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Gehenna ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur die Band siehe Gehenna Band Die hebraische Bezeichnung Ge Hinnom seltener auch Ge Ben Hinnom ג י ה נ ם oder ג י ב ן ה נ ם Gej Ben Hinnom deutsch Schlucht des Sohnes Hinnoms ist ein Ortsname im biblischen Juda das in der griechischen Ubersetzung des Alten Testaments Septuaginta teils ubersetzt teils in der grazisierten Form Gehenna gaienna 1 oder ahnlich gaibenenom gai banai ennom wiedergegeben wurde Spatestens seit der Zeit des Konigs Hiskija 8 Jahrhundert v Chr befand sich in dem Tal eine wichtige Nekropole wie Ausgrabungen seit 1927 gezeigt haben Heute tragt dieser Ort den Namen Wadi er Rababi 2 Das Tal von Ge Hinnom um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung im Alten Testament 2 Bedeutungswandel 3 Neues Testament 4 Koran 5 Anlagen im Tal 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenVerwendung im Alten Testament BearbeitenIm Gebiet der Schlucht befand sich die Grenze zwischen den Stammen Juda und Benjamin zwischen dem Refaim Tal und Ejn Rogel Rogel Quelle Erstmals erwahnt wird Gehinnom im Buch Josua als tiefe schmale Schlucht am Fusse der Mauern Jerusalems Jos 15 8 EU Die Schlucht liegt im Suden der Jerusalemer Altstadt Sie reicht vom Fuss des Berges Zion in ostlicher Richtung bis zum Kidrontal Zur Konigszeit wurden in Gehinnom sowie in Tofet dem Moloch Kinderopfer dargebracht Der Prophet Jeremia verurteilte mehrmals diesen Kult und sagte voraus dass aus diesem Grund Tofet und Gehinnom Mordtal genannt wurden Jer 19 6 EU In Jes 66 24 EU findet sich die Prophezeiung dass man hinausgehen werde um an einem nicht naher bezeichneten Ort die Leichen derjenigen die von Gott abtrunnig wurden zu besichtigen Diese unbegraben bleibenden Leichen gemeint sind offenbar rebellische Angehorige des Volkes Israel 3 werden als Ekel bezeichnet Dieses Thema wird spater im Markusevangelium Mk 9 43 45 47 EU wieder aufgegriffen und erst dort die ausdrucklich auf die Gehenna bezogene Aussage gemacht dass ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht erlischt Mk 9 48 EU Bedeutungswandel Bearbeiten nbsp Das Hinnomtal heute In der hellenistischen Epoche wurde der Name der Schlucht in prophetischen Texten auf ein als Strafort gedachtes Totenreich ubertragen Dieser Bedeutungswandel ist in den Quellen nicht in allen seinen Schritten belegt doch lasst sich der Vorgang ungefahr rekonstruieren Nach einer Hypothese von Lloyd R Bailey bildete den Ausgangspunkt eine Kultstatte der chthonischen in der Erdtiefe waltenden Gottheit Moloch im Hinnomtal 4 Altare wurden nach einem verbreiteten Brauch moglichst an Orten errichtet die als Kontaktpunkte zum Reich des betreffenden Gottes geeignet waren weil sie sich nach Ansicht der Glaubigen in der Nahe dieses Reichs befanden oder gar dessen Eingangspforte bildeten Die Kultstatte im Hinnomtal wo das Blut der geopferten Menschen und Tiere zur Erde geleitet wurde war demnach in der Vorstellung der Opfernden der Eingang zu einem unterirdischen Totenreich Dieses erhielt daher seinen Namen von dem Ort an dem sich sein Eingang befand 5 Die eschatologische Konnotierung des Tales als Ort einer kunftigen Bestrafung Verstorbener knupft an Jeremia 7 30 34 Lut an wo der Molochkult im Hinnomtal als Grund fur eine kunftige Strafe genannt wird Eine Deutung bezieht diese Prophetie auf die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II Dieser Text ist nach Meinung einiger Wissenschaftler demzufolge erst nach der Katastrophe der Eroberung entstanden Sein Verfasser legt dieser Meinung zufolge die Prophezeiung Jeremia in den Mund womit er beabsichtigt erfahrenes Unheil als Strafe zu interpretieren Durch diese Prophetie Jeremias wird damit erstmals das bisher nur als Schauplatz vergangener Vergehen bekannte Tal zum Ort einer kunftigen Strafe Die dabei gewahlten Formulierungen kundigen das zu erwartende Unheil so an dass es zu jedem spateren Zeitpunkt als Ansage noch immer bevorstehender Strafen gedeutet werden konnte Die offene Formulierung ermoglichte es den Lesern ihre Gerichtserwartung immer weiter in die Ferne und schliesslich bis ans Ende der Geschichte zu rucken 6 Dieser Prozess der Eschatologisierung vollzog sich dann in den Apokryphen zum Alten Testament Im apokryphen Athiopischen Henochbuch 3 2 Jahrhundert v Chr wird das Hinnomtal nicht namentlich genannt ist aber offensichtlich in den Beschreibungen eines kunftigen Bestrafungsorts nach dem Gottesgericht gemeint Dort ist von einem von Feuer erfullten Abgrund die Rede 1 Enoch 90 26 Im 4 Buch Esra und in den Sibyllinischen Orakeln um 100 n Chr wird die Gehenna ausdrucklich als Ort fur die kunftige Bestrafung der Ubeltater bezeichnet Die Bestrafung soll gemass Gottes Urteil nach einer leiblichen Auferstehung erfolgen 7 In der rabbinischen Literatur finden sich zwei Vorstellungen von Gehenna als Ort einer von Gott verhangten Strafe Die eine geht von einer Auferstehung der Toten und einem anschliessenden Gerichtsurteil aus die Ubeltater werden zur Vergeltung fur ihre Sunden in die Gehenna geschickt die materiell aufgefasst wird Dem anderen Konzept zufolge ist die Gehenna eine spirituelle Holle fur die Seelen die jeweils unmittelbar nach dem Tod des Menschen dort ihre reinigenden Strafen empfangen Die Bestrafung wird in der rabbinischen Literatur fur manche der von ihr Betroffenen als befristet fur andere als ewig betrachtet Die Letzteren werden im Talmud als Kinder der Gehenna bezeichnet 8 Die Vorstellung dass der Aufenthalt in der Gehenna in der Regel ein Jahr dauere fuhrte im Judentum zu dem Brauch dass das Kaddisch Gebet von den Hinterbliebenen wahrend des ersten Jahres nach dem Tod ihres Angehorigen taglich gesprochen wurde damit so dessen dortiges Verweilen erleichtert werde obwohl viele Rabbiner dies als Aberglauben ablehnten 9 Als schlimmster Teil der Gehenna gilt im babylonischen Talmud Tzoah Rotachat wo demnach Bileam Jesus und Titus gepeinigt wurden die beiden Ersten mit kochenden Sperma beziehungsweise Kot 10 Maimonides fuhrt in seiner Abhandlung zu Kapitel 10 Perek Helek des Mischnatraktates Sanhedrin allerdings aus dass es sich bei den Erzahlungen bezuglich der Gehenna in der rabbinischen Literatur um padagogisch motivierte Erfindungen handle welche die als noch unreif angesehene Menschheit zur Einhaltung der Gebote der Tora anhalten sollten 11 Tatsachlich gebe es gemass der judischen Religion keine Gehenna in Form einer Holle sondern nur eine Vernichtung der Seele als schlimmste Strafe fur die Ungerechten 12 Laut dem Talmud soll im Hinnomtal zwischen zwei Palmen ein Erdloch sein aus dem Rauch aufsteigt dieses Loch wird als Eingang zum Gehinnom bezeichnet Diese Vorstellung wird Rabbi Jochanan ben Sakkai starb um 80 n Chr zugeschrieben 13 Neues Testament BearbeitenIm griechischen Text des Neuen Testaments erscheint das Wort in der Form gehenna geenna dem das aramaische gehinnam zugrunde liegt mit Wegfall des auslautenden m wie es schon in der Septuaginta gelegentlich durch die Transkription gaienna Jos 18 16 Unziale B belegt und auch aus der Entwicklung des Namens Mirjam zu Maria Maria bekannt ist 14 Das Wort erscheint im Neuen Testament an elf Stellen der Evangelien siebenmal bei Matthaus dreimal bei Markus einmal bei Lukas in der Wiedergabe von Ausspruchen Jesu und einmal im Brief des Jakobus 15 16 In den Ausspruchen Jesu wird es traditionell mit Holle ubersetzt und als realer oder metaphorisch zu verstehender Schauplatz einer Bestrafung an Leib und Seele Mt 10 28 EU Lk 12 5 EU gedeutet Gehenna ist der Ort wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt Mk 9 44 EU Unter denen die nicht das Reich des Himmels erlangen werden sondern dem Gericht der Gehenna Mt 23 33 EU verfallen werden diejenigen genannt die ihren Bruder als Narr bezeichnen Mt 5 22 EU sowie besonders die heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisaer Mt 23 29 Derjenige der ihnen in der Abkehr vom Himmelreich folgt wird mit der aus dem Talmud bereits bekannten Formel als Sohn der Gehenna bezeichnet der doppelt so schlimm ist wie ihr d h die Schriftgelehrten und Pharisaer selbst Mt 23 15 EU Im Jakobusbrief erscheint die Gehenna im Zusammenhang mit der metaphorischen Vorstellung von der Macht der Zunge die von der Gehenna in Brand gesetzt Jak 3 6 EU ihrerseits durch sundiges Reden wie die Ursache eines Waldbrands wirken und das Rad des Lebens in Brand setzen kann Der Talmudforscher Chaim Milikowsky pladiert fur die Annahme dass im Neuen Testament Hades und Gehenna als Synonyme verwendet werden Davon ausgehend weist er auf Unterschiede zwischen zwei Vorstellungen von der Gehenna bzw Hades im Neuen Testament hin Die eine Vorstellung liegt der Darstellung im Matthausevangelium die andere derjenigen im Lukasevangelium zugrunde Bei Matthaus erscheint die Gehenna als Ort einer Bestrafung nach dem Weltende die Korper und Seele zugleich betrifft bei Lukas ist an eine Bestrafung der Seele im Hades schon unmittelbar nach dem Tod gedacht Demnach finden sich auch im Neuen Testament die beiden unterschiedlichen aus der rabbinischen Literatur bekannten Konzepte 17 Damit wendet sich Milikowsky gegen die Auffassung des Neutestamentlers Joachim Jeremias Jeremias nimmt fur das Neue Testament einen durchgangig konsequenten Sprachgebrauch mit scharfer Trennung von Gehenna und Hades an Hades als Aufenthaltsort wahrend der Zwischenzeit zwischen Tod und kunftiger allgemeiner Auferstehung Gehenna als ewiger Aufenthaltsort der im Jungsten Gericht Verdammten 18 Koran BearbeitenDie arabische Entsprechung im Koran ist Dschahannam nbsp Blick durchs Gehinnom mit Teddy Park hinauf zu den Mauern der Altstadt Jerusalems 2016Anlagen im Tal BearbeitenDas zentral gelegene Tal wird von der Landstrasse nach Hebron gequert an der sich ein Sabil Suleyman des Prachtigen aus dem Jahr 1536 befindet 1978 restauriert Jungeren Datums ist das Merrill Hassenfeld Amphitheater auf dem Boden des Sultansteichs der sommers trockenfallt Im nordlichen Tal befindet sich der Teddy Park nach dem langjahrigen Burgermeister Teddy Kollek und die Topfergasse eine Ladenzeile mit Werkstatten und Geschaften von Kunsthandwerkern Literatur BearbeitenLloyd R Bailey Gehenna The Topography of Hell In Biblical Archaeologist 49 1986 S 187 191 Immanuel Benzinger Gehennom In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII 1 Stuttgart 1910 Sp 931 Klaus Bieberstein Die Pforte der Gehenna Die Entstehung der eschatologischen Erinnerungslandschaft Jerusalems In Bernd Janowski u a Hrsg Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte Forschungen zum Alten Testament 32 Mohr Siebeck Tubingen 2001 S 503 539 ISBN 3 16 147540 2 Chaim Milikowsky Which Gehenna Retribution and Eschatology in the Synoptic Gospels and in Early Jewish Texts In New Testament Studies 34 1988 S 238 249 Weblinks BearbeitenKlaus Bieberstein Hinnomtal In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Anmerkungen Bearbeiten In Jos 18 16 kommt naph onnam neben gaienna vor diese beiden Formen tauchen im AT nur hier auf Zur Topographie und zur Funktion des Tales als Nekropole sowie zum Verlauf der Ausgrabungen siehe Bieberstein 2001 S 511 514 John L McKenzie Second Isaiah New York 1968 S 208 Zu Moloch als chthonischer Gottheit siehe Bieberstein 2001 S 516 518 Leseprobe in der Google Buchsuche Bailey 1986 S 189 191 Zu den einzelnen Schritten der Neukonnotierung des Hinnomtales in der nachexilischen Literatur siehe Bieberstein 2001 S 518 525 vgl Milikowsky S 238 241 Milikowsky 1988 S 239 vgl Duane F Watson Artikel Gehenna in The Anchor Bible Dictionary hrsg David Noel Freedman Bd 2 New York 1992 S 926 928 hier 927 Milikowsky 1988 S 239 241 Watson 1992 S 928 Jordan Lee Wagner The Synagogue Survival Kit A Guide to Understanding Jewish Religious Services Lanham 2013 S 184 Peter Schafer Jesus im Talmud 2 Aufl Tubingen 2010 S 181 Maimonides Introduction to Perek Helek hrsg u ubers v Maimonides Heritage Center S 3 4 Maimonides Introduction to Perek Helek hrsg u ubers v Maimonides Heritage Center S 22 23 Zu dieser Uberlieferung siehe Max Kuchler Jerusalem Gottingen 2007 S 756f mit Belegen auch zur mittelalterlichen Rezeption der Vorstellung Hans Peter Ruger Art Aramaisch II Im Neuen Testament in Theologische Realenzyklopadie Bd III 2000 S 602 610 S 605 1 14 Milikowsky 1988 S 238 Blue Letter Bible Strongs Lexicon kjv G1067 geenna Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch Milikowsky 1988 S 242 244 zustimmend Watson 1992 S 927 Joachim Jeremias Artikel geenna in Theologisches Worterbuch zum Neuen Testament Stuttgart 1933 Nachdruck Stuttgart 1957 S 655f 31 769166666667 35 228055555556 Koordinaten 31 46 9 N 35 13 41 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gehinnom amp oldid 239137772