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Jurgen Roloff 29 September 1930 in Oppeln Provinz Oberschlesien 21 Februar 2004 in Erlangen war ein deutscher evangelischer Theologe und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Theologie 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJurgen Roloff wurde im oberschlesischen Oppeln geboren da sein Vater bei der Reichsbahn angestellt war verbrachte er seine Kindheit an verschiedenen Orten vornehmlich in Pommern In den Kriegsjahren zog seine Familie dann nach Munchen Nach dem Abitur und dem Studium der Philosophie und der Evangelischen Theologie in Munchen Erlangen Heidelberg und Neuendettelsau 1950 1955 war er Stipendiat des Lutherischen Weltbundes in den USA Chicago Von 1958 bis 1961 hatte er eine Stelle als Assistent des Direktors der Theologischen Abteilung des Lutherischen Weltbundes in Genf inne Wahrend seiner Zeit als Assistent in Hamburg erfolgte 1963 die Promotion zum Dr theol und 1967 die Habilitation im Fach Neues Testament Daran anschliessend wurde er in Hamburg Akademischer Rat und Professor Von 1973 blieb er bis zu seiner Emeritierung 1998 ordentlicher Professor fur Neues Testament in Erlangen Er lehnte Rufe nach Gottingen 1981 und Hamburg ab Seit 1992 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war er ebenfalls mehrere Jahre Vertreter der Theologischen Fakultat in der Landessynode der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls 1 Theologie BearbeitenJurgen Roloff kann als einer der bedeutendsten Exegeten seiner Zeit angesehen werden Auch international fanden seine Auslegungen des Neuen Testaments grosse Anerkennung In der Nachfolge seines Lehrers Leonhard Goppelt bezog Roloff eine theologische Position die sich bewusst von der zu seiner Zeit dominierenden sog Kerygma Theologie der Bultmann Schule abgrenzte und die Bedeutung des irdischen bzw historischen Jesus fur die neutestamentliche Verkundigung betonte In Roloffs Denken ergab sich hieraus auch die Notwendigkeit ekklesiologischen Fragestellungen einen hoheren Stellenwert bei der Exegese des Neuen Testaments einzuraumen treffend wurde der zu seinem sechzigsten Geburtstag erschienene Aufsatzband daher unter dem Titel Exegetische Verantwortung in der Kirche s u Werkeverzeichnis herausgegeben Roloffs herausragendste Starke bestand in seiner Fahigkeit auch komplexe Sachverhalte in klarer und einfacher Sprache einleuchtend darzustellen was seinen wohluberlegten Ausfuhrungen oft ein beachtliches Mass an Faszination verlieh Im Umgang mit Studenten und Kollegen musste der grosse Gelehrte jedoch taglich neu Schuchternheit und Verletzlichkeit uberwinden Roloffs Dissertation Apostolat Verkundigung Kirche veroffentlicht 1965 s u reflektierte den Ursprung und das Wesen des urchristlichen Apostel Amtes Bereits hier wurde Roloffs Interesse an einer urchristlichen Ekklesiologie deutlich die ihn sein Leben lang begleiten sollte Ahnliches gilt fur Roloffs etwas spater erschienenen und in mancherlei Hinsicht programmatischen Aufsatz Heil als Gemeinschaft der die kommunikativen Faktoren der neutestamentlichen Abendmahls Auffassungen im Hinblick auf die ekklesiologische und liturgische Debatte der damaligen Zeit fruchtbar machen sollte Mit seiner 1970 veroffentlichten Habilitationsschrift Das Kerygma und der irdische Jesus griff Roloff in die damals hochaktuelle Diskussion um das Verhaltnis von urchristlichem Kerygma und irdischem Jesus ein Roloff wies nach dass sich die geschichtliche Erinnerung an Lehre und Person Jesu auch dort in der Evangelienuberlieferung niedergeschlagen hat wo sich ein auf Jesus selbst zuruckgehender Wortlaut nicht nachweisen lasst Nach Roloff hatte das urchristliche Kerygma also immer auch die geschichtliche Person des irdischen Jesus zum Gegenstand und nicht nur wie es im Gefolge von Rudolf Bultmann behauptet wurde das Dass seines Gekommen Seins Nach seiner Berufung auf den Erlanger Lehrstuhl fur Neues Testament gab Roloff die unvollendet gebliebene Theologie seines plotzlich verstorbenen Lehrers Leonhard Goppelt heraus Es folgten Kommentare zur Apostelgeschichte zur Apokalypse des Johannes und zum Ersten Timotheusbrief Alle drei Kommentare galten bald als Standardwerke der Kommentar zum Ersten Timotheusbrief leitete in der protestantischen Auslegung der sog Pastoralbriefe eine viel beachtete Wende ein da er diese Schriften als Dokumente der in nachapostolischer Zeit unbedingt notwendigen Konsolidierung der fruhchristlichen Gemeinden sah und nicht lediglich als Ausdruck eines fruhkatholischen Verfalls der christlichen Theologie wie es die evangelische Exegese fruherer Jahrzehnte allzu haufig getan hatte Roloffs Kommentar zum Matthausevangelium an dem er uber viele Jahre hinweg kontinuierlich gearbeitet hatte blieb unvollendet Roloffs didaktisches Geschick wird in dem Arbeitsbuch Neues Testament deutlich das viele Auflagen erlebte und Generationen von Theologiestudenten begleitet hat Nach einer praktischen Einfuhrung in die exegetischen Methoden Literarkritik Formgeschichte usw werden exemplarisch einige Themen aus den Bereichen Synoptiker Johannes und Paulus Exegese erarbeitet denen wiederum eine Schlusselfunktion innerhalb der betreffenden neutestamentlichen Schriften zukommt Abschliessend werden zentrale Themen der christlichen Glaubenspraxis Auferstehung Taufe Eucharistie im Querschnitt des Neuen Testaments betrachtet Ahnlich versteht es Roloff in seiner Einfuhrung in das Neue Testament und insbesondere in seinem Jesus Buch den interessierten Leser auf einfache Weise mit zentralen Fragen der zeitgenossischen Exegese vertraut zu machen beide Werke wenden sich auch an Nicht Theologen Als Hochschullehrer hielt Roloff mehrfach Vorlesungen und Seminare zum Thema einer Ekklesiologie des Neuen Testaments aus dieser Arbeit erwuchs das Werk Die Kirche im Neuen Testament eine grundlegende Darstellung der Entstehung und Entwicklung des neutestamentlichen Kirchenverstandnisses beginnend mit der impliziten Ekklesiologie bei Jesus selbst uber das Kirchenverstandnis des Paulus bis hin zu den verschiedenen Entwurfen der fruhen nachapostolischen Zeit Diese ekklesiologische Gesamtschau in der sich auch Roloffs Bemuhungen um eine Verschrankung von Theologie und Kirche um die christliche Okumene und um den judisch christlichen Dialog gegenseitig befruchten darf heute als Standardwerk zu diesem Thema gelten und ebenso als Roloffs theologisches Vermachtnis Werke BearbeitenApostolat Verkundigung Kirche Ursprung Inhalt und Funktion des kirchlichen Apostelamtes nach Paulus Lukas und den Pastoralbriefen Gutersloh 1965 Das Markusevangelium als Geschichtsdarstellung EvTh 27 1969 S 73 93 Das Kerygma und der irdische Jesus Historische Motive in den Jesus Erzahlungen der Evangelien 2 Auflage Gottingen 1973 ISBN 3 525 53532 5 Heil als Gemeinschaft Kommunikative Faktoren im urchristlichen Herrenmahl in P Cornehl u a Hrsg Gottesdienst und Offentlichkeit Theorie und Didaktik neuer Kommunikation Hamburg 1970 Konkretionen 8 S 88 117 Die Apostelgeschichte NTD 5 2 Auflage Gottingen und Zurich 1988 ISBN 3 525 51361 5 Der erste Brief an Timotheus EKK XV Zurich 1988 ISBN 3 7887 1282 1 Exegetische Verantwortung in der Kirche Aufsatze hrsg von M Karrer Gottingen 1990 ISBN 3 525 58155 6 Die Kirche im Neuen Testament GNT NTD E 10 Gottingen 1993 ISBN 3 525 51377 1 Neues Testament 7 vollst uberarb Auflage Neukirchen Vluyn 1999 ISBN 3 7887 1742 4 Die Offenbarung des Johannes Zurcher Bibelkommentare AT 18 Theologischer Verlag Zurich 1984 ISBN 3 290 14735 5 Seiten 144 145 zur 666 Jesus 2 durchgesehene Auflage Beck Munchen 2002 ISBN 978 3 406 44742 6 Erstauflage 2000 3 Auflage 2004 postum 4 durchgesehene Auflage 2007 5 Auflage 2012 Einfuhrung in das Neue Testament Reclam Reclam Wissen Bibliographisch erneuerte Ausgabe Stuttgart 2003 ISBN 3 15 009413 5 Jesu Gleichnisse im Matthausevangelium ein Kommentar zu Mt 13 1 52 hrsg von Helmut Kreller und Rainer Oechslen Neukirchen Vluyn 2005 ISBN 3 7887 2109 XLiteratur BearbeitenMartin Karrer Wolfgang Kraus Otto Merk Hrsg Kirche und Volk Gottes Festschrift fur Jurgen Roloff zum 70 Geburtstag Neukirchen Vluyn 2000 Weblinks Bearbeiten 1 Wolfhart Pannenberg Nachruf Jurgen Roloff 29 9 1930 21 2 2004 Website badw de pdf Einzelnachweise Bearbeiten Wolfhart Pannenberg Nachruf Jurgen Roloff 29 9 1930 21 2 2004 Website badw deNormdaten Person GND 118939882 lobid OGND AKS LCCN n80160470 NDL 01238404 VIAF 71419209 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Roloff JurgenKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Theologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 29 September 1930GEBURTSORT Oppeln Provinz OberschlesienSTERBEDATUM 21 Februar 2004STERBEORT Erlangen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jurgen Roloff Theologe amp oldid 239160376