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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kon Tiki Begriffsklarung aufgefuhrt Kon Tiki ist ein Floss aus Balsaholz mit dem der Norweger Thor Heyerdahl 1947 von Callao Peru aus uber den Pazifik segelte Er wollte damit beweisen dass die Besiedlung Polynesiens von Sudamerika aus mit den technischen Moglichkeiten des prakolumbischen Perus vor der Zeit der Inka moglich war Kon Tiki Kon Tiki 1947 Kon Tiki 1947SchiffsdatenFlagge Norwegen NorwegenSchiffstyp FlossRufzeichen LI2B 1 Indienststellung 1947Verbleib Ausgestellt im Kon Tiki Museum in OsloTakelung und RiggTakelung RahsegelAnzahl Masten 1Das original erhaltene Floss im Kon Tiki Museum Oslo Nach der Expedition schrieb Heyerdahl ein Buch mit dem Titel Kon Tiki der gleichnamige Dokumentarfilm uber die Expedition gewann im Jahr 1951 einen Academy Award als bester Dokumentarfilm Das Floss befindet sich heute im Kon Tiki Museum in Oslo Namensgeber war Qun Tiksi Wiraqucha der Schopfergott in der Mythologie der Inka Er kam der Legende nach aus dem Osten grundete als Kulturbringer Kon Tiki die Zivilisation der Inka und segelte zuletzt weiter nach Westen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Expedition 2 1 Das Floss 2 2 Verpflegung 2 3 Technische Ausstattung 2 4 Besatzung 2 5 Ablauf 3 Wissenschaftliche Bedeutung 3 1 Meeresfauna 3 2 Nautik und Ozeanografie 3 3 Anthropologie 4 Rezeption 4 1 Film 4 2 Musik 4 3 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenVorgeschichte BearbeitenNach damals gangigen Theorien wurde Polynesien von Asien aus uber Mikronesien oder Melanesien jedenfalls von Westen nach Osten besiedelt Heyerdahl hielt wie schon einzelne Autoren vor ihm eine derartige Besiedelung Polynesiens von Asien aus zwar nicht fur unmoglich allerdings fur weniger wahrscheinlich da sie durchwegs gegen Wind und Strom Passatwind und Aquatorialstrom erfolgt ware Besiedlung von der nach Heyerdahl wahrscheinlicheren anderen Seite des Pazifik Amerika wurde allerdings in Fachkreisen nicht einmal diskutiert da sie der prakolumbischen Bevolkerung technisch unmoglich gewesen sei Verfechter dieser allgemein akzeptierten Meinung war insbesondere der geachtete Archaologe Samuel Kirkland Lothrop Harvard der in seiner Abhandlung uber das Balsafloss behauptet hatte es ware nach zwei Wochen gesunken Heyerdahl ging von zwei moglichen Hauptbesiedlungswegen aus Von Sudostasien aus dem Japanstrom folgend uber British Columbia nach Hawaii und weiter ins Polynesische Dreieck Von Sudamerika aus mit der starken Stromung des Humboldtstroms und vor dem Passatwind westwarts Heyerdahl lehnte die Moglichkeit einer Besiedlung aus der direkten Gegenrichtung mit der Begrundung ab dass weder archaologische Funde Melanesiens noch Mikronesiens nennenswerte Gemeinsamkeiten mit der polynesischen Kultur aufwiesen im Gegensatz zu sudamerikanischen Artefakten Auch botanische Erkenntnisse wiesen darauf hin dass sudamerikanische Pflanzen in Polynesien genutzt wurden bevor Europaer das Gebiet besuchten und auch deren Namen etwa Kumara oft ubereinstimmten Bereits die Verbreitung der Pflanze uber die Stromung war unwahrscheinlich deren Name konnte aber gewiss nicht ohne begleitende Menschen ubers Meer gekommen sein Die Reise der Kon Tiki sollte daher einen Gegenbeweis zu Lothrops anerkannter Fachmeinung liefern Siehe auch Experimentelle ArchaologieDie Expedition BearbeitenDas Floss Bearbeiten Das Floss wurde nach Berichten und Bildern aus der Zeit der spanischen Konquistadoren gebaut Es bestand aus neun Stammen Balsaholz die bis zu 13 7 m lang und 60 cm stark waren Sie waren mit 317 5 m 1 25 ca 32 mm dicken Hanfseilen verbunden Die Querholzer aus Balsastammen die 5 5 m lang waren und einen Durchmesser von 30 cm hatten waren in Abstanden von 1 m festgebunden Zwei Bretter aus Kiefernholz dienten am Bug als Wellenbrecher und mehrere 2 5 cm dicke und 60 cm lange Bretter wurden zwischen den Balsastammen als Schwerter verwendet Der 8 8 m hohe Mast war aus zwei Stammen aus Mangrovenholz zu einer A Form zusammengebunden Dahinter befand sich eine Hutte von 4 25 2 4 m Grundflache die 1 2 1 5 m hoch und mit Bananenblattern gedeckt war Am Heck war ein 5 8 m langes Steuerruder aus Mangrovenholz mit einem Ruderblatt aus Fichtenholz angebracht Das Hauptsegel war 4 6 5 5 m gross Fotos zeigen auch ein Topsegel uber dem Hauptsegel und ein Treibersegel Das Deck bestand teilweise aus Bambusgeflecht Fur die Konstruktion wurden nur traditionelle Baumaterialien verwendet Metallteile gab es nicht Verpflegung Bearbeiten Die Kon Tiki hatte 1100 Liter Trinkwasser in 56 Wasserkannen an Bord Als Proviant dienten 200 Kokosnusse Susskartoffeln Flaschenkurbisse und andere Fruchte sowie Wurzelgemuse Die US Army stellte Essensrationen Konservendosen und Survivalausrustung zur Verfugung Es stellte sich jedoch heraus dass die Besatzung auch von Fischfang und seinerzeit moglicher Verproviantierung uberlebt hatte Gefangen wurden Fliegende Fische Goldmakrelen Gelbflossen Thun und Haie Technische Ausstattung Bearbeiten nbsp Auf der Kon Tiki eingesetztes FunkgeratNeben Kompass und Sextant sowie etwas medizinischer Ausrustung gab es auch drei wasserdichte Funkgerate an Bord sowie eine Drachenantenne Rufzeichen war LI2B Den Funkamateuren Knut Haugland und Torstein Raaby gelangen regelmassig Kontakte auf Kurzwelle am 5 August sogar direkt nach Oslo auf Amateurfunk Frequenzen Die weitgehend baugleichen Gerate je eines fur 40 20 m 10 m und 6 m Wellenlange waren aus Rohren des Typs 2E30 aufgebaut und lieferten etwa 6 W HF Leistung Sie wurden zwar aus Batterien versorgt doch stand auch ein handbetriebener Generator zur Verfugung Besatzung Bearbeiten Thor Heyerdahl 1914 2002 der Leiter der Expedition und wie fast alle anderen Besatzungsmitglieder Norweger Erik Hesselberg 1914 1972 Steuermann und Kunstler Er malte auch das Gesicht auf das Segel des Flosses Bengt Danielsson 1921 1997 der einzige Schwede war der Koch Als Anthropologe war er wissenschaftlich an Heyerdahls Theorie interessiert Ausserdem konnte er als einziges Expeditionsmitglied spanisch sprechen Knut Haugland 1917 2009 war der Funker Er hatte im Zweiten Weltkrieg als Agent an der Sabotage der Norsk Hydro Fabrik fur Schweres Wasser im norwegischen Rjukan mitgewirkt Torstein Raaby 1920 1964 ebenfalls Funker war als Agent in Norwegen an der Vorbereitung zur Versenkung der Tirpitz beteiligt Herman Watzinger 1916 1986 deutschstammiger Ingenieur zweiter Kommandant fertigte die hydrographischen und meteorologischen Aufzeichnungen an Ablauf Bearbeiten Die Reise begann am 28 April 1947 in Callao nachdem das Floss tags zuvor getauft worden war Das Floss wurde zunachst von der Kuste freigeschleppt um der Kustenschifffahrt nicht ins Gehege zu kommen Die Gefahr das Floss zu spat zu bemerken ware fur die prinzipiell ausweichpflichtigen Schiffe zu gross gewesen rettende Ausweichmanover des Flosses andererseits unmoglich Wie erwartet schob der Humboldtstrom das Floss in westliche Richtung Da das Segel grundsatzlich vor dem Wind wirkt ermoglichte das Ruder eine Steuerung nur in Grenzen Erst im Laufe der Fahrt lernte die Besatzung die Wirkung der Steckkiele zu nutzen die nennenswerte Abweichungen des Kurses von der Windrichtung ermoglichten Wahrend der Fahrt wurde auch klar dass sich entgegen den Fachmeinungen die Baumstamme durch ihren Saft gleichsam selbst impragnierten und das Eindringen von Meerwasser verhinderten das Floss also weitaus langer schwimmfahig blieb als vorhergesagt Stahltrossen und Metallbeschlage von denselben Fachleuten als unentbehrlich genannt hatten hingegen die Holzkonstruktion zerschnitten und das Scheitern des Experiments bedeutet In der Passatzone konnte man Regenwasser auffangen und die Trinkwasservorrate erganzen Kurzwellenfunk ermoglichte regelmassigen Kontakt mit Funkamateuren insbesondere in den USA Am 30 Juli kam mit dem Atoll Puka Puka zum ersten Mal Land in Sicht konnte jedoch mangels Manovrierfahigkeit nicht angelaufen werden Das Floss driftete vorbei Anlandung auf Fangatau am 4 August war ebenfalls nicht moglich Drei Tage spater am 7 August lief das Floss vor Raroia im Tuamotu Archipel vor dem Wind auf das Riff auf Es hatte in 101 Tagen rund 3 770 sm 6 980 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1 5 Knoten zuruckgelegt Die Aufbauten der Kon Tiki wurden bei der Landung beschadigt die Hutte brach zusammen die neun Hauptstamme des Flosses blieben jedoch intakt Die Besatzung ging an Land und wurde nach einer Woche von Polynesiern entdeckt die auf der anderen Seite des Atolls lebten Das Floss wurde bald darauf bei hoherem Gezeitenstand uber das Riff hinweg in die Lagune gespult Anschliessend wurde es nach Tahiti geschleppt und mit Hilfe norwegischer Reeder nach Norwegen gebracht wo man in Oslo das Kon Tiki Museum errichtete Wissenschaftliche Bedeutung BearbeitenMeeresfauna Bearbeiten Eine Art der Schlangenmakrelen wurde wahrend der Kon Tiki Expedition entdeckt als ein Exemplar nachts in den Schlafsack des Besatzungsmitglieds Torstein Raaby gespult wurde Eine weitere Schlangenmakrele wurde nachts dabei beobachtet wie sie versuchte eine Laterne anzugreifen Ausserdem kam es zu einer der seltenen Sichtungen eines Walhais Nautik und Ozeanografie Bearbeiten Heyerdahl bewies dass die Wissenschaft die Seegangigkeit antiker Wasserfahrzeuge erheblich unterschatzt hatte und ausserdem dass auch ein primitives Floss entgegen zeitgenossischer Fachmeinung mit den Mitteln der Prakolumbianer steuerbar war wenngleich es der Mannschaft der Kon Tiki noch nicht gelang wesentlich von der Windrichtung abzuweichen also aufzukreuzen Prognosen nach denen das Floss sich wie ein Spielball im Wind verhielte wurden widerlegt Etwa 600 Meilen sudwestlich der Galapagosinseln konnte die Position eines in der Seekarte verzeichneten vermuteten Riffs angesteuert werden Eine Lotung bestatigte dass es sich um eine Phantominsel handelt und die berichteten Brandungswellen nicht existieren 2 Heyerdahl beschreibt eine Begegnung mit Monsterwellen er schildert in seinem Buch ein Drei Schwestern Phanomen Wahrend einer Nachtwache bei ruhiger See kommt eine ungewohnlich grosse Woge die von zwei weiteren Wellenwanden gefolgt wird Das Floss wird von den Wellen gehoben und gerat in die brechenden Wellenberge Nach den drei Wellen beschreibt der Autor die See wieder als so ruhig wie vor der Begegnung Anthropologie Bearbeiten Heyerdahl erbrachte zwar den Beweis dafur dass eine Besiedelung Polynesiens von Sudamerika aus technisch moglich gewesen ware Anthropologen werten die Fahrt der Kon Tiki aber nicht als wissenschaftlichen Beweis fur die Theorie Heyerdahls Die Moglichkeit der Durchfuhrung bedeutet nicht dass ein Ereignis auch tatsachlich stattgefunden hat Der genaue Ursprung der Polynesier ist bislang nicht geklart obgleich gentechnische Untersuchungen zeigen dass die Besiedlung von Inseln in der Nahe Neuguineas ausging von Menschen ostasiatischer Abstammung vom Sonderfall der Osterinsel abgesehen 3 Im Juli 2020 wurden Ergebnisse von genetischen Untersuchungen veroffentlicht die einen Kontakt zwischen den ostpolynesischen Inseln insbesondere der Osterinsel und sudamerikanischen Stammen lange vor dem Eintreffen der ersten Europaer belegen 4 5 Rezeption Bearbeiten nbsp Kon Tiki als Klettergerust auf einem KinderspielplatzFilm Bearbeiten 2012 wurde die Kon Tiki Expedition als Spielfilm in einem biografischen Filmdrama verfilmt Das Kon Tiki Museum prasentierte 2012 in einer Extra Ausstellung Produktion und Entwicklung des Kon Tiki Films 6 Musik Bearbeiten Unter dem Namen Kon Tiki veroffentlichte die Instrumentalgruppe The Shadows 1961 ein Gitarrenstuck das in Grossbritannien als Nr 1 in den Charts gelistet wurde 1980 veroffentlichte die deutsche Disco Gruppe Dschinghis Khan auf ihrem Album Rom ein Lied uber diese Thematik Die Gruppe Fernando Express verarbeitete die Geschichte der KonTiki 1991 zu dem Lied Farewell Kontiki und veroffentlichte es sowohl als Single als auch auf dem Album Unter den Sternen des Sudens Im Jahr 2012 veroffentlichte der niederlandische DJ Hardwell eine Single namens Kontiki Ebenfalls 2012 veroffentlichte Schiller den Song Kon Tiki auf dem Album Sonne Sonstiges Bearbeiten Der Schweizer Uhrenhersteller Eterna benannte eine seiner Modellreihen KonTiki nachdem alle Besatzungsmitglieder des Flosses mit Uhren dieser Marke ausgestattet worden waren zur Zeit der Expedition war Eterna einer der wenigen Hersteller weltweit die wasserdichte Uhren liefern konnten 7 Literatur BearbeitenThor Heyerdahl Kon Tiki Ein Floss treibt uber den Pazifik ISBN 3 550 06860 3 Erik Hesselberg Kon Tiki und ich Nymphenburger 1950 Axel Andersson A Hero for the Atomic Age Thor Heyerdahl and the Kon Tiki Expedition Peter Lang 2010Weblinks BearbeitenKon Tiki Museum Thor Heyerdahls Kon Tiki Expedition Buch Dokumentarfilm Spielfilm Artikel uber die Expedition und daraus hervorgegangene Medienprodukte Spektrum de Thor Heyerdahl und die irrsinnige Fahrt uber den Pazifik 28 April 2022Fussnoten Bearbeiten Erik Hesselberg Kon Tiki und ich Hrsg Anne Karin Hesselberg Anne Karin Hesselberg Drobak 2006 ISBN 978 82 996559 3 4 S 36 norwegisch Kon Tiki og jeg Oslo 1949 Ubersetzt von Anne Karin Hesselberg Rolf Wirth Thor Heyerdahl Kon Tiki List Berlin 2013 ISBN 978 3 548 61115 0 S 131 ff Sonderausgabe der deutschen Originalausgabe von 1949 University of Leeds Genetic study uncovers new path to Polynesia Bei ScienceDaily com 7 Februar 2011 englisch Nature Native American gene flow into Polynesia predating Easter Island settlement bei Nature 8 Juli 2020 Alexander G Ioannidis Javier Blanco Portillo Karla Sandoval Erika Hagelberg et al et Carlos D Bustamante Alexander J Mentzer Andres Moreno Estrada Paths and timings of the peopling of Polynesia inferred from genomic networks In Nature 597 7877 2021 522 526 Abstract Thor Heyerdahl Kon Tiki and the value of an oscar Nicht mehr online verfugbar Kon Tiki Museum Oslo archiviert vom Original am 4 Mai 2012 abgerufen am 4 Mai 2012 KonTiki Bei eterna com Normdaten Sachbegriff GND 4137752 7 lobid OGND AKS LCCN n50061935 VIAF 259149106179768491379 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kon Tiki amp oldid 238793463