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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Mana Begriffsklarung aufgefuhrt Mana ist in verschiedenen austronesischen Sprachen eine transzendente Kraft die unter anderem durch Leistungen und Taten auf Menschen aber auch auf Naturphanomene ubertragbar ist 1 2 Mana spielt eine zentrale Rolle in den traditionellen kulturellen und religiosen Uberzeugungen der Volker Ozeaniens und hier insbesondere in der polynesischen Religion Nach Robert Marett 1866 1943 ist diese Kraft die Grundlage der Idee des Animatismus 3 Als wesentliches Element der aus der Religion Hawaiis abgeleiteten Huna Lehre hat es Eingang in westlich gepragte Vorstellungen aus Esoterik und Neoschamanismus gefunden Inhaltsverzeichnis 1 Grundbedeutung 2 Kulturelle Einordnung 3 Niedergang 4 Aussicht 5 Religionswissenschaftliche Verwendung 6 Verwendung in der Popularkultur 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundbedeutung BearbeitenIn seiner elementaren Bedeutung bedeutet Mana einfach Macht sei diese spiritueller oder weltlicher Natur Die polynesische Kultur sieht hier keinen grundsatzlichen Unterschied Ein Mensch der sich durch grosse Fahigkeiten Kraft und Selbstvertrauen auszeichnet besitzt ein bedeutendes Mana und damit gemass der polynesischen Uberzeugung zwangslaufig auch grosse spirituelle Energie Das Konzept dieser spirituellen Energie lasst sich in gewissen Grenzen mit ahnlichen Ideen aus anderen Kulturkreisen vergleichen wie z B Qi Ch i jap Ki Prana Orgon und Psi Kraft Mana beschreibt eine universelle Lebenskraft die in jeder Erscheinung der weltlichen Realitat fliesst und diese mit Leben erfullt Mana im Sinne des polynesischen Denkansatzes muss an eine konkrete Form gebunden sein Demzufolge hat jeder Stein jeder Baum und auch jeder Mensch sein ganz personliches Mana ein spirituell energetisches Kraftpotential das sich gleichermassen aus weltlichen und spirituellen Komponenten speist Mana und Tapu beides Bezeichnungen aus dem pazifischen Kulturraum sind zwei Bezugsgrossen die ahnlich wie Aktion und Reaktion nicht voneinander zu trennen sind Mana ist das sich verselbstandigende ein genau definiertes Verhalten auslosendes Stigma eines Lebewesens eines Objekts eines Zustandes Tapu ist die entsprechende distanzierende Vorkehrungsmassnahme Kulturelle Einordnung BearbeitenIn der polynesischen Sichtweise der Welt gab es keinen Unterschied zwischen religiosen und weltlichen Kraften Diesseits und Jenseits waren fur die Polynesier wie auch fur viele Indianer Nordamerikas und andere indigene Kulturen gleichermassen real und an der Ausformung der taglich erlebten Realitat beteiligt Also hatte man im alltaglichen Verhalten diesem Umstand Rechnung zu tragen Da Mana in der polynesischen Sicht als spirituelle Kraft einen sehr pragmatischen Inhalt hatte wurde grundsatzlich dem Trager einer hohen gesellschaftlichen Stellung und damit Macht auch ein hoher spiritueller Status zuerkannt So erhielten in der polynesischen Gesellschaft ererbte Adelstitel oder familiar weitergegebene Funktionen als Experten auf verschiedenen Fachgebieten einen hohen spirituellen Status Die daraus entstehende Problematik konnte oftmals nur durch Kampfe auch nahe verwandter Kontrahenten mit dem Tode eines der Beteiligten gelost werden Auch die Praxis vieler polynesischer Gesellschaften mittels Adoption talentierte Glieder eines unbedeutenderen Zweiges der Familie naher an die ursprungliche Abstammungslinie heranzufuhren findet hier ihre Erklarung Naher an der Macht zu sein bedeutete fur den so Geehrten eben auch mehr Mana zu besitzen Die polynesische Gesellschaftsordnung zeigt exemplarisch die Schwierigkeit auf ein derartiges religios weltanschauliches Konzept auf die Ordnung einer Gesellschaft zu ubertragen Dennoch hat dieses Konzept der polynesischen Kultur uber Jahrtausende erlaubt in einem der gefahrlichsten und am schwierigsten zu haltenden Siedlungsraume unseres Planeten zu uberleben Niedergang BearbeitenDiese Untrennbarkeit spirituellen wie weltlichen Denkens in der polynesischen Kultur hatte allerdings auch verhangnisvolle Folgen als die Kultur der Polynesier auf die der Europaer traf Ausgehend von der Idee dass weltliche Macht zwangslaufig auch spirituelle Macht reprasentierte unterwarfen sich viele Volker Polynesiens ohne nennenswerten kulturellen Widerstand zu leisten den uberlegenen Waffen der Europaer Als z B die Maori auf Neuseeland den britischen Truppen unterlagen gingen sie wie selbstverstandlich davon aus die Eroberer hatten das bessere oder grossere Mana gehabt In der Folge fiel es den Briten leicht ihre vorgebliche kulturelle wie auch religiose Uberlegenheit in den eroberten Gebieten durchzusetzen Viele Inhalte der polynesischen kulturellen Tradition gingen so unwiderruflich verloren Aussicht BearbeitenIn den letzten Jahrzehnten erlebte die polynesische Kultur eine entschiedene Renaissance Auch der Begriff des Mana im pragmatischen polynesischen Sinn findet neue Anerkennung Religionswissenschaftliche Verwendung BearbeitenAls wissenschaftlicher Begriff ist Mana in erster Linie mit der Theorie des Praanimismus von Robert Ranulph Marett verbunden Dieser vertrat in seinem Buch The Threshold of Religion 1909 die Theorie fruhe Religionen seien keineswegs durch metaphysische Seelenkonzepte gekennzeichnet sondern bezogen sich auf nicht personifizierte ausseralltagliche Machte Des Weiteren werde in solchen Gemeinschaften intellektuell nicht zwischen profaner Naturbeeinflussung und magischen bzw religiosen Praktiken differenziert Siehe auch Sackgassen der ethnologischen Religionsforschung Verwendung in der Popularkultur BearbeitenEingang in die Popularkultur fand der Begriff zuerst durch die Verwendung in Larry Nivens 1969 erschienener Kurzgeschichte Not Long Before the End in der Mana als naturliche Ressource beschrieben wird mit deren Hilfe es Zauberern moglich ist Zauberspruche zu wirken In diesem Sinne wurde der Begriff in zahlreichen Werken aufgegriffen und popularisiert So gehort der Begriff Mana heute als Bezeichnung fur eine Form spiritueller Energie zum Standardvokabular insbesondere in Computerspielen aber auch allgemein in Fantasymedien jeder Art siehe Mana Spiele Literatur BearbeitenRobert Ranulph Marett The Threshold of Religion Methuen amp Co London 1909 2 erweiterte Auflage Macmillan New York 1914 Matt Tomlinson Ty P Kawika Tengan Hrsg New Mana Transformations of a Classic Concept in Pacific Languages and Cultures The Australian National University ANU Press Canberra 2016Einzelnachweise Bearbeiten David Gibbons Atlas des Glaubens Die Religionen der Welt Ubersetzung aus dem Englischen Frederking amp Thaler Munchen 2008 ISBN 978 3 89405 719 0 S 93 Markus Porsche Ludwig Jurgen Bellers Hrsg Handbuch der Religionen der Welt Bande 1 und 2 Traugott Bautz Nordhausen 2012 ISBN 978 3 88309 727 5 S 94f Marvin Harris Kulturanthropologie Ein Lehrbuch Aus dem Amerikanischen von Sylvia M Schomburg Scherff Campus Frankfurt New York 1989 ISBN 3 593 33976 5 S 281 Normdaten Sachbegriff GND 4313900 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mana amp oldid 237793192