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Dieser Artikel behandelt Gesamt Polynesien Zum franzosischen Uberseegebiet Polynesien siehe Franzosisch Polynesien Polynesien von altgriechisch polys polys viel und nῆsoi nesoi Inseln ist sowohl eine grossflachige pazifische Inselregion als auch das ostlichste der Kulturareale Ozeaniens Mit einer Flache von knapp 50 Millionen km ist sie die grosste Inselregion Ozeaniens Auf der Landflache von rund 294 000 km woran Neuseeland mit rund 91 den grossten Anteil hat leben etwa sechs Millionen Menschen Karte Polynesiens violettes Dreieck Maori SchnitzereiKava Zeremonie auf den Samoa Inseln 1891Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Geographie 3 Bevolkerung 3 1 Soziokulturelle Entwicklung der Bevolkerung 4 Geschichte 4 1 Erste Besiedlung 4 2 Einflusse von aussen 4 3 Einfluss auf die Natur 5 Kultur 5 1 Religion 5 1 1 Traditionelle polynesische Religionen 5 1 1 1 Der polynesische Gotterhimmel 5 1 1 2 Mana 5 1 1 3 Tabu 5 1 1 4 Magie und Religionsausubung 5 1 2 Religion im modernen Polynesien 5 2 Die soziale Ordnung der polynesischen Gesellschaft 5 2 1 Der Adel 5 2 2 Die Experten 5 2 3 Das gewohnliche Volk 5 2 4 Die Rolle der Frauen 5 3 Siedlungsarten 5 4 Nahrung 5 5 Seefahrt 5 5 1 Bootsbau 5 5 2 Navigation 5 6 Medizin Naturheilkunde 5 7 Kunst 5 7 1 Musik und Tanz 5 7 2 Schmuck und Textilien 5 7 3 Schnitzerei und Skulptur 5 8 Mundliche Uberlieferung 5 9 Sport 5 10 Brauchtum 6 Tabelle polynesischer Inseln 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDie Bezeichnung Polynesien wurde 1756 erstmals von dem franzosischen Gelehrten Charles de Brosses verwandt der mit diesem Namen alle Inseln des Pazifischen Ozeans ansprach Der franzosische Konteradmiral Jules Dumont d Urville schlug im Jahre 1831 bei einem Vortrag vor der geographischen Gesellschaft von Paris eine Einschrankung des Begriffes vor und fuhrte die Bezeichnungen Mikronesien griechisch kleine Inseln und Melanesien griechisch schwarze Inseln fur Teile des pazifischen Inselreiches ein Er begrundete dies mit den ethnischen Gegebenheiten welche die Bezeichnung Polynesien nur fur Teile des pazifischen Siedlungsraumes zuliessen Diese Unterteilung Ozeaniens in drei unterschiedliche Regionen ist bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch verankert geblieben Die polynesischen Sprachen spielen bei dieser Einteilung eine wichtige Rolle Geographie Bearbeiten Doppelinsel Na Mokulua vor Lanikai Oʻahu Hawaii Insel Nuku im Suden der Vavaʻu Gruppe TongaPolynesien mit seinen vielen Inseln und Inselgruppen erstreckt sich von den Hawaiʻi Inseln USA im Norden nach Neuseeland im Sudwesten und der Osterinsel Chile im Sudosten Im Westen verlauft die Grenze zwischen den mikronesischen Gilbertinseln und Tuvalu Man nennt dieses Seegebiet auch das polynesische Dreieck Es umfasst eine Meeresflache von rund 50 Millionen km Die polynesischen Inseln haben zusammen eine Landflache von rund 294 000 km wobei Neuseeland alleine bereits 270 534 km gross ist Die Entfernungen zwischen den verschiedenen Inseln und Inselgruppen betragen oft mehrere tausend Kilometer Die enorme Weite des Ozeans ist das alles bestimmende Element der polynesischen Geographie Die Inseln Polynesiens sind bis auf die Ausnahme Neuseeland das vor vielen Millionen Jahren Teil der Antarktis war s a Geologie Neuseelands vulkanischen Ursprungs wobei einige Vulkane noch aktiv sind An den Orten an denen die Vulkane seit der letzten Eiszeit als der Meeresspiegel etwa 100 m tiefer lag bis nahe an die Meeresoberflache reichten entstanden Korallenriffe und es bildeten sich mit steigendem Meeresspiegel hunderte in ihrer Grosse variierender kleiner und kleinster Koralleninseln die in der Regel in Form von Atollen angeordnet sind Derartige Koralleninseln erheben sich haufig nur wenige Meter uber den Meeresspiegel Die Bewohnbarkeit mancher dieser Atolle ist heutzutage durch das auf Grund der Erwarmung des Weltklimas bewirkte schnelle Ansteigen des Meeresspiegels gefahrdet Besonders bei Sturmfluten dringen nicht unerhebliche Mengen salzigen Meerwassers in das Landesinnere ein und verunreinigen das fur den Anbau von Nutzpflanzen benotigte Trinkwasser Es ist zu erwarten dass deshalb in absehbarer Zeit einige dieser Atolle aufgegeben werden mussen da sie sich fur menschliche Besiedelung nicht mehr eignen Auch die mittelgrossen Inseln und die wenigen grossen Inseln befinden sich auf vulkanischen Erhebungen im etwa 4000 m tiefen Pazifischen Ozean Manche Vulkankrater wurden durch geologische Vorgange angehoben so dass der einstmals im flachen Meer gebildete Kalkstein nun uber der Meeresoberflache liegt und eine Kalksteininsel entstehen liess Eine Gefahrdung derartiger Inseln durch den steigenden Meeresspiegel ist derzeit nicht erkennbar Karte der MeeresstromeDie pazifische Meeresstromung auf Hohe des Aquators die von West nach Ost durch Polynesien stromt ist der aquatoriale Gegenstrom Nordlich auf der Hohe von Hawaiʻi fliesst von Ost nach West der Nordaquatorialstrom und sudlich ebenfalls von Ost nach West der Sudaquatorialstrom Dieser wird vom kalten Humboldtstrom an der Westkuste Sudamerikas gespeist und geht teilweise in den Ostaustralstrom uber der an der Ostkuste Australiens entlangfliesst und auf Neuseeland trifft Von dort verlauft eine ostwarts gerichtete Stromung bis nach Sudamerika die sich aus warmem aquatorialen Wasser und kaltem Wasser des sudlich von Australien und Neuseeland verlaufenden antarktischen Zirkumpolarstroms zusammensetzt Dadurch wird Neuseeland sowohl von einem warmen als auch von einem kalten Meeresstrom umflossen Eine tabellarische Auflistung der polynesischen Inseln und Inselgruppen findet sich am Ende dieses Artikels siehe Tabelle polynesischer Inseln Bevolkerung BearbeitenDie Gesamtbevolkerung Polynesiens wird heute auf ungefahr sechs Millionen Einwohner geschatzt davon annahernd eine Million Polynesier Ausser in Neuseeland und Hawaii ist sie weitgehend homogen polynesisch zahlenmassig aber sehr ungleich verteilt 1 Ausserlich unterscheiden diese sich von den ubrigen Ozeaniern durch hellere Hautfarbe glattere Haare und grossere Gestalt Im Zuge der weitgehenden Kolonialisierung des polynesischen Seeraumes durch die europaischen Machte und die Vereinigten Staaten von Amerika im 19 und dem beginnenden 20 Jahrhundert kam es zu einer massiven Einwanderung fremder Siedler Wanderarbeiter und Sklaven aus vielen Landern Dies fuhrt heute zu einem uneinheitlichen Bild der ethnischen Zusammensetzung der Bevolkerung Polynesiens Auf manchen Inseln ist der Anteil der Bewohner ursprunglich polynesischer Abstammung nur mehr ausserst gering so zum Beispiel auf Hawaiʻi Hier betragt der polynesische Bevolkerungsanteil gerade noch ca 6 5 auf anderen Inselgruppen hingegen sind die Polynesier noch immer in der absoluten Mehrheit wie etwa auf Tonga wo 98 der Bewohner polynesischer Abstammung sind Der Grossteil der fremdstammischen Bevolkerung hat seine Wurzeln im asiatischen Raum China Japan Indien die Philippinen usw gefolgt von Bewohnern mit europaischer und amerikanischer Abstammung Soziokulturelle Entwicklung der Bevolkerung Bearbeiten Da sich das polynesische Dreieck uber ein sehr grosses Seegebiet erstreckt in dem viele der verschiedenen Inselgruppen Tausende von Kilometern voneinander entfernt liegen ist es niemals zu einer einheitlichen gesellschaftlichen oder politischen Entwicklung auf den polynesischen Inseln gekommen Nach dem Eintreffen der Europaer im spaten 18 und 19 Jahrhundert und der darauf folgenden Kolonisierung der Region haben sich diese Unterschiede in der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Region noch wesentlich starker ausdifferenziert Heute findet man neben wirtschaftlich und politisch hoch entwickelten Regionen in denen sowohl bezuglich Bildung als auch Kultur westliche Standards gelten auch Inselgruppen deren Bewohner nach wie vor wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgehensweisen pflegen die man im Wesentlichen schon vor Jahrtausenden in der Region verwandte Nach wie vor bestehen abhangige Gebiete ehemals europaischer und amerikanischer Kolonien denen man heute einen aufgewerteten Status als Uberseeterritorien oder Bundesstaaten zuspricht neben unabhangigen kleinen Konigreichen kleinen demokratisch gefuhrten unabhangigen Staaten und hier oftmals wiederum abhangigen Gebieten in denen noch die alten Traditionen gepflegt werden Moderne Zeiten in Franzosisch PolynesienEin auch nur im entferntesten einheitliches Bild des kulturellen wirtschaftlichen und politischen Zustandes der Region kann daher nicht gezeichnet werden Die Unterschiede sind zu gross eine gemeinsame Entwicklung findet nicht statt Einzige Ausnahme hierbei ist dass im gesamten polynesischen Kulturraum unter den indigenen Bevolkerungsschichten in den letzten Jahren eine Ruckbesinnung auf ehemalige gemeinsame kulturelle Werte und Denkweisen begonnen hat Diese Bewegung gewinnt in ganz Polynesien zunehmend an Bedeutung fordert Anerkennung und in vielen Fallen auch alte Rechte und verloren gegangene Besitztitel zuruck Doch auch hier finden sich unterschiedliche lokale Ausrichtungen und Zielsetzungen die sich nach den jeweiligen ortlichen Bedingungen richten Um ein umfassenderes Bild uber die gesellschaftliche und politische Entwicklung im modernen Polynesien zu gewinnen mussen die einzelnen Regionen und Inselgruppen gesondert betrachtet werden Die Liste der Staaten und Inselgruppen Polynesiens am Artikelende enthalt Links die zu deren Beschreibungen mit lokalen Besonderheiten weiterleiten Geschichte BearbeitenErste Besiedlung Bearbeiten Das polynesische Dreieck stellt eines der grossten zusammenhangenden Siedlungsgebiete der Erde dar Die Art und Weise sowie der Zeitrahmen der Besiedelung Polynesiens durch seine ursprunglichen Bewohner ist bis heute nicht abschliessend geklart Wahrscheinlich wird eine eindeutige Klarung auch nicht mehr moglich sein da viele Zeugnisse der alten polynesischen Kultur unwiederbringlich verloren sind Nach einer Theorie des Archaologen Peter Bellwood drangen etwa um 1500 v Chr Seefahrer aus Taiwan uber die Philippinen in den Raum des Inseldreiecks Tonga Fidschi Samoa vor und breiteten sich relativ rasch uber die Inseln aus Diese Theorie wird mit der Entwicklung des Pflanzenanbaus der Gegend und dem Aufkommen einer bestimmten Art von Keramik sog Lapita Ware begrundet und Schnellzug nach Polynesien genannt Andere Historiker vermuten eine Besiedlung von Melanesien aus Langsames Boot nach Polynesien wonach um 1300 v Chr die Fidschi Inseln erreicht wurden Von dort aus erfolgte die Ausbreitung weiter ostwarts uber Samoa und Tonga bis zur chilenischen Osterinsel Neuere Radiokarbondatierungen auf der Insel Rapa Iti haben ergeben dass die Besiedlung von Fidschi uber Tonga und Samoa bis in die Osterinselregion etwa 1500 Jahre gedauert hat Demnach kamen die ersten Siedler um 1200 n Chr hierher und fanden zunachst hervorragende Lebensbedingungen so dass sie sich stark vermehren konnten 2 Der Volkerkundler Thor Heyerdahl hat gezeigt dass eine Besiedlung Polynesiens theoretisch auch von Osten her moglich gewesen ware Mit der Kon Tiki einem Floss aus Balsaholz wie es schon die Ureinwohner Perus an der Westkuste Sudamerikas bauten ist Heyerdahl 1947 von Sudamerika bis zum polynesischen Tuamotu Archipel vorgedrungen Nach Ansicht des Forschers begunstigten der Humboldtstrom sowie die vorherrschenden Winde den Seeverkehr von Ost nach West Deshalb sei eine Besiedlung von Osten wahrscheinlich Heyerdahl hat allerdings keinen ausreichenden anthropologischen Beweis fur seine Thesen geliefert 2012 deuten genetische Untersuchungen fur die Osterinsel auf einen sehr geringen fruhen Einfluss aus Sudamerika hin 3 2020 veroffentlichte Genanalysen weisen einen Kontakt zwischen Sudamerikanern und Bewohnern der sudlichen Marquesas Inseln zwischen 1150 und 1230 nach 4 Eine vom amerikanischen Kontinent ausgehende Erstbesiedlung Polynesiens gilt jedoch nach wie vor als ausserst unwahrscheinlich Eine in den letzten Jahren von vielen Wissenschaftlern geteilte Auffassung ist dass bereits um 4000 v Chr seefahrende Volker aus Sudostasien die so genannten Austronesier damit begonnen hatten sich uber die Inselgruppen des westlichen Pazifik stetig Richtung Osten auszubreiten Uber die Salomon Inseln hatten sie um 1100 v Chr Tonga und Samoa erreicht Auf Grund einer stetig wachsenden Bevolkerung und daraus entstehender Konflikte um Siedlungsland waren Gruppen von ihnen immer weiter gen Osten gezogen und hatten um 300 v Chr die Marquesas Inseln erreicht Es wird postuliert dass die weitere Besiedlung des polynesischen Dreiecks fortan ihren Ausgangspunkt auf den Marquesas hatte Man nimmt an dass die Polynesier von dort aus um 300 n Chr die Osterinsel erreichten um 400 n Chr nach Hawaiʻi gelangten und um 1000 n Chr in Neuseeland Fuss fassten In einem neueren Forschungsansatz wird die Gendrift bei Schweinen auf deren Ausbreitung hin untersucht Forscher um Keith Dobney von der Oxford University schlossen aus Untersuchungen an lebenden sowie den ausgegrabenen Uberresten toter Schweine dass die Hausschweine der Siedler aus dem heutigen Vietnam stammten Von dort zogen sie mit den Bewohnern uber Flores und Timor und breiteten sich dann in zwei unterschiedlichen Routen aus Eine nordlichere verlief uber die Philippinen und die sudliche in Richtung Polynesien Erst dort gab es eine Vermischung mit der Lapita Kultur 5 Bis vor kurzem konnten fur keine dieser Annahmen weitere wissenschaftliche Belege geliefert werden die die eine oder andere Theorie ausreichend hatten stutzen oder widerlegen konnen Weder der Vergleich von Sprachen und Dialekten die Untersuchung ethnischer Eigenarten der Bevolkerungsgruppen die Einordnung der wenigen archaologischen Funde noch der Versuch anhand des Vorkommens der vom Menschen in diesen Lebensraum eingefuhrten Nutzpflanzen und Tierpopulationen auf die genauen Wege der Besiedlung zu schliessen hatten eindeutige Beweise fur die eine wie die andere Theorie ergeben Erst 2008 veroffentlichte ein Team um Jonathan Friedlaender eine Studie die anhand von menschlichen Erbgutuntersuchungen Belege bringt die eine Besiedlung uber Melanesien unwahrscheinlich erscheinen lasst In der Studie wurden die genetischen Proben von tausend Menschen aus 41 pazifischen Populationen auf die Existenz von 800 Markern untersucht Es wurde dadurch festgestellt dass kaum Anzeichen bei den Polynesiern auf eine Vermischung mit Melanesiern zu finden sind wie sie bei einer Wanderung uber Melanesien wahrscheinlich waren 6 Im Oktober 2008 brach von den Philippinen aus die Lapita Expedition 7 mit dem Ziel auf mit Katamaranen nach historischem Vorbild sowie mit den Navigationsmethoden der Polynesier den Besiedelungsweg Polynesiens nachzufahren Der Weg fuhrte von den Philippinen uber die indonesischen Molukken Inseln entlang der Nordkuste Neuguineas durch den Archipel der Salomonen bis zu den Inseln Tikopia und Anuta wo die beiden Katamarane der ortsansassigen Bevolkerung als Geschenk ubergeben wurden Die Reise uber 4000 Seemeilen wurde trotz schwieriger Wetterbedingungen in einem halben Jahr absolviert Die Theorie dass die Besiedelung Polynesiens aus dem asiatischen Raum stattgefunden haben konnte wurde damit etwas untermauert Einflusse von aussen Bearbeiten Kapitan Wallis trifft Konigin Oberea in Tahiti ca 1772Die ersten Europaer die das polynesische Inselreich naher erkundeten waren der englische Forscher Samuel Wallis im Jahre 1767 der Franzose Louis Antoine de Bougainville 1768 und James Cook im Jahr 1769 Besonders die Berichte James Cooks und der Forscher die ihn auf seinen insgesamt drei Sudsee Reisen begleiteten u a Johann Reinhold Forster und Georg Forster lenkten die Aufmerksamkeit Europas auf die Region Bald darauf folgte den ersten europaischen Entdeckern eine grosse Zahl an Handlern Abenteurern und den sogenannten Strandlaufern mit verhangnisvollen Folgen fur die polynesischen Ureinwohner Die eindringenden Europaer und Amerikaner waren auf der Suche nach neuen Handelsrouten nach Fellen wertvollen Holzern u a Rohstoffen Sie zeigten wenig Respekt oder Interesse die tausende Jahre alte Kultur Polynesiens kennenzulernen und zu erhalten Uberdies schleppten sie Infektionskrankheiten ein die bislang in der Region nicht bekannt waren und gegen welche die Polynesier keine Immunabwehr besassen Diesen Krankheiten fiel binnen kurzer Zeit ein grosser Teil der Bevolkerung zum Opfer Ein weiterer Teil wurde systematisch dezimiert als im Gefolge der europaischen Kaufleute auch Sklavenhandler die Inseln heimsuchten Bald kamen auch die ersten christlichen Missionare nach Polynesien Auf vielen Inseln fuhrten sie einen erbitterten Kampf gegen ererbte kulturelle und religiose Uberzeugungen Vielerorts verbanden sie sich mit den herrschenden Familien zerstorten die Tempel und drangten die Ausubung einheimischer Rituale Tanze und Gesange zuruck Kurz darauf gab es erste politische Umbruche Die fuhrenden seefahrenden Nationen Europas und spater auch die Vereinigten Staaten von Amerika hatten die militarische Schwache der Volker der Region erkannt und begannen Insel um Insel zu annektieren und ihren Kolonialreichen einzuverleiben Am Ende blieb nur Tonga als einzige polynesische Nation die nie Kolonie war Es wurden aber auch Expeditionen in diesen Regionen durchgefuhrt die sowohl Seewege als auch Land entdecken und die Lebensart der Bewohner studieren sollten Auf den Schiffen befanden sich Wissenschaftler die mit Ernst und Neugier sowohl die Gebrauche als auch die Sprache der Polynesier studierten Der deutsche Dichter Adelbert von Chamisso 1781 1838 war einer der ersten die in deutscher Sprache Teile von Polynesien u a Hawaiʻi und die dort lebenden Volker beschrieben Er war Teilnehmer der russischen Rurik Expedition unter Kapitan Otto von Kotzebue die mehrere hundert Inseln besuchte und kartographierte Forschern wie Cook oder Chamisso verdanken wir einen Grossteil der Kenntnisse uber das ursprungliche Leben einer Kultur deren Wurzeln heutzutage weitgehend verloren sind Einfluss auf die Natur Bearbeiten Fur Flora und Fauna der betroffenen Inseln fuhrte die Besiedlung durch die Polynesier zu einer ersten Aussterbewelle So waren die Moas und viele andere neuseelandische Arten schon vor der Ankunft der europaischen Entdecker ausgestorben und sind uns nur durch Knochenfunde bekannt Ebenso erging es den Moa Nalos in Hawaii Durch die europaischen Siedler wurde dann eine zweite Aussterbewelle verursacht Kultur Bearbeiten Fale tele traditionelle Architektur auf den Samoa InselnObgleich viele der Inseln Polynesiens durch tausende Kilometer offenes Meer voneinander getrennt sind und der gegenseitige Kontakt zwischen den Bewohnern entfernter Inselgruppen oft uber Jahrhunderte unterbrochen war wird die Inselwelt doch als ein in seinen wesentlichen Zugen gemeinsames Kulturareal betrachtet Dies beginnt bei den Sprachen die erhebliche Gemeinsamkeiten aufweisen fuhrt uber die gleichartigen religiosen Vorstellungen und die Ahnlichkeit der gesellschaftlichen Strukturen hin zu nahe verwandten Methoden in Landwirtschaft Handwerk Hausbau und Schifffahrt die sich uberall in der Inselwelt nachweisen lassen Allerdings haben sich innerhalb dieses Kulturkreises dank der raumlichen Trennung viele den jeweiligen Inselgruppen eigene kulturelle Verzweigungen ausgebildet Holzschnitzerei an einem Haus Maori Volksgruppe Ngati Awa Neuseeland ca 1840 Diese unterteilen sich in zwei wesentliche Stromungen Den west polynesischen Kulturraum mit Tonga Niue Samoa und den polynesischen Exklaven sowie den ost polynesischen Kulturraum der sich uber die Cookinseln Tahiti die Tuamotus Marquesas Hawaiʻi bis zur Osterinsel erstreckt Die Kulturen West Polynesiens waren besonders an hohere Bevolkerungszahlen angepasst Sie besassen ein hochentwickeltes Rechtssystem und pflegten eine fortgeschrittene Handelstradition Die gesellschaftlichen Strukturen waren starr und wurden durch ein rigides Heiratsrecht zementiert Die ostpolynesischen Kulturen hingegen hatten sich vor allem an die schwierigen Bedingungen auf kleineren Inseln und Inselgruppen eingestellt Obgleich von Natur aus konservativ besassen sie eine hohe Flexibilitat wenn es darum ging die Opfer eventueller Naturkatastrophen auszugleichen Die sozialen Institutionen und Hierarchien waren im Prinzip durchlassiger allerdings wurde ihr grundsatzlicher Erhalt mit grosser Harte durchgesetzt Eine Sonderrolle spielt in diesem Zusammenhang die Kultur der Maori in Neuseeland Diese entstammt dem ostpolynesischen Kulturkreis denn die Inseln wurden von Ostpolynesiern besiedelt Konfrontiert mit den Erfordernissen und Eigenarten des Lebens auf grossen Inseln ist die Maori Kultur seither aber in vielen Bereichen eigene Wege gegangen Die polynesischen Gesellschaften trugen einen ausgesprochen kriegerischen Charakter und haufige Kriegszuge zwischen rivalisierenden Konigreichen waren ublich Diese Kriege wurden nicht selten mit ausgesprochener Grausamkeit gefuhrt und in vielen Volksgruppen gehorten Menschenopfer zum Alltag derartiger Auseinandersetzungen Allen polynesischen Kulturen ist gemeinsam dass sie niemals eine Schriftsprache entwickelt haben Alles Wissen und die Geschichte jeder Insel wurden in mundlicher Tradition mittels oftmals tausende Zeilen langer Gesange und Texte uberliefert Eine Ausnahme bildet die Rongorongo Schrift der Osterinsel deren genauer Ursprung noch ungeklart ist Ebenso wenig kannten die Polynesier die Bearbeitung und Verwendung von Metallen Die ersten Europaer die mit Polynesiern in Kontakt kamen bezeichneten sich selbst als Entdecker und kamen zu der irrtumlichen Einschatzung sie hatten es hier mit einer primitiven Kulturform zu tun Erst spat wurde erkannt dass die polynesische Kultur hoch entwickelt und in der Anpassung an ihr schwieriges maritimes Umfeld ausgesprochen leistungsfahig war Religion Bearbeiten Traditionelle polynesische Religionen Bearbeiten In den polynesischen Sprachen existiert kein eigenstandiges Wort fur Religion denn in der Weltsicht der Polynesier gab es den Unterschied zwischen einer diesseitigen und einer jenseitigen Welt nicht Wie bei allen ethnischen Religionen finden sich unterschiedliche Vorstellungen auch bei nahe verwandten Gruppen Umso erstaunlicher ist es dass man ausgerechnet im riesigen Pazifischen Ozean mit seinen vereinzelten Inselgruppen die zwangslaufig zu einer grossen Isolation seiner Bewohner fuhrten von einer im Wesentlichen einheitlichen polynesischen Religion und daruber hinaus von einem homogenen Kulturareal sprechen kann Diese Tatsache wurde von der Volkerkunde bereits fruh entdeckt dies verdeckte allerdings lange Zeit die bestehenden Unterschiede und fuhrte zu falscher Theoriebildung etwa die Urmonothismus These von Wilhelm Schmidt 1 Die ersten Besiedler Polynesiens werden nach den Uberlieferungen Manahune etwa die Experten des Mana genannt Sie hatten eine animistische Weltsicht von der gottlichen Beseeltheit der Natur und des menschlichen Lebens Damonen Ahnengeister andere Geistwesen und Schutzgotter Aitu waren lebendiger Bestandteil ihres taglichen Lebens Der Ahnenkult hatte eine grosse Bedeutung denn die menschlichen Ahnen galten als reale und uberaus wichtige Instanz die bei jeder bedeutenden Entscheidung um ihr Einverstandnis befragt wurden Bereits aus dieser Zeit stammen die Mythen von den Kulturheroen Maui dem Schalk und Tiki bei den Maori der erste Mensch die wesentlich an der Entstehung des Lebens der Fruchtbarkeit und der menschlichen Kultur insbesondere des Fischfangs beteiligt waren Aufgrund des im Pazifik allgegenwartigen Insel Meer und Erde Himmel Gegensatzes beherrschten solche Gegensatze schon die alteste Mythologie der polynesischen Ethnien 8 Der Gegensatz von Leben und Tod hat auch in Polynesien zu einer dichotomischen Auffassung vom Menschen gefuhrt Zum einen ist da der Korper der meist tino genannt wird und die Seele die zu Lebzeiten des Menschen als agaga Samoa iho Tahiti wailua Hawai i wairua Maori oder kuhane und uhane Marquesas Hawai i Mangareva Tuamotus Osterinsel bezeichnet wird 1 Die polynesische n Religion en spiegeln untrennbar die soziopolitischen Strukturen des vorstaatlichen Hauptlingstums wider Wahrend das einfache Volk auf die Manahune zuruckgefuhrt wird stellt die Legende den Adel in die Ahnenreihe der Ariki spater eingewanderter Geschlechter die aus der mythischen Urheimat Hawaiki stammten sich haufig als direkte Nachfahren beruhmter Schopfergottheiten sahen und die uber wesentlich mehr mana tapu verfugten Dies legitimierte ihre Macht 8 Abgesehen von mancherlei Differenzierungen in den einzelnen polynesischen Gesellschaften sind Varianten der Bezeichnung Ariki fast uberall bekannt Auf den Marquesas heissen Hauptlinge haka iki und auf Mangareva tupua und akao Der Umgang mit all diesen Herrschern war fur das gemeine Volk mehr oder weniger stark immer oder zeitweilig eingeschrankt Im Fall des sakralen Herrschers von Tonga des Tu i Tonga und des Ariki Mau oder Ariki Henua der Osterinsel ging dies so weit dass sie regierungsunfahig wurden und ein sakularer Herrscher der Tu i Ha atakalaua oder Tu i Kanokupolu Tonga bzw der Tagata Manu d h Vogelmann Osterinsel eingesetzt wurde 1 Mit den Ariki nahm die polytheistische Gotterwelt und die starke Schichtung der polynesischen Gesellschaft in Adel gemeines Volk und Sklaven ihren Anfang 8 Dies hatte bedeutende Auswirkungen in allen Bereichen der polynesischen Gesellschaft Ob die soziale Rangordnung Adel gemeines Volk Sklaven oder die tagliche Lebensgestaltung des Individuums jedes Detail der polynesischen Kultur unterlag den Folgerungen aus dieser Weltsicht Jedes Handwerk jede Kunst jeder Fischzug und jede bewaffnete Auseinandersetzung war direkt an diese gleichermassen weltliche wie spirituelle Sicht der Realitat gekoppelt Ein Verstandnis der polynesischen Kultur wie Gesellschaft ohne grundsatzliche Einbeziehung dieser transzendenten Grundhaltung ist daher nicht moglich Siehe auch Hawaiische Religion und Mythologie der Maori Der polynesische Gotterhimmel Bearbeiten Moai am Ahu Akivi OsterinselAusgehend von Maui und Tiki entwickelten die Polynesier eine stark hierarchisch gegliederte Gotterwelt in der jedes Adelsgeschlecht seinen eigenen Gott hatte Sie waren in einigen Teilen Polynesiens die obersten Gottheiten 1 Obwohl auf oben beschriebene Weise die grundsatzlichen religiosen Vorstellungen in allen polynesischen Gesellschaften sehr ahnlich waren und auf denselben prinzipiellen Grundvorstellungen beruhten etwa der menschengestaltigen Gotter mit festen Kultstatten haben sich in den verschiedenen Regionen doch unterschiedliche Formen und Glaubensinhalte ausgebildet Die Gotter der Maori sind daher nicht gleichzusetzen mit denen der Volker auf Tahiti oder auf Hawaiʻi Dies beruht auf der Tatsache dass die polynesische Gotterwelt sehr stark an die jeweilige Region und Genealogie der dort heimischen Volker gebunden ist Zwar gibt es eine allen polynesischen Volkern gemeinsame Wurzel dieser Gotterwelt doch diese ist sodann in ihrer Weiterentwicklung von ebendiesen regionalen Gegebenheiten abhangig Gemeinsam haben sie alle die Idee eines Schopfungsmythos der die Entstehung der Welt zum Inhalt hat Im Rahmen dieses Mythos erscheinen erste Gottergestalten Aus diesen entwickeln sich sodann verschiedene Genealogien die zum einen die Entwicklung der Geschlechter der Gotterwelt zum Inhalt haben aber schon bald auch die Geschichte menschlicher Geschlechter in diesen Rahmen einbeziehen Wie gesagt Die jenseitige und diesseitige Welt war in den Augen der Polynesier untrennbar ineinander verwoben So konnte es durchaus geschehen dass im Rahmen derartiger Genealogien die Urahnen eines menschlichen Geschlechtes in naher Verwandtschaft zum Gott oder der Gottin stehen die den am Ort befindlichen Vulkan zur Heimstatt erkoren hat In vielen Fallen wurden Konige oder Menschen aus adeligen Familien deshalb bereits zu ihren Lebzeiten in den Stand von Gottern gehoben Bekannte Gotter der polynesischen Religion sind Hina die Mondgottin oder Pele die hawaiische Gottin der Vulkane Bei den mittleren Gottheiten Atua gab es drei Hauptgotter Tane Tu und Rongo Hawaii Kane Ku und Lono Tu oder Ku war der Kriegsgott der auch Menschenleben forderte Rongo Lono war der Gott des Friedens und der Landwirtschaft Tane Kane der Bringer des Sonnenlichts und des Lebens Ein weiterer mannlicher Gott war Tangaroa Tangaloa Ta aroa der Herrscher uber das Meer der auf einigen Inseln Polynesiens als oberster Schopfergott und Ahnherr der Adelsgeschlechter verehrt wurde In Zusammenhang mit ihm steht die Uberlieferung von dem Weltei Einst entschlupfte Tangaroa einem eiformigen Gebilde wobei der obere Rand der zerbrochenen Eischale heute den Himmel der untere Rand die Erde bildet Auf der niedrigsten Sprosse der polynesischen Gotterhierarchie stehen die schon bei den Manahune bekannten Ahnengeister und Schutzgottheiten 8 Die Mythen Gotter und Genealogien wurden seit tausenden von Jahren in Gesangen und Texten der verschiedenen polynesischen Volker uberliefert oft in Form sehr lebendiger und drastischer Darstellung Der Gotterhimmel Polynesiens war also uberaus vielgestaltig und dank seiner regionalen Ausformungen kaum uberschaubar Die ihm entsprungenen Mythen werden sofern sie im Zuge von Christianisierung und Kolonisation nicht unwiderruflich verloren gegangen sind die Forschung deshalb noch lange Jahre beschaftigen Mana Bearbeiten Hauptartikel Mana Ein weiteres zentrales Element polynesischer religioser Glaubensvorstellungen findet sich unter dem Begriff des Mana In seiner grundlegenden Bedeutung bedeutet Mana zuerst einmal nichts anderes als Macht Allerdings ist dieser Begriff in der polynesischen Weltsicht ungleich weiter gespannt als in unserem Kulturkreis ublich da wie oben angedeutet die Polynesier eine Trennung zwischen jenseitiger und diesseitiger Welt nicht in einer Form vornahmen wie sie uns gelaufig ist Mana besitzt in der polynesischen Kultur eine starke spirituelle Komponente wird daher auch und in wesentlichem Masse als spirituelle Macht verstanden Es bezeichnet eine spirituelle Kraft die gleichermassen die jenseitige Welt der Gotter und Ahnen durchdringt wie auch die diesseitige Welt des taglichen Lebens In den Augen der Polynesier ist alles von dieser Kraft durchdrungen Jeder Stein jede Pflanze jedes Tier und eben jeder Mensch besitzt folglich das ihm gemasse Mana Dies gilt indes nicht nur fur einzelne Entitaten sondern auch fur ubergeordnete Zusammenhange Ein Waldstuck hat ebenso sein spezifisches Mana wie ein Saumriff ein Berg oder eine ganze Insel Diese Beziehung reicht tief ins Jenseitige verbindet jeden einzelnen Stein Mensch oder Bach mit der Welt der Ahnen und Gotter und uber diese hinaus mit der gesamten diesseitigen wie jenseitigen Schopfung Die Annahme des Vorhandenseins einer derartigen Kraft hatte fur die alten Polynesier ganz konkrete Auswirkungen auf ihr alltagliches Leben Zum einen waren sie der Uberzeugung dass der Fluss des Manas umso starker war je naher dieser dem jenseitigen gottlichen Bereich stand Folglich gingen sie davon aus dass ein Mensch dessen Genealogie sich in direkter Linie auf einen oder mehrere Gotter oder bedeutende Ahnen zuruckfuhren liess auch Trager eines besonders starken Manas sein musste Hierauf fuhrten viele polynesische Adelsgeschlechter ihren Anspruch auf eine Sonderstellung in der polynesischen Gesellschaft zuruck Doch es ging auch umgekehrt Ein Mensch der sich durch besondere Taten auszeichnete bewies dadurch gleichermassen seine spirituelle Kraft und damit seine Nahe zu den Ahnen und Gottern Waren diese Taten gross genug dann wurde er eventuell gar Begrunder einer eigenen Genealogie die nun ebenfalls ihren Niederschlag in den Gesangen und Texten fand durch welche die Polynesier ihr kulturelles Erbe transferierten So geschah es haufig dass die Entdecker wie auch die ersten Siedler einer bis dahin unbekannten Insel Bezugspunkt einer derartigen neu geschaffenen Genealogie wurden und auf diese Weise neuen Adelsgeschlechtern zur Geburt verhalfen Ihre Abenteuer bei der Entdeckung und Besiedlung sowie ihre Nahe zu den besonderen Gottern ebendieser neu entdeckten Insel wurden daraufhin Inhalt der ursprunglichen Mythen dieser Inselgesellschaft In dieser Denkweise liegt die Wurzel fur die besondere Reichhaltigkeit der polynesischen Mythologie Die grundsatzliche Vorstellung uber das Wesen der Welt bleibt innerhalb dieses Rahmens im gesamten polynesischen Kulturraum zwar die gleiche Allerdings konnte die spezielle Mythologie einer Inselgesellschaft durchaus zu deutlichen Unterschieden in den religiosen und gesellschaftlichen Praktiken fuhren Diese nahmen auf Grund der ortlichen Besonderheiten auf den verschiedenen Inselgruppen daher oftmals unterschiedliche Formen an und da sich im Rahmen des polynesischen Denkens Religion und tagliches Leben nicht einfach trennen liessen fuhrte dies auch zu ausgepragten Unterschieden in den sozialen Strukturen Tabu Bearbeiten Steinfigur aus HawaiʻiEin gewichtiges Mittel die sozialen Strukturen auszuformen war in der polynesischen Gesellschaft die unterschiedliche Behandlung von so genannten Tabus Mit dem Begriff tapu geheiligt hawaiisch kapu wurde in der traditionellen polynesischen Gesellschaft das unbedingte Verbot bezeichnet bestimmte Orte zu betreten Gegenstande Tiere und Personen zu beruhren oder anzusprechen die als Sitz oder Trager einer besonderen Art von Mana gekennzeichnet waren Auch das Aussprechen bestimmter Worte oder Begriffe konnte auf solche Weise mit einem Verbot belegt sein Der auch in der europaisch westlichen Gesellschaft heutzutage ubliche Begriff des Tabus geht auf diese polynesische Wurzel zuruck In erster Linie dienten diese Tabus der Verfestigung gesellschaftlich religioser Strukturen Bestimmte Orte durften beispielsweise zu festgelegten Zeiten nur von dafur ausersehenen Menschen betreten werden die in der Regel den hoheren Standen angehorten Andere Orte dienten der Ausubung von Reinigungs und Opferritualen Den Mannern die sich derartigen Riten unterzogen war wahrend dieser Zeit unter Umstanden per Tabu verboten einer Frau nahe zu kommen oder diese gar zu beruhren Es gab eine Vielzahl derartiger Regeln und deren Nichteinhaltung konnte schwere Strafen nach sich ziehen Der Vollzug der Todesstrafe wegen Tabubruchs war keine Seltenheit Manche der verhangten Tabus konnen aus westlicher Sicht auch funktional interpretiert werden So wurden haufig bestimmte Pflanzgebiete oder auch Fischgrunde fur bestimmte Zeiten mit einem Tabu belegt was diesen eine ausreichende Zeit der Regeneration gewahrte Andere hatten die Kontrolle der Bevolkerungszahl zum Inhalt oder den Verzehr und Verbrauch von Ressourcen und Lebensmitteln Hier allerdings finden sich auch viele Tabus die aus moderner Sicht weniger hinnehmbar erscheinen So war in vielen polynesischen Gesellschaften den Frauen der Verzehr von Fleisch und bestimmten wertvollen Fruchten per Tabu grundsatzlich verboten Auch gab es Tabus die den in der gesellschaftlichen Rangordnung tiefer stehenden Mitgliedern der Gemeinschaft etwa verboten uber den Schatten eines Oberen zu steigen oder diesem auf gleicher Augenhohe zu begegnen So findet sich hier eine Gemengelage an Regeln die in den verschiedenen polynesischen Gesellschaften zum Aufbau von teilweise grundlegend unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Strukturen fuhrte Allen gemeinsam war allerdings die bedingungslose Herleitung aus uberwiegend metaphysisch begrundeten Ursachen Magie und Religionsausubung Bearbeiten Die gemischt weltlich spirituelle Betrachtungsweise der Realitat durch die Polynesier hatte einen grundlegend pragmatischen Aspekt Sie waren uberzeugt auf diese Realitat in allen ihren Ebenen konkreten Einfluss nehmen zu konnen Obzwar sie sich zu einem wesentlichen Teil als Opfer und Spielball jenseitiger Machte verstanden gingen sie mit tiefer Uberzeugung davon aus in jenem Bereich selbst handelnder Faktor sein zu konnen Magischen Einfluss auf den Verlauf des Schicksals zu nehmen galt ihnen daher als eine selbstverstandliche Grundbedingung menschlichen Handelns Dies galt fur den einfachen Mann ebenso wie fur die hierauf spezialisierte Kaste der Priester Ob bei der Aussaat dem Bau einer Hutte oder dem Fischfang immer war es ein Anliegen aller Beteiligten den Segen von Gottern und Ahnen auf das jeweilige Vorhaben zu ziehen und den Fluss des Mana in sein Gelingen zu lenken Die Ausubung der alten polynesischen Religion war deshalb grundlegender Bestandteil des ganz normalen Alltages jedes Mitgliedes dieses Kulturkreises Das stete Wirken von Gottern und Ahnen bei der Gestaltung der taglichen Realitat wurde als gegeben vorausgesetzt Mana galt als eine beeinflussbare und formbare Kraft mit deren Hilfe das Gelingen allen Handelns unterstutzt wurde Dem einfachen Mann war hierbei eine gewisse Freiheit in der Gestaltung seines personlichen Glaubens erlaubt Es stand ihm weitgehend frei sich den oder die Gotter denen er huldigen wollte selbst auszusuchen Adelige und Mitglieder angesehener Familie besassen diese Moglichkeit in geringerem Masse da sie sich an den Vorgaben ihrer Abstammung orientieren mussten die innerhalb der Familien mittels oftmals mehrere tausend Zeilen umfassender Genealogien uberliefert wurden Die von den Vorfahren geschaffenen Verbindungen zu bestimmten Gottern und Ereignissen in der jenseitigen Welt waren fur sie bindend wenn sie sich den Segen der Ahnen erhalten und Trager des daraus resultierenden starken Manas bleiben wollten Auf den meisten Inseln gab es vier Typen religioser Amter und Berufungen Ritualpriester Sie standen den Hauptlinge nahe und nahmen rituelle Handlungen wie Opfer vor Inspirierte Priester von Geistern Besessene Zauberer 9 Religion im modernen Polynesien Bearbeiten Bereits kurz nach den britischen Forschungsreisen im 18 Jahrhundert begann eine intensive christliche Missionstatigkeit in Polynesien Ursache war vor allem die evangelikale Erweckungsbewegung in England und die Offiziere an Bord der Schiffe waren meist Mitglieder der Church of England und befurworteten die Christianisierung der Wilden 1795 entstand die London Missionary Society und 18 Jahre spater die Wesleyan Methodist Missionary Society die erhebliche Anstrengungen zur Christianisierung der polynesischen Bevolkerung unternahmen Kennzeichnend fur sie war dabei die Strenge mit der sie jegliche synkretistischen Verknupfungsversuche von traditionellem Glauben und Christentum unterbanden Auch im franzosischen Einflussbereich entstanden fruh missionarische Aktivitaten 10 Kaum anderswo war die Missionstatigkeit in der Kolonialzeit so erfolgreich wie in Polynesien Es gab trotz allem auf einigen Inseln synkretistisch religiose Bewegungen im 19 Jahrhundert die versuchten aus Elementen der traditionellen und christlichen Religion neue polynesische Religionen zu schaffen So etwa die Kaoni Bewegung auf Hawaii ab 1868 die Iviatua Religion auf der Osterinsel ab 1914 oder Pai Marire auf Neuseeland ab 1864 8 Heute gehoren die meisten Bewohner der pazifischen Inseln einer christlichen Kirche oder Konfession an Gottesdienst Gemeindearbeit und die Kirchenfeste gehoren zum Alltag Dennoch haben sich auf vielen Inseln ursprungliche Glaubenselemente erhalten die fur die Bewahrung der Kulturen sehr wichtig sind Dazu gehoren die Verehrung der mythischen Vorfahren die Uberlieferungen von Schopferwesen und Geistern sowie von machtigen Kulturheroen Die alten Gotter bzw die Elemente fur die sie stehen die religiosen Mythen sowie mana und tapu sind trotz der Christianisierung noch im Denken der Menschen verhaftet 8 Die soziale Ordnung der polynesischen Gesellschaft Bearbeiten Der Aufbau der polynesischen Gesellschaft steht naturgemass in einem engen Zusammenhang mit den oben geschilderten Glaubensvorstellungen Grundsatzlich gilt dass polynesische Gesellschaften einer strengen hierarchischen Ordnung unterlagen deren Einhaltung mit grosser Harte durchgesetzt wurde Diese Hierarchie folgte besagten Genealogien und stellte die Familien an die Spitze der Gemeinschaft deren Ahnenreihen am tiefsten in der Mythologie des jeweiligen Volkes verwurzelt waren Der Adel Bearbeiten Grab von Konig Pomare II Urville Expedition 1842 Ha amonga a Maui 13 Jahrhundert TongaAn der Spitze jeder gesellschaftlichen Formation standen die Familien der Adeligen Sie stellten die Oberhaupter und Konige Ihren Anspruch bezogen sie aus ihrer Stellung in der Genealogie der Volksgemeinschaft Ublicherweise fuhrten diese Ahnenreihen auf die Fuhrer und Besatzungen derjenigen Kanus zuruck welche die jeweilige Insel oder Inselgruppe als erste erreicht und besiedelt hatten Grad und Bedeutung der Mitglieder einer Familie in all ihren Verzweigungen richtete sich danach bis in welche Nahe zu den bedeutenderen Vertretern dieser Ahnenreihe sie ihre Abstammung zuruckfuhren konnten Eine genaue Kenntnis dieser Abstammungslinien zu besitzen war und ist bis heute fur einen Polynesier daher von grosster Bedeutung Im Normalfall wurde die Vererbungslinie uber die erstgeborenen Sohne weitergegeben doch konnte es auch geschehen dass sie der mutterlichen Linie folgte wenn dies in der sozialen und rituellen Einstufung von Vorteil war Auch war es haufige Praxis vielversprechende junge Leute im Rahmen von Adoptionen naher an die ursprungliche Erblinie heranzufuhren Wie bereits beschrieben konnte ein Mann seinen sozialen Status auch dadurch erhohen dass er grosse Taten vollbrachte sei es als Krieger Seemann oder in einem anderen Bereich Auf diese Weise erhielt ein seinem Wesen nach ausgesprochen starres an Tradition und Ahnenkult gebundenes soziales Ordnungssystem die notige Flexibilitat um sich an die widrigen Lebensumstande eines schwierigen und gefahrlichen ozeanischen Umfelds anzupassen die den Bestand eines Volkes nur allzu oft in der Folge von Sturmen Hungersnoten und kriegerischen Auseinandersetzungen bedrohten Art und Grad der Herrscherbefugnisse variieren in den einzelnen polynesischen Gesellschaften doch grundsatzlich war es der Adel der die letzten Entscheidungen uber Krieg und Frieden traf und die Arbeit an allen gemeinschaftlichen Aufgaben organisierte Die starkste soziale Differenzierung und eine teilweise sakralisierte Hauptlingsmacht galt fur Tonga Tahiti und Hawaii 11 Auf allen Inseln gab es keinen Besitz einzelner Personen oder Familien an Grund und Boden Dennoch war es die Aufgabe und das Privileg des Adels uber die Nutzung des Landes den Anbau von Nahrungsmitteln und die Verwendung der sonstigen Ressourcen und Fahigkeiten der Gesellschaft zu entscheiden Das Oberhaupt reklamierte bei den ihm untergeordneten Mitgliedern einen Anteil der geernteten Lebensmittel des Fischfangs der Ergebnisse handwerklicher Kunste oder priesterlicher Dienste um diese dann gemass seinen Vorstellungen auf andere Glieder der Gesellschaft weiter zu verteilen Einen Teil hiervon gab er an den ihm ubergeordneten Fuhrer oder Konig weiter den Rest verteilte er an seine Untertanen um sie fur allgemeinnutzige Arbeiten zu entlohnen oder einfach einen gerechten Ausgleich in der Versorgung aller Mitglieder seiner Volksgemeinschaft zu erreichen Dies alles geschah im Rahmen seiner religios rituellen Bedeutung als Trager starken Manas und Mittler zu den Gottern und jenseitigen Machten Grundlegende Entscheidungen uber den Anbau bestimmter Lebensmittel oder den Bau von Hausern Tempeln oder Kanus entstanden so auf der Basis gleichermassen weltlicher wie religioser Grundsatze und Notwendigkeiten So war die Rolle des polynesische Adels zwiegespalten Zum einen bestimmten sie zu einem hohen Anteil den Verlauf polynesischen Tauschhandels und des gesellschaftlichen Lebens zum anderen setzten sie diesen in einen strikten Bezug zu religiosen Erfordernissen Die Experten Bearbeiten Zeichnung eines Maori mit Gesichtstatowierung Malu traditionelle Tatowierung bei einer SamoanerinEine wichtige Rolle in allen polynesischen Gesellschaften spielten die Experten auf Hawaiʻi kahuna Singular kahuna genannt bei den Maori Tohunga Sie standen den Adeligen als Berater zur Seite und bildeten die Elite der polynesischen Kultur in allen Fragen religioser medizinischer technologischer und kunstlerischer Natur Ob Priester Navigator Holzschnitzer Bootsbauer Heiler oder Hausbauer fur alle Bereiche polynesischen Wissens gab es Spezialisten die in der Kunst ihres jeweiligen Fachgebietes wohl unterrichtet waren Ein allgemeines Schulsystem zur Ausbildung dieser Experten kannten die Polynesier allerdings nicht Das Wissen ihrer jeweiligen Profession wurde ahnlich wie bei den Adeligen im Rahmen familiarer Traditionen in mundlicher Uberlieferung weitergegeben Auch hier spielten Genealogien eine wesentliche Rolle doch wurde in Kreisen der Experten viel haufiger von den Moglichkeiten der Adoption Gebrauch gemacht um jungen Talenten eine Moglichkeit zur Entfaltung zu geben Die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Berufe in der polynesischen Gesellschaft wurden in der Regel durch die Art ihrer ebenfalls von Experten durchgefuhrten Tatowierungen kenntlich gemacht Obwohl eine steinzeitliche Kultur war die Gesellschaft Polynesiens hoch spezialisiert und in vielerlei Fertigkeiten ausserst leistungsfahig Die auf vielen Inseln vorhandenen naturlichen Ressourcen waren oftmals sehr beschrankt doch die polynesischen Experten wussten das Vorhandene optimal zu nutzen Alle diese Bereiche waren allerdings immer und bedingungslos in den religiosen Kontext einbezogen Ein Handwerk oder eine Kunst ohne religiosen und magischen Hintergrund war den Polynesiern undenkbar Aus diesem Grunde spielten die Priester in den Reihen der Experten eine Sonderrolle Keine Handlung ob es nun die Aussaat auf einem Taro Feld der Bau eines Hauses an einem bestimmten Platz oder eine Seefahrt war wurde ohne Befragung und den Segen eines Priesters durchgefuhrt Jede medizinische Behandlung war gleichermassen eine magische wie eine weltliche Operation Die Rolle der Priester beschrankte sich hier nicht nur auf die Leitung ritueller Zeremonien sondern bestand zu grossen Teilen darin das jeweilige Unterfangen mit magischen Mitteln zu unterstutzen Das gesellschaftliche Gewicht der Priester spiegelte sich im Wesentlichen darin welche Bedeutung der ihnen zugeordnete Tempel oder Zeremonienplatz in den Augen der Polynesier besass Es gab auch unterschiedliche Spezialisierungen innerhalb der Priesterkaste Wahrend die einen sich eher um das Heilwesen sorgten gab es andere die sich um kriegerische Angelegenheiten und zwischenmenschliche Konflikte kummerten Noch im beginnenden 20 Jahrhundert fand man auf Hawaiʻi Priester die darauf spezialisiert waren bose Fluche auf ihre Mitmenschen herab zu beschworen Das gewohnliche Volk Bearbeiten An unterster Stelle in der gesellschaftlichen Hierarchie Polynesiens stand das gewohnliche Gesellschaftsmitglied Seine Rechte und Pflichten waren in den verschiedenen polynesischen Kulturen unterschiedlich ausgepragt Wahrend das Volk auf einigen Inselgruppen von Natur aus unverausserliche Rechte reklamieren durfte galt sein Wille beispielsweise in der hawaiischen Gesellschaft nur sehr wenig Dort war der Befehl des Adels ehernes Gesetz und Zuwiderhandlungen wurden streng bestraft Das normale Volk verrichtete oft unter Leitung der Experten die einfachen Arbeiten bestellte die Felder errichtet Hauser und Tempel oder bildete die Besatzung der Kanus fur den Fischfang Dennoch war es ein stolzes Volk denn alle Manner aus dieser Schicht waren zugleich die Krieger der Volksgemeinschaft In einigen polynesischen Gesellschaften gab es unterhalb der Ebene der einfachen Gesellschaftsmitglieder noch eine weitere Gruppierung deren Rechte die von Sklaven nicht wesentlich uberschritt Gewohnlich waren dies die Nachkommen ehemals eroberter und unterjochter Stamme deren Genealogie in der Folge dieser Niederlage jeglichen Wert verloren hatte Die Rolle der Frauen Bearbeiten Drei Madchen von den Samoa Inseln Die 1902 veroffentlichte Fotografie zeigt eine zeittypische Inszenierung europaischer Sudseephantasien Paul Gauguin Die Frauen am Strand Tahiti 1891Die polynesische Gesellschaft war eindeutig von Mannern dominiert und trug streng patriarchalische Zuge Frauen wurde nur eine untergeordnete Rolle zugestanden Bei vielen polynesischen Stammen war es ihnen untersagt bestimmte Lebensmittel zu essen deren Verzehr alleine den Mannern zustand Ebenso war es ihnen haufig verboten mit einem entsprechenden Tabu belegte heilige Platze aufzusuchen bei den Mahlzeiten der Manner anwesend zu sein oder an Bord von Booten zu gehen Ubertretungen derartiger Tabus wurden bei Frauen in der Regel mit dem Tode bestraft wahrend es Mannern in solchen Fallen oftmals erlaubt war sich mittels besonderer Rituale von der begangenen Schuld reinzuwaschen Innerhalb des ihnen zugewiesenen Rahmens waren Frauen in der polynesischen Gesellschaft allerdings hoch geachtet und verrichteten in vielen Bereichen wichtige Arbeit Sie beherrschten eine Reihe handwerklicher Kunste wie beispielsweise die Herstellung Farbung und Verzierung von Kleidungsstucken oder von Flechtarbeiten Schmuckstucken sowie Haushaltsgegenstanden Daruber hinaus hatten sie vielfaltige Aufgaben im Haushalt bei der Bestellung der Felder und beim Sammeln von Nahrungsmitteln in den Riffen zu erfullen Ublicherweise lebten sie im Stande der Ehe wobei es den Mannern je nach gesellschaftlicher Stellung erlaubt war auch mehrere Frauen zu heiraten Noch vor der Eheschliessung war es in der polynesischen Gesellschaft ublich dass sowohl junge Manner wie Frauen vielfaltige sexuelle Beziehungen mit wechselnden Partnern eingingen Auch uneheliche Kinder waren in der Regel wohl gelitten Eine Frau oder ein Mann ohne derartige Erfahrungen galt als unattraktiv Siedlungsarten Bearbeiten Die Art und Weise der Besiedlung verschiedener Inseln und Inselgruppen durch polynesische Volksgemeinschaften ist zum einen den jeweiligen ortlichen Gegebenheiten und Notwendigkeiten angepasst zum anderen Folge der kulturellen Tradition der spezifischen Gesellschaft Auf kleinen Atollen beispielsweise findet man vielfach die Form des Dorfes das sich auf einer der Inseln befindet wahrend die restlichen Inseln als landwirtschaftlicher Nutzgarten unbewohnt gelassen und nur zum Zwecke der Nahrungssuche und des Anbaus von Nutzpflanzen besucht werden In einem solchen Dorf finden sich alle Hauser an einem oder mehreren zentralen Wegen so dicht aneinander geschmiegt dass sich ihre Dacher gegenseitig beruhren Diese Dorfer boten ihren Bewohnern eine den Umstanden entsprechende grosstmogliche Sicherheit und Geborgenheit Dorf auf dem Takuu Atoll vermutlich 2005 06Ebenso gab es aber auch Atolle die von kleinen aus vier bis funf Hausern bestehenden Weilern uberzogen waren Hier lebten und bewirtschafteten einzelne Familien jeweils ein kleines Inselchen und siedelten gleich an Ort und Stelle Doch auch auf derart besiedelten Atollen gab es in der Regel ein oder zwei grossere Dorfer in denen sich Tempel Zeremonienplatz und die grossen Bootshutten konzentrierten In der Regel handelte es sich hier um Inselgruppen die auf Grund ihrer Lage nicht so ohne weiteres gegnerischen Angriffen ausgesetzt waren Diese Form der Besiedlung mittels kleiner Weiler findet sich auch haufig auf kleineren Inseln vulkanischen Ursprungs deren enge Schluchten und Taler zumindest im Inland den Bau grosserer Dorfer nicht erlaubte Auf grossen Inseln hingegen finden sich besonders wenn diese von miteinander rivalisierenden Konigreichen besiedelt waren oftmals grosse mit Wehranlagen ausgestattete Dorfgemeinschaften Die grossten und wehrhaftesten Dorfanlagen dieser Art wurden auf Neuseeland von den dort lebenden Maori unterhalten Diese errichteten vielerorts auf den Kuppen von Hugeln uppig mit Palisadenwallen geschutzte Dorfer die Pa in deren Zentrum sich ein machtiges Fort befand das im Falle eines Angriffs den Bewohnern des Dorfes einen zusatzlichen Schutzraum bot Nahrung Bearbeiten Im Zuge der Besiedlung der einzelnen Inselgruppen durch die Polynesier fuhrten diese verschiedene Nutzpflanzen in die neu gewonnenen Territorien ein Auf diese Weise gelangten beispielsweise Pflanzen wie Taro Brotfrucht Susskartoffel Bananen oder Zucker erstmals nach Hawaiʻi Insgesamt konnten bislang 72 Pflanzenarten nachgewiesen werden die vom Menschen in das polynesische Siedlungsgebiet eingefuhrt wurden 41 bis 45 davon gelangten bis auf die Cookinseln die Gesellschaftsinseln und Hiva Immerhin 29 davon findet man auch auf Hawaiʻi Die Einfuhr dieser Wirtschaftspflanzen war im Besonderen auf kleinen Inseln und Atollen von lebenswichtiger Bedeutung fur die Siedler denn diese boten den Ankommlingen in der Regel keine ausreichende Nahrungsgrundlage Zwar wurden von den Polynesiern Nutztiere gehalten hier im besonderen Huhner in manchen Gegenden West Polynesiens auch Schweine doch war dies nur in sehr eingeschranktem Masse moglich da diese mit dem Menschen um die Nahrungsgrundlagen konkurrierten und deshalb auf Inseln mit beschrankten Ressourcen kaum gehalten werden konnten In der Zeit der Lapita Kultur ist die pazifische Ratte auf vielen Inseln Polynesiens heimisch geworden wie teilweise grosse Mengen an Rattenknochen in alten Abfallgruben zeigen Dies mag mit Absicht geschehen sein etwa als zusatzliche Nahrungsquelle fur Mensch oder Tier Eine Folge war dass durch die Ratten viele kleinere Tierarten verschwanden Im Laufe der Geschichte fielen auch den polynesischen Siedlern unzahlige Tierarten zum Opfer darunter vor allem flugunfahige Vogel aber auch verschiedene Grossreptilien wie etwa das neukaledonische Landkrokodil Mekosuchus inexpectatus Grundlage fur die Gewinnung tierischen Proteins war dennoch das Meer Die Polynesier waren Meister des Fischfangs und kannten jede Moglichkeit dem Ozean seine Schatze zu entreissen Sie waren ausgezeichnete Taucher die in den Lagunen nach Muscheln suchten wussten um die Verstecke von Langusten in den Riffen ebenso wie um hunderte von Kilometern entfernte Fischgrunde Der Ozean war und blieb in aller Regel die Basis ihrer Existenz Seefahrt Bearbeiten Obwohl sie weder Kompass noch Sextant besassen waren die Polynesier ausgezeichnete Seefahrer die selbst grosste Entfernungen im Pazifischen Ozean zielsicher zurucklegen konnten Diese Fahigkeit war von hochster Bedeutung in einer Kultur die diese weit verzweigte Inselwelt zu besiedeln wusste Entsprechend hoch angesehen waren in der polynesischen Gesellschaft die Bootsbauer und die Navigatoren Von ihren Fahigkeiten hing das Uberleben der Gemeinschaft ab Jede Insel besass grosse Bootshauser in denen die Kanus gefertigt und untergebracht wurden Die Heldentaten der Navigatoren wurden in Liedern und Tanzen dargestellt Bootsbau Bearbeiten Je nach Einsatzzweck benutzten die Polynesier Auslegerkanus beziehungsweise Doppelrumpfkanus unterschiedlicher Grosse und Bauart Fur den kustennahen Verkehr und Fischfang beschrankten sie sich in der Regel auf die kleineren Auslegerkanus Fur Fernfahrten und den Transport von Kriegern griffen sie auf die wesentlich grosseren hochseetauglichen Doppelrumpfboote zuruck den Vorlaufern unserer heutigen Katamarane Die grundlegende Bauart dieser Boote findet sich im gesamten polynesischen Siedlungsraum wie auch in weiten Teilen Mikronesiens und Melanesiens Regionale Unterschiede zeigen sich im Wesentlichen in Design und Ausschmuckung von einzelnen Komponenten wie z B der Bug und Heckpartie der Kanus Nachbau eines polynesischen Doppelrumpfbootes Polynesische Flagge nicht offiziell angenommenDie Rumpfe der Kanus besassen einen Bug und ein Heck von gleicher Gestalt Ohne wenden zu mussen konnten sie sich so in beiden Richtungen bewegen Beim Landen und Ablegen an flachen Sandstranden war dies von grossem Vorteil Sowohl Auslegerkanus als auch die Doppelrumpfboote besassen zwischen Rumpf und Ausleger bzw den beiden Rumpfen eine Plattform auf der sich die Besatzung aufhielt Beide konnten sowohl mittels Paddeln angetrieben als auch mit Segeln versehen werden Befestigungen fur die Masten befanden sich auf der Plattform zwischen den Rumpfen bzw zwischen Rumpf und Ausleger Im Falle des Kreuzens gegen den Wind konnte die Mannschaft das Segel samt dem Mast nehmen und an das andere Ende des Schiffes stecken Auf diese Weise wurde erreicht dass sich Mannschaft und Ausleger immer auf der Windseite des Bootes befanden Besonders die Doppelrumpfboote sind auch nach heutigen Massstaben als hochseetauglich einzuschatzen Verglichen mit modernen Katamaranen waren sie allerdings recht schmal gebaut Dies ist durch die physikalischen Grenzen der verwendeten Baumaterialien bedingt Auf Booten mit zwei Rumpfen wirken hohe Scherkrafte Die mit Kokosfaser fixierten Holzer der Plattformen welche die beiden Bootskorper miteinander verbinden mussten deshalb sehr kompakt ausgelegt werden Die Segeleigenschaften der Kanus waren gut aber nicht unkritisch Das polynesische Segel das einem mit der Spitze nach unten zeigenden Dreieck gleicht erlaubt ein Kreuzen gegen den Wind Allerdings liegt bei diesem Segelschnitt der Druckpunkt des Windes relativ hoch was die Seitenstabilitat der Boote beeintrachtigt Ungewohnlich war auch die Art der Steuerung der Doppelrumpfboote Man benutzte keine Ruderpinne sondern lenkte mit Hilfe von Paddeln an beiden Seiten der Rumpfe indem man durch das Eintauchen eines Paddels die Geschwindigkeit des jeweiligen Rumpfes verlangsamte und so eine Richtungsanderung erzwang Grosse Doppelrumpfboote erreichten eine Lange von zwanzig bis dreissig Metern Sie konnten bis zu zweihundert Personen tragen Kriegskanus Im Falle einer Fernreise zum Zwecke der Besiedlung einer neu entdeckten Insel waren sie mit zwanzig bis funfundzwanzig Siedlern besetzt die Reisevorrate Werkzeuge Saatgut Pflanzen und Nutztiere mit sich fuhrten Derartige Reisen wurden in der Regel in grosseren Gruppen durchgefuhrt Entdeckt wurden fremde Inseln ublicherweise von Fischern die sich auf der Suche nach neuen Fischgrunden beziehungsweise bei der Verfolgung von Fischschwarmen weit auf die hohe See gewagt hatten Die verwendeten Materialien und Bauweisen richteten sich nach den auf der jeweiligen Heimatinsel verfugbaren Ressourcen Inseln vulkanischen Ursprunges wiesen oftmals einen Bestand grosserer Baumarten auf In diesem Fall nutzten die Erbauer der Kanus fur die Basis der Rumpfe gerne einen ausgehohlten Baumstamm dessen Freibord sie mit angefugten Planken erhohten Diese wurden sauber verfugt und mit Kokosfaser fixiert Auf Inseln ohne einen Bestand an geeigneten Baumen sowie fur den Bau sehr grosser Kanus griff man von vornherein auf Planken zuruck Alle verwendeten Holzer an Rumpf und Plattform wurden mit Schnuren aus Fasern der Aussenschale der Kokosnuss zusammengebunden die Verfugungen der Planken mit Baumharzen abgedichtet In Bereichen in denen Kokospalmen nicht wuchsen fanden Fasern aus anderen Pflanzen Verwendung Die Kunst der Kanuherstellung wurde in den Familien der Bootsbauer von Generation zu Generation weitergegeben Eine grosse Rolle spielten hier mundlich uberlieferte Gesange und Texte in denen das benotigte Wissen eingebunden war Navigation Bearbeiten Die zielsichere Navigation in einem weitlaufigen Seegebiet wie dem Pazifischen Ozean mit seinen tausenden kleinen und kleinsten Inseln ist eine der schwierigsten seemannischen Aufgaben uberhaupt umso hoher die Leistung der polynesischen Navigatoren die diese Herausforderung schon vor weit uber tausend Jahren gemeistert hatten ohne sich hierbei nautischer Hilfsmittel wie Kompass oder Sextant zu bedienen Weite Teile dieses kulturellen Schatzes gingen mit dem Verlust der zugrunde liegenden Gesange und Texte unwiederbringlich verloren Palmerston AtollDie Kursbestimmung der polynesischen Navigatoren beruhte auf der genauen Beobachtung sowohl astronomischer wie auch terrestrischer Bestandteile Diese mussten sie wahrend einer Seereise stetig zusammenfugen und im Gedachtnis halten um daraus eine jeweils gultige Ortsbestimmung und einen Kurs ableiten zu konnen Kurse zu bekannten Zielen wurden hierfur in Sektoren eingeteilt denen jeweils bestimmte astronomische oder terrestrische Eigenschaften zugeteilt waren Fuhrte die Reise an einen unbekannten Ort dann wurde die dorthin fuhrende Strecke Sektor fur Sektor memoriert um eine Ruckkehr zu ermoglichen Die standige Beobachtung der Bewegung von Sonne Mond Planeten und Sternen war hierbei von zentraler Bedeutung Die Polynesier kannten nahezu 300 Sterne und Sternbilder und wussten diese den verschiedenen Kurssektoren zuzuordnen Die hierfur erforderliche Gedachtnisleistung war enorm denn zu all diesen Daten existierten in der polynesischen Kultur keine Karten sondern lediglich mundlich uberlieferte Gesange und Texte Ahnliches gilt fur die Beobachtung und Einschatzung der See des Luftraumes und des Wetters Sie kannten die Standorte unzahliger Fischgrunde Untiefen und Stromungen und vermochten aus dem einem Wellengang unterliegenden Schwell ihre Schlusse zu ziehen Ebenso vermochten sie aus der Beobachtung des Fluges von Seevogeln der Art und Beschaffenheit von Treibgut der Wolkenbildung oder dem Verhalten von Fischen und Delfinen Informationen fur ihren Standort und die Kursbestimmung zu gewinnen All dies musste der polynesische Navigator von Kindesbeinen an verinnerlichen denn die Kunst derartig vielschichtige Information zusammenzufuhren ist keine prazise Wissenschaft sondern verlangt die Herausbildung eines tief grundenden Gefuhls fur die See Auch hier gilt wie in allen Bereichen der Wissensvermittlung in der polynesischen Kultur dass die Kunst der Navigation innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegeben wurde Der angehende Navigator wurde auf Reisen mitgenommen lernte nach und nach die zugehorigen Gesange und Texte zu deuten und wurde mit zunehmenden Fahigkeiten mehr und mehr in die Verantwortung eingebunden Zu Ubungszwecken und zur Vorbereitung an Land stand ihm hierbei die Stabkarten Technologie zur Verfugung Mit Hilfe dieser selbst erstellten Gedachtnishilfen konnte er die verschiedenen Sektoren memorieren und einuben Eine derartige Stabkarte auf See mitzufuhren war ihm allerdings nicht erlaubt Im Jahre 1976 wurde ein einzigartiger Versuch unternommen die alte Tradition der polynesischen Seefahrtskunst wieder aufleben zu lassen In diesem Jahr stach die Hokule a Stern der Frohlichkeit in See und legte die 4000 Kilometer lange Strecke von Hawaiʻi nach Tahiti ohne jegliche Hilfe von Seekarten oder nautischen Instrumenten zuruck Die Hokule a ist der getreue Nachbau eines alten hawaiischen Doppelrumpfbootes und die auf ihr verwendeten Navigationsmethoden waren soweit es nur irgend ging den traditionellen Vorgehensweisen der alten polynesischen Navigatoren nachempfunden Mit dieser Fahrt gelang erstmals der wissenschaftliche Nachweis dass eine derartige Art von Navigation tatsachlich uber weiteste Entfernungen prinzipiell moglich ist Die alten Legenden von den Navigatoren welche die See zu lesen imstande waren gewinnen seither neues Gewicht Derartige Leistungen werden zum Beispiel der Sagengestalt Ui te Rangiora zugeschrieben Medizin Naturheilkunde Bearbeiten Die Fahigkeiten der polynesischen Kultur in Medizin und Naturheilkunde waren in einigen Bereichen ausgepragt Sie besassen grundlegende Kenntnisse in Geburtshilfe und der Behandlung von Kinderkrankheiten vermochten sowohl Knochenbruche als auch Unfallverletzungen zu behandeln und kannten die Wirkungsweise einer grossen Zahl von Heilkrautern die auf ihren Inseln wuchsen Die polynesische Medizin wurde von hierfur ausgebildeten Spezialisten ausgeubt Diese beschrankten sich in der Regel auf Teilgebiete der Medizin deren Kenntnisse und Verfahrensweisen in familiarer Tradition von Generation zu Generation weitergeben wurden Es gab in der polynesischen Gesellschaft daher nicht den Medizinmann der fur jede Art von Erkrankung zustandig war sondern es wurde von Fall zu Fall entschieden an welchen Spezialisten man sich wandte Spirituelle und weltliche Aspekte standen dabei gleichwertig nebeneinander und erganzten sich So brachte ein traditioneller polynesischer Heiler zur Linderung einer Krankheit oder Verletzung ebenso magische wie auch weltliche Praktiken und Methoden zum Einsatz Ublicherweise geschahen diese Heilbehandlungen deshalb im Rahmen einer religios rituellen Zeremonie im Kreise der Familienmitglieder und Angehorigen der Volksgemeinschaft zu welcher der Kranke gehorte Oft wurden sie begleitet von religiosen Tanzen und Gesangen der anwesenden Gemeinschaftsmitglieder Heutzutage wird versucht derartige Methoden wieder zu beleben beispielsweise indem auf Hawaiʻi traditionellen Massagetechniken neues Leben eingehaucht wird Den Auswirkungen der von europaischen Besuchern und Zuwanderern ab der Mitte des 18 Jahrhunderts eingeschleppten Infektionskrankheiten konnte die polynesische Medizin allerdings nichts entgegensetzen Kunst Bearbeiten Viele Zeugnisse polynesischer Kunst sind in der Begegnung mit den europaischen Entdeckern und bald darauf Eroberern unwiederbringlich zerstort worden Dies tritt besonders im Bereich der Architektur und Skulptur zu Tage Hier waren es vor allem christlichen Missionare denen es ein besonderes Anliegen war die alten heidnischen Tempel niederzureissen welche die systematische Zerstorung polynesischer Kunstwerke zu verantworten hatten Nahezu alles in der polynesischen Kunst hatte einen religiosen Bezug und fiel deshalb diesem religios begrundeten Bildersturm zum Opfer Musik und Tanz Bearbeiten Tahitianische ʻupaʻupa Tanzer Maori Tanz Hula Madchen in HonoluluDies galt auch fur Musik und Tanz Auf vielen polynesischen Inseln war in Zeiten der Missionierung und Kolonisierung die Auffuhrung traditioneller Tanze und Gesange verboten Wie in der Musik von Tuvalu sind auch anderswo viele der alten Texte und Lieder die ausschliesslich in mundlicher Uberlieferung weitergegeben wurden verloren gegangen In ganz Polynesien spielten Tanz und Musik eine wichtige Rolle im taglichen Leben als Bestandteil von Ritualen oder religiosen Feiern und in der Unterstutzung mundlicher Uberlieferungen Durch die grosse Ausdehnung des polynesischen Dreiecks Hawaiʻi Osterinsel Neuseeland hatte sich eine Vielzahl von miteinander verwandten Traditionen herausgebildet zu denen z B die Tanze von Tahiti Hawaiʻi Hula und Samoa gehorten In manchen alten polynesischen Gesellschaften waren Tanzer und Tanzerinnen hochangesehene Spezialisten die von der Ausubung ihrer Kunst lebten Heutzutage wird an vielen Orten Polynesiens versucht diese alten Traditionen wieder zu beleben Auf Hawaiʻi hat der traditionelle Hula Tanz wieder eine grosse Zahl Menschen angezogen und Ahnliches gilt fur Franzosisch Polynesien oder Neuseeland und die dort heimischen Tanze Welche Bedeutung Musik und Tanz fur die polynesische Kultur einmal gehabt haben mussen vermag man zu erahnen wenn man betrachtet wie es die Bewohner Takuus einer kleinen polynesischen Exklave heutzutage noch halten Diese versuchen seit geraumer Zeit nach alter Tradition und Uberlieferung zu leben Zwanzig bis dreissig Stunden in der Woche widmen sie sich ausschliesslich dem Tanz und der Musik Schmuck und Textilien Bearbeiten Untrennbar vom Tanz und von den Ritualen sind die wunderschonen Kranze Rei Lei die aus Blumen Krautern und Muscheln zu wahren Kunstwerken gefertigt werden Flechtarbeiten z B Matten Facher Korbe aus den Blattern Hawaiʻi lauhala 12 des Hala Baumes Pandanus in Hawaiʻi hala oder anderen pflanzlichen Materialien wurden auch fur den taglichen Gebrauch oft mit grosser Kunstfertigkeit hergestellt Die Polynesier waren zudem Meister in der mehrfarbigen Textilbedruckung Tapa Kapa und besinnen sich heute wieder auf diese alte Kunst Schnitzerei und Skulptur Bearbeiten Die Polynesier waren hervorragende Holzschnitzer und Bildhauer Sowohl die Hauser der Bewohner als auch die Boote und Kanus waren reichhaltig verziert Die Mehrzahl der hierbei verwendeten Motive hatten einen religiosen Bezug Vor den Tempeln fand man eine Vielzahl oftmals mehrere Meter hoher Saulen und Statuen aus Holz und Stein Beruhmt geworden sind diesbezuglich besonders die monumentalen Steinfiguren auf den Osterinseln die noch heute einen lebhaften Eindruck vermitteln zu welcher kunstlerischer Leistung die Polynesier fahig waren Mundliche Uberlieferung Bearbeiten RongorongoDa die Polynesier niemals eine Schriftsprache entwickelt hatten von den Rongorongo Holzern auf den Osterinseln einmal abgesehen spielen mundlich uberlieferte Texte und Gesange in dieser Kultur eine herausragende Rolle Das gesammelte Wissen einer Kultur ausschliesslich mundlich weiterzugeben ist allerdings ein schwieriges Unterfangen Jedes Mitglied dieser Gesellschaft musste deshalb eine grosse Zahl an Texten erlernen um das Wissen der Kultur zu erhalten Um den Menschen diese Aufgabe zu erleichtern und zu verschonern standen alle diese Texte in Verbindung zu Gesangen und Tanzen Von Kindesbeinen an wurden die Polynesier in die Auffuhrung dieser Tanze und Lieder eingebunden Die Struktur der polynesischen Sprachen erleichterte es zusatzlich auf diese Weise profundes Wissen zu uberliefern Allen polynesischen Sprachen ist gemeinsam dass in ihnen verfasste Texte auf vielfaltige Weisen interpretiert werden konnen da sowohl Worte wie auch Grammatik es ermoglichen ein und denselben Text unterschiedliche Bedeutungsebenen zu geben So kann beispielsweise der Text eines Liedes uber die Entdeckung einer Insel einesteils als dramatische Reisebeschreibung und Heldenepos verstanden werden zugleich einem Navigator genaue Informationen uber die zuruckgelegten Reiseroute vermitteln und gleichzeitig zur religiosen und genealogischen Einordnung eines Familienclans herangezogen werden Siehe auch Polynesische Sprachen Klassifikation und Einzelsprachenunter Polynesische SprachenSport Bearbeiten Die Polynesier kannten keine Sportarten im europaischen Sinn Doch lieferten sie sich haufig Ringkampfe oder vollfuhrten Scheinkampfe mit ihren Waffen Auch der Paddelsport war in der polynesischen Gesellschaft ein kulturelles Ereignis da es Zeiten gab die fur Feste und Wettkampfe reserviert waren in denen kriegerische Handlungen ruhen mussten Dann massen die Manner verschiedener Stamme die Krafte in Wettfahrten ihrer Kanus Wahrend dieser Festivals konnten die Manner der verschiedenen Klans und Gefolgschaften ihre Fahigkeiten in Scheinkampfen unter Beweis stellen und sich in Ringkampfen messen Das Wellenreiten wurde vor allem in Hawaiʻi zu einem beliebten Sport entwickelt Brauchtum Bearbeiten Siehe auch PolyfestTabelle polynesischer Inseln BearbeitenFolgende Inseln und Inselgruppen sind Teil Polynesiens Unabhangige StaatenCookinseln Cookinseln in Assoziation mit NeuseelandNeuseeland Neuseeland unabhangigNiue Niue in Assoziation mit NeuseelandSamoa Samoa unabhangigTonga Tonga unabhangigTuvalu Tuvalu unabhangig Ellice Inseln Untergliederungen unabhangiger Staaten oder abhangige TerritorienSamoa Amerikanisch Amerikanisch Samoa Uberseeterritorium der USAFranzosisch Polynesien Franzosisch Polynesien Uberseeland POM Pays d outre mer Frankreichs Gesellschaftsinseln Tuamotu Archipel Marquesasinseln Gambierinseln Austral Inseln Vereinigte Staaten Hawaiʻi Inseln Bundesstaat der USAKiribati Phoenix Islands Inselgruppe KiribatisChile Osterinsel Provinz ChilesKiribati Line Islands Inselgruppe KiribatisPitcairninseln Pitcairninseln britisches UberseeterritoriumTokelau Tokelau Uberseeterritorium NeuseelandsWallis Futuna Wallis und Futuna Uberseeterritorium FrankreichsUnbewohnte Territorien im Polynesischen Dreieck ohne bekannte polynesische Tradition Vereinigte Staaten Bakerinsel Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Howlandinsel Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Jarvisinsel Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Johnston Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Kingmanriff Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Midway Uberseeterritorium der USAVereinigte Staaten Palmyra inkorporiertes Uberseeterritorium der USAExklaven ausserhalb des polynesischen DreiecksSalomonen Anuta Teil der SalomonenVanuatu Emae Teil von VanuatuVanuatu Futuna Teil von VanuatuMikronesien Foderierte Staaten Kapingamarangi Teil der Foderierten Staaten von MikronesienVanuatu Mele Teil von VanuatuPapua Neuguinea Nuguria Inseln Teil Papua NeuguineasPapua Neuguinea Nukumanu Inseln Teil Papua NeuguineasMikronesien Foderierte Staaten Nukuoro Teil der Foderierten Staaten von MikronesienSalomonen Ontong Java Teil der SalomonenFrankreich Ouvea Teil NeukaledoniensSalomonen Pileni Teil der SalomonenSalomonen Rennell Teil der SalomonenFidschi Rotuma Inseln Besonderes Territorium FidschisSalomonen Sikaiana Teil der SalomonenPapua Neuguinea Takuu Teil Papua NeuguineasSalomonen Tikopia Teil der SalomonenSiehe auch Bearbeiten Portal Ozeanien Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Ozeanien Maori MusikLiteratur BearbeitenRoland Burrage Dixon Oceanic The Mythology of all races Band 9 Archaeological Institute of America Boston 1916 Cooper Square Publishers New York 1964 OCLC 715319128 Martha Warren Beckwith Hawaiian mythology With a new introduction by Katharine Luomala Yale university press New Haven 1940 University of Hawaii Press Honolulu 1970 ISBN 0 87022 062 4 Adelbert von Chamisso Reise um die Welt Aufbau Berlin 2001 ISBN 3 7466 6093 9 Kerry R Howe The Quest for Origins Who first discovered and settled the Pacific islands University of Hawaii Press Honolulu 2003 ISBN 0 8248 2750 3 Penguin Books Auckland 2003 ISBN 0 14 301857 4 Patrick Vinton Kirch The Evolution of the Polynesian Chiefdoms New studies in archaeology Cambridge University Press Cambridge 1990 ISBN 0 521 27316 1 Antony Hooper Judith Huntsman Hrsg Transformations of Polynesian Culture Memoirs of the Polynesian Society Band 45 The Polynesian Society Auckland 1985 ISBN 0 317 39232 8 Gundolf Kruger Fruheste Kulturdokumente aus Polynesien Die Gottinger Cook Forster Sammlung In Gundolf Kruger Ulrich Menter Jutta Steffen Schrade Hrsg TABU Verborgene Krafte Geheimes Wissen Imhof Verlag 2012 ISBN 978 3 86568 864 4 S 128 131 und 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Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Polynesien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen politischen und wirtschaftlichen Situation in Polynesien Polynesische Navigation Akademische Studie englisch PDF 3 51 MiB Die Fahrt der Hokule a Beschreibung PDF 260 KiB Diverse Bucher uber polynesische Mythologie Volltext englisch Banks Papiere zur Cook Expedition Volltext englisch Cooks Journal Volltext englisch Cook Banks offizieller Bericht Volltext englisch Te Rangi Hiroa Sir Peter Buck Vikings of the Sunrise Whitcombe and Tombs 1964 Volltext englisch digitalisierte Fassung New Zealand Electronic Text Archive Viel generelle Information zu polynesischen Volkern Artikel englisch Louis Choris Voyage pittoresque autour du monde Textausschnitte bezuglich des Besuchs der Rurik auf Hawaiʻi 1816 Buchausschnitt franzosisch Diversitivitat des Polynesischen Inselwelt englisch Klassifikation der Polynesischen Inselformen 1985 englisch Ethnologische Filme von Karl Rudolf Wernhart 1973 aus der Sammlung des Bundesinstituts fur den Wissenschaftlichen Film OWF im Onlinearchiv der Osterreichischen MediathekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Annette Bierbach Horst Cain Polynesien In Horst Balz u a Hrsg Theologische Realenzyklopadie Band 27 Politik Politologie Publizistik Presse De Gruyter Berlin New York 1997 ISBN 3 11 019098 2 Forschungsgruppe Atholl John Anderson Australian National University Canberra Aufstieg und Fall auf Rapa In Abenteuer Archaologie Kulturen Menschen Monumente Spektrum der Wissenschaft 18 September 2006 S 8 ISSN 1612 9954 direkt lesbar hier spektrum de oder hier englisch und detaillierter Prehistoric Human Impacts on Rapa French Polynesia Erik Thorsby The Polynesian gene pool An early contribution by Amerindians to Easter Island In Phil Trans R Soc B Vol 367 v 2012 S 812 819 Alexander G Ioannidis Javier Blanco Portillo Karla Sandoval Erika Hagelberg Juan Francisco Miquel Poblete Native American gene flow into Polynesia predating Easter Island settlement In Nature 8 Juli 2020 ISSN 1476 4687 S 1 6 doi 10 1038 s41586 020 2487 2 nature com abgerufen am 13 Juli 2020 Abenteuer Archaologie Spektrum Heidelberg 2007 3 8 ISSN 1612 9954 nytimes com Lapita Voyage Die erste Expedition auf dem Migrations Weg der Polynesier Memento vom 16 Dezember 2016 im Internet Archive a b c d e f Corinna Erckenbrecht Traditionelle Religionen Ozeaniens Einfuhrung in die Religionen Ozeaniens im Harenberg Lexikon der Religionen S 938 951 Harenberg Verlagsgruppe Dortmund 2002 abgerufen am 14 Oktober 2015 S A Tokarew Die Religion in der Geschichte der Volker Dietz Verlag Berlin 1968 S 114 Hermann Muckler Mission in Ozeanien Harrassowitz Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 447 10268 1 S 44 46 Mihaly Hoppal Das Buch der Schamanen Europa und Asien Econ Ullstein List Munchen 2002 ISBN 3 550 07557 X S 103 109 f Siehe Artikel Ancient Hawaiʻi englisch Regionen Ozeaniens Australien Melanesien Mikronesien Polynesien Dieser Artikel wurde am 5 Juni 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4046709 0 lobid OGND AKS VIAF 237698952 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polynesien amp oldid 234514610