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Dieser Artikel behandelt die Schrift Zum Ort in Kiribati siehe Rongorongo Kiribati Rongorongo dt Gesang Rezitation Vortrag nennt man die einzigartige Schrift der Osterinsel In Ozeanien hat sich nur auf dieser abgelegenen Insel ein Schriftsystem entwickelt Es steht vollig isoliert und ist mit keiner anderen Schriftart der Erde vergleichbar Bis heute ist sie nicht entziffert obwohl es einige Ansatze zur Deutung gibt Rongorongo Tafel Aroukouru Kurenga Der Terminus rongorongo stammt ursprunglich nicht von der Osterinsel sondern von Mangareva Dort bezeichnete das Wort eine hochrangige Klasse von Experten die in der Lage waren heilige Gesange und Rezitationen wahrend der Riten an den Marae zu memorieren Wahrscheinlich gelangte es um 1870 durch Ruckkehrer von der katholischen Mission in Mangareva auf die Osterinsel 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zweck und Bedeutung 2 Konstruktion und Lesart 3 Die Zeichen 4 Material und Verarbeitung 5 Versuche der Entzifferung 6 Alter der Tafeln 7 Mogliche Vorlaufer und Parallelen 8 Corpus Inscriptionum Paschalis Insulae 8 1 Exemplar A bzw RR1 Tahua 8 2 Exemplar B bzw RR4 Aruku altere Bezeichnung Aroukouru Kurenga 8 3 Exemplar C bzw RR2 Mamari 8 4 Exemplar D bzw RR3 Echancree 8 5 Exemplar E bzw RR6 Keiti 8 6 Exemplar F bzw RR7 Chauvet Fragment 8 7 Exemplar G bzw RR8 Kleine Santiagotafel 8 8 Exemplar H bzw RR9 Grosse Santiagotafel 8 9 Exemplar I bzw RR10 Santiagostab 8 10 Exemplar J bzw RR20 Rei Miro London I 8 11 Exemplar K bzw RR 19 Londoner Tafel 8 12 Exemplar L bzw RR 21 Rei Miro London II 8 13 Exemplar M bzw RR24 Grosse Wientafel 8 14 Exemplar N bzw RR23 Kleine Wientafel 8 15 Exemplar O bzw RR22 Berlintafel 8 16 Exemplar P bzw RR18 Grosse Petersburgtafel 8 17 Exemplar Q bzw RR17 Kleine Petersburgtafel 8 18 Exemplar R bzw RR15 Kleine Washingtontafel 8 19 Exemplar S bzw RR16 Grosse Washingtontafel 8 20 Exemplar T bzw RR11 Honolulutafel I 8 21 Exemplar U bzw RR12 Honolulutafel II 8 22 Exemplar V bzw RR13 Honolulutafel III 8 23 Exemplar W bzw RR14 Honolulutafel IV 8 24 Exemplar X bzw RR25 Vogelmann 8 25 Exemplar Y bzw RR5 Tabaksdose Paris Snuffbox oder La Tabatiere 8 26 Nachahmungen Falschungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 Anmerkungen 12 EinzelnachweiseZweck und Bedeutung BearbeitenDie Schrift diente daruber herrscht weitgehend Konsens ausschliesslich den Zwecken einer religiosen und machtpolitischen Elite Die Stammesgesellschaft Polynesiens war streng stratifiziert und hierarchisch ausgerichtet An der Spitze standen die ariki Hauptlinge Stammesoberhaupter die Inhaber aller Ressourcen Gleichzeitig mit ihrer weltlichen Macht symbolisierten sie auch die hochsten religiosen Autoritaten Gestutzt wurden sie von einer Priester und Adelskaste oft enge Familienangehorige In Polynesien wurden Traditionen und in einer streng hierarchischen Gesellschaftsordnung verstand man darunter vorwiegend Regeln Riten und Herrschaftsgenealogien in Form von Rezitationen und rituellen Gesangen weitergegeben Solche Kenntnisse waren wichtig fur die Kontinuitat der Dynastien da die Herrscher ihre Legitimation in einer ununterbrochenen Reihenfolge auf die Grunderahnen zuruckfuhren mussten Wissen war Herrschaftswissen und daher ist es einleuchtend dass die Kenntnis solcher Traditionen bestimmten Personen vorbehalten war Meister gaben ihr Wissen mundlich an ausgesuchte Schuler weiter Dabei erhielt die wortgetreue Wiederholung der Texte hochste religiose Bedeutung Die Entwicklung mnemotechnischer Hilfsmittel war daher eine wertvolle Errungenschaft Pater Sebastian Englert berichtet von einer solchen Schreibschule Ein alter Mann der in seiner Jugend am Unterricht teilnahm erzahlte einigen heute in den 1930er Jahren noch lebenden Personen davon Die Disziplin war sehr streng Die Schuler mussten zuerst die Texte lernen Sie durften weder sprechen noch spielen sondern mussten aufpassen auf den Knien hockend die Hande vor der Brust zusammengelegt Nachdem die Schuler gelernt hatten die Texte zu rezitieren begannen sie die Zeichen zu kopieren um sich an das Schreiben zu gewohnen Diese Kopierubungen wurden nicht auf Holz gemacht sondern mit einem Stilus aus einem Vogelknochen auf Bananenblattern Erst wenn sie ein gewisses Mass an Vollkommenheit erreicht hatten schrieben die Schuler auf holzernen Tafeln vorzugsweise aus Toromiro Zu diesem Einritzen benutzten sie sehr feine Obsidiansplitter oder scharfe Haifischzahne Sebastian Englert La Tierra de Hotu Matu a 1975 2 Die Rongorongo Schrift war also eine Gedachtnisstutze fur eingeweihte Rezitatoren um Gesange von religioser Bedeutung fehlerfrei vortragen zu konnen Mit Ausnahme der Osterinsel ist in Polynesien dieser Entwicklungsschritt jedoch nirgendwo sonst vollzogen worden Konstruktion und Lesart BearbeitenDie Schrift ist vorwiegend auf holzernen Tafeln genannt kohau rongorongo dt etwa Gesange in Linien oder Zeilen sowie einem holzernen Zeremonialstab zwei Rei Miro und einem Moai Tangata Manu niedergelegt Insgesamt sind weltweit nur 25 als authentisch geltende Schriftzeugnisse erhalten Sie sind uber die Museen der ganzen Welt verstreut keines davon ist auf der Osterinsel verblieben nbsp Ausschnitt aus der Kleinen SantiagotafelDie Schrifttafeln zeigen in Reihen angeordnete Glyphen die menschliche Figuren anthropomorphe oder zoomorphe Wesen Tiere Pflanzen Korperteile grafische Symbole und Gegenstande des taglichen Gebrauches darstellen Bei den meisten Zeichen sind die Vorbilder in der Natur noch zu erkennen andere sind bereits weitgehend abstrahiert Mittlerweile ist unstrittig dass es sich um keine Hieroglyphenschrift handelt in der die Zeichen unmittelbar realen Objekten gegenuberstehen Sie steht nicht mehr auf der Stufe der Piktographie Symbol Bilderschrift sondern besteht aus Ideogrammen d h aus Schriftzeichen die einen ganzen Begriff darstellen Thomas Barthel vertrat die Auffassung dass Kernbegriffe dargestellt sind um die mundlichen Uberlieferungen auf eine Art Telegrammstil zu reduzieren eine Form der Gedachtnisstutze Mnemogramm fur den Rezitator 3 Gelesen wird in Zeilen in einer Variation des Bustrophedon von links nach rechts und von unten nach oben D h der Leser beginnt links unten und liest die unterste Zeile von links nach rechts Dann wird die Tafel um 180 Grad gedreht und die nachsthohere Zeile gelesen Die meisten Tafeln sind beidseitig beschrieben und der Text setzt sich ohne Unterbrechung auf der ruckwartigen Seite fort d h die Fortsetzung von der A Seite beginnt links oben auf der B Seite Die in Binsenmatten eingerollten Tafeln wurden in den Paenga Hausern aufbewahrt und waren mit einem Tapu behaftet Sie durften von den gewohnlichen Stammesangehorigen nicht beruhrt werden man prasentierte sie offentlich nur anlasslich besonderer Gelegenheiten Feste und Riten Bei Kriegszugen waren sie besonders begehrte Beutestucke Das Lesen der Tafeln war den tangata rongorongo vorbehalten Schriftgelehrten Anmerkung 1 die sich aus den Familien der Hauptlinge und Adeligen rekrutierten Mit dem Zusammenbruch der Kultur gegen Ende des 17 Jahrhunderts schien auch das Interesse an der Schriftkunde zu erloschen Der letzte grosse Schriftgelehrte war der Ariki Ngaara des machtigen Miru Clans der im Besitz von einigen hundert Tafeln gewesen sein soll Die letzten Schriftkundigen uberlebten die von Europaern eingeschleppten Infektionskrankheiten und die Entfuhrung zahlreicher Insulaner Mitte des 19 Jahrhunderts als Kontraktarbeiter nach Peru und Chile offenbar nicht Die Zeichen Bearbeiten nbsp Barthels Nachzeichnung von Exemplar G Ruckseite Das gesamte uberlieferte Schrifttum umfasst lediglich rund 14 000 Zeichen Die Schrift besteht aus insgesamt 600 Symbolen Anmerkung 2 die sich jedoch auf 120 Grundbestandteile reduzieren lassen die als Bauelemente Verwendung finden Thomas Barthel hat diese Zeichen erfasst katalogisiert in Gruppen eingeteilt und eine statistische Auswertung vorgenommen Seine Gruppierung und Kodierung mit dreistelligen Zahlen ist im Prinzip heute noch gultig obwohl andere inzwischen Verfeinerungen und Erganzungen dieses Systems vorgenommen haben Barthels System Kennziffer 4 FormenZeichen 001 099 grafische Symbole Pflanzen Objekte der NaturZeichen 100 199 seltene geometrische Formen und PersonifizierungenZeichen 200 299 anthropomorphe Figuren Kopf in VorderansichtZeichen 300 399 anthropomorphe Figuren Kopf in SeitenansichtZeichen 400 499 Kopf in Seitenansicht auf diversen Korperformen und Gestalten mit PantomimikZeichen 500 599 besondere KopfformenZeichen 600 699 Vogel GestaltenZeichen 700 799 sonstige TierformenInnerhalb der Kennziffern 200 299 und 300 399 werden die Menschengestalten in Untergruppen je nach Korperhaltung unterteilt sie werden durch die Ziffern 1 bis 7 in den Zehnerstellen dargestellt Die jeweilige Handform ist in der Einerstelle dargestellt Nach diesem System lasst sich jedes Zeichen der Rongorongo Schrift als dreistellige Zahl bezeichnen was eine statistische Auswertung zum Beispiel mit einem Computerprogramm wesentlich erleichtert nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 014 015 016 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 022 025 027 028 034 038 041 044 046 047 050 052 053 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 059 060 061 062 063 066 067 069 070 071 074 076 901 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 091 095 099 200 240 280 380 400 530 660 700 720 730Einige Beispiele des von Thomas Barthel konzipierten und spater erganzten und erweiterten Systems der Klassifizierung mit dreistelligen Zahlen Die Zeichen kommen unterschiedlich haufig vor Die geometrischen Zeichen die sich aber moglicherweise auf Vorbilder in der Natur zuruckfuhren lassen haben laut Barthel mit 65 den hochsten Anteil Sehr haufig ist auch der Vogelmann in verschiedenen Variationen Material und Verarbeitung Bearbeiten nbsp Vergrosserung aus dem Santigostab zeigt die VerarbeitungObwohl einzelne Symbole auch als Petroglyphen dargestellt sind z B in der Hohle Ana O Keke der sogenannten Jungfrauenhohle sind Schriftzeugnisse uberwiegend auf holzernen Tafeln niedergelegt Sie bestehen aus unterschiedlichen Holzarten Eine elektronenmikroskopische Untersuchung erbrachte den Nachweis dass sieben Tafeln sowie das beschriftete Rei Miro Exemplar L bzw RR21 aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea polynesisch miro rapanui mako i gefertigt wurden 5 Der Miro war in Polynesien ein Baum von besonderer ritueller Bedeutung Auf den Gambierinseln und den Gesellschaftsinseln wurde er in den heiligen Bezirken der Zeremonialplattformen angepflanzt und das Holz zur Herstellung von Gotterbildnissen toro und von Pfahlen zur Prasentation der Opfergaben benutzt 6 Es wird vermutet dass die Pflanze mit den ersten Siedlern zur Osterinsel gelangt ist und dort kultiviert wurde 7 Weitere Tafeln sind aus dem Holz des Toromiro gefertigt einem auf der Osterinsel endemischen Baum oder Strauch der inzwischen in der freien Natur ausgestorben ist In einigen Fallen wurde auch Schwemmholz von nicht auf der Osterinsel heimischen Baumen verarbeitet Die durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen wurden mit Obsidiansplittern und oder Haifischzahnen eingeschnitten Dabei wurde der Umriss der Figur in einer feinen Haarlinie geritzt das Innere stehen gelassen Versuche der Entzifferung BearbeitenDen ersten Versuch einer Entzifferung machten die Missionare die in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts auf der Osterinsel tatig waren Sie versuchten einzelne Tafeln mit Genealogien in Verbindung zu bringen die ihnen von den Insulanern genannt wurden Sie erkannten immerhin dass jedes Zeichen einen eigenen Namen hatte Den ersten ernsthaften Versuch unternahm der Bischof von Tahiti Florentin Etienne Tepano Jaussen in den 1860er Jahren Er kannte einen auf Tahiti lebenden Plantagenarbeiter von der Osterinsel mit Namen Metoro touara der behauptete die Schrift lesen zu konnen Obwohl Metoro zeigte wie das Bustrophedon System funktionierte er also mit dem System vertraut zu sein schien waren seine Transkriptionen vergleichbar mit einem Schuljungen der ein Universitatslehrbuch erklaren will 8 Eine Ubersetzung lautete beispielsweise Er ist durchlochert Er ist der Konig Der Mann schlaft gegen die bluhende Frucht 9 Bei mehreren Versuchen an derselben Tafel rezitierte er jeweils unterschiedliche Texte Der Amerikaner William Thomson fuhrte bei seinem Besuch auf der Osterinsel im Jahr 1886 Fotos von verschiedenen Tafeln mit sich die er einem alten Mann mit Namen Ure Vaeiko vorlegte Dessen Lesungen wurden von dem Verwalter der Schaffarm auf der Insel Alexander Salmon ins Englische ubertragen Thomson selbst bezeichnete sie als fehlerhaft die moderne Forschung stuft sie als kaum brauchbar ein Ernsthafte wissenschaftliche Versuche zur Entzifferung gab es erst im 20 Jahrhundert In den 1930er und 40er Jahren beschaftigte sich der Ethnologe Alfred Metraux mit der Osterinselschrift Er kam zu der Erkenntnis dass die Symbole lediglich mnemotechnische und keine phonetische Funktion hatten es somit nicht moglich sein werde sie Wort fur Wort zu lesen und zu ubersetzen 10 Der russische Ethnograph Kudrjawzew konnte 1943 erstmals Textparallelen auf verschiedenen Tafeln nachweisen Die Ethnologen Nikolai Butinov und Juri Knorosov ausserten 1956 die Vermutung die Kleine Santiagotafel Exemplar G bzw RR8 enthalte Genealogien in denen Herrscher bzw deren Vorfahren mit dem Titel dem Namen dem Vaternamen und einem Suffix verzeichnet seien 11 Das grundlegende Werk zur Entzifferung der Osterinselschrift des deutschen Ethnologen Thomas Barthel listete 1958 erstmals alle bekannten beschrifteten Objekte systematisch auf Es enthalt eine grafische Aufbereitung der Texte klassifiziert und katalogisiert die Schriftzeichen und enthalt Ansatze zur Deutung Der franzosische Ozeanist Jean Guiart nahm den Gedanken von Butinov und Knorosov auf und deutete den Inhalt der Schrifttafeln als Genealogien von Herrschenden d h einer Folge von Personennamen und mit diesen Personen verbundenen Orten als Position innerhalb einer Ahnenreihe Der Zweck sei es eigene Machtambitionen herzuleiten und territoriale Anspruche zu rechtfertigen 12 Barthel hatte 1958 bereits die Vermutung geaussert dass die Tafel Mamari Exemplar C bzw RR2 einen Mondkalender enthalte da die Zeilen 6 bis 9 der Vorderseite auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen Der Franzose Jacques Guy bestatigte dies in einem Vergleich der Symbole mit astronomischen Daten und Erkenntnissen die Thomson 1886 auf der Osterinsel gewonnen hatte Er gelangte zu dem Schluss dass die Tafel zwar keinen Kalender im eigentlichen Sinne darstellt jedoch nachvollziehbare astronomische Angaben enthalt die mit Mythen verknupft sind 13 1995 publizierte der Amerikaner Steven Fischer 14 die Uberlegung die Zeichen des Santiago Stabes Exemplar I bzw RR10 gaben einen mundlich tradierten Text wieder der Atua mata riri genannt wird eine Rezitation die Thomson 1886 nach mundlicher Wiedergabe eines Insulaners aufgezeichnet hatte Der Gesang ist ein Schopfungsmythos der den Ursprung verschiedener Pflanzen Tiere und Gegenstande erklart Die Verse sind von standardisierter sich standig wiederholender Form in der Art dass X eine Gottheit oder mythischer Vorfahr mit Y kopuliert und daraus Z entsteht Fischer hatte erkannt dass der Santiagostab als einziges Schriftzeugnis der Osterinsel Zeichengruppen enthalt die jeweils durch eine senkrechte Linie zusammengefasst und von anderen Gruppen abgetrennt sind Dabei handelt es sich immer um drei Zeichen bzw um ein Vielfaches der Zahl Drei Jede dieser Gruppen enthalt ein Zeichen das er als Phallussymbol identifiziert haben will Stimmt Fischers Theorie so sind wir zwar in der Lage den Inhalt eines Schriftzeugnisses zu deuten von der Moglichkeit die Osterinselschrift in Form vollstandiger Satze mit allen grammatikalischen Partikeln lesen zu konnen sind wir aber noch weit entfernt sofern das uberhaupt je moglich sein wird Bisher nur wenig beachtet wurden die Untersuchungen von russischen Wissenschaftlern die die in der damaligen Sowjetunion verwahrten beiden St Petersburg Tafeln untersucht haben die der Ethnologe Nikolai Nikolajewitsch Miklucho Maklai 1871 von Bischof Jaussen erhalten hatte Zu nennen sind hier der Ethnologe A Piotrowski Sergei V Ryabchikov und der Linguist Konstantin Pozdniakov von der Universitat St Petersburg Alter der Tafeln BearbeitenDas Alter der Tafeln ist bisher kaum zu bestimmen da Daten uber ihre Herstellung vollig fehlen Bekannt ist lediglich der Zeitpunkt zu dem sie in europaische Hande gelangt sind Das ist fruhestens in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts gewesen In den Berichten der fruhen Entdecker Roggeveen La Perouse James Cook u a gibt es keinen Hinweis auf irgendwelche Schriftzeugnisse Aus dieser Tatsache schlossen einige Wissenschaftler die Rongorongo Schrift sei eine blosse Nachahmung der europaischen Schrift mit der die Insulaner beim Besuch der Spanier 1770 in Beruhrung kamen Die Spanier hatten ein schriftliches Dokument aufgesetzt in dem die Ariki die spanische Oberhoheit anerkennen sollten Die Hauptlinge unterschrieben es mit Zeichen die eine vage Ahnlichkeit mit der Rongorongo Schrift hatten Insbesondere der Anthropologe Kenneth P Emory vom Bernice P Bishop Museum in Honolulu vertrat diese Ansicht und glaubte die Glyphen seien mit Metallwerkzeugen europaischen Ursprunges eingraviert worden Fur ein Objekt die Honolulutafel III Exemplar V oder RR 13 trifft das wahrscheinlich auch zu Ware Emorys These allerdings zutreffend musste sich das Schriftsystem in einer Zeitspanne von weniger als einem Jahrhundert entwickelt und verbreitet haben sowie ganzlich in Vergessenheit geraten sein sodass es niemand mehr entziffern konnte eine fur einen solch kurzen Zeitraum sehr unwahrscheinliche Entwicklung Ausserdem liefert Emory keine schlussige Erklarung fur den Gebrauch der Bustrophedon Lesart die nur in einigen wenigen antiken und in keiner modernen Schrift Anwendung findet Ruckschlusse auf das Alter der Schrift lasst die Verwendung von Symbolen zu die Pflanzen darstellen die es nicht oder nicht mehr auf der Osterinsel gibt Zeichen 067 nbsp zum Beispiel zeigt eine Honigpalme der Gattung Jubaea die bereits bei Ankunft der ersten Europaer auf der Insel ausgestorben war Zeichen 034 nbsp zeigt den Brotfruchtbaum eine Pflanze die niemals auf der Osterinsel heimisch war Die Kenntnis davon kann nur von den ersten Siedlern stammen und muss von Generation zu Generation weitergegeben worden sein Bisher gibt es lediglich eine einzige Radiokohlenstoffdatierung eines beschrifteten Objektes von der Osterinsel Die franzosische Botanikerin Catherine Orliac untersuchte 2003 einen winzigen Span 20 Milligramm von der ausseren Schicht der Kleinen Petersburg Tafel Sie kam auf ein Alter von 80 Jahren 40 Jahren Allerdings wurde die Tafel bereits 1871 von Miklucho Maklai gesammelt Orliac raumt selbst ein dass die Datierung problematisch sei 15 Mogliche Vorlaufer und Parallelen BearbeitenDie Osterinsel befindet sich im aussersten Osten des Polynesischen Dreiecks und wurde als eine der letzten Inseln besiedelt Wegen der abgeschiedenen Lage hat sich die Kultur wahrscheinlich isoliert entwickelt d h ein Austausch mit anderen Kulturen hat nicht stattgefunden Anmerkung 3 Es ist daher umso erstaunlicher dass ausgerechnet auf dieser kleinen ressourcenarmen Insel die einzige Schrift im gesamten Sudpazifik entstanden ist Dieser Entwicklungsschritt erfolgte allerdings nicht als rezente Schopfung im leeren Raum sondern steht in Zusammenhang mit Zeichensystemen des polynesischen Kulturkreises Fast alle Kulturen Ozeaniens kannten Zeichensysteme die als Tatowierungen Petroglyphen Schnitzereien Felsmalereien oder auf Tapa Rindenbaststoffen niedergelegt wurden In vielen Bereichen der Sudsee gab es Bilderschriften in der Art dass reale Objekte abgebildet wurden um Ereignisse zu dokumentieren Solche piktografischen Schriften sind zum Beispiel auf Palau in einigen Regionen Neuguineas und auf den Karolinen nachgewiesen 16 Die Ureinwohner Australiens ritzten Zeichnungen bzw Ornamente in polierte Holz oder Steintafeln Tjurunga die anschliessend mit einer Fett Ocker Paste eingefarbt wurden Dabei hatte jedes Muster eine spezielle Bedeutung Bei der Rezitation der Gesange wurden diese Zeichen mit dem Finger nachgezeichnet dies hatte zum einen rituelle Bedeutung zur Verstarkung der Magie diente aber auch als Gedachtnisstutze Anmerkung 4 Auf den Marquesas Inseln gab es Knotenschnure mata als mnemotechnische Hilfsmittel zur Rezitation von Gesangen und Genealogien Die Maori Neuseelands hatten eingekerbte Bretter bzw Stabe rakau whakapapa als Gedachtnisstutze zur Aufzahlung von Herrschergenealogien Der Sage nach ist die Schrift keine ureigene Entwicklung der Osterinsel sondern Hotu Matua der mythische Urahn der Rapanui hat angeblich 67 Schrifttafeln aus der alten Heimat Hiva mitgebracht Der Franzosische Sinologe Albert Etienne Jean Baptiste Terrien de Lacouperie bemerkte 1885 Ahnlichkeiten zwischen Zeichen auf den Siegeln von Mohenjo Daro Indusschrift und Glyphen der Rongorongo Schrift Der Schrifttransfer soll wie der indische Historiker N M Billimoria behauptete durch Handelsfahrten der Panis oder Vaniks einem sagenhaften Volk das im Rigveda erwahnt wird zustande gekommen sein 17 Bei einigen grundlegenden Schriftzeichen mit naturlichen Vorbildern z B Fisch Andreaskreuz Vulva Halbmond bestehen zweifelsohne Ahnlichkeiten bei zahlreichen anderen Zeichen sind jedoch keinerlei Parallelen zu erkennen Zwischen dem Ende der Harappa Kultur um etwa 1 800 v Chr und der Besiedlung der Osterinsel fruhestens 400 n Chr liegen rund 2 000 Jahre Ausserdem gibt es fur Handelsfahrten der Indus Kulturen uber derart ausgedehnte Seewege immerhin fast 20 000 km keinen archaologischen Beweis Die Theorie wurde von einigen anderen Linguisten und Ethnologen aufgegriffen und war bis in die 1930er Jahre sehr popular wird aber heute nicht weiterverfolgt Corpus Inscriptionum Paschalis Insulae BearbeitenDer heutige Gesamtbestand der Schriften der Osterinsel Corpus Inscriptionum Paschalis Insulae umfasst sicher nur einen Bruchteil dessen was es an Schriftzeugnissen vor der Ankunft der Missionare gab Pater Eugene Eyraud der erste Missionar der 1864 die Osterinsel erreichte spricht in einem Brief an seine Ordensoberen davon dass es in allen Hausern damit sind vermutlich die Paenga Hauser der Elite gemeint Schrifttafeln gab In all ihren Hausern findet man holzerne Tafelchen oder Stabe die mit vielerlei hieroglyphischen Zeichen bedeckt sind Es handelt sich um Figuren von Tieren die es auf der Insel gar nicht gibt Die Eingeborenen ritzen sie mit Hilfe scharfer Steine ein Jede Figur hat einen eigenen Namen aber angesichts des geringen Aufhebens das man von den Tafelchen macht bin ich geneigt anzunehmen dass diese Zeichen der Rest einer primitiven Schrift fur die Heutigen nur einen Brauch darstellen den man bewahrt ohne nach seinem Sinn zu fragen Die Eingeborenen konnen weder lesen noch schreiben Die Tafeln wurden von den Missionaren systematisch aufgespurt eingesammelt und als teuflisches Machwerk grosstenteils verbrannt 18 Nur wenige Schriftzeugnisse sind ubriggeblieben Kurioserweise war einer der eifrigsten Sammler und Bewahrer der Bischof von Tahiti Florentin Etienne Tepano Jaussen Heute sind nur 25 als authentisch geltende Schriftzeugnisse der Osterinsel verblieben Exemplar A bzw RR1 Tahua Bearbeiten Es handelt sich um eine der Tafeln die im Besitz von Bischof Jaussen waren Sie wurde 1868 von Pater Hippolyte Roussel auf der Osterinsel eingesammelt der sie nach Tahiti sandte Nach dem Tod von Bischof Jaussen kam die Tafel in das Mutterhaus der Congregazione dei Sacri Cuori Anmerkung 5 in Braine le Comte Belgien Sie wird heute im Archiv des Ordens in der Via Rivarone in Rom aufbewahrt 19 Das Material stammt nicht von der Osterinsel sondern ist Teil eines Ruderblattes europaischer Herkunft aus Eichenholz wahrscheinlich Schwemmholz Die gut erhaltene Tafel ist doppelseitig beschrieben mit 8 Zeilen auf jeder Seite insgesamt 1825 Schriftzeichen Breite 91 4 cm Hohe 11 5 cm Exemplar B bzw RR4 Aruku altere Bezeichnung Aroukouru Kurenga Bearbeiten Die Tafel ist wie aus den Aufzeichnungen von Bischof Jaussen ersichtlich angeblich nach ihrem Schnitzer Aroukouru Kourenga benannt der wahrend der Uberfalle der peruanischen Sklavenhandler 1862 1863 ums Leben gekommen sein soll Sie wurde von Pater Hippolyte Roussell an Bischof Jaussen nach Tahiti gesandt Das gut erhaltene Exemplar gehorte ebenfalls zum Bestand des Ordenshauses in Braine le Comte und wurde erstmals anlasslich der Pariser Weltausstellung 1900 offentlich gezeigt Seit 1958 wird es in Rom aufbewahrt Die Tafel besteht aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea Sie ist doppelseitig beschrieben mit 10 Zeilen auf Seite A und 12 Zeilen auf Seite B insgesamt 1290 Schriftzeichen Breite 41 0 cm Hohe 15 2 cm Exemplar C bzw RR2 Mamari Bearbeiten Auch diese Tafel soll den Namen ihres Schnitzers tragen Sie wird mit einer Legende in Verbindung gebracht nach der sie zu dem Bestand von 67 Tafeln gehoren soll die Hotu Matua auf die Insel brachte Sie soll sich im Besitz des beruhmten Ariki Ngaara des machtigen Miru Clans befunden haben wurde ihm aber gestohlen und an die Missionare verkauft 20 Das Exemplar das zu den am besten erhaltenen gehort befand sich von 1868 bis 1892 im Besitz von Bischof Jaussen kam dann nach Braine le Comte und wird heute in Rom aufbewahrt Die Tafel besteht aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea Sie ist doppelseitig beschrieben mit 14 Zeilen auf jeder Seite insgesamt 1000 Schriftzeichen Breite 29 0 cm Hohe 19 5 cm Bereits Barthel vermutete einen Mondkalender da die Zeilen 6 bis 9 von Seite A auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen Diese Ansicht wird inzwischen weitgehend auch von anderen Forschern geteilt 21 Exemplar D bzw RR3 Echancree Bearbeiten Exemplar D wird allgemein wegen des schlechten Erhaltungszustandes als Tablette echancree vom franzosischen echancrer ausschneiden bezeichnet Die Tafel ist nur noch ein Fragment das auf Seite A 6 und auf Seite B 7 Zeilen mit insgesamt ca 270 Zeichen umfasst von denen jedoch nur 182 vollstandig zu erkennen sind Sie wurde 1868 von Pater Zumbohm nach Tahiti gebracht und Bischof Jaussen ubergeben Es war die erste Rongorongo Tafel die in europaische Hande gelangte Sehr ungewohnlich ist dass das Stuck einst mit einer 16 m langen Schnur aus Menschenhaar dicht umwickelt war vermutlich einer Angelschnur die tiefe Kerben hinterlassen hat Auch dieses Stuck ist heute im Besitz der Congregazione dei SS Cuori in Rom wurde aber an das Musee de Tahiti et des Iles auf Tahiti ausgeliehen Stand 2011 Nach Barthel stammt das Holz von der Steineibe Podocarpus latifolius Wie das Holz des in Sudafrika heimischen Baumes auf die Osterinsel gelangt ist ist unbekannt Fischer vermutet als Stuck einer Bootsplanke von einem europaischen Schiff Breite 30 0 cm Hohe 15 0 cm Exemplar E bzw RR6 Keiti Bearbeiten Der Name Keiti fur dieses Exemplar soll den Namen des Schnitzers wiedergeben Auch diese Tafel kam von Pater Roussell in den Besitz von Bischof Jaussen 1888 gelangte sie dann nach Paris befand sich ab 1889 in Braine le Comte und wurde 1894 der Universitatsbibliothek im belgischen Lowen ubergeben Bei der Zerstorung der Stadt und der Universitat im Ersten Weltkrieg durch deutsche Truppen verbrannte 1914 das Original Heute sind nur noch Fotos Abreibungen und Abgusse erhalten Die Holzart ist unbekannt Die Tafel war beidseitig beschrieben mit 9 Zeilen auf der A Seite und 8 Zeilen auf Seite B 880 Schriftzeichen insgesamt Breite 39 0 cm Hohe 13 0 cm ungefahre Masse Exemplar F bzw RR7 Chauvet Fragment Bearbeiten nbsp Exemplar F bzw RR7 Chauvet Fragment A Seite Das sehr schlecht erhaltene erheblich verwitterte Exemplar ist das Bruchstuck einer grosseren Tafel und war hochstwahrscheinlich in einer versteckten Hohle aufbewahrt worden Es war wie aus einem aufgeklebten handgeschriebenen Zettel von 1892 ersichtlich ist ursprunglich im Besitz von Bischof Jaussen und gelangte nach seinem Tod zu den Picpus Patres nach Paris Mit einigen anderen Stucken wurde die Tafel wahrscheinlich 1932 dem franzosischen Ethnologen Stephen Chauvet eigentlich Stephen Charles Chauvet ubereignet 22 Er liess von einem japanischen Holzschnitzer eine verglaste Schatulle anfertigen um das Bruchstuck zu sichern Heute befindet es sich in Privatbesitz Die Tafel ist beidseitig beschrieben und umfasst mindestens 50 Zeichen 35 Zeichen auf der A Seite und mindestens 15 Zeichen auf der B Seite Die handwerkliche Ausfuhrung der Glyphen ist im Vergleich zu anderen Rongorongo Tafeln eher ungelenk Ein Teil der Zeichen auf der B Seite ist stark verwittert und durch den erwahnten Papieraufkleber verdeckt Das Material wurde bisher noch nicht untersucht Breite 11 5 cm Hohe 8 0 cm Exemplar G bzw RR8 Kleine Santiagotafel Bearbeiten Missionare fanden die Tafel 1868 in einem Haus der Kultstatte Orongo einem Priester Haus wie sie schreiben 23 1870 gelangte sie mit der chilenischen Korvette O Higgins nach Santiago de Chile und wird seither im Museo Nacional de Historia Natural aufbewahrt Das ausgezeichnet erhaltene Exemplar ist mit je 8 Zeilen beidseitig beschrieben 720 Zeichen insgesamt Breite 32 cm Hohe 12 1 cm Exemplar H bzw RR9 Grosse Santiagotafel Bearbeiten Auch diese Tafel gelangte zusammen mit Exemplar G 1870 mit der chilenischen Korvette O Higgins nach Santiago de Chile und wird seitdem im Museo Nacional de Historia Natural de Chile aufbewahrt Die Form des Stuckes ist leicht gebogen und folgt der naturlichen Krummung des Ausgangsmaterials eines Stammabschnitts des Portiabaumes Die A Seite ist gut konserviert Seite B teilweise ausgebrochen und an einer Stelle angebrannt Offensichtlich wurde sie als Feuerpflug benutzt Der Text stimmt in einigen Passagen mit dem der Tafeln P und Q uberein nach Auffassung von Barthel und Fischer handelt es sich um einen langen Gesangszyklus 24 Die Tafel hatte ursprunglich wahrscheinlich 1770 Zeichen von denen heute noch 1580 zu identifizieren sind Beschrieben sind beide Seiten mit je 12 Zeilen Breite 44 5 cm Hohe 11 6 cm Exemplar I bzw RR10 Santiagostab Bearbeiten nbsp Santiagostab AusschnittDer Santigostab ist das umfangreichste und wahrscheinlich auch das bedeutendste Schriftzeugnis der Osterinsel Es handelt sich um einen 125 cm langen Holzstab mit einem Durchmesser zwischen 5 7 und 6 4 cm Der Stab ist nicht gleichmassig dick sondern weitet sich an einem Ende keulenformig auf Die Oberflache des Zylinders ist mit 13 Schriftzeilen bedeckt am dickeren Ende kommt noch eine unvollstandige 14 Zeile hinzu Die insgesamt 2320 Schriftzeichen sind meisterhaft graviert Es handelt sich um die schonste erhaltene Arbeit Im Gegensatz zu allen anderen Schriftzeugnissen sind die Zeichenfolgen in Gruppen zu drei oder einem Vielfachen der Zahl Drei eingeteilt und mit senkrechten Strichen abgetrennt Den Stab ubergab der Verwalter der Insel der Franzose Dutroux Bornier 1870 Kapitan Gana von der chilenischen Korvette O Higgins Er gelangte so nach Santiago und befindet sich heute im Museo Nacional de Historia Natural de Chile Wahrscheinlich handelt es sich nicht wie gelegentlich zu lesen ist um eine Nahkampfwaffe sondern um einen Zeremonialstab fur eine hochgestellte Personlichkeit Das Material stammt nach Steven Chauvet vom Toromiro Der Linguist Konstantin Pozdniakov merkt an dass einige Textpassagen des Stabes mit denen von Exemplar G Kleine Santiagotafel und T Honolulutafel I ubereinstimmen 25 Exemplar J bzw RR20 Rei Miro London I Bearbeiten Das Exemplar J ein holzerner Brustschmuck Rei Miro stammt aus der privaten Sammlung ozeanischer Kunst des Marinearztes Dr Peter Comrie 1832 1882 und gelangte 1870 als Geschenk an das Britische Museum in London Wer das Pektoral auf der Osterinsel erwarb ist nicht bekannt Comrie war selbst nicht auf der Osterinsel Angeblich hat ein Matrose eines Schiffes das Stuck Dr Comrie angeboten Infrage kame nur HMS Topaze die vom 1 bis 6 November 1868 vor der Osterinsel lag Das halbmondformig gebogene Brett ist 73 cm lang mit einem grossten Durchmesser von 13 2 cm An beiden Enden sind bartige Kopfe geschnitzt In der Mitte des Halbmondes direkt unterhalb der beiden Bohrungen fur die Umhangeschnur befinden sich zwei Glyphen nbsp Das letzte der beiden Zeichen konnte ein Ao Zeremonialpaddel fur hohe Wurdentrager darstellen Exemplar K bzw RR 19 Londoner Tafel Bearbeiten Die Herkunft dieses Exemplars ist ungeklart Es kam nach den Museumsunterlagen als personliches Geschenk von F Godsell 1903 in das Britische Museum wo es sich heute noch befindet Godsell hatte die Tafel von seinem Vater geerbt Woher sie letztlich stammt ist unbekannt 26 Beide Seiten sind mit je drei vollstandigen Zeilen und zwei unvollstandigen Randzeilen beschrieben insgesamt ca 150 Zeichen Ursprunglich durften es 290 Schriftelemente gewesen sein Die Zeichen sind grober gefertigt als beispielsweise die des Santiago Stabes Der Text stimmt mit der Ruckseite der Kleinen Santiagotafel Exemplar G bzw RR8 uberein allerdings nicht als exakte Wiedergabe sondern als eigenstandige Paraphrase 27 Barthel hatte im Gegensatz zu Metraux der die Tafel fur eine spate Kopie hielt keine Zweifel an der Echtheit Barthel vermutete als Ausgangsmaterial das Holz des Toromiro Eine moderne mikroskopische Analyse zeigt jedoch dass sie aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea besteht was ebenfalls fur die Echtheit spricht da von den europaischen Besuchern des 18 Jahrhunderts keine Baume dieser Art und Grossenordnung auf der Osterinsel wahrgenommen wurden 28 Breite 22 0 cm Hohe 6 8 cm Exemplar L bzw RR 21 Rei Miro London II Bearbeiten nbsp Rei Miro London IIDieser Brustschmuck ist mit 41 2 cm Breite und 10 5 cm maximaler Hohe etwas kleiner als Exemplar J aber in ausgezeichnetem Zustand Die Herkunft ist unklar Er stammt aus der Privatsammlung Christy und befindet sich seit 1883 im Britischen Museum Am unteren Rand des Pektorales zieht sich ein Schriftband mit 48 Zeichen entlang Auffallend ist die relative Haufigkeit des Vulva Motivs Katherine Routledge zeigt ein Foto von Exemplar L in ihrem Buch und merkt an es handele sich um einen von Frauen getragenen Brustschmuck 29 Das Rei Miro besteht aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea Exemplar M bzw RR24 Grosse Wientafel Bearbeiten Der Erwerb der Tafel ist ebenso wie der Exemplare N und O auf die Sudsee Expedition des Kanonenbootes SMS Hyane von 1882 unter Kapitanleutnant Wilhelm Geiseler zuruckzufuhren Einer der Befurworter und Unterstutzer der Forschungsreise war der Hamburger Kaufmann und Konsul in Valparaiso Heinrich Schlubach Schlubachs Frau Margaret war eine geborene Brander Das Unternehmen der schottischen Familie Brander Salmon war von 1866 bis 1888 Besitzer der Osterinsel und betrieb dort eine Schaffarm Alexander Salmon der Verwalter der Farm ubergab die drei in seinem Besitz befindlichen Rongorongo Tafeln als Geschenk fur Schlubach an Kapitan Geiseler Anmerkung 6 Die Exemplare M und N verkaufte Schlubach spater an die Firma Klee amp Kocher in Hamburg die sie dem osterreichischen Vize Konsul Heinrich Freiherr von Westenholz weiterverkaufte 1886 stiftete Westenholz sie dem Museum fur Volkerkunde Wien Das stark beschadigte Exemplar aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea tragt nur noch Uberreste von Schriftzeichen Die Anzahl der erkennbaren Glyphen wird unterschiedlich mit 50 bis 61 Elementen angegeben Breite 28 4 cm Hohe 13 7 cm Exemplar N bzw RR23 Kleine Wientafel Bearbeiten Die Herkunft entspricht der von Exemplar M der grossen Wientafel Auch sie wurde 1886 von Westenholz dem Museum fur Volkerkunde in Wien gestiftet Auch diese Tafel ist beschadigt stellenweise angebrannt und an einem Ende zersplittert Die Anzahl der erkennbaren Schriftzeichen wird unterschiedlich angegeben zwischen 173 und 230 Elementen Die Tafel ist zu je 5 Zeilen beidseitig beschrieben Nach Pozdniakov bildet der Text der Kleinen Wientafel einen Teil des Textinhalts der B Seite von Exemplar E Tafel Keiti 30 Nach Barthel stammt das Holz entweder vom Portiabaum Thespesia populnea oder von der Steineibe Podocarpus latifolius 31 Breite 25 5 cm Hohe 5 2 cm Exemplar O bzw RR22 Berlintafel Bearbeiten Die Herkunft entspricht der von Exemplar M und N der beiden Wientafeln Sie wurde von Kapitanleutnant Wilhelm Geiseler von der SMS Hyane dem deutschen Konsul in Valparaiso Heinrich Schlubach ubergeben der sie 1883 dem Koniglichen Museum fur Volkerkunde zu Berlin stiftete Das Exemplar O ist neben dem Santiagostab das grosste erhaltene Schriftzeugnis von der Osterinsel Breite 103 cm Hohe 12 5 cm maximal Das leicht gekrummte erheblich beschadigte Stuck ist stark verwittert und war von Insektenfrass befallen Ausserdem sind an verschiedenen Stellen Brandschaden sichtbar Seite B ist vollig zerstort es konnen keine Schriftzeichen mehr entziffert werden Auf der A Seite sind noch sieben Zeilen mit 137 Elementen zu erkennen Die Tafel gehort heute zum Bestand des Ethnologischen Museums in Berlin Rafal M Wieczorek Assistant Professor an der Universitat Warschau hat im Jahr 2020 eine umfassende Untersuchung der Berlintafel vorgenommen Ein winziger Span der erheblich beschadigten Seite wurde einer Radiokarbonanalyse unterzogen die vier Ergebnisse brachte Mit hochsten Wahrscheinlichkeit 88 1 datiert die Berlintafel um 1810 Die Ergebnisse sind wie Wieczorek aber selbst einraumt nicht schlussig denn es ist nicht auszuschliessen dass die Berlintafel bereits fruher in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts entstand Eine mikroskopische Analyse offenbarte dass sie nicht wie lange Zeit angenommen aus Schwemmholz gefertigt ist sondern aus dem Holz des auf der Osterinsel altheimischen Portiabaumes Thespesia populnea Hochauflosende photogrammetrische Bilder zeigen dass auch die zerstorte B Seite der Berlintafel dicht beschrieben war obwohl die Glyphen im Einzelnen nicht mehr zu identifizieren sind Auf dieser Grundlage schatzten die Forscher den Gesamtbestand der Zeichen auf uber 4000 Vollstandig lesbar ware die Berlintafel das umfangreichste erhaltene Schriftdokument der Osterinsel 32 Exemplar P bzw RR18 Grosse Petersburgtafel Bearbeiten Als sich die russische Korvette Witjas 1871 wahrend der russischen Sudsee Expedition in Tahiti aufhielt erhielt der Anthropologe Nikolai Nikolajewitsch Miklucho Maklai die Rongorongo Tafel von Bischof Jaussen Kurz vor seinem Tod vermachte Miklucho Maklai seine ethnologische Sammlung darunter die zwei Rongorongo Tafeln P und Q der Russischen Geografischen Gesellschaft 1891 kamen sie in den Bestand des Ethnologischen Museums in St Petersburg wo sie seitdem aufbewahrt werden Jede Seite ist mit 11 Zeilen beschrieben insgesamt 1540 Schriftzeichen Das Material ist nach Barthel Toromiroholz eine neue mikroskopische Untersuchung ergab aber dass die Tafel tatsachlich aus dem Holz der Steineibe Podocarpus latifolius besteht 33 Der Form nach konnte sie ein Teil eines Ruderblattes europaischer Herkunft gewesen sein Da sie aber mehrere Durchbohrungen wahrscheinlich fur Schnure aufweist ist es auch moglich dass das Stuck als Teil eines Kanus Verwendung fand Anmerkung 7 Breite 63 cm Hohe 15 cm max Exemplar Q bzw RR17 Kleine Petersburgtafel Bearbeiten Die Kleine Petersburgtafel stammt wie Exemplar P aus dem Nachlass von Miklucho Maklai Sie kam mit der Expedition der Witjas nach Russland Woher sie ursprunglich stammt ist nicht eindeutig geklart Miklucho Maklai hat sie entweder in Tahiti oder in Mangareva erworben Sie gehort heute ebenfalls zum Bestand des Ethnologischen Museums in St Petersburg Die stark gekrummte Tafel vermutlich aus einem gebogenen Aststuck hergestellt besteht aus dem Holz des Portiabaumes Thespesia populnea Sie ist auf der A und B Seite mit je 9 heute noch erkennbaren Zeilen beschrieben Viele Zeilen der stark verwitterten Tafel sind unvollstandig sodass noch etwa 900 von ursprunglich wahrscheinlich 1200 Schriftelementen identifiziert werden konnen Der Text weist in mehreren Sequenzen Parallelen mit dem Text der Tafeln H und P auf Breite 44 0 cm Hohe 9 0 cm Exemplar R bzw RR15 Kleine Washingtontafel Bearbeiten Im Dezember 1886 besuchte die USS Mohican ein Dampfschiff der U S Pacific Squadron mit einem Forschungsauftrag der Smithsonian Institution die Osterinsel Vor allem der Schiffszahlmeister William Thomson und der Schiffsarzt George Cooke erkundeten die Insel Thomson gelang es unter erheblichen Schwierigkeiten wie er angibt zwei Rongorongo Tafeln zu erwerben Exemplar R und S 1890 ubergab Thomson die beiden Tafeln der Smithsonian Institution Sie befinden sich heute im National Museum of Natural History in Washington D C Die leicht gebogene Tafel R ist an den Randern beschadigt an einem Ende abgebrochen ansonsten aber gut erhalten Das Material ist unbekannt Thomson nahm an dass es sich um Toromiro Holz handele Seite A ist mit 8 Zeilen Seite B mit 9 Zeilen beschrieben von denen mittlerweile jedoch nur noch 8 erkennbar sind Der Textumfang betragt heute 460 Zeichen von ursprunglich wahrscheinlich ca 600 Die russischen Linguisten Konstantin und Igor Pozdniakov haben statistische Vergleiche vorgenommen und festgestellt dass Textsequenzen von Exemplar R in mehreren anderen Tafeln vorkommen 34 Breite 24 cm Hohe 9 cm Exemplar S bzw RR16 Grosse Washingtontafel Bearbeiten Die Herkunft ist die gleiche wie bei Exemplar R Kleine Washingtontafel Sie befindet sich heute ebenfalls im National Museum of Natural History in Washington D C Uber die ursprunglichen Besitzer gibt eine Passage aus dem Bericht von Katherine Routledge Auskunft Die Eingeborenen erzahlten uns dass ein Schriftkundiger von der Sudkuste dessen Haus voll von Rongorongo Tafeln gewesen war sie auf Geheiss der Missionare weggeworfen hatte Daraufhin nahm ein praktisch veranlagter Mann namens Niari die ausrangierten Tafeln an sich und machte ein Boot aus ihnen mit dem er eine Menge Fische fing Als sich die Nahte der zusammengebundenen Holzstucke fur den Bootsrumpf auflosten bewahrte er das Holz in einer Hohlung eines Ahu nahe Hange Roa auf um spater ein neues Boot daraus zu bauen Pakarati ein Insulaner der heute 1914 noch lebt fand ein Stuck das die USS Mohican spater an sich brachte 35 Die an einer Seite zugespitzte rundum mit zwolf Bohrungen versehene Form der Tafel legt nahe dass sie tatsachlich als Bootsplanke zweckentfremdet wurde Auf der A Seite sind 8 Zeilen beschrieben auf der B Seite 9 mit insgesamt 730 noch identifizierbaren Zeichen von ursprunglich wahrscheinlich 1200 Breite 63 cm Hohe 12 cm max Exemplar T bzw RR11 Honolulutafel I Bearbeiten Der Privatsammler J L Young in Auckland erwarb die drei Tafeln T U und V angeblich 1888 von einem zuverlassigen Vermittler Die genaue Herkunft ist unbekannt es besteht jedoch kein Zweifel dass es sich um echte Stucke handelt 1920 kaufte sie das Bernice P Bishop Museum in Honolulu wo sie sich noch heute befinden Der Erhaltungszustand von Exemplar T ist sehr schlecht Das Holz ist von unbekannter Herkunft Eine Seite ist vollstandig die andere grosstenteils vermodert und von Insektenfrass zerstort Ausserdem weisen beide Seiten Brandspuren auf Seite A ist mit 11 Zeilen beschrieben Noch etwa 140 bis 150 Schriftelemente sind erkennbar ursprunglich durften es mehr als 400 gewesen sein Auf Seite B sind auch mit modernen Verfahren keine Schriftzeichen mehr zu identifizieren Thomas Barthel glaubte eine enge thematische Verwandtschaft des Textes mit dem Santiago Stab Exemplar I bzw RR 10 zu erkennen 36 Breite 31 cm Hohe 12 5 cm max Exemplar U bzw RR12 Honolulutafel II Bearbeiten Die Herkunft ist dieselbe wie bei Exemplar T und V Tafel U befindet sich ebenfalls in der Sammlung des Bernice P Bishop Museums in Honolulu Auch dies ist ein schlecht erhaltenes weitgehend vermodertes von Insektenfrass beschadigtes und stellenweise verbranntes Exemplar Die Enden sind ausgefranst und in der Mitte befindet sich ausserdem ein grosses Astloch Auf Seite A sind noch 6 Schriftzeilen zu erkennen auf Seite B 10 Zeilen Rund um das Astloch sind insgesamt nur noch 62 Schriftelemente zu identifizieren von ursprunglich vermutlich 400 bis 500 Die Schriftzeichen auf Seite A und B sind unterschiedlich gross sodass man annimmt dass zwei verschiedene Graveure am Werk waren Breite 70 5 cm Hohe 8 cm Exemplar V bzw RR13 Honolulutafel III Bearbeiten Die Herkunft ist dieselbe wie bei Exemplar T und U Tafel V befindet sich ebenfalls in der Sammlung des Bernice P Bishop Museums in Honolulu Exemplar V wurde wahrscheinlich aus dem Ende eines Ruders europaischer Herkunft Schwemmholz hergestellt Seite A ist an einem Ende etwas abgesplittert Seite B hat leichte Brandschaden Nur eine Seite tragt erkennbare Schriftelemente insgesamt 22 Zeichen in zwei Zeilen Die Schriftzeichen sind im Vergleich zu den anderen Tafeln ungelenk und mit einem Stahlwerkzeug eingraviert Alfred Metraux bezweifelte die Echtheit des Stuckes Sowohl Fischer als auch Barthel sind allerdings der Meinung dass es sich zwar um ein spates Stuck handelt die Tafel jedoch eindeutig vor der Ankunft der Missionare auf der Osterinsel gefertigt wurde Breite 71 8 cm Hohe 9 cm Exemplar W bzw RR14 Honolulutafel IV Bearbeiten 1886 erwarb Leutnant Symonds von der USS Mohican die Tafel auf der Osterinsel Er ubergab sie spater der in Honolulu ansassigen Familie Gifford die sie 1914 dem Bernice P Bishop Museum stiftete Exemplar W ist lediglich ein kleines Fragment Breite 6 7 cm Hohe 2 3 cm einer grosseren Tafel Die Holzart ist unbekannt Es sind nur 3 Schriftzeichen auf Seite A zu identifizieren Exemplar X bzw RR25 Vogelmann Bearbeiten Exemplar X ist eine Vogelmann Figur Moai Tangata Manu von meisterhafter Ausfuhrung und in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand Die 33 cm hohe Holzfigur ist die einzig bekannte ihrer Art die mit Schriftzeichen bedeckt ist Der aus insgesamt 38 Elementen bestehende Text einige Zeichen sind durch Abrieb nur schwer zu erkennen verteilt sich in insgesamt 7 kurzen Abschnitten von 2 bis 12 Zeichen auf verschiedene Korperteile Schnabel Hinterkopf Nacken Brust unterer Rucken Unterleib und Oberschenkel Alle Schriftzeilen ausser im Nacken befinden sich auf der rechten Korperhalfte Die Herkunft der Figur ist unklar Fischer spekuliert dass sie moglicherweise mit einem Walfangschiff aus Nantucket in die Vereinigten Staaten gekommen sein konnte Das Stuck stammt ursprunglich aus der Privatsammlung Appelton Sturgis Anmerkung 8 und wurde in den 1890er Jahren dem American Museum of Natural History in New York City ubereignet wo es sich noch heute befindet Exemplar Y bzw RR5 Tabaksdose Paris Snuffbox oder La Tabatiere Bearbeiten Exemplar Y ist eine holzerne Tabaksdose eines Seemanns die aus Bruchstucken einer Rongorongo Tafel besteht Die ursprungliche Tafel wurde in 6 rechteckige Einzelstucke zerteilt die zu einer Schachtel mit Klappdeckel zusammengesetzt wurden Das Holz stammt vom Portiabaum Thespesia populnea Das Musee de l Homme in Paris erwarb die Tabaksdose im Jahr 1961 von dem franzosischen Altamerikanisten Henry Reichlen der sie wiederum von einer franzosischen Familie bekommen hatte in deren Besitz sie angeblich seit Generationen war Heute wird sie im Musee du quai Branly in Paris ausgestellt Auf den Aussenseiten der Schachtel sind noch etwa 80 Schriftelemente manche nur teilweise zu erkennen Auf der Innenseite befinden sich keine Zeichen offenbar wurde die Tafel bevor man sie auseinanderschnitt auf der B Seite glattgehobelt Obwohl die Schriftzeichen wahrscheinlich mit einem Stahlwerkzeug eingraviert wurden hatten weder Thomas Barthel noch Steven Fischer Zweifel an der Authentizitat In Barthels Buch Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift von 1958 ist die Tabaksdose noch nicht verzeichnet Lange 7 1 cm Breite 4 7 cm Hohe 2 8 cm Masse der Dose Nachahmungen Falschungen Bearbeiten Bereits im 19 Jahrhundert hatte es sich auf der Osterinsel herumgesprochen dass Schrifttafeln bei Besuchern sehr begehrt waren Wie zum Beispiel bei Thomson und Routledge nachzulesen ist wurden zum Teil recht hohe Preise gezahlt Alfred Metraux lobte 1934 35 einen hoheren Geldbetrag aus fur die Beschaffung von bisher unbekannten Schriftzeugnissen Dies zog zahlreiche Falschungen nach sich Es gibt daher in den Sammlungen noch eine Reihe von Schrifttafeln die allgemein als zweifelhaft oder unauthentisch angesehen werden Anmerkung 9 Zu nennen ist hier insbesondere die sogenannte Poike Tafel in einigen Veroffentlichungen auch als Exemplar Z bzw T4 verzeichnet im Museo Nacional de Historia Natural in Santiago de Chile Die Herkunft ist unklar Angeblich wurde die Tafel 1937 von dem Insulaner Jose Pate in Hausfundamenten auf der Poike Halbinsel gefunden und Pater Sebastian Englert ubergeben Sowohl Barthel als auch Fischer bezweifeln die Echtheit Beim Besuch der SMS Hyane auf der Osterinsel erwarb ein Offizier ein Rei Miro heute im Australian Museum in Sydney Aussehen und Beschaffenheit sprechen dafur dass es sich um ein echtes alteres Exemplar handelt Allerdings hat ein Unbekannter den Brustschmuck durch Eingravieren von Zeichen die wohl Rongorongo Schrift darstellen sollen nachtraglich aufgewertet Die Zeichen sind mit einem stahlernen Werkzeug nur grob eingeritzt Die Formen gehoren nicht zum Repertoire der klassischen Osterinselschrift sondern sind zweifelsfrei ungelenke Nachahmungen In den letzten Jahren seit Kunstwerke der Osterinsel Kultur bei Versteigerungen renommierter Auktionshauser hohe Preise erzielt haben sind auch einige Rongorongo Artefakte aufgetaucht deren Echtheit jedoch bezweifelt werden muss Die sogenannte San Diego Tafel von unklarer Provenienz wurde 2016 von einem Trodel Handler in Prescott Arizona angekauft der sie angeblich in einem alten Anwesen in San Diego gefunden hat Das 16 6 cm messende ungefahr rechteckige Stuck einer bisher nicht bestimmten Holzart ist auf der B Seite stark verwittert und tragt auf der A Seite funf Reihen von insgesamt 98 Rongorongo Glyphen Sie entsprechen durchaus der von Barthel erstellten Formenliste und kommen in ahnlicher Form auch auf authentischen Rongorongo Tafeln vor Ob die San Diego Tafel mit einem Artefakt identisch ist das der amerikanische Handelskapitan Patrick John Calligan 1873 auf der Osterinsel erworben hat heute jedoch verschollen ist ist unklar Die Echtheit muss jedenfalls bezweifelt werden insbesondere solange die Herkunft verschleiert wird 37 Im Jahr 2018 wurde ein mit zehn Rongorongo Glyphen beschriebenes 15 4 cm grosses Stuckchen Tapa Rindenbaststoff von einem Antiquitatenhandler im Namen einer anonymen Familie aus Zurich im Handel angeboten Ein Vorfahre der Familie namens Albert oder Albrecht van Houten habe auf einem nicht benannten Schiff gedient das im Marz 1899 die Osterinsel angelaufen habe Dort habe er sich in eine junge Frau namens Rangitoki verliebt Sie habe ihm einen Fetzen ihres Lendenschurzes geschenkt der mit den Schriftzeichen beschrieben war Das Artefakt war zusammengefaltet in einem Uhrengehause versteckt zusammen mit einem Stuck Papier auf dem handschriftlich in Deutsch stand Ein Stuck von dem Rock meiner geliebten wunderschonen Rangitoki An mich als Geschenk uber re icht Marz 1869 38 Dass Rongorongo Schrift auch auf Tapa Rindenbaststoff niedergelegt wurde ist bisher beispiellos aber nicht vollig ausgeschlossen Die verwendeten Glyphen kommen auch auf authentischen Rongorongo Tafeln oder dem Santiago Stab vor Das Rangitoki Fragment ist keine plumpe Falschung eher eine Nachahmung authentischer Rongorongo Schrift deren Echtheit jedoch bezweifelt werden muss solange das Schreibmedium keiner wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen und das Alter nicht durch Radiokarbonanalyse bestimmt wurde Wegen des Wertes der heutzutage Antiquitaten im Allgemeinen und Sammlerstucken von der Osterinsel im Besonderen zugemessen wird muss man damit rechnen dass weitere Rongorongo Tafeln echt oder gefalscht im Handel auftauchen Solange sie von der Forschung nicht ubereinstimmend als kanonisch deklariert wurden lohnt es nicht sich damit zu beschaftigen Literatur BearbeitenBarthel Thomas Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift De Gruyter amp Co Hamburg 1958 Veraltet Fischer Steven Roger Rongorongo The Easter Island Script History Traditions Texts Clarendon Press Oxford 1997 ISBN 0 19 823710 3 Oxford studies in anthropological linguistics 14 Metraux Alfred Die Oster Insel Kohlhammer Stuttgart 1957 Veraltet Robinson Andrew Lost Languages The Enigma of The World s Undeciphered Scripts McGraw Hill New York City 2002 ISBN 0 07 135743 2 A Peter N Nevraumont book Eine aktuelle Bestandsaufnahme der Entzifferungsversuche in Kap VIII S 218 243 Routledge Katherine The Mystery of Easter Island Sifton Praed amp Co London 1919 Neuauflage Cosimo Classics New York NY 2007 ISBN 978 1 60206 698 4 Veraltet Davletshin Albert Name in the Kohau Rongorongo script Easter Island In Journal de la Societe des Oceanistes Vol 134 2012 S 95 109 Horley Paul Rongorongo tablet from the Ethnological Museum Berlin In Journal de la Societe des Oceanistes Vol 135 2012 S 243 256 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rongorongo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ein inschriftliches Denkmal von der Oster Insel von Rudolph Amandus Philippi und Adolf Bastian 1870 Quellen und Volltexte Michael Eversons vorlaufiger Vorschlag zur Kodierung in Unicode PDF 356 kB Fotos und Barthels Zeichnungen aller Rongorongo TexteAnmerkungen Bearbeiten Robert von Heine Geldern bezeichnet sie als Kenner Bewahrer und Rezitatoren der Uberlieferungen Nimmt man jedoch die Ligaturen und die verschiedenen Arten der Handformen und Variationen hinzu erhoht sich die Zahl auf etwa 1500 Zeichen Obwohl neuere Forschungen zwar die Herkunft der Osterinsulaner aus Sudamerika bestreiten wollen sie einen moglichen Kontakt der beiden Kulturen nicht ganzlich ausschliessen Dieser Kontakt durfte allerdings wenn er uberhaupt stattgefunden hat auf eine einzige oder sehr wenige Gelegenheiten beschrankt gewesen sein Siehe dazu Helene Martinsson Wallin Ahu The Cermonial Stone Structures of Easter Island Uppsala 1994 Damit soll keineswegs die Behauptung aufgestellt werden dass es zwischen der Osterinsel und den Aborigines Australiens kulturelle Verbindungen gab Das Beispiel zeigt jedoch dass die Vermutung es handele sich bei den Rongorongo Tafeln um ein mnemotechnisches System nicht ohne Parallelen ist Der Orden ist auch bekannt unter dem Namen Picpus Patres nach dem Grundungsort in einem Bezirk von Paris oder in Deutschland als Arnsteiner Patres Das Verzeichnis der von Geiseler auf der Osterinsel erworbenen Gegenstande das er seinem Bericht an die Kaiserliche Admiralitat anhangt erwahnt die drei Rongorongo Tafeln nicht Es kann daher davon ausgegangen werden dass es sich tatsachlich um ein privates Geschenk an Schlubach handelte Die Kanus der Osterinsel waren wie James Cook berichtete aus kleinen und kleinsten mit Schnuren verbundenen Holzstuckchen zusammengenaht Als Folge der weitgehenden Entwaldung standen Stamme fur Einbaume nicht mehr zur Verfugung Russell Sturgis war ein bekannter amerikanischer Architekt und Kunstliebhaber aus Baltimore und einer der Grunder des Metropolitan Museum of Art Sein Sohn Appelton Sturgis setzte die Tradition als Kunstsammler fort Siehe dazu das Kapitel Gefalschte Objekte bei Thomas Barthel 1958 S 33 35 Einzelnachweise Bearbeiten John Flenley Paul Bahn The Enigmas of Easter Island Oxford University Press Oxford und New York 2003 ISBN 0 19 280340 9 S 186 Sebastian Englert La Tierra de Hotu Matu a Santiago de Chile 1948 zitiert nach Thor Heyerdahl Die Kunst der Osterinsel Munchen Gutersloh Wien 1975 S 233 Thomas Barthel Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift Hamburg 1958 nach Barthel 1958 S 40 41 Catherine Orliac The rongorongo tablets from Easter Island botanical identification and 14c dating in Archaeology in Oceania Oktober 2005 S 115 120 Catherine Orliac Le dieu Rao de Mangareva et le Curcuma longa in Journal de la Societe des Oceanistes 2002 Nr 114 5 S 201 207 Arne Skjolsvold Archaeological investigation at Anakena Easter Island The Kon Tiki Museum Occasional Papers vol 3 1995 Oslo John Flenley und Paul Bahn 2003 S 187 Er ist durchlochert Robongo Ubersetzungen ergaben bisher keinen Sinn Suddeutsche Zeitung 13 September 2017 S 14 linke Spalte Werner Wolff The Mystery of Easter Island Script Columbia University New York 1945 In The Journal of the Polynesian Society Vol 54 Nr 1 online Nikolai Butinov Personal Names of the Easter Island Tablets In Journal of the Austronesiean Studies vol 2 1960 S 3 7 Jean Guiard Die Schriftzeichen der Osterinsel in 1500 Jahre Kultur der Osterinsel Schatze aus dem Land des Hotu Matua Katalog zur Ausstellung veranstaltet von der Deutsch Ibero Amerikanischen Gesellschaft Frankfurt a M vom 5 April bis 3 September 1989 Mainz 1989 ISBN 3 8053 1064 1 S 137 Jacques Guy On the Lunar Calendar of Tablet Mamari in Journal de la Societe des Oceanistes Heft 2 Paris 1991 S 135 149 Steven R Fischer Preliminary evidence for cosmogonic texts in rapanui s rongorongo inscriptions in Journal of the Polynesian Society vol 104 S 303 321 Wellington 1995 Catherine Orliac 2005 S 118 119 Richard Andree Bilderschriften aus der Sudsee in Globus Geografische Zeitschrift Band 40 1881 S 375 376 N M Billimoria The Script of Mohenjo Daro and Easter Island in Journal of the Polynesian Society Vol 50 Wellington 1941 S 44 ff Katherine Routledge The Mystery of Easter Island London 1919 S 207 Steven Roger Fischer Rongorongo the Easter Island script Oxford University Press 1997 Auflage 2007 S 410 Katherine Routledge 1919 S 249 zum Beispiel Jacques Guy 1991 und Steven Fischer 1997 Heide Margaret Esen Baur 1500 Jahre Kultur der Osterinsel Schatze aus dem Land des Hotu Matua Katalog zur Ausstellung veranstaltet von der Deutsch Ibero Amerikanischen Gesellschaft Frankfurt a M vom 5 April bis 3 September 1989 Mainz 1989 S 235 Heide Margaret Esen Baur 1989 S 235 Thomes Barthel 1958 S 23 Konstantin Pozdniakov Les Bases du Dechiffrement de l Ecriture de l Ile de Paques in Journal de la Societe des Oceanistes Nr 103 Paris 1996 S 289 303 PDF Memento des Originals vom 25 Juni 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot pozdniakov free fr Abbildung Wooden tablet with rongorongo inscription Thomas Barthel 1958 S 25 Catherine Orliac 2005 S 116 117 Katherine Routledge 1919 S 269 Fig 115 Konstantin Pozdniakov Les Bases du Dechiffrement de l Ecriture de l Ile de Paques in Journal de la Societe des Oceanistes No 103 Paris 1996 S 289 303 Thomas Barthel 1958 S 27 Rafal M Wieczorek Kamil Frankiewicz Alexei A Oskolski und Paul Horley The rongorongo tablet from Berlin and the time depth of Easter Island s writing system The Journal of Island and Coastal Archaeology vom 25 November 2020 Catherine Orliac Botanical Identification of the Wood of the Large Kohau Rongorongo tablet of St Petersburg in Rapa Nui Journal Nr 21 vom Mai 2007 S 7 10 Konstantin und Igor Pozdniakov Rapanui Writing and the Rapanui Language Preliminary Results of a Statistical Analysis in Forum for Anthropology amp Culture Nr 3 2006 S 89 123 Katherine Routledge 1919 S 207 Barthel 1958 S 31 Tomi S Melka Robert M Schoch Exploring a mysterious tablet from Easter Island the issues of authenticity and falsifiability in rongorongo studies In Cryptologia 44 4 Februar 2020 Seite 1 64 Tomi S Melka Robert M Schoch The Rangitoki Bark Cloth Piece A Newly Recognized Rongorongo Fragment In Asian and African Studies Volume 28 2 2019 Seite 113 417 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rongorongo amp oldid 236951275