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Die Weltalter der Antike gehen zuruck auf einen von Hesiod in seinem Gedicht Werke und Tage uberlieferten Mythos 1 dem zufolge in der Geschichte der Welt funf Menschengeschlechter aufeinander folgten namlich Goldenes Geschlecht Silbernes Geschlecht Bronzenes oder Ehernes Geschlecht Heroisches Geschlecht Eisernes GeschlechtDas Goldene Zeitalter Joachim Wtewael 1605 Dabei ist das Zeitalter des goldenen Geschlechts ein paradiesischer Urzustand und das der Gegenwart entsprechende Eiserne Zeitalter ein Zustand totalen Niedergangs und Verfalls Letzteres wurde von Aratos von Soloi im 3 Jahrhundert v Chr in dessen astronomischen Lehrgedicht Phainomena zu einem eigenstandigen Mythos erweitert aber bereits als Ehernes Zeitalter verstanden weitere Zeitalter kennt er nicht 2 Dieser grundsatzlichen Entwicklung vom Guten zum Schlechten steht die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Goldenen Zeitalters gegenuber die vor allem in der politisch literarischen Propaganda des augusteischen Zeitalters ihren Ausdruck fand Bedeutend war hier vor allem die Gestaltung des Mythos in Ovids Metamorphosen 3 Ovid war der erste der den Begriff Goldenes Zeitalter fur einen idealen wieder herzustellenden Urzustand pragte und entsprechend Silbernes Zeitalter fur die Zeit eines sich abzeichnenden Niedergangs usw Ausserdem erscheint bei Ovid kein Zeitalter der Heroen es sind also vier Zeitalter bei Ovid Inhaltsverzeichnis 1 Die Zeitalter 1 1 Goldenes Zeitalter 1 2 Silbernes Zeitalter 1 3 Bronzenes Zeitalter 1 4 Heroisches Zeitalter 1 5 Eisernes Zeitalter 2 Herleitung der Zeitalter 3 Zyklische Weltalter 4 Biblische Parallele 5 Mittelalterliche Chroniken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Zeitalter BearbeitenGoldenes Zeitalter Bearbeiten nbsp Das Goldene Zeitalter Lucas Cranach der Altere Hauptartikel Goldenes Zeitalter Hesiod beschreibt das gesegnete Leben des goldenen Menschengeschlechts unter der Herrschaft des Kronos Saturnus folgendermassen Diese nun lebten wie Gotter von Sorgen befreit das Gemute Fern von Muhen und fern von Trubsal lastendes Alter Traf sie nimmer an Handen und Fussen die namlichen immer Freuten sie sich bei Gelagen entruckt stets jeglichem Ubel Wie vom Schlummer bezwungen verschieden sie keines der Guter Missten sie Frucht gab ihnen das nahrungsspendende Saatland 4 Nach ihrem Tod wurden die goldenen Menschen zu Daimonen den Schutzengeln der judisch christlichen Mythologie ahnlich die unsichtbar den Menschen helfen ihre Taten beobachten und manchmal ihr Vorrecht ausuben Reichtum zu spenden 5 Auch bei Ovid erscheint das goldene Zeitalter aurea aetas als Idyll eines ewigen Fruhlings eines zeitlosen vorgesetzlichen Zustands Erst nun sprosste von Gold das Geschlecht das ohne Bewachung Willig und ohne Gesetz ausubte das Recht und die Treue Strafe und Furcht waren fern nicht lasen sie drohende Worte Nicht an geheftetem Erz noch stand ein flehender Haufe Bang vor des Richters Gesicht Schutz hatten sie ohne den Richter 6 Silbernes Zeitalter Bearbeiten nbsp Das Ende des Silbernen Zeitalters Lucas Cranach der Altere National Gallery London nbsp Silbernes Zeitalter Virgil Solis 1581 Die Kindheit der silbernen Menschen dauerte ein ganzes Jahrhundert die Lebensspanne der Erwachsenen war dafur relativ kurz Dieses zweite Geschlecht wurde von Zeus allerdings schon bald wieder vernichtet da es ihnen an Frommigkeit mangelte Sie waren mutwillig untereinander und kannten keine Ehrfurcht fur die Gotter Nach ihrem Ende wurden die silbernen Menschen zu seligen Toten in der Unterwelt 7 Das silberne Zeitalter bei Ovid ist dadurch gekennzeichnet dass nicht mehr ewiger Fruhling herrscht und nicht mehr alles von selbst wachst Der Wechsel der Jahreszeiten beginnt irgendwann kommt der Winter mit seiner Kalte warmende Wohnung und Kleidung werden notig was geerntet werden soll muss zuerst angebaut werden und damit beginnt die Muhsal der Arbeit 8 Bronzenes Zeitalter Bearbeiten Das darauf folgende bronzene Menschengeschlecht widmet sich vollig dem Krieg der Starke und der Gewalt Alles ist aus Bronze gemacht sowohl die Waffen als auch die Hauser Doch alle Kraft und Gewalt bringt weder Dauer noch Ruhm und die Erschlagenen sinken hinab in den dusteren Hades 9 Heroisches Zeitalter Bearbeiten Hauptartikel Heroisches Zeitalter Das auf dieses Kriegergeschlecht folgende Geschlecht der Helden ist ausgezeichnet durch Edelmut und Tapferkeit Dieser Heroen und Halbgotter Taten sind es von denen die grossen Epen berichten vor allem naturlich die Gedichte Homers Aber sie alle werden schon bald Opfer ihres Heldenmutes Nach ihrem Tod bewohnen sie unter der Herrschaft des Kronos die Seligen Inseln am Rand des Okeanos wo dreimal im Jahr Fruchte wie Honig reifen und die abgeschiedenen Helden ein Leben frei von jeglicher Sorge fuhren 10 Es wurde vermutet dass das Geschlecht der Heroen von Hesiod in ein schon zuvor existierendes Schema mit vier Geschlechtern und vier entsprechenden Metallen eingefugt wurde Dafur spricht z B dass bei Ovid kein Zeitalter der Heroen erscheint 11 Eisernes Zeitalter Bearbeiten nbsp Eisernes Zeitalter nbsp Astraias Abschied von den Hirten Salvator Rosa Das letzte das eiserne Geschlecht lebt in der Gegenwart des Dichters und dieses Zeitalter ist unter allen funf Zeitaltern das jammerlichste und das verkommenste Bald missachten sie auch die Erzeuger die altersgebeugten Schmahen die armen sogar mit krankender Rede sie tadelnd Frevelnd und nimmer gedenk des Gerichtes der Gotter sie lohnen Niemals wohl den Eltern den alternden Pflege der Kindheit Faustrecht waltet die Stadt will einer dem andern verwusten Weit von dem Treiben der Menschen zum Stamm der Ewigen fluchtend Scham und Scheu Aἰdὼs kaὶ Nemesis zuruck wird bleiben der sterblichen Menschen Dusterer Jammer und Hilfe sich nirgends zeigen im Elend 12 Wahrend Hesiod die Verkommenheit dieses Geschlechtes vor allem darin erkennt dass die fundamentalen Verpflichtungen gegenuber den Eltern dem Gastfreund dem Hohergestellten nicht mehr respektiert werden und das Recht selbst zum Mittel des Ubergriffs durch Meineid und falsche Anklage pervertiert wird betont Ovid eher wirtschaftliche und technische Veranderungen die Verderben mit sich bringen bzw ermoglichen den Schiffbau der Seeraub ermoglicht die Landvermessung mit der das vormalige Gemeingut abgemessen und aufgeteilt wird der Bergbau durch den Eisen fur Waffen und Gold als Anreiz der Habgier aus der Erde geholt wird Kennzeichnend fur dieses Zeitalter ist schliesslich dass eine letzte auf Erden verbliebene Macht und Reprasentanz des Gottlichen sich endgultig zuruckzieht Hier bei Hesiod sind das Nemesis Nemesis die gerechte Vergeltung und Aidos Aἰdws das Zuruckscheuen vor Unrecht und Frevel 13 In den Phainomena des Aratos von Soloi ist es die Dike Dikh Gerechtigkeit die von der Gesetzlosigkeit der Menschen von der Erde vertrieben als Sternbild der Jungfrau an den Himmel versetzt wird 14 Beide Mythen erscheinen zusammengefasst im Mythos von Astraia Astraea der gottlichen Jungfrau die als letzte die Erde verlasst und deren Wiedererscheinen den Anbruch eines neuen Goldenen Zeitalters anzeigen wurde 15 Bei Ovid heisst das Achtende Scheu ist dahin und von blutbefeuchteten Landern Kehrte die Jungfrau heim Astraia der Himmlischen letzte 16 Herleitung der Zeitalter BearbeitenDie Abfolge bronzenes heroisches und eisernes Zeitalter entspricht im Wesentlichen der auch heute noch gebrauchlichen Einteilung der Geschichte nach dem Stand der Metallverarbeitung in Bronzezeit und Eisenzeit Die griechischen Heldensagen wie der Trojanische Krieg spielten sich gegen Ende der Bronzezeit ab Der Abfolge goldenes silbernes und bronzenes Zeitalter liegt der Paradiesgedanke zugrunde Zyklische Weltalter BearbeitenIn der antiken Philosophie war anders als in der Dichtung die Vorstellung von in Zyklen sich wiederholenden Weltaltern verbreitet So beschreibt Philo in Uber die Ewigkeit der Welt die Anschauung der Stoiker nach der unsere Welt in periodischen Weltenbranden neu geformt wurde Ebenso berichten Anaximander Anaximenes Heraklit Diogenes von Apollonia Platon Aristarch von Samos oder Ovid von wiederkehrenden Weltzerstorungen und anschliessend neu beginnenden Zeitaltern Biblische Parallele BearbeitenDaniel deutet einen Traum des Konigs Nebukadnezar in dem dieser die folgenden Konigreiche der Erde als Gold Silber Bronze Eisen und Ton voraussieht Dan 2 31 EU Nebukadnezar II lebte um ca 600 v Chr Mittelalterliche Chroniken BearbeitenMittelalterliche Chroniken wie die Schedelsche Weltchronik unterteilten die Geschichte der Welt in sieben Weltalter Literatur BearbeitenJoseph Eddy Fontenrose Work Justice and Hesiod s Five Ages In Classical Philology Band 69 Nr 1 1974 S 1 16 Bodo Gatz Weltalter goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen Olms Hildesheim 1967 John Gwyn Griffiths Archaeology and Hesiod s Five Ages In Journal of the History of Ideas Band 17 Nr 1 1956 S 109 119 Hartwig Heckel Zeitalter In Der Neue Pauly DNP Band 12 2 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01487 8 Sp 706 709 Glenn W Most Hesiod s Myth of the Five or Three or Four Races In Proceedings of the Cambridge Philological Society Band 43 1998 S 104 127 Hans Schwabl Weltalter In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XV Stuttgart 1978 Sp 783 850 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weltalter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hesiod Werke und Tage 106ff Ovid Metamorphosen 89ffEinzelnachweise Bearbeiten Hesiod Werke und Tage 106 201 Aratos von Soloi Phainomena 96 136 Ovid Metamorphosen 1 89 150 Hesiod Werke und Tage 112 117 Ubersetzung nach Heinrich Gebhardt bearbeitet von Egon Gottwein Hesiod Werke und Tage 106 126 Ovid Metamorphosen 1 89 93 Ubersetzung nach Reinhard Suchier bearbeitet von Egon Gottwein Hesiod Werke und Tage 127 142 Ovid Metamorphosen 113 124 Hesiod Werke und Tage 143 155 Hesiod Werke und Tage 156 173 Frederick A Paley The Epics of Hesiod Wittaker London 1887 S 27 Anm 162 Digitalisat Hesiod Werke und Tage 185 201 Ubersetzung nach Heinrich Gebhardt bearbeitet von Egon Gottwein Hesiod Werke und Tage 174 201 Aratos Phainomena 96 ff Frances Yates Astraea The Imperial Theme in the Sixteenth Century Routledge London 2000 Ovid Metamorphosen 1 149 f Ubersetzung nach Reinhard Suchier bearbeitet von Egon Gottwein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weltalter der Antike amp oldid 232985925