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Die Mesmaiskaja Hohle russisch Peshera Mezmajskaya ist eine archaologische Fundstelle in Russland im Rajon Apscheronsk der Region Krasnodar In der Karsthohle wurden fossile Uberreste von Neandertalern sowie sehr gut erhaltene Tierreste gefunden Blick von der Hohle ins UmlandInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Neandertaler Funde 4 Literatur 5 BelegeLage BearbeitenDie Mesmaiskaja Hohle befindet sich etwa 1 310 Meter uber dem Meeresspiegel im nordwestlichen Kaukasus etwa 65 Kilometer nordostlich von Sotschi 50 Kilometer sudostlich von Apscheronsk und 4 5 Kilometer ostlich des Dorfes Mesmai am Ufer des Flusses Suchoi Kurdschips 1 eines schmalen Nebenflusses des Kurdschips Beschreibung BearbeitenDie Hohle ist 10 Meter hoch 25 Meter breit und 35 Meter tief Die Fundstelle wurde 1987 durch die Anthropologin Ljubow Golowanowa entdeckt und zwischen 1987 und 2003 ergraben 2 Teilweise sehr gut erhaltene Uberreste von 6 000 grossen Saugetieren und zahlreichen kleinen Wirbeltieren in sieben Schichten aus dem Mittelpalaolithikum Mousterien und drei Schichten aus dem Jungpalaolithikum bildeten das Fundmaterial der Hohle Die faunistischen Reste wiesen einen sehr geringen Grad der Verwitterung auf viele Knochen zeigten Spuren von Steinwerkzeugen und Einwirkungen von Fleischfressern Steppenwisent Westkaukasischer Steinbock und Mufflon waren die am haufigsten vorgefundenen grossen Saugetiere Funde von Rentieren konnten zum ersten Mal im Kaukasus festgestellt werden Obwohl die Uberreste der meisten der kleineren Wirbeltiere offenbar nicht durch menschliche Aktivitaten sondern durch Pradatoren wie zum Beispiel Eulen in die Ablagerungen gelangten wurden die Mehrzahl der Uberreste von Huftieren wahrscheinlich als Reste der Jagdbeute der Hohlenbewohner wahrend des Mousterien in die Hohle gebracht 3 Neandertaler Funde BearbeitenLjubow Golowanowa entdeckte 1993 in der Hohle das sorgfaltig begrabene 4 fast vollstandig erhaltene Skelett eines zwei Wochen alten mannlichen 5 Neandertalersauglings Mesmaiskaja 1 141 Einzelteile des Skeletts lagen in anatomischem Zusammenhang auf einem grossen Kalksteinblock uberlagert von der altesten Besiedelungsschicht der Mousterien Schicht 3 2 Das Skelett lag mit dem Kopf nach Norden auf seiner rechten Seite 6 Nachdem es zunachst auf 29 000 Jahre geschatzt worden war 1 ergab die Analyse von Begleitfunden und der daruber liegenden Sedimente spater ein geschatztes Alter von 50 000 bis 70 000 Jahren 5 2 und im Jahr 2011 ergab eine direkte Datierung der Knochen dann ein Alter von 39 700 1 100 14C BP 7 Nach dem Fossil Neandertal 1 war der Fund Mesmaiskaja 1 das zweite Neandertaler Fossil bei den es gelang mitochondriale DNA mtDNA zu isolieren 1 Im Jahr 2020 wurde bekannt dass dessen mtDNA eine deutliche genetische Nahe zum Oberkieferzahn S5000 aus der Stajnia Hohle Polen aufweist 8 Die 24 Schadelfragmente eines zweiten ein bis zwei Jahre 4 alten Neandertalerkindes aus der Mousterien Schicht 2 wiesen post mortem Verformungen auf 2 Nach einer Rekonstruktion des Sauglingsskeletts am Computer stellten die Anthropologen Marcia Ponce de Leon und Christoph Zollikofer von der Universitat Zurich fest dass das Gehirn des Neandertalerbabys mit einem Volumen von etwa 400 Kubikzentimetern bei der Geburt die gleiche Grosse hatte wie das eines heutigen menschlichen Neugeborenen 4 Vergleiche mit Funden anderer Neandertalerkinder bis zum Alter von vier Jahren darunter zwei Neandertaler Kinder aus der Dederiyeh Hohle in Syrien die im Alter von 19 bzw 24 Monaten starben zeigten dass das Neandertalergehirn wahrend der Kindheit noch schneller wuchs als das des heutigen Homo sapiens 4 Die virtuelle Rekonstruktion einer Neandertaler Geburt basierend auf dem Mesmaiskaja Fund und dem Becken einer Neandertaler Frau aus der Tabun Hohle im Karmel Gebirge in Israel zeigte dass der Geburtskanal der Neandertalermutter weiter war als der einer Homo sapiens Mutter 4 Der Kopf des Neandertaler Neugeborenen war jedoch wegen seines robusten Gesichts etwas langer als der eines menschlichen Neugeborenen Die Anthropologen der Universitat Zurich kamen zu dem Schluss dass die Geburt bei den Neandertalern wohl ein ahnlich schwieriger Prozess war wie beim anatomisch modernen Menschen 4 Funde von Steinwerkzeugen aus der Mesmaiskaja Hohle wurden 2023 verglichen mit annahernd gleich alten Funden aus der weiter ostlich im Kaukasus gelegenen Saradj Chuko Hohle Dabei konnten Merkmale zweier unterschiedlicher Herstellungsweisen identifiziert werden die auf zwei miteinander in Kontakt stehende Neandertaler Populationen schliessen liessen 9 Literatur BearbeitenJohannes Krause Ludovic Orlando David Serre Bence Viola Kay Prufer Michael P Richards Jean Jacques Hublin Catherine Hanni Anatoli Derewianko Svante Paabo Neanderthals in central Asia and Siberia Nature 449 18 Oktober 2007 S 902 904 Belege Bearbeiten a b c Igor Owchinnikow et al Molecular analysis of Neanderthal DNA from the northern Caucasus Nature 404 2000 S 490 493 a b c d A R Skinner B A B Blackwell Sara Martin A Ortega J I B Blickstein L V Golovanova V B Doronichev ESR dating at Mezmaiskaya Cave Russia In Applied Radiation and Isotopes Band 62 Nr 2 Februar 2005 S 219 224 doi 10 1016 j apradiso 2004 08 008 Gennady Baryshnikov John F Hoffecker Robin L Burgess Palaeontology and Zooarchaeology of Mezmaiskaya Cave Northwestern Caucasus Russia In Journal of Archaeological Science Band 23 Nr 3 Mai 1996 S 313 335 doi 10 1006 jasc 1996 0030 a b c d e f Christoph Zollikofer Marcia Ponce de Leon Uberraschendes zur Entwicklung der Neandertaler Universitat Zurich UZH News 9 September 2008 a b Sonja Kastilan Steinzeithohle im Kaukasus Dreihundert Quadratmeter kalt Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 14 November 2009 abgerufen 11 April 2010 Ljubow Golowanowa Anthropologische Erkenntnisse uber die Altsteinzeit des Nordkaukasus Memento des Originals vom 4 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte 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oldid 233160406