerikaner 1972 S 211 235 Haberland S 168 Haberland S 223 ff Lang S 287 f Britannica Bd 13 S 391 402 Cavendish S 260 Britannica Bd 13 S 402 417 Cavendish S 260 265 Muller S 167 ff Tworuschka S 383 404 Tworuschka S 400 f Cavendish S 266 270 Oswald Spengler Der Untergang des Abendlandes Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte C H Beck Munchen 1980 OA 1923 ISBN 3 406 02531 5 S 574 f Britannica Bd 17 S 408 Schaller S 342 Schaller S 360 Schaller S 291 300 Theodor Adorno Studien zum autoritaren Charakter Suhrkamp tb Frankfurt 1995 OA 1950 ISBN 3 518 28782 6 S 292 Weber Religionssoziologie S 253 Gustave Le Bon Psychologie der Massen Nikol Verlag Hamburg 2009 ISBN 978 3 86820 026 3 S 74 76 Bertrand Russell Formen der Macht Anaconda Verlag Koln 2009 OA 1947 ISBN 978 3 86647 360 7 S 19 258 f Zit nach Schaeffler S 411 In Mircea Eliade Geschichte der religiosen Ideen Britannica Bd 20 S 768 ff Hannah Arendt Elemente und Ursprunge totaler Herrschaft Antisemitismus Imperialismus totale Herrschaft 7 Aufl Piper Verlag Munchen 2000 OA 1951 ISBN 3 492 21032 5 S 953 f 958 964 973 Hofer S 101 107 Fetscher S 24 Paradies der Werktatigen Benz u a S 94 Brockhaus Bd 19 S 304 Schaeffler S 439 444 Benz u a S 763 f Weber Die protestantische Ethik S 97 und 138 Coe S 19 ff Schaeffler S 414 ff Damasio S 312 f Laube S 9 f zur Gesamtdiskussion des Problems Religion in der Moderne siehe Schaller S 291 360 Schaeffler S 410 447 Oeser S 27 184 196 Schaller S 173 Bellinger S 122 f 205 f 515 Ries S 153 f Ries S 26 29 150 f Ries S 30 33 Ries S 34 53 Schmidt S 201 Ries S 62 65 Ries S 54 57 Ries S 78 81 Schmidt S 243 257 Ries S 87 105 Ries S 106 114 Britannica Bd 26 S 804 810 Muller Karpe Altsteinzeit S 229 241 Grundzuge Bd 1 S 28 33 Schaller S 83 f Muller Karpe Bd 1 S 101 Helck Otto S 192 Muller Karpe Bd 1 S 226 Muller Karpe Bd 1 S 227 f Helck Otto S 192 f Britannica Bd 4 S 468 f Bd 16 S 987 Bd 24 S 110 Bd 26 S 807 Britannica Bd 17 436 ff Schaller S 119 f Britannica Bd 26 S 804 810 Weber 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