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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Obsidian Begriffsklarung aufgefuhrt Obsidian ist ein naturlich vorkommendes vulkanisches Gesteinsglas Obsidian glanzend schwarz mit rhyolithischer bis dazitischer Zusammensetzung vom Big Glass Mountain Kalifornien USAHandstucke von Obsidian mit typischem Muschelbruch und scharfen Kanten Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Entstehung 3 Beschaffenheit 4 Varietaten 5 Vorkommen 6 Verwendung als Rohstoff 6 1 In prahistorischer Zeit 6 1 1 Europa 6 1 2 Asien 6 1 3 Amerika 6 2 Neuzeit 7 Datierung und Herkunft 8 Falschungen und Verwechslungen 9 Literatur 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name leitet sich von dem Romer Obsius her der in der Antike den ersten Obsidian von Athiopien nach Rom gebracht haben soll Entstehung BearbeitenObsidian entsteht bei rascher Abkuhlung von Lava mit einem Massenanteil an Wasser von maximal 3 4 Die Abkuhlungsraten sind dabei nach den ausseren Umstanden so dass die flussige Lava in Monaten oder Tagen in extremen Fallen sogar binnen Minuten fest wird 1 Bei hoheren Gehalten an fluchtigen Stoffen neben Wasser hauptsachlich CO2 wurde sich sonst auch bei schneller Abkuhlung das Gestein zu Bimsstein aufblahen Bei langsamer Abkuhlung entsteht Pechstein Die Bildung vulkanischer Glaser ist stark von der Zahflussigkeit und deshalb vom Kieselsauregehalt der Lava abhangig je hoher desto zahflussiger Wegen der raschen Abkuhlung kommt es nicht zur Ausbildung regelmassiger Kristallstrukturen Das Material aus dem der Obsidian besteht hat damit ein chaotisches amorphes Gefuge Da die kristalline Struktur fehlt ist Obsidian als Gesteinsglas per Definition eine unterkuhlte Flussigkeit Wie alle Glaser ist Obsidian metastabil und zeigt innerhalb geologischer Zeitraume die Tendenz zur Entglasung und Kristallisation Auch auf diesem Weg ist die Bildung von Spharolithen moglich das sind mineralische Aggregate aus strahlenformig angeordneten Kristallen Augen bzw Schneeflocken Obsidian Ein aus Obsidian entstehendes Gestein ist Perlit das im Baugewerbe eingesetzt wird Vulkanische Glaser sind mit Ausnahme des Pechsteins aus dem Palaozoikum und Prakambrium unbekannt da sie heute vollkommen devitrifiziert vorliegen Die meisten Obsidiane haben einen Kieselsaure Gehalt von mindestend 70 und werden zur Rhyolith Familie gezahlt Rhyolithe sind die vulkanitischen Aquivalente der Granite Seltener sind trachitische andesitische und phonolithische Obsidiane mit geringeren Kieselsaure Anteilen Beschaffenheit BearbeitenDie Farbe variiert stark abhangig von der Gegenwart verschiedener Verunreinigungen und deren Oxidationszustanden Trotz der meist hohen Gehalte an Kieselsaure zum Vergleich Granite sind normalerweise helle Gesteine ist Obsidian meist dunkelgrun bis schwarz gefarbt gelegentlich auch braun und rotlich Das kommt durch im Gestein feinst verteilte Hamatit oder Magnetitminerale Je nach Vorkommen konnen jedoch in mehr oder minder grossen Mengen Kristalle in die glasige hyaline Struktur eingebettet sein Die oft ausgebildete Fliesstextur aussert sich in einem schlierigen Bild eutaxitisches Gefuge Die Harte betragt 5 0 bis 5 5 auf der Mohs Skala 2 Varietaten Bearbeiten nbsp Schneeflockenobsidian geschliffenSchneeflocken Obsidiane enthalten Einschlusse von radial gewachsenen bis zu 1 cm grossen Strukturen sogenannten Spharolithen Diese Minerale meist Feldspate oder Cristobalit eine Hochtemperatur Modifikation von Quarz wuchsen von einem Kristallisationskeim aus kugelformig in die umgebende Schmelze bis die Abkuhlung diesen Prozess unterband nbsp ApachentraneDurch Erosion gerundete kleine Klumpen von Obsidian werden Apachentranen genannt auch Rauchobsidian Der Volksglaube uberliefert dass an der Fundstelle einer Apachentrane ein Indianer gestorben sei Vorkommen Bearbeiten nbsp Dose aus armenischem Obsidian Itkvajam LagerstatteWeltweit sind bisher rund 60 Fundorte fur Obsidian bekannt Stand 2019 3 so unter anderemin Afrika Kanarische Inseln am Pico del Teide auf Teneriffa 4 sowie am Rand der Caldera de Taburiente und in den Bergen auf La Palmain Vorderasien Armenien Aragazotn Kotajk und Sewan 5 nahe der gleichnamigen Stadt Turkei Kars unter anderem nahe Sarikamis 6 Golludag und Nenezi Dag 7 in Ostasien China Huangnishan Ton Lagerstatte im Kreis Xuyi Provinz Jiangsu und Fuxin Provinz Liaoning Indonesien Baliin Europa Deutschland verschiedene Steinbruche bei Baden Baden Baden Wurttemberg Triebischtal Sachsen Griechenland die Inseln Nisyros und Milos in der sudlichen Agais Island die Obsidianklippe am Berg Hrafntinnuhryggur und das Naturreservat Hrafntinnusker Reykjadalir im Bezirk Rangarvallasysla Italien Marrubiu und Skala Antruxioni Pau in der Provinz Oristano Sardinien Inseln Lipari und Pantelleria vor Sizilien Steinbruch Cava Val di Serra Gemeinde Ala Trentino Portugal Furnas See Azoren Slowakei Mernik Okres Vranov nad Topľou Ungarn Tolcsva im Komitat Borsod Abauj Zemplenin Nordamerika Kanada Mount Edziza im Norden British Columbias Obsidianhandel seit 8000 v Chr USA Gebiet des Yellowstone Nationalparks Wyoming Newberry Caldera und Glass Buttes Oregon Big Glass Mountain Kalifornien Vulkan Hualalai Hawaii Mexiko Alamos im Bundesstaat Sonorain Sudamerika und Polynesien Peru Macusani Uran Lagerstatte Provinz Carabaya Chile Maunga Orito auf der Osterinsel Neuseeland Mount Tarawera und Mayor Island Tuhua NordinselVerwendung als Rohstoff BearbeitenIn prahistorischer Zeit Bearbeiten In der Steinzeit besonders ab dem Neolithikum wurde Obsidian wegen seines scharfkantigen muscheligen Bruchs und seines glasigen Gefuges ebenso wie Feuerstein als Material fur Werkzeuge und Waffen geschatzt Seine mediterranen Vorkommen sind bekannt und die Verbreitung des Obsidians kann uber weite Distanzen mehr als hundert Kilometer nachgewiesen werden Europa Bearbeiten nbsp Obsidianklingen von den Kykladen 2700 2300 v Chr Obsidianvorkommen gibt es in Europa wenig Das wahrend der Steinzeit Sudeuropas verwendete Hauptvorkommen stellen die Liparischen Inseln aber auch Monte Arci Palmarola und Pantelleria dar sie wurden bereits vor dem 5 Jahrtausend v Chr dauerhaft besiedelt Zehn weitere in der Steinzeit genutzte kleine Vorkommen lagen in den Karpaten Mittel und Osteuropas 8 9 10 Asien Bearbeiten In der hethitischen Grossreichszeit wurden Gefasse aus Obsidian hergestellt Im alten Rom wurde geschliffener und polierter Obsidian als Spiegel verwendet Die Assyrer bezogen Obsidian NA4ZU ṣurru unter anderem aus den Nairi Landern in der nordostlichen Turkei Unter Tiglat pileser I ist er als Tribut belegt 11 Amerika Bearbeiten In der prahistorischen mexikanischen Stadt Teotihuacan wurde Obsidian zu Gotterfiguren und anderen Skulpturen verarbeitet Dabei wird der Stein sowohl in der schwarzen Form als auch als Silberobsidian oder Goldobsidian verwendet Diese besondere Form des Obsidian wirkt im Schatten schwarz wahrend sie im Licht hell golden oder silbern glanzt Bei der Bearbeitung ist der Stein matt und hellgrau Erst durch die Politur entfaltet er seinen Glanz Die Azteken sowie andere mesoamerikanische Volker haben Obsidian zur Herstellung von Speer und Pfeilspitzen und vollstandigen Schwertern den sogenannten Maquahuitl verwendet Neuzeit Bearbeiten Mit der zunehmenden Verbreitung der Bronze ging die Verwendung von Obsidian in Europa und Asien zuruck Heute wird Obsidian vor allem zur Herstellung von Kunstgegenstanden und als Schmuckstein genutzt manchmal auch fur Messerklingen 12 Vorschlage medizinische Skalpelle daraus herzustellen 13 14 haben sich nicht durchgesetzt es gibt keine fur diesen Zweck zugelassenen Erzeugnisse Datierung und Herkunft BearbeitenDie Dicke der Hydratationsschicht an prahistorischen Artefakten wird zur Datierung herangezogen Da man die Herkunft des Obsidians anhand der Beimischung an Spurenelementen bzw der Isotopenzusammensetzung Neutronenaktivierungsanalyse und des Alters Spaltspurenanalyse bestimmen kann konnen Obsidianartefakte auch wichtige Auskunfte uber prahistorischen Tausch oder Handel geben Falschungen und Verwechslungen BearbeitenDa Obsidian als Schmuckstein in relativ grossen Mengen vorkommt sein Preis daher vergleichsweise niedrig ist wird er nur selten gefalscht Auch ist er leicht durch seinen typischen Glasglanz zu identifizieren Schwarzer Obsidian kann allerdings mit schwarzem Schorl Turmalingruppe und Onyx bzw gefarbtem Achat verwechselt werden wenn er nicht durchsichtig ist Alle anderen Obsidianvarianten sind aufgrund ihrer charakteristischen Muster und Farbenspiele unverwechselbar Obsidian kann leicht mit Impaktschmelzgesteinen verwechselt werden Diese entstehen durch das Aufschmelzen und schnelle Abkuhlen von Gestein infolge eines Meteoriteneinschlags Pechstein ist dem Obsidian in Aussehen und Bildung sehr ahnlich Literatur BearbeitenWalter Maresch Olaf Medenbach Gesteine Steinbachs Naturfuhrer Neue bearbeitete Sonderausgabe Mosaik Verlag Munchen 1996 ISBN 3 576 10699 5 S 90 Albrecht German Ralf Kownatzki Gunther Mehling Hrsg Natursteinlexikon 5 vollig uberarbeitete und aktualisierte Neuausgabe Callwey Munchen 2003 ISBN 3 7667 1555 0 S 262 Hans Otto Pollmann Obsidian Bibliographie Artefakt und Provenienz Veroffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau Museum 78 Der Anschnitt Beiheft 10 Verlag des Deutschen Bergbau Museums Bochum 1999 ISBN 3 921533 67 8 Siehe auch BearbeitenListe der GesteineWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Obsidian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Obsidian Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Obsidian In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 4 August 2022 Erlauterung zum Zemplen Obsidian mit guten Bildern Weltweite Obsidianverteilung nicht ganz vollstandig Maya und Olmec Obsidian en Einzelnachweise Bearbeiten Hugh Tuffen Stephanie Flude Kim Berlo Fabian Wadsworth Jonathan Castro Encyclopedia of Geology 2 Auflage Academic Press 2021 ISBN 978 0 08 102909 1 S 196 208 doi 10 1016 B978 0 12 409548 9 12527 8 englisch Robert Howard Tykot Prehistoric trade in the Western Mediterranean The sources and distribution of Sardinian obsidian PDF Thesis to the department of Anthropology Harvard University Cambridge Oktober 1995 S 53 abgerufen am 17 Februar 2016 Fundortliste fur Obsidian beim Mineralienatlas deutsch abgerufen am 13 April 2022 Karoly Nemeth Teide volcano Geology and eruptions of a highly differentiated oceanic stratovolcano In J C Carracedo V R Troll Hrsg Bulletin of Volcanology Band 75 Nr 11 8 Oktober 2013 ISSN 1432 0819 S 759 doi 10 1007 s00445 013 0759 5 Benno Plochinger Das transkaukasische Armenien ein Teil des Alpinen Mediterranen Orogens In Verh Geol B A Jahrgang 1979 Heft 2 1979 S 195 203 zobodat at PDF 562 kB abgerufen am 5 August 2019 Mucip Demir Sarikamis Obsidian Sources and Evaluation In Kafkas Universitesi Sosyal Bilimler Enstitusu Dergisi Band 19 2017 S 119 139 doi 10 9775 kausbed 2017 008 turkisch Semra Balci at all A New Aceramic Neolithic Site Nearby the Obsidian Sources Preliminary Insights from Sircalitepe Olwen Williams Thorpe Stanley E Warren John G Nandris The distribution and provenance of archaeological obsidian in Central and Eastern Europe In Journal of Archaeological Science 11 Nr 3 1984 S 183 212 Olwen Williams Thorpe A study of obsidian in prehistoric central and Eastern Europe and it s trace element characterization An analytically based study of archaeological obsidian in Central and Eastern Europe an investigation of obsidian sources in this area and the characterization of these obsidians using neutron activation analysis Corinne N Rosania Matthew T Boulanger Katalin T Biro Sergey Ryzhov Gerhard Trnka Michael D Glascock Revisiting Carpathian obsidian In Antiquity 82 Nr 318 Dezember 2008 Betina Faist Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14 und 11 Jahrhundert v Chr Alter Orient und Altes Testament Bd 265 Ugarit Verlag Munster 2001 ISBN 3 927120 79 0 S 43 Zugleich Tubingen Universitat Dissertation 1998 Andreas Kalweit Christof Paul Sascha Peters Reiner Wallbaum Handbuch fur Technisches Produktdesign Material und Fertigung Entscheidungsgrundlagen fur Designer und Ingenieure 2 bearbeitete Auflage Springer Berlin u a 2011 ISBN 978 3 642 02641 6 in der Google Buchsuche B A Buck Ancient technology in contemporary surgery In The Western journal of medicine Band 136 Nummer 3 Marz 1982 S 265 269 PMID 7046256 PMC 1273673 freier Volltext J J Disa J Vossoughi N H Goldberg A comparison of obsidian and surgical steel scalpel wound healing in rats In Plastic and reconstructive surgery Band 92 Nummer 5 Oktober 1993 S 884 887 PMID 8415970 Normdaten Sachbegriff GND 4172330 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Obsidian amp oldid 237924639