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Sechet iaru auch Gefilde der Binsen Kurzform Aaru Earu Hetep Iaru Jaru Tjau ist in der agyptischen Mythologie ein Teil des Landes Ta djeser in der Duat dem von Osiris regierten Jenseits Es markiert im Gegensatz zur Dusternis des Totenreiches die hell erleuchtete Region Das Gebiet Sechet iaru ist wiederum in die Teilbereiche Sechet hetep und Sechet tjau unterteilt wobei Sechet tjau erst in der Spatzeit aus einer Verlesung von Sechet iaru neu entstand Sechet iaru in HieroglyphenNeues Reich Sechet iaruSḫt j3rw Gefilde der Binsen21 DynastieSpatzeit Sechet iaruSḫt j3rw Gefilde der IaretErnte in Sechet iaru Grab des Sennedjem Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Begriffsbedeutung 2 1 Sechet 2 2 Iaru 3 Lage 4 Tatigkeiten in Sechet iaru 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenVom Alten Reich bis zur Ptolemaerzeit erfuhren die Vorstellungen des Lebens im Totenreich wesentliche Veranderungen Alte Traditionen lebten neben den jeweiligen Neuerungen weiter Das altagyptische Totenbuch beschreibt in mythologischen Erzahlungen die Vorstellungen vom Leben nach dem Tod in der Duat Vor der Erstellung des Totenbuches fanden verschiedene Jenseitsvorstellungen in den Spruchvorgangern der Pyramiden und Sargtexte literarischen Eingang Die meist fur Sechet iaru unzureichend verwendete Bezeichnung Binsengefilde verweist auf die Gebiete des Nildeltas und der Oase Fayum die wahrscheinlich als Vorbilder fur die Beschreibungen des Jenseits gedient haben Durch den krassen Gegensatz der benachbarten Wusten als Sinnbild des Todes im Vergleich zum schmalen fruchtbaren Grunstreifen der Agypten durchzog schufen sich die Agypter mit Sechet iaru unter Ausschaltung der Gefahren ihre Vorstellungen vom Jenseits Begriffsbedeutung BearbeitenDie Bezeichnung Sechet iaru besteht aus zwei eigenstandigen Wortbedeutungen Ubersetzungen von Gefilde der Seligen fuhren zu falschen Vorstellungen da damit Lebensbedingungen wie im Paradies in Zusammenhang gebracht werden Nach dem Tod besass Sechet iaru nicht nur den ausschliesslichen Zweck den Toten ein Leben im Paradies zu ermoglichen sondern umfasste auch noch andere mythische Aspekte Bemerkenswert ist ab der 21 Dynastie die haufige zusatzliche Verwendung des Schlangen Determinativs das in den mythologischen Papyri des Neuen Reichs fehlte Im weiteren Verlauf der Spatzeit gehorte die Schlangenhieroglyphe I 14 1 regelmassig zum Bestandteil von Sechet iaru wobei auffalligerweise in nicht mythologischen Papyri wahlweise die Pflanzen und Stadtdeterminative auftreten Sechet Bearbeiten Der Begriff Sechet steht fur Feld beziehungsweise Gefilde was eine grosse Region beinhaltet und daher auch mit Landschaft ubersetzt werden kann Eine Auslegung im Sinne von Land hinsichtlich Feld oder Ackerland ist daher nicht treffend da so eine zu kleine Flache suggeriert werden wurde Der Begriff Sechet bezog sich auf mehrere landschaftliche Gebiete Nilschwemme Landwirtschaftliche Felder direkt am Nil die von der jahrlichen Nilschwemme uberflutet wurden Nilinseln Die im Niltal uber dem Wasserspiegel liegenden Landflachen die als umschlossene Gebiete landwirtschaftlich genutzt werden konnen Schilfgebiete Landabschnitte mit Rohrichtzonen die an stehenden und langsam fliessenden Gewassern bis zu einem Meter Wassertiefe vorkommen Wustenrandgebiete Tumpel Oasen und nur zeitweilig nutzbarer Ackerboden der nach dem Ende der Regenzeit langsam wieder austrocknet Iaru Bearbeiten Iaru bedeutet Binse oder Sumpfgras Eine gesicherte Ubersetzung liegt nicht vor weshalb auch hier weitere Bedeutungen vorliegen konnen beispielsweise auch als allgemeiner Begriff der naturlichen Vegetation die meist von Wasserlaufen umgeben ist Ein Bezug zu Pflanzen gilt als gesichert da in medizinischen Papyri das Wort Iar eine Pflanze oder Pflanzenteil betitelt Hinzu kommt erganzend das Determinativ der Hieroglyphe M 2 2 Iaru ist immer im Plural geschrieben und kann daher auf zahlreiche Pflanzen oder Pflanzenfelder bezogen sein In Agypten waren zwei Binsenarten vertreten die auf feuchten Boden weit verbreitet wuchsen Lage BearbeitenSechet iaru wurde einem Elysium gleichgesetzt und als Gruppe von weizenbedeckten Inseln innerhalb von Flussen beschrieben Einem bislang unpublizierten Text ist zu entnehmen dass es bei Memphis ein Gebiet mit Wasserlaufen und Garten gab das den Namen Sechet iaru trug und mit dem Sechet iaru der Duat verglichen wurde Der Sonnengott besuchte Sechet iaru jeweils zur neunten Tagesstunde weshalb die Region zunachst im sudwestlichen Sternenhimmel vermutet wurde 3 Der Agyptologe Rolf Krauss konnte aufgrund der Totenbuchtexte Sechet iaru auch in der sudlichen und sudostlichen Himmelsregion lokalisieren Sechet iaru reprasentierte so als Untergangs und Aufgangsbereich der Sonne den Vorhof der gottlichen Ordnung des Sternenhimmels 4 Haufig wird in diesem Zusammenhang auch ein Bewasserungskanal erwahnt der fur die Versorgung der himmlischen Felder sorgte und als Gleichsetzung des Nils galt In den letzten Stunden der Nacht reinigte sich der Sonnengott im Wasser von Sechet iaru um kurze Zeit spater von Nut wiedergeboren zu werden und taglich neu aufzugehen um seine Tagesreise auf der Erde anzutreten Im Totenbuchspruch 149 wird die Topografie beschrieben wonach sich in Sechet iaru verschiedene Hugel in den Binsenlandschaften befinden die mit Getreide bewachsen sind Die Binsenlandschaften waren jeweils von einer Erzmauer umgeben und lagen als Inseln inmitten des gewundenen Wasserlaufes Merencha die nur mittels eines Schiffes erreicht werden konnten Im Gebiet von Sechet iaru lebten ausserdem Nilpferde die im Zusammenhang von Getreide und Pflanzen zu sehen sind und einen gemeinsam genutzten Lebensraum darstellten In weiteren Darstellungen sind Bewirtschaftungsszenen und Barkenstationen zu erkennen zu denen Re Harachte regelmassig mit seiner Himmelsbarke fuhr Tatigkeiten in Sechet iaru Bearbeiten nbsp Ernte in Sechet iaru Grab Sennedjem Schon in irdischer Zeit wurde den Agyptern dieser Landstrich unter der Voraussetzung versprochen dass im spateren Totengericht die Prufungen des Herzens bestanden werden Seelen die weniger als die Feder der Maat Wahrheit wogen wurden nach Sechet iaru gesandt Vor allem in den Pyramidentexten sind die Sechet iaru der Ort der rituellen Reinigung des Toten In den Sargtexten des Mittleren Reiches tritt die Vorstellung in den Vordergrund dass sie die Versorgung des Toten sicherstellen Diese Vorstellung findet sich auch im Neuen Reich 5 Nach Ankunft in Ta djeser ubernahmen die Verstorbenen ein bereitgestelltes landwirtschaftliches Feld zur Bewirtschaftung Die Diener des Horus die fur die Ernte zustandig waren versorgten so den Verstorbenen mit allen notwendigen Materialien sowie der fehlenden Nahrung Um auch von den restlichen Arbeiten befreit zu sein liessen sich viele Agypter als Grabbeigabe wenigstens eine Uschebti mitgeben Einige Spruche aus dem Totenbuch beschreiben diesen mythischen Teilaspekt als paradiesische Region Der Verstorbene bewohnt Sechet iaru ein windreicher Ort an dem alles fur ihn getan wird was getan werden muss Ein Feld mit sieben Ellen hoher Gerste und Dinkel bekommt er damit er sich Brot und Kuchen daraus mache Die Horusdiener ernten fur ihn der dann das verzehrt was die Horusdiener ihm ernten Literatur BearbeitenHans Bonnet Earu Gefilde in Lexikon der agyptischen Religionsgeschichte Nikol Hamburg 2000 ISBN 3 937872 08 6 S 161f Elmar Edel Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der Weltkammer aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre In Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Gottingen NAWG Nr 8 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1961 S 216 Adolf Erman Die agyptische Religion BookSurge Publishing 2001 ISBN 0 543 89285 9 S 121 Harold M Hays Transformation of Context The Field of Rushes in Old and Middle Kingdom Mortuary Literature In S Bickel B Mathieu D un monde a l autre textes des pyramides amp textes des sarcophages Institut francais d archeologie orientale Cairo 2004 ISBN 2 7247 0379 0 S 175 200 Rolf Krauss Astronomische Konzepte und Jenseitsvorstellungen in den Pyramidentexten Harrassowitz Wiesbaden 1997 ISBN 3 447 03979 5 Bertha Porter Rosalind L B Moss Topographical bibliography of ancient Egyptian hieroglyphic texts reliefs and paintings Bd 1 The Theban Necropolis Private tombs Griffith Institut Oxfort 1994 Einzelnachweise Bearbeiten Jan Assmann Tod und Jenseits im Alten Agypten Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 49707 1 S 317 R Krauss Astronomische Konzepte und Jenseitsvorstellungen in den Pyramidentexten Wiesbaden 1997 S 275 278 H M Hays in S Bickel B Mathieu D un monde a l autre Textes des pyrmides amp texts dessarcophages Cairo 2004 S 175 200 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sechet iaru amp oldid 180013077