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Der Geistertanz war ein religioser Krisenkult etlicher Indianervolker des nordamerikanischen Westens der in zwei Auspragungen um 1870 und um 1890 stattfand Er fuhrte indirekt zum Massaker von Wounded Knee das als Endpunkt der Indianerkriege in den USA gilt Sioux Ghost Dance James Penny Boyd 1836 1910Die Geistertanzbewegung steht in der spirituellen Tradition der Trancetanze nordamerikanischer Ureinwohner und stellt eine letzte weitgehend friedliche soziale Bewegung der Besiegten gegen die Unterwerfung und Zerstorung ihrer Lebensgrundlagen und traditionellen Kulturen dar Er war nur eine von vielen letztlich erfolglosen Restaurationsbemuhungen erreichte aber die grosste Popularitat und gilt deshalb heute in der allgemeinen Wahrnehmung irrtumlich als fester Bestandteil bestimmter indianischer Religionen und Kulturen Inhaltsverzeichnis 1 Erster Geistertanz 2 Zweiter Geistertanz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseErster Geistertanz BearbeitenIn den 1870er Jahren erlebte der als Seher und Prophet geltende Wodziwob ein Mitglied des im heutigen Bundesstaat Nevada beheimateten Stammes der Paviotso bei einer Trance eine Vision bei der ihm die Geister der Ahnen versprachen dass die alten Zeiten und mit ihnen die traditionelle Lebensweise zuruckkehren wurden wenn die indianischen Volker den Geistertanz tanzen wurden Dann wurde sich die Erde in ein Paradies verwandeln und die weissen Eroberer wurden durch eine grosse Flut oder ein Feuer eliminiert werden 1 Fur den Geistertanz wurde ein Kreis aus Mannern und Frauen gebildet bei denen sich die Beteiligten an den Handen hielten und zum stetigen Schlag der Trommeln die vorgeschriebenen Geistertanzlieder eine Folge von monotonen Beschworungen intonierten Durch gleichzeitige Seitwartsschritte der Tanzer setzte sich der ganze Kreis in Bewegung Der Tanz dauerte mehrere Tage lang Er erinnert damit etwa an die ausdauernden Buffeltanze in denen Manner und Heranwachsende tagelang unter Anleitung von Schamanen bis zur volligen Erschopfung tanzten um die Wiederkehr der zweimal im Jahr wandernden Buffelherden zu sichern die die wichtigste Lebensgrundlage der Prarie Indianer bildeten 2 Durch die monotone rhythmische Trommelbegleitung die gleichformigen Bewegungen und die immer gleichen gesungenen Beschworungen wurde nahe der volligen Erschopfung ein tranceartiger Zustand erreicht durch den den Lebenden das Betreten der Geisterwelt ermoglicht werden sollte Die damit verbundene Verschmelzung von Diesseits und Jenseits wurde letztlich dazu fuhren dass die Toten zuruckkehren konnten 3 Inhalt und Versprechen des Geistertanzes fiel in der Zeit des Niedergangs auf fruchtbaren Boden Die Idee verbreitete sich Ende der 1860er Jahre sehr schnell und fuhrte zu einer stark motivierten religiosen Bewegung Sie erreichte von Nevada aus Kalifornien und Oregon Jeder Stamm schuf seine eigenen Elemente und Interpretationen des Tanzes Die ursprungliche Prophezeiung wurde mit deren Verbreitung durch weitere erganzt Manchmal vereinte ein Tanz 5 000 bis 6 000 Angehorige unterschiedlicher Stamme Trotzdem kann nicht von einem panindianischen Kult gesprochen werden da sich nicht alle Ethnien dem Geistertanz anschlossen Die erste Welle des Geistertanzes endete ca 1872 nachdem der Initiator Wodzivob die Idee widerrufen hatte und die Tanze letztlich auch erfolglos blieben Zweiter Geistertanz Bearbeiten nbsp WovokaUm 1890 rund 20 Jahre spater erlebte der Geistertanz eine Renaissance Wieder lag der Ursprung bei den Paviotso Diesmal war es Wovoka ein Mann vom Stamm der Paiute der die Idee wiederbelebte Sein Vater war moglicherweise einer der Nachfolger von Wodziwob und gab spirituelle Erkenntnisse an seinen Sohn weiter 4 Unter dem Namen Jack Wilson arbeitete er seit dem achten Lebensjahr auf einer Ranch strengglaubiger Mormonen von denen er auch erzogen wurde Derartig gepragt ubernahm er auch christliche Elemente wie die Apostel Idee in den Geistertanz um erneut fur seine Ausbreitung zu sorgen 5 Die Prophezeiung ahnelte im Grundsatz der ersten von 1870 Die Zeit wurde kommen wo sich die lebenden und toten Indianer vereinigen wurden um zusammen glucklich zu leben ohne Tod Ungluck und Elend Die riesigen Bisonherden wurden wiederkehren Der erste Geistertanz wurde im Januar 1889 in der Walker River Paiute Reservation zelebriert Nach Wovokas Weisungen hielten Manner und Frauen sich an den Handen und tanzten in langsamen Schritten nach links im Kreis Wahrend des Tanzes sangen sie Lieder von Wovokas Traumen und den Tieren deren Geister ihnen Schutz gewahrten Die Tanze dauerten sechs Tage und Nachte und wurden alle sechs Wochen wiederholt Danach nahmen alle Teilnehmer ein Bad Die Kleidung bestand aus einem einfachen Leder oder Baumwollhemd dem Geistertanzhemd das unverwundbar machen sollte Jeder Teilnehmer bemalte es mit den Zeichen seiner Visionen meistens Sterne Mondsicheln und Donnervogel Die Kanten der viereckig eingesetzten Armel und die Nahte waren wie bei der alten Lederkleidung meist ausgefranst zusatzlich wurden die Hemden mit einzelnen Federn geschmuckt 6 Der 1890er Geistertanz breitete sich ebenfalls zuerst nach Kalifornien und Oregon aus fand dann aber auch daruber hinaus in Idaho Montana Utah Wyoming Colorado Nord und Sud Dakota bis hin nach Nebraska Kansas Oklahoma und Kanada viele Anhanger Im Vergleich zum ersten Geistertanz erfasste er diesmal auch die Stamme der Plains und einige des Sudwestens Wieder wandelten sich mit der Verbreitung einige Tanzelemente und die Inhalte der Prophezeiungen je nach Kultur und Mythologie der jeweiligen Ethnien Die zweite Geistertanzbewegung dauerte einige Jahre langer als die erste fand jedoch ebenfalls ein abruptes Ende 7 Die nach ihrer Niederlage und Unterwerfung durch die Weissen in den Reservaten von South Dakota lebenden Lakota Sioux hatten die Bewegung ubernommen und um weitere christliche Elemente wie den Erlosergedanken erweitert 3 Die ihres Landes beraubten Prarie Indianer die durch die Vernichtung der Buffelherden ihre Lebensgrundlage verloren hatten lebten in den Reservaten unter schlechten Bedingungen 3 Die nomadisierende Stammesgesellschaft in der Gruppen und Familienverbande in Zeltdorfern auf Wanderschaft zusammenlebten befand sich durch die erzwungene Sesshaftmachung in Einzelfamilien nach europaischem Muster in Auflosung Angesehene Hauptlinge wie Tashunka Witko engl Crazy Horse wurden ermordet 8 oder hatten sich den Siegern unterworfen Die einstigen Jager und Sammler waren von Lebensmittel Lieferungen durch die Reservatsbehorden abhangig die oft ausblieben und von schlechter Qualitat waren 9 Hunger Krankheiten ungewohnte Nahrung erzwungene Sesshaftigkeit und Untatigkeit fuhrten zur kulturellen Entwurzelung der Lakota In diesem Klima konnte sich der Geistertanz nicht nur leicht ausbreiten sondern leistete neuen Widerstandsgedanken Vorschub So trugen viele Tanzer stark bemalte Geistertanzhemden die sie angeblich gegen die Kugeln aus Gewehren der Weissen schutzen konnten Die Vision der Geistertanz wurde die Weissen hinwegfegen wurde offen ausgesprochen Nachdem der Geistertanz im April 1890 in den Lakota Reservaten begonnen hatte und von einigen weiterhin angesehenen Anfuhrern wie etwa Sitting Bull propagiert wurde 10 traten Spannungen auf Die Reservatsbehorden sahen die Massenbewegung als politischen und religiosen Protest der 25 000 in Reservaten lebenden Sioux an und reagierten mit Zwangsmassnahmen um einen moglicherweise drohenden Aufstand bereits im Vorfeld zu ersticken nbsp Geistertanz bei den Oglala Lakota in der Pine Ridge ReservationPrasident Benjamin Harrison ordnete eine Untersuchung durch die Armee an und veranlasste die Einschrankung der Essensrationen fur unkooperative Indianer was die Spannungen weiter verscharfte James McLaughlin Verwalter der Standing Rock Reservation in der Sitting Bull lebte hatte die Geistertanzer schon langer mit Argwohn betrachtet und befurchtete einen Aufstand 11 Sitting Bull der sich mit kampferischen Worten geweigert hatte die Bewegung zu verbieten und als einer ihrer Fuhrer galt sollte durch die Stammespolizei in wohluberlegter Provokation am 15 Dezember 1890 verhaftet werden Als seine Getreuen gegen die grobe Behandlung des alten Mannes Widerstand leisteten wurde Sitting Bull von dem Indianer Sergeant Red Tomahawk durch einen Kopfschuss getotet 12 Ausser ihm starben weitere 14 Menschen funf Stammes Polizisten und sieben Anhanger des alten Hauptlings darunter auch Sitting Bulls 14 jahriger Sohn Beim Abtransport wurde Sitting Bulls Leiche durch den Bruder eines getoteten Polizisten geschandet Die Verweigerung der Beerdigung auf dem christlichen Friedhof sorgte fur weiteren Unmut Der tote Hauptling wurde schliesslich auf dem Friedhof von Fort Yates in einer einfachen Holzkiste begraben Viele Lakota darunter viele Geistertanzer flohen in die nahegelegenen Badlands Unter den Fluchtenden befand sich auch Hauptling Big Foot mit Geistertanzanhangern aus der Cheyenne River Reservation Die Armee verfolgte Big Foot und seine Leute und stellte sie Der als friedlich geltende Big Foot ergab sich und die Gruppe sollte in die Pine Ridge Reservation uberfuhrt werden Am 29 Dezember 1890 sollte Big Foots Gruppe in der Nahe des Wounded Knee Creek entwaffnet werden Dabei fiel ein Schuss wahrscheinlich versehentlich auf Seiten der Indianer Die Soldaten der 7 Kavallerie schossen daraufhin wahllos auf die wehrlosen Indianer und verubten ein Massaker an Mannern Frauen und Kindern Selbst nach Stunden wurden noch Verwundete getotet Sogar die Pferde der toten Indianer wurden erschossen Insgesamt starben an diesem Tag zwischen 150 und 300 Indianer 13 14 15 Literatur BearbeitenJames Mooney The Ghost Dance Religion and the Sioux Outbreak of 1890 The University of Chicago Press Chicago 1970 Russell Thornton American Indian Holocaust and Survival A Population History Since 1492 University of Oklahoma Press Norman 1987 Louis S Warren God s red son the Ghost Dance religion and the making of modern America Basic Books New York 2017 ISBN 978 0 4650 1502 3 Weblinks BearbeitenThe ghost dance is a ceremony for the regeneration of the earth and subsequently the restoration of the earth s caretakers to their former life of bliss englisch United States History Ghost Dance englisch Ghost Dance englisch Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag Ghost Dance im Dictionary of American History auf Encyclopedia com abgerufen am 6 August 2018 academia edu academia edu a b c 1 Du Bois Cora The 1870 Ghost Dance Anthropological Records Vol 3 No 1 1939 Berkeley California University of California Press 3 4 legendsofamerica com Hans Lang Kulturgeschichte der Indianer Nordamerikas Olten 1981 ISBN 3 530 50230 8 S 287 288 encyclopedia com pbs org hanksville org ndstudies gov Memento des Originals vom 22 Juni 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ndstudies 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