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Dieser Artikel beschreibt die Bevolkerungsgruppe im sudlichen Afrika Fur die veraltete Verwendung von colored in Nordamerika siehe Afroamerikaner Als Coloureds afrikaans kleurlinge oder bruinmense auch bruin Afrikaners 1 deutsch auch Farbige oder Mischlinge wird vor allem in Sudafrika in geringerem Ausmass auch in Namibia und Simbabwe eine Bevolkerungsgruppe von hochgradig diverser kultureller und ethnischer Zusammensetzung bezeichnet Sie ist insbesondere auf dem Gebiet der ehemaligen Kapkolonie d h im Suden und Westen Sudafrikas zudem in Teilen Namibias verbreitet Dort ging sie aus der Verbindung europaischstammiger Einwanderer mit Einheimischen vor allem Khoikhoi und San sowie Kapsklaven aus Mosambik Madagaskar Sud und Sudostasien die sich an die europaische Kolonialkultur assimilierten hervor 2 3 Zu den Coloureds zahlen auch die Kapmalaien Personen mit Vorfahren aus Niederlandisch Indien Coloured Grossfamilie in KapstadtColoured Kinder in der Bonteheuwel Township von KapstadtWahrend der Apartheid wurde Coloured als rassische Kategorie im Population Registration Act von 1950 festgeschrieben und bekam eine Mittelposition zwischen den herrschenden Weissen und den entrechteten Schwarzen zugewiesen 4 Nach der Statistikbehorde stellten die Coloureds zum Juli 2017 insgesamt 8 8 der Bevolkerung Sudafrikas 5 in der Provinz Westkap in der auch Kapstadt liegt sind sie mit 49 die grosste Bevolkerungsgruppe Die Mehrheit der Coloureds im sudlichen Afrika spricht Afrikaans als Muttersprache Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Aspekte 2 Demographisches und Stellung bei den Burgerrechten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichtliche Aspekte BearbeitenGegen Ende des 18 Jahrhunderts gewann eine bis dahin kaum am offentlichen gesellschaftlichen Leben der Kapkolonie beteiligte Bevolkerungsgruppe zahlenmassige Bedeutung Sie setzte sich aus ehemaligen Sklavenarbeitern zusammen deren ethnische Herkunft sehr gemischt war darunter zwangsweise importierte Menschen verschiedener Herkunftsregionen und Angehorige der indigenen Gruppen im sudlichen Afrika der Khoikhoi sowie der San Seit 1834 etablierte sich fur diese sehr inhomogene Bevolkerung ein Schulsystem unter dem Dach mehrerer Missionsgesellschaften Diese Schulen hatten auf die damalige soziale Stellung bzw fur die Herausbildung des Selbstverstandnisses dieser Menschen einen bedeutenden Einfluss Die mit offentlichen Geldern so unterstutzten Missionsschulen entwickelten sich sehr schnell und waren bereits 1860 auf eine Anzahl von 160 angestiegen im Gegensatz dazu nur 102 Schulen von der Kolonialverwaltung Diese Missionsschulen unterrichteten zu diesem Zeitpunkt 14 265 Schuler und es waren nur 4 492 Schuler in den anderen Schulen Der 1865 erlassene Education Act deutsch etwa Schulgesetz wortlich aber Bildungsgesetz bestimmte die staatliche Unterstutzung fur drei Schultypen public schools offentliche Schulen mission schools Missionsschulen und Native schools wortlich Eingeborenenschulen 2 Zwischen 1865 und 1921 gab es an den Missionsschulen keinen Unterschied in den Bildungszielen die nach ethnischer Herkunft der Schuler spezifisch differenziert gewesen waren Die Gesetzgebung im Jahre 1893 ermoglichte es jedoch in den Missionsschulen Klassen fur europaischstammige Schuler einzurichten Einige Jahre nach Grundung der Sudafrikanischen Union wurde in der Cape Ordinance Nr 5 von 1921 der Schulbildung fur europaischstammige und nichteuropaischstammigen Personen ein eigener Abschnitt gewidmet Diese Entwicklung fuhrte 1923 zur Einfuhrung eines spezifischen Lehrprogramms fur Cape Coloured primary schools 2 In Hinsicht auf die Belange der Bevolkerungsgruppe hatte die Kapprovinz eine Cape Coloured Commission eingesetzt die in ihrem Bericht aus dem Jahre 1937 eine Definition dieser Bevolkerungsgruppe vornahm Unter Premierminister Jan Smuts schuf der Innenminister Harry Lawrence United Party spater in der PFP 1943 die Cape Coloured Permanent Commission wogegen sich in der betroffenen Bevolkerungsgruppe auch Widerstand erhob Mit der Ordinance No 11 aus dem Jahre 1945 nahmen die Behorden der Kapprovinz eine Neuordnung des Schulwesen fur Kinder der Coloureds vor womit sich die Einfuhrung der Schulpflicht verband 2 6 Aus dem Blickwinkel des Berichts der Tomlinson Kommission von 1955 hatte die Bevolkerungsgruppe der Coloured persons keinen signifikanten Zuwachs aus Immigrationsvorgangen aufzuweisen war aber zwischen 1936 und 1952 die demografische Gruppe mit der hochsten Fertilitatsrate 7 Trotzdem verbreiteten sich spatestens seit 1951 in den Kreisen der Nationalisten die Absicht das alte Wahlrecht der Coloureds abzuschaffen zunachst mit dem Separate Representation of Voters Act der unter Protesten wieder aufgehoben wurde und dessen Intentionen 1956 schliesslich doch auf dem Gesetzgebungsweg Rechtskraft erlangten Es dauerte bis 1969 als mit dem Coloured People s Representative Council ein neues Angebot des Apartheidstaates zu einer scheinbar wirkungsvollen Mitwirkungsbeteiligung vorgelegt wurde die jedoch wenig Akzeptanz fand 8 Zu Zeiten der Apartheid galten die Coloureds den Schwarzen gegenuber als vermeintlich kulturell hoherstehend und wurden in dieser rassistisch gepragten Gesellschaft relativ bevorzugt behandelt was sich auch in der Siedlungspolitik niederschlug Als Ende der 1950er Jahre in der damaligen sudwestafrikanischen Hauptstadt Windhoek die beiden Vorstadte sogenannte Townships Katutura fur schwarze Namibier und Khomasdal fur Coloureds gegrundet wurden lag Khomasdal nicht nur dichter an der Stadt sondern Coloureds erhielten dort auch grossere Hauser und Grundstucke Auch nach dem Ende der Apartheids Politik wird der Begriff Coloured in Sudafrika aus pragmatischen Grunden weiter verwendet beispielsweise vom staatlichen Statistikamt 9 Aus Grunden der Political Correctness sind stattdessen aber auch genauere prazisere Bezeichnungen einzelner Bevolkerungsgruppen wie Orlam Witbooi Afrikaner und Baster in Verwendung Demographisches und Stellung bei den Burgerrechten Bearbeiten nbsp Bevolkerungsanteil der Coloureds gemass Volkszahlung 2011 nbsp Bevolkerungsdichte der Coloureds gemass Volkszahlung 2011Die Gruppe der sudafrikanischen Coloureds ist sowohl von der ethnischen Herkunft als auch der sozialen und religiosen Zugehorigkeit inhomogen Eine grosse Gruppe von etwa 200 000 Menschen bilden die sogenannten Kapmalaien die auf von den Niederlandern in die Kapkolonie gebrachte Arbeitssklaven und Kontraktarbeitern aus Niederlandisch Indien zuruckgeht Sie haben die Afrikaans Sprache angenommen sind aber meist Muslime Siehe dazu auch Demografie von Western Cape und Bevolkerungsgruppen von Kapstadt Jeder Sudafrikaner wurde im Apartheidstaat einer gesetzlich bestimmten demografischen Gruppe zugeordnet einige davon wurden als Rasse bezeichnet Wechsel waren aufgrund spezieller Kriterien moglich so dass ein Coloured als Weisser eingestuft werden konnte und umgekehrt 10 Die Stellung der Coloureds war wahrend der Apartheid auch mit konkreten gesetzgeberischen Konsequenzen verbunden Ihre Bevorzugung gegenuber der schwarzen Bevolkerung kommt in einigen Bestimmungen zur Datenerfassung und zur Identitatskarte im Population Registration Act aus dem Jahre 1950 zum Ausdruck Ein besonderes Beispiel fur die spezifische Behandlung dieser Bevolkerungsgruppe sofern die Personen wahlberechtigt waren sind die Sonderregelungen ihres Wahlrechtes mit dem Separate Representation of Voters Act aus dem Jahre 1951 Im 1984 eingefuhrten Dreikammersystem der damaligen Nationalversammlung stellten die Coloureds wie die Indischstammigen je eine Kammer die schwarze Bevolkerungsmehrheit jedoch nicht Das House of Representatives der Coloureds wurde von der Labour Party beherrscht und hatte nur wenig Einfluss Gegen diese Parlamentswahl erhob sich schon in deren Vorfeld massiver Widerstand aus den beiden Bevolkerungsgruppen Boykottaufrufe und Kritiken wegen der damit beabsichtigten Vereinnahmung fur den bestehenden Polizeistaat Die inlandisch sowie international verbreitete Vortauschung eines vermeintlich demokratischen Verfahrens bei den Vorbereitungen zur Wahl sowie die geplante Ungleichbehandlung in den Kammern der Coloureds und der Inder sowie der konsequente Ausschluss der schwarzen Bevolkerungsmehrheit von der parlamentarischen Mitwirkung erzeugten ein ungeahntes Ausmass an Ablehnung Kritiker wie Neville Alexander bezeichneten das Dreikammersystem als einen Versuch wie man die Macht teilt ohne die Kontrolle zu verlieren Die Folgen fur das Land waren lang anhaltende Unruhen und damit verbundene Ausnahmezustande mit Polizeiterror gegen die Zivilbevolkerung Die beabsichtigte Einbindung der Coloured und der Inder in sowie die Rahmenbedingungen zu den Wahlen fur das neue Parlamentssystem wurde von Neville Alexander als Verzerrung der Wirklichkeit verurteilt und er rief im Dezember 1984 in Kapstadt zur kritischen Distanz gegenuber Presse Rundfunk und Fernsehen SABC wegen unzahligen Falschdarstellungen von Ereignissen in einer Vielzahl beeinflusster Medien auf 11 In den historisch verwurzelten Ansichten der sudafrikanischen Gesellschaft und von der Apartheidspolitik gesetzlich formalisierten Demografie waren Coloureds alle jene Personen die weder den europaischstammigen noch den schwarzen Bevolkerungsgruppen eindeutig zugeordnet werden konnten Christoph Marx bezeichnet diesen Zustand als eine Definition ex negativo denn es konnten weder eindeutige kulturelle noch biologische Unterscheidungsmerkmale dafur angefuhrt werden Der Begriff Coloured fand in Sudafrika eine unter der Vorbehaltsformulierung sogenannte oder selbst in Anfuhrungsstrichen angewandte Praxis Weil Vorbehaltserklarungen jeglicher Art fur die Betroffenen verstandlicherweise unzumutbar sind hat sich im Selbstverstandnis der Coloured inzwischen eine Haltung entwickelt die von ihnen als positives Bekenntnis zu dieser Gruppenbezeichnung verstanden wird 12 Nach den Ergebnissen der Volkszahlung von 2001 rechneten sich rund vier Millionen Sudafrikaner der Bevolkerungsgruppe der Coloureds zu 13 was einem Anteil von 8 9 an der Gesamtbevolkerung Sudafrikas entsprach 14 In den Provinzen Western Cape und Northern Cape betrug ihr Anteil mehr als 50 in allen anderen Provinzen lag er deutlich unter 10 zwischen 0 2 in Limpopo und 7 4 in Eastern Cape 15 79 5 gaben an Afrikaans als erste Sprache zu sprechen 18 9 nannten Englisch 16 Siehe auch BearbeitenDemografie Sudafrikas Mestize Kreolen Person of ColorLiteratur BearbeitenMohamed Adhikari Not White Enough Not Black Enough Racial Identity in the South African Coloured Community Ohio University Press Athens 2005 Jim Hoagl S Africa s Coloreds Your Own Dog Bites You the Hardest In Washington Post 15 Januar 1977 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Mohamed Adhikari Not White Enough Not Black Enough Racial Identity in the South African Coloured Community Ohio University Press Athens 2005 S 11 a b c d P A W Cook Non European Education In Ellen Hellmann Leah Abrahams Hrsg Handbook on Race Relations in South Africa Cape Town London New York Oxford University Press 1949 S 348 350 Mohamed Adhikari Not White Enough Not Black Enough 2005 S 2 Nelson Mandela Centre of Memory and Dialogue Population Registration Act No 30 auf www nelsonmandela org Kurzbeschreibung des Gesetzes englisch SAIRR South Africa Survey 2018 Johannesburg 2018 S 10 Cape Times The Coloured Commission Zeitungsartikel vom 11 Marz 1943 in der Cape Times online auf www historicalpapers wits ac za englisch W W M Eiselen F R Tomlinson et al Summary of the Report of the Commission for Socio Economic Development of the Bantu Areas within the Union of South Africa Pretoria The Government Printer 1955 S 25 26 Rene de Villiers South Africans Politics The Rising Tide of Colour In Ellen Hellmann Henry Lever Conflict and Progress Fifty Years of Race Relations in South Africa Macmillan South Africa Publishers Johannesburg 1979 S 44 45 ISBN 0 86954 078 5 Statistics South Africa Statistical release Revised Census 2011 Pretoria 2012 auf www statssa gov za PDF Dokument S 21 Ubersicht zu den Einwohnerzahlen Sudafrikas in vier Bevolkerungsgruppen zwischen 1996 und 2011 gegliedert nach Provinzen englisch PDF 2 71 MB Informationen zur Einteilung nach Rasse Memento vom 23 April 2012 im Internet Archive englisch abgerufen am 24 Juni 2012 Neville Alexander Wer Wind sat wird Sturm ernten Kultur und Politik der unterdruckten Mehrheit Sudafrikas isp Verlag Frankfurt a M 1986 S 150 152 aus dem Englischen ubersetzt Rainer Gahr Paul Kleiser Bernt Lampe Dorothee Luther Christoph Marx Sudafrika Geschichte und Gegenwart Verlag W Kohlhammer Stuttgart 2012 S 225 von 2001 PDF 624 kB Memento vom 18 Mai 2012 im Internet Archive S 10 Volkszahlung von 2001 PDF 624 kB Memento vom 18 Mai 2012 im Internet Archive S 13 Volkszahlung von 2001 PDF 624 kB Memento vom 18 Mai 2012 im Internet Archive S 12 Volkszahlung von 2001 PDF 624 kB Memento vom 18 Mai 2012 im Internet Archive S 19 Normdaten Sachbegriff LCCN sh85028691 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coloured amp oldid 237714826