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Als Draviden von Sanskrit द र व ड draviḍa werden die Volker bezeichnet die eine der im Suden Indiens und auf Sri Lanka verbreiteten dravidischen Sprachen sprechen In dieser Bedeutung wurde der Begriff Draviden Mitte des 19 Jahrhunderts vom britischen Orientalisten Robert Caldwell gepragt Dabei griff Caldwell auf den Sanskrit Begriff draviḍa zuruck der in vormoderner Zeit meist die Tamilen bisweilen auch zusammenfassend alle Volker Sudindiens bezeichnete Basierend auf Caldwells Erkenntnissen gingen westliche Forscher im 19 Jahrhundert von einer Dichotomie zwischen den Draviden die die Urbevolkerung Indiens darstellten und den Ariern die von aussen nach Indien eingewandert seien aus Um die Wende des 19 und 20 Jahrhunderts wurden diese Thesen von tamilischen Intellektuellen aufgegriffen die eine dravidische Identitat der Tamilen propagierten Ab dem fruhen 20 Jahrhundert war die Draviden Ideologie in den tamilischsprachigen Gebieten Sudindiens ausserst wirkmachtig und fuhrte zum Entstehen einer politischen Stromung der sogenannten Dravidischen Bewegung Inhaltsverzeichnis 1 Die dravidischen Sprachen 2 Kultur 2 1 Religion 2 2 Kampfkunst 3 Geschichte des Begriffs Draviden 3 1 Etymologie 3 2 Draviḍa Draviḍa im Sanskrit 4 Herkunft und Geschichte 4 1 Heutige dravidische Volker 5 Dravidentum als Ideologie 5 1 Robert Caldwell und die Entdeckung der Draviden 5 2 Arier und Draviden im westlichen Diskurs 5 3 Das Entstehen einer Dravidischen Identitat unter den Tamilen 5 4 Die Dravidische Bewegung in Tamil Nadu 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie dravidischen Sprachen Bearbeiten Hauptartikel Dravidische Sprachen nbsp Verbreitungsgebiet der dravidischen SprachenIn seiner heute gebrauchlichen Bedeutung bezieht der Begriff dravidisch sich primar auf die dravidischen Sprachen Zu diesen gehoren die vier grossen Sprachen Telugu Tamil Kannada und Malayalam die in Sudindien und im Fall des Tamil auf Sri Lanka gesprochen werden sowie eine Reihe kleinerer Sprachen in Zentral und Nordindien bis hin nach Pakistan Im Norden Indiens sind dagegen hauptsachlich indoarische Sprachen verbreitet Zu diesen gehort auch das Sanskrit das als Religions und Bildungssprache uber Jahrhunderte hinweg in ganz Indien auch im dravidisch sprechenden Suden eine herausragende Rolle spielte Wahrend die dravidischen Sprachen eine eigenstandige Sprachfamilie bilden sind die indoarischen Sprachen ein Zweig der indogermanischen bzw indoeuropaischen Sprachfamilie zu der auch die meisten in Europa gesprochenen Sprachen gehoren Nach der akzeptierten Lehrmeinung verbreiteten diese sich wohl um 1500 v Chr von Zentralasien aus auf den indischen Subkontinent Die dravidischen Sprachen wurden dagegen schon vor der Ankunft der indoarischen Sprachen auf dem Subkontinent gesprochen Ob die dravidischen Sprachen ihrerseits zu einem fruheren Zeitpunkt von aussen auf den indischen Subkontinent gelangt waren oder ob ihre Urheimat in Indien liegt ist unklar Neben den indoarischen und den dravidischen Sprachen sind auf dem indischen Subkontinent noch die kleinere Gruppe der Munda Sprachen sowie in den Randbereichen tibetobirmanische Sprachen verbreitet Kultur BearbeitenReligion Bearbeiten nbsp Verehrungsritual fur einen Malaraya ein zu den Bhutas gehorendes Geistwesen in der Region Tulu Nadu im Suden von Karnataka und im Norden von KeralaHeute folgen die meisten dravidisch sprachigen Volker Formen des Hinduismus Dennoch gibt es noch einige die die traditionellen animistischen Volkstraditionen pflegen 1 nbsp Helden oder Ahnen Steine Naṭukal sind ein integraler Bestandteil der dravidischen Kultur Sie zeigen die Lebensgeschichte von Helden und oder Verstorbenen Die Motive Sonne Stern und Mond werden haufig dargestellt 2 3 Die ursprungliche Religion der Draviden war eine ausgepragte animistisch polytheistische Religion mit stark ausgepragtem Ahnenkult Die Draviden glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod in Form von Geistern in einer von der physischen Welt getrennten Geisterwelt Reinkarnationsglaube fehlte vollstandig und verbreitete sich erst spater durch nordindische Sekten nach dem Ende der Vedischen Periode 4 5 6 Die Religion der Draviden zeigt Parallelen zu den antiken Religion Mesopotamiens des alten Agyptens und Religion des Mittelmeerraums 7 Kampfkunst Bearbeiten nbsp Silambam Darstellung eines Trainings mit Holzstaben nbsp Traditionelle WaffenDie Draviden sind auch fur ihre Kampfkunst bekannt Es gibt einige traditionelle Kampfkunste die auch das Kung Fu beeinflussten Des Weiteren sind sie auch fur ihre Schwertkampfkunst beruhmt 8 Einige bekannte Schulen sind das Kalarippayat oder das Silambam Geschichte des Begriffs Draviden BearbeitenEtymologie Bearbeiten Die Bezeichnungen Draviden bzw dravidisch sind vom Sanskrit Wort draviḍa bzw seiner adjektivischen Form draviḍa Vriddhi Stufe abgeleitet Als Varianten zu draviḍa kommen im Sanskrit auch die Formen dramiḍa und dramila vor Hochstwahrscheinlich besteht ein etymologischer Zusammenhang zu tamiḻ der Eigenbezeichnung des Tamil Als Zwischenstufe kommt die Prakrit Form damiḷa in Frage Unklar ist aber die Richtung der Entlehnung Das Sanskrit Wort draviḍa konnte uber Prakrit damiḷa in Tamil tamiḻ entlehnt worden sein Beim Ubergang von Sanskrit zu Prakrit sind die Vereinfachung des anlautenden Konsonantenclusters dr zu d und der Wechsel von retroflexem Plosiv ḍ und retroflexem Lateral ḷ regelmassige Lautwandel Bei der Entlehnung ins Tamil hatte sich d in t gewandelt weil im Tamil Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit nicht phonematisch sind Schwieriger zu erklaren ist der Wandel von ḷ zum retroflexen Approximanten ḻ Der umgekehrte Entlehnungsweg ist aber ebenfalls moglich In diesem Fall ware tamiḻ als damiḷa ins Prakrit ubernommen worden Die Ersetzung des im Prakrit nicht vorkommenden Lautes ḻ durch ḷ ist dabei leichter zu erklaren als die umgekehrte Entwicklung Die Prakrit Form damiḷa ware zu dramiḍa bzw draviḍa sanskritisiert worden Das r im Anlaut dr ware dabei eine Hyperkorrektur 9 Draviḍa Draviḍa im Sanskrit Bearbeiten Der Begriff draviḍa bezeichnet in der klassischen Sanskrit Literatur ein Volk oder ein Land in Sudindien draviḍa bedeutet entsprechend zum Volk der Draviḍa gehorig 10 Die Begriffe erscheinen bereits in fruhen Texten wie dem Epos Mahabharata oder dem Gesetzbuch Manusmriti die beide in die Jahrhunderte um die Zeitenwende anzusetzen sind 11 Die Draviḍa werden hier im Kontext von Volkerlisten erwahnt So enthalt das Mansmriti eine Aufzahlung exotischer Volksstamme die von den Kshatriya abgefallen seien Hierzu gehoren neben den Draviḍa die Pauṇḍraka Bengalen Oḍra Orissa Kamboja Nordwestindien Yavana Griechen Parada Zentralasien Pahlava Perser Cina Chinesen Kirata Himalayagebiet Darada und Khasa beide Zentralasien 12 Im Mahabharata werden die Draviḍa zusammen mit anderen offensichtlich sudindischen Volksstammen erwahnt so etwa den Cola vgl Chola und Andhra vgl Andhra 13 Die Angaben in den fruhen Quellen sind aber zu vage um die Draviḍa genauer identifizieren zu konnen und ohnehin stellt sich die Frage wie genau die Verfasser der Texte uber die Geografie und Bevolkerung Sudindiens informiert waren In sudindischen Sanskrit Texten des Mittelalters und der fruhen Neuzeit ist der Begriff draviḍa meist gleichbedeutend mit tamilisch So bezeichnen die tamilischen Vishnuiten den Kanon der vishnuitischen Literatur in Tamil Nalayira Divya Prabandham auf Tamil als tamiḻ maṟai und auf Sanskrit als draviḍa veda tamilischer bzw dravidischer Veda Bisweilen wurde der Begriff aber auch kollektiv fur die Einwohner Sudindiens verwendet So werden die Brahmanen Indiens traditionell in zwei Hauptgruppen unterteilt die jeweils funf Untergruppen enthalten Die nordlich der Vindhya Berge lebenden Panca Gauḍa funf Gauḍa und die Panca Draviḍa funf Draviḍa sudlich davon Die letztere Gruppe umfasst die Gurjara die Einwohner des heutigen Gujarat Maharaṣṭra Maharashtra Tailaṅga Telangana Andhra Pradesh Karnaṭaka Karnataka und Draviḍa Tamil Nadu Der Begriff Draviḍa wird also in einem doppelten Sinne benutzt einmal im engeren Sinn fur die Brahmanen des heutigen Tamil Nadus und einmal als Oberbegriff fur alle sudlichen Brahmanen 14 Herkunft und Geschichte BearbeitenDie Herkunft der Draviden war bis vor kurzem umstritten Ein Ursprung in Indien oder ein Ursprung in Vorderasien wurde diskutiert 15 Neuere Erkenntnisse in der Archaologie der Genetik sowie der Linguistik bestatigen einen westeurasischen Ursprung der Proto Draviden Laut einer Genom anthropologischen Studie Das et al 2016 stammen die proto Draviden aus einer Region im heutigen sudlichen Iran Sie seien vor mehr als 8 000 Jahren nach Indien eingewandert und verdrangten die zahlenmassig unterlegenen Jager und Sammler Populationen beinahe vollstandig Die Indus Kultur eine der altesten Kulturen der Menschheit wird ihnen zugeschrieben Genetisch sind die Draviden nahe mit anderen westeurasischen Populationen Araber Berber Europaer und Iraner verwandt Die Forscher schlussfolgern dass die Draviden aus der antiken Region Elam im heutigen Iran stammen und unterstutzten die Elamo Dravidische Sprachfamilie die bereits zuvor von einigen Linguisten vermutet wurde 16 17 18 19 20 21 Heute bezieht sich die Bezeichnung Dravide vor allem auf die Sprache beziehungsweise die Kultur und weniger auf die ethnische Herkunft 22 23 Heutige dravidische Volker Bearbeiten Die grossten dravidischen Volker sind heute die Tamilen Telugus Kanadas Malayalis und die Tulu in Indien und die Brahui in Afghanistan und Pakistan Daneben gibt es eine Vielzahl an kleineren Volkern und Stammen die zu den Draviden gezahlt werden 24 Dravidentum als Ideologie BearbeitenRobert Caldwell und die Entdeckung der Draviden Bearbeiten nbsp Robert Caldwell 1814 1891 In seiner heutigen Bedeutung wurde der Begriff Draviden bzw dravidisch von dem britischen Missionar und Sprachforscher Robert Caldwell in seinem Werk Comparative Grammar of the Dravidian or South Indian Family of Languages 1856 gepragt 25 In seinem Werk wies Caldwell nach dass die in Sudindien gesprochenen Sprachen zwar untereinander aber nicht mit dem Sanskrit und den heute in Nordindien verbreiteten Sprachen den indoarischen Sprachen verwandt sind Diese Entdeckung war bereits vierzig Jahre zuvor von Francis Whyte Ellis getatigt worden erlangte aber erst durch Caldwell allgemeine Bekanntheit 26 Vor allem aber pragte Caldwell den Begriff dravidisch Dravidian im englischen Original fur diese Sprachgruppe Ellis hatte noch schlicht von sudindischen Dialekten gesprochen Caldwell ubernahm den Begriff aus Sanskrit draviḍa Er raumte ein dass draviḍa im Sanskrit oft in einer eingeschrankten Bedeutung nur fur das Tamil stehe da aber bereits die Sanskrit Autoren das Wort als Uberbegriff fur die Volker und Sprachen Sudindiens benutzt hatten hielt er ihn fur den bestgeeigneten Begriff um die gesamte Sprachfamilie zu bezeichnen 27 Arier und Draviden im westlichen Diskurs Bearbeiten Anders als Francis Whyte Ellis der sich nur mit sprachvergleichenden Aspekten befasste weitete Robert Caldwell den Begriff dravidisch auf eine volkisch kulturelle Ebene aus Wie auch andere Wissenschaftler des 19 Jahrhunderts vermengte er die Konzepte von Sprache Volk und Rasse Ausser von einer dravidischen Sprachfamilie ging Caldwell von einer volkischen Entitat der Draviden aus die er den Ariern gegenuberstellte Damit griff er einen Diskurs auf der in der Indienforschung jener Zeit hoch im Kurs war Aus der 1786 vom Briten William Jones getatigten Entdeckung dass das Sanskrit und seine Tochtersprachen ebenso wie die meisten heute in Europa gesprochenen Sprachen die indogermanische Sprachfamilie bilden war geschlossen worden indogermanische Stamme die sich selbst als Arier bezeichnet hatten seien von aussen nach Indien eingewandert und hatten die Urbevolkerung unterworfen 28 In der umfangreichen Einleitung seines Grammatikwerks aussert Caldwell sich zum Verhaltnis zwischen Ariern und Draviden So folgert er aus einem Vergleich des gemeinsamen dravidischen Erbwortschatzes auf ein vergleichsweise hochstehendes Niveau der vorarischen Zivilisation der Urdraviden 29 Damit hatte Caldwell erstmals die zuvor nur negativ als Nicht Arier definierten Ureinwohner aus sich selbst heraus definiert Der von Caldwell gepragte Begriff Draviden fand schon bald weite Verbreitung und etablierte sich als Gegenbegriff zu Arier Allgemein wurde von einer Dichotomie zwischen eingewanderten Ariern und eingeborenen Draviden ausgegangen und die indische Vorgeschichte unter diesen Vorzeichen gedeutet So wurde das indische Kastensystem damit erklart die siegreichen Arier hatten die unterjochten Draviden zu Shudras Niedrigkastigen und Kastenlosen gemacht 30 Wahrend Caldwell sich noch durchaus wohlwollend uber die Draviden ausserte ging die Mehrzahl der westlichen Indologen des 19 Jahrhunderts von einer rassischen Uberlegenheit der Arier aus die nach den Erkenntnissen der vergleichenden Sprachwissenschaft schliesslich mit den europaischen Volkern verwandt waren 31 In ihrer extremsten Form fuhrte diese Sichtweise letztlich zur Arier Ideologie der Nationalsozialisten Vor diesem Hintergrund wurden die Draviden zu den Anderen gemacht in Abgrenzung zu welchen die Arier als uberlegen dargestellt werden konnten Den hellhautigen zivilisierten und mannhaften Ariern wurden die dunklen primitiven und weibischen Draviden gegenubergestellt Gleichzeitig galt es aber auch unter den vorherrschenden orientalistischen Denkmustern die Uberlegenheit des Westens uber Indien zu bekraftigen Die Geschichte Indiens wurde daher als Geschichte des Verfalls der ursprunglichen arischen Zivilisation unter dem zersetzenden Einfluss des dravidischen Geistes erzahlt So wurde etwa das Aufkommen von Tempelkult und Devotionalismus Bhakti im mittelalterlichen Hinduismus als dravidischer Einfluss erklart 32 Das Entstehen einer Dravidischen Identitat unter den Tamilen Bearbeiten Vor dem Hintergrund der britischen Kolonialherrschaft sahen sich die indischen Eliten des 19 Jahrhunderts mit den dominanten indischen Theoriebildungen uber Arier und Draviden konfrontiert Vor diesem Hintergrund begannen sudindische speziell tamilische Intellektuelle eine dravidische Identitat zu formulieren Als wohl erster im tamilischen Diskurs propagierte der Gelehrte P Sundaram Pillai Ende des 19 Jahrhunderts die These von der kulturellen Eigenstandigkeit der Draviden Er vertrat die Ansicht der dravidische Suden sei das eigentliche Indien und kulturell unabhangig von der arischen Kultur Nordindiens 33 Ausgehend von Robert Caldwells Thesen von der vorarischen Zivilisation der Draviden konnten Sundaram Pillai und seine Zeitgenossen die dravidische Kultur der arischen gegenuber als mindestens gleichwertig wenn nicht gar uberlegen darstellen Die tamilischen Intellektuellen unternahmen also keinen Versuch die Theorie von der arischen Einwanderung die fur sie wegen der negativen Urteile uber die eingeborenen Draviden problematisch sein musste in Frage zu stellen Vielmehr ubernahmen sie sie deuteten sie aber in ihrem Sinne um 34 Dass versucht wird die Dichotomie Arier Draviden aufzulosen geschieht erst wesentlich spater und in einem ganzlich anderen Kontext namlich dem des Hindu Nationalismus Ab den 1940er Jahren und verstarkt seit den 1990er Jahren wird hier versucht die arische Einwanderungsthese zu widerlegen Out of India Theorie und die dravidische Identitat als Resultat einer Teile und Herrsche Taktik der britischen Kolonialherren dargestellt 35 Wahrend der Begriff dravidisch aus linguistischer Sicht neben dem Tamil auch die drei anderen grossen sudindischen Sprachen Telugu Kannada und Malayalam einschliesst waren es im Wesentlichen nur Sprecher des Tamil bei denen die dravidische Identitat Anklang fand Die Begriffe dravidisch und tamilisch wurden dabei weitgehend austauschbar verwendet wobei davon ausgegangen wurde die Tamilen seien das dravidische Urvolk 36 Hierzu trug bereits Robert Caldwell bei der in seinem Pionierwerk das Tamil als wichtigste und ursprunglichste dravidische Sprache darstellte 37 Auch waren die anderen dravidischen Sprachen weitaus starker als das Tamil vom Sanskrit beeinflusst worden sodass die These von der Unabhangigkeit der dravidischen Kultur von der arischen auf die Sprecher dieser Sprachen weniger uberzeugend wirken musste Im Endeffekt blieb die Draviden Ideologie jedenfalls auf die Tamilen beschrankt 38 Parallel zur Entwicklung einer dravidischen Identitat unter den Tamilen vollzog sich die sogenannte tamilische Renaissance angestossen durch die Wiederentdeckung der aus den ersten Jahrhunderten n Chr stammenden alttamilischen Sangam Literatur um die Wende des 19 und 20 Jahrhunderts In der Sangam Literatur die noch weitgehend frei von Einflussen der nordindischen Kultur ist sah man nun den Ausdruck einer urtumlichen dravidischen Zivilisation 39 Die Entdeckung der Indus Kultur im Jahr 1922 und die bald darauf aufkommenden Spekulationen die Trager dieser Zivilisation seien Sprecher von dravidischen Sprachen gewesen gaben der These vor der Ankunft der Arier habe eine hochstehende dravidische Zivilisation existiert neuen Aufwind 40 Die wohl extremste Auspragung des neuen dravidischen Bewusstseins war die These die Draviden Tamilen seien eine der reinen Urrassen der Menschheit und hatten vom untergegangenen Kontinent Kumarikkandam aus den anderen barbarischen Volkern der Welt Kultur und Sprache beigebracht und diese zivilisiert 41 Die Dravidische Bewegung in Tamil Nadu Bearbeiten nbsp E V Ramasami 1879 1973 Ab dem fruhen 20 Jahrhundert formierte sich in den tamilischen Gebieten Indiens eine politische Bewegung die als Dravidische Bewegung bekannt ist Sie fusste einerseits auf der Draviden Ideologie andererseits auf dem Anti Brahmanismus also der Ablehnung der angenommenen Vormachtstellung der Brahmanen richtete Durch die bereits von Robert Caldwell vertretene These das Kastensystem sei von eingewanderten arischen Brahmanen in Sudindien eingefuhrt worden ergab sich ein Anknupfungspunkt zwischen Anti Brahmanismus und Draviden Ideologie 42 Die Brahmanen erschienen demnach als Arier wahrend nur Nichtbrahmanen Draviden oder Tamilen sein konnten Tatsachlich diente im Diskurs der Nichtbrahmanen Bewegung Dravide haufig als Synonym fur Nichtbrahmane Dem Sozialreformer E V Ramasami Periyar gelang es die Dravidische Bewegung zu einer Massenbewegung zu machen Er grundete 1925 die sozialreformerische Selbstachtungsbewegung mit dem erklarten Ziel den Nichtbrahmanen ein Gefuhl der Selbstachtung auf Grundlage ihrer dravidischen Identitat zu geben 1944 vereinigte sich die Selbstachtungsbewegung mit der ursprunglich als Interessenvertretung der nichtbrahmanischen Eliten gegrundeten Justice Party zur Organisation Dravidar Kazhagam DK Bund der Draviden Von dieser spaltete sich 1949 unter der Fuhrung von C N Annadurai die Partei Dravida Munnetra Kazhagam DMK dravidischer Fortschrittsbund als politische Partei ab Auf Grundlage der Draviden Ideologie vertraten die DK und DMK radikale nationalistische Positionen und forderten zeitweise sogar einen eigenen Staat Dravida Nadu fur die Draviden Sudindiens Die DMK entwickelte sich in dem Bundesstaat Madras heute Tamil Nadu schnell zu einer wichtigen politischen Kraft und gewann 1967 erstmals die Parlamentswahlen in dem Bundesstaat Nach Annadurais Tod spaltete sich von der DMK 1972 die Partei All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam AIADMK ab Bis heute wird die Politik Tamil Nadus von diesen beiden dravidischen Parteien dominiert Auch wenn die Dichotomie Arier vs Draviden heute stark an Bedeutung verloren hat bekennen sich sowohl DMK als auch AIADMK dem Namen nach zum Erbe der Dravidischen Bewegung Literatur BearbeitenMichael Bergunder Rahul Peter Das Hrsg Arier und Draviden Konstruktionen der Vergangenheit als Grundlage fur Selbst und Fremdwahrnehmungen Sudasiens Verlag der Franckeschen Stiftungen zu Halle Halle 2002 doi 10 11588 xabooks 379 539 Robert Caldwell Comparative Grammar of the Dravidian or South Indian Family of Languages 1 Auflage Williams 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November 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kjc sv013 kjc uni heidelberg de In Oliver Hellwig DCS The Digital Corpus of Sanskrit Memento des Originals vom 26 November 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kjc sv013 kjc uni heidelberg de Heidelberg 2010 2016 Manusmriti 10 43 45 Mahabharata 3 48 18 Madhav M Deshpande Panca Gauḍa und Panca Draviḍa Umstrittene Grenzen einer traditionellen Klassifikation In Michael Bergunder Rahul Peter Das Hrsg Arier und Draviden Konstruktionen der Vergangenheit als Grundlage fur Selbst und Fremdwahrnehmungen Sudasiens Verlag der Franckeschen Stiftungen zu Halle Halle 2002 S 57 78 doi 10 11588 xabooks 379 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migration originated in what was historically termed Elam in south west Iran to the Indus valley and may have been associated with the spread of Dravidian languages from south west Iran Quintan Murci u a 2001 Vagheesh M Narasimhan Nick Patterson Priya Moorjani Iosif Lazaridis Mark Lipson The Genomic Formation of South and Central Asia In bioRxiv 31 Marz 2018 bioRxiv 10 1101 292581v1 Preprint Volltext doi 10 1101 292581 Asko Parpola The Roots of Hinduism The Early Arians and the Indus Civilization Oxford University Press 2015 Dhavendra Kumar Genetic Disorders of the Indian Subcontinent Springer 2004 ISBN 1 4020 1215 2 The analysis of two Y chromosome variants Hgr9 and Hgr3 provides interesting data Quintan Murci u a 2001 Microsatellite variation of Hgr9 among Iranians Pakistanis and Indians indicate an expansion of populations to around 9000 YBP in Iran and then to 6 000 YBP in India This migration originated in what was historically termed Elam in south west Iran to the Indus valley and may have been associated with the spread of Dravidian languages from south west Iran Quintan Murci u a 2001 Andrew J Pakstis Cemal Gurkan Mustafa Dogan Hasan Emin Balkaya Serkan Dogan Genetic relationships of European Mediterranean and SW Asian populations using a panel of 55 AISNPs In European Journal of Human Genetics Band 27 Nr 12 Dezember 2019 ISSN 1476 5438 S 1885 1893 doi 10 1038 s41431 019 0466 6 nature com abgerufen am 15 Dezember 2019 Barbara A West Encyclopedia of the Peoples of Asia and Oceania Infobase Publishing 2010 ISBN 978 1 4381 1913 7 google com abgerufen am 15 Dezember 2019 Ramesh Chandra Majumdar Dravidians In Ancient India Motilal Banarsidass 1977 ISBN 81 208 0436 8 S 18 Arnold Wright Southern India Its History People Commerce and Industrial Resources Asian Educational Services 2004 ISBN 81 206 1344 9 google com abgerufen am 15 Dezember 2019 Eugene F Irschick Politics and Social Conflict in South India The Non Brahman Movement and Tamil Separatism 1916 1929 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