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Das Kidrontal hebraisch נ ח ל ק ד ר ון Naḥal Qidron arabisch وادي الجوز Wadi al Dschauz oder Wadi el Joz ist ein Tal das den Tempelberg und die Altstadt von Jerusalem im Westen und den Olberg im Osten voneinander trennt Das Kidrontal zwischen Olberg mit judischem Friedhof links und Tempelberg Jerusalemer Altstadt rechts Blick auf Abschaloms GrabKidrontal beim Kloster Mar Saba Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Name 3 Geschichte 4 Baudenkmaler 4 1 Mariengrab 4 2 Judische Felsgraber aus hellenistisch fruhromischer Zeit 4 3 Felskammergraber aus der Zeit des Konigreichs Juda in Silwan 4 4 Kloster Mar Saba 5 Textfunde vom Wadi en Nar 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenDas Kidrontal beginnt im Norden von Ostjerusalem im Bereich der Stadtteile American Colony und Scheich Dscharrah Es verlauft zunachst in ostliche Richtung biegt unterhalb des Skopusbergs nach Suden ab und trennt sodann die Jerusalemer Altstadt von der Olbergkette In der Antike war dieser Abschnitt des Tals tiefer als heute und verlief direkt an der Ostmauer als naturlicher Stadtgraben Jerusalems Die Stadt war daher vom Olberg aus zwar gut einzusehen angegriffen werden konnte sie aber aus ostlicher Richtung nicht 1 Nach seiner Vereinigung mit dem Hinnomtal heisst dieses Tal im weiteren Verlauf durch das Westjordanland arabisch Wadi en Nar Das Wadi Kidron wird heutzutage teilweise unterirdisch gefuhrt Es endet auf der Hohe der archaologischen Statte Khirbet Mazin in der Senke des Toten Meeres Name BearbeitenDer hebraische Name ק ד ר ון qidron wird auf die Verbalwurzel קדר q d r trub undurchsichtig sein sich verfinstern zuruckgefuhrt In der Septuaginta im Johannesevangelium Joh 18 1 LUT bei Flavius Josephus und im Onomastikon der biblischen Ortsnamen des Eusebius von Caesarea lautet der Name des Bachs altgriechisch Kedrwn Kedrṓn in der Vulgata Cedron 2 Die Talebene Josafat ist ein Symbolname fur den Ort des endzeitlichen Gottesgerichts aus dem biblischen Buch des Propheten Joel Joel 4 2 EU und bedeutet JHWH wird richten Erst Eusebius von Caesarea identifizierte diese Talebene mit dem eher schluchtartigen Kidrontal ebenso kurz darauf der Pilger von Bordeaux Es handelt sich also um eine Identifikation der christlichen Spatantike In der Kreuzfahrerzeit ist vallis Josaphat der ubliche Name des Kidrontals so hiess das grosse Benediktinerkloster im Bereich von Mariengrab und Garten Gethsemane Sancta Maria in valle Josaphat 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Cambrai Bibliotheque municipale Ms 437 fol 1r Sowohl in der Eisenzeit als auch in hellenistischer und fruhromischer Zeit wurde das Kidrontal als judische Nekropole genutzt In spatantiker und byzantinischer Zeit zogen Monche in diesen Felsgrabern ein und gestalteten sie zu Kapellen und Zellen um Dies setzte sich auch in der Kreuzfahrerzeit fort In fruhislamischer Zeit wohnten auch die Karaer im Kidrontal die christliche Monchssiedlung bestand noch bis in osmanische Zeit fort 4 Die Jerusalemkarte von Cambrai Foto zeigt die Pilgerziele der Kreuzfahrerzeit im Kidrontal entlang des unteren Bildrandes Von links nach rechts Vicus eremitarum Eremitensiedlung Manus Absalon Hand Absaloms Ecclesia S Marie in valle Josaphat Benediktiner Klosterkirche Baudenkmaler BearbeitenMariengrab Bearbeiten Eine grosse kreuzfahrerzeitliche Treppenanlage fuhrt 7 60 m hinunter zum Portal der byzantinischen Mariengrabkirche Dabei kann man sich vergegenwartigen dass das Kidrontal einst viel tiefer war als heute An der Stelle des Mariengrabs ist eine judische Grabanlage aus der Zeit des Zweiten Tempels d h vor der romischen Zerstorung Jerusalems 70 n Chr anzunehmen Von einer Marienkirche im Kidrontal ist erstmals im 5 Jahrhundert in den Quellen die Rede im Zusammenhang des Konzils von Ephesos 431 n Chr das einen Aufschwung der Marienverehrung zur Folge hatte Als Pilgerziel wird das Mariengrab im Kidrontal dann seit dem 6 Jahrhundert erwahnt 5 Judische Felsgraber aus hellenistisch fruhromischer Zeit Bearbeiten Familien der Jerusalemer Priesteraristokratie besassen Felsgraber sozusagen mit Blick auf die Sudmauer des Tempelbergs Die folgende Datierung stammt von Nahman Avigad 6 Bild Name Datierung Beschreibung nbsp Grab der Bnei Hesir um 100 v Chr altestes hellenistisches Grabmonument im Raum Jerusalem nbsp Pyramiden Monolith Grab des Zacharias nach 50 v Chr Typisch fur den Mischstil der herodianischen Zeit vgl auch die nabataischen Grabmonumente in Petra nbsp Kuppel Monolith Abschaloms Grab 1 Jahrhundert n Chr Ein alteres Felsengrab wurde nachtraglich als Kubus isoliert daruber eine Nefesch in Form eines kleinen Rundtempels Tholos errichtet nbsp Giebelgrab Joschafats Grab 1 Jahrhundert n Chr nbsp Unvollendetes Grab 1 Jahrhundert n Chr nbsp Grab der Tochter Pharaos in Silwan 2 1 Jahrhundert v Chr Die Steine des pyramidalen Dachs wurde in romischer Zeit entfernt 7 1932 wurde von Eleasar Sukenik eine aramaische Inschrift in einem Grab im Kidrontal entdeckt die das Wort Kokh verwendet Felskammergraber aus der Zeit des Konigreichs Juda in Silwan Bearbeiten nbsp Felskammergraber in SilwanDas Dorf Silwan befindet sich auf dem Gelande der eisenzeitlichen Nekropole Jerusalems die altesten Graber gehoren der Mittelbronzezeit an Auf dem Foto sieht man drei dieser Grabanlagen von links nach rechts 8 ein unvollendetes Grab ein Grab mit doppelter quadratischer Rahmung innen eine rechteckige Grabkammer ein Grab zu dem Steinstufen hinauffuhren quadratischer unregelmassig gerahmter Eingang dahinter ein rechteckiger tonnengewolbter Raum mit seitlichem Nischentroggrab In der romischen Kaiserzeit wurde dieser Bereich als Steinbruch genutzt spater siedelten sich christliche Monche in den Grabanlagen an und gestalteten sie mit grosseren Eingangen und zusatzlichen Fenstern als Zellen und Kapellen um Diese Eremitensiedlung bestand noch bis in die Kreuzfahrerzeit und ist auf der Jerusalemkarte von Cambrai dargestellt In osmanischer Zeit ging der Umbau fur Wohnzwecke weiter das Dorf Silwan wird in den Quellen seit dem 17 Jahrhundert erwahnt und steht in Kontinuitat mit dieser Wohnbebauung 9 nbsp Inschrift am Grab des Palastvorstehers British Museum Das sogenannte Grab des Palastvorstehers ist eine Doppelgrabanlage aus der zeit des Konigreichs Juda die als Keller bzw Zisterne in Wohnhausern verbaut sind Uber dem Eingang befand sich eine Inschrift die palaografisch grosse Ahnlichkeit mit der Siloah Inschrift aufweist Foto Dies ist das Grab des Scheban jahu der uber dem Hause Es gibt nicht hier Silber und Gold sondern nur seine Knochen und die Knochen seiner Sklavin Konkubine Verflucht der Mensch der dieses Grab offnet 10 Charles Clermont Ganneau entdeckte die Inschrift 1870 liess sie abnehmen und ins British Museum transportieren Kloster Mar Saba Bearbeiten Der Monch Sabas grundete 483 n Chr am Winterbach von Siloam d h im Kidrontal das heutige Kloster Von hier aus erfolgten weitere Kloster und Hospizgrundungen in der Region aber Mar Saba war das Hauptkloster in dem Sabas 532 verstarb Im 7 8 Jahrhundert lebte hier eine grosse Monchsgemeinschaft Nachdem das orthodoxe Kloster auch wahrend der Kreuzfahrerzeit weiter bestanden hatte wurde es in der Mamlukenzeit zerstort in der Folge aber von den Monchen wieder errichtet Im 17 Jahrhundert war Mar saba standigen Angriffen von Beduinen ausgesetzt was dazu fuhrte dass es im fruhen 19 Jahrhundert festungsartig ausgebaut und mit zwei Turmen versehen wurde 11 In seinem weiteren Verlauf wird der Fluss durch Abwasser und Mull stark verschmutzt und erreicht das Tote Meer nur als ubelriechende Kloake nbsp Der letzte Wasserfall des Kidronflusses vor dem Toten MeerTextfunde vom Wadi en Nar BearbeitenAm Unterlauf des Kidrontals dem Wadi en Nar fanden Beduinen mehrere meist unpublizierte Manuskripte die moglicherweise Monchen der byzantinischen Zeit gehorten Einzig ein zwolfseitiges Pergamentheftchen aus dem 6 7 Jahrhundert mit schwer verstandlichem magischem Inhalt christlich palastinisches Aramaisch ist bekannt 12 Literatur BearbeitenGeorg Beer Kedron 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XI 1 Stuttgart 1921 Sp 112 114 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 50170 2 darin besonders S 670 752 Nahman Avigad Ancient Monuments in the Kidron Valley Bialik Institute Jerusalem 1954 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kidron Valley Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 670 Gesenius 18 Aufl 2013 S 1150 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 672 675 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 670 672 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 683 697 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 698 730 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 734 738 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 744 Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 730f Max Kuchler Jerusalem Ein Handbuch und Studienreisefuhrer zur Heiligen Stadt Gottingen 2007 S 740 Vgl Nahman Avigad The Epitaph of a Royal Steward from Siloam Village In Israel Exploration Journal 3 3 1953 S 137 152 Othmar Keel Max Kuchler Orte und Landschaften der Bibel Ein Handbuch und Studien Reisefuhrer zum Heiligen Land Band 2 Der Suden Benziger Zurich und Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1982 S 594f Gregor Geiger Die Handschriften aus der Judaischen Wuste Die Texte ausserhalb Qumrans Einfuhrung und deutsche Ubersetzung Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes Band 9 De Gruyter Berlin Boston 2019 S 309 311 Maurice Baillet Un livret magique en christo palestinien a l Universite de Louvain In Le Museon 76 1973 S 375 401 31 776958 35 238958 Koordinaten 31 46 37 N 35 14 20 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kidrontal amp oldid 238449409