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Die Manusmriti Sanskrit मन स म त Manusmṛti ˈmʌnʊsmrɪtɪ auch bekannt unter dem Namen Manavadharmashastra म नवधर मश स त र Manavadharmasastra ˌmaːnʌʋʌˌdʱʌrmʌˈɕaːstrʌ ist ein indischer Text dessen Titel mit Gesetzbuch des Manu wiedergegeben wird Dieser Text gehort zu den Dharmasutras und Dharmashastras die Offenbarungen und Abhandlungen uber das angemessene Verhalten darstellen Die Manusmriti gehort zur Textgruppe der Smritis die als von Lehrern uberlieferte Texte gelten im Gegensatz zu den Shrutis die als von den Weisen gehorte Texte gelten und denen eine hohere Autoritat zukommt Obschon das heutige Wissen uber Politik und Recht im alten Indien hauptsachlich auf der Kenntnis dieser Texte basiert sind sie nicht als Rechtsbucher im eigentlichen Sinne zu begreifen Die in ihnen niedergelegten Verhaltensregeln fur die vier Varnas steuerten die sozialen und politischen Prozesse innerhalb des Subkontinents uber einen langen Zeitraum Die Manusmriti ist also nicht als Gesetzbuch im juristischen sondern im normativen Sinne zu verstehen Sie zeigen jedoch auf wie das soziale und religiose Leben sein sollte und was daraus folgend nicht erstrebenswert war Der Text gibt die Perspektive der Brahmanen wieder Die Entstehungszeit setzt man zwischen 200 v Chr und 200 n Chr an Inhaltsverzeichnis 1 Gesellschaftspolitische Bedeutung der Manusmriti 2 Rezeption 2 1 Schopenhauer 2 2 Nietzsche 2 3 Yukio Mishima 3 Literatur 4 Literatur zum Manusmriti bei Nietzsche 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGesellschaftspolitische Bedeutung der Manusmriti BearbeitenDie Manusmriti ist eine Abhandlung uber den Dharma in der die sozialen Pflichten kodifiziert sind denen heutige Hindus jedoch im taglichen Leben keine absolute Autoritat zubilligen Beschrieben werden die Pflichten der vier Lebensstadien Brahmacarin Schuler Grihastha Haushalter Vanaprastha in die Waldeinsamkeit Gehender und Samnyasin Die Welt Aufgebender Jedes dieser Lebensstadien ist mit eigenen Verpflichtungen verbunden Die Manusmriti behandelt die Samskaras Sakramente das Veda Studium die Heirat die taglichen Zeremonien die Shraddhas Riten erlaubte und verbotene Speisen rituelle Reinheit und Unreinheit die Pflichten des Konigs Bezeichnend ist dass das Buch des Manu mit der Schopfung anfangt und mit den Folgen der guten und bosen Taten im zukunftigen Leben endet Die Manusmriti ist die wichtigste Textquelle des alten Indiens zum Kastensystem Inwieweit diese Aussagen die gelebte soziale Realitat widerspiegeln steht nicht fest Dennoch handelt es sich um eine sehr aussagekraftige Quelle dazu wie das soziale Leben aus damaliger brahmanischer Sicht wunschenswert gewesen ware Der Text empfiehlt fur die erste Heirat eines Zweimalgeborenen Brahmanen Kshatriyas Vaishyas eine Frau aus derselben Kaste Ein Brahmane der eine Shudra Frau in sein Bett nimmt wird nach seinem Tode in die Holle sinken wenn er ein Kind von ihr bekommt wird er seinen Rang als Brahmane verlieren III 17 Das funfte Kapitel handelt von der Reinheit und der Einhaltung der Reinheit Wenn ein Brahmane einen Unberuhrbaren eine menstruierende Frau einen Ausgestossenen eine Frau im Wochenbett einen Leichnam oder jemanden der einen Leichnam angefasst hat beruhrt muss er sich durch ein rituelles Bad reinigen V 85 Das siebte Kapitel ist den speziellen Pflichten und Rechten des Konigs Rajadharma gewidmet wie auch das Arthashastra Auch wenn es Grunde zu der Annahme gibt dass im klassischen Indien auch die republikanische Regierungsform bekannt war war zweifellos in der Regel der Konig die zentrale Figur des Staates Die Frage nach der Gottlichkeit seines Status lasst sich nicht eindeutig beantworten Auch wenn viele Beschreibungen einen gottlichen Status anzuzeigen scheinen weist ihm seine Zugehorigkeit zur Klasse der Kshatriya eine den Brahmanen gegenuber untergeordnete Stellung zu Dies fuhrt zu einer Reihe von Beschrankungen vor allem im rituellen Bereich die eine Konigsmacht innerhalb der Varna Gesellschaft im absoluten oder gottlichen Sinne ausschliesst Meist war das indische Konigtum erblich und der Konig wurde angehalten sich mit Ministern zu umgeben die wiederum von einem weitverzweigten Verwaltungsapparat unterstutzt wurden der tief in die untersten Schichten und in die entferntesten Teile des Konigreiches hineinreichte Diese Ordnungsprinzipien liessen sich bis in jungste Vergangenheit z B im hinduistischen Konigreich Nepal nachweisen Der letzte Konig Gyanendra Bir Bikram Shah Dev bis Ende 2007 sah seine am 1 Februar 2005 erfolgte Machtergreifung durch die ihm aus dem Rajadharma zuwachsenden Verpflichtungen legitimiert Rezeption BearbeitenSchopenhauer Bearbeiten Arthur Schopenhauer las die Gesetze des Menu in der Ubersetzung von Johann Chr Hutter 1797 die ihrerseits auf der englischen Ubersetzung von W Jones 1796 beruht Er zitiert das alteste aller Gesetzbucher u a in 62 seines philosophischen Hauptwerkes Die Welt als Wille und Vorstellung 1818 als denkbar altesten Beleg fur die Ableitung aller ursprunglichen Eigentumsanspruche aus der Bearbeitung vordem herrenloser Sachen Nietzsche Bearbeiten In seinen Schriften Gotzen Dammerung und Der Antichrist halt Friedrich Nietzsche das Gesetzesbuch des Manu gegen die Gesetze der monotheistischen Kulturen hoch Es spiegelte seiner Ansicht nach eine jahrhundertealte Erfahrung wider Er hielt die im Gesetzesbuch des Manu festgehaltene Kastenordnung fur naturlich die auf der Gleichheit der Menschen beruhende moderne Gesellschaftsordnung dagegen fur dekadent und widernaturlich Seiner Ansicht nach sollten wie bei Manu die Kasten voneinander getrennt sein und verschiedene Vor Rechte besitzen Wahrend die Vornehmen die Philosophen die Gesetze festlegen sollten sollten die korperlich Starken die Exekutive wahrnehmen und die Mittelmassigen das arbeitende Gros der Bevolkerung bilden Zudem halt er der Manusmriti zugute dass dort die Frauen wesentlich schmeichelhafter als im Christentum beschrieben wurden und ihr Korper nicht als unrein sondern im Gegenteil als besonders rein gelte Nietzsche benutzt fur seine Adaption des Manusmriti eine sehr zweifelhafte franzosische Ubersetzung des bekennenden Antisemiten Louis Jacolliot 1 Er ubernahm dessen irrige Vorstellung das Buch stamme aus der Zeit 13 000 vor Chr und sei damit die alteste arische Quelle er nahm die Manusmitrii als Essenz altindischer Kultur und ignorierte die bereits ubersetzten Upanischaden und Veden 2 Viele der von Nietzsche zitierten Passagen die angeblich aus dem Manusmriti stammen sind in Wahrheit Hinzufugungen von Jacolliot fur die sich keine alten Textzeugen finden lassen 3 Jacolliot vertrat die historisch unhaltbare Theorie dass die Juden die ursprunglich vertriebenen Tschandala des Manusmriti gewesen seien Bei Nietzsche hat der Bezug auf Manu nicht den Zweck zu einer vormodernen Kastenordnung zuruckzukehren sondern der christlich demokratischen Egalisierung die Grundlage zu entziehen Yukio Mishima Bearbeiten Yukio Mishima nimmt in seiner Tetralogie Das Meer der Fruchtbarkeit immer wieder Bezug auf das Gesetzbuch des Manu Dem Protagonisten und Rechtsgelehrten Honda bilden diese Schriften einen Gegenpol zum europaischen Naturrecht und gleichzeitig eine ihm ubergeordnete Sphare Literatur BearbeitenWilliam Jones Ubers Institutes of Hindu Law Or the Ordinances of Menu according to the Gloss of Culluca Comprising the System of Duties Religious and Civil Verbally translated from the Original Sanskrit With a Preface Calcutta London 1796 1 Johann Chr Huttner Ubers Die Gesetze des Manu Husum 1981 Uberarbeitete Fassung von Menu s Verordnung nach Cullucas Erlauterung Weimar 1797 Deutsche Ubersetzung der Manusmriti ISBN 3 88716 001 0 Max Muller The Sacred Books of the East Vol 25 Georg Buhler The Laws of Manu Motilal Banarsidass Delhi 1993 first published by Oxford University Press 1886 Karl Heinz Kramer Rajadharma und Rajaniti Zur Ideologie des hinduistischen Konigtums in Nepal Wendy Doniger Brian Smith The Laws of Manu London 1991 Axel Michaels Ubers Manusmrti Manus Gesetzbuch Verlag der Weltreligionen Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 458 70028 9 erste deutsche Ubersetzung aus dem Sanskrit Ganganath Jha Manusmṛti with the Manubhaṣya of Medhatithi Motilal Banarsidass Publishers 1920 ISBN 81 208 1155 0 Online Literatur zum Manusmriti bei Nietzsche BearbeitenAndreas Urs Sommer Ex oriente lux Zur vermeintlichen Ostorientierung in Nietzsches Antichrist in Nietzsche Studien 28 1999 S 194 214 David Smith Nietzsche s Hinduism Nietzsche s India in New Nietzsche Studies 6 Nr 3 4 und 7 Nr 1 2 2005 06 S 135 154 Koenraad Elst Manu as a Weapon against Egalitarianism Nietzsche and Hindu Political Philosophy in Siemens Herman W Roodt Vasti Hrsg Nietzsche Power and Politics Rethinking Nietzsche s Legacy for Political Thought Berlin New York 2008 543 582 Weblinks BearbeitenManusmriti with the Manubhasya of Medhatithi Ubersetzung von Ganganath Jha 1920 Motilal Banarsidass Publishers ISBN 81 208 1155 0 The Laws of Manu Ubersetzung von Georg Buhler vol xxv Oxford 1886 Rajadharma und Rajaniti Zur Ideologie des hinduistischen Konigtums in Nepal von Karl Heinz Kramer bei suedasien infoEinzelnachweise Bearbeiten Louis Jacolliot Les legislateurs religieux Manou Moise Mahomet Traditions religieuses comparees des lois de Manou de la Bible du Coran du Rituel Egyptien du Zend Avesta des Parses et des traditions finnoises Paris 1876 Dorothy Figueira ARYAN ARISTOCRATS AND UBERMENSCHEN NIETZSCHE S READING OF THE LAWS OF MANU In The Comparatist Band 23 1999 ISSN 0195 7678 S 5 20 JSTOR 44367015 Ausfuhrlich dazu Andreas Urs Sommer Ex oriente lux Zur vermeintlichen Ostorientierung in Nietzsches Antichrist in Nietzsche Studien 28 1999 S 194 214 Normdaten Werk GND 4288684 3 lobid OGND AKS VIAF 217083356 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manusmriti amp oldid 235457489