www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kogge Begriffsklarung aufgefuhrt Die Kogge war ein Segelschiffstyp der Hanse der vor allem dem Handel diente in Zeiten militarischer Auseinandersetzungen der Hansestadte mit Piraten aber auch als Kriegsschiff ausgestattet werden konnte Sie hat einen Mast und ein Rahsegel Knapp unterhalb der Mastspitze war manchmal ein Krahennest genannter Ausguck angebracht Achtern hinten besassen Koggen das Achterkastell und im Verlauf des 14 Jahrhunderts kam am Bug Schiffsspitze haufig ein Bugkastell hinzu Abbildung einer Kogge auf einem Siegel der Stadt Stralsund Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Eigenschaften 2 Funde von Koggen 3 Bedeutung des Wortes Kogge 4 Trivia 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 7 1 Informationen 7 2 Funde und Nachbauten von Koggen 8 EinzelnachweiseUrsprung und Eigenschaften Bearbeiten nbsp Modell einer Kogge Bremer Kogge nbsp Vier Kogge Nachbauten beim Hamburger Hafengeburtstag 2007Der Schiffstyp der fruhen Kogge ist ein Produkt des Verschmelzens zweier verschiedener fruhmittelalterlicher Schiffbautraditionen Ein Entwicklungszweig lasst sich uber die koggetypischen Kalfatklammern auch Sinteln genannt in den friesischen Raum zuruckverfolgen Als Bestandteil der Kalfaterung bei der die Zwischenraume zwischen den holzernen Bauteilen des Schiffes vor allem der Planken mit Pech und Werg verschlossen wurden dienten sie dem Abdichten des Schiffes Alteste Funde von Sinteln stammen aus der Zeit um 900 n Chr aus dem Niederrheingebiet Erste historische Quellen uber einen Schiffstyp cog finden sich aus dieser Zeit ebenfalls am Niederrhein Damit durften flachbodige und kiellose also wattenmeertaugliche Handelsschiffe gemeint sein mit denen Waren beispielsweise bis nach Hollingstedt und Stade an der Unterelbe transportiert wurden Auch dort konnten bei Ausgrabungen zahlreiche wikingerzeitliche Sinteln geborgen werden Von Hollingstedt aus gelangte spatestens Anfang des 12 Jahrhunderts diese friesische Schiffbautradition der wichtigsten Handelsroute Nordeuropas folgend uber das nur 16 km ostlich gelegene Schleswig in den Ostseeraum Hier am Ende der Schlei einst Drehscheibe des nordeuropaischen Handels baute man traditionell seit Jahrhunderten Hochseeschiffe nach skandinavischer Bautradition Der dadurch bedingte Raubbau an den umliegenden Waldern und das stetig steigende Warenaufkommen verlangten nach einem Schiffstyp der sehr viel merkantilere Zuge trug als die traditionellen skandinavischen Handelsschiffe die zwar hervorragende Segeleigenschaften auch auf hoher See besassen aber mit ihren radial aus Eichenstammen gespaltenen Planken einen enormen Holzbedarf aufwiesen und ausserdem durch das Bitensystem querlaufende Verstrebungen vgl Wikingerschiffbau des Rumpfes zunachst einen vergleichsweise stark eingeschrankten Laderaum besassen Die fruhen Koggen des 12 Jahrhunderts wie zum Beispiel der Fund bei Kollerup an der Jammerbucht in Danemark besassen bereits Planken die tangential aus dem Stamm gespalten wurden Der Rumpf war sehr bauchig mit einem durchgangigen grossen Laderaum Die Planken der Bordwande waren geklinkert Klinkerbauweise die des Bodens auf Stoss Kraweelbauweise gesetzt Die Plankenverbindungen wurden koggentypisch mit doppelt umgeschlagenen Nageln den so genannten Spiekern geschaffen Die Kalfaterungsnaht wird mit Hilfe von Sinteln geschlossen Auch sonst tragt das Schiff mit gerade aufragenden Steven und einem Mast mit Rahsegel andere typische Merkmale einer Kogge Die im Vergleich zum skandinavischen Frachtschiff geringeren Bauzeiten und Baukosten wie auch die Nutzlast dieses neuen Schifftyps waren ganz den wachsenden wirtschaftlichen Bedurfnissen angepasst Nach Ansicht fuhrender Schiffsarchaologen zeigt sich bei dieser fruhen Kogge erstmals der Entwicklungsschritt vom wattenmeertauglichen Kustenschiff zum hochseetuchtigen Handelsschiff Es tragt zusatzlich eindeutige skandinavische Zuge Damit wird deutlich dass dieser neue Schiffstyp in einer Kontaktzone friesischer und skandinavischer Schiffsbautradition wie es in Schleswig gut belegt der Fall war entwickelt worden sein muss Nach den dendrochronologischen Untersuchungen ist das Holz in Sudjutland etwa im Gebiet zwischen Schleswig und Hadersleben DK geschlagen worden Da unter anderem auch aus Schleswig die bislang altesten Funde von Sinteln des gesamten Ostseeraumes vorliegen verdichten sich die Hinweise dass der Entwicklungsschritt zur hochseetauglichen Proto Kogge in Schleswig vollzogen worden sein kann Damit wurde der Grundstein fur den bedeutendsten Schiffstyp des Spatmittelalters gelegt der als Lastesel der Hanse wesentlich zum Erfolg der Handelsmacht beigetragen hat Die Lange der spatmittelalterlichen Koggen betrug etwa 20 30 m die Breite 5 8 m Die Segelflache lag bei circa 200 m Die Geschwindigkeit betrug nach Versuchen mit nachgebauten Koggen etwa 3 5 Knoten bei Windstarke 3 und 6 Knoten bei Windstarke 6 Koggen konnten also auch bei massigem Wind schneller fahren als Fuhrwerke auf dem Land Probleme gab es jedoch bei Gegenwind Kreuzen war wohl nur bei schwachem Wind moglich da die Schiffe fur ihre Lange relativ breit waren Dafur konnte eine Kogge mit vergleichsweise kleiner Besatzung grosse Mengen Fracht transportieren Die Tragfahigkeit lag je nach Grosse bei 40 bis 100 Lasten entsprechend 80 bis 200 Tonnen Gewicht Damit waren Koggen bis zum Ende des 14 Jahrhunderts der wichtigste grossere Schiffstyp der Hanse Deren Handelsflotte umfasste zu dieser Zeit insgesamt ca 100 000 Tonnen Tragfahigkeit Im Vergleich dazu liegt die Tragfahigkeit nur eines modernen Containerschiffs bei bis zu 200 000 Tonnen Im ausgehenden 14 Jahrhundert wurden die Koggen mehr und mehr vom ahnlichen Holk oder anderen kraweelen Fahrzeugen abgelost Funde von Koggen Bearbeiten nbsp Original Kogge aus dem Deutschen Schifffahrtsmuseum1962 wurde mit der Bremer Kogge eine Kogge in der Weser bei Bremen gefunden Anhand dieses Fundes konnte erstmals der Riss einer Kogge insbesondere der Langsschnitt von Kiel und Steven authentisch belegt werden Uberreste einer Kogge im Kolding Fjord an der Ostkuste Jutlands DK wurden erstmals 1943 entdeckt Einzelne Teile wurden im selben Jahr geborgen vermessen und wieder an Ort und Stelle deponiert Das Wissen um die Position der Wrackstelle und der Teile ging verloren 1999 2000 konnte die Stelle wiederentdeckt werden 2001 erfolgte eine Bergung des Schiffes Die Planken wurden dendrodatiert auf den Winter 1188 89 Das Schiff durfte ca 16 m lang gewesen sein Zurzeit findet eine Konservierung im Koldinghus Museum statt 1978 entdeckte man in den Dunen beim danischen Kollerup an der nordwestjutischen Jammerbucht die gut erhaltenen Uberreste einer fruhen Kogge Das verwendete Eichenholz wurde nach dendrochronologischen Untersuchungen um 1150 in Sudjutland etwa im Raum zwischen Schleswig und Hadersleben geschlagen Dieser Schiffsfund ist der bisher alteste vom Typ einer Kogge Offensichtlich hatte man eine der fruhen Umlandsfahrten um Kap Skagen gewagt und war hierbei gescheitert Lange ca 20 9 m Breite ca 4 92 m Tiefgang ca 1 35 m nbsp Heckruder der Kogge1983 konnten im Polder beim Niederlandischen Ort Nijkerk die Uberreste einer Kogge aus dem Jahre 1336 freigelegt werden Der Boden in dem sich das Holz erhalten hatte war der vormalige Grund der an dieser Stelle trockengelegten Zuiderzee Der Fund diente als Vorlage fur den 1997 angefertigten heute im Niederlandischen Kampen liegenden Koggennachbau Kamper Kogge 2004 hat das Schiff seine Seetauglichkeit bei einer Fahrt bis in die Ostsee unter Beweis gestellt 1990 wurden am Parnu in Estland Uberreste einer kleinen Kogge von etwa 8 5 m Lange und 3 5 m Breite geborgen Mit Hilfe der C14 Methode wurde das Wrack in den Zeitraum zwischen 1250 und 1330 n Chr datiert Scherben von importierter Keramik aus dem Rheinland als Teil der Ladung stammen aus dem 14 Jahrhundert 1991 92 wurde in einer Tiefe von 14 Metern unter der Schlachte dem alten Hafengelande Bremens ein koggeahnliches Schiff gefunden und teilweise geborgen das auf Basis eines flach ausgehohlten Eichenstamms mit vielen Halbspanten errichtet war und ein Heckruder trug Diese Proto Kogge ist das weltweit erste Schiff dieses Typs Die dendrochronologische Untersuchung ergab das Jahr 1100 als Bauzeit was die Ergebnisse der C14 Datierung bestatigte Im Jahr 1997 wurde vor der Insel Poel in Mecklenburg das Wrack eines Schiffs entdeckt das zunachst auf das Jahr 1354 datiert wurde Poeler Kogge Nach einer neueren Untersuchung soll dieses wohl in Finnland gebaute Schiff aber wesentlich junger sein und aus dem Jahr 1773 stammen somit handelt es sich sehr wahrscheinlich nicht um eine Kogge 1 Ein Rekonstruktionsversuch auf Grundlage der Koggendeutung ist inzwischen in Wismar fertiggestellt worden und wurde auf den Namen Wissemara getauft Eine grosse und gut erhaltene Kogge wurde 2000 in Doel einem Ortsteil der belgischen Gemeinde Beveren gefunden ca 20 Meter lang und 7 Meter breit Das fur den Bau des Schiffs verwendete Eichenholz wurde nach dendrochronologischen Untersuchungen im Winter 1325 26 in Westfalen geschlagen Der Rumpf dieser fruhen Kogge ist in Klinkerbauweise ausgefuhrt Die Doeler Kogge versank aus unbekannten Grunden um 1404 in einem Scheldearm Das Wrack kam wahrend der Bauarbeiten am Deurganck Containerterminal des Antwerpener Hafens ans Tageslicht Nach Abschluss von Konservierungsarbeiten wird es im Schifffahrtsmuseum in Baasrode einem Ortsteil der belgischen Stadt Dendermonde ausgestellt werden Im Jahr 2015 wurde vor Kampen vom Grund der IJssel das Wrack einer ca 20 Meter langen Kogge geborgen 2 Bedeutung des Wortes Kogge BearbeitenDie Forschung ist sich uber die Herkunft bzw Bedeutung des Wortes Kogge fruher auch der Koggen noch nicht einig Einige Sprachforscher stellen ihn zu lat frz cocca Muschel andere wegen der gedrungenen Form im Hochmittelalter zu dem Wortstamm fur Kugel oder rundliches gewolbtes Gefass Kog Kuggon Beachtenswert ist hierbei dass kaggi im Altnorwegischen und Altislandischen fur Fass steht schwedisch kagge wahrend kag kaag im Niederdeutschen und Hollandischen Wasserfahrzeug bedeutet siehe auch engl keg Eine weitere Erklarung wird in der Ableitung von einem Wort fur einen Pfahl oder Kegel Kag Kaak gesucht was auf den Einbaum als Ursprung zuruckfuhren wurde Eine ganze Reihe von weiteren Schiffsbezeichnungen ist von Wortern abzuleiten die etwas Gespaltenes bezeichnen Dieses Gespaltene bezeichnet entweder den der Lange nach gespaltenen Einbaum der mit Planken bzw Bohlen verbreitert wurde oder die Bohlen selbst die auch zur Erhohung der Bordwand dienten In dieser Hinsicht erscheint die Herleitung von lateinisch cōdicaria gespaltenes Holz einleuchtend 3 Trivia Bearbeiten nbsp Vereinsemblem vom F C Hansa RostockIm Vereinsemblem des Fussballvereins Hansa Rostock ist als zentrales Element eine Kogge abgebildet woraus sich auch der Spitzname Hansa Kogge des Vereins ableitet Literatur BearbeitenUlrich Scharnow Lexikon Seefahrt 5 Auflage Transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1988 ISBN 3 344 00190 6 S 285 286 Manfred Rech Das Bremer Schlachte Schiff eine Proto Kogge mit Heckruder aus der Zeit um 1100 In Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven Hrsg Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Band 76 Oceanum Verlag Wiefelstede 2016 ISBN 978 3 86927 076 0 Siehe auch BearbeitenBremer Kogge Lubecker Kogge Nachbau von 1926 Poeler KoggeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kogge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen Bearbeiten Segeleigenschaften der Hansekogge im Vergleich zu anderen Frachtschiffen engl Memento vom 24 Dezember 2007 im Internet Archive Funde und Nachbauten von Koggen Bearbeiten Bremer Kogge im Deutschen Schiffahrtsmuseum Kamper Kogge Kogge Tvekamp af Elbogen aus Malmo Kieler Hansekogge Radio Bremen Roland von Bremen Memento vom 24 Dezember 2007 im Internet Archive Ubena von BremenEinzelnachweise Bearbeiten Beruhmte Schiffe sind offenbar junger als vermutet SPON 10 August 2011 abgerufen am 22 Februar 2017 Mittelalterliche Kogge in den Niederlanden geborgen derStandard at 10 Februar 2016 abgerufen am 22 Februar 2017 Reinhard Dzingel Die Kogge Bedeutung ihres Namens Moisburg 1 August 2012 PDF 3 2 MB Normdaten Sachbegriff GND 4031628 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kogge amp oldid 221724519