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Europaer nennt man die Bewohner Europas beziehungsweise die Staatsburger aller europaischer Lander Da Europa im Osten nach Asien hin keine eindeutige geographische oder geologische Grenze hat ist die Abgrenzung der Europaer von den Asiaten eine Frage gesellschaftlicher Ubereinkunft Haufig wird die 1730 von Philipp Johann von Strahlenberg gewahlte Grenze herangezogen die er entlang des Uralgebirges und seines Nebenzuges Obschtschi Syrt nach Sudwesten hin dann entlang der Wolga und des unteren Don legte Varianten von Grenzziehungen zwischen Europa und Asien Die beiden roten Linien markieren die Grenze nach Strahlenberg Im anthropologischen Kontext werden gelegentlich alle Menschen europaischer Abstammung unabhangig von ihrem Wohnort Europaer genannt Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Erstbesiedelung Europas 3 Besiedelung durch Homo sapiens 3 1 Epoche der Cro Magnon Menschen 3 1 1 Palaoanthropologische Befunde 3 1 2 Genetische Befunde 3 2 Sesshaftigkeit und neolithische Revolution 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeBegriffsgeschichte BearbeitenErstmals schrieb von Europaern ein anonymer spanischer Autor in der Mozarabischen Chronik von 754 Mit dem lateinischen Neologismus Europenses fasste dieser Chronist die Franken Langobarden Sachsen und Friesen zusammen die im Jahr 732 unter dem Kommando von Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers eine Operation der islamischen Expansion der Araber Sarazenen unter ihrem Heerfuhrer Abd ar Rachman gestoppt hatten 1 Naturwissenschaftlich klassifizierte Carl von Linne die in Europa lebenden Menschen ab 1735 in seinem Werk Systema Naturae zunachst als Homo europaeus albese das heisst als weisse geografische Varietat der Gattung Homo Zugleich stellte er dem Europaer gemass ihrer Hautfarbe rot dunkel schwarz drei weitere Varietaten zur Seite Homo americanus rubese Amerikaner Homo asiaticus fuscus Asiat und Homo africanus niger Afrikaner Ab der 10 Auflage seines Werkes 1758 Seite 20 wurden diese Varietaten unter der Bezeichnung Homo sapiens zusammengefasst die Farbzuordnung wurde geringfugig verandert weiss rot gelb schwarz und zusatzlich wurden noch angeblich unterscheidende Merkmale von Temperament und Korperhaltung angefuhrt die vier Varietaten hiessen nunmehr Homo europaeus albus Homo americanus rufus Homo asiaticus luridus und Homo africanus niger 2 Linnes Systematik steht damit in der Tradition der Rassenkonzepte die heute allerdings uberholt sind Seit Ende des 19 Jahrhunderts wird vom Europaertum gesprochen einer Haltung einem Wesen des Europaers Insofern werden auch Menschen die in anderen Erdteilen wohnen aber familiar oder kulturell in einem europaischen Land verankert sind als Europaer bezeichnet Als Europaer wurden beispielsweise in Sudafrika in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts alle Personen bezeichnet die in direkter Linie von Einwanderern des europaischen Kontinents stammten Der Begriff wurde in der Praxis zunehmend fragil als in die Familien auch Personen von nichteuropaischen Vorfahren Aufnahme fanden Dieser Tatsache geschuldet verbreitete sich zunachst nur fur sie die Bezeichnung Whites sofern sie nach ihrem sozialen Status und Aussehen akzeptiert wurden 3 In der Zeit der Apartheid Sudafrikas bezeichnete sich die Gruppe der Buren gegenuber den Schwarzen Coloureds und Indern als Europaer wahrend sie sich untereinander und gegenuber Einwohnern mit englischer Abstammung als Afrikaaner Afrikander bezeichneten 4 In Sudafrika ist inzwischen eine Gruppenbezeichnung Europaer als inlandisches demografisches Merkmal nicht mehr in Gebrauch 5 Im 20 Jahrhundert entwickelte sich der Europagedanke die Idee des Zusammenschlusses der europaischen Nationen und Volker In den letzten Jahrzehnten werden in diesem Zusammenhang auch Personen die sich fur die europaische Einigung einsetzen Mitglied der Europaischen Bewegung sind bzw eine starke europaische Identitat zum Ausdruck bringen als uberzeugte Europaer bezeichnet 6 Erstbesiedelung Europas Bearbeiten Der Neandertaler Vermutlich mehr als 100 000 Jahre lang der einzige Europaer Figur im Neandertal Museum Erkrath source source source source source source source source source source source source source source track Video Warum Europaer ursprunglich schwarz waren Hauptartikel Stammesgeschichte des Menschen Schon bevor der anatomisch moderne Mensch Homo sapiens in Europa heimisch wurde besiedelten seit mehreren hunderttausend Jahren dessen enge Verwandte Europa 7 Homo antecessor der Neandertaler und der als dessen Vorfahre geltende Homo heidelbergensis Sie nutzten bereits vor 400 000 Jahren das Feuer belegt durch Feuerstellen in Beeches Pit England 8 Wahrend der Kaltemaxima der Eiszeiten waren jedoch zumindest Mittel und Nordeuropa wiederholt weitestgehend entvolkert und wurden erst nach dem Wiederanstieg der mittleren Jahrestemperaturen erneut besiedelt die jungste Periode der Entvolkerung ereignete sich vor rund 20 000 Jahren zuvor war dies der Fall vor rund 70 000 Jahren vor rund 150 000 Jahren und vor rund 270 000 Jahren 9 Jean Jacques Hublin vom Max Planck Institut fur evolutionare Anthropologie kam 2018 zu dem Schluss dass es selbst in Zeiten ihrer grossten Verbreitung nicht mehr als geschatzte 10 000 Neandertal Europaer zugleich gegeben habe die Grosse der einzelnen Gruppen habe hochstens 50 bis 60 Frauen und Manner umfasst die als Jager und Sammler wahrscheinlich viele Tausend Quadratkilometer grosse Landstriche durchstreiften 10 Besiedelung durch Homo sapiens BearbeitenVor etwa 44 000 Jahren cal BP wahrend der letzten Kaltzeit wanderte der Homo sapiens aus Afrika uber den Nahen Osten nach Norden und besetzte allmahlich den gesamten Lebensraum der Neandertaler Noch unsicher ist wann der letzte Neandertaler ausstarb Laut Pinhasi 2011 z B sind die Bewohner der kaukasischen Mesmaiskaja Hohle 39 700 1 100 cal BP die als spateste datierten Neandertaler 11 12 Wesentlich erweitert wurden die Methoden zur Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte Europas durch das Humangenomprojekt das 1990 mit dem Ziel gegrundet worden war das Genom des Menschen vollstandig zu entschlusseln Nachdem die Abfolge der Basenpaare der heutigen menschlichen DNA im Jahr 2003 publiziert war eroffnete sich die Moglichkeit die DNA von homininen Fossilien aDNA mit der DNA heute lebender Menschen zu vergleichen 13 Aus verfeinerten Analysen von aDNA ging beispielsweise hervor dass fruhe westeuropaische Populationen der starken Abkuhlung des Klimas wahrend des letzteiszeitlichen Maximums vor rund 20 000 Jahren auswichen indem sie auf die Iberische Halbinsel zogen und deren Nachkommen nach der Wiedererwarmung Westeuropa erneut besiedelten 14 Epoche der Cro Magnon Menschen Bearbeiten Der erste anatomisch moderne Europaer wird Cro Magnon Mensch genannt Lebendrekonstruktion eines Mannes im Naturhistorischen Museum Wien Hauptartikel Cro Magnon Mensch Laut Schatzungen von Isabell Schmidt und Andreas Zimmermann Universitat zu Koln aus dem Jahr 2019 lag im Aurignacien vor ungefahr 42 000 33 000 Jahren cal BP in West und Mitteleuropa die Population im Mittel bei 1500 Personen 800 bis 3300 Personen 15 Nur funf Gebiete in Europa hatten nach diesen Schatzungen uberhaupt eine uberlebensfahige Population von etwa 150 Personen oder mehr Nordspanien Sudwestfrankreich Belgien Teile Tschechiens und der obere Donauraum Dass die Zentren dieser lebensfahigen Populationen etwa 400 Kilometer voneinander entfernt waren ist ein europaweit einheitliches Muster 16 Daneben seien noch weitere Gebiete Europas zumindest zyklisch wahrend bestimmter Jahreszeiten besiedelt gewesen Es habe sich um hochmobile Jager Sammler Gruppen gehandelt die regelmassig Distanzen von 200 km zurucklegten und zudem an verschiedene Habitate angepasst waren Palaoanthropologische Befunde Bearbeiten Die altesten Belege fur die Anwesenheit des Homo sapiens in Europa stammen aus der Batscho Kiro Hohle Bulgarien 45 820 43 650 cal BP 17 aus der Grotta del Cavallo Italien 45 000 43 000 cal BP 18 und aus Kents Cavern England 44 200 41 500 cal BP 19 Weitere palaoanthropologische Belege sind Steingerate aus Willendorf Osterreich Sie wurden auf ein Alter von 43 500 Jahren cal BP datiert 20 Etwas junger sind die Knochenfunde aus einer Hohle in Rumanien Peștera cu Oase 21 Fur den Unterkiefer Oase 1 wurde 2003 ein Alter von rund 40 500 Kalenderjahren Radiokohlenstoffdatierung kalibriert berechnet 22 23 fur den Schadel Oase 2 rund 35 000 BP 24 was kalibriert ebenfalls ein Alter von rund 40 000 Jahren ergibt 2020 wurde fur Oase 1 eine Neuberechnung publiziert die fur das Fossil ein Alter von 41 770 bis 37 310 Jahren in kalibrierten Kalenderjahren cal BP ergab 25 35 000 Jahre alt ist ein Schadeldach aus der Cioclovina Hohle in Rumanien Der fruheste Hinweis auf eine Besiedelung des westlichsten Europas stammt aus einer Hohle Lapa do Picareiro unweit der Atlantikkuste in Zentralportugal und ist 41 100 bis 38 100 Jahre cal BP alt 26 Die 2022 erfolgte Zuschreibung eines in der Grotte Mandrin Departement Drome Sudfrankreich einzeln gefundenen stark beschadigten Zahns der 56 800 bis 51 700 Jahre cal BP ist zu Homo sapiens ist umstritten 27 Diese Menschen beschafften sich ihre Lebensmittel vergleichbar mit der Lebensweise der Neandertaler als Jager und Sammler und werden in der europaischen Forschungstradition als Cro Magnon Menschen bezeichnet Seit den 1980er Jahren gilt als gesichert dass sie wie alle heute lebenden Populationen des Homo sapiens letztlich von afrikanischen Vorfahren abstammen Out of Africa Theorie Genetische Befunde Bearbeiten Hauptartikel Ausbreitung des Menschen In den Jahren 2013 bis 2015 veroffentlichte genanalytische Untersuchungen an den Homo sapiens Funden von Peștera cu Oase in Rumanien und Ust Ischim in Sibirien erbrachten den Nachweis von Neandertaler DNA in beiden Fossilien Demnach kann von einer erfolgreichen Verpaarung zwischen Neandertaler und Homo sapiens nicht nur in der Levante sondern auch im Osten Europas und in Sibirien ausgegangen werden Im Falle von Oase1 einer offenbar toten Linie lassen sich allerdings keine genetischen Spuren zu heutigen Europaern feststellen 28 29 30 Beim Fund von Ust Ischim wurde ein Anteil von 2 Prozent an Neandertaler DNA festgestellt Der Zeitpunkt des Genflusses wurde auf rund 7000 bis 13 000 Jahre vor Lebzeiten des Individuums es starb vor ca 45 000 Jahren datiert mit genetischer Nahe zu den in Eurasien lebenden Menschen 30 Eine im Jahr 2016 in Nature publizierte Studie ergab dass sich von den Cro Magnon Menschen die vor rund 45 000 Jahren nach Europa kamen 31 keine oder allenfalls sehr geringe genetischen Spuren in den heutigen europaischen Populationen nachweisen lassen die Cro Magnon Menschen konnen aber anhand von 37 000 bis rund 14 000 Jahre alten DNA Funden auf eine gemeinsame Grunderpopulation zuruckgefuhrt werden 32 Praktisch alle heutigen Europaer sofern sie nicht Einwanderer aus jungster Zeit und aus anderen Kontinenten sind weisen jedoch genetische Spuren einer antiken Population aus Zentralasien auf Dies wird im Zusammenhang mit archaologischen Funden dahingehend interpretiert dass deren Zuwanderung nicht aus dem Suden sondern aus dem Osten erfolgte Deren Herkunft aus Zentralasien erklart auch belegt durch einen Fund in Malta Russland die relativ enge genetische Nahe zu den Ureinwohnern Amerikas die uber eine Landbrucke Beringia von Asien aus nach Nordamerika gelangten 33 Jedoch weist der mindestens 36 000 Jahre alte Fund Kostenki 14 aus West Russland zwar eine genetische Verwandtschaft mit jungeren Funden aus Europa auf er besitzt aber keine genetische Nahe zu ahnlich alten Fossilien aus Asien 34 offenbar hatte sich bereits in dieser Epoche die europaische westeurasische von der asiatischen osteurasischen Population getrennt Sesshaftigkeit und neolithische Revolution Bearbeiten Die folgenreichste Migrationswelle nach Europa war die Einwanderung der ersten Ackerbauern und Viehzuchter zwischen dem 8 und 4 vorchristlichen Jahrtausend Hauptartikel Neolithische Revolution Aufgrund von archaologischen Funden war bereits bekannt dass sich vor rund 11 000 Jahren im Nahen Osten im sogenannten Fruchtbaren Halbmond eine auf Landwirtschaft stutzende sesshafte Lebensweise entwickelt und sich vor rund 7500 Jahren auch in Europa aus der heute als Anatolien bekannten Region kommend zu verbreiten begann neolithische Revolution Ungeklart war jedoch geblieben ob die Cro Magnon Menschen die neue Lebensweise ubernommen hatten oder ob es Zuwanderer waren die diese sesshafte Lebensweise mitbrachten und sich in Europa neu ansiedelten 35 Erst genetische Analysen erbrachten starke Hinweise darauf dass sich von den Genen der Cro Magnon Menschen wie schon erwahnt im Genom der heute lebenden Europaer allenfalls sehr geringe Anteile nachweisen lassen wahrend Erbmerkmale der Zuwanderer vorherrschend sind 36 37 Die bis dahin in Europa lebenden dunkelhautigen dunkelhaarigen und blauaugigen 38 Jager und Sammler Populationen starben demnach aus ohne sich mit den Zuwanderern in grosserem Masse vermischt zu haben 39 40 Dies traf sowohl auf die Besiedelung West Mittel und Sudeuropas zu als auch zeitversetzt auf Skandinavien und das Baltikum 41 Eine starkere Vermischung konnte jedoch in einigen Gebieten Sudosteuropas 42 und Frankreichs nachgewiesen werden 43 Einen vergleichbaren Wechsel der Bevolkerung gab es zur gleichen Zeit gegen Ende der letzten Kaltzeit in Ostasien 44 Die im Fruchtbaren Halbmond standig wachsende Bevolkerung war gezwungen nach neuen akzeptablen Ackerboden Ausschau zu halten Erst ging es durch Anatolien dann uber die Dardanellen nach Griechenland bald in den Balkanraum und schliesslich nach Mitteleuropa das in der Mitte des 6 Jahrtausends vor Christus innerhalb von weniger als 200 Jahren von den ersten Bauern oder wie die Archaologen es formulieren der ersten fruh neolithischen Kultur Mitteleuropas der Linearbandkeramik in Besitz genommen wurde Als Migranten aus dem Orient brachten sie das neolithische Paket aus Kulturpflanzen und domestizierten Tieren gleich mit Mit ihren Steinbeilen fallten sie Jahrhunderte alte Baume bauten Langhauser und betrieben Hackfeldbau Das war Knochenarbeit noch war der Pflug nicht erfunden 45 In einer 2021 veroffentlichten Studie wurde uber Grabbeigaben aus der linearbandkeramischen Epoche 400 Steinwerkzeuge aus der Zeit vor 7500 bis 7000 Jahren cal BP berichtet die in Grabern von insgesamt 621 Verstorbenen gefunden worden waren Die Autoren der Studie kamen zu dem Ergebnis dass Manner mit Steinwerkzeugen begraben wurden die fur Holzarbeiten die Jagd das Zerlegen von Tieren oder als Waffen verwendet werden konnten wahrend Frauen mit Steinwerkzeugen begraben wurden die fur die Bearbeitung von Tierhauten geeignet waren Dies spiegele vermutlich eine Arbeitsteilung zwischen Mannern und Frauen wider 46 Die linearbandkeramischen Zuwanderer besassen Genvarianten die fur eine helle an das relativ UV arme Sonnenlicht angepasste Hautfarbe sorgten 47 Genetische Studien an aDNA von Menschen der vergangenen 5000 Jahre belegten zudem dass auch in dieser Zeitspanne in Europa ein hoher Selektionsdruck hin zu heller Hautfarbe bestand und folglich die weisse Haut der Europaer eine relativ junge Eigenschaft und kein Rassenmerkmal einer angeblich europiden Rasse ist 48 Hintergrund dieser Entwicklung ist dass dunkle Hautfarbe u a ein Schutzfaktor ist um die Zerstorung von Folsaure Vitamin B9 durch UV Strahlung zu begrenzen 49 In nordlichen Breiten ist dieser Schutzfaktor weniger wichtig zugleich aber wird dort die Produktion von Cholecalciferol Vitamin D3 in der Haut aufgrund der zumindest im Winterhalbjahr recht geringen UV Strahlung immer schwieriger zumal bei sesshaften Ackerbauern die wenig Vieh hielten und sich daher uber die Nahrung nur wenig Vitamin D3 zufuhren konnten 50 Erneut verfeinerte DNA Analysen erbrachten 2014 Hinweise auf eine weitere archaische Population deren Gene in erheblichem Masse in das Genom der heute in Europa lebenden Menschen eingingen 51 Den Analysen zufolge handelte es sich um eine vor rund 4800 Jahren aus der eurasischen Steppe zugewanderte Population von nomadischen Viehzuchtern 52 die mehr als 75 Prozent der Gene der bis dahin ortsansassigen Menschen verdrangten deren Gene aber auch bei den Indianern Nordamerikas nachweisbar sind 53 und die in Zusammenhang gebracht wurde mit den Tragern der Schnurkeramischen Kultur und der Ausbreitung des Indogermanischen in Europa 54 Auch die Ausbreitung der Glockenbecherkultur wird auf Zuwanderer aus der westasiatischen Steppe zuruckgefuhrt die zumindest in Grossbritannien zuvor dort heimische Menschen aus dem Genpool verdrangten sich aber in anderen Teilen Europas mit den bereits angetroffenen Bewohnern vermischten 55 Der Palaogenetiker Johannes Krause schrieb hierzu Die erste grosse Einwanderung nach Europa vor ca 7500 Jahren lasst sich gut durch den veranderten Lebensstil erklaren Ackerbau und Viehzucht ermoglichten eine stabilere Versorgung mit Lebensmitteln und fuhrten so zu einer Bevolkerungszunahme die eine territoriale Ausbreitung des Ackerbaus nach sich zog Die zweite grosse Verschiebung in der genetischen Zusammensetzung der Europaer vor ca 4800 Jahren infolge der massiven Einwanderung aus der pontischen Steppe lasst sich nur schlecht mit der unterschiedlichen Lebensweise erklaren da es sich zumindest in Zentraleuropa sowohl bei den Einwanderern aus der Steppe als auch bei den Ansassigen um Ackerbauern bzw Viehzuchter handelte 56 Eine plausible Erklarung hat Krause zufolge im Jahr 2015 eine Forschergruppe um den danischen Biologen Simon Rasmussen veroffentlicht 57 der es gelang in bis zu 5200 Jahre alten Skeletten aus der zentralasiatischen Steppe Yersinia pestis nachzuweisen den Erreger der Pest Dort konnte die Krankheit ihren Ursprung und sich mit den Steppenbewohnern nach Westen ausgebreitet haben Darauf deutet hin dass die Forscher auch in ca 4500 Jahre alten Skeletten Zentraleuropas und des Baltikums fundig wurden Moglicherweise kam es vor 5000 Jahren zu einer ersten grossen Pestepidemie die sich aus der Steppe nach Westen ausbreitete und die fruhen Ackerbauern Europas starker beeintrachtigte als die Nomaden der pontischen Steppe Letztere lebten wohl schon jeher mit dem Pesterreger und hatten daher moglicherweise eine hohere Immunitat Ein seuchenbedingter Zusammenbruch der Ackerbauern Europas konnte wiederum ein Populationsvakuum verursacht haben in das die Steppen Nomaden vordringen konnten 58 59 Literatur BearbeitenLia Betti et al Climate shaped how Neolithic farmers and European hunter gatherers interacted after a major slowdown from 6 100 bce to 4 500 bce In Nature Human Behaviour Band 4 2020 S 1004 1010 doi 10 1038 s41562 020 0897 7 Catherine Brahic The ancestry clues in the oldest European genome In New Scientist Band 224 Nr 2995 2014 S 11 Volltext Yuval Itan et al The Origins of Lactase Persistence in Europe In PLoS Computational Biology Band 5 Nr 8 2009 e1000491 doi 10 1371 journal pcbi 1000491 Johannes Krause Der Europaer ist auch genetisch ein 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