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Pierre Bertaux 8 Oktober 1907 in Lyon 14 August 1986 in Saint Cloud Departement Hauts de Seine war ein franzosischer Germanist Politiker und Geheimdienstfachmann in der Resistance Er war Offizier der Ehrenlegion Trager des Croix de guerre und Compagnon de la Liberation Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenPierre Bertaux war Sohn des Germanisten Felix Bertaux Auch sein Grossonkel Felix Piquet war Germanist Durch seinen Vater der grosse Verdienste bei der Durchsetzung des Werkes von Gerhart Hauptmann in Frankreich erworben hatte und mit vielen deutschen Exilschriftstellern befreundet war wurde Pierre schon fruh mit deutscher Kultur und Literatur bekannt Er besuchte zunachst Lycees in Rouen und Mainz spater die Lycees Janson de Sailly und Louis le Grand in Paris Nach dem Wechsel auf die Ecole normale superieure ENS 1926 zahlten zu seinen Schulkollegen u a Jean Paul Sartre und Raymond Aron Anschliessend studierte Bertaux in Paris und Berlin Er war 1927 bis 1928 der erste franzosische Student an der Berliner Universitat nach dem Ersten Weltkrieg und Lektor am Romanistischen Institut bei Eduard Wechssler 1 In Berlin lernte Bertaux Brigitte Bermann Fischer die Tochter Samuel Fischers und Golo Mann kennen mit denen ihn langjahrige Freundschaften verbanden 2 Mit seiner Dissertation Holderlin Essai de biographie interieure wurde Bertaux 1936 3 zum seinerzeit jungsten Docteur es lettres in Frankreich promoviert 1932 war Bertaux Wahlhelfer fur den sozialistischen Abgeordneten Pierre Vienot der sich in den spaten 1920er Jahren fur das Comite Franco Allemand d Information et de Documentation auch bekannt als Mayrisch Komitee und eine deutsch franzosische Wiederannaherung einsetzte 1934 35 war Bertaux im Auftrag von Georges Mandel beim franzosischen Rundfunk als Chef des emissions parlees Sendeleiter fur Wortsendungen tatig 1936 37 war er Buroleiter bei Vienot der inzwischen als Unterstaatssekretar fur Auswartige Angelegenheiten Unabhangigkeits Statuten fur die franzosischen Mandatsgebiete Libanon und Syrien entwickelte 4 In den beiden folgenden Jahren ubernahm Bertaux Lehrauftrage im Fach Deutsch an den Universitaten von Rennes und Toulouse Von 1939 bis 1940 gehorte Bertaux der franzosischen Armee an zunachst als Ubersetzer dann beim Informationsministerium als Organisator deutschsprachiger Sendungen Nach der franzosischen Niederlage 1940 war er in der unbesetzten Zone Sudfrankreich eine der fuhrenden Personlichkeiten der Resistance 5 1941 wurde er verhaftet und von einem Militargericht des Vichy Regimes in Toulon zu einer Freiheitsstrafe verurteilt Nach seiner Entlassung ging er in den Untergrund und wurde wahrend der Liberation 1944 Regierungsbevollmachtigter Commissaire in Toulouse Von 1946 bis 1947 war er Kabinettsdirektor fur offentliche Arbeiten und Transportwesen in den Jahren 1947 48 Prafekt im Departement Rhone Nach weiteren Verwaltungstatigkeiten wurde er 1949 zum Direktor der Surete nationale ernannt Diesen Posten verlor er als er 1951 vor Gericht bezeugt hatte dass er sich auf ein Ehrenwort des Gangsters Paul Leca 1905 1966 der die Juwelen der Begum stahl verlassen konne Als Berater des S Fischer Verlags war er zu Beginn der 1950er Jahre massgeblich an dessen Entscheidung beteiligt kunftig auch Taschenbucher zu veroffentlichen Von 1953 bis 1955 sass Pierre Bertaux als Senator fur Franzosisch Sudan das heutige Mali im Senat 1958 setzte Bertaux dann seine Hochschullaufbahn fort und lehrte bis 1965 Germanistik an der Universitat Lille Zusammen mit Ilse Grubrich Simitis beriet er Anfang der 1960er Jahre den S Fischer Verlag beim Aufbau der Paperback Reihe Welt im Werden die sich mit damals wegweisend neuen Themen wie Evolutionsbiologie Kybernetik Automation u a beschaftigte Von 1965 bis 1981 war er Professor an der Sorbonne 1968 grundete er das Institut d allemand d Asnieres heute Departement Etudes germaniques der Universite Sorbonne Nouvelle Paris 3 das er als Direktor leitete und das ihm als Laboratorium fur neue Formen der Germanistik diente schriftliche und mundliche Unterrichtssprache war Deutsch als Unterrichtsmaterialien sollten deutschsprachige Tageszeitungen und Massenmedien dienen Alle Studierenden sollten ein Jahr an einer deutschen Universitat und ein halbes Jahr in einem deutschen Unternehmen die deutsche Kultur civilisation allemande in der Realitat kennenlernen Ziel der Ausbildung waren junge Europaer Bertaux engagierte sich auch stark fur einen deutsch franzosischen Studentenaustausch 6 1970 wurde Bertaux in Deutschland mit der Goethe Medaille und 1975 mit dem Heinrich Heine Preis der Stadt Dusseldorf ausgezeichnet Bertaux starb am 14 August 1986 3 im Alter von 78 Jahren in Saint Cloud Hauts de Seine Sein Sohn Daniel Bertaux 7 ist ein renommierter Soziologe sein Sohn Jean Loup Bertaux 8 ein bekannter Astronom sein Sohn Michel ist Jurist Als einer der bedeutendsten franzosischen Germanisten des 20 Jahrhunderts hat Bertaux der Holderlin Forschung neue Impulse gegeben auch wenn seine Thesen in Bezug auf das Jakobinertum des schwabischen Dichters und bezuglich der Aussage dass Holderlin nicht geisteskrank sondern ein edler Simulant war bis heute umstritten blieben Bertaux galt ausserdem als exzellenter Goethe Kenner Sein Denken reichte in vielem uber den gewohnten Rahmen des akademischen Faches Germanistik sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland hinaus Werke Auswahl BearbeitenAuf Franzosisch Holderlin Essai de biographie interieure Paris Hachette 1936 La mutation humaine 1964 La liberation de Toulouse et de sa region ed Hachette 1973 Holderlin ou le temps d un poete Paris Gallimard 1983 Memoires interrompus par Pierre Bertaux Hansgerd Schulte Presses Sorbonne Nouvelle 2000 ISBN 2910212149 Un normalien a Berlin Lettres franco allemandes 1927 1933 Hrsg von Hans Manfred Bock PIA Asnieres 2001 Publications de l Institut d Allemand 29 ISBN 2 910212 16 5 teilweise mit deutscher Ubersetzung Auf Deutsch Mutation der Menschheit Zukunft und Lebenssinn Scherz Munchen 1963 auch unter dem Titel Mutation der Menschheit Diagnosen und Prognosen bei S Fischer Frankfurt M 1963 Afrika Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart Fischer Weltgeschichte Bd 32 S Fischer Frankfurt M 1966 Holderlin und die Franzosische Revolution Suhrkamp Frankfurt M 1969 Neuauflage Aufbau Berlin 1990 ISBN 978 3351017057 Wie ich Germanist wurde In Siegfried Unseld Hrsg Wie warum und zu welchem Ende wurde ich Literaturhistoriker Eine Sammlung von Aufsatzen aus Anlass des 70 Geburtstags von Robert Minder S 27 38 Suhrkamp Frankfurt M 1972 Friedrich Holderlin Suhrkamp Frankfurt M 1978 ISBN 3 518 02148 6 Neuauflage Insel Frankfurt M 2000 ISBN 978 3458343523 Ein franzosischer Student in Berlin In Sinn und Form 35 1983 H 2 S 314 327 Gar schone Spiele spiel ich mit dir Zu Goethes Spieltrieb Insel Frankfurt M 1986 ISBN 978 3458145042Literatur BearbeitenBrigitte B Fischer Uber den Herausgeber In Friedrich Holderlin Dichtung Schriften Briefe Ausgewahlt und herausgegeben von Pierre Bertaux Fischer Bucherei 184 Fischer Frankfurt M 1957 Ingrid Riedel Hrsg Holderlin ohne Mythos Kleine Vandenhoeck Reihe 356 357 358 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1973 ISBN 3 525 33323 4 Hansgerd Schulte Hrsg Spiele und Vorspiele Spielelemente in Literatur Wissenschaft und Philosophie Eine Sammlung von Aufsatzen aus Anlass des 70 Geburtstages von Pierre Bertaux Suhrkamp Frankfurt M 1978 ISBN 3 518 06985 3 Chryssoula Kambas La famille Bertaux In Michel Espagne und Michael Werner Hrsg Histoire des etudes germaniques en France 1900 1970 frz CNRS Editions Paris 1994 S 205 222 ISBN 2 271 05054 5 Gaby Sonnabend Pierre Vienot 1897 1944 ein Intellektueller in der Politik Pariser historische Studien 69 Oldenbourg Munchen 2005 ISBN 3 486 57563 5 Rita Pokorny Liebe als Methode Zum 100 Geburtstag von Pierre Bertaux In Sinn und Form 59 2007 H 6 S 847 854Einzelnachweise Bearbeiten Pierre Bertaux Un normalien a Berlin Lettres franco allemandes 1927 1933 Hrsg von Hans Manfred Bock PIA Asnieres 2001 Publications de l Institut d Allemand 29 ISBN 2 910212 16 5 Golo Mann Erinnerungen und Gedanken Teil 2 Lehrjahre in Frankreich S Fischer Frankfurt M 1999 ISBN 3 10 047911 4 Pierre Bertaux Ein franzosischer Student in Berlin In Sinn und Form 35 1983 H 2 S 322 a b Biographie Pierre Bertaux franz der Homepage des Ordre de la Liberation Sonnabend 2005 S 348 356 Theodore H White Glut in der Asche Europa in unserer Zeit S Fischer Frankfurt M 1954 S 131 Henri Nogueres M Degliame Fouche J L Vigier Histoire de la Resistance en France de 1940 a 1945 1 La premiere annee Juni 1940 Juin 1941 Laffont Paris 1967 S 338 und 358 das sog Germanistenprogramm seit 1985 Programme d Etudes Allemandes PEA zu Bertauxs Bemuhungen s Reinhart Meyer Kalkus Die akademische Mobilitat zwischen Deutschland und Frankreich 1925 1992 In DAAD Forum 16 S 131 132 Deutscher Akademischer Austauschdienst Bonn 1994 ISBN 3 87192 511 X fr Wikipedia Daniel Bertaux fr Wikipedia Jean Loup BertauxWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Pierre Bertaux im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alexander Schmidt Gernig Europa als Kontinent der Zukunft Pierre Bertaux und die Zeitdiagnostik der 1960er Jahre auf Clio online Fachportal fur die Geschichtswissenschaften zuletzt gepruft am 3 Marz 2011 Abgedruckt in Rudiger Hohls Iris Schroder Hannes Siegrist Hrsg Europa und die Europaer Quellen und Essays zur modernen europaischen Geschichte Franz Steiner Verlag Wiesbaden 2005 ISBN 3 515 08691 9Normdaten Person GND 118510053 lobid OGND AKS LCCN n83154298 VIAF 108610263 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bertaux PierreKURZBESCHREIBUNG franzosischer GermanistGEBURTSDATUM 8 Oktober 1907GEBURTSORT LyonSTERBEDATUM 14 August 1986STERBEORT Saint Cloud Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Bertaux amp oldid 230606811