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Robert Ranulph Marett 13 Juni 1866 in Saint Brelade auf Jersey 18 Februar 1943 in Oxford war ein britischer Philosoph Ethnologe Volkskundler und Religionswissenschaftler Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk und Wirkung 3 Bibliographie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMaretts Eltern waren der erfolgreiche Jurist und spatere Statthalter von Jersey Sir Robert Pipon Marett und seine Ehefrau Julia Anne Marett Er besuchte die Schule auf Jersey und studierte dann am Balliol College in Oxford klassische Sprachen und Philosophie Auf Reisen durch Frankreich Italien Deutschland und die Schweiz erlernte er Deutsch und Italienisch und verbesserte seine Franzosischkenntnisse In Berlin studierte er spater an der Humboldt Universitat Philosophie und arbeitete ein Jahr in Rom als Tutor 1891 wurde er Fellow und Lecturer fur Philosophie am Exeter College in Oxford wo er auch ab 1928 Rektor war Seine personlichen Interessen fuhrten ihn immer weiter in die Ethnologie und 1893 gewann er den alle drei Jahre verliehenen Green Moral Philosophy Prize zum vorgegebenen Thema The Ethics of Savage Races Einer der Juroren war Edward Tylor mit dem Marett von da an trotz unterschiedlicher Anschauungen jahrelang zusammenarbeitete Marett dessen wissenschaftliche Laufbahn sehr geradlinig verlief wurde 1893 Tutor fur Philosophie 1899 hielt er auf dem Jahrestag der Anthropologischen Sektion der British Association einen Aufsehen erregenden Vortrag uber Preanimistic Religion der als Herausforderung von Tylors Animismus Theorie verstanden werden musste Von da an war Marett als Begrunder des Praanimismus eine feste Grosse in der wissenschaftlichen Diskussion um die Anfange der Religion 1910 wurde Marett Edward Tylors Nachfolger als University Reader in Social Anthropology Bis 1936 blieb er in dieser Position 1931 wurde er zum Mitglied Fellow der British Academy gewahlt 1 Seine zahlreichen Schriften sind hauptsachlich veroffentlichte Vortrage die er anlasslich einer Vielzahl von Ehrungen hielt die ihm zuteilwurden Zugleich zeigen diese zahlreichen Ehrungen zu denen auch zwei Ehrendoktortitel kamen dass Marett seinen Ansatz nur noch erweiterte und verfeinerte aber nicht mehr innovativ tatig war Marett war ein international anerkannter Gelehrter der viele personliche Kontakte zu Kollegen unterhielt Er war seit 1898 verheiratet mit Nora Kirk und wurde Vater von vier Kindern Werk und Wirkung BearbeitenMarett spielte in der Religionsethnologie eine grosse Rolle er gehorte bis zum Ersten Weltkrieg zu den am haufigsten zitierten Religionswissenschaftlern Auf Marett wurde in der gesamten westlichen Religionswissenschaft Ethnologie Soziologie und Volkskunde Bezug genommen Sein Werk stellt in der Religionswissenschaft eine wichtige Wegmarke vom Evolutionismus zum Funktionalismus und von einer intellektualistischen Individualpsychologie zu einer affektiv orientierten Sozialpsychologie dar In diesem sozialpsychologischen Bemuhen zeigt er sich stark vom englischen Psychologen William McDougall dem einzigen Schuler Franz Brentanos im anglo amerikanischen Raum beeinflusst Maretts Religionsethnologie ist gepragt von einer an Darwin orientierten naturalistischen und evolutionistischen Anthropologie Dabei unterscheidet er das biologische Prinzip der Evolution vom philosophischen Fortschrittsbegriff und er setzt indigene Volker damals noch Wilde genannt nicht mit prahistorischen Gruppen gleich wie es zu seiner Zeit ublich war Er geht von traditionalistischen und kollektivistischen Gesellschaften in Bezug auf indigene Volker aus In der Religionswissenschaft kritisierte Marett herkommliche Religionstheorien wie die von Edward Tylors Animismus als Ursprungsreligion denn diese berucksichtige nicht elementar religiose Phanomene wie Ehrfurcht vor Tieren Blut oder vor unpersonlichen Kraften wie Gewitter An James Frazer kritisierte Marett dass dieser auf der Grundlage einer veralteten Psychologie intellektualistische Spekulationen uber die Anfange der Religion anstelle und dass er Religion und Magie trenne obwohl beide einen Komplex bildeten An Emile Durkheim kritisierte Marett den sozialen Determinismus und die Annahme von sozialer Homogenitat und Integration Maretts eigene Religionstheorie stellt einen Ubergang vom Evolutionismus zum Funktionalismus dar Nach Marett gibt es zwei unterschiedliche Dimensionen menschlicher Erfahrung das Alltagliche wie Vertrautes Normales Vorhersehbares und Kontrollierbares und das Ausseralltagliche wie Unbekanntes Gefahrliches Lebensbedrohliches Unerwartetes wobei Religion psychologisch auf diesen Krisenerfahrungen basiere da das Ausseralltagliche Unbeherrschbare ubermenschlichen oder ubernaturlichen Machten zugeschrieben werde Marett erfasst diese Grundlage von Religion im Begriffspaar Mana Tabu und pragte den Begriff des Animatismus Die ausseralltagliche Erfahrung oder Begegnung mit einer ubermenschlichen Macht erzeuge die Idee von Mana wahrend Tabu den Aspekt von Furcht und Kontaktvermeidung aufgrund von Gefahr beschreibt Die Religion diene damit der Bewaltigung von Krisen und die existenzielle Situation werde in allen Gesellschaften kulturell und sozial geformt Die Praktiken zur Kommunikation mit den Machten oder ihrer Manipulation wurden routinisiert und stereotypisiert und somit zum Ritual Nach Marett sind Religion und Magie auch nicht anhand kognitiver Kategorien zu unterscheiden sondern nur anhand der sozialmoralischen Bewertung In den Gesellschaften werde unterschieden zwischen erwunschten und sozial forderlichen und unerwunschten und anti sozialen Praktiken Die sozial forderlichen Praktiken werden als Religion bewertet die anti sozialen als Magie Im Laufe der religiosen Entwicklung setzt nach Marett eine zunehmende Ethisierung von Religion ein die sich mit fortschreitender Reflexion und Individualisierung ausbilde Obwohl Marett zu seiner Zeit international rezipiert wurde spielt er in der zeitgenossischen Religionswissenschaft keine Rolle mehr da seine Pramissen heutzutage uberholt und inakzeptabel sind Maretts Werk ist gepragt von der Annahme die westliche Zivilisation sei der Hohepunkt der Evolution und seine Konzepte basieren auf Wertungen die von einer religiosen Hoherentwicklung ausgehen die er mit zunehmender Intellektualisierung und Ethisierung von Religion gleichsetzt siehe auch Sackgassen der ethnologischen Religionsforschung Bibliographie BearbeitenThe Threshold of Religion 1900 2 erw Auflage 1914 Essays enthalt Preanimistic Religion Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dthresholdofrelig00mare MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Origin and Validity in Ethics 1902 The Birth of Humility 1910 Anthropology 1912 Progress and History 1916 Psychology and Folklore 1920 The Diffusion of Culture 1927 Man in the Making An Introduction to Anthropology 1928 The Raw Material of Religion 1929 Faith Hope and Charity in Primitive Religion 1930 1932 Sacraments of Simple Folk 1930 1932 Head Heart and Hands in Human Evolution 1935 Neufassung 1937 Tylor 1936 Biographie A Jerseyman at Oxford 1941 Autobiographie Literatur BearbeitenMartin Riesebrodt Robert Ranulph Marett 1866 1943 in Axel Michaels Hrsg Klassiker der Religionswissenschaft C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42813 4 3 Auflage 2010 ISBN 978 3 406 61204 6Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert Ranulph Marett im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Deceased Fellows British Academy abgerufen am 4 Juli 2020 Normdaten Person GND 126579032 lobid OGND AKS LCCN n79003975 VIAF 69925385 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marett Robert RanulphKURZBESCHREIBUNG britischer Philosoph Ethnologe Volkskundler und ReligionswissenschaftlerGEBURTSDATUM 13 Juni 1866GEBURTSORT JerseySTERBEDATUM 18 Februar 1943STERBEORT Oxford Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Ranulph Marett amp oldid 227110016