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Dieser Artikel befasst sich mit dem Ruder als Teil von Schiffen Flugzeugen und Luftschiffen zu weiteren Bedeutungen siehe Ruder Begriffsklarung Das Ruder in der Luftfahrzeugtechnik auch Steuerflache genannt 1 ist die Einrichtung eines Schiffes oder Flugzeuges die zur Richtungsanderung dient indem es Drehmomente aus dem umstromenden Medium erzeugt Dies gilt fur Schiffe bei diesen ist der Begriff Steuerruder ebenfalls ublich mit dem umstromenden Medium Wasser und fur Flugzeuge oder Luftschiffe mit dem Medium Luft Halbschweberuder eines modernen Frachters direkt hinter dem Propeller angeordnet belegt mit drei OpferanodenEin Ruder kann nur dann eine Steuerwirkung entfalten wenn es durch Fortbewegung des Fahrzeugs von dem tragenden Medium meist Luft oder Wasser umstromt wird Die Steuerwirkung ist umso ausgepragter je mehr das Ruder quer zur Fahrtrichtung angestellt wird je grosser seine wirksame Flache ist und je schneller sich das Fahrzeug innerhalb des Tragermediums Luft oder Wasser bewegt Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 3 Ruderanlagen 4 Bauformen von Rudern und ihren Teilen 5 Luft und Raumfahrt 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenAllgemeinsprachlich wird der Ausdruck Ruder auch fur die Fortbewegungsruder Riemen oder Skulls eines Ruderbootes verwendet Fachsprachlich ist mit einem Ruder dagegen stets ein Steuerruder gemeint Das Bedienen eines Riemens oder Skulls zur Fortbewegung eines Schwimmkorpers heisst allerdings auch in der Fachsprache korrekt rudern Die Bedienung eines Steuerruders heisst dagegen Steuern oder Rudergehen Ruderganger auf einem Segelschulschiff 1951 Heckruder eines agyptischen Nilschiffs Szene aus der Grabkammer des Menna um 1422 1411 v Chr Hecksteuerruder eines romischen Rheinboots 1 Jh n Chr Der etwas verwirrende Sprachgebrauch ruhrt daher dass die begriffliche Unterscheidung zwischen Ruder und Riemen relativ jung ist Ursprunglich war das Steuerruder auf Latein auch gubernaculum Leiteinrichtung oder clavus Nagel genannt einfach ein besonders grosser am Heck oder auch an anderer Stelle der Schiffswand befestigter Riemen und die ubrigen der Fortbewegung dienenden Riemen lat remus die im Prinzip dieselbe Form wie das zum Steuern verwendete Ruder besassen wurden davon sprachlich nicht unterschieden Deshalb lasst sich Ruder im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute unproblematisch als Sammelbezeichnung fur Steuerruder und Fortbewegungsruder Riemen auffassen Steuermann ist eine immer noch gebrauchliche altere Bezeichnung fur den nautischen Wachoffizier eines Schiffes Der Ruderganger dagegen steuert das Schiff tatsachlich in der Regel nach den Vorgaben des zustandigen nautischen Offiziers z B Eintrage in Seekarten oder Ruderkommandos Der Ruderganger ist also stets die Person die zu einem gegebenen Zeitpunkt am Ruder ist ungeachtet der Frage ob sie den Rang oder die Funktion eines Steuermannes innehat In der Freizeitschifffahrt bezeichnet Steuermann hingegen den Ruderganger Weder in der Berufsschifffahrt noch in der Freizeitschifffahrt ist der Ruderganger notwendigerweise auch der Schiffsfuhrer bzw Kapitan Geschichte BearbeitenDie Schiffe in der Antike hatten zumeist zwei Ruder die achtern an jeder Seite angebracht waren die spateren Wikingerlangschiffe ein seitliches Ruder Die Hansekoggen im Mittelalter hatten dagegen ein Heckruder Der erste Beleg aus dieser Zeit ist eine Wandzeichnung aus dem 13 Jahrhundert in der Kirche von Fide Gotland 2 Die Pinne dieses dort deutlich grosseren Ruders wurde mit dem als zusatzlicher Hebel dienenden Kolderstock bewegt 3 Das Seitenruder ist heute noch beim Steinhuder Torfkahn bekannt Ein zentrales Heckruder fand sich bereits bei den Flussschiffen der Agypter und Romer Der alteste Schiffsfund mit einem Heckruder ist das Bremer Schlachte Schiff von 1100 4 Spatere Schiffstypen wiesen dann Seilgetriebe auf die das Ruder vom Steuerrad aus bewegten Da bei den fruhen Segelschiffen das Seitenruder fur die rechtshandige Bedienung mit Blick nach vorn ublicherweise auf der rechten Seite angebracht wurde ergab sich fur diese Schiffsseite die nautisch ubliche Benennung Steuerbord Ruderanlagen BearbeitenBei den Ruderanlagen heutiger moderner Seeschiffe wird der gewunschte Kompasskurs am Steuerstand auf der Kommandobrucke in die Selbststeueranlage eingegeben welche das Ruder bedient Der Kurs des Schiffes wird jetzt permanent mit der Kompasslage verglichen und das Ruderblatt entsprechend nachgestellt Dieser Vorgang geschieht kontinuierlich sodass die Ruderanlage eines der hochst beanspruchten Gerate auf einem Schiff ist Das traditionelle grosse Steuerrad wird nur noch zum Manovrieren gebraucht falls es nicht ebenfalls durch einen Joystick ersetzt worden ist Ein Ruderlagenanzeiger auf der Kommandobrucke des Schiffes zeigt immer die Lage des Ruderblattes an Es gibt verschiedene Arten von Ruderantrieben Den so genannten Ruderquadranten wobei der Rudertrieb mechanisch uber ein Schneckengetriebe erfolgt sowie hydraulische Rudermaschinen Letztere arbeiten entweder mit offenliegenden Hydraulikstempeln oder als sogenannte Drehflugel Anlagen Bei Ausfall der Bordelektrik kann jede Ruderanlage mit einer Noteinstellung oder einer Noteinspeisung gefahren werden Steuerrad in einem Steuerstand Das Steuerrad ubertragt die Ruderbefehle mittels eines Seils oder einer Kette auf den Ruderquadranten der das Ruder bewegt Ruderquadrant Fahrtenyacht mit Doppelrad Steueranlage und gut sichtbar Doppelruder Steuerrad eines Segelschiffs Gut erkennbar ist die Marke mit der die Neutrallage des Ruders identifiziert werden kann Eine von zwei hydraulischen Rudermaschinen der NordicBei Booten der Freizeitschifffahrt oder kleinen Fischerbooten wird das Ruder auch heute noch unmittelbar mit einer Pinne bewegt Der Ruderganger nimmt hierbei die Krafte am Ruder direkter wahr Die Mechanik einer reinen Pinnensteuerung ist bedeutend einfacher und nimmt weniger Platz in Anspruch als die Steuerung per Steuerrad Die Drehbewegung am Steuerrad ship s wheel wird uber Seile oder Ketten und Umlenkrollen auf den Ruderquadranten Pinne ubertragen An der Achse des Ruderquadranten dem Ruderschaft ist direkt das Ruderblatt befestigt Die Steuerseile sind so gefuhrt dass eine Drehung des Rades nach links gegen den Uhrzeigersinn zu einer Kursanderung des Bootes nach Backbord fuhrt Mit einer Radsteuerung ausgestattete Boote fuhren eine Notpinne mit die direkt auf den Ruderschaft gesteckt werden kann fur den Fall dass die Mechanik versagt etwa wegen Bruches der Steuerseile 5 Auf grosseren Segelbooten sind Doppelradanlagen verbreitet wobei beide Rader mechanisch gekoppelt sind Dadurch dass sich beide Rader synchron bewegen kann der Ruderganger immer in Luv steuern Im Gegensatz zu Motorbooten deren Steuerrader denen von Autos ahneln und uberwiegend hydraulisch unterstutzt werden 6 sind die Rader von Segelyachten den historischen Segelschiffsradern mit ihren grossen Durchmessern noch sehr ahnlich denn Servomotoren zur Unterstutzung der Krafte sind wegen des Strombedarfs nicht ublich Auch Autopiloten sind nicht standardmassig vorhanden Fahrtensegler verwenden haufig mechanische Windfahnensteuerungen weil diese ohne elektrische Energie auskommen Das Steuerrad eines Segelschiffs ist nicht mit einer Ruckstellfeder versehen die das Ruder automatisch wieder in die Mittellage bewegt wenn das Rad losgelassen wird Das Steuerruder wird zum Ausgleich der konstruktionsbedingten Luvgierigkeit des Bootes benotigt und ist daher nicht notwendigerweise mittig ausgerichtet wenn das Boot geradeaus fahrt Abhangig von der Form des Ruders und der Balancierung Position des Drehpunktes in Relation zur Lange des Ruderblatts wird das Ruder beim Loslassen des Rades oder der Pinne recht schnell in einen Anschlag gehen und das Boot damit eine unkontrollierte Kurve fahren Die Rader sind hingegen haufig mit einer Feststellschraube versehen die bei einer einmal eingestellten sauberen Trimmung des Bootes das Ruder in seiner Lage halt und das Schiff auch ohne Autopilot auf Kurs halten kann vorausgesetzt der Wind ist konstant und die See relativ flach Da dem Steuerrad von sich aus die Ruderlage nicht angesehen werden kann wird zur einfacheren Orientierung die Mittelstellung meist farblich markiert oder das Schiff ist mit einem Ruderlageanzeiger versehen Bauformen von Rudern und ihren Teilen BearbeitenDie Tabelle zeigt einige der gebrauchlichen Formen fur Schiffsruder 7 Heckruder europaischer Segelschiffe im Zeitalter der Entdeckungen sogenanntes Scharnierruder 1 Ruder 2 Oberes Ruderscharnier 3 Unteres Ruderscharnier 4 Achtersteven 5 Planken Festes Ruder am Kiel eines Dampfschiffes Skegruder Der Skeg Ruderleitflosse dient als Befestigungspunkt Balanceruder an einem Motorschiff Etwa 1 4 der Ruderflache liegt vor der Achse Ein Balanceruder bewegt sich normalerweise nicht selbststandig auch wenn das Steuer losgelassen wird Das Ruder wird fur optimale Manovriereigenschaften direkt von der Schraube angestromt Halbschwebe Ruder die obere Vorkante des Ruders ist als Ruderhacke Skeg starr mit dem Rumpf verbunden stutzt das Ruder mit einem Lager und dreht sich nicht mit Vorteil das Ruder ist in seiner Mitte zusatzlich gelagert Biegemomente aus Querbelastung des Ruderblatts Auftriebskrafte mussen nicht vom Ruderstevenrohr aufgenommen werden Nachteil bei gelegtem Ruder ist die Konfiguration sehr zerkluftet was zu Kavitationsproblemen fuhren kann Ausserdem treten in den hohlen Ecken des Ruderblatts eventuell Betriebsfestigkeitsprobleme Ermudungsrisse bis hin zum Verlust des halben Ruderblatts auf Becker Ruder auch Becker Klappenruder Das Ruder hat am Hinterende eine Flosse die beim Legen des Ruders die Umlenkung verstarkt Kombiniertes Seitenruder und Tiefenruder eines U Bootes die Achse des anstromenden Propellers ist auf den Kreuzpunkt der beiden jeweils paarigen Ruderblatter ausgerichtet Festes Ruder am Heck konventionelle Form Senkruder einer Jolle Dieses ist am Heck angehangt und kann bei Bedarf aufgeholt werden um beispielsweise auf den Strand zu fahren ohne das Ruder zu beschadigen 1 Pinne 2 Pinnenausleger 3 Ruderschaft 4 Aufhohlleine 5 Ruderblatt 6 Absenkleine Doppelsteueranlage einer Rennsegelyacht Durch die Verwendung zweier schragliegender Ruderblatter wird die Anstromung bei Krangung auf dem jeweils unteren Blatt optimiert Das obere kommt aus dem Wasser Freistehendes vorbalanciertes Spatenruder einer modernen Fahrten Segelyacht Das Ruder einer Segelyacht ist vergleichsweise tief und grossflachig denn die direkte Anstromung durch den Propeller fehlt Auch bei Krangung muss das Ruder im Wasser bleiben und darf nicht in die Verwirbelungen des Rumpfes geraten um einen Stromungsabriss und damit einen unerwunschten Sonnenschuss zu vermeiden Sonderbauformen X Ruder am Heck des U Boots U 35 der Klasse 212 A der deutschen MarineAktivruder Ein Ruder mit integriertem kleinen Propeller der das Schwenken des Schiffes bei niedriger Geschwindigkeit unterstutzt Costa Birne Spatenruder Eine horizontale tropfenformige Verdickung des Ruders im Propellerstrahl Schilling Ruder Das Ruder hat kein herkommliches tropfenformiges Profil sondern eine abgeschnittene Hinterseite mit zwei scharfen Abrisskanten Spatenruder Das gesamte Ruder ist als trapezformige Flosse drehbar und nur im Innern des Rumpfes gelagert Balanceruder Der Drehpunkt des Ruders befindet sich nicht an der Vorderkante des Ruders sondern etwas dahinter Dadurch vermindert sich der Kraftaufwand beim Ruderlegen denn ein Teil der Stromung wirkt in Richtung der Ruderlage Twisted Spade Rudder Obere und untere Halfte der Vorkante sind gegeneinander verdreht um sich dem Drall im Propellerstrahl anzupassen Absicht sind geringere Energieverluste bei Geradeausfahrt nicht eine bessere Ruderwirkung Kopfruder Das Ruderblatt befindet sich im Bug beispielsweise beim Schubleichter X Ruder Es besteht aus vier diagonal angeordneten Ruderblattern am Heck eines U BootesAls Querstrahlruder im Wortsinn eigentlich kein Ruder bezeichnet man eine dem besseren Manovrieren dienende Einrichtung zum seitlichen Bewegen des vorderen oder hinteren Schiffsendes Raumachsen und Ruder eines Flugzeugs Vier Strahlruder hinter dem Raketenmotor einer A4 RaketeSiehe auch Kortduse Schottel Propeller Voith Schneider AntriebLuft und Raumfahrt BearbeitenAuch bei Flugzeugen spricht man bei den Leiteinrichtungen der Flugsteuerung von Rudern bzw allgemeiner von Steuerflachen 1 Die beweglichen Ruder bilden zusammen mit den starren Flossen das Leitwerk zur Flugsteuerung des Flugzeugs das Hohenruder zur Lagesteuerung um die Querachse das Seitenruder zur Lagesteuerung um die vertikale Hochachse das Querruder an der Hinterkante der Tragflachenenden zur Lagesteuerung um die Langsachse Innerhalb der Erdatmosphare kann bei Raketen das gleiche Ruder Prinzip wie bei Flugzeugen zur Anwendung kommen zusatzlich konnen Leitflachen im Abgasstrahl durch Umlenkung des Abgasstrahls entsprechende seitliche Lenkkrafte ausuben Literatur BearbeitenOlaf Hockmann Antike Seefahrt C H Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 30463 X Lawrence V Mott The Development of the Rudder A D 100 1600 A Technological Tale PDF 25 2 MB Thesis Texas A amp M University May 1991 Ruder technische Details einschliesslich Arbeitsweise eines Jenckel Ruders Auf universallexikon deacademic com Zeitschrift Schiffs Modell Nr 9 2012 enthalt unter anderem ein Kapitel zum Jenckel Ruder Neckar VerlagWeblinks Bearbeiten Commons Ruder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Ruder Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Ein fruhmittelalterliches StreichruderEinzelnachweise Bearbeiten a b Flugsteuerung In Cord Christian Rossow Klaus Wolf Peter Horst Hrsg Handbuch der Luftfahrzeugtechnik Carl Hanser Verlag Munchen 2014 S 747 Flugsteuerung abgerufen am 20 September 2022 Wolfram zu Mondfeld Wikingfahrt 1 Kulturreisefuhrer Danemark Norwegen Norddeutschland Bastei Lubbe 1988 ISBN 3 404 60212 9 S 86 Heinrich Winter Der Kolderstock in Die Yacht Jahrgang 1937 Heft 18 Memento vom 28 Dezember 2014 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2014 Manfred Rech Das Bremer Schlachte Schiff Eine Proto Kogge mit Heckruder aus der Zeit um 1100 Schriften des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bd 76 Bremerhaven Wiefelstede 2015 Joachim Schult Segler Lexikon Delius Klasing Bielefeld 2008 ISBN 978 3 7688 1041 8 Stichworte Ruderquadrant und Ruderschaft Helge Janssen Genug gesegelt Fahr Motorboot BOD S 63 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bezeichnungen nach Seemannschaft Handbuch fur den Yachtsport 28 Auflage Delius Klasing Bielefeld 2008 ISBN 978 3 7688 0523 0 S 39 Normdaten Sachbegriff GND 4178603 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruder amp oldid 236215692